FolkWorld #47 03/2012

CD & DVD Reviews

Dragseth "Stää un Stünn"
Eigenverlag, 2011

www.atelier-knortz.de

Lieder auf Platt. Folkmusik ist so oft reflektiv für die Landschaft, wo sie herkommt - und ich finde immer, dass das ganz besonders für plattdeutsche Musik oft zutrifft. Dragseth's Musik hat diese typische Melancholie, wie man sie auch in der flachen nordeutschen Küstenlandschaft entdecken kann. Das Quartett hat eine attraktive Instrumentierung (Gitarre, uilleann pipes, Kotrabass, Posaune, Banjo etc.) und angenehme Gesangsstimmen. Melancholisch-gemütlich und voller Wärme ist die Musik, die ihre ganz eigene Schönheit hat.
© Michael Moll


Kelpie "Desembermåne - December Moon"
Westpark Music, 2012

www.duo-kelpie.com

FolkWorld Xmas

Ich höre "Desembermåne" an einem Morgen Anfang Dezember. Musik zum Aufstehen ist das nicht, eher für einige Stunden später, wenn es bereits wieder zu Dunkeln beginnt und man es sich mit Zimtgebäck und Glögg gemütlich machen kann. Das weihnachtlich erfahrene[2] Duo Kerstin Blodig (Gesang, Gitarre) und Ian Melrose (Gitarre, Whistles, Seljefløte) führt mit einigen wenigen, subtil eingesetzten Gastmusikern wie dem norwegischen Geiger Sturla Eide,[36] dem Akkordeonisten Manfred Leuchter[46] und dem Bassisten Urs Fuchs[37] in den hohen, kalten Norden. Sie zelebrieren eigene und traditionelle Lieder über den Heiland und das Weihnachtsfest, über den weißen Schnee und das besondere Licht des Dezembermonds. Das bekannte schwedische Volkslied "Staffan var en stalledräng" (Stefan war ein Stalljunge) hat eine schöne Instrumentierung erhalten. Der norwegische Psalm "Saligheten er oss nær" (Die Erlösung ist nah), bereits auf dem Kelpie-Album "Var det du - var det deg?" eingespielt,[34] kommt morgenländlich angehaucht daher. Ungewöhnlich ist auch Kelpies Version des alten deutschen Weihnachtsliedes "Es ist ein Ros entsprungen". Ian darf den nordenglischen Klassiker "The Snows They Melt The Soonest" zum Besten geben, den gelungenen Abschluss bildet noch der spontan im Studio entstandene Jam über "God Rest Ye Merry Gentlemen".
Wie bei allen Weihnachtsplatten ist auch "Desembermåne" bereits im Sommer produziert worden, man konnte bereits eine Kostprobe auf den Kelpie-Konzerten hören.[46] Wie schafft man es, die Stimmung der kalten Jahreszeit im Hochsommer einzufangen? Alles eine Frage von Kompetenz und Professionalität!
© Walkin' T:-)M


Litha "Dancing of the Light"
artes records, 2012

Article: Litha's Mid Year Name Changer

www.litha-music.com

Seit 2008 sind Gudrun Walther (Gesang, Geige, Akkordeon) und Jürgen Treyz (Gitarre, Dobro) aus Deutschland, bekannt von den Gruppen Deitsch[41] und Cara,[43] sowie Claire Mann[25] (Flöten, Geige) und Aaron Jones (Gesang, Bouzouki, Gitarre), derzeit auch bei den Old Blind Dogs[43] tätig, aus Schottland unter dem Namen 2duos auf Tournee.[39] Im vergangenen Jahr entschied das Quartett nun, als feste Gruppe und unter neuem Namen ein Album einzuspielen: Litha - der angelsächsische Name für die Sommersonnenwende. Das Konzept hat sich allerdings nicht geändert, eine Multi-Kulti-Band, bei der jedes Mitglied seine ganz individuellen Vorlieben einbringt. Aaron ist der Singer-Songwriter-Typ; er singt gleich zu Beginn das musikalisch traditionell angehauchte "Blind George" aus der Feder seines Freundes Tim O'Leary; desweiteren Anne Listers "Icarus" und Karine Polwarts "Waterlily", dessen Text für den Albumtitel verantwortlich ist. Gudrun ist mit Deutschfolk aufgewachsen und wir finden hier das traditionelle Frühlinglied "Nun will der Lenz uns grüßen", als auch - von ihr vertont - Theodor Storms "Mondlicht" und Johann Gottfried von Herders "Herr Oluf", welches auf einer mittelalterlichen Ballade basiert. Die Arrangements sind durchgängig keltisch geprägt. Claire ist fest in traditioneller irischer Musik verankert, was sie bei den Instrumentalstücken beweist - der irischen Weise "An Buachaill Caol Dubh" als auch einer Reihe von Reels - teils traditionell, teils aus der Feder von Gudrun, dem ehemaligen Cara-Flötisten Claus Steinort und Geigerin Patricia Clark, die aushilfsweise mit Cara getourt ist. Jürgen ist studierter Jazzgitarrist, auf ihn gehen wohl die Zwiefache aus der Oberpfalz zurück, der traditionelle süddeutsche Rhythmus, der zwischen 2/4 und 3/4 variiert. Seine "Winterreise" beginnt leichtfüßig als Walzer im 5/4-Takt, mäandert so dahin und erreicht seinen Höhepunkt in einem wilden Gitarrensolo. Litha ist Beweis dafür, dass das Ganze größer sein kann als die Summe aller Teile: vier Harmoniestimmen, zwei Geigen, das Wechselspiel zwischen Gitarre und Bouzouki ... "Dancing of the Light" endet mit dem Lied "Ready for a Jar" und beschreibt humorvoll die einwöchige Vorbereitung auf die Studioaufnahmen im irischen Kinvara und was dabei so alles schief gehen kann. Im Studio war das dann nicht mehr allzuviel!
© Walkin' T:-)M


Fidil "The Old Wheel of Fortune"
Own label, 2011

www.fidilmusic.com

English CD Review

Wenige Tage vor ihrer Teilnahme an der Irish Spring Tournee durch Deutschland erscheint hier nun diese Rezension. "The Old Wheel of Fortune" ist das zweite Album des jungen Geigentrios Aidan O'Donnell, Damien McGeehan und Ciarán Ó Maonaigh (nicht gezählt ein vorgängeralbum als Duo).[41] Gleich zu Beginn zwei Jigs - "Kiss the Maid Behind the Byer" und "Ta Do Mhargadh Deanta" - aus dem Repertoire des Donegal-Geigers John Doherty, wie auch das folgende Reel-Set "The Salamanca"/"Old Wheel of Fortune"/"Leslie's", letzterer auf Altans[37] Debütalbum zu finden. Ja, Fidil setzt auf das Geigen-Repertoire des Counties im irischen Nordwesten. Sie zollen der traditionellen Musik und den ihnen vorausgegangenen Musikern ihre ganze Anerkennung. Und gleichzeitig bringen sie diese Musik in ganze neue Gefilde. Da wird gestrichen, gezupft und geklampft. Wir hören Gleichklänge und Harmonien, Bassläufe und Pizzicato. Techniken, die eigentlich eher zum Jazz, zur Klassik oder zum Bluegrass gehören. Sehr schön ist "Alec McConnell's Waltz", der bereits auf dem Vorgängeralbum zu finden war. Der Slip-Jig "The Rocky Road To Dublin" hat einen dritten Teil verpasst bekommen. Der "Low Level" und der "Star" Hornpipe, beides Paradestücke John Dohertys, werden in B gespielt. Genauso wird der "Moving Cloud Reel" in F anstatt in G gespielt und Francie Mooneys (d.i. Ciaráns Großvater) ausgefallene Version der Mazurka "Shoe the Donkey" wird dann von der üblichen Version beendet. Die Drei verlassen nur ganz kurz das County Donegal, einmal ins benachbarte Schottland mit James Scott Skinners[25] "Herr Roloff's Farewell" und (vielleicht) etwas weiter mit der obskuren "John Whorskey's Polka" - der Geiger John Whorskey ist Damiens Großonkel, in England ist die Weise als country dance tune "La Russe" bekannt.
"The Old Wheel of Fortune" ist eine Sammlung mitreißender irischer Tanzmusik, mit drei Fiedeln - und nur drei Fiedeln und nichts anderem - ungewöhnlich arrangiert.
© Walkin' T:-)M


La Marotte "Faule Fee"
Eigenverlag, 2011

www.lamarotte.de

Die Quedlingburger Mittelalterband La Marotte präsentiert sich auf ihrer zweiten Scheibe gereifter, aber destotrotz nicht weniger energetisch als auf ihrem Debüt.[43] Das Quintett streift wie das finnische Mädel in dem Lied (das u.a. von der flämischen Gruppe Laïs bekannte "Tina Vieri")[18] kreuz und quer durch Europa und verleibt sich die verschiedensten Traditionen ein: ein niederfränkisches Fastnachtslied ("Jögdelk Völkje"), ein andalusisches Liebeslied ("Con el Vito"), oder sei es ein skandinavisches Kinderlied ("Jeg sa en Ulv"), zum Tanzen eine Gigue oder eine Bourree oder irisch oder bretonisch Angehauchtes. Die Stücke sind in ein neo-mittelalterliches Gewand gehüllt, sprich der Klangvorstellung des post-modernen Menschen über das Mittelalter entsprechend. Die Geige von Magdalena Krampitz und die diversen Blasinstrumente von Torsten Höher (Sackpfeife, Flöte, Schalmei) werden von einer agilen Rhythmussektion vorangetrieben. Gar nicht faul wird die Fee wie die sprichwörtliche Sau durchs Dorf getrieben. Und klingt dabei noch gut!
© Walkin' T:-)M


Hilke Billerbeck "Trip to Ireland"
Ergin Records, 2011

www.hilke-billerbeck.de

And now for some completely different ... Gemäß dem Motto des Geigers Martin Hayes - There are as many ways to play Irish music as there are people to play it! - hat sich die Hamburger Gitarristin Hilke Billerbeck der irischen Musik angenommen. Ihre Grundlage ist die klassische Gitarre und sie hat einen eigenen Stil aus überkommenen Spielweisen irischer Musik und ihrer klassischen Ausbildung entwickelt. Es ist eine äußerst filigrane, detaillierte Musik. Seien es nun einerseits zarte Weisen - z.B. die vielgespielte traditionelle Slow Air "Port Na bPucai", Liz Carolls "Lament of the First Generation", die Melodie des bekannten gälischen Liedes "Taimse Im' Chodladh" (mit Unterstützung von Julia Wetzel-Kagelmann an der Böhm-Flöte) oder das Carolan-Stück "Mrs Anne Mac Dermott Roe" (eine andere Gitarrenversion habe ich mal bei Paddy Steinbach gesehen) - oder andererseits irische Tanzmusik: z.B. "Arthur Darley's Jig"[46] oder die Hornpipe "The Kildare Fancy" Hornpipe.[33] Das funktioniert mit der Gitarre genauso wie mit der Harfe. Dabei stand bei vielen Stücken und Arrangements offenbar der klassische Gitarrist David Russell Pate. Ewähnenswert sind noch die Interpretation des Jigs "Old Grey Goose" mit Michael Lempelius (Liederjan)[47] an der Bouzouki und das Set bestehend aus Tommy O'Sullivans "Jutland"[23] und Pierre Bensusans "Trip to Ireland" mit Mehmet Ergin an der zweiten Gitarre. Außerdem hat Hilke Billerbeck mit der irischen Rahmentrommel ihr Perkussionsinstrument entdeckt und mit der südindischen Rhythmussprache Konnakol verknüpft, was sie uns auf einem Titel vorführt.
Insgesamt ist dieser "Trip to Ireland" also mal was ganz anderes, aber der Trip muss deswegen kein schlechter sein. Ist er auch nicht, nur eine alternative Route.
© Walkin' T:-)M


The Long Notes "In the Shadow of Stromboli"
Hobgoblin Records, 2011

www.thelongnotes.com

English CD Review

Der Stromboli ist ein sogenannter Stratovulkan, bei dem die Eruptionen explosiv verlaufen, im Wechsel zwischen austretendem Lockermaterial und fließender Lava. Die Band, die im Schatten des Vulkans lauert, ist auch bereit zu explodieren und bewegt sich musikalisch ebenso zwischen diesen beiden Polen. The Long Notes, bekannte Gesichter der irischen Session-Szene im Norden Londons, spielen auf ihrem zweiten Album vor allem irische und schottische Musik mit kurzen Abstechern ins kanadische Quebec und ins spanische Galizien. Das Titelstück "In the Shadow of Stromboli" ist ein spannungs-steigerndes Stück der im irischen Galway geborenen Colette O’Leary. Die ehemalige Bumblebees-Akkordeonistin steigt gleich zu Beginn des Albums in "Beoga on Ice" ein, einem post-modernen Jig aus der Feder des Beoga-Akkordeonisten Sean Og Graham,[33] gefolgt von Mairtin O'Connors "Rocking the Boat"[22] und einem traditionellen Reel aus Französisch-Kanada. Das Stück bietet zudem genügend Raum für den schottischen Geiger Jamie Smith und den London-irischen Banjospieler Brian Kelly, um sich zu entfalten. Ein weiteres Highlight ist Jamies Polka "Liz and John's" (d.i. Liz Carroll und John Doyle)[39] und "Bogbeat" mit seinem hypnotisierenden Groove. Brian Kelly brilliert mit banjo pyrotechnics mit seinem "Plain of Jars", auch der Titel seiner Solo-CD.[33] Alles in allem ist das Zusammenspiel des Quartetts exzellent, genauso wie es die Einzelleistungen sind. Und da ich Quartett sagte, muss ich noch den Gitarristen Alex Percy erwähnen, der 2010 in die Fußstapfen von Ewan Robertson und Steve Byrnes bei den Long Notes getreten ist. Er singt zudem "Solace and Joy", Harold Boultons Liebeslied aus dem späten 19. Jahrhundert (hier gepaart mit Tommy Peoples "Beautiful Goretree"). Gastsänger Adam Holmes steuert eine neue Version des schottischen Klassikers "Come by the Hills" bei. Die Highlights des Albums findet man aber bei den Instrumentalstücken.
© Walkin' T:-)M


The Bonny Men "The Bonny Men"
Bonny Records, 2011

English CD Review

www.thebonnymen.ie

Es gibt die bonny men and women aus der irischen Hauptstadt Dublin gerade mal zwölf Monate. Zwei Geschwisterpaare, einmal Natalie Ní Chasaide (Klavier) und Maitiú Ó Casaide (Uilleann Pipes), dann Conor Lyons (Bodhrán) und Barry Lyons (Gitarre), sowie Turlough Chambers (Geige), Adam Whelan (Bouzouki) und Moss Landman (Flöte). Auf ihrem Debütalbum haben sie sich einige Gastsänger eingeladen: Joey Doyle singt sein "Dig A Well", Aido Lawlor ebenfalls sein eigenes "Morcambe Bay", Roisin Chambers das traditionell irische "Caoineadh Na dTri Muire", und schließlich Íde Nic Mhathúna The Band's "The Night They Drove Old Dixie Down". Hmm, hier hätte ich jetzt wesentlich mehr erwartet, es reisst mich bei allen vier Liedern an keiner Stelle vom Hocker. Mittlerweile ist Íde Nic Mhathúna ein vollständiges Bandmitglied geworden, wir dürfen also gespannt sein. Die Stärken der Bonny Men zeigen sich in der Instrumentalmusik. Man denkt an die Bothy Band,[30] ein siebziger Jahre Retro-Sound, mundgerecht gemacht für das 21. Jahrhundert, vielleicht ein wenig Lunasa,[42] tatsächlich spielt deren Trevor Hutchinson bei den abschließenden Slip Jigs seinen Kontrabass. Los geht es aber mit den ausgelassenen "Boys of Tandragee", die Jigs und Reels und Hornpipes lassen keinen Fuß stillstehen. Zwischendurch wird mit dem Carolan-Stück "Planxty Charles O'Connor" und dem 6/8-Marsch "King of the Pipers" den Chieftains[42] gehuldigt. Eine Pause gibt es nur mit zwei Slow Jigs und, wie gesagt, mit den Liedern der Gast-Vokalisten. Aber, wie auch gesagt, wir werden sehen.
© Walkin' T:-)M


In Search of a Rose "Reels and Roses"
Eigenverlag, 2012

www.insearchofarose.de

In Search of a Rose live! Dazu gibt es zum zwanzigjährigen Bestehen der Band das Live-Album "Reels and Roses". Nach einem etwas unschlüssigen Beginn mit dem Irish-Rebel-Song-Klassiker "Follow Me Up to Carlow" brennt die nach einem Waterboys-Song benannte Folk-Rock-Combo aus dem gemütlichen Ostwestfalen ein Feuerwerk ab. Bei ihrem "Shamrocknroll" und "Polka Jamboree" standen die Waterboys[46] und die Pogues[41] Pate, manchmal klingt es nach den Levellers.[38] Es wird eine Party gefeiert, eine treibende Rhythmussektion, Stromgitarre für die Rocker, Fiddle und Akkordeon für's Folk. Die Freude, die bei Band und Publikum herrscht, überträgt sich auch von der Stereoanlage. Das Konzert-Repertoire dieser zwanzig Jahre beinhaltet u.a. Stücke von den hier bei FolkWorld rezensierten Alben "Extravaganza"[20] und "Kind of Green".[36] Und im Mittelteil kommen noch die befreundeten The Wakes[44] auf die Bühne, um einen weiteren Klassiker, diesmal "The Foggy Dew", abzuschrammeln. Aber, wie gesagt, die Originalstücke von In Search of a Rose kommen besser.
© Walkin' T:-)M


"Weiherer - koana von eana" [DVD Video]
Conträr Musik, 2012

www.weiherer.com

Nein, der Weiherer Christoph[30] ist koana von eana - von den bajuwarischen Amigos, die wir von Aschermittwoch und Nockherberg her kennen, kein gecasteter Superstar, und auch kein Monsters of Liedermaching,[41] sondern oana, der in den Fußstapfen der Protestgesänge eines Hans Söllners und im Schatten der Couplets eines Karl Valentins sein eigenes Ding durchzieht: Ich bin so wie a bin, und auf das andere scheißt der Hund![29] Die selbstproduzierte DVD-Dokumentation zeigt in 90 Minuten drei Jahrzehnte Leben, inklusive einer Dekade Liedermacherleben, blickt hinter seine Stadltür - hat er es doch geschafft aus Kirche und Schützenverein, den Säulen anständigen Bajuwarentums auszutreten - und begleitet ihn unddawegs.[44] Irgendwie spielt er ja volkstümliche Musik und bayrische Heimatlieder, aber eben nicht die typischen, sondern die kritischen. Dabei singt er meist über sich selber und seine Befindlichkeiten und gibt seine Sicht auf die Welt wieder. Die DVD beinhaltet Konzertausschnitte mit Musik, Sprüchen und Ansagen, sowie Interviews mit seinen Eltern und befreundeten Liedermachern, darunter Keller Steff, Matthias Matuschik, Roland Hefter, Michael Dietmayr und Janina.[37] Zusätzlich zum Hauptfilm ist ein drei-viertel-stündiger Bonus mit noch mehr Liedern, einem Musikvideo und einem Interview enthalten.

Ganz aktuell gibt der Weiherer bekannt:

"Leider haben Saturn und MediaMarkt meine DVD "koana von eana" derzeit nicht wirklich lagernd vorrätig. Deshalb bitte ich euch: Geht in die Läden, fragt nach der DVD, laßt sie euch dort bestellen. Und wer sie dann auch noch kauft und mir die Rechnung schickt bzw. eingescannt mailt, erhält freien Eintritt für 2 Personen für ein Konzert nach Wahl. Also, auf geht´s..."

© Walkin' T:-)M

Wirbeley "Nachten"
Eigenverlag, 2011

www.wirbeley.de

FolkWorld Xmas

Wenn Weihnachten ist, dann freut sich der Mensch. So sollte es sein und so ist es auch, wenn man der Weihnachtsmusik der Wirbeley lauscht. Was die aus den Wilden Weybern erwachsenen Dresdner Kapelle Wirbeley an Weihnachtsstimmung verbreitet, hebt sich deutlich vom ehrfurchtserstarrten Kirchengesang oder den ach so niedlichen Kinderchören ab, die akustisch die Nebel über den Weihnachtsmärkten der Republik verkleben. Die Wirbeley forscht sich forsch durch die musikalische Weihnachtswunderwelt der Regionen und Jahrhunderte. Zwar kommen sie auch am Chartbreaker unter den Kirchenliedtextern – Paul Gerhard - nicht vorbei, doch höre sich einer „Ich steh an deiner Krippen hier“ in der Interpretation der Wirbeley an, so muss er erstaunt feststellen: Kirchengesang kann auch ganz anders klingen, als nach brüchiger Tempoverschleppung im Gemeindehaus. Wirbeley singt Bekanntes und weniger Bekanntes aus Deutschland, Böhmen, der Bretagne und Katalanien. Das tun sie mit allerhand Blasinstrumenten, Gitarren, Streichinstrumenten, mit Akkordeon und mit Schlaginstrumenten verschiedenster Couleur bis hin zum Löffelstiel. Ergänzt wird die Musik mit dem von den Wilden Weybern her bekannten Gesang fröhlicher, Frauenstimmen. Dass alles klingt nach Freude und verhaltener Ehrfurcht. Wenn es doch einmal etwas ehrfurchtsvoller wird, dann liegt das an der herrlichen Akustik des Lichthofes im Schloss Spreewiese. Dort spielt sogar die Singende Säge zur Lobpreisung des Heilands. „Wirbeley Nachten“ ist eines dieser kleinen Weihnachtsgeschenke, die daran erinnern, was Weihnachten sein sollte: ein Fest der Freude, der Gesellschaft und des Tanzes. Ach ja – und des Dankes. In diesem Sinne. Danke für diese schöne Weihnachtsmusik.
© Karsten Rube


Eleonora Gehrisch & Georg Wieland Wagner
"Puer Natus In Bethlehem"
Gualaceo, 2011

www.gualaceo.de

FolkWorld Xmas

"Puer Natus in Bethlehem" taucht in die Welt der vergessenen und nie gehörten Weihnachtslieder ein. Die CD bedient sich dabei aus dem Fundus europäischer Weihnachtslieder und die sind so vielfältig, wie das Verständnis von Weihnachten nur sein kann. Mag das englische "Coventry Carol" noch ein weniger vergessenes Lied sein, so sind andere Weihnachtslieder, wie zum Beispiel aus unserem Nachbarland Polen bei uns seltener zu hören. Eleonora Gehrisch singt auf Polnisch "Gore Gwiazda Jezusowi" mit viel Hingabe und noch mehr Hall. Einige andere Lieder hat sie und ihr musikalischer Partner Georg Wieland Wagner in Südamerika gefunden. So das venezolanische "Ya Viena La Aurora", eingespielt mit einer Instrumentierung, die so sehr nach Regenwald klingt, dass einem Weihnachten dabei nicht als Erstes einfällt. Aus Bolivien stammt das "Navidadau", ein Lied das mir deutlich gemacht hat, wie unterschiedlich Weihnachten verstanden wird. In manchen Gegenden bringt ja traditionell das Christkind die Geschenke. In der korrekten Übersetzung dieses bolivianischen Weihnachtsliedes heißt es dann auch wörtlich: "... Jesus hat Spielzeug mitgebracht ...", was nach hiesigem, christlich geprägtem Weihnachtsverständnis etwas seltsam anmutet. Besonders gefallen hat mir das französische Weihnachtslied „Noël Nouvelet". Es ist ein sehr schönes Lied und ließ erneut meine Gedanken die Frage formulieren, warum ich deutlich mehr amerikanische Weihnachtslieder kenne, als Lieder aus unseren Nachbarländern. Die CD Puer Natus "In Bethlehem" versammelt Lieder der Weihnacht, die sich weder mit dem Weihnachtsmarktstimmungsbarometer messen lassen, noch mit der religiösen Begrenztheit eines Weihnachtsgottesdienstes. Es sind besinnliche, vor allem schöne Weihnachtslieder, Lieder aus aller Welt, jenseits der von Kommerz und Religion jeweils für sich beanspruchten Marke "Weihnachten".
© Karsten Rube


Foyal "Es ist ein Schnee gefallen"
MusicArt, 2011

www.foyal.de

FolkWorld Xmas

Foyal, eine Band, die sich um die neuere Klezmermusik verdient gemacht hat, erlebt Weihnachten auf eine ganz besondere Weise. Sie bearbeiteten jüngst alte Weihnachtslieder und ließen sie für die CD "Es ist ein Schnee gefallen" in frischem Gewand erscheinen. Doch nicht die häufig respektlose Modernisierung alter Lieder war ihre Mission, sondern der Versuch, die zum Teil antiquierten Weihnachtslieder wachzuküssen, ohne die den Liedern eigene Erhabenheit zu zerstören. Ein schwieriger Spagat, der Foyal allerdings bravourös gelungen ist. Man begibt sich mit dieser CD auf eine Reise, die die Weihnacht in seinen vielen europäischen Facetten zeigt. "Maria durch ein Dornwald ging" wurde im Stile eines langsamen Klezmers arrangiert. Das trifft die Stimmung des Textes sehr gut. "Ach bittrer Winter" hat bereits einen Moritatencharakter. "Es kommt ein Schiff geladen" wird mit Flöten und Trommeln begleitet, klingt wahrlich mittelalterlich, doch schwingt auf eine leichte Weise das Morgenland mit in der Melodie. "Morgen Kinder wird's was geben" ist so geschickt durch den musikalischen Wolf gedreht worden, dass ich drei Anläufe benötigte, um die Melodie wieder zu erkennen. Aber diese von der Zigeunermusik inspirierte Version trifft den Geist des Liedes genau. Es ist auch bei Foyal ein fröhliches Lied. Auf dem Plattencover der CD "Es ist ein Schnee gefallen" wirbt Foyal mit den Worten: "Musik zu Glühwein und Plätzchen". Angesichts der Leichtigkeit, mit der man die CD gern auch ein zweites oder drittes Mal laufen lässt, sollte man beim Umgang mit dem Glühwein vielleicht ein bisschen Umsicht zeigen.
© Karsten Rube


Defne Şahin "Yaşamak"
Challenge Records Int., 2011

www.defnesahin.com

Poesie und Jazz haben sich schon immer sehr gut ergänzt. Vielleicht, weil beide Kunstformen spielerisch Fesseln und Grenzen ignorieren. Im Falle der Musikerin Defne Şahin und des türkischen Dichters Nâzim Hikmet verbinden sich zwei Künstler, die zudem zeitliche Distanzen überwinden. Der Dichter Nâzim Hikmet starb bereits 1963 nach einem Leben, das von Verfolgung und Haft geprägt war. Die Freiheit, die er so liebte, konnte er nur in seinen Worten finden. Die Musikerin Defne Şahin hingegen erlebt die Freiheit, überall hin reisen zu können, besitzt zwei Staatsbürgerschaften und kann sich künstlerisch so entfalten, wie sie es mag. Des einen Wunsch ist des anderen Erfüllung. Und weil sie auch gerade als in Deutschland aufgewachsene Türkin weiß, wie wenig selbstverständlich das ist, fühlt sie sich den Gedichten Nâzim Hikmet sehr verbunden. Minimalistisch instrumentiert, lediglich auf klassisches Jazztrio aus Piano, Bass und Drums beschränkt, kommen die klare Stimme Defne Şahins und damit auch die Worte des Dichters gut zur Geltung. Die Musik des Albums gehört zu den interessantesten Jazzkompositionen, die ich in diesem Jahr gehört habe. Großartig harmonieren Piano, Drums und Bass. Matti Klein spielt das Klavier mit derselben Hingabe, mit der Defne Şahin die Texte Nâzim Hikmets interpretiert. Es ist ein Album, das mich vom ersten Ton an gefesselt und bewogen hat, sich mit dem Dichter etwas näher zu beschäftigen. Ich hoffe, das passiert noch möglichst vielen Hörern. Da die CD "Yaşamak" mit freundlicher Unterstützung der Zeitung Jazzthing für den deutschen Markt veröffentlicht wurde, ist es allerdings etwas bedauerlich, dass die Übersetzung der Texte nur auf Englisch vorliegt und man nicht zusätzlich oder stattdessen eine deutsche Übersetzung gewählt hat.
© Karsten Rube


Äl Jawala "The Ride"
Soulfire/Rough Trade, 2011

www.jawala.de

Äl Jawala, heißt in der arabischen Sprache „der Reisende". Ein passender Bandname für die reisefreudigen Musiker, die bereits seit einem Jahrzehnt für eine außergewöhnliche Fusion aus arabischen Klängen, Balkanbeats und jazzig modernen Sounds sorgen. "The Ride" ist die aktuelle CD der fast ausschließlich deutschen Musiker um Äl Jawala. Die CD ist geprägt von Reiseeindrücken, die sie bei ihren Touren sammelten. Eindrücke, die sie von Konzerten mit nach Hause brachten, die sie weit in die Welt hinaustrugen. China und Istanbul, Frankreich und Rumänien waren Orte, an denen sie spielten. So mag es nicht verwundern, dass Äl Jawala ihrem ohnehin internationalen Sound noch einige farbenfrohe Facetten aus aller Welt hinzufügen konnten. Ihre Titel klingen wie ein Reisetagebuch und das Cover, das abgestoßen und gebraucht aussieht, tut ein Übriges, um diesen Eindruck zu unterstützen. "Talibanski Dub" klingt wie ein balkanarabischer Reggae. So dickfellig muss man erst mal sein, diese Kulturen zu vermischen. Bei "Backstabbers" haben sie sich den gerade sehr erfolgreichen Soulsänger "Flo Mega" gekapert. Ein moderner Tanzrhythmus mit einem Hauch von Agentenromantik ist der Titelsong "The Ride". Auch wenn sich die Songs der CD über weite Strecken stark ähneln, so sind sie doch ein Garant für zertanzte Füße.
© Karsten Rube


The Texas-Bohemian-Moravian-German Bands
"Texas Bohemia Revisted" [CD + DVD]
Trikont, 2011

Von den deutschen Einwanderern ist in der Geschichte der USA weitaus weniger zu hören und zu lesen, als beispielsweise von den Iren oder den Italienern. Vielleicht weil die Anpassung der Deutschen an das sich neu entwickelnde freie Amerika keinen Paten hervorbrachte und auch keine Gangs of New York. Deutsche Einwanderer verhielten sich vergleichsweise still und wirtschafteten dafür fleißig. Irgendwo müssen solche Klischees ja auch begründet werden. Nicht viel anders verhält es sich mit den Einwanderern aus Böhmen und Mähren. Ein Gebiet, in dem sich Deutsche und Böhmen ansiedelten, ist Texas. "Texas Bohemia Revisted" und der Dokumentarfilm "Krasna Amerika" von Peter Schubert und Thomas Meinecke gehen der Geschichte der Texasdeutschen nach. So erzählen sie vom Beginn der Einwanderung. Unter Otfried Hans Freiherr von Meusebach gründeten zahlreiche deutsche und böhmische Einwanderer Städte wie Fredericksburg und New Braunsfeld. Es gelang ihnen, sich anzusiedeln und einen dauerhaften Friedensvertrag mit den dort ansässigen Comanchen abzuschließen. Einer der wenigen Verträge, die nicht gebrochen wurden. Die Einwanderer, die vor allem in der Folge der 1848er Revolution aus Deutschland flohen, lebten so frei und so unabhängig, wie es ihnen möglich war, weigerten sich zudem Sklaven zu halten, was im Süden der USA zu dieser Zeit auf einige Schwierigkeiten gestoßen sein muss. Die Texasdeutschen und ihre böhmisch-mährischen Nachbarn haben sich bis heute eine Form der Traditionspflege bewahrt, die ein wenig nach Konservierung alter Sitten riecht. Die Letzten, die den Dialekt des Texasdeutsch noch sprechen, sind alt. Sehr alt und ihre Geschichten werden wohl allmählich aussterben. Die Dokumentation ist also eine Reise durch ein skurriles amerikanisches Eckchen, dessen Bevölkerung aus modernen jungen Menschen und amerikanisierten Einwanderernachkommen besteht. Nichts, was wirklich ungewöhnlich wäre, denn genau so entwickeln sich Bevölkerungen. Sie passen sich an, verlieren alte Identitäten um sich neue zu schaffen. Und doch hängen sie an den Traditionen, wie sich vor allem in der Musik zeigt. Die Dokumentation macht immer wieder Station bei Dorffesten und Stadtumzügen, bei Jamborees und Scheunenparties, in dem froh zu Livemusik getanzt wird. In Dirndl oder Jeanshose, mit Cowboystiefeln und Blasmusik. Die Schönheitskönigin tanzt mit dem ältesten Bürger der Gemeinde und die Polkabands singen in gebrochenem Deutsch oder amerikanisiertem Tschechisch. Es ist wie beim Feuerwehrball der eigenen Landverwandschaft. Heimelig, aber auch ein bisschen gruselig. "Texas Bohemian Revisted" besteht zu allererst aus der DVD mit dieser seltsamen und doch originellen Dokumentation, die eigentlich als Bonus gedacht ist. Die CD bietet 23 erstklassige Feldaufnahmen von Dorffesten und Jam-Sessions texasdeutscher und bohemian Bands, deren Hauptanliegen es ist, zum Tanz aufzuspielen. Da ist nicht jeder Ton gerade und die Spielweise selten künstlerisch wertvoll. Doch es ist ein Portrait eines Teiles der Welt, der sich so gibt, wie er nun mal ist. Ohne viel Make-Up, aber mit einem starken Selbstwertgefühl.
© Karsten Rube


Anoushka Shankar "Traveller"
Deutsche Grammophon, 2011

www.anoushkashankar.com

Die Verbindung zwischen indischer Sitar und spanischer Flamencogitarre ist enger, als man zunächst glauben mag. Doch als vor 800 Jahren die Vorfahren der Zigeuner aus dem indischen Rajasthan ihren Zug nach Europa begannen, brachten sie auch ihre Musik mit. Vor zweihundert Jahren etwa bildete sich aus der Musik der Gitanos im Süden Spaniens der Flamenco heraus. Neben vielen anderen Einflüssen, die den Flamenco durchströmten, kann man die Einflüsse der Gitanos als die wichtigsten betrachten. Anoushka Shankar - Tochter der indischen Musiklegende Ravi Shankar - widmet sich auf ihrer CD "Traveller" dieser Verbindung. Die Übergänge zwischen beiden Kulturen sind fließend. Gerade noch glaubte man sich in einem indischen Tempel zu befinden, im nächsten Augenblick befindet man sich auf einer spanischen Fiesta. "Kanya" ist nur ein Beispiel auf der CD "Traveller", wo es selbst beim Gesang gelingt, indische und spanische Musik innerhalb einer einzigen Textzeile verbinden. Wenn Anoushka Shankar Sitar spielt, dann klingen die Melodien oft, wie die der spanischen Flamencogitarristen. Umgekehrt bringt es auch der Gitarrist Javier Lemón problemlos fertig, auf seiner spanischen Flamencogitarre indisch zu klingen. Anoushka Shankar gelingt es mit ihrer aktuellen CD "Traveller" mühelos verwandte Kulturen zusammen zu führen, die nur durch Zeit und Distanz voneinander getrennt waren.
© Karsten Rube


Various Artists "Celtic Connection 2"
Weltenklang Records, 2011

Hatte die Agentur Weltenklang aus Österreich ihre erste Celtic Connection CD noch komplett der irischen Musik gewidmet, so ist sie mit ihrem zweiten Sampler, der in dieser Reihe erschienen ist, einen Schritt weiter gegangen und versammelt nun keltische Musiker aus Irland und Schottland. Dabei ist den Leuten bei Weltenklang ein wunderbarer Querschnitt durch die neue keltische Musikszene gelungen. Zahlreiche Musiker, die man hierzulande bestenfalls als Geheimtipps für Folk- und Celticfestivals handelt, finden sich auf dem Sampler. Alles Musiker, die qualitativ hochwertigen Folk spielen. So will ich hier nur ein paar Namen nennen, wie die Paul McKenna Band aus Glasgow, die mit "P stands for Paddy" aus ihrem Debüt-Album "Between two Worlds" vertreten ist. Inzwischen hat die Band mit dem Album "Steam the Tide" ein bemerkenswertes Follow-Up herausgebracht. Emily Smith, gerade als Live Act des Jahres bei den Scots Trad Music Awards nominiert, singt mit bezaubernder Stimme den Song "The Plooman". Grada aus Irland gehören mittlerweile schon zu den am weitesten gereisten keltischen Bands auf dieser CD und sind auf einschlägigen Celticfestivals gern gesehene Gäste. Sehr traditionell kommt Diarmaid And Donncha Moynihan aus Irland daher, die mit Uilleann Pipes und Gitarre sehr sparsam instrumentiert sind, aber auch nicht mehr benötigen, um zu begeistern. Sean Kean und Steve Byrne sind als Vertreter der irischen Liedermacher ist zu finden. Das ist simpel und ein bisschen trocken. Ganz im Gegensatz zu englischen Gruppe Flook, den Musikern von Beoga, sowie der schottischen Band Bodega. Die bringen reichlich frischen Wind in die Celticszene. Erstaunlicherweise hat mir dann aber doch ein Titel auf dem Sampler besonders gefallen, bei dem ich das gar nicht erwartet hätte. Corinne Hewat aus Schottland spielt lediglich Harfe. Das klingt aber alles andere als vertrödelt oder feenkompatibel. "The Berserk/Nana's Walkabout" ist ein inspirierender Song, der ebenso nach keltischem Folk klingt, wie nach Alpenzitter und dabei die Frische eines Jazzstückes besitzt. Diese Ausgabe der "Celtic Connection" kann man sich ruhig anhören, wenn man sich über die Musik von Schottland und Irland informieren möchte. Sie sollte man sich aber unbedingt anhören, wenn man Freude an gut gespielten Folk- und Celticsongs hat.
© Karsten Rube


Mighty Popo "Gakondo"
Borealis Records, 2010

www.mightypopo.ca

Der ruandische Musiker Mighty Popo begibt sich auf eine Reise zu den Wurzeln der Musik seines Heimatlandes . Mighty Popo hat zehn Lieder aufgenommen, die ganz in der musikalischen Tradition Ruandas stehen und diese in der Bantusprache Kinyarwanda gesungen, eine der wichtigsten Sprachen seiner Heimat. "Gakondo" bedeutet dort Tradition. Die Songs sind von bestechender Eindringlichkeit, lassen den Hörer tief in das Herz der Musik Ruandas eintauchen. Beruhigende und aufwühlende Töne aus einem Land, das nur mühsam wieder zur Ruhe findet. Mighty Popo ist wie viele Künstler aus der Region nicht vor Ort, um seine Lieder zu singen. Er nahm die Musik zu dieser CD in Kanada auf, wo er seit ein paar Jahren lebt. Trotz des Einflusses, den das Leben in einem Staat der westlichen Zivilisation auf ihn hat, klingt seine Musik authentisch und nicht westlich verwässert. "Gakondo" ist eine Platte lebendiger afrikanischer Traditionspflege.
© Karsten Rube


Massiel Yanira "Una Voz"
Eigenverlag, 2011

www.massielyanira.com

Massiel Yanira ist in Quebec zu Hause. Das hört man ihrer Musik nicht an. Als Tochter einer lateinamerikanischen Mutter und eines in Quebec lebenden Vaters liegt ihr das Grenzübergreifende im Blut. Nach ausgedehnten Reisen durch Mittelamerika hat sie ihr Debütalbum weitgehend in Spanisch aufgenommen. "Una Voz" klingt allerdings nur selten nach Rumba, Cha Cha Cha oder anderen gängigen lateinamerikanischen Tanzrhythmen, sondern nach solidem spanischsprachigem Gesang, der sich mit einigen Ausnahmen fast schon europäisch gibt. Die meisten Kompositionen stammen aus ihrer eigenen Hand. Die Lieder sind perfekt auf ihre Stimme zugeschnitten, die zwar keine sehr große Klangbreite besitzt, aber sehr gefällig klingt und das Album zu angenehm anzuhörender Tagesbegleitmusik macht.
© Karsten Rube


Global Kryner "Coverstories"
Wildwechsel, 2011

www.globalkryner.at

Die Polka spielt in der europäischen Folklore eine recht bedeutende Rolle. Über viele Jahrzehnte hinweg war sie gerade in Zentraleuropa der beliebteste Volkstanz überhaupt. Im Zeitalter der Diktatur der Popmusik wird die Polka eher belächelt und fristet ihr Dasein meist in der unmittelbaren Nachbarschaft der Volkstümelei. Aber es gibt ein paar unermüdliche Kämpfer, die die Polka gern auch jenseits der Bewusstlosigkeit des Musikantenstadls in die Kultur des Abendlandes zurückbringen wollen. Neben den bekannten Polkpionieren der Gruppe Hiss, ist in dieser Hinsicht unlängst die österreichische Kapelle Global Kryner auffällig geworden. Vor einem knappen Jahrzehnt haben sich die Musiker aus Österreich auf den Weg gemacht eine Brücke zu schlagen zwischen bumsfideler Volksmusik im Bierzelt und intellektueller Musikbegutachtung in Kritikerkreisen. Und das gelingt den Global Krynern so gut, dass sie im Musikantenstadl genauso mit Applaus bedacht wurden, wie beim Eurovison Songcontest und beim Kabarettwettbewerb Prix Pantheon. Man ordnet sie inzwischen dem kabarettistischen Jazz zu. Vielleicht auch, weil man sich in musikalisch bestimmenden Kreisen scheut, das Wort Polka zu benutzen. Da scheint sich der Bürger von Kultur zu gruseln. Fakt ist, die Musik der Global Kryner macht zu allererst Spaß. Ihr aktuelles Album "Coverstories" ist ein äußerst amüsantes Wunderwerk musikalischer Frechheiten. Alle Lieder sind Coverversionen erfolgreicher deutscher Popsongs. Und alles sind brillant arrangierte Polkas geworden. Durchsetzt mit musikalischen Zitaten von Deep Purple bis Michael Jackson und James Bond, beginnt die CD symbolträchtig mit dem Prinzenhit "Alles nur geklaut". Einen Polkamarsch schicken sie gleich hinterher, der sich bei genauem Hinhören als "Monsta" von Culcha Candela entpuppt. Peter Fox' "Haus am See" wird genauso wenig verschont, wie das Klaus Lage Lied "1000 Mal berührt". Aber auch "Major Tom" jener NDW-Klassiker wird kurzerhand in eine Blechblashymne verwandelt. Ob Kreislers "Tauben vergiften" oder Karats "Sieben Brücken" alles ist möglich in der Welt der Global Kryner. Die jodelträchtigste Polkaadaption findet sich in der Rammsteinnummer "Engel". Neben der einfallsreichen musikalischen Umsetzung, den wunderbaren Blasmusikarrangements, trägt einen wesentlichen Teil am Gelingen der CD, die ausdrucksstarke und variationsfreudige Stimme der Sängerin Sabine Stieger bei. Allem voran aber ist jenseits von Volkstümeleizuweisung oder Kabaretteinordnung zu sagen, dass die Musik von Global Kryner grenzenloser Klüngeleien ignorierender Polka-Pop-Spaß ist.
© Karsten Rube


Gotan Project "Best of"
Discograph, 2011

www.gotanproject.com

Für "Best of" CDs gibt es meiner Meinung nach nur zwei Rechtfertigungen. Entweder fällt dem Künstler nichts Neues ein oder der Plattenverlag ist mit den Umsatzzahlen der Originale nicht zufrieden. Beim Bekanntheitsgrad des Gotan Projects selbst in großen Radiostationen kann das mit den Umsatzzahlen kein Grund sein. Bleibt die Frage nach der momentanen Kreativität des Gotan Projects. Ihre Form des Electrotangos ist die einfallsreichste Fusion zwischen konventionellem Gesellschaftstanz und der lockeren Clubatmosphäre des jungen Jahrhunderts. Ihr Abum "La Revancha del Tango" dürfte wohl das musikalische Gesicht des vergangenen Jahrzehntes maßgeblich geprägt haben, weshalb auf dem gerade erschienen "Best of" auch deutlich darauf zurückgegriffen wird. "Lunatico" und "Tango 3.0" erwiesen sich als recht gute Nachfolgealben, musikalisch nicht mehr so überraschend, aber immer noch von großer Dynamik geprägt. Ihr Versuch den Electrotango mit Cumbia zu vermengen, wie auf dem Album "La Revancha en Cumbia" zu hören, ging allerdings deutlich nach hinten los. Die Auswahl der Songs auf dem "Best of" Album ist gut gewählt. Neben den Klassikern aus den drei erfolgreichen Studioalben befinden sich zwei mir nicht bekannte Stücke darauf, die als exklusive neue Aufnahmen beschrieben sind. Und die zeigen, dass mangelnde Kreativität auch nicht der Grund, für das "Best of " Album sein kann. Betrachten wir also das "Best of" Album als eine Werkschau auf 10 Jahre Electrotango à la Gotan Project und freuen uns darauf bald Neues von den Soundtüftlern zu hören.
© Karsten Rube


Gotan Project "Tango 3.0 Live" [DVD + Blue Ray]
YBasta Records, 2011

www.gotanproject.com

Das Gotan Project feiert seinen 10. Geburtstag medienintensiv. Neben einer "Best Of"-CD veröffentlichten sie auf dem Y-Basta-Label auch noch einen Livemitschnitt eines Konzertes im Casino de Paris. Dieses altehrwürdige Plüschtheater im Pariser Stadtteil Clichy, das der Gestaltung des Muppettheaters wahrscheinlich Pate gestanden hat, schrieb im Laufe der langen Zeit seines Bestehens Kulturgeschichte. Unterhaltungskultur wohlgemerkt. So hatte Mistinguett hier ihr Debüt, Maurice Chevalier begann hier seine Karriere. Josephine Baker, Tino Rossi, Charles Gainsbourg feierten hier legendäre Auftritte. Ein würdiger Ort für ein so prägendes musikalisches Unternehmen, wie das Gotan Project. Bei diesem Auftritt überlassen die Musiker und Soundtüftler wie immer, wenn sie live in Erscheinung treten oder im Studio arbeiten nicht eine Sequenz dem Zufall. Ein Konzert des Gotan Projects ist stets eine hervorragend gestylte und durchorganisierte Inszenierung. Das beginnt mit der übersichtlichen aber wirkungsvollen Bühnendekoration, die zunächst viel Platz für die Band lässt. Die Musiker treten einzeln durch einen aus dünnen Ketten bestehenden Vorhang, auf denen Videoprojektionen das Auge des Zuschauers binden. Im gedimmten Licht suchen sich die Musiker ihre Plätze und beginnen mit einem langsamen Tango. Dies ist ein Moment, in dem man sich von der Virtuosität der Musiker überzeugen kann, die hier unplugged spielen und für sich allein schon eine überzeugende Tangoformation bilden. Schließlich betreten, vom Hinterlicht wie Silhouetten erscheinend, die letzten beiden Protagonisten des Gotan Projects, die bisher noch fehlten die Bühne. Mit tief ins Gesicht gezogenen Hüten bleiben sie für einen Moment stehen, als bereiten sie sich innerlich auf ein Duell vor. Dann schreiten sie begleitet vom Applaus des Publikums stilvoll an ihre Arbeitsgeräte, die in ihrem Fall Mischpult und Computer heißen. Ein exzellent in Szene gesetzter Knopfdruck und die Electrobeats und Rhythmuskomponenten, die den unverwechselbaren Sound des Gotan Projects ausmachen, starten. Wenn man schon beim Unplugged-Intro der Band feuchte Augen bekam, so beginnt man spätestens jetzt, rhythmisch zu zucken. Zum perfekten Sound gesellen sich verschiedene Videoprojektionen, meist elegante kleine sinnliche Bildschnipsel, von adrett frisierten Frauen in Kleidern von großer Eleganz und eben so großer Spärlichkeit. Eine weitere Sequenz zeigt zwei Boxer, die synchron im Sand tanzen. Mal vorwärts, mal rückwärts abgespielt. Ein einfacher Trick, der effektvolle Bilder zustande bringt. Und dann fehlen natürlich nicht die Collagen von Tango tanzenden Pärchen oder sich im Tangoschritt bewegende Beine. All das ist sinnlich angerichtet und appetitlich inszeniert. Auch das Outfit der Musiker möchte man nicht einfach übergehen. Outfit klingt zu banal für die einfache Eleganz der Kleidung, die die Musiker auf der Bühne präsentieren. Es sind dunkle Nadelstreifenanzüge von edlem Schick. Nur der Bandoneonspieler trägt einen wesentlich deutlicher gestreiften Anzug, der ihn ein bisschen wie einen Ganoven wirken lässt. Die Sängerin wechselt vom schwarzen Hosenkostüm, in dem sie wie die emanzipierte Lust wirkt, nach der Hälfte der Show in ein weitaus dezenteres, aber immer noch anregendes Kleid. Die Herren bleiben im eleganten, dezent gestreiften schwarzen Anzug. Es macht schon etwas her, wenn Musiker auf der Bühne nicht im verzottelten, Zigarettenasche bestäubten Schlabberlook auftreten. Aber selbstverständlich ist der Auftritt eines Tangoensembles noch etwas anderes, als das Konzert einer Britpopcombo. Über allem optischen Reiz steht jedoch die Musik. Das Gotan Project zeigt auch live, wie perfekt die Musiker in der Lage sind wunderbar Tango zu spielen und dessen ohnehin große Leidenschaft durch elektronische Reize zum ekstatischen Höhepunkt zu steigern. Das alles erreichen sie mit dem Einsatz großartiger Musik, brillanter Soundabmischung und weitgehend dezenter Showeffekte. Wer das Gotan Project einmal Live erleben durfte, weiß wie lange dieses Erlebnis nachhallt. Doch auch von dieser hervorragenden DVD-Produktion kann man sich begeistern lassen. Vielleicht ist dieses Konzert auf DVD das beste Geburtstagsgeschenk, dass das Gotan Project sich und uns machen konnte.
© Karsten Rube


Biret Álehttá Mienna "Árbán"
Samisk Kulturråd, 2011

www.ffuk.no

"Árbán" ist ein Album, das uns mitnimmt in die Ruhe des hohen Nordens. Skandinaviens Sami, die gern joiken (also im Obertongesang eine Art nordeuropäischen Jodler erzeugen) sind Bewahrer und Erzähler der Geschichten ihres Lebens. Eine dieser Samisängerinnen ist Biret Álehttá Mienna. Ihre Balladen und langsamen Stimmmodulationen können den Hörer in eine Ruhe und Entspannung versetzen, die nahe an die Grenze zum Trancezustand führt. Sie verwendet traditionelle Samilieder und Lieder aus dem Fundus der Kirchenmusik. Berit Alette Mienna stammt aus der Finnmark, dem nördlichsten Gebiet Norwegens und zugleich dem Gebiet, in dem die meisten Sami des Landes leben. Der karge Landstrich, mit seiner langen Nacht und der langen Winterperiode erzieht zu Geduld und innerer Einkehr. "Árbán" bedeutet in der Sprache der Sami so viel, wie "Erbe". Berit Alette Miennas Lieder erzählen vom Wind, vom Ertragen der Naturgewalten und von Gottesfürchtigkeit. Einige der Melodien kommen einem beim Hören sehr vertraut vor. Nicht nur die in Kirchenkreisen bekannten Gesänge, sondern vor allem das letzte Lied "Ipmil, du aicat buot stuoramus lea" ist mir in einer sehr schönen Version, als "Be thou my Vision" von der Van Morrison CD "Hymns to the Silence" bekannt. Auch die Lieder der CD "Árbán" kann man ohne Weiteres als "Hymnen der Stille" bezeichnen.
© Karsten Rube


Gurrumul "Rrakala"
Skinnyfish, 2011

www.gurrumul.com

Der australische Aboriginemusiker Geoffrey Gurrumul Yunupingu nahm 2011 sein zweites Album auf. Kurz nach Veröffentlichung hatte es in Australien bereits Pop-Acts, wie Adele eingeholt und lag in den Charts unter den Top 10. Selbst zu Beginn des neuen Jahres findet er sich noch in den Top 20. Das ist ungewöhnlich in den Verkaufscharts, denn Gurrumul macht nichts weiter als zu singen und Gitarre zu spielen und dies auch noch in seiner Muttersprache. Doch wie er singt, das ist außergewöhnlich. Eine Stimme, die zum Himmel fliegen will und Lieder, die ins Herz zu dringen vermögen, obwohl man kein Wort versteht. Musiker wie Sting hatten das Glück, bereits mit ihm zusammenzuspielen. Er schwärmte danach von dem blinden Australier. Auch seine zweite CD "Rrakala" ist randvoll gefüllt mit Liedern aus der Lebenswelt der australischen Aborigines. Dabei vereint er alte Lieder und neue Kompositionen, beschränkt sich nicht mehr nur auf die Gitarre, sondern setzt auch ein Piano ein. Alle Lieder sind harmonische Kompositionen, die man nur schreiben kann, wenn man seine eigene Identität begriffen und akzeptiert hat. Fast spirituell wirkt "Rrakala". Vielleicht ist der Erfolg, den Gurrumul in Australien hat auch ein Zeichen für die allmählich fortschreitende Aussöhnung zwischen den Einwanderern und den Aborigines.
© Karsten Rube


Shazalakazoo "Karton City Boom"
EastBlok, 2011

www.shazalakazoo.com

Tanzmusik vom Balkan hat man ja in den letzten Jahren eine Unmenge um die Ohren bekommen. Vieles war recht gut, einiges war abgestanden und manchmal war im gemeinsamen organisierten Krach kaum ein musikalisches Thema zu erkennen. Doch der Balkanbeat hat deutliche Spuren in der Musik der Welt hinterlassen. Wenn sich nun die nächste Balkanband auf den Weg macht, um in der Musikszene oder auf den Tanzflächen Eindruck zu machen, dann muss sie sich schon ziemlich strecken. Genau das versuchen Shazalakazoo. Sie kreieren Tanzmusik vom Balkan, wie viele vor ihnen und doch kommt etwas ganz eigenes heraus. "Karton City Boom" ist der Beat der Belgrader Vororte. Diese verfallenden Neubauten werden Kartonstädte genannt. Mit deSound dieser Kartonstädte bringen Milan Djuric und Uros Petkovic die Straßenzüge zum Beben. Sie mischen Elektrobeats mit traditionellen Elementen der Balkanmusik, lassen Gipsymusik auf elektronische Verzerrung treffen, rappen auf Portugiesisch zu arabisch anmutenden Melodien. Die Einflüsse, die Shazalakazoo anführen reichen von der Talada, einer Tradition, die vor allem von muslimen Zigeunern nahe der bulgarischen Grenze gepflegt wird, bis zu türkischer, aber auch lateinamerikanischer und afrikanischer Musik. Ein buntes Sammelsurium der Kulturen, das die Musiker auf einen ebenso bunten elektronischen Teller gelegt haben. "Karton City Boom" ist keine CD, bei der es gelingen könnte, die Beine stillzuhalten. Im Gegenteil. Shazalakazoo groovt.
© Karsten Rube


Bellowhead "Hedonism"
Navigator, 2011

www.bellowhead.co.uk

Es ist immer wieder erstaunlich zu beobachten, wie in anderen Ländern traditionelle Klänge der Heimat in den Pop einfließen. Keltische Musik beispielsweise findet auf den britischen Inseln wie selbstverständlich ihren Weg in die hit- und verkaufsträchtigen Produktionen. Bestes Beispiel ist Sting. Selbst die Stones spielen damit und auch McCartney kann damit umgehen. Der nahm ja seinerzeit mit den Beatles in den berühmten Abbey Road Studios einige Platten auf. Es ist ein Studiokomplex, der nicht zuletzt wegen seiner hervorragenden Studiotechnik berühmt ist. In denselben renommierten Räumen fand sich die englische Folkband Bellowhead ein, um ihre CD "Hedonism" aufzunehmen. Bellowhead sind als Liveband ein Wirbelsturm. Ihre Bläsersätze können mit denen der kanadischen Band La Bottine Souriante mithalten, ihre Form der Folkmusik klingt so frisch, als wäre sie gerade erst erfunden worden. "Hedonism" zeigt, dass diese Liveband auch im Studio beste Arbeit leisten kann. Traditionals aus fünf Jahrhunderten finden sich auf der CD, aber keines klingt, als hätte sich dort irgendwann mal Moos angesetzt. Selbst "Amsterdam", der ausgelutschte Shanty von Jacques Brel, lebt unter der klugen Interpretation von Bellowhead wieder auf. Das Album beginnt mit einer beschwingten Folkhymne, die die „New York Girls“ besingt. Der Song geht schon mal kräftig in die Beine und allerspätestens beim zweiten Refrain muss man mitsingen. "A-Beggin I will go" spielt mit Soulelementen, die an Actionserien der Siebziger erinnern. Dabei gründet sich der Titel auf einen Folkstandart aus dem 17. Jahrhundert. "Cross-eyed and chinless" und "Broomfield Hill" sind ebenfalls sehr gefällige traditionelle Melodien, die mit der Unterstützung der Bläser und Dudelsäcke zum Schunkeln einladen. Und Dudelsäcke haben mich bisher sehr selten zum Schunkeln gebracht. Bei "Captain Wedderburn" und "Amsterdam" nimmt Bellowhead etwas das Tempo raus und bedient eher das Schema Mythos und Werk. Doch danach werden erneut alle Instrumente eingesetzt, die sie besitzen. Folkige und barocke Themen interagieren mit der modernen Rhythmusgruppe, der wiederum von den kräftigen Bläsersätzen eingeheizt wird. "Parson's Farewell" gehört zu den besten Folkinstrumentals, die ich in letzter Zeit hören konnte. Das ist fast schon eine Folksuite. "Hedonism" gehört zu den eindrucksvollsten Folkalben des vergangenen Jahres.
© Karsten Rube



FolkWorld Homepage German Content English Content Editorial & Commentary News & Gossip Letters to the Editors CD & DVD Reviews Book Reviews Folk for Children Folk & Roots Online Guide - Archives & External Links Search FolkWorld Info & Contact


FolkWorld - Home of European Music
FolkWorld Homepage
Layout & Idea of FolkWorld © The Mollis - Editors of FolkWorld