FolkWorld Ausgabe 38 03/2009

FolkWorld CD Kritiken

Lisa Cruz "Lisa Cruz"
Label: Eigenverlag; 2007
Die aus Denver, Colorado stammende Lisa Cruz hat schon seit ihrer Kindheit die Musik allem anderen vorgezogen. Sie singt, spielt Gitarre und Schlagzeug und hat nun ihre Debüt CD mit zehn eigenen Songs aufgenommen.
Es beginnt mit dem bluesig romantischen „When did You Stop“ und Lisas elektronisch veränderten Stimme zu einer ebenso künstlich scheinenden musikalischen Begleitung. Es folgen langsame stille Lieder ohne Höhepunkte und Tiefgang. Auch als Sängerin ist Cruz nicht gerade das Gelbe vom Ei, wie sie bei „Around“ mit einigen unsauberen hohen Tönen beweist. So schweben die Songs einer nach dem anderen an den Ohren vorbei ohne bei mir irgendeinen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Ich musste sogar aufpassen, wann der Song wechselte, denn sie klingen alle irgendwie gleich. Mir hat das Album überhaupt nicht gefallen, die Musik ist eintönig, der Gesang eher mittelmäßig und die Texte beschränken sich auf emotionale Liebeslieder. Na ja, Geschmäcker sind verschieden.
www.lisacruzmusic.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Enter The Haggis "Northampton"
Label: United For Opportunity; 2007
Enter The Haggis ist eine fünfköpfige Band aus Toronto, die seit der Jahrtausendwende das Publikum mit ihrem kraftvoll-dynamischen Mix aus Folk, Rock, Country und Einflüssen aus Pop zu Begeisterungsstürmen hinreißt; dies hört man auch sofort, wenn man ihr Live Album „Northampton“ auflegt. Es wurde an zwei Konzertabenden im März 2007 in der gleichnamigen Stadt in Massachusetts aufgenommen.
Sieben Songs stammen von Trevor Lewington (Gitarren, Gesang), doch auch Brian Buchanan (Fiddle, Keyboards, Akustik Gitarren, Gesang) ist mit drei Kompositionen und Craig Downie (Bagpipes, Whistle, Harmonika, Akustik Gitarren, Gesang) mit einer dabei. Dazu kommen zwei instrumentale Stücke der Band und zwei traditionelle Tunes. Gemeinsam mit Mark Abrahams (Bass, Gesang) und James Campbell (Drums) sorgen die Jungs für mitreißende Rhythmen, musikalisch ausgezeichnet interpretierte und perfekt gesungene Songs.
Die Band begrüßt das Publikum mit zwei rhythmischen Lewington Songs, dem Trinklied „One last Drink“ und „No more Stones“. Das Tempo wird im Anschluss mit dem brillant gespielten traditionellen „Fiddle Set“, bei dem das Publikum voll dabei ist, und dem melodiösen Country Rock „Another Round“ beibehalten. Auch Downies „Marti’s last Stand“ reiht sich nahtlos in die Stimmung machende Set-List ein, man spürt förmlich wie der Saal bebt. Dann folgt Buchanans „New Monthly Flavour“, bei dem der Komponist auf der Fiddle zaubert. Beim instrumentalen „Lancaster Gate“ begleitet er dann Downies tolles Dudelsackspiel zur melodiösen Einleitung am Piano, bevor Lewington, Abraham und Campbell zu rocken beginnen. Dieses mit perfekten Rhythmuswechseln brillierende Stück leitet über zum ersten etwas stilleren Song, dem wunderschönen The Apothecary“ von Lewington. Hier beweisen die Jungs, dass sie nicht nur rhythmisch topp sind, sondern auch gefühlvolle Balladen singen können.
Das Album stellt uns die Band als großartige Live Band mit einem breit gestreuten Programm vor. Bei einem Konzert der ETH bleibt wahrscheinlich keine Stirn trocken, kein Bein still und keine Hand im Hosensack. Hier gibt’s was zu hören und Informationen über Tourneen (leider ist momentan nichts in Europa geplant).
www.enterthehaggis.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Shockwave Riders "Life between Mirrors"
Label: Black Flag Records; 2006
Astrid „Burn“ Lang (Gitarren, 2/6-saitiges Pandämonium,, Gesang) und Ingrid „Skye“ Lang (Synthesizer, Soundprogrammierung, Geige, Gesang) sind unter ihrem bürgerlichen Namen die bitterbösen Schwestern der Gnade; unter den Pseudonymen Burn und Skye entführen sie den Zuhörer als die galaktischen Shockwave Riders in eine ganz andere Welt.
Und so beginnt die Reise mit dem wunderschönen „Journey on“ und den tollen Stimmen der beiden Schwestern. Während sie als Schwestern der Gnade mit ausdrucksvollen Stimmen ihre provokativen Texte herausschreien, beweisen Skye und Burns, dass sie hervorragende Gesangsstimmen haben und diese leidenschaftlich und gefühlvoll einsetzen wie bei dem episch-rockigen „Voices“. Doch neben dem Gesang ist auch die musikalische Begleitung durchaus hörenswert. Groovige Klangwelten lassen abstrakte Bilder von wilder Schönheit und nobler Eleganz entstehen, ähnlich wie die symbolträchtige Covergestaltung durch den Fotografen/Eventorganisator Trashcat. Bei „The Calling“ erzählen die beiden mit einschmeichelnden Stimmen von der Versuchung durch das Böse, welches sich im zweiten Teil des Songs durch den Klang des Synthesizers offenbart. Neben neun Songs gibt es auch zwei experimentale Instrumentalstücke zu hören, Elysium Part 1 „Off Shore“ und Part 2 „The Beckoning“.
Das Album ist wie ein Trip zurück in die psychedelische Welt der 60er und 70er Jahre. Sie hießen Jefferson Airplane oder Patti Smith und begeisterten zig Tausende bei so legendären Festivals wie Woodstock. Doch handelt es sich hier in keiner Weise um eine billige Kopie, sondern um einen eigenständigen Sound, der eine Welt erschafft, die der der Blumenkinder nicht unähnlich ist. Packt eure Koffer, heuert auf dem Piratenschiff an und besucht ihre Galaxis!
www.shockwaveriders.de
Adolf 'gorhand' Goriup


The Band Who Knew Too Much "Eat Sleep Work"
Label: Eigenverlag; 2007
Die aus Melbourne, Victoria, stammende The Band Who Knew Too Much besteht aus Dave Evans (Akkordeon, Melodeon, Moog, Gesang), Andy Reid (Klarinette, Waschbrett, Gesang), Matt Earl (Drums), Craig Fermanis (Gitarre) und Shannon Birchall (Kontrabass, E-Bass, Gesang). Die fünf Jungs machen seit 15 Jahren typisch australische energiegeladene und bierschwangere Partymusik, die bluesige und jazzige Elemente mit rohen „Holzhackerrhythmen“ zu einem mitreißenden Sound verbindet. „Eat sleep work” ist erst das vierte Studioalbum des schon durch ihren Stil auf Live Konzerte spezialisierten Ensembles. Sie nahmen dafür gemeinsam mit den beiden Blechbläsern Eamon McNelis (Kornett) und Don Stewart (Posaune) zehn eigene Songs, zwei Coverversionen und ein traditionelles Lied auf.
Die CD beginnt mit „I thought I heard someone“ (Evans) und einem Feuerwerk von jazzigen Bläsern und rasantem Rhythmus. In diesem Tempo geht es dann auch weiter mit treibendem Schlagzeug, pulsierenden Bass, fetziger Gitarre und Evans rhythmisch und melodiösem Akkordeonspiel, mal reggae-artig wie bei „100'000 Lights on“ (Reid) dann wieder folkig wie beim traditionellen „Lachlan Tigers“. Der Titelsong von Evans ist eine kabarettistische Parodie auf das Leben, bei dem das Bläsertrio den Zuhörer aus dem „eintönigen Trott“ herausholt. Birchalls „Laundry Bag Blues“ spielt mit verschiedenen musikalischen Einflüssen ohne etwas anderes zu sein als ein Blues ebenso wie Reids „Boogie Man“. Bei Shelton Brooks’ „Some of these Days“ bricht dann endgültig das Jazzfieber aus. Mir hat das Album mit seinen abwechslungsreichen Songs, den hervorragenden Bläsereinsätzen, dem großartigen Akkordeonspiel und den tollen Rhythmen ausgesprochen gut gefallen. Musikalisch und gesanglich perfekt abgestimmt präsentiert die Band in erster Linie flotte Partysongs, humorvolle Lieder aber auch durchaus melodiöse Rocksongs.
www.tbwktm.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Otto Groote Ensemble "De Tied steiht still"
Label: Eigenverlag; 2007
Otto Groote ist ein ostfriesischer Gitarrist und Liedermacher, der traditionelle und eigene Lieder in seiner Muttersprache, dem Plattdeutsch, singt, aber auch Lieder von anderen Songwritern übersetzt und neu vertont. Gemeinsam mit Matthias Malcher (Gitarre, Banjo, Dobro, Gesang), Ralf Strotmann (Bass, Perkussion, Gesang) und einigen Gastmusikern hat er sein Album „De Tied steiht still“ mit zwei eigenen Liedern, drei Vertonungen von Plattdeutschen Texten und sieben Coverversionen aufgenommen.
Das Groote Ensemble spielt Lieder von Liedermachern wie dem Amerikaner Si Kahn, dem Dänen Niels Hausgaard, dem Holländer Eddy de Jonge oder dem Schotten Dougie McLean. „Över dat gröne Land“ hat Groote McLeans melancholische Ballade “Over my Mountain“ frei übersetzt und wird bei der Interpretation von Martin Czech (An Rinn) gesanglich und auf der Gitarre begleitet. Beim Protestsong „De groote Fabrik“ (Si Kahn) beginnen die drei gemeinsam mit dem Bluegrass Musiker Uli Sieker (Mandoline, Geige) im schönsten Americana Stil zu grooven, das Zusammenspiel von Malcher am Banjo und Sieker ist großartig.
Groote schrieb die Musik zu „Leevste leev“ von Jan Cornelius, einem ostfriesischen Autor, ebenso wie zum traurigen „Swatte Löwen“ von Detlef Kolze, bei dem Christa Ehrig am Cello zu hören ist. Das Titellied ist ein romantisches Liebeslied von Groote, bei dem der Utrechter Jost van Es die Geige spielt. Nach einem stillen Beginn symbolisiert ein rhythmischer zweiter Teil die Kraft der Liebe. Am besten gefällt mir „Noit to End“, eine traditionelle Melodie mit einem starken Text von Groote, der von einem erzählt der auszog um frei wie ein Vogel die Welt zu entdecken und dann doch nach einiger Zeit im sicheren Hafen des biederen Lebens ankam. Sieker spielt zu diesem rhythmischen Lied die Mandoline.
Das Album ist eine einmalige Sammlung von Liedern, die mit ihrer ruhigen Stimmung sehr gut in die Weite der ostfriesischen Ebenen passen. Groote hat eine weiche aber kraftvolle Gesangsstimme und die rein akustische musikalische Begleitung ist hervorragend. Die plattdeutschen Texte sind nicht leicht zu verstehen, aber durchs Mitlesen im Cover Booklet habe ich doch die hörenswerten Inhalte mitgekriegt.
www.otto-groote.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Tannis Slimmon "Lucky Blue"
Label: Eigenverlag; 2007
Tannis Slimmon, Singer/Songwriter aus Ontario, hat mit „Lucky Blue“ ihr zweites Soloalbum mit zwölf Songs, die zwischen 1991 und 2007 entstanden sind, veröffentlicht. Slimmon hat das Album gemeinsam mit Lewis Melville produziert und mit einigen hervorragenden Gastmusikern aufgenommen. Melville hat auch zwei Songs geschrieben, tritt bei neun als Co-Komponist auf, singt und spielt eine Reihe von Instrumenten.
Die schönen Stimmen von Slimmon und den Begleitsängern prägen die Songs ebenso wie die abwechslungsreiche musikalische Begleitung. Melvilles Walzer „My Body moves“ singt Slimmon im Duett mit dem schottisch-kanadischen Sänger David Francey zum Klang des Fagotts (Jeff Burke), Gitarren, Mandocello, Banjo und Bass (Melville). Es gibt auf der CD melancholische Country Balladen (I never dreamed), rhythmisch-melodiösen Americana (What I’m going to do), traurige (Edmonton) wie fröhliche (My Bike) Folksongs aber auch poppige Songs (Spirit House) zu hören.
Drei Songs stechen für mich besonders hervor: Da ist das melancholische „Our Time now“, das mit Karla Ferguson am Akkordeon, Sean McManus an der Klarinette, Gord Mowat am Akustikbass und Melvilles Tango Gitarre und Schlagzeugspiel ziemlich jazzig daherkommt. „Around him“ besticht mit einem großartigen Slide Gitarren Intro von Ken Whiteley, dessen Mandoline und dem mitreißenden rhythmischen Gesang von Slimmon und ihrer Nichte Jessy Bell-Smith. Mein Lieblingssong ist das rhythmische „Weathervane“, bei dem der aus Mali stammende Kora Spieler Mansa Sissoko ein brillantes Solo darbietet. Aber auch sein Zusammenspiel mit Melville am Banjo und Jeff Bird auf der Mandoline sind hörenswert.
Ich kann das Album jedem Liebhaber von anspruchsvoller Songwriter Musik wärmstens empfehlen. In gewisser Weise erinnert mich Slimmon manchmal etwas an Joni Mitchell. Die Zusammenarbeit mit dem Multi-Instrumentalisten Lewis Melville, den hervorragenden Gastmusikern und Sängern machen aus den Songs etwas Besonderes.
www.tannis.ca
Adolf 'gorhand' Goriup


Donna Lewis "In the Pink"
Label: Peruzzi Music; 2008
Donna Lewis wurde in Cardiff, Wales, geboren und begann 1990 ihre Solokarriere als Piano/Gesang Act in Bars auf den britischen Inseln und in Europa. Sechs Jahre danach veröffentlichte sie ihr Debütalbum und 2008 nahm sie mit „In the Pink“ bereits ihre vierte CD mit zehn brandneuen Songs auf. Lewis singt und spielt Keyboards und wird von einer Reihe hervorragenden Studiomusikern begleitet.
Die Songs kommen manchmal etwas „schmalzig“ daher wie bei der Ballade „You to me“, von der es sogar eine Reprise gibt. Doch die von Gerry Leonard, der auch als Gitarrist auftritt, sehr professionell produzierte Musik und die hervorragenden Aufnahmen verleihen den Songs dennoch ein gewisses Etwas. Neben den sanften Balladen mit dem Flüstergesang gibt es auch poppige Songs wie „Shout“, rockige Grooves wie „Pink Dress“ oder mystische Gesänge wie „Ireland“ zu hören. Der Sound wird immer von den Keyboards, Bass, Drums, den Loops und Programmierungen geprägt.
Das Album kann eindeutig in die Kategorie Pop eingereiht werden. Lewis hat eine sexy Stimme, der mit elektronischen Mitteln ein zusätzlicher Reiz verpasst wird. Die musikalische Begleitung ist wie es sich für ein Popalbum gehört recht aufwendig arrangiert und perfekt abgemischt.
donnalewis.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Davis Coen "Blues Lights for Yours and Mine"
Label: Soundview Productions; 2008
Der in Charleston, South Carolina, lebende Blues Gitarrist und Sänger Davis Coen hat auf seinem neuen Album „Blues lights for Yours and mine“ vier eigene Songs, fünf traditionelle Bluesstücke und zwei Coverversionen aufgenommen. Die musikalische Besetzung wurde verstärkt und präsentiert sich als sechsköpfiges Line-up. Neben Joe Izzo am Schlagzeug gehören Coens Bruder Trevor (E-Bass, Piano), Ben Palmer (Bass), Adrian Duke (Piano) und Lance Ashley (Orgel) dazu.
Coen spielt die Gitarre hervorragend, egal ob Bottleneck Technik wie beim traditionellen „Jack of Diamonds“ oder Bluesgitarre im Stile eines John Lee Hooker, dem Coens „Accelerated Woman“ gewidmet ist. Letzteres ist für mich einer der Höhepunkte, bei dem Gesang und E-Gitarre im schleppenden Bluesrhythmus von Izzo (Drums) und Trevor (Bass) begleitet werden. Wir hören auf der CD vom Mambo Rhythmus (Coens Mambo Jumbo) über Bluegrass (Don’t let the deal go down – B. Willis) bis hin zu Boogie (Baby let me hold your hand – H. R. Byrd) verschiedene Spielarten des Blues. Dann singt Coen den Gospelsong „Since I laid my Burdon Down“ mit leidenschaftlichem Timbre und Duke brilliert beim traditionellen „Down in the Alley“ mit großartigem Pianospiel. Zum Abschluss spielt Coen den klassischen Bluessong „C.C. Rider“ solo auf der akustischen Gitarre, mein absoluter Favorit.
Das Album ist eine Sammlung von ausgezeichnet interpretierten Country Blues Stücken, die egal ob es sich um traditionelles Liedgut oder moderne Songs handelt mit ihren einfachen Arrangements allen echten Bluesfreunden gefallen werden.
www.daviscoen.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Kenn Morr "Move on"
Label: Fleets Cove Music; 2008
Singer/Songwriter Kenn Morr ist in seinem Zuhause in Connecticut eine in die ländliche Gemeinschaft eingebundene Persönlichkeit, hat aber mit „Move on“ bereits sein drittes international anerkanntes Album mit zwölf selbst geschriebenen Songs veröffentlicht. Morr singt und spielt Gitarren, Piano, Mandoline und Mundharmonika und wurde bei den Aufnahmen von seinen ständigen musikalischen Begleitern Bob Gasper (Drums, Perkussion) und Dan Hocott (Bass, Gesang) wie auch von Karen Nolan (Geige) und den Sängern Rex Fowler und Annie Golden unterstützt.
Die CD beginnt mit dem Titelsong, einem stillen Song, bei dem das Piano die gefühlvollen Gesänge von Morr und Hocott begleitet. Und in diesem Stil geht es weiter mit sanften balladenhaften Liedern (Make You mine), stillen bluesigen (Once more) und rhythmisch-melodiösen (River Song) Songs. „Don’t turn around“ beginnt mit Nolans Geigenspiel, Morrs Piano und Gaspers Schlagzeug bevor Fowler und Morr ein wunderschönes Duett singen. Karen Nolan, die 1979 in dem Musical Hair debütierte, ist vor allem als Schauspielerin bekannt, jedoch zeigt sie bei „Girl with the auburn Hair“, dass sie noch immer eine tolle Gesangsstimme hat. Morr singt die eindringliche Hauptstimme und wird mit ihrem hypnotischen Sopran hinterlegt. Mandoline, Geige, Gitarre und der schleppende Rhythmus verstärken den Effekt noch und machen den Song zu meinem absoluten Favoriten.
Das Album hat mir mit seinen schönen Gesängen, der musikalisch einwandfreien Begleitung und den stillen Songs recht gut gefallen. Schade dass es nicht mehr Stücke wie meinen Lieblingssong gibt, denn der ist wirklich großartig.
www.kennmorr.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Dan Sandman "In Technicolour"
Label: Eigenverlag; 2007
Dan Sandman, Singer/Songwriter und Gitarrist, wurde in Bristol geboren und wuchs in London auf, wo er mit 15 Jahren begann eigene Songs zu schreiben. Zehn Jahre danach hat er mit „In Technicolour“ sein Debütalbum herausgegeben. Gemeinsam mit seinem Studienkollegen Chris Monger hat er dafür zwölf eigene Songs und Tunes aufgenommen. Monger spielt Bass, Keyboards, Mundharmonika, E-bow und Perkussion.
Die CD beginnt mit dem Sound der E-bow und Sandmans stillem Sprechgesang, begleitet von Gitarre, „She swam, swam and she swam“. Das Ganze kommt ziemlich psychedelisch schräg daher und man fragt sich ob das wirklich ernst gemeint ist. Der Gesang ist keineswegs fehlerfrei und die musikalische Begleitung klingt ein bisschen wie Improvisationen eines schlaftrunkenen Gitarrenfreaks. Manchmal wird es etwas rhythmischer und zusammenhängender wie bei „autumn“, dann wieder heben die beiden vollkommen ab und spielen den atonalen „ramble song“. Die Übergänge der Songs sind fließend und man merkt manchmal gar nicht dass ein neuer Song begonnen hat. Am ehesten kann ich noch mit dem instrumentalen „pubs“ und dem Song „caravans“ etwas anfangen.
Das Album erinnert mich ein wenig an das erste Soloalbum des kürzlich verstorbenen Syd Barrett, bei dem man die Auswirkungen seines exzessiven Lebens heraushören konnte. Sandman kann sicher Gitarre spielen, sein Gesang ist jedoch eher stümperhaft und die Kompositionen sind für mich nicht nachvollziehbar.
www.dansandman.co.uk
Adolf 'gorhand' Goriup


The Donkeys "Living on the other Side"
Label: Dead Oceans; 2008
The Donkeys haben 2008 mit „Living on the other Side” ihr zweites Studioalbum mit elf Eigenkompositionen veröffentlicht. Die vier Jungs aus San Diego, Kalifornien, namens Timothy DeNardo, Jessie Gulati, Anthony Lukens und Sam Sprague spielen ein typisches Beat/Rock Line-up mit Gitarren, Bass, Keyboards und Drums.
Dementsprechend fühlt man sich auch schon nach den ersten Songs in die 60er – 70er Jahre zurückversetzt. Aus den Lautsprechern klingen Orgeltöne im Stil der Doors, Beats und Gesänge, die an die Beatles erinnern, und dazu das typische halbakustische Gitarrenspiel. Die Musik reicht von melancholisch rockigen Songs (Dolphin Center) über psychedelisch angehauchte Stücke (Traverse Wine) und rhythmisch-melodiöse Rocksongs (Walk through a Cloud) bis hin zu Country Beat (Bye Bye Baby). „Boot on the Seat“ beginnt als langsamer Song mit dem durch Mariah Dancing verstärkten Chorgesang und wechselt gegen Ende zu einem flotten Rhythmus mit tollen Bassläufen und einem schönem Gitarrensolo. Mein Lieblingssong ist die wunderschöne Ballade „Dreamin’“, die mit wunderbaren Chorgesängen, hypnotischem Rhythmus und indisch anmutendem Gitarrenspiel à la George Harrison hervorsticht.
Das Album scheint aus einer anderen Zeit zu kommen, als ob irgendwo in Kalifornien eine Hippie Kommune erhalten blieb. Die Musik ist in keinerlei Weise kopiert, aber sie greift genau die Stimmung auf, die damals geherrscht hat. Weit entfernt vom seichten Happy Sound der Beach Boys machen die Jungs hervorragenden Beat. Macht doch auch mal ne Zeitreise!
donkeysongs.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Johan Meijer "Hondsdraf - Meijer zingt Gundermann"
Label:
Nederossi; NOP080107; 2007
"Hondsdraf" ist im niederländischen, was im deutschen die Pflanze "Gundermann" ist, und der verstorbene ost-deutsche Sänger Gerhard Gundermann ist in der Tat ein ähnliches einzigartiges Gewächs. Würzig, aber auch giftig ohne böswillig zu sein (-> FW#7, FW#9, FW#11). Der singende Baggerfahrer aus der Lausitz treibt auch ein Jahrzehnt nach seinem Tod noch seltsame Blüten. Der in Berlin lebende Holländer Johan Meijer (-> FW#28) hat 17 seiner Lieder ins niederländische übertragen. Text und Inhalt wurden soweit möglich beibehalten - ein Textheft mit den niederländischen und deutschen Texten liegt bei -, bisweilen der Kontext geändert. So wird aus dem west-ost-deutschen "Krieg" der "Koude oorlog" (Kalte Krieg). Ansonsten Lieder wie "Leine los", "Keine Zeit mehr", "Soll sein", "Gras" oder die Neil-Young-Adaption von "Rockin' in the Free World". Gundis Vorbild war Springsteen, das Meijers Jacques Brel. Der teils flotte Folkrock lebt vom Akkordeonspiel des 2007 verstorbene Sergey Shurakov (Vermicelli Orchestra -> FW#25). Die Arrangements sind durchaus einfallsreich, z.B. ist "Ich mache meinen Frieden" ein flotter Reggae. Natürlich kann man sich trefflich darüber streiten, ob ausgerechnet dieser Text sich mit so einem Arrangement verträgt. Meijer ist insgesamt nicht ganz so abwechslungsreich wie die Originale, bei manchem Titel aber durchaus auch schon mal besser. "Hondsdraf" erinnert einen daran, dass Gundermann nicht nur ein genialer Texter, sondern auch ein ansprechender Komponist gewesen war. Seine Lieder funktionieren auch in anderen Sprachen, und ich glaube, diese CD hätte mir auch gefallen, wenn ich Gundi und seine Lieder vorher nicht gekannt hätte.
www.nederossi.nl
Walkin' T:-)M


Ranarim "Allt vid den ljusa stjärnan"
Label:
Westpark Music; SPCD001; 2008
Ranarim (-> FW#18, FW#18, FW#27) ist seit einem Jahrzehnt eine feste Größe in der schwedischen Folkszene, nachdem sie sich im Folkmusik-Studiengang an der Königlichen Akademie für Musik zusammengefunden haben. Ihr Markenzeichen: traditionelle schwedische Lieder, behutsam der Moderne angepasst, zwei eindringliche weibliche Stimmen, kongenial begleitet von Nyckelharpa und Gitarre. Aus alt macht neu gilt für die Musik Ranarims im allgemeinen und für die Besetzung auf diesem Album ganz im besonderen: das sechsköpfige Quartett besteht aus dem neuen Gitarristen Daniel Ek und als Gast Roger Tallroth (Väsen -> FW#34), der nach dem Weggang von Jens Engelbrecht der Gruppe ausgeholfen hat; ebenso aus der Sängerin Johanna Bölja Hertzberg, die ab 2009 Sofia Sandén (-> FW#31) ersetzen wird; es verbleiben Sängerin Ulrika Bodén sowie Nyckelharpa-Spieler Niklas Roswall. Ranarims Übergangswerk und neuster Geniestreich heisst "Allt vid den ljusa stjärnan" (d.h.: Im Licht des Sterns), und es handelt sich um schwedische Weihnachtslieder. Weihnachtslieder? Das sollen Weihnachtslieder sein? Wenn man des Schwedischen nicht mächtig ist und nicht weiss, dass die julenatt der Heiligabend ist, dann könnte man denken, dass es sich um durchschnittliche schwedische Volksmusik handelt. Wenn man davon absieht, dass es sich bei Ranarim um keine durchschnittliche Band handelt. Lieder im Walzer- und Polska-Rhythmus sowie einige Choräle, mit schönen Melodien, aber völlig kitschfrei. Erst die englischen Erläuterungen zu den einzelnen Liedern im Booklet zeigen auf, dass sich viele Texte auf die schwedische Sternsänger-Tradition beziehen, als noch von Haus zu Haus gezogen wurde, gesungen und Musik für Glögg und Smörgåsbord gemacht wurde. Nicht alle Lieder sind romantisch und sentimental; so heisst es in "Tiggarvisa från Malung" (Bitt-/Bettel-Lied aus Malung in Dalarna): im Fenster stehen Bier und Schnaps in Krügen, wenn wir unsern Teil nicht kriegen, werfen wir den Schornstein um. Lasst sie also singen, um eine frohe Weihnacht zu garantieren!
Ranarim; Vertrieb f. D, A, S, B, NL: Westpark Music
Walkin' T:-)M


Patsy Reid "Bridging the Gap"
Label:
Vertical Records; VERTCD088; 2008
Patsy Reid ist die talentierte Geigerin der jungen, schottischen Band Breabach (-> FW#37, FW#37). "Bridging the Gap" ist eine vom Celtic Connections Festival in Auftrag gegebende Suite und in Glasgow auch im Februar 2008 aufgeführt und aufgenommen worden. Das Concerto auf den Spuren von Künstlern wie Shaun Davey, wenn man so will, beinhaltet eine musikalische Reise durch die Tonarten und transzendiert die Grenzen von klassischer und traditioneller Musik. Alle sieben geläufigen Tonarten kommen zum Einsatz, nicht nur ionisch (Dur) und äolisch (Moll), dorisch und lydisch (dem Moll verwandt), mixolydisch (typisch für den Dudelsack), sondern auch die harmonisch seltsamen phrygische und lokrische, die man selten zu hören bekommt. Kein Wunder, klingen sie doch etwas bizarr. Es funktioniert dennoch, und jede Tonart hat seinen eigenen Zauber. Patsy Reid spielt vier- und fünfsaitige Geige, dazu kommen weitere Fiedeln, Geigen und Violas (Aidan O'Rourke -> FW#32, Anna Wendy Stevenson, Lydia Whittaker, Deirdre Morrison, Mairi Campbell, Iain Hutchison), Cello (Natalie Haas -> FW#31), sowie Klavier (Mhairi Hall), Gitarren (Michael Bryan), Kontrabass (Duncan Lyall -> FW#37) und Perkussion (Iain Copeland). Wie ein klassisches Concerto ist "Bridging the Gap" in drei Teile unterteilt. Rhythmisch handelt es sich um Jigs & Reels, eine Slow air, eine Hornpipe, ein Marsch, ein Strathspey und zuguterletzt ein Stück in 7/8. Nicht nur die Musik macht schwindelig, sondern auch die Tatsache, dass man kaum dem Teenage-Alter entwachsen schon so exzellente Musik produzieren kann.
www.patsyreid.com
Walkin' T:-)M


Tine Kindermann "Schamlos schön"
Label:
Oriente; RIEN CD 67; 2008; Spielzeit: 49:21 min
Dem Volkslied geht es fast so wie dem schönen Töchterlein: Ach, daß du liegst auf der Totenbahr! Ich hab' dich geliebet so manches Jahr. Ach lebtest du noch, du schöne Maid! Ich würde dich lieben von dieser Zeit! Dich liebt' ich immer, dich lieb' ich noch heut und werde dich lieben in Ewigkeit. Und jetzt kommt das mittlerweile schon fast klischee-hafte Lamentieren über Wo sind eure Lieder, eure alten Lieder? Ja, Mensch, in New York sind sie! Die in Berlin geborene und dem Big Apple lebende Tine Kindermann hat die alten Hadern ausgegraben und schamlos schön neu interpretiert: bekannte wie "Königskinder", "Wilder Wassermann" und die "Dunkle Wolk", unbekanntere wie "Sterben ist ein schwere Buß" und "Ich hört' ein Sichlein rauschen". Tine Kindermann ist bildende Künstlerin und entsprechend bilderreich sind die ausgewählten Lieder. Liebe und Tod, Magie und Mystik, Schauer und Bedrohung ziehen sich wie ein roter Faden durch die ausgewählten Stücke. Nur gut, dass die sie begleitenden US-Rockmusikern und ihr Produzent, Klezmatics-Trompeter Frank London (-> FW#32), wahrscheinlich nicht allem textlich folgen können. Musikalisch gerät "Schamlos schön" völlig kitschfrei und undumpf. Die Gebrüder Grimm wurden von Tom Waits abgelöst. Das macht doch Hoffnung. Der Winter ist vergangen. Ich seh des Maien Schein. Ich seh die Blümlein prangen, des ist mein Herz erfreut.
www.tinekindermann.com
Walkin' T:-)M


Johan Delvarre "Chant de guerre"
Label:
Le roseau; ROS 111; 2008
Johan Delvarre ist im französischen Neo-Chanson zuhause. Seine Texte und Kompositionen wurden beeinflusst von musikalischen Inspirationen, die er auf seinen Reisen empfangen hat. Und so kann man englisches, irisches oder schottisches heraushören, wenn man will. Er singt auch schon mal auf Englisch, aber entwickelt seinen eigenen Stil, eine unterkühlte und melancholische, aber angenehme Reise zwischen Folk, Chanson und Pop. Johan Delvarre debütiert mit seinem Kriegsgesang. "Chant de guerre" wurde produziert von der französischen Folklegende Gabriel Yacoub (-> FW#36) und ist auf dessen Label Le roseau erschienen. Er hat erkannt, dass hier möglicherweise ein Talent im Kommen ist.
www.myspace.com/johandelvarre
Walkin' T:-)M


Schroeder Roadshow "Rock'n'Roll-Chansons vom Hinterhof der Träume"
Label:
Westpark Music; 87168; 2008
Die Schroeder Roadshow war von Mitte der 70er bis Mitte der 80er die führende Anarcho-Rockband in Westdeutschland (natürlich nach dem Klavierspieler Schroeder aus den Peanuts benannt). Uli Hundt war der ideenreiche Texter, Gerd Köster machte live den Mick Jagger (-> FW#33). Ich habe noch die LPs im Schrank stehen, auf CD wurde bislang leider wenig veröffentlicht (hier wäre noch mal eine Aufgabe). Aber das ist Geschichte, Uli Hundt hat für neuen Stoff gesorgt und die alten Mitstreiter haben ihren Entzug abgebrochen, um mit aktuellen Texten und Gästen wie Klaus den Geiger (-> FW#32) auf eine Zeitreise zu gehen. Denn anarchistisch und respektlos wird auch heute noch gedichtet, aber nicht auf diese einzigartige Art und Weise. Was macht dein grosses Jugendidol? Stolzer Rebell aus wilder Zeit, mit flammenden Ideen auf Barrikaden stehn, dazu war er stets bereit. Ist heute Minister mit Verdienstkreuz am Hals, von der Revolution zur Beamtenpension ... Wir gehen gucken, was das Arschloch macht ... Die Schroeder-Veteranen singen ein Lied für Versager, für Loser, Verzager, für Luschen und Laschen, für Nieten und Flaschen. Rock'n'Roll im heutigen BAP-Stil (-> FW#36) mit griffigen Gitarrenriffs und Saxofonsolos, einem groovenden Bass und einem polternden Schlagzeug. Mittendrin wird dann auch schon mal Rumba und Country präsentiert. Die "Rock'n'Roll-Chansons vom Hinterhof der Träume" enthalten zwar keinen neuen Hit, sind aber grundsätzlich keine Entäuschung, wie bei derartigen Unterfangen oftmals zu erwarten. Der Opener geht nach einer Weile sogar richtig ins Hirn. Gerti Beracz ist jetzt der Sänger. Uli Hundt hat die Songs geschrieben und zur Verfügung gestellt und tritt nur zuletzt in einem Remake von "Anarchie in Germoney" mit neuem Text in Erscheinung: Ich spiel seit 30 Jahren in der Stadt in 'ner Rock'nRoll Band. Wenn die Kinderschänder ihre Runden dreh'n, schreit die Gitarre wie ein Tier. Ich spiele euer Spiel nicht mit, ich scheiß auf eure Welt, verreckt doch am Profit, erstickt an eurem Geld. statt globaler Hysterie lieber dann doch Anarchie in Germoney ... Amen!
www.schroeder-roadshow.de
Walkin' T:-)M


Laway "Seils ut Sülver"
Label: Artychoke; AP-1008-CD; 2008; Spielzeit: 61:21 min
De See, de gifft, de See, de nimmt, bringt Minske Freid un Lieden ... Soweit das Titelstück der Störtebeker-Freilichtspiele 2008 im ostfriesischen Marienhafe. Musikalisch wie immer untermalt von der ostfriesischen Gruppe Laway (-> FW#33, FW#36). Laway heisst zu hochdeutsch so viel wie Aufstand und bezieht sich auf die Streiks der Deicharbeiter im 18./19. Jhd., das Album "Seils ut Sülver" ist hingegen eine musikalisch harmonische Angelegenheit. Es fängt schwungvoll an, wird aber alsbald eher balladen-lastig. Wie bei Gerd Ballou Brandt (Gesang, Gitarre), Petra Fuchs (Geang, Flöte), Jörg Fröse (Konzertina, Mandoline) und Tilo Helfensteller (Geige, Flöten, Saxofon) nicht anders zu erwarten, ist "Seils ut Sülver" vielseitig instrumentiert. Musikalisch wird auf englischen und keltischen Folk und Folkrock zurückgegriffen: Das Titelstück ist im englischen Original von Steeleye Span bekannt; "The Victory" ebenso, daraus wird die "Slacht up de Oostereems" im Jahre 1400. Unter den für neue plattdeutsche Texte benutzten Melodien finden sich "Adieu, Sweet Lovely Nancy" im Solas-Arrangement (-> FW#32), Loreena McKennits "Never-Ending Road" und eine Adaption von Patricia Kaas "En fille del East" ("En Wicht ut Noorden"). Ein paar Tänze - Mazurkas, Madlots (die friesische Version der Jigs) und Galopps - runden das weitgehend erfreuliche Album ab.
www.laway.de
Walkin' T:-)M


Mary Coughlan "The House of Ill Repute"
Label:
Westpark Music; 87169; 2008; Spielzeit: 48:14 min
I've been an awful woman all my life, a dreadful daughter and a hopeless wife, heisst es in dem Kirsty-MacColl-Song. Die irische Chanteuse Mary Coughlan hat genug gehört, gesehen und erlebt. I don't live the hard times anymore, now I sing the blues. Nach ihrem 1985er Debüt und einen guten dutzend Alben ihr Meisterstück: Sie bewegt sich wie Marianne Faithful oder Tom Waits unter Freaks und Losern, in den düsteren grauen Zonen der Existenz, die höchstens mal rot beleuchtet sind. In den Abgründen menschlicher Existenz offenbart sich die Schönheit des Lebens. In the house of ill repute you must wear your finest suit. "The House of Ill Repute" - ist das eine Kellerkneipe, ein Bordell, ein Zirkus oder ein Kabarett. "The House Of Ill Repute" hat viele Räumlichkeiten mit genügend Platz zum stöhnen und klagen: Rock, Jazz, Chanson, Blues, Kurt Weill und Wally Page. Direkt und kompromisslos, bizarr und schön. Ihre Altstimme erinnert an zuviel Whisky und Zigaretten. Aufgepasst! ruft sie: so look out world I'm about to be bad ... Ja, mehr davon.! Gib's uns!
www.marycoughlanmusic.com
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Larkin "Ab in' Pub!"
Label: Eigenverlag; 2008
Ein Hoch auf unseren Irish Pub, ein Hoch auf Bier und Wein. Wir haun dem Wirt den Kopf vom Hals, schenkt er uns nichts mehr ein ... Irish-Power-Folk-Rock-Texte, die die Klischees vom Saufen und Raufen bedienen und sich allseitiger Beliebtheit erfreuen. Olle Kamellen, könnte man sagen. Der Unterschied im Gegensatz zu Fiddlers Green & Co: die Texte sind auf Deutsch! Larkin ist eine Berliner Band um den Fiddler, Sänger und Texter Attila Radna. Musikalisch wird sich bei irischen Folk-Gassenhauern bedient. Dem bereits zitierten Text von "Ab in‘ Pub!" liegt der "Jolly Beggar" zugrunde, "Nich' na Hause" die "Home by Bearna". Dann gibt es eine Reihe (mehr oder minder freier) Nachdichtungen: "Zizizazigeuner" ("Raggle Taggle Gypsy"), "Hans Gerstenkorn" ("John Barleycorn"), "Kongo" (das von Christy Moore bekannte "I Wish I was in England"), "Der Teufel kam nach Prenzelberg" ("The Devil Went down to Georgia"), "Maguire" ("Mick Maguire"), "Frau Qualvoll" ("Muirsheen Durkin"). Larkins zweites deutsches Album in der Besetzung Geige-Gitarre-Bass-Schlagzeug lebt insbesondere von den witzigen bis deftigen Texten. Selber schuld, wer alles zu ernst nimmt. Das Programm ist nicht für das Kurkonzert gedacht. Die Instrumentalstücke sind eher etwas dahin gehuscht, aber natürlich ist Larkin auch eine Band zum abhotten.
www.larkin-music.de
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Gruppe Gutzeit "Ein Schrei geht durch das Land"
Label:
Jump Up; 17; 2008; Spielzeit: 58:16 min
Z.B. Piraten in der postmodernen Gesellschaft, das ist doch schizophren. Den Kindern baut man Piratenspielplätze an die Seeufer, um sie erwachsen geworden an das Horn von Afrika zu schicken. Ist das der alltägliche Wahnsinn oder pädagogischer Hintersinn? Für Peter Gutzeit ist Störtebeker der romantische Held. Ich wage zu bezweifeln, dass der gute, alte Störtebeker das Gold der Pfeffersäcke an die Armen verschenkt hat. Sei's ihm gegönnt. Die Säcke heutzutage können den ganzen Globus in die Krise stürzen und werden nicht zur Verantwortung gezogen, sondern mit Steuergeldern gestützt, damit das System nicht in Frage gestellt wird oder das Kartenhaus einstürzt. Peter Gutzeit (Gesang, Gitarre) und die Gruppe Gutzeit (Dieter Rentzsch - Akkordeon, Maria Rothfuchs - Kontrabass, Wolfgang Helbsing - Schlagzeug) gehen von Hamburg-Eimsbüttel aus auf Kaperfahrt, besser gesagt: ein Roadtrip! Denn sie singen Bierzelt-taugliche Ohrwürmer, obwohl Peter Gutzeit eigentlich keine Gute-Laune-Lieder einfallen und er über die böse Welt singt. Die Musik stammt von Truck Stop, die Texte allerdings von Bots (-> FW#35). Von Fernfahrer- und Wild-West-Romantik keine Spur, die Realität ist so knallhart wie ein Italo-Western, und Floyd Westerman ist nicht der einzige Rote, der Musik macht (-> FW#36). Die Texte befinden sich mit Akkorden als pdf-Datei auf der CD, so dass ein allgemeiner Schrei durch das Land gehen kann.
www.gruppegutzeit.de
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Olaf Sickmann "The Green River"
Label:
Timezone; 319.7020.2; 2008; Spielzeit: 47:11 min
Man kann sagen, was man will. Olaf Sickmann (-> FW#34) zeigt Geschmack, was Musik betrifft. Im Urlaub in Wales saß er stundenlang am Green River und komponierte Melodien für Gitarre (12 Stück) und Tin Whistle (8). Keltisch beeinflusst sind sie, ruhig dahinfließend, meditativ und sparsam. Dennoch, oder gerade deswegen, machen sie gute Laune. Interessantweise gesteht Olaf Sickmann: Ich höre keine CDs mehr und habe meine ganze Sammlung weggeschmissen. Ich habe schon genug Musik für fünf Leben gehört. Letztendlich bringt mich das von meinen Songs ab. Wir möchten dies unseren Lesern nicht weiterempfehlen, sondern lieber darüber nachzudenken, "The Green River" zu erwerben. Denn wie ich eingangs sagte, Olaf Sickmanns Musik ist geschmackvoll.
www.olaf-sickmann.de
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Levellers "Letters from the Underground"
Label:
On The Fiddle Recordings; OTFCD003; 2008
Mit einem neuen Studioalbum haben sich die Levellers (-> FW#33) eine ganze Weile Zeit gelassen. Es hat sich gelohnt, auf dem neunten Studioalbum "Letters from the Underground" zeigt sich die Folkpunkrockband aus Brighton von ihrer besten Seite. Musste man in den vergangenen Jahren schon mal völlig überproduzierte, allzu poppige und banale Melodien über sich ergehen lassen, rocken die Jungs jetzt wieder ab wie zu ihren besten Zeiten. Die Stücke sind eingängig, tanzbar und charakteristisch für den frühen Levellers-Sound. Es ist denoch kein Retro-Album, sondern klingt frisch und weist durchaus auch neue musikalische Elemente auf. Insbesondere fällt auf, wie hervorragend es produziert ist, was in der Vergangenheit nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit gewesen ist. Die Fiddle treibt die Band vor sich hin. Die Texte sind direkt und politisch und kombinieren die frühen Protesthymnen mit subtilerem Songwriting: USA, Darfur, Medien ... Die Levellers sind erwachsen geworden, ohne nach langer Suche nach ihrem heiligen Gral ihre Wurzeln vergessen zu haben.
www.levellers.co.uk
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Glen Hansard & Markéta Irglová "The Swell Season"
Label: Plateau/Epitaph; 6852-2; 2007
Glen Hansard & Markéta Irglová "Once - Music from the Motion Picture"
Label: Canvasback/Columbia/Sony; 88697 14459 2; 2007
Glen Hansard ist Frontmann der irischen Rockband The Frames, bekannt ist er hier vor allem durch seine Filmrolle in den "Commitments". Nach Jahren der Abstinenz hat er sich an eine zweite Filmrolle gewagt, in dem Kleinod "Once" spielt er neben der Tschechin Marketa Irglova einen Straßenmusiker in Dublin. Es konnte keine bessere Besetzung gefunden werden, stammt doch Hansard genauso wie sein Frames-Kollege Mac Con Iomaire (siehe Rezension in der englischen FW-Ausgabe) und die Band Kila (-> FW#34) aus der irischen Straßenmusikszene. Glen Hansard und Markéta Irglová schrieben einen Großteils des Soundtracks, der für die Grammies nominiert wurde; der Song "Falling Slowly" wurde mit dem Oscar in der Kategorie Bester Filmsong ausgezeichnet. (Beide nahmen übrigens auch eine Version von Bob Dylans "You Ain't Goin' Nowhere" für den Film "I'm Not There" auf.) Glen nannte einmal seine musikalischen Einflüsse als die holy trinity von Leonard Cohen, Van Morrison und Bob Dylan, und wer sich in diesem magischen Dreieck wohlfühlt, sollte einmal The Swell Season ausprobieren. Man kann durchaus süchtig davon werden.
www.theswellseason.com
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The Xi'An Sí "The Xi'An Sessions"
Label: Kai Róisín Records; XIAN001CD; 2008
Das Xi'An Sí-Ensemble ist eine traditionelle chinesische Musikgruppe. Aber sie haben es nicht bei traditioneller chinesischer Musik belassen. Mit den klassischen chinesischen Instrumenten Gu Zheng (eine Art Zither), Er Hu (zwei-saitige Geige), Pi Pa (vier-saitige Laute) und Di Zi (Traversflöte) interpretieren die vier jungen Damen um Guzheng-Spielerin Li Kai traditionelle irische Melodien. Ob "Roisin Dubh" oder "Oro Se Do Bheatha Bhaile", die Hornpipe "An Comhra Donn" oder "Brian Boru's March", "Carolan's Concerto", "Raglan Road" oder "She Moved through the Fair", es klingt seltsam und doch so vertraut. Gemeinsamkeiten gibt es zwischen beiden Musiktraditionen genügend. Einen festen Kanon bestimmter Instrumente gibt es auch nur für Puristen; wer hätte mal daran gedacht, mit Bouzoukis irische Musik zu machen? Manche Verzierung klingt befremdlich, doch auch chinesische Musik wird nicht mehr so gespielt wie vor tausend Jahren und hat so manchen westlichen Einfluss in den vergangenen fünfzig Jahren erfahren. Die "Xi'An Sessions" sind nach Auffassung von Li Kai ein Ensemble, in dem aus irischer und chinesischer Musik Brieffreunde zu Busenfreunde geworden sind.
Siehe auch den Artikel "From Pen Pals to Best Friends" in der englischen FW-Ausgabe.
www.thexiansi.com
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Jugendfolkband Intakt "Wellentanz"
Label: Eigenverlag; 2008; Spielzeit: 54:39 min
Vor zehn Jahren gab es einmal die schleswig-holsteinische Jugendfolkband Tønträger, in der ein Dutzend Jugendlicher musizierte, die sich doch meist für traditionelle Musik eher weniger begeistern. Mit InTakt hat Britta Pirr das Nachfolgeprojekt initiiert. Zwischen 14 und 22 Jahre alt, viele Geigen, aber auch Flöten, Akkordeon, Harfe, Klarinette, Nyckelharpa, Cello, Gitarre und Perkussion. InTakt hat sich insbesonders traditionellen Liedern und Tänzen aus ganz Skandinavien verschrieben, bzw. Kompositionen jüngerer Herkunft von Künstlern wie Kristine Heebøll (-> FW#35) und Roger Tallroth (-> FW#34). Als Bonustrack gibt es auf "Wellentanz" ein Kinderlied von Gerhard Schöne. Man darf nicht zu viel erwarten. "Wellentanz" ist eher grundsolide als spektakulär. Es werden keine musikalischen Höchstleistungen geboten, gelegentlich ist die ein oder andere Unsicherheit zu hören. Im Ganzen ist die CD aber relativ sauber gespielt und produziert worden. Das gibt Hoffnung, dass Folkmusik noch eine Zukunft hat.
myspace.com/jfbintakt
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Nessi "Hide and Speak"
Label: Con Anima; CA 26549; 2008
"Trust In Me" singt die Schlange im Kult-Musical "Das Dschungelbuch"; eines von zwei Coverstücken, das andere ist ein Hank-Williams-Stück. Da mögen ja Zweifel aufkommen, wenn eine eher als Kabarettistin bekannte Dame die Sängerin gibt. Die Zweifel erweisen sich als unbegründet und meinem Urteil darf hier vertraut werden. Nessi Tausendschön singt sich die Seele aus dem Leib. Begleitet vom kanadischen Gitarristen William Mackenzie und Gästen wie Harry Manx (-> FW#35) präsentiert Nessi eine außergewöhnliche Bandbreite von Folk- bis Jazzmusik. Die Lieder sind sparsam arrangiert und lassen ihrer Stimme den nötigen Raum. Es dauert nicht lange und man ist hypnotisiert. Vergesst Heather Nova oder Norah Jones ... es gibt besseres!
www.nessimusic.com
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Celtic Cowboys "Greengrass meets Bluegrass"
Label:
Likedeler; LIECD08023; 2008; Spielzeit: 54:32 min
Die Iren sind in Amiland gelandet und machen lieber Musik als beim Eisenbahnbau zu schuften oder der Armee beizutreten. Ist ist das ein neuer Trend? Emerald aus Hannover (-> FW#37) singt zwischen ihren Jigs & Reels lieber US-Folk als irische Traditionals, und spätestens seit David Wilkies Cowboy Celtic ist klar, dass sich Irish & Scottish Music mit Bluegrass & Country verbinden lassen. Macht ja auch nix, passt ja eben auch musikhistorisch zusammen. So auch die Hamburger Celtic Cowboys um von Gruppen wie Garifin (-> FW#18) und der UKW Band (-> FW#36) bekannten Musikern: Dirk Schulze (Gesang, Gitarre), Andreas Schürmann (Cajon, Bodhrán, Akkordeon), Hartmut Markmann (Gesang, Gitarre), Karlo Buerschaper (Bass), Guido Plüschke (Gesang, Mandoline, Banjo, Bouzouki, Tenor Gitarre). Also keine neue Idee, aber bei den Hamburger Jungs eine runde und gutgemachte Sache. "Rare Old Mountain Dew", "Jock Stewart", Ewan MacColls "Dirty Old Town" finden sich neben "Dixieland", "Wagon Wheel" und Fogertys "Bad Moon Rising". Das trifft sich mit Steve Earles (-> FW#30) "Galway Girl", welches er einst zusammen mit der irischen Akkordeonistin Sharon Shannon (-> FW#30) aufgenommen hat. Die Mischung wird für viele gewöhnungsbedürftig sein, Puristen in beiden Lagern werden ein Vade retro Satanas vor sich hinmurmeln. Ich persönlich finde geniale Stücke und Interpretationen und solche, bei denen ich lieber die Skip-Taste drücke. Letztendlich steht bei den Celtic Cowboys aber der Spaß im Vordergrund, wer das Augenzwinkern übersieht und wer danach noch mit einer Fresse rumläuft, hat selber schuld.
www.celtic-cowboys.de
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La Compania los Dilettantos "Die Lizenz zum Tröten"
Label: Eigenverlag; 2007
Gestatten, Los Dilettantos, La Compania los Dilettantos ... Die Gruppe ist gewissermaßen in geheimer Mission unterwegs, denn unter diesem Gruppennamen vermutet kaum jemand, was hier geboten wird. Die "Lizenz zum Tröten", der der Spielmann als Spion, das erinnert an einschlägige Romane. Spätestens hier enden alle Vergleiche mit dieser Mittelalterband. Die Dilettantos sind keine Leisetreter, sondern kraftvoll und laut mit Dudelsack und Schlagwerk (und ein wenig Cister) - und nicht zu vergessen Klatschen, Rufen, Pfeifen und Lachen. Also mehr oder weniger eine typische Formation, wie sie die Mittelaltermärkte bevölkert. Die Instrumentalstücke gehen nach vorne, die Lieder sind zurückhaltener mit teils beeindruckenden Gesangsleistungen. Im Booklet stehen ein paar der Texte, ansonsten wird über die Stücke Schweigen ausgebreitet. Quellen und Einflüsse reichen von Mittel- bis Nordmeer, vom Atlantik bis zu den Ufern von Euphrat und Tigris. Das Lied "Dindirin" ist das bekannte spanische Lied, in dem die Nachtigall Botschaften zwischen zwei Liebenden überbringt (hier mit schönem Harmoniegesang übrigens). "Vem kan segla" ist auch eine nicht ganz unbekannte schwedische Weise; "Ein wilder Wassermann" ist natürlich das bekannte Volkslied über die schöne, junge Lilofee - mit mittelalterlich-orientalischem Einschlag. Ich vermute, dass das Instrumentalstück mit dem Titel "Bermuda Dreieck" keine traditionelle Melodie, sondern vielleicht eine Eigenkomposition ist. Nun, man kann insgesamt sagen, was man will, dilettantisch bei der La Compania los Dilettantos ist, wenn überhaupt, einzig die Namensgebung gewesen.
www.wandertheater.info
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Dziuks Küche "Freche Tattoos auf blutjungen Bankiers"
Label:
Buschfunk; BF 05302; 2008
Der Mann ist heiß. Nicht weil er freche Tattoos trägt. Danny Dziuk (-> FW#33, FW#35) ist ja kein Banker, sondern so eine Art Hoffnungsträger der deutschsprachigen Musik. (Ich sage jetzt nicht Pop oder Liedermacher oder ..., keine Schublade ist passend genug.) Jedenfalls landete Dziuks Küche und "Freche Tattoos auf blutjungen Bankiers" auf Platz 2 bei der Wertung zur CD des Jahres der Liederbestenliste; Platz 1 belegte Stoppoks "Sensationsstrom", bei dem Danny ebenfalls mitwirkte (-> FW#35). Der in Berlin lebende Musiker und Sänger stimmt eine Ode auf seine Stadt an: O wie gern bin ich alleine mitten in der großen Stadt, wo man seinen Lärm und seine wunderschöne Ruhe hat. Er übersieht nicht die Schattenseiten: Rio, wo bist du, come back, we all miss you, allein, daß du siehst, wer dein Reich jetzt verwest. Apropos Schatten: wer hat diesen Vers verbrochen auf ein unschuldiges Blatt, statt was Richtiges zu machen ... jemand, der 'n Schatten hat. Danny rockt los zu einem Text von Franz Dobler (-> FW#25): Ich bin nur der mit der Gitarre, ich spiel auf deiner Beerdigung, oder auf der von deinem Freund, mir ist das egal. Oder kotzt über Hackleischfresse und Erbsenhirn in "Halber Staat", in der man unschwer eine Stadt in Sachsen-Anhalt erkennen kann: Fremder, besser mach 'n glatt-en Bogen um so Käffer wie Halber-Staat. Sollte das nicht genügen, dass Danny Dziuk nicht nur phatt in Taiwan ist?
www.dziuks-kueche.de
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The Singing Loins "The Drowned Man Resuscitator"
Label:
Damaged Goods; DAMGOOD 267 CD; 2007
The Singing Loins, das sind (zur Zeit) Chris Broderick (Gesang), Arfur Allen (Gitarre) und Rob Shepherd (Banjo, Mandoline, Akkordeon). "The Drowned Man Resuscitator" klingt ein bißchen wie die Pogues, die Oysterband und The Men They Couldn't Hang zusammen. Das versuchen viele nachzumachen, aber die singenden Lenden aus Rochester gehören zu den wenigen, denen das auch halbwegs gelingt und die vor allem zu einem eigenen Stil finden. Und sie schreiben geile Lieder! Akustische Gassenhauer, Ohrwürmer und Hymnen (Authentic raw folk from the Medway delta) zum Mitgröhlen und Pogotanzen, wenn man will, mit linken und derberen Texten. Ein traditionelles englisches Volkslied, "Be Merry", darf nicht fehlen, aber die Singing Loins zelebrieren Neo- und Urban-Folk, der eher im Pub als im Folk-Club zuhause ist. Bedauerlich nur, dass "The Drowned Man Resuscitator" erst jetzt zu meiner Kenntnis gelangt ist. Es wäre glatt unter die Top-Ten-Alben von 2007 gekommen, jetzt rotiert es außer Konkurrenz ständig in meinem CD-Spieler.
www.singingloins.co.uk
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Molden "Wien"
Label:
Monkey Music; MONCD044; 2008
Wie würde Ludwig Hirsch (-> FW#28) klingen, wenn man ihn textlich und musikalisch modernisieren und ins 21. Jahrhundert katapultieren würden. Vielleicht wie Ernst Molden. Wobei man vorsichtig mit der Feststellung sein sollte, dass er Musik des 21. Jhds. macht, die ist so zeitlos und nicht einordbar zwischen Blues und Pop und was-weiss-ich wie die der Deutschen Danny Dziuk (siehe oben) oder Wenzel (-> FW#37). Ein bißchen Austropop, gelegentlich lässt Dylan grüßen, plus eine gehörige Portion schwarzen Humors. Sein Humor ist so düster und surreal wie der Wiener Underground, durch den Orson Welles als dritter Mann geschlichen ist. Gib mir ein Schnitzel oder gib mir gleich vier, damit ich mich nicht im Abstrakten verlier, ist eine selten konkrete Zeile. Der Cohen von Wien huldigt seiner Heimatstadt, singt allerdings hochdeutsch. Als Bonus gibt es ein wienerisches Duett mit Willi Resetarits (Ostbahn-Kurti) und Ernst Molden textet: i sog seavas zu meina gossn und die gossn griasst ned retour. Der Boni noch nicht genug gibt es eine zweite Scheibe. Bei dem Paket handelt es sich um eine Doppel-CD, #1 enthält Eigenkompositionen, #2 enthält uaspringlich auslendische numman, die er ins Wienerische übertragen hat und nur mir Stimme und Akustikgitarre vorträgt: Johnny Cash, Bob Dylan, Will Oldham, George Gershwin, Nick Cave, Hank Williams und Tom Waits fühlen sich hörbar wohl in Wien.
www.ernstmolden.at
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Katrien Delavier "Harpes D'Irlande - Irish Harps"
Label:
Sunset-France; SA 141169; 2008
Das CD-Booklet zeigt den Poulnabrone Dolmen im westirischen County Clare. Eine spektakuläre Ansicht, zumindest auf dem Papier. Wenn man in Wirklichkeit vor ihm steht, ist er gar nicht so groß. Wie auch immer, der präkeltische Steintisch ist schon so eine Art Markenzeichen für Irland. Genauso ist es die keltische Harfe, und "Harpes D'Irlande - Irish Harps" ist glücklicherweise eines der besseren Alben aus dieser Low-Budget-Serie. Die Harfenistin, um die es hier geht, ist die in Flandern geborene und leider bereits verstorbene Katrien Delavier (1961-1998). Sie kam zur Harfe, nachdem sie Alan Stivell gehört hat (-> FW#38), zuerst spielte sie die klassische Harfe mit Nylonsaiten, später wechselte sie wie die alten Barden Irlands auf Metallsaiten. Mit einer Gruppe namens Hempson (nach dem irischen Harfenisten Dennis Hempson, 1695-1807) war sie sogar eine der Ersten, die die Metallsaiten wieder populär gemacht hat. "Harpes D'Irlande - Irish Harps" wurde 1995 aufgenommen. Es gibt hauptsächlich irische Tänze (Jigs, Reels, Polkas), aber auch bretononische Andros und Gavottes. Man kann Nylon- und Metallsaiten hören, Duostücke (die Harfen vollführen wie Bombarde und Biniou ein Frage- und Antwortspiel, die Bässe werden wie der Bordun des Dudelsacks eingesetzt), sowie Gäste an Fiddle, Gitarre und Uilleann Pipes. Katriens Harfenspiel selbst ist äußerst flüssig und lebendig.
www.airmail-music.com
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Blackfire "[Silence] is a Weapon"
Label: Tacoho Records; T-D 5; 2007
Es ist bestimmt 15 Jahre her, als die Geschwister Jeneda, Klee und Clayson Benally auf einem der ersten Folkfeste in Rudolstadt Tänze der nordamerikanische Indianer aufführten. Zu Beginn dieses Jahrtausends ließen sie sich wieder sehen. Da nannten sie sich Blackfire (mit einer schwarzen Rauchwolke warnten indianische Späher vor dem angreifenden Feind) und spielten kompromisslosen Punkrock. Das ist bis heute so geblieben und hat sie erfolgreich um die Welt, sogar bis in die Wüste gebracht (-> FW#31). "[Silence] is a Weapon" mag zwar hie und da indianische Einsprengsel oder traditionelle Singweisen der Diné (Navajo) aus dem Staate Arizona aufweisen, aber Karl-May-Jünger fühlen sich hier nicht wohl, außer wenn sie auch Pogo tanzen. Clayson Benally sagt: Es geht um Energie. Gleich von Beginn an. Wie bei einem Pferd, das außer Kontrolle ist, voller Kraft und Schneligkeit. Die Lieder sind Protestsongs. Die Botschaft ist direkt und unmissverständlich - what do we want? Justice! When do we want it? Now! Und weiter: we stand for the future and the 7 generations (es ist einmal prophezeit worden, es würde sieben Generationen dauern, bis das indigene Amerika seine Sprachlosigkeit überwinden und sein Schweigen ablegen werde). Mit "Indian Alien" gibt es einen Text von Peter La Farge (I've got to keep on singing for the road knows where I go). "[Silence] is a Weapon", das bei den Native American Music Awards als Album of the Year ausgezeichnet worden ist (-> FW#38), hat eine schöne Cover-Arbeit, außerdem eine zweite CD, die ein dutzend traditionelle Diné-Lieder enthält. Es soll auch ein akustisches Album geplant sein. Das klingt interessant.
www.blackfire.net
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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 03/2009

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