FolkWorld Ausgabe 38 03/2009

FolkWorld CD Kritiken

Annabelle Chvostek "Resilience"
Label:
Borealis Records; 2008
Die in Montreal lebende Annabelle Chvostek steht bereits seit Kindesjahren auf der Bühne, richtig bekannt wurde sie aber erst als sie 2004 der Band Wailin’Jennys beitrat. Nach zweieinhalb Jahren mit den Jennys hat sie sich von ihnen getrennt und mit dem Album „Resilience“ ein Soloalbum veröffentlicht.
In Zusammenarbeit mit einigen Musiker Kollegen wie Bruce Cockburn, Mary Gauthier oder Michael Jerome Browne und begleitet von einer Reihe talentierter Studiomusiker und dem Produzentenpaar Roma Baran und Vivian Stoll hat Chvostek elf Originaltitel und eine Coverversion aufgenommen. Chvostek spielt selbst mehrere Instrumente wie beim Titelsong, bei dem sie sich unter anderem selbst mit der Mandoline den Rhythmus angibt. Mit ihrer ausdrucksstarken Stimme macht sie diesen melancholischen Indie-Pop Song zu einem perfekten Kick-off Titel. Jedoch singt sie durchaus auch Folksongs, denen sie aber mit ihrem Gesang und den kreativen Arrangements immer ein besonderes Flair verleiht. Neben der Mandoline spielt Chvostek Violine, Fiddle, Rhodes Piano, Orgel, Gitarren und Akkordeon; allerdings beeindrucken mich ihre Songs immer dann besonders wenn sie zur Mandoline greift. Da ist der mitreißende Party Bluegrass „Wait for it“, das sanfte Liebeslied „Piece of you“ oder auch der jazzige Ella Jenkins Klassiker „Racing with the Sun“. Chvostek trifft mit der Mandoline immer genau das richtige Timbre und die musikalische Begleitung tut ihr übriges um das Album zu einem Ohrenschmaus zu machen. Bei dem traditionell angehauchten „The Sioux“ beweist Chvostek, dass sie auch eine großartige Fiddle Spielerin ist. Ein weiterer Höhepunkt ist der groovige Gospel-Blues „I left my Brain“, bei dem Chvostek mit perfekter Altstimme und echter Bluesleidenschaft brilliert.
Für mich hat Annabelle Chvostek ein ausgezeichnetes, mehrheitlich akustisches Album produziert. Hier stimmt alles, von ihrer vielseitigen Gesangsstimme, über die musikalische Begleitung bis hin zu den außergewöhnlichen Arrangements und Songs. Hört da unbedingt mal rein.
www.annabelle.org
Adolf 'gorhand' Goriup


Matthijs Spek "Beyond"
Label: Eigenverlag; 2008
Der in Rotterdam geborene Matthijs Spek begann mit elf Jahren klassisches Piano zu spielen, fünf Jahre danach entdeckte er die akustische Gitarre. Später studierte er am Konservatorium für moderne Gitarre in Utrecht, wo er neben den bestehenden Einflüssen aus Blues, Pop und Rock und Weltmusik sich mit dem Jazz zu befassen begann. Mark Knopfler, Pink Floyd, Stevie Ray Vaughan gehören ebenso zu seinen Favoriten wie Pat Metheny, James Brown, Airto Moreira oder Antonio Carlos Jobim. Dennoch wird seine Musik vor allem von den beiden großen Klaviervirtuosen Keith Jarrett und Glenn Gould beeinflusst.
Spek lässt die sechs Saiten gefühlvoll und mit genialer Virtuosität erklingen. Sein Spiel erinnert mich an eine Solo Live Aufnahme von Keith Jarrett, die ein Freund mir oft vorspielte. Hier verschmelzen Mensch und Instrument zu einer fantastischen musikalischen Einheit, die den Zuhörer innert kurzer Zeit auf eine Reise in die Welt der Klänge entführt. Hier wird Musik zur Meditation, die Gitarre erwacht zum Leben und der Mensch wird zum „simplen“ Werkzeug archaischer Energie. Spek hat die 14 musikalischen Reisen alleine in seinem Heim aufgenommen und gemischt, einzig bei dem rhythmischen „Dance“ wird sein Tanz von Job Verweijen am Udu begleitet. Die Melodien sind mal leise, sanft und verträumt, dann wieder virtuos, aufreizend und rhythmisch, aber immer atemberaubend schön und beinahe hypnotisch.
Es ist schwierig über so ein Album zu schreiben; welche Worte werden solch einzigartigen Klängen gerecht? Es gibt keinerlei Overdubs, nur Spek und seine Collings OM-2H. Spek lädt euch auf seiner Webseite auf ein paar Hörproben ein.
www.matthijs-spek.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Ralf Weihrauch "Hole in One"
Label: Blue Boy; 2008
Der aus dem Ruhrgebiet stammende Akkordeonspieler Ralf Weihrauch hat mit „Hole in One“ sein zweites Soloalbum mit neun traditionellen Stücken, zwei Coverversionen und einer Eigenkomposition veröffentlicht. Weihrauch singt und spielt neben seinem Hauptinstrument Bodhràn und Whistles und wird von einigen wenigen Gastmusikern begleitet.
Obwohl die traditionellen Songs und Tunes alle von den britischen Inseln stammen, klingen sie in meinen Ohren eher wie Schunkellieder aus dem Wirtshaus nebenan. In besagtem Rahmen mit ein paar Bier vor sich mag die Musik auch durchaus gute Laune verbreiten. Das Mitsingen fällt sicher auch nicht schwer, da man nicht das Gefühl hat hier etwas mit seinen unzulänglichen Gesangskünsten zu verhunzen. Auf CD gebrannt verliert das Ganze bis auf wenige Ausnahmen aber etwas seinen Reiz. Da ist das traditionelle „Unfortunate Taylor“, bei dem der Reggae DJ Dr. Ring Ding ein paar extra Verse gedichtet hat und diese auch singt. Durch den Reggaerhythmus und Ring Dings rhythmisch sonoren Gesang wird das Stück aufgewertet. Nur vom Synthesizer begleitet singen Beate Rupietta und Weihrauch ein a Capella Duett bei „The Foxhunt“. Auch hier verdankt der Song der zweiten Stimme seine Qualität. Für mich ist Weihrauchs Gesang einfach nicht studiotauglich. So möchte ich als drittes Stück noch Weihrauchs instrumentale Eigenkomposition “The Silver Wedding“, ein langsamer Walzer, hervorheben.
Der Rest des Albums ist meiner Meinung nach nicht erwähnenswert. Es hat mir weder gesanglich noch musikalisch gefallen. Aber Geschmäcker sind verschieden, auf seiner Website könnt ihr euch selbst eine Meinung bilden.
www.ralfweihrauch.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Jeff Larson "Left of a Dream"
Label: NCompass Music; 2008
Jeff Larson ist ein in Kalifornien beheimateter Sänger, der mit seiner einschmeichelnden Stimme für sein neues Album „Left of a Dream“ 14 eigene Songs aufgenommen hat. Larson spielt die akustischen Gitarren, Gitjo, Mandoline, Piano, Wurlitzer und Harmonika und wird von Studiomusikern an den E-Gitarren, Bass, Dobro, Lap Steel, Mandoline, Orgel und Schlagzeug begleitet.
Die Songs sind rhythmisch melodiöse Ohrwürmer, die im Grossen und Ganzen Mainstream bleiben und auf jedem „Schmusesampler“ Platz finden würden. Gesanglich und musikalisch sind die Aufnahmen einwandfrei und gemäß kalifornischen Maßstäben ist die Qualität der Arrangements und Aufnahmen sehr gut. Ein paar Songs stechen hervor, wie zum Beispiel das bluesige “Ghosts of San Miguel“, das mit einem tollen Rhythmus und einem schönen Gitarrensolo von Mitproduzent Hank Linderman brilliert. Es wurde gegen Ende der CD nochmals als Instrumentalstück mit Larson an der Mandoline aufgenommen. Bei „Red to Rust“ spielt Larson das Banjo artige Gitjo. Am besten gefällt mir „California Rail“, dessen flotter Rhythmus gemeinsam mit Larsons Harmonikaspiel dem Zuhörer das Gefühl gibt tatsächlich in einem Zug zu sitzen und durch die Weiten Kaliforniens zu fahren.
Das Album ist eine Sammlung von schönen Liedern, die man gut bei der Lektüre eines guten Buches anhören kann oder bei der man ganz einfach bei einem guten Glas von was auch immer ein wenig chillen kann. Mir persönlich fehlen der Tiefgang, die echten Höhepunkte und die Abwechslung.
www.jefflarson-music.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Strömkarlen "Midvinternatt"
Label: Eigenverlag; 2007
Im Jahre 2004 gründeten die Thüringerin Christina Lutter (Gesang, Fiddle, Whistles) und der Schwede Stefan Johansson (Gesang, Gitarre) das Duo Strömkarlen und veröffentlichten bald darauf ihr Debütalbum. 2006 kam der Aachener Allround Musiker Guido Richarts (Gesang, Bodhràn, Kontrabass) dazu und in dieser Besetzung nahmen die drei ihr neues Album „midvinternatt“ mit zwei traditionellen norwegischen Tänzen und zehn historischen wie auch modernen Liedern aus Schweden, Irland, Schottland und Norwegen/Österreich auf.
Strömkarlen ist übrigens der Name eines Wassergeistes, der in den Flüssen Schwedens lauert um mit seiner Fiedel Wanderer anzulocken und sie dann zu ertränken. Ein recht passender Name, denn mit ihrer sinnlich hypnotischen Musik und den betörenden Gesängen verzaubert das Trio den Zuhörer und hält ihn gefangen bis der letzte Ton verklungen ist.
Eingefangen wurde ich von dem schwedischen Kirchenlied „allt vad vi pâ jorden äge“ (alles was wir hier auf der Erde besitzen) aus dem 17. Jahrhundert, Christinas verführerischen Gesang und ihrem Spiel auf der Fiddle (sie hatte da wohl besagten Geist als Lehrer). Dann verstummte ich vor den Lautsprechern und hörte mir die Geschichten an, die mir die Musiker erzählen. Stefan singt des verstorbenen schwedischen Troubadour Cornelis Vreeswijks „Balladen om Fredrik Akare och Cecilia Lind“, ein trauriges Liebeslied, das am Ende doch noch gut ausgeht. Guido entführt uns mit dem rhythmischen „Are ye sleeping Maggie?“ nach Schottland. Eine heitere Liebesgeschichte um ein junges Paar, das einen Weg sucht trotz des gestrengen Vaters zu einem romantischen Stelldichein zusammenzukommen. So wechseln sich klerikale Lieder, stille Balladen und mitreißende Songs ab und ein Höhepunkt jagt den nächsten. „Roros“ ist ein flotter traditioneller norwegischer Tanz, bei dem die Fiddle vom gestrichenen Kontrabass begleitet wird. Guido singt das wunderschöne epische „Back home in Derry“, geschrieben von dem 1981 an Hungerstreik verstorbenen IRA Sympathisanten Bobby Sand und Christina interpretiert den traditionellen irischen Song „Who put the Blood“; diese Vertonung steht der von Karan Casey in nichts nach. Als Abschluss wird das österreichische Weihnachtslied „Maria durch ein’ Dornwald ging“ in seiner norwegischen Fassung „Maria gar blant tornekratt“ interpretiert und schließt somit den Kreis. Stefans rhythmisches Gitarrenspiel, sein gefühlvoller Gesang und das Kyrie Eleison der Chorstimmen machen dieses meditative Lied zu meinem absoluten Favoriten.
Das Album ist für mich ein Meisterwerk traditioneller Musik des europäischen Nordens und Strömkarlen reiht sich damit neben Kerstin Blodig und Thomas Löfke an der Spitze der deutschen Folkmusik ein. Erstklassige Gesänge, egal ob solo oder im Chor, hervorragende Arrangements und großartiges Spiel vereinen sich zu einem außergewöhnlichen Ohrenschmaus. Lasst euch das nicht entgehen, 2009 ist eine große Deutschlandtournee angesagt.
www.stroemkarlen.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Matt Keane "Out in the Fields"
Label: Eigenverlag; 2007
Matt & Orlaith Keane "Pictures in Time"
Label: Eigenverlag; 2008
Matt Keane stammt aus der bekannten Keane Familie aus dem County Galway. Sowohl Eltern als auch seine sechs Geschwister sind Sänger und Musiker und Matt hat vor der Veröffentlichung seines ersten Soloalbums „Out in the Fields“ bereits 1984 bei den Aufnahmen zu einem Familienalbum mitgewirkt und hat gemeinsam mit seinen Brüdern Pat, Noel und Sean das Album Citizen Keane herausgebracht. Gemeinsam mit seiner Tochter Orlaith (Gesang), seinem Bruder Seane (Gesang, Whistles), und einer Reihe von großartigen Musikern an Gitarren, Keyboards, Akkordeon, Banjo, Fiddle, Bratsche, Mandola und Perkussion hat er neun Coverversionen, einen historischen Song und ein traditionelles Lied aufgenommen.
Keane singt mit seiner sonoren vollen Stimme amerikanische Songwriter wie David Mallett, Bill Staines oder John Prine und Orlaith bezaubert den Zuhörer mit ihrem Gesang bei Mary Chapin Carpenters „The Moon and St. Christopher“. Sie hat eine wunderschöne Stimme und Pat Coynes Gitarre sowie Peter Gannons Piano begleiten sie bei diesem stillen Song. Aber auch die Schottin Karine Polwart und die Engländerin Kate Rusby wurden von Keane mit der Interpretation eines ihrer Songs geehrt. Padraic Stevens, ehemaliges Mitglied der irischen Band Saw Doctors, spielt die Perkussion und steuert drei Songs bei. Die irische Ballade „Mise Rafteri an File“ besticht mit Sean Regans Fiddle, Bruder Seans Whistlespiel und Matts Gesang. Das amerikanische traditionelle „Awake awake“ ist nicht der einzige Song aus dem Genre Country.
Das Album endet mit den Worten von Sir John Stevenson (1761-1833) zur Musik von Thomas Moore (1779-1852), „The last Rose of Summer“, bei dem John Flatley Matt am Piano begleitet. Mir gefällt Matts Debüt sehr gut, er hat eine tolle Stimme und die einfachen Arrangements und die gekonnte musikalische Begleitung passen hervorragend zu den Songs.
Auch auf seinem aktuellen Album „Pictures in Time“ hat Matt eine bunte Mischung von irischen Songwritern, schottischen und englischen Musikern, US amerikanischen Songs und einem traditionellen Lied aufgenommen. Orlaith singt diesmal abwechselnd mit Matt die Songs und die beiden werden wieder von Gannon, Regan und Coyne begleitet. Dazu kommen diesmal zwei Bassisten, eine Geigenspielerin und ein Schlagzeuger. Dementsprechend sind die Lieder diesmal etwas weniger traditionell, der Einsatz des Akkordeons ist eher spärlich und Banjo und Whistle fallen ganz weg.
Orlaith begeistert mich mit dem von dem englischen Liedermacher Chris Andrews geschriebenen rhythmisch-romantischen „Candlelight and Wine“, der wunderschönen Ballade „Farewell farewell“ von Fairport Convention Gründungsmitglied Richard Thompson und vor allem mit dem von Allison Kraus berühmt gemachten Song „The lucky one“. Coynes Gitarrenspiel leitet dieses bluesige Lied ein und begleitet dann gemeinsam mit Regan an Fiddle und Mandoline Orlaiths gefühlvollen Gesang. Matt singt die von der an Multipler Sklerose erkrankten Songwriterin Meg Davis geschriebene Ballade „Claddagh Walk“ mit viel Gefühl. Das traditionelle im Walzertakt gespielte „The lovely green Woodlands of Ower“ wurde von John Henihan in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts geschrieben; einer der wenigen Songs bei denen Gannon zum Akkordeon greift. Mein Favorit ist jedoch Dick Gaughans „Both Sides of the Tweed“, welches Matt mit kräftiger Stimme hervorragend interpretiert.
Auch das zweite Album des irischen Barden ist sehr gut gelungen. Der Schwerpunkt liegt bei amerikanischen Songs, meine Favoriten stammen jedoch meist von den britischen Inseln.
www.myspace.com/matteenkeane
Adolf 'gorhand' Goriup


Niall Matheson "The Shores of Loch Ness"
Label:
Macmeanmna; 2008
Niall Matheson stammt aus den schottischen Highlands und hat dort das Spiel auf den Great Highland Pipes gelernt. Später trat er den Queen’s Own Highlanders bei und blieb der Einheit elf Jahre treu. Dort wurde er zu einem hervorragend ausgebildeten Pibroch Spieler und heute arbeitet er als Piping Instruktor in seiner 2004 gegründeten Ross and Cromarty Pipes and Drums School.
Nun hat er mit „the shores of loch ness“ ein Album mit 13 Sets aufgenommen, viele der Stücke und einige Sets stammen aus seiner eigenen Feder. Auf Grund seiner Ausbildung sind sechs der 13 Sets Marches, dazu kommen verschiedenen Kombinationen mit Airs, Waltzes, Jigs, Reels, Hornpipes und Strathspeys. Mit Patrick òg MacCrimmons „Lament for Mary MacLeod“ hat Matheson auch eine alte Pibroch (musikalisches Thema, das in verschiedenen Abschnitten variationsreich gespielt wird) aufgenommen. Das Titelstück ist eine Air von Matheson, die mit einer weiteren Eigenkomposition, einer Hornpipe, und zwei traditionellen Jigs kombiniert wurden. Mir persönlich gefallen aber am besten die rhythmischen Reels.
Die Musik der Great Highland Bagpipes ist für Kenner eine Welt für sich. Es gibt die Ceol Mor oder Pibroch (große Musik), die Ceol beag (kleine Musik) und die Ceol meadhonach (mittlere Musik). Obwohl ich den Klang des Dudelsacks sehr schätze und auch gerne Pipemusik höre, kann ich da nicht wirklich mitreden. Aber eines höre ich auch als Laie heraus: hier ist ein Meister am Werk.
www.gaelicmusic.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Monsters of Liedermaching "Sitzpogo"
Label: Eigenverlag; 2008
2003 beschlossen die sechs Liedermacher aus Hamburg, Bad Gandersberg und Berlin sich einmal probeweise gemeinsam auf die Bühne zu stellen. Was damals begann hält nun schon seit mehr als fünf Jahren an und wurde gemeinsam mit dem begeisterten Publikum mit einer dem neuen Live-Album „Sitzpogo“ gefeiert. Fred Timm, Burger, Pensen Palletti, Tottovic Kalkül, Labörnski und Rüdiger Bierhorst singen 22 Lieder mit bösen, ironischen und teilweise nicht jugendfreien Texten.
Die fünf Gitarristen und sechs Sänger kommen aus verschiedenen Musikrichtungen und machen bei ihren Soloprojekten von Punk über HipHop bis hin zu Hardrock. Dementsprechend ist auch die Musik der Monster sehr vielseitig und abwechslungsreich. Da hört man den sarkastischen „Hartz 4“ Blues oder den Banjo getriebenen Countrysong „Moti“. Bei dem rhythmischen „ich bin nicht frei“ lässt der HipHop grüssen und bei „nur drei akkorde“ machen sich die Jungs ein wenig über den Reggae lustig. So singen und jammen die Jungs zum Vergnügen des Publikums (fast) ohne Ende.
Liedermacher sind meist Sänger mit einer Gitarre, die im Studio mit einigen Gastmusikern ihre Lieder aufnehmen, sie dann jedoch Live solo vortragen. Die Monsters of Liedermaching sind sechs Monster, die gemeinsam ihre Lieder am liebsten Live spielen und dabei eine Menge Spaß haben. Monster? Ja denn das was sie da heraus singen ist teilweises wirklich monströs, in mehrfacher Hinsicht.
www.monstersofliedermaching.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Gaelic Storm "What’s the Rumpus"
Label: Lost Again Records; 2008
Vor zehn Jahren betraten die Musiker der Band Gaelic Storm mit ihrer Beteiligung an John Camerons Film Titanic die internationalen Bühnen und seitdem haben sie bereits sieben erfolgreiche Alben veröffentlicht. Ihr neuestes Werk „What’s the Rumpus?“ wurde in Austin, Texas, produziert. Jessie Burns (Fiddle, Gesang), Patrick Murphy (Gesang, Akkordeon, Spoons, Harmonika), Steve Twigger (Gitarren, Gesang, Bodhràn), Ryan Lacey (Perkussion, Gesang) und Pete Purvis (Pipes, Whistles, Posaune) haben gemeinsam mit einigen Gastmusikern elf Eigenkompositionen und drei traditionelle Stücke aufgenommen.
Der Bandname ist ziemlich treffend, denn die CD beginnt mit dem orkanähnlichen Titelsong, der auch sehr treffend benannt wurde. Was ist das für ein Krach? Naja ganz einfach kraftvolle und vor Lebenslust überschäumende Musik bei dem wohl kaum jemand still sitzen bleiben kann. Groovige Perkussion wird mit dem Klang der Fiddle und großartigen Gesängen kombiniert und zu einem mitreißenden Sound gemischt. „Lover’s Wreck“, eine weiterer Song von Murphy, Twigger und Wehmeyer besticht mit fetzig-rockigen Rhythmen, Lloyd Maines’ Banjospiel und Jessies tollem Fiddlespiel. Manchmal klingen die gaelischen Stürmer wie die Pogues, dann spielen sie wieder atemberaubende instrumentale Sets oder typischen Americana wie bei dem rasanten „Slim Jim and the Seven Eleven Girl“. Das traditionelle „The Samurai Set“ ist ein außergewöhnlicher Mix aus orientalisch anmutenden Rhythmen mit keltischer Fiddle und Uilleann Pipes. „Beidh Aonach Amàrach“ verbindet gaelischen Singsang mit modernem Arrangement und erinnert etwas an Kila. Der Rhythmus ist meist halsbrecherisch und wenn Pat bei „Faithful Land“ mit melancholischer Stimme zu Petes Whistle und Reggae ähnlichem Rhythmus singt, wars das schon mit stillen Songs.
Das Album ist ein hervorragend gelungenes Werk voller Dynamik, Spielfreude, erstklassigen Originalsongs und ausgezeichnet interpretierten Traditionals. Gaelic Storm machen Folkmusik zu Partymusik ohne dabei auf musikalische Qualität zu verzichten, ein absolutes Muss für die CD Sammlung.
gaelicstorm.musiccitynetworks.com
Adolf 'gorhand' Goriup


The Beverly Band "People & Places"
Label: Eigenverlag; 2008
Adam Beverly wuchs in Kalifornien auf, kam 2002 über den großen Teich und ist heute der Kopf der Beverly Band aus Dänemark. Er hat elf der zwölf Stücke für das Debütalbum „People & Places“ geschrieben, singt und spielt Gitarren, Mandoline und Banjo. Neben Beverly gehören Kirstine (Gesang, Geige, Bratsche) und Allan Frost Jessing (Keyboards, Akkordeon, Mandoline), Kenneth Nybo Pedersen (Drums, Perkussion) und Ole Brondberg Selsto (Bass) zum Ensemble.
Die CD beginnt mit dem rhythmischen Country Song „Big City“, einem schönen Duett von Kirstina und Adam und Allan am Akkordeon. Doch neben Happy Sound gibt es auch wunderschöne epische Balladen wie „Looking Good“. Maren Frost Nielsen am Cello, die Sopranstimme von Benedikte Aa und Kirstinas gefühlvolles Geigenspiel machen diesen Song zu einem meiner Favoriten. Der andere folgt sofort darauf: „Groovin’ Stella“ ist das einzige Instrumentalstück, geschrieben von Allan. Das Zusammenspiel der fünf Musiker ist ausgezeichnet, vor allem Akkordeon und Geige verschmelzen zu einem unglaublichen Sound. Bei „Whiskey Romancin’“ füllt der Honky Tonk die Luft und beim romantischen „Goodnight Maria“ brillieren die fünf Musiker mit unbändiger Energie.
Das Album ist eine gelungene Mischung aus Country, Rock, Honky Tonk, sowie melodiösen Songs und mitreißenden Grooves. Musikalisch ist die Musik hervorragend eingespielt, die Arrangements sind ausgezeichnet und auch die Gesänge lassen nichts zu wünschen übrig. Mich haben vor allem Geige und Keyboards beeindruckt, hört doch mal rein.
www.thebeverlyband.dk
Adolf 'gorhand' Goriup


Searson "A Different Kind of Light"
Label: Eigenverlag; 2008
Die in Ontario, Kanada, aufgewachsenen Geschwister Erin (Gesang, Piano, Keyboards), Heather (Bass), Colleen (Fiddle, Gesang) und Mike Searson (Gitarren, Xylophon) haben 2002 ihr Debütalbum veröffentlicht. Das neue, mittlerweile vierte Album „a different kind of light“ wurde von Gitarrist und Schlagzeuger Jordon Zadorozny produziert und bietet zwölf originale Searson Songs.
Das Rezept kommt irgendwie bekannt vor. Da gibt es doch schon drei attraktive Schwestern, die gemeinsam mit ihrem Bruder Musik machen … ja richtig The Corrs heißen sie. Irgendwie hatte ich beim Abspielen der CD das Gefühl ein déjà vue zu erleben, nur dass die ersten Corrs CDs noch eine starke Bindung zur traditionell irischen Musik hatten. Beim vierten Album der Searsons blüht der Mainstream in voller Pracht. Schöne Gesichter singen mit ihren schönen Stimmen schöne Lieder. Der Einsatz der Fiddle beschränkt sich auf ein Minimum, dafür gibt es reichlich Gitarrensound, Schlagzeug und Keyboards.
Das Ganze ist dann sehr professionell aufgenommen und abgemischt worden und klingt einwandfrei. Dennoch hat mich das Album doch ziemlich enttäuscht; hier fehlt der Tiefgang, die musikalischen Höhepunkte sowie der traditionelle Aspekt. Manchmal klingt das, was da aus dem Lautsprecher tönt, fast ein wenig nach den Spice Girls. Im März werde ich die Band beim St. Patrick’s Festival in Zug Live erleben. Mal sehen, ob sie mich da überraschen können; die Stimmen dazu hätten sie und laut Promotion Leaflet sind sie ja auch sehr gute Stepp-Tänzerinnen. Ich lass mich überraschen.
www.searson.org
Adolf 'gorhand' Goriup


Fiddler’s Green "Sports Day at Killaloe"
Label: Deaf Shepherd Recordings; 2009
Seit nunmehr 18 Jahren begeistert die Band Fiddler’s Green die Fans mit ihrem Speedfolk. Ihr neuestes Album „Sports Day at Killaloe” bietet eine Sammlung von 19 traditionellen wie eigenen Songs, die durchwegs in atemberaubenden Tempo und mit uriger Energie eingespielt wurden.
Die Hauptdarsteller dieses Spektakels sind Ralph „Albi“ Albers (Gesang, Gitarre, Mandoline, Bouzouki, Banjo), Pat Prziwara (Gesang, Gitarren, Banjo), Tobias Heindl (Geige, Gesang), Stefan Klug (Akkordeon, Bodhràn), Rainer Schulz (Bass) und Frank Jooss (Drums, Perkussion).
Von Anfang an geht mit dem punkigen „Bugger off“ die Post ab, da gibt es fetzige Trinklieder (Bottom of our Glass), mitreißenden Country Rock (This Old Man), folkigen Reggae (Change), Power Folk (Mrs. McGrath), aber auch episch melancholische Songs wie „Down by the Hillside“. Die Musik ist Schweiß treibend, aufreizend und lässt wohl niemand still auf seinem Sofa sitzen, da muss man einfach irgendwie mitmachen, ob als Luftgitarrist, Tischtrommler oder Springball, irgendwie muss diese Energie wieder raus.
Fiddler’s Green beweisen, dass es auch in Deutschland punkigen Speedfolk von hoher Qualität gibt; die müssen sich nicht hinter Flogging Molly verstecken und die Pogues klingen im Vergleich dazu harmlos. Live muss das ganze sehr heiß sein, ich wette, mein Sohn würde dabei ausflippen.
www.fiddlers.de
Adolf 'gorhand' Goriup


John Oates "1000 Miles of Life"
Label: Phunk Shui Records; 2008
Der in New York City geborene Singer/Songwriter John Oates ist vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Daryl Hall bekannt. Mit seinem neuen Soloalbum „1000 Miles of Life” hat er in seiner mehr als 30 jährigen Laufbahn erst sein zweites Soloalbum veröffentlicht.
Die neun neuen Songs und zwei Coverversionen wurden zum größten Teil in Nashville, Tennessee, aufgenommen und von Oates und Jed Leiber produziert. Als Gastmusiker haben sich die beiden die Crème de la crème der dort ansässigen Studio- und Session Musiker geholt.
Die CD beginnt mit dem rockig-souligen Titelsong und Steve Croppers großartiger E-Gitarre, dazu kommt ein Gesangsduett von Oates mit Bonnie Bramlett (Delaney & Bonnie) und Leibers Piano. Inspiriert von einem Besuch des vom Hurricane Katrina zerstörten New Orleans schrieb Oates meinen Lieblingssong „Ghost Town“, ein mitreißender Blues mit John Popper an der Harmonika, Bela Fleck am Banjo und Bekka Bramlett, Tochter von Bonnie, als Gastsängerin. Aber es gibt auf der CD durchaus auch romantische Songs, die Oates mit seiner tollen Stimme vorbringt wie zum Beispiel „Spinning down“. Jonathan Yudkin am Cello und Leiber am Piano umschmeicheln hier den atemberaubenden Gesang.
Für mich ist das Album eine hervorragende Sammlung von Songs, die dank der ausgezeichneten Musiker und dem brillanten Oates musikalisch, gesanglich wie auch aufnahmetechnisch erste Sahne ist.
www.johnoates.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Omnia "Pagan Folk Lore" [DVD Video]
Label: Pagan Scum Records; 2008
Omnia ist eine Band, die ihre Musik selbst als Pagan Folk bezeichnet. Die Pagan Bewegung, Pagan das englische Wort für Heide, bezeichnet eine Kultur von Menschen, die sich in Zeiten der Klimaerwärmung, Bankenkrise und Kriegswahn an den in ihren Augen echten und wichtigen Werten orientieren: Die Natur, das Wachsen, die Geburt und das Sterben, Panta Rhei, das ewige Fliessen, Friede und Liebe.
Auf ihrer Live DVD „Pagan Folk Lore“ demonstrieren uns die fünf Musiker dies mit ihrem Live Auftritt auf dem Fairy Ball Konzert in Maarssen, weiteren zwei Live Aufnahmen vom Castlefest 2007 in Lisse und einer unplugged Aufnahme im Studio von Dreamharps.nl. Zudem gibt es ein 41 Seiten umfassendes Booklet mit einem autobiographisch angehauchten Märchen, einem Interview und weiteren Bonus Features.
Omnia sind der englische Frontmann Steve „Sic“ Evans-van der Harten (Gesang, Trommeln, Bouzouki, Flöten), seine holländische Gemahlin Jennifer Evans-van der Harten (Gesang, Harfe, Drehleier, Bodhràn), der Holländer mit ostindischen Wurzeln Luka Aubri-Krieger (Didgeridoo, Gesang), der Ire Joe Hennon (Gitarren) und der Serbo-Kroate Mich Rozek (Schlagzeug).
Steve fungiert als Reiseführer für die musikalische Reise durch die Welt der Heiden, er sagt jeden Song mit einer kurzen Erklärung im Studio an. Das Fest beginnt mit dem Klang des Didgeridoo und dem rhythmisch tanzbaren Song „Tine Bealtaine“. Die Regie hat eine Gruppe von Tänzern schemenhaft über das Publikum gelegt, sie tanzen traditionelle bretonische Volkstänze und andere keltische Reihentänze. Doch auch das in wunderschöne Kostüme gekleidete Publikum ist während dem Konzert durchaus aktiv bei der Sache.
Luka spielt mehrere so genannte Slideridoos, ein Didgeridoo mit „Verlängerung“ ähnlich einer Posaune, und ersetzt damit die Bassgitarre ebenso wie er Mich am Schlagzeug mit einer zusätzlichen Perkussion unterstützt. Es folgen mystische Songs wie „Wytches’ Brew“ oder das epische „Raven“ und Tunes wie „Richard Parker’s Fancy“.
Jennifer spielt abwechselnd Harfe, Bodhràn und Drehleier und singt mit ihrer klaren Stimme Solo oder gemeinsam mit Steve und Luka. So brillieren die drei bei „Alive“ mit wunderschönen Chorgesängen, begleitet von Bouzouki, Drehleier und Gitarre. Alle Stücke stammen aus der Feder von Steve und Jennifer und orientieren sich meist an europäischer Musik. „Dil Gaya“ ist jedoch ein Rhythmus aus Afghanistan, den die fünf mit Didgeridoo, persischer Flöte, Drehleier, Gitarre, Darabuka, Schlagzeug und der betörenden Stimme von Jennifer vertonen.
Mit einem Zitat aus „Both Sides of the Tweed” kündigt Steve dem Publikum „Etrezomp ni Kelted“ an, ein melancholisch rhythmischer Folksong und „Fairy Tale“ ist eine melancholische Tune die mit Sprechgesang überlegt wird. Zum Abschluss spielt Steve die Whistle zu „Saltatio Vita“ im Stile eines Satyrs.
Die Aufnahmen vom Castlefest sind leider von schlechter Tonqualität, dennoch sind sie eine interessante Zugabe. Gemeinsam mit den Gruppen Gor (Italien), Faun und dem Gitarristen von Transit Poetry (Deutschland) interpretieren Omnia „Teutates“. Ein weiteres Zuckerstück ist die unplugged Version des irischen Traditionals „The Bold Fenian Men“, bei dem Jo auf der Gitarre zaubert, Jennifer die Harfe verzaubert und Luka und Steve ein Duett singen.
Mit dieser DVD haben Omnia ein außergewöhnliches Werk geschaffen. Ihre Musik ist atemberaubend schön, ihr Auftritt ist spektakulär und ihre Konzerte sind im wahrsten Sinne des Wortes heidnische Feste. Ich finde diese Lebensphilosophie durchaus ehrenwert. Freiheit, Liebe zur Natur und zu all seinen Geschöpfen und Lebenslust sind auch in meiner Welt wichtige Eckpunkte.
www.omnia-neocelt.com
Adolf 'gorhand' Goriup


17 Hippies "El Dorado"
Label: Hipster Records; 2009
Die Anfänge der Berliner Band 17 Hippies liegen in den 80er Jahren, in denen das Ensemble sogar bis zu 20 Musiker zählte. Bis heute sind die Hippies ihrem Konzept treu geblieben und verbinden traditionelle Musik aus Osteuropa, Frankreich und Amerika mit dem ureigenen Berliner Groove. Mit der Zeit begannen dann die Hippies auch eigene Lieder aufzunehmen und in diesem Jahr veröffentlichen sie mit „el dorado“ ihr neuntes Album.
Die neun Songs und drei Instrumentalstücke wurden von 15 Musikern (wo sind denn die zwei geblieben?) mit einem beeindruckenden Line-up aufgenommen. Neben Blech- und Holzbläsern wie Klarinette, Saxophon, Euphonium, Trompete, Flügelhorn und Posaune, gibt es die Saiteninstrumente (Gitarren, Tzoura, Ukelele, Oud, Baglama, Monochord, Violine, Bratsche, Cello, Mandoline, Banjo, Hackbrett und Kontrabass), Wind- und Tasteninstrumente wie Akkordeon, indisches Harmonium, Orgel oder Mundharmonika und natürlich Perkussionsinstrumente (Glockenspiel, Maultrommel, Kalimba, Marimba und mehr) zu hören.
Die musikalische Reise beginnt mit einem atemberaubenden Cajun-Scat-Speed Mix auf türkischem Rhythmus, „Uz“. Doch dann folgt ein großartiger Mix von melancholischen deutschen Liedern (Adieu), amerikanischen Songs (Welcome to my World), türkisch-indischen Rhythmen (La Zona Drom) und mexikanischen Schlager-Groove (Atchafalaya). Es werden aber auch traditionelle Stücke gespielt wie der aus Moldavien stammende Tanz „Arcanul“, der mit seinem rhythmischen Feuerwerk, dem atemberaubenden Tempo, der Zigeunergeige und dem jazzigen Einsatz der Bläser und des Akkordeons sicherlich einer der Höhepunkte ist. Der französische Chanson ist mit „Solitaire“ vertreten und bei „Six green Bottles“ wird ein englisches Kinderlied mit einem rumänischen Volkslied zu einem explosiven Party-Mix im Country Stil zusammengemischt. Der Titelsong ist eine swingende Rumba in französischer Sprache und zum Abschluss gibt es noch das an Leonard Cohen erinnernde „Bound for Morning“.
Das Album ist eine abwechslungsreiche Sammlung von Liedern und Instrumentalstücken, die musikalisch erstklassig interpretiert wurden und mit kreativen Arrangements brillieren. Hier findet wirklich jeder etwas für seinen Geschmack, mir persönlich gefällt die gesamte CD.
www.17hippies.de
Adolf 'gorhand' Goriup


"Wenzel singt Henriette Haill – Strassenballade"
Label: Matrosenblau; 2008
Der Brandenburger Musiker, Sänger, Komponist und Autor Wenzel hat eine Liedersammlung mit Vertonungen von Gedichten der österreichischen Dichterin Henriette Haill aufgenommen. Er spielt dazu Gitarre, Klavier, Bass, Perkussion, Akkordeon, Xylophon, Klarinette, Keyboard, Rhodes, Orgel und Glockenspiel. 17 Gedichte der kommunistisch feministischen Poetin werden uns vorgestellt.
Haill wuchs in ärmlichen Verhältnissen in Oberösterreich auf und lebte ein Leben voller Arbeit. Sie erzählt von Armut und Arbeitslosigkeit, von Bettlern, Tagedieben und russischen Kriegsgefangenen und Wenzel kleidet die Verse in das typische Gewand von literarischen Liedern, Brecht Lieder kommen mir dabei in den Sinn. Das Titellied ist das persönlichste Gedicht Haills und erzählt von einer traurigen Kindheitserinnerung, die Wenzel mit Klavier und Gitarre begleitet. Im Walzertakt singt Wenzel das beinahe bedrohliche „Denn heut oder morgen“. Mein Lieblingslied ist „Mit der Fiedel bin ich fortgezogen“, eine Ode an die Musik und das Vagabundendasein.
Der Gedichtband sollte ursprünglich als Geburtstagsgeschenk für Henriette Haill im Verlag Christian Thanhäuser herausgegeben werden, doch leider verstarb die Dichterin kurz vor der Veröffentlichung 1996. Nun hat Wenzel ihre eindringlichen Worte mit seiner Musik unterlegt und sie damit in Erinnerung gerufen.
www.wenzel-im-netz.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Jonny Kaplan & The Lazy Stars "Seasons"
Label: Ripe Records; 2008
Der amerikanische Singer/Songwriter Jonny Kaplan hat sein drittes Album „Season“ mit neun eigenen Songs in Nashville, Tennessee, aufgenommen. Er singt und spielt die Gitarren und wird von Rik Sanchez (Gitarren), Jokin Salaberria (Bass) und Joey Galvan (Drums) und einigen Gastmusikern begleitet.
Dem Line-up entsprechend hören wir guten alten Rock’n’Roll mit viel Gitarrensound, Rockgesang, Schlagzeug und Keyboards, manchmal hart und rhythmisch, dann wieder einfühlsam melodiös. So ist der Titelsong ein melodiöser Bluesrock mit Harmonika, Kaplans gefühlvollen Gesang und Gitarrenbegleitung auf ein Orgelpolster gebettet. „Together in the Morning“ ist ein stiller Lovesong, bei dem Kaplan mit einer weiblichen Sängerin ein hübsches Duett singt. Am besten gefällt mir aber das rockige „Long Rain“, das mit fetzigen Gitarrensoli, treibenden Bassläufen und mitreißendem Rhythmus brilliert.
Das Album bietet solide gespielte Rockmusik, die aber für meinen Geschmack etwas zu wenig neue Ideen bietet. Irgendwie hat man das Gefühl alles schon mal gehört zu haben. Die wenigen Ausnahmen habe ich erwähnt.
www.myspace.com/jonnykaplanandthelazystars
Adolf 'gorhand' Goriup


Elisabeth Sulser Band "Rendez-Vous"
Label: Eigenverlag; 2008
Elisabeth Sulser wuchs in Chur, Graubünden, auf, studierte in Basel Alte Musik mit Hauptfach Blockflöte und schloss 2007 mit dem Konzertdiplom ab. Anfang 2008 begann sie dann an ihrem Erstlingswerk „Rendez-Vous“ zu arbeiten und beendete die Aufnahmen im Pilgrim Studio in Zürich im Frühjahr.
Gemeinsam mit ihrem Studienkollegen Robert Grossmann (Barockgitarre, klassische Gitarre) und den beiden Volksmusikern Felix Haller (Akkordeon, Gitarre, Bouzouki, Gesang) und David Aebli (Kontrabass, Mandoline) hat die junge Musikerin, die auf der CD neben der Blockflöte auch das Gämshorn spielt, ein ehrgeiziges Projekt gestartet. Unter Mithilfe von Igor Bogoev (Kanna, Löffel, Bendir), René Hatt (Gitarre, Barockgitarre, Harmonium), Rolf Marfurt (Löffel) und Dide Marfurt (Bodhràn) haben sie 17 traditionelle Stücke aus der Schweiz, Italien und Irland aufgenommen. Einige der Musiker kenne ich bereits aus dem Umfeld der Bands Doppelbock und Echo, die für meinen Geschmack zum Besten gehören was die Schweizer Szene zu bieten hat.
Aus der Sammlung von Tessiner Volksmusik „Ul füm in `ca“ hören wir drei rhythmische Polkas, eine wunderschöne Mazurka und den melancholischen langsamen Walzer „valzer nel bosco“ (Walzer im Wald), bei dem Mandoline, Akkordeon und Flöte wunderbar zusammenspielen und Haller seine Stimme ertönen lässt.
Drei Stücke aus der Sammlung Engadiner Haus- und Tanzmusik, „Musica veglia in Engiadina“, entführen uns in Sulsers Heimatkanton Graubünden. Beim beinahe klassisch anmutenden „minué“ brilliert Sulser mit atemberaubend schönen Flötenspiel und einem tollen Rhythmuswechsel, wobei mich vor allem der zweite rhythmische Teil mit jazzigen Elementen beeindruckt hat.
Der Italiener Marco Uccellini schrieb im 17. Jahrhundert „la bergamasca“ und die Sulser Band interpretiert es mit dem Rhythmus der nordafrikanischen Rahmentrommel, dem Bendir, und dem Zusammenspiel von Flöte, Akkordeon und Saiteninstrumenten.
Mir gefallen jedoch vor allem die Irischen Melodie aus den Sammlungen „Aria di camera, a choice collection of Scottish, Irish and Welsh airs for solo recorders“ und „The Fiddle Music of the Scottish Highlands“. Da ist der mitreißende Bodhràn-Rhythmus von “the peeler’s away with my daughter” oder die bezaubernd schöne Melodie von „jug of punch“. Neben den traditionellen irischen Melodien gibt es noch eine Vertonung von Maire Breatnachs Komposition „fand“. Musiker wie Elisabeth Sulser und Bands wie Doppelbock und Echo beweisen, dass es in der Schweiz noch mehr Folklore gibt als das Alphorn, das Matterhorn und Raclette Abende mit drittklassigen Harmonikaspielern. Leider kommt der normale Besucher kaum in den Genuss dieser Musik. Ich musste erst 20 Jahre hier im Wallis, einer Touristenhochburg der Schweiz, leben, bevor ich diese Künstler kennen lernte. Besucht doch mal
www.elisabeth-sulser.ch vor eurem nächsten Skiurlaub in der Schweiz.
www.elisabeth-sulser.ch
Adolf 'gorhand' Goriup


Lay Low "Farewell Good Night’s Sleep"
Label:
Nettwerk Music Group; 2008
Die Sängerin, akustische Gitarristin und Komponistin Lovísa Elísabet Sigrúnardóttir aus Island hat unter dem Namen Lay Low ihr drittes Album mit zehn Eigenkompositionen und einer Coverversion veröffentlicht. Begleitet wird sie dabei von sechs tollen Musikern an Drums, Pedal Steel Guitar, Dobro, Gitarren, Banjo, Keyboards und Kontrabass sowie vier Chorsänger(inne)n.
Dem Line-up entsprechend gibt es von melancholisch schleppenden Bluessongs wie „I forget it’s there“ über melodiös lockere Folksongs wie „By and by“ bis hin zu traurigen Country Balladen wie „The Reason why my Heart’s in Misery“ (Lefty Frizzell) abwechslungsreichen Americana Sound zu hören. Etwas flotter geht es bei dem Country Rock Song „Last Time around“ zu. Mein Favorit ist aber „Why do I worry“, das mit hypnotischem Rhythmus, beinahe psychedelisch angehauchtem Gitarren- und Orgelspiel und Lovísas betörenden Gesang hervorsticht.
Lovísa hat eine sehr spezielle Stimme, die ausgezeichnet zu ihren Songs und dem Americana Sound passt und Dank der großartigen Begleitmusiker ist das Album eine gut gelungene Sammlung von Songs, die eigentlich so klingen, als ob sie irgendwo im Wilden Westen aufgenommen worden wären.
www.myspace.com/baralovisa
Adolf 'gorhand' Goriup


Kai Degenhardt "Weiter draußen"
Label:
Plattenbau; 2008
Der Hamburger Liedermacher Kai Degenhardt hat mit „Weiter draußen“ sein viertes Album mit 18 neuen politisch sozialkritischen Songs herausgegeben. Er singt und spielt Gitarre und Melodica und wird von Goetz Steeger am Bass, Keyboards, Perkussion, Gitarren und Cittern begleitet.
Während 70 Minuten stellt Degenhardt das Elend und die Ungerechtigkeit in unserer von Macht und Geld diktierten Welt an den Pranger. Sei es die nicht weit hergeholte Geschichte eines Asylsuchenden, der bei seiner Ausschaffung stirbt (Die Tötung), oder das ironische „Wir gehen rein“, bei dem er die Kriegswut der westlichen Gesellschaft ankreidet. Aber auch musikalisch können die beiden durchaus hörenswert sein wie beim Titelsong mit grooviger Wahwah Gitarre und bluesigem Gesang. Bei „1476“ zeigt Degenhardt einen möglichen Ausweg aus dem Dilemma auf; schon mehrmals hat sich das Volk erfolgreich gegen die Feudalherrschaft gewehrt, wie bei dem Bauernaufstand oder ein paar Jahrhunderte später bei der französischen Revolution.
Im Grossen und Ganzen ist das Album vor allem eine Vertonung von Texten, die Degenhardt sehr am Herzen liegen. So wird die Musik manchmal auf das Notwendigste reduziert wie bei den beiden episch langen im lässigen Sprechgesang vorgetragenen „Platzverweis“ und „Möge die Macht“. Für mich persönlich kommt die Musik oft zu kurz und den Texten fehlt manchmal die Leidenschaft des Gesangs.
www.kai-degenhardt.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Drumlin "Mackerel Skies"
Label: Eigenverlag; 2008
Drumlins sind tropfenförmig längliche Hügel, die sich unter den eiszeitlichen Gletscher von Mitteleuropa bis Nordirland und ins Baltikum gebildet haben. Und Drumlin sind Anya, Kassia, Dal und Liam Gilbert, eine Familienband aus Bridgewater, Nova Scotia, die mit „Mackerel Skies“ ihr Debütalbum veröffentlicht haben.
Das Album mit 12 traditionellen Liedern wurde von Helen Creightons Sammlung von Nova Scotia Heritage Songs inspiriert und von den vier Geschwistern gemeinsam mit einigen wenigen Gastmusikern aufgenommen.
Neben Dal, der meist die Hauptstimme singt, übernimmt Kassia bei drei Songs die Leadvocals und Anya bei meinem Favoriten „I dyed my Petticoat red“. Sie hat eine weiche wunderschöne Stimme und spielt Violine, Mandoline, Tin Whistle und Piano. Liam, der jüngste der vier sorgt hinter dem Schlagzeug für den tollen Rhythmus und Dal unterstützt ihn an der akustischen Gitarre; dazu kommen Anyas melodiöses Mandolinespiel und Dals E-Gitarrensolo. Das eindeutig aus Schottland stammende „The Twa Brothers“ beginnt mit der Einspielung einer Originalaufnahme von Elisabeth Duncan aus dem Jahr 1943. Dann übernimmt Kassia und singt den flotten Song in Drumlins moderner Version. Kassia ist noch sehr jung und ihrer Stimme fehlt ein wenig die Reife, dafür überzeugt Produzent Tim Feswick mit seinem tollen Banjospiel. JP Cormier brilliert bei „The eight famous Fishermen“ mit seinem Fingerpicking und der Chorgesang auf „Irish Girl“ ist ebenso atemberaubend schön wie das melancholische Lied und Dals Leadgesang.
Das Album ist ein bemerkenswertes Debüt, bei dem die vier ihr Talent beweisen. Schade finde ich, dass Anya nur bei einem einzigen Lied die Hauptstimme singt, denn meiner Meinung nach steht sie Dal in nichts nach. Kassia muss ihre Stimme noch fertig ausbilden während Liam sein Handwerk für sein Alter schon sehr gut versteht.
www.drumlin.ca
Adolf 'gorhand' Goriup


Sainge "Pubs and Stages"
Label: Pendragon Art; 2008
Sainge ist ein Celtic Folk Duo aus Nürnberg, das mit dem Live Album „Pubs and Stages“ einen bemerkenswerten Einstand veröffentlicht hat. Allerdings sind Christian von Salomon (Gitarren, Mandoline, Gesang) und Teñval (Gesang, Gitarren, Irish Bouzouki, Low Whistle) keine Neulinge im Musikgeschäft. Beide sind schon seit über 20 Jahren aktiv und kennen sich bereits aus ihrer Zusammenarbeit bei Trouz.
Die beiden spielen traditionellen Folk aus Irland, Schottland, Wales, England und aus der Bretagne, von feuchtfröhlichen Trinkliedern wie „John Barleycorn“ und rebellischen traditionellen Songs wie Patrick Joseph McCalls „Follow me up to Carlow“ bis zu melancholischen Balladen wie „The Trees they grow high“ und französischen Volksliedern (Martin). Dabei wechseln sich rein akustische Stücke mit fetzig rockigen Songs, die mit E-Gitarrensound und der Unterstützung der australischen Band The Morph (Perkussion, Bass, Whistle, Gitarre) aufgenommen wurden (The drunken Sailor). Auch bei den beiden mitreißenden Widerstandshymnen „Brennan on the Moor“ (Irland) und „Ye Jacobites“ (Schottland) sind die Australier mit von der Partie. Mein absoluter Lieblingssong ist jedoch „A Soldier’s Lament“, bei dem die beiden Gitarristen perfekt zusammenspielen, bluesiges Finger picking und tolle Rhythmusgitarre begleiten den gefühlvollen Gesang. Als Überraschung gibt es dann nach den elf offiziellen Songs noch die unplugged Aufnahme eines Mit-sing Medleys, inklusive “The Wild Rover” und „Whisky in the Jar“.
Die beiden sind hervorragende Musiker, die den Folk im Blut haben, großartiges Gitarrenspiel verbindet sich mit leidenschaftlichem Gesang und tollen Arrangements zu einem brillanten Celtic Sound.
www.sainge.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Rajeri, Ballaké Sissoko, Driss El Maloumi "3 MA"
Label: Contre-Jour; 2008
3 MA steht für die drei afrikanischen Staaten Mali, Marokko und Madagaskar und für deren Kultur sowie für die drei Musiker, die dieses Projekt verwirklicht haben: Ballaké Sissoko aus MAli spielt die mit 21 Saiten bespannte Kora, einer auf einem Kalebassenkorpus montierte Stegharfe. Der MArokkaner Driss El Maloumi spielt den Oud, eine aus dem Mittelmeerraum stammende Kurzhalslaute und der aus MAdagaskar stammende Rajeri spielt die Valiha, eine rohrförmige Bambuszither.
Gemeinsam lassen die drei Musiker eine neue Kultur entstehen, eine Kultur ohne Territorialstreitigkeiten, Rassendiskriminierung und Nationalismus. So entsteht eine Musik, die dem Globalismus näher kommt als jede international stark besetzte Konferenz, die sich um irgendwelchen Fliegendreck streitet. Denn hier werden Grenzen aufgehoben und in der Fremde eine Gemeinsamkeit gesucht. Es war schon immer so: Waffen klirrende Feudalherren haben ihre Untertanen gegen andere Völker aufgehetzt, während die geistige Elite diese Kriegstreiberei verurteilt hat.
Doch nun zur Musik, diesem Medium, das sich für globale Kommunikation besser eignet als jede Sprache, die von vornherein dazu verurteilt ist Missverständnisse zu schaffen. Die drei Saiteninstrumente vereinen sich zu einer faszinierend mystischen und dennoch klaren Klangwelt, die Raum schafft; Raum um sich zu verwirklichen, sich und seine Wurzeln einzubringen und dabei etwas zu schaffen, das es in dieser Form noch nicht gab.
Die Saiten scheinen ineinander zu verschmelzen, einer übernimmt die Führung und die anderen schließen sich an, als ob es nie etwas anderes gegeben hätte. Melodie und Rhythmus führen uns in die farbenfrohe Welt des afrikanischen Kontinents und unsere drei Führer haben offensichtlich Spaß an der Reise. Der Pace ist manchmal rasend wie der Lauf der Gazelle, dann wieder schaukelnd wie der Ritt auf einem Kamel und manchmal schleichend graziös wie ein Lemur.
Es gibt hier keine Anspieltipps, denn das Album ist eine Reise durch den afrikanischen Kontinent mit elf Etappen, die man nicht irgendwo unterbrechen kann. Entweder man ist bereit diese anzutreten, oder man lässt es sein. Ich empfehle euch jedoch, den Schritt zu wagen. Wie Bilbo Beutlin (J.R.R. Tolkien) zu sagen pflegte: Den Fuß vor die Tür zu setzen ist eine gefährliche Sache; du trittst auf die Strasse und wenn du deine Füße nicht streng im Zaum hältst, kannst du nicht wissen, wohin sie dich tragen. Und wie wir alle wissen: no risk no fun.
www.contrejour.com
Adolf 'gorhand' Goriup


One Bar Town "Steal, Nick & Borrow"
Label: Viking Wreckchords; 2009
Das dänisch-norddeutsche Quintett One Bar Town hat in ihren zehn Jahren Bandgeschichte nunmehr ihr viertes Album „Steal, Nick & Borrow“ mit 13 eigenen Songs herausgegeben. Die Texte stammen ausnahmslos von Sänger und Perkussionist Kent Nielsen, die Musik entweder von Stefan Kletezka (Akustik- und E-Gitarren, Slide Gitarre, Mandoline, Banjo, Keyboard) oder von Andreas Jeßberger (Akustik Gitarren). Dazu kommen am Bass Skinny Kaspereit und Schlagzeuger Thorsten Luck.
Das bei ihren ersten drei Alben dem Country, Bluegrass und Rootsrock verschriebene Quintett hat auf ihrem neuen Album auch Einflüsse aus Pop und Rockmusik verarbeitet. So erinnert das rhythmisch melancholische „My Suicide Note“ (Nielsen/Kletezka) mit groovigem Rhythmus und poppigem Chorgesang an den Sound der 60er und 70er Jahre. Sonst ist Kletezka jedoch eher für markige Rocksongs und rhythmischen Country-Folk-Rock zuständig. „Del Fuego“ ist zum Beispiel ein rhythmisch melodiöser Country Rock mit balladenhaftem Zwischenspiel und der Titelsong sticht mit rockigen Gitarrenriffs und Schlagzeugspiel hervor. Jeßbergers Kompositionen sind meist Melodie-lastiger und weniger rockig, auch wenn er mit „Smallish Victories“ eine tolle Rockballade oder mit „If I started drinking again“ einen mitreißenden Bluesrock geschrieben hat. Bei diesen beiden Songs wie auch bei der Ballade „Why I don’t drive the Van“ dominieren trotz rockigen Elementen vor allem der gefühlvolle Gesang und die melodiöse Begleitung.
Als Bonustrack gibt es dann noch eine Live Aufnahme von „Up Shitcreek again“, einem punkigen HillyBilly-Country-Rock in halsbrecherischem Tempo. Mir hat das Album sehr gut gefallen, es ist abwechslungsreich und musikalisch wie auch gesanglich hervorragend interpretiert. Es wird meiner Meinung nach Liebhaber von Country, Rock und Folkmusik gleichermaßen ansprechen, Puristen könnten jedoch ihre Mühe damit haben.
www.onebartown.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Tini Trampler und die dreckige Combo "Der Vogel"
Label:
Extraplatte; 2008
2002 von Tini Trampler (Gesang, Texte) und Phillip Moosbrugger (Bass, Kompositionen) gegründet, präsentiert sich die österreichische Band heute als sechsköpfige Combo mit Florian Kovacic (Kompositionen, Cello), Jakob Kovacic (Schlagzeug), Maria Düchler (Akkordeon) und Florian Wagner bzw. Chrono Popp (Gitarre). Neben vier Eigenkompositionen gibt es auf ihrem Album „Der Vogel“ acht traditionelle Lieder in dem für die Band typischen Sound und mit Tinis poetisch-sehnsüchtigen Texten zu hören.
Die traditionellen Stücke wurden als Reggae mit Akkordeon Solo (ich lache), als jazziger Tango-Samba Mix (die große freundin) oder als melancholischer Walzer (hochzeitswalzer) arrangiert. Auch beim Titelsong dreht sich Tinis Gesang im Walzertakt um die musikalische Begleitung im Rhythmuswechsel von langsamen bis zu rasend schnellen ¾ Takt. Moosbrugger vertonte Tinis „durch die zeit“ als mitreißenden Tango mit tollem Kontrabass Spiel, leidenschaftlichen Akkordeonklängen und Popps Westerngitarre. Kovacic schrieb die Musik zu 3 Stücken, darunter das Set „worte“, das mit dem traurigen Klang des Cellos und des Akkordeons instrumental beginnt und dann mit eindringlichem Sprechgesang und wechselnd rhythmischer Begleitung brilliert. Als Überraschung gibt es dann noch eine unbenannte 13. Spur mit einem frivolen Lied im Polkatakt.
Das Album ist eine bemerkenswerte Sammlung österreichischer Lieder/Chansons, mit der sich die Band nahtlos einreiht unter so berühmten Namen wie André Heller, Erika Pluhar oder Schmetterlinge. Tini hat eine großartige Stimme und die musikalische Begleitung ist ebenso erstklassig wie die Texte und die Arrangements.
www.dreckigecombo.at
Adolf 'gorhand' Goriup


Wongawilli "Australia Street"
Label: Shoestring records; 2008
Seit 1987 bemühen sich die Musiker von Wongawilli (eine alte Kohlenbau Siedlung) das reiche Erbe australischer Folkmusik möglichst originalgetreu wiederzugeben und somit zu erhalten. Woher stammt diese Musik, mag man sich da fragen. Nun ja auf Grund der Kolonialisierung durch die Engländer und der großen Auswanderungswellen in Irland (Kartoffelfäule) und Schottland (Enteignung der Höfe durch die englische Oberschicht und deren schottischen Verbündeten) ist der australische Folk in erster Linie von den britischen Inseln beeinflusst.
Die Band spielt in wechselnder Besetzung mit Graeme Murray (Gesang, Lagerphone und weitere Perkussionsinstrumente), Tania (Piano), David (Piano Akkordeon) und Samuel de Santi (Bodhràn, Fiddle), Tim Kendall (Gitarre, Gesang), Reg Murray (Mandoline), Miffy Ryan (Geige, Bratsche) und Johnny Spillane (Whistles, Dudelsack, Gesang) als Standardbesetzung für das Studio. Dazu kamen beim aktuellen Album „Australia Street” einige Gastmusiker an Bass, Banjo, Gitarre, Saxophon, Klarinette, Perkussion und Gesang.
Die CD hat eine beeindruckende Spieldauer von mehr als 70 Minuten und bietet neben acht traditionellen Stücken, sieben Coverversionen australischer Folkmusiker und drei Originalkompositionen der Bandmitglieder. In erster Linie hören wir 14 Songs, aber es wurden auch vier instrumentale Sets, drei traditionelle und eine Eigenkomposition von David de Santi, aufgenommen. Hier geigt der elfjährige Samuel am Bodhràn und an der Fiddle auf, ebenso wie Miffy an der Geige und David am Akkordeon. Neben den „Tableland Reels“ und „Tassie Polkas“ gefällt mir vor allem der aus einer Mazurka, einem Schottisch und zwei Jigs bestehende „Merro’s Medley“. Die traditionellen Lieder im Walzertakt (Waltzing Mathilda), als Polka (Sign on Day) oder als Folkballade (The Stockman’s lone Grave) spiegeln das Leben der einfachen Leute ebenso wieder wie die original australischen Folksongs, die ebenso vom Country (Dougie Youngs „Victor Podham’s rusty Hut“) beeinflusst wurden wie vom irischen Folk (Michael O’Rourkes „Poison Train“). Mein Favorit ist „Ciao Billabong/Sam’s Tarantella“ von David de Santi, Neil McCann (Gastmusiker an Banjo, Bass und Gitarre) und Graeme Murray. Dieses Lied bezieht sich auf die 350'000 Einwohner aus Italien und die Tarantella ist Samuel Aniello de Santi, einem von Davids Vorfahren aus der Gegend um Neapel, gewidmet. Das Album ist nicht nur ein interessantes Zeitdokument, sondern auch eine Sammlung großartiger Folksongs, interpretiert von hervorragenden Musikern.
www.wongawillicolonialdance.org.au
Adolf 'gorhand' Goriup


Schneewittchen "Perlen vor die Säue"
Label: Konstantinrecords; 2008
Hinter dem märchenhaften Namen Schneewittchen stehen die aus Sachsen Anhalt stammende Sängerin Marianne Iser und der Polnische Autodidakt Thomas Duda (Keyboards, Programming, Gitarre). Die beiden haben mit „Perlen vor die Säue“ bereits ihr fünftes Album mit 13 neuen Liedern, drei davon wurden auch auf Video gebannt, aufgenommen. Als Gastmusiker hören wir Sabine Iser und Nikolaus Herdieckerhoff (Cello), Josef Götzl und Bastian Schilling (Gitarren), Heino Sellhorn (Bass) und Peer Soehring (Schlagzeug).
Die Musik liegt irgendwo zwischen Pop, Elektro- und Experimentalmusik und wird mit Texten, die voller Todesromantik und morbider Revolutionsstimmung sind, zu einer provokativ-exzentrischen Bühnenshow vorgetragen. „Komm wir ritzen uns die Adern“ singt Marianne provokativ, schöpft dabei ihr volles Stimmpotential aus und thematisiert damit ein heute allerorts bekanntes Problem. Von zwei Cellos, Bass, Gitarre und Dudas Zauberküche begleitet flüstert, schreit und singt sie aus vollem Halse in beinahe opernhaftem Stil. Es folgen melancholisch bluesige Lieder (Ohne Liebe), punkige Songs (Ich war in Gold) und Elektro- Pop mit Sprechgesang (Sonnenuntergang). So schön die Musik und der Gesang zu der Ballade „Der Mann meines Lebens“ ist, so morbid ist der nekrophile Text dazu. Die Gothic/Metal Hymne „Rosengarten“ wurde auch auf einem der drei Videos aufgenommen; diese verlangen aber einen starken Magen und eine hohe Toleranzgrenze. Der Titelsong ist ein rebellischer Aufruf gegen das System und „Du hast die Liebe verraten“ eine mitreißende Rock Hymne.
Das Album ist eine ungewöhnliche Sammlung von Liedern, die man in diesem Stil eigentlich aus den 80er Jahren kennt; sei es Klaus Nomi, Nina Hagen oder Lene Lovich, diese Art von rebellisch provokativer Selbstdarstellung hat es bereits damals gegeben. Dennoch ist hier nichts kopiert, die Musik wie auch die Texte sind durchaus eigenständig und passen mit ihrem beinahe schamlosen Sex Appeal in die heutige Gothic Szene.
www.schneewittchenmusik.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Nibs van der Spuy "A Bird in the Hand"
Label: 2Feet/ADA Global; 2008
Nibs van der Spuy ist in seiner südafrikanischen Heimat ein anerkannter Singer/Songwriter und eine Legende an der akustischen Gitarre. Von 1993 bis 2003 spielte er bei den Landscape Prayers und seit 1999 veröffentlicht er auch regelmäßig Soloalben. Für seine vierte CD „A Bird in the Hand” hat er acht neue Songs und drei instrumentalen Stücke aus eigener Feder eingespielt.
Nibs singt mit verhaltener Stimme meist stille romantische Lieder, oftmals nur mit einer Gitarre Live im Studio aufgenommen. Wenn es etwas rhythmischer wird wie bei dem instrumentalen „Brunette on a Bicycle“ unterstützen ihn Gareth Gale am Schlagzeug und Brent Quinton am Bass. Hier hört man auch Nibs leidenschaftliches Gitarrenspiel, bei dem er wesentlich mehr aus sich herausgeht als beim Singen. Überhaupt gefallen mir auch die flotteren Songs wie „Counting Star“ besser als die melancholischen Balladen wie „May You shine“. Eine Ausnahme ist das mit Piers Faccini im Duett gesungene wunderschöne „Shaded in Blue“. Für das kurze instrumentale Intermezzo „Tibouchina“ und den darauf folgenden rhythmischen Song „Cry for You“ greift Nibs zur Cavaquinho, der kleinen viersaitigen Gitarre. Der mitreißende Song brilliert mit einem tollen Line-up mit Drums, Bass, Keyboards (Mark Kilian), Harmonika (Faccini) und Geige (Ant Cawthorne-Blaeby). Die dritte Melodie, das einschmeichelnde „Under a Tongaat Moon“, spielt Nibs auf der akustischen Gitarre gemeinsam mit Guy Buttery an der Sitar.
Nibs van der Spuy ist ein erstklassiger Gitarrist und schreibt schöne melancholische Lieder wie auch rhythmisch-melodiöse Songs und coole Instrumentalstücke. Für meinen persönlichen Geschmack ist das Album jedoch zu still und beschaulich.
www.nibs.co.za
Adolf 'gorhand' Goriup


Reinig, Braun + Böhm "Hiwwe un Driwwe"
Label: Pfalzrecords; 2008
Paul Reinig (Gitarre, diatonisches Knopfakkordeon, Hackbrett, Mandoline, Gesang), Peter Braun (Gesang, Gitarre) und Rüdiger Böhm (Klavier, Blockflöten, Low Whistle, Gesang) schlossen sich 2001 erstmals zusammen um dem Publikum Pfälzer Folkmusik sowie Liedgut aus dem angrenzenden französischen Elsass und Lothringen vorzustellen. „Hiwwe un Driwwe“ ist ihr drittes gemeinsames Album, bei dem auch wieder Charlotte Lettenbauer am Violincello beteiligt ist.
Außerdem wurden für die Aufnahmen dieses Konzeptalbums Gudrun Walther (Gesang, Geige) und Jürgen Treyz (Mandola) von Cara/Deitsch und der irische Uileann Pipes Spieler Desy McCabe (Craobh Rua) eingeladen. Die neun Lieder und drei Instrumentalstücke sind das Ergebnis der Spurensuche der drei Musiker rund um die Pfalz bis nach Pennsylvania. Rund 400'000 pfälzische Dialektsprecher bewohnen Orte in der Region von Lancaster PA wie Manheim, Strasburg oder Host und haben ihre Traditionen und Lieder bis heute bewahrt. Grund genug für das Trio sich näher mit diesen Liedern zu befassen.
Die musikalische Reise beginnt mit dem Auswandererlied „Jetzt ist die Zeit und Stunde da“ aus dem 19. Jahrhundert und dem darauf folgenden wunderschönen Set „Die Überfahrt“, bei dem traditionelle Tänze wie das nordfriesische „Die blaue Flagge“ und dem englischen „Playford’s Dance“ mit der Eigenkomposition „Das weite Meer“ und dem von Georg Drumm komponierten Stück „Hail America“ zu einem bemerkenswerten deutsch-englisch-amerikanischen Werk zusammen geschweißt wurden. Es folgen Lieder in pennsylvaanisch deitsch wie „Die alt Bauerei“, die pfälzische Version des Schlaflieds „Schloof Bobbeli Schloof“ oder der heitere „Buchelklobber“ Tanz aus der Südpfalz, bei dem Reinig auf dem Hackbrett mit Böhm auf der Blockflöte und Lettenbauer am Violincello ein perfektes Zusammenspiel zeigen. Das vor allem im Elsass populäre Lied „De Hans im Schnoogeloch“ wie auch der Lothringer Branle Tanz „Maître de la Maison“ zeigen die enge Verbindung zum französischen Nachbarland. Das irische „The Irish Palatine’s Daughter“ erinnert daran, dass manch Pfälzer im 18. Jahrhundert auf seiner Reise in die neue Welt auf einem irischen Gutshof an der Westküste hängen blieb. Hier hören wir das großartige Spiel von McCabe an den Pipes, Treyz auf der Mandola und Walther auf der Geige. Aus Galizien westlich der Ukraine stammt das Mundartlied „Klääner Mann un große Fraa“ und erinnert an die dortige Ansiedlung von Pfälzern durch den Habsburger Kaiser Joseph II; hier hören wir ein großartiges Duett mit Gudrun Walther. In ganz Deutschland bekannt sind die „Ballade vom Schinderhannes“ (Räuberhauptmann Hannes Bückler) und das Lauterbacher Strumpflied „In Laudebach“. Und zum Abschluss widmen die drei den als Rock’n’Roll vorgetragenen Gassenhauer „De Pfälzer Bu“ dem Auswanderer Johann Valentin Pressler und seinem berühmten Nachkommen Elvis Presley.
Das Album ist ein außergewöhnliches Zeitdokument mit traditioneller Musik, musikalisch wie gesanglich brillant vorgetragen und mit hochinteressanten Fakten zur Entstehung und dem Hintergrund der Lieder und Tänze. Diese Musik ist nicht nur hoch ansteckend, sondern kann durchaus auch abhängig machen.
www.lieder-um-die-pfalz.de
Adolf 'gorhand' Goriup


The Henry Girls "Morning Rush"
Label: Eigenverlag; 2007
Die Henry Girls sind drei Geschwister aus Donegal, Joleen (Harfe, Mandoline, Keyboards, Gesang), Lorna (Gesang, Akkordeon, Whistle) und Karen McLaughlin (Fiddle, Gesang). 2002 veröffentlichten sie ihr Debütalbum und fünf Jahre danach nahmen sie gemeinsam mit einer Reihe talentierter Gastmusiker das neue Album „Morning Rush“ mit sechs Songs aus eigener Feder, einer Komposition von Finbarr Doherty, einer Coverversion der amerikanischen Songwriterin Kris Delmhorst, dem traditionellen „Tennessee Waltz“ und einem irischen Dance-Set auf.
Die CD beginnt mit Dohertys „Remember“, einem seicht-rhythmischen Song vorgetragen von den klaren wunderschönen Stimmen der drei charmanten Ladies. Auch der rasante Country Song „Mean old Wind“ von Delmhorst besticht vor allem mit großartigem Chorgesang. Doch die drei können nicht nur gut singen, sondern schreiben auch ansprechende Songs, von melancholischen Liedern wie „Valentine’s Day“, über Countryballaden wie „It’s too late“ bis hin zu Bluessongs wie „Please don’t leave“. Meine Favoriten sind jedoch das instrumentale Set „Spinning Waters/Slip Jigs“, bei dem Joleen an der Harfe und Karen an der Fiddle führen und Lorna mit Akkordeon, Chimes und Thunder Drum begleitet; dazu kommt Laurence Doherty an der Perkussion. „Lazy“ ist ein swingender Blues mit Nicky Scott am Kontrabass, Doherty an den Snare Drums, Joleen an der Harfe und dem atemberaubenden Gesang. Am meisten hat mich aber das jazzige „Suddenly“ beeindruckt. Lorna singt im Stil großer Jazzsängerinnen zu Ted Ponsonbys Hammondorgel, Matt Jennings Saxophon und Joleens Keyboards und Seamus Devenny an den Drums und Scott am Bass sorgen für den Rhythmus.
Das Album ist abwechslungsreich und bietet für jeden Geschmack etwas, sanfte Balladen, flotten Americana Sound, raffinierte Slip Jigs, Blues und sogar Jazz. Obwohl der Beginn ein wenig Mainstream daherkommt, entwickelt sich das Album zu einem empfehlenswerten Werk.
www.thehenrygirls.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Jochen Roß & Jens-Uwe Popp "The Ten Islands"
Label: Eigenverlag; 2008
Nachdem Jochen Roß (Mandoline, Mandola) und Jens-Uwe Popp (Gitarren) 1998 die CD „Zeitpunkte“ mit klassischer Musik aus dem 20. Jahrhundert veröffentlicht hatten, erwachte ihr Interesse für Schottland, das Land, die Leute und vor allem deren Kultur, die Musik. Zehn Jahre nach ihrer ersten gemeinsamen CD taten sich die beiden, die sonst an anderen Projekten arbeiten, wieder zusammen um „The Ten Islands“ aufzunehmen.
Dabei entstanden in Zusammenarbeit mit der kanadischen Sängerin Lisa Winn, dem international anerkannten Kontrabassisten Guido Jäger, dem marokkanischen Perkussionisten Rhani Krija, Fabian Hink an der elektrischen Gitarre und Ulrich Schubert am Didgeridoo zehn atemberaubend schöne musikalische „Universen“ (Inseln im scheinbar endlosen Ozean):
Vier instrumentale Stücke des Musikers, Komponisten, Lehrers und Forschers Nigel Gatherer, Jim McLeans Protestsong „Smile in Your Sleep“, zwei traditionelle Lieder und drei Tunes. Robert Burns schrieb die Worte zu „The Banks o’Doon“ und Lisa singt mit ihrer glasklaren Stimme eine englische Übersetzung dieses romantischen Liedes. Wir hören sie außerdem beim rhythmischen Liebeslied „Kelvingrove“ und bei McLeans Version von „Missed covered Mountain“. Der bekannte Folksong wurde mit einem neuen Text zu einem bitteren Protestsong gegen die Highland Clearances, verpackt in ein Schlaflied, umgewandelt. Popp an der E-Gitarre, Roß an Mandoline und Mandola, Kontrabass, Perkussion und Didgeridoo machen ihn zu meinem Lieblingssong.
Die wunderschöne Irische Melodie „The dark and slender Boy“ fanden die beiden in einem Buch von Simon Mayor (Mandolinquents), ebenso wie „Such a Parcel of Rogues“, das Roß auf der Tenor Mandola und Popp auf der Akustikgitarre als Duett spielen. Mein Favorit unter den traditionellen Melodien ist das Schottisch Gälische „Mairi bhan óg“ (Mary young and fair). Jäger streicht den Kontrabass, Krija erzeugt mit den Perkussionsinstrumenten einen wunderschönen Rhythmus zum gleichmäßigen elektronischen Klang der Wellen und Roß und Popp zupfen gefühlvoll Mandoline und Gitarre, bis dann im zweiten Teil Hink mit der E-Gitarre die Idylle zerstört und große Brecher auf das Boot wirft ohne es jedoch zu kentern. Von Gatherers Melodien haben mich vor allem das experimentelle „East Parkside“ und das improvisationsfreudige „Wee Morag“ beeindruckt. Bei letzterem können die Musiker ihr volles Potential ausschöpfen.
Für mich haben Jochen Roß und Jens-Uwe Popp eines der bemerkenswertesten Alben der deutschen Folkmusik produziert. Sie beschränken sich nicht darauf nachzuspielen, was von den britischen Inseln rüberschwappt, sondern sie geben den Songs und Tunes ein neues Gewand, ein Gewand das ihnen hervorragend steht.
www.the-ten-islands.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Ian Foster "Room in the City"
Label: IFmusic; 2008
Der Singer/Songwriter Ian Foster aus St. John’s, Neufundland, hat mit „Room in the City“ sein zweites Album mit 13 Eigenkompositionen veröffentlicht. Er singt und spielt alle Instrumente außer dem Bass (Brad Morgan) und das Schlagzeug (Matt Fudge). Melanie O’Brien und Ron Hynes unterstützen ihn mit ihren Stimmen.
Foster hat eine schöne Singstimme und interpretiert seine Songs mit viel Gefühl, egal ob bluesig wie bei „If the Weather holds“ oder rockig wie bei „Sodium“. Dazu spielt er Gitarre, Keyboards, Strings, aber auch Marimba, Glockenspiel und Xylophon. Beim melancholischen Beginn von „Berlin“ stiehlt ihm Melanie mit ihrem atemberaubenden Gesang jedoch die Show; erst als Foster im zweiten Teil zu rocken beginnt, „spielt“ er wieder mit. Überhaupt gefallen mir vor allem die Songs, bei denen Foster Rhythmuswechsel macht, die den Songs Dramatik verleihen und Abwechslung bringen. Den letzten Song „Decisions“ hat Foster gemeinsam mit dem legendären Ron Hynes geschrieben, mit dem er die romantische Ballade auch im Duett singt.
Das Album ist eine Sammlung von schönen rockigen, poppigen und bluesigen Songs, hervorragend interpretiert, perfekt arrangiert und professionell aufgenommen. Manchmal ist Fosters Musik sicherlich Mainstream, aber dennoch immer hörenswert.
ianfoster.ca
Adolf 'gorhand' Goriup


Winslow "Into a song with the Sunset"
Label: Eigenverlag; 2007
Die Band um den Songwriter, Gitarristen und Sänger Raimund Hauptmann besteht aus fünf Musikern, die alle ursprünglich aus einer anderen Musikrichtung kamen. Matthias Strecker kommt vom klassischen Gitarrenspiel und A-Capella Gesang. Armin Tichais Welt besteht aus brasilianischen, afrikanischen, kubanischen und orientalischen Rhythmen, die er in sein Perkussionsspiel einfließen lässt. Markus Müller verleiht mit seinem Kontrabass normalerweise südamerikanischer und jiddischer Musik das Rückgrat und Gottfried Rimmele ist ein Multiinstrumentalist (Geige, Mandoline, Klavier, Querflöte, Panflöte), der sich sowohl im Gypsy Swing und Blues wie auch in Country, Rock oder Folk zuhause fühlt.
Gemeinsam haben die fünf nun ihr Debütalbum „Into a song with the sunset“ mit neun Songs von Hauptmann veröffentlicht. Die Songs reichen von rasanten Countrysongs wie „Sometimes a little bit“ über rhythmische Folksongs wie „Every little Fight“ bis hin zum cool-bluesigen Americana von „Lost Highways“. „Can’t You see“ beginnt mit spanischem Rhythmus und der melancholischen Melodie der Geige, die später ein tolles Duett mit der spanischen Gitarre erklingen lässt. „Don’t wait for the Day“ verbindet bluesige Elemente mit dem Sound der Steel Gitarre, Country-Fiddle und indisch anmutenden Klängen. Mein Favorit ist „Spirit Fusion“, bei dem mein Perkussionistenherz höher schlägt. Tichai beginnt mit einem in einen Sturm übergehenden Perkussionswirbel bevor Gitarre und Geige das Ruder mit einer stillen Melodie übernehmen. Gesang setzt ein und Tichai beginnt den Pace wieder zu erhöhen, es kommt zu einem sehr harmonischen „Zweikampf“ zwischen Melodie und Rhythmus, bei dem immer abwechselnd die eine Seite die Führung übernimmt, der Bass bildet dabei immer den ruhenden Pol.
Das Album ist ein gelungener Einstand für die fünf Musiker aus Nürnberg und macht Lust auf mehr. Schöne Gesangsstimmen und hervorragende Musiker garantieren Hörvergnügen und gemäß eigener Worte soll das Ganze Live noch viel besser rüberkommen.
www.winslow-info.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Xavier Rudd "Dark shades of Blue"
Label: SaltX Records; 2008
Xavier Rudd ist ein Singer/Songwriter aus Australien, der meist als One-Man-Band auftritt. Auch auf seinem neuen Album „dark shades of blue” beschränkt er sich darauf mit dem Schlagzeuger und Perkussionisten Dave Tolley, der Cellistin Danielle Beittey, dem Yirdaki Spieler Goomblar Wala und einigen Vokalisten wie Marci Lutken-Rudd, Nori Murakawa oder Banula Marika vom Rirratjingu Clan zusammenzuarbeiten. Die elf Eigenkompositionen wurden in Australien aufgenommen und von Joe Barresi in Kalifornien gemischt.
Wenn Rudd den ersten Song „Black Water“ anspielt, fühlt man sich in die 60er zurückversetzt; so klang Jimi Hendrix, wenn er seine Gitarre liebkoste, allerdings verwendete der kein Didgeridoo. In dem Stil geht es dann auch weiter, wird jedoch etwas psychedelischer. Der vierte Song „Guku“ bringt mit Wala am Yirdaki (eine Art Didgeridoo) und Marika als Chorsänger einen anderen Sound, nun sind wir in Australien gelandet. Dann übernimmt wieder Rudds Slide Gitarre das Zepter und er bringt das melancholisch-rockige „Edge of the Moon“, verzerrt seine Stimme beim experimentellen „This World as we know it“ oder singt gemeinsam mit Marci die epische Rockballade „Shiver“. „Uncle“ ist ein fetziger Rocksong mit Rudd, Marika und Murakawa als Sänger. Dann kommt das stille „Hope that You’ll stay“ bei dem Tolley zur Udu drum greift; ich sagte schon immer, dass Hardrocker tolle melodiöse Stücke schreiben.
Das Album gefällt mir immer dann, wenn das Yirdaki oder die menschlichen Stimmen hervorstechen und es nicht ganz so gitarrenlastig ist – ich mochte schon die Musik von Hendrix nicht so sehr. Für Liebhaber von jaulenden und brüllenden Gitarrensound ist es aber sicher ein Leckerbissen und Rudd ist auch ein guter Yirdaki Spieler.
www.xavierrudd.com
Adolf 'gorhand' Goriup


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 03/2009

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