Kerstin Blodig @ FolkWorld: #21,
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Kelpie @ Spandauer Kultursommer, Freilichtbühne an der Zitadelle, Berlin-Spandau, 3. September 2011.
Spandau, die Kleinstadt vor Berlin am Westufer der Havel, ist dank der Festung aus dem 16. Jahrhundert älter als die heutige Bundeshauptstadt. Vor genau neunzig Jahren wurde auf dem Sommerreitplatz der Spandauer Garnison die Freilichtbühne an der Zitadelle gegründet, heute inmitten von Wald und Wasser gelegen. Von der Landzunge bietet sich ein wunderbarer Blick auf das Festungswerk und man meint, gleich würde ein mythologisches Wesen aus den Fluten des Spandauer Sees emporsteigen. Ein Wassergeist etwa wie der norwegische Wassertroll Nøkken, der nichts Böses ahnende Menschen in ein feuchtes Grab lockt, oder sein schottisches Pendant, der Kelpie, der in Gestalt eines Schimmels seinen Reiter auf den Grund zieht.
Das gleichnamige Duo ist trockenen Fußes auf die Bühne gelangt. Kelpie ist das seit gut zwei Jahrzehnten bestehende musikalische Projekt der in Berlin lebenden deutsch-norwegischen Sängerin und Gitarristin Kerstin Blodig und des schottischen Gitarristen Ian Melrose. Beide haben zusammen auch in anderen Formationen gespielt, wie z.B. Norland Wind.[29] Ian Melrose tritt derzeit viel mit dem deutschen Akkordeonisten Manfred Leuchter auf,[46] während Kerstin Blodig sich mit der schwedischen Sängerin und Nyckelharpa-Spielerin Mia Gunberg Ådin und der dänischen Geigerin Liv Vester Larsen zusammengetan hat.[46]
Kerstin Blodig and Ian Melrose entführen das willige Publikum - ebenso wie der namensgebende Wassergeist - in ihre eigene Welt, die musikalisch nordisches Liedgut mit keltischen Traditionen vereint. Die Lieder können durchaus mal mysteriös und dramatisch ausfallen, ihre Präsentation kommt jedoch mit einer Leichtigkeit daher, dass man sich entspannt zurücklehnen und mit einer Berliner Weißen den lauen Sommerabend genießen kann.
Kelpies skandinavisches Liedgut wird ergänzt durch Stücke wie das irische "Leis an Lurgain". Ian ist ein passionierter Folkrockfan und hat "Dearg Doom" der Celtic Rocker Horslips[44] ins Kelpie-Repertoire eingebracht - allerdings nur für zwei Akustikgitarren und zwei Stimmen arrangiert anstatt Ians Traum vom großen Folkrock-Orchester zu verwirklichen. Im zweiten Teil des Konzerts folgen die Soloeinlagen: Kerstin singt dank Loop-Maschine mehrstimmig mit sich selbst; Ian setzt in "Molly vs. 121" den Wettkampf zwischen Dampflok gegen Autobus musikalisch um. Er ist aber nicht nur ein versierter Fingerpicker auf der Gitarre, sondern greift auch zu Low Whistle und Seljefløyte, eine heutzutage aus Plastik hergestellte, grifflochlose Weidenflöte aus Skandinavien.
Das Konzert wäre nicht komplett ohne jazzige Andros für zwei Gitarren anstatt bretonische Binou und Bombarde arrangiert, Neil Youngs "Dance Dance Dance" für Bodhran und Low Whistle, sowie - die kalte Jahreszeit antizipierend - einem norwegischen Weihnachtslied von einer noch kommenden CD. Als nun in der Spandauer Einkaufsmeile zum dort stattfindenden Oktoberfest ein Feuerwerk abgebrannt wird, möchte man es auf den gelungenen Auftritt in der Freilichbühne beziehen. Kerstin Blodig und Ian Melrose treten ab, um zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort wieder aufzutauchen und ein neues Publikum zu unterhalten.
Photo Credits:
(1)-(2) Kelpie: Kerstin Blodig & Ian Melrose (by Walkin' Tom).
