Ausgabe 20 12/2001
FolkWorld CD-Besprechungen
Kalabra "Folka"
Label:
Westpark under license of Caprice
Records; Westpark 87084; 2001 (2000); Spielzeit: 48.24 min
Kalabra kommen aus Stockholm, dem Schmelztiegel von schwedischer Folkmusik und
diversen anderen Musikstilen. Die fünfköpfige Band bemüht sich
darum, schwedische traditionelle Musik mit Jazz und modernen Einflüssen
zu vereinen. Gute Musiker sind es ohne Zweifel, die in Kalabra vereint sind:
Sängerin Ulrika Bodén ist in schwedischen Folkkreisen gut bekannt
als Sängerin der vielversprechenden jungen Band Ranarim. Als Musiker hat
sie um sich versammelt: Markus Svensson an der Nyckelharpa, Simon Stålspets
an Nordic Bouzouki (was ist das bitte??), E-Gitarre, Willowflute und Harmonika,
Erik Metall am Bass und Sebastian Printz-Werner an Drums und Percussion. Die
Stücke auf "Folka" sind bis auf wenige Ausnahmen Lieder, zum
großen Teil traditionell, aber zum teil auch von Kalabra geschrieben.
Das Jazzelement soll in erster Linie durch den Gesang Ulrika Bodéns erreicht
werden. Das gelingt leider nur bedingt; zwar sind die Melodien jazzig verpackt
worden, aber Ulrikas Stimme ist einfach nicht geeignet, um alleine eine Jazz-Atmosphäre
zu kreieren. Ich habe bei den meisten Liedern das Gefühl, dass irgendwo
etwas fehlt - um das Ziel "Folk-Jazz" zu erreichen, müsste zumindest
noch ein groovendes Instrument hinter die Stimme gelegt werden, um das Experiment
gelingen zu lassen. Es kommt hinzu, dass die Stimme Ulrikas zu hell, zu leicht
ist; zu den meisten Stücken dieser CD würde aber besser eine dunklere,
kräftige Stimme passen.
Aus den Presseinfos ist zu schließen, dass bei der ersten CD Kalabras
noch ein Saxophonist in der Band war - vielleicht hätte dieser das Experiment
noch retten können. Nun aber muss der Gesang alleine dafür herhalten,
jazzig zu klingen und das Saxophon zu ersetzen. Und das klappt einfach nicht.
Vielleicht haben sich Kalabra etwas zu viel vorgenommen. Schade, denn das Talent
ist da.
Michael Moll
Martin Carthy 4 CD-Box "The Carthy Chronicles"
Label: Free Reed; FRQCD 60; 2001; 83 Stücke; Spielzeit: 305.53
min
Es gibt durchaus Veröffentlichungen auf dem Tonträgermarkt, die es
verdienen, mehr als einmal angesprochen und empfohlen zu werden. Die auf Neil
Waynes Label Free Reed veröffentlichte 4-CD-Box "The Carthy Chronicles"
gehört mit Sicherheit dazu, ist sie doch - obgleich man sie weiterhin wird
käuflich erwerben müssen - geradezu ein Geschenk (übrigens, Weihnachten
steht vor der Tür) an die Liebhaber der Folkmusik. Und auch für Musikbegeisterte
darüber hinaus, schließlich hat Martin Carthys Musik ja immer wieder
auch außerhalb der Folkgemeinde Freunde gefunden.
Zunächst seien noch einmal die Fakten erläutert. Die Box beinhaltet
4 thematisch gegliederte CDs. "Classic Carthy" enthält das was
draufsteht, mal Solo, mal im Duo oder in Bandbesetzungen. "Carthy in Company"
dokumentiert seine ungewöhnlich vielseitige Tätigkeit in allen möglichen
Besetzungen vom Folkrevival der 60er Jahre bis hin zu der einmaligen Kollaboration
mit der baskischen Gruppe Oskorri. "Carthy Contemporaries" präsentiert
Martin als Interpreten zeitgenössischen Materials. "Child Carthy"
schließlich enthält neben eben diesen auch Varianten und Balladen
aus anderen Quellen.
Alle CD´s sind großzügig gefüllt. Desweiteren ist die Ausstattung
ein Traum für Fans. Das 100-seitige Buch quillt über von Photos, ausführlichen
diskographischen Informationen und Erläuterungen zu den einzelnen Aufnahmen
und beinhaltet u. a. eine biographische "Skizze" (so nenne ich das,
weil wir bald den ersten Teil der Biographie von Ken Hunt erwarten dürfen)
von Colin Irwin - diese ist natürlich mehr als "nur" ein Text
über Martin Carthy, ist dieser doch so ewas wie ein Kristallisationspunkt
der englischen Folkmusik - er war einfach immer dabei, was sicher auch daran
liegt, das er offenbar ein stets angenehmer Partner ist, der, mit sicherem Geschmack
gesegnet, immer wieder hellwach dabei war wenn im Folk neue Wege gegangen wurden.
So wird für den Leser und Hörer die englische Folkmusik mit all ihren
Entwicklungen seit dem Beginn im noch stark US-amerikanisch beeinflussten Revival
präsent. Man sieht, ich bin bereits dabei, über die nackten Tatsachen
hinauszugehen, zu denen auch ein musikalischer Stammbaum des allseits bekannten
Pete Frame (nebst Poster auf der anderen Seite) und eine zusätzliche CD-Rom
(für die ersten 5000 Käufer) gehört.
In dieser kleinen (oder sollte man sagen großen ?) Schatzkiste wird die
englische Folkmusik in so bisher noch nicht gekannter Weise lebendig, und das
wird vielleicht auch durch die eigenwillige Gliederung der Aufnahmen begünstigt.
Ich muß dazu bemerken, daß ich es sonst eigentlich bei Zusammenstellungen
mag, wenn sie chronologisch aufgebaut werden - auch das hätte man ja tun
können. Neil Wayne hat offenbar nichts unversucht gelassen, um auch an
entlegene Aufnahmen zu gelangen. So bekommen auch Besitzer etlicher Originalalben
noch massenweise neues Material zu hören.
Zum Abschluß sei kurz auf Martin Carthy´s Gitarrenspiel eingegangen. Carthy
ist kein Instrumentalsolist geworden und auch das Instrumentalalbum, das für
Ende 2001 geplant war, wird so nicht veröffentlicht werden. Die Gitarre
ist bei Martin Carthy also vorwiegend Begleitinstrument bzw. geht in den Gesamtsound
etwa einer Band ein. Insofern erscheint es unangebracht, für ihn ein Etikett
wie "Gitarrenvirtuose" in Anschlag zu bringen. Dennoch ist sein Gitarrenspiel
großartig und packend, weil es ihm gelang einen ihm eigentümlichen
und sofort erkennbaren Personalstil zu entwickeln, was sonst wohl vor allem
für einige große Interpreten des Country-Blues gilt, wenn auch diese
natürlich völlig anders klingen.
Keine Frage, Martin Carthy ist ein großer (und übrigens sehr bescheidener)
Musiker mit Stil. Die Veröffentlichung "The Carthy Chronicles"
passt dazu.
Free Reed Music, The Cedars, Belper, Derbyshire DE56 1DD, United Kingdom;
Tel. +44(0)1773 824157; Fax +44(0)1773 825573
Ansgar Hillner
BavaRio "Baraba"
Label: Lawine/Blanko
Musik; 7243 850958 2 5; 2001; Spielzeit: 56.17 min
Die Legende will es, dass man den zugereisten Wolfi seinerzeit nicht in
den Trachtenverein gelassen hat, was ihn stracks in den Heavy Metal, dann in
den Jazz und schließlich nach Rio trieb, wo es übrigens keine Berührungsängste
gab zwischen Volksmusik, Klassik und Jazz und europäische Tänze wie Walzer,
Polka, Schottisch, Mazurka längst eingewandert und integriert waren (auch bayerische!)
Und dass der Wolfi zurückkam, um ordentlich Rambasamba zu machen im Musikantensaustall,
wo die Bavaria ihre Patronae längst verschossen hat. Endlich wird's wieder gamsig
gleich geil in der Stubn! Und so bewegt sich Wolfgang Netzers bayerisch-brasilianische
Freundschaftsband BavaRio zwischen Stubnmusi
und Salsa. Netzter spielt selbst Gitarre und Cavaquinho, quasi als "Moderator"
zwischen den bayerischen Buam Josef Waldmann (Hackbrett, Klarinette,
Steyrische Harmonika), Martin (Zither, Akkordeon, Trompete) und Markus Kerber
(Sax, Klarinette, Akkordeon) und dem Brasilianer Marcio Alves (Perkussion).
"Baraba" heißt die aktuelle, weltmusikalische Barbarei, ein bayerischer Schimpfausdruck,
der von zünftigen Landlern über einen orientalischen Basar und eine Jazzkneipe
an den Zuckerhut führt. Dem braven Bayern schauderts. Wenn es mit der globalen
Erwärmung so weitergeht, kann man demnächst Karnival an der Isar feiern. Die
passende Musik gibt es jetzt schon.
Blanko Musik
Walkin' T:-)M
The Aberlour's "Waiting for Noah"
Label: Noise Art Records; 002-1; 2000; Spielzeit:
47.55 min
"Aberlour" ist einerseits ein schottischer
Single Highland Malt mit zehnjähriger Reife. Der musikalische Counterpart, die
Aberlour's, oder zumindest Sänger
und Gitarrist Klaus Adolphi, ist bei der ostdeutschen Folkrockband Horch
herangereift. Dazu kommen Geiger Steffen Knaul und Schlagzeuger Matthias "Meff"
Schimetzek, minimaler Einsatz für maximalen Wirkungsgrad, wovon man sich schon
im Vorprogramm von Jethro Tull und den Pogues
überzeugen konnte. In sich klingen zwar viele Songs doch recht ähnlich, aber
der Sound hebt sich erfreulich von dem Einerlei der vielen anderen Gruppierungen
der deutschen Folkrock-Szene ab. Und so kan ich, ohne rot zu werden, behaupten,
dass ich schon lange nicht mehr so viel Erfrischendes gehört habe. Warten auf
Noah, meinetwegen, aber nicht nach mir die Sintflut.
Aberlour's
Walkin' T:-)M
Georg Danzer "13 schmutzige Lieder"
Label: BMG;
74321 84336 2; 2001; Spielzeit: 59.14 min
Die Internet-Gemeinde schlägt Alarm: Die irische Folkikone Liam
Clancy hat eine neue Webadresse und gleich macht sich auf der alten ein
Porno-Anbieter breit. Dieselbe Überraschung erlebt man(n) auf einer Website,
die eigentlich der Katholischen Diözese Limerick gehört. Ist das die Verlotterung
moralischer Werte, wie die Zensoren allzu eilfertig predigen? Wohl kaum! Eher
konsequenter Ausdruck unseres Wirtschaftsprinzips. "Aber wem, frag ich Sie,
schadet Pornographie?", frug Georg Danzer 1979. (Auf einem Album
mit Klassikern wie "Zehn kleine Fixer", allein das Cover ist die Anschaffung
wert.) Nun ist der "Schurl" zurück an den Wurzeln. Oder in der Pubertät. Wie
man's nimmt. Wie schon der Titel sagt, geht es ums Einbraten, Brunzen, Ditschkerln,
Schnaxeln, Anpelzen und dergleichen alpine Späße. Schlankerle und Flitscherln,
Feschaks und Hurenbeidl sind anlassig und gamsig. Gspaßlaberln und Kleschen,
Zumpferln und Gagerln leisten ganze Arbeit. Find ich wunderbar, mach tierisch
Spaß und drittens kommen dabei die Leut z'samm, sagt sich Danzer, eine
Sammlung von Skurilitäten. Ich habe versucht, die Lieder so zu schreiben, wie
sie der Deix gemalt hätte.
Also auf gut Hochdeutsch: Derb, drastisch, lebensfreudig, entlarvend, schweinisch,
boshaft, zynisch, schockierend, lustig. Um nicht der Verbreitung von Pornographie
angeschuldigt zu werden, schweige ich mich über weitere Details lieber aus.
Aber da möchte man doch glatt mit den Futlapperln einen Tango paschen, oder?
P.S.: Ob auf der CD auch Bilder sind, habe ich nicht ausprobiert.
BMG
Walkin' T:-)M
Hiss "Tränen, Tabak und Tequila"
Label: Eigenverlag;
20014 BAS; 2001; Spielzeit: 54.29 min
Dem Kanzler geb ich Geld und er bedankt sich leise; Er tut, was mir gefällt,
denn ich hab Geld wie ..., sangen Hiss
auf ihrem ersten Album. Gottseidank werden uns diesmal Prophezeiungen ausgespart,
wer weiss, ob man diese hätte ertragen können. Das mittlerweile dritte Opus
ist live aufgenommen worden, es gibt aber durchgängig neue Titel mit so interessanten
Themen wie Liebe im reiferen Alter, weinende Vegetarier, und die Lebensweisheit,
dass das Leben doch ein Rodeo sei. Die Texte sind wie gehabt zynisch, ironisch,
schwarz, finster. Die Musik bewegt sich zwischen Rock und (polkalastigen) Volksmusiken.
Akkordeon und Mundharmonika treffen auf Stromgitarre, Bass und Schlagzeug. Dazu
kommen die trockenen Ansagen von Sänger Stefan Hiss, die jedes Konzert zu einem
einzigen Vergnügen machen. Auch wenn Musik und Humor nicht jedermanns Sache sind:
Hiss ist, mindestens, einen Konzertbesuch
wert.
Hiss
Walkin' T:-)M
WHILS "Rustic Stomp"
Label: O.M.D
Records; CD DOLLAR 051; 2000; Spielzeit: 44.25 min
WHILS, d.h. whiskey is liquid sunshine.
Der Name stammt aus einem Gedicht von George Bernhard Shaw. Eine Parallele
zu Shaw besteht insofern, als dass auch WHILS vordergründigen Frohsinn zur Schau
stellen, hinter dem sich nicht selten kritische politische Texte verbergen.
Gesungen wird auf dem aktuellen Werk allerdings nicht mehr. Nach fast 10 Jahren
und vier Alben mit einem Mix aus Folk-Gassenhauern, Polit-Folk und dem Spirit
of '79, sprich der Energie der Post-Punk-Ära, wird von "Pe" Lagemann
an der Mandoline, Marianne Jonas am Bass und Rüdiger Schwarz am Schlagzeug ein
stürmischer Cocktail aus Trash-Folk-Instrumentals serviert. Das klingt
nach einer guten Live-Band, auch wenn man sich auf dem Album an der ein oder
anderen Stelle zur Abwechslung mal ein anderes Instrument wünschen würde. Die
Stücke sind großteils Handarbeit, im Stile ihrer Bearbeitungen von "King of the Fairies"
und "Girl who
Broke my Heart". Der "Arkansas Traveller" lehnt sich
an die Michelle Shocked-Version an. Wie
war das, Whiskey ist flüssiger Sonnenschein? Da mag man sich auch im kalten
Elmshorn erwärmen. Na dann, Prost!
O.M.D Records
Walkin' T:-)M
In Search Of A Rose "Extravaganza"
Label: Eigenverlag;
2000; Spielzeit: 47.52 min
"Bert is Evil" beginnt
das aktuelle Album von In Search Of A Rose. Eine ungewollte
Aktualität, war doch die gelbe Filzpuppe aus der Sesamstraße auf einem Demonstrationsplakat in Bangladesch
zu sehen, wie er Ussama bin Laden ins Ohr flüstert. Aber beschäftigen wir uns
lieber mit anderen Extravaganzen: In Search Of A Rose spielen Folk, Pop,
Rock mit dem einen oder anderem irischen Instrumentalstück dazwischen. Einem
allgemeinen Trend der deutsch/irischen Folkrock-Fraktion folgend, ist auch das
Quintett aus Ostwestfalen rockiger und elektrischer geworden. Die Rockseite
ist auch überzeugender, die Tunes klingen teils etwas heruntergehuscht. Ein
kräftiger Schuss englischer Vorbilder passt sich unauffällig ins Gesamtbild
ein. Aber dank der irischen Vorfahren der Herren Gallagher entpuppt sich letztendlich
auch noch Britpop als irische Erfindung.
In Search Of A Rose
Walkin' T:-)M
The Irish Folk Festival 01 "Mad for Trad"
Label: Magnetic
Music, MMR CD1034; 2001; Playing time: 67.05 min
‚Mad for trad' - dieses Motto hat Petr Pandula für die diesjährigen Irish Folk
Festival Tour durch Deutschland (und die Schweiz) gewählt. Vier Formationen (zwei
Duos und zwei größere Gruppen) durften verrückt nach traditioneller Musik über
einen Monat lang durch die Veranstaltungshallen ziehen. Alle vier Bands spielen
rein akustische Musik - zwei eher moderner, zwei traditioneller. Flook - eine
meiner Lieblingsbands der unkonventionellen irischen Musik - sind ein Quartett
aus zwei herausragenden Flötenspielern (Sarah Allan und Brian Finnigan), einem
exzellenten Gitarristen (Ed Boyd) und dem verrückten Bodhran Spieler John Joe
Kelly. Die vier haben sich überlegt für diesen Sampler vier Tunes aufzunehmen,
die schon ewig in ihrem Repertoire sind, aber irgendwie noch nie aufgenommen wurden
- Sarah meint, dass so ein paar der Lieblingsstücke der Band auf diesen Sampler
gelangt sind. Wer unkonventionelle Flötenmusik mag, für den lohnt sich für diese
vier Tunes der Kauf der CD... Doch wollen wir auch die anderen vier Bands noch
kurz erwähnen - Dezi Donnelly ist ein begnadeter junger Geiger, der mit dem modernen
Singer Songwriter / Gitarrist Eamon McElholm ein Duo bildet. Das zweite Duo sind
die Geigerin Lorraine Hickey und dem Uilleann Piper Kevin Rowsome - der schon
in der vierten Generation den irischen Dudelsack spielt. Schließlich sind da noch
Na Dórsa - eine junge Band, die die irischen Traditionen auf ihre Fahnen geschrieben
hat.
Erfreulich ist für den Sammler irischer Musik, dass alle Stücke extra für diesen
Sampler eingespielt worden sind.
Homepage des Irish Folk Festivals
Christian Moll
Blackmore's Night "Fires at midnight"
Label: SPV; 088-72430; 2001; Spielzeit: 67.49 min
Der Ex Deep Purple Gitarrist Ritchie Blackmore und die amerikanische Sängerin
Candice Night präsentieren auf ihrem neuen Album - wie auch auf den beiden
Vorgängeralben - eine faszinierende Mischung aus Rock, Pop, Folk und Musik
aus Mittelalter und Renaissance. Der Einfluß alter Musik durchzieht das
gesamte Werk, wenn auch in unterschiedlicher Form: mal als neu arrangierte Überlieferung,
mal als Teil oder auch nur als Inspiration eigener Stücke. Und wenn die
Platte auch keinesfalls authentisch mittelalterlich klingt, gelingt es den beiden
doch immer wieder, ihren Liedern einen ganz eigenen Flair zu verleihen, einen
Hauch von Ritterromantik, Minne und Mystik. Musikalisch besticht die Platte
durch die warme, klare Stimme von Candice und der meisterhaften Instrumentierung
von Ritchie Blackmore, der neben aktustischer- und E-Gitarre auch zu alten Instrumenten
wie Drehleier und Mandoline greift. Insgesamt eine sehr gelungene Platte, die
dazu einlädt, am Kaminfeuer zu sitzen, Wein zu trinken, Geschichten zu
erzählen oder Fantasy-Rollenspiele zu spielen.
SPV, www.spv.de, P.O. Box 721147, 30531 Hannover,
Germany
www.ritchieblackmore.com
Tom Kamphans
King Walther Treyz "3rd Dimension"
Label: Verlag der Spielleute; cd 0102; 2001; Spielzeit:
50.20 min
Was passiert, wenn ein Jazzbassist (Florian King), ein Bluesgitarrist (Jürgen
Treyz) und eine klassische Violinistin (Gudrun Walther) zusammen eine CD produzieren?
Überraschenderweise eine Folk-CD. Weniger überraschend natürlich,
wenn man bemerkt, daß alle drei Musiker auch aus verschiedenen Folk-Bands
bekannt sind (Anne Wylie Band, Adaro, More Maids u.a.). Somit nimmt das Trio
Folk aus ganz Europa als Basis für ihre Musik, beschränkt sich jedoch
nicht darauf, sondern läßt immer wieder andere Stilrichtungen einfliessen.
Es entstand eine durchaus abwechlungsreiche Platte, auf der sowohl eigene Kompositionen
zu hören sind als auch selbst arrangierte, traditonelle Stücke und
Coversongs; sehr schöne Balladen von Suzanne Vega, Dave Matthews und Kate
Rusby, die nicht zuletzt durch die angenehme, klare Stimme von Gudrun Walther
besonders hervorstechen. Es könnte sich also lohnen, selbst einmal die
Platte hineinzuhören; im Plattenladen oder im Internet unter www.king-walther-treyz.de.
Verlag der Spielleute, www.spielleute.de, Langlosenweg 14, 64385
Reichelsheim, Tel.+49 (0) 6164 912083; Fax +49 (0) 6164 912084
verlag@spielleute.de
Tom Kamphans
Hannes Wader "Wünsche"
Label: Pläne;
88863; 2001; Spielzeit: 54.43 min
Nach 6 Jahren endlich mal wieder eine Wader-Platte mit neuen, selbstgeschriebenen
Stücken. Eine Platte, die alles erfüllt, was man von Hannes Wader
kennt, erwartet und schätzt: Musikalisch im Vordergrund stets seine typische
ausdrucksstarke Stimme und sein meisterhaftes Gitarrenspiel. Überwiegend
gewohnt gradlinig, manches mit Chor und Streichern ein bißchen ungewohnt
schnörkelig.
Auch die Texte bieten das ganze von Wader bekannte Spektrum: sowohl melancholische,
nachdenkliche Lieder als auch sarkastische, politische Stücke. Ersteres
zeigt sich besonders in einem Jahreszeitenzyklus über seine Heimat im Norden
Deutschlands - den spät einsetzenden Frühling, den wunderschönen
Sommer, den kalten, stürmischen Herbst und den klaren, stillen Winter.
Beispiele für letzteres sind ein Lied über Victor Jara als Stellvertreter
für alle aus politischen Gründen ermordeten Künstler, und ein
Lied, das vor übertriebender Vaterlandsliebe und aufkommenden Faschismus
warnt. Kompromisslos fordert Wader "Keine Identität den Deutschen!"
und endet mit "Hoffen wir, daß ich in allem was ich hier scheibe
und singe maßlos übertreibe. Hätte mich zu gern geirrt."
- es wäre doch zu schön, wenn er sich irren würde.
Neben eigenen Stücken finden sich auch vertonte Gedichte ("Von der
Ehe" von K. Gibran) und Übersetzungen, wie der Titelsong, der von
dem Argentinier Loen Gieco stammt oder "Kleine Stadt", im Original
das bekannte "The Town I loved so well". Auch Coverversionen präsentiert
Hannes Wader, so "Ich bring dich durch die Nacht" von Reinhard Mey
und "Indian Summer" von Gary Bolstadt, die Originalversion des Hannes-Wader-Klassikers
"Heute hier, morgen dort".
Pläne http://www.plaene-records.de, Postfach
104151, 44041 Dortmund, Tel.: 0231/9130250, Fax.: 0231/9130255, info@plaene-records.de
www.hanneswader.de
www.scala-kuenstler.de
Tom Kamphans
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Inhaltsüberblick: Übersicht der CD Rezensionen
Zum Inhalt des FolkWorld
online magazins Nr. 20
© The Mollis - Editors
of FolkWorld; Published 12/2001
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