FolkWorld #73 11/2020

CD Rezensionen

Ross Ainslie "Vana"
Eigenverlag, 2020

English CD Review

Ross Ainslie

www.rossainslie.com

Es ist zwanzig Jahre her, dass Mike McGoldricks großartiges "Fused"-Album veröffentlicht wurde,[14] und seitdem haben viel versucht, diese magische Mischung aus Folk und Funk, Celtic und Cool nachzuahmen. "Vana" könnte genau das Richtige getroffen haben. Der Worte hier sind wenige, aber sie sind kraftvoll, und die musikalischen Bilder zeichnen eine überzeugende Geschichte.
"Vana" ist so konzipiert, dass es von Anfang bis Ende kontinuierlich angehört werden kann - so steht es im Inneren -, also mache ich das, während ich das hier schreibe. Es gibt keine wirklichen Pausen zwischen den Tracks - manchmal ein Päuschen, nicht mehr -, als der leicht bedrohliche "Wounded Forest" reibungslos in den bekannten "Rapa Nui" mündet, der vom Treacherous Orchestra aufgenommen wurde. Ross wechselt von den Pipes zu den Whistles und wird von seinen Freunden Greg Lawson, Steve Byrnes, Hamish Napier und James Lindsay sowie dem Saxophon von Paul Towndrow begleitet, was den Kern des Album-Sounds ausmacht. "Absinth in Aranya" zeigt die funkigere Seite, ausgemalt mit der E-Gitarre von einem von Ainslies zehn Gästen. "Emergency Operation" ist so dringend, wie der Titel schon sagt, Stakkato-Pipes, die von Folk-Rock aus den siebziger Jahren unterstützt werden - auf eine gute Art und Weise! "Cross of Threads" flirtet kurz mit Disco, bevor es zu einer zeitgemäßeren Whistle-Atmosphäre mit weltmusikalischen Einflüssen kommt - Spanien und Indien kommen beide in den Sinn, wenn Bansuri auf Banjo und Balkan-Rhythmen trifft.
Die zweite Hälfte dieses Albums enthält Cameo-Auftritte von Duncan Chisholm, Steve Cooney, Malcolm Jones und zwei exzellenten indischen Musikern, die "Vanavasa" und "Concrete Jungle" ein authentisches südostasiatisches Flair verleihen. Jedes Stück hier ist ein Original von Ainslie, einige brandneu und einige mehrere Jahre alt. Es gibt ein bisschen Poesie, eine Menge Canntaireachd und viel Perkussion, und irgendwie funktioniert alles. Wir könnten in zwanzig Jahren immer noch über "Vana" sprechen.
© Alex Monaghan


Sväng "Vänner"
Eigenverlag, 2019

www.svaengmusic.com

Wunderbare schwedische Folkmusik von diesem deutschen Trio (nicht zu verwechseln mit ihren finnischen Namensvettern).[73] Die Kombination des komplexen obertonreichen Klanges der schwedischen Nyckelharpa (gespielt von Amrey Schaffers) mit dem reichen Klang eines Cellos (Tina Molle) findet man nicht oft, wobei sie eine ganz besondere Magie hat. Dazu kommen Octave, Mandoline, Bodhran und Perkussion von Benedict Kutzer. 
Etwa die Hälfte der Melodien wurden von den drei Musikern komponiert (die meisten von Amrey), wobei die eigenen Stücke ganz genauso schwedisch klingen wie die traditionellen. Ein äußerst gelungenes Album.
© Michael Moll


Wellbappn  "Didl-Dudl"
Hörkunst bei Kunstmann, 2020

www.hans-well.de

Hans Well war für 35 Jahre treibende Kraft und Textschreiber der Biermösl Blosn.[53] Nun hat er seine nächste Familienband, mit seinen zwei Töchtern Sarah und Tabea und Sohn Jonas (alle in ihren 20ern), und auch bei Wellbappn schreibt Hans alle Texte selbst - mit einer guten Dosis Humor, mal auf Hochdeutsch, mal auf Bayrisch. Dabei gibts vor allem viel Blechblastöne zu hören, aber auch Geige, Akkordeon oder vielleicht Gitarre. Auch wenn die Texte gelungen sind, ist der Ton für meinen Geschmack etwas zu volkstümlich. Spaß haben die vier allemal, und das kommt auch auf der CD gut rüber.
© Michael Moll


Jan Cornelius "Vör Anker"
ARTyCHOKE, 2020

Artist Video

www.jan-Cornelius.de

Vom anderen Ende Deutschlands als die Wellbappn kommt der Liedermacher Jan Cornelius - aus Ostfriesland, und alle seine Lieder sind denn auch auf Plattdeutsch. Die CD ist sehr angenehm und entspannend, voller Wärme und Melancholie - dabei wird Jan von seiner Gitarre, sowie Christa Ehrig an Cello (was den Liedern eine attraktive Tiefe gibt), Flöten, Ukelele-Bass und Keyboard und Klaus Hagemann an Gitarre und E-Gitarre begleitet. Dieses Album ist nun schon das 18. plattdeutsche Album des Sängers. Die Texte haben philosophische und tiefgründige Texte - Jan beschreibt seine Lieder als Briefe, die er an ihm nahestehende Menschen schreibt, über Ratlosigkeit im Lichte der gesellschaftlichen Entwicklungen, Hoffnung, Abschied, Liebe. Dazu gibt es dann auch drei Lieder über Ostfriesland. Es ist nur schade, dass die Texte In Ostfriesisch an mir weitgehend verloren gehen. 
© Michael Moll


Em Huisken & Jank Frison "Fräiske Soang"
Timezone, 2020

Artist Video

www.jank-frison.de

Jank Frison ist ein friesisches Duo, dass friesische Traditionelle Musik mit bretonischen Melodien und meist neuen friesischen Texten kombiniert. Mit verschiedenen Dudelsäcken (Highland and Small Pipes und Schäferpfeife), Krummhorn sowie Akkordeon, Gitarre, Bombarde und Oboe ist der Ton oft bretonisch, und wird kombiniert mit ruhigen Balladen oder Liedern, die auf bretonischen Melodien oder Liedern basieren.  Der friesische Dialekt, in dem das Duo vorzugsweise singt, ist Saterfriesisch - angeblich die kleinste Sprachinsel Europas, und eine Sprache, die besondere friesische Eigentümlichkeiten bewahrt.
© Michael Moll


Uhlenflug "dulcis armour"
Eigenverlag, 2019

www.uhlenflug.de

Eine Reise in die Musik des mittelalterlichen Europas versprechen die vier Musiker von Uhlenflug. Auf dem Album sind mittelalterlich Lieder und Tänze aus Deutschland, Frankreich, Spanien und England zu hören, in mittelalterlichen Sprachen und auf mittelalterlichen Instrumenten. Das Quartett ist auf einer Vielzahl von Instrumenten zu hören - Krummhörner, Dudelsäcke, Hakenharfen, Drehleier, Schellen, Maultrommeln, Blockflöte. Das Album schließt mit Dulcis Armor aus der Carmina Burana - heutzutage verbindet man damit Intensität und Kraft, doch die Originalversion, wie sie hier interpretiert wird, ist viel schlichter.
© Michael Moll


Wildes Holz "Höhen und Tiefen"
Eigenverlag, 2020

Artist Video

www.wildes-Holz.de

Die meisten von uns denken wohl bei der Blockflöte an ihre Grundschultage (oder an die ihrer Kinder), wenn die Eltern sich 30 schrille Blockflöten der Klasse ihrer Kindern anhören dürfen. Wildes Holz zeigt, dass die Blockflöte auch ziemlich cool sein kann - zum Beispiel, wenn man darauf Hits wie Madonna’s „Like a Virgin“, Aha‘s „Take on me“ oder auch Hits von Coldplay, Kiss oder Michael Jackson spielt. Die Mehrzahl der Stücke auf der CD sind demnach neue Instrumentalinterpretationen aus Pop Und Chanson (Jaques Brel, Heinz Rudolf Kunze, Celine Dion). Neben Blockflöte sind im Trio auch noch Kontrabass, Gitarre, Säge und Perkussion zu hören.
© Michael Moll


Schweizer Jugendchor "S isch äben e Mönsch uf Ärde"
Zytglogge, 2020

www.csj-sjc.ch

Der Schweizer Jugendchor, mit 50 Sängern und Sängerinnen im Alter von 16 bis 25 Jahren, feiert mit diesem Album sein 25. Jubiläum- und zelebriert dabei auch, was den Chor so besonders macht: Die Sänger/innen des Chores stammen aus allen Kantonen der Schweiz. Dementsprechend singt der Chor auf dem Album auch Lieder aus allen Teilen der Schweiz, alles Volkslieder, in allen Sprachen der Schweiz. Wer Hochqualitative Chöre mag, dem sei dieses Album warm empfohlen.
© Michael Moll


Lydie Auvray "mon voyage"
Westpark Music, 2020

www.lydieauvray.de

Seit 42 Jahren spielt sie schon auf Bühnen, und dies ist ihr 23. Album - ein Mangel an Erfahrung hat Akkordeonistin Lydie Auvray nun wirklich nicht. Das neue Album zeigt sowohl ihre unentwegte Spielfreude als auch ihre Experimentierfreude - mit Ausflügen zu Musikstilen aus aller Welt. Es fühlt sich selbstverständlich an, dass Musette der Ausgangspunkt der musikalischen Reise ist - die uns dann zu Jazz, Tango, spanischem Flamenco, Latin, orientalischen Klängen und vielen anderen musikalischen Aspekten führt, die man nicht immer eindeutig einzuordnen vermag. Dazu kommen zwei neue zeitgenössische französische Chansons, entspannt vorgetragen von der Akkordeoniston mit ihrer schönen Stimme hat. Das Akkordeon ist immer der Star der Musik, interessant arrangiert von Lydie‘s musikalischen Mitstreitern Markus Tiedemann an Gitarren und Eckes Malz am Piano.
Auf viele Jahre mehr toller Akkordeonmusik von Lydie!
© Michael Moll


Isabel Frey "Millenial Bundist"
Beste! Unterhaltung, 2020

Article:  Klezmore

Artist Video

Artist Video

Artist Video

Isabel Frey

www.isabelfrey.com

Bereits im 13. Jahrhundert gab es eine blühende jüdische Gemeinde in Wien. Mit dem Toleranzedikt von Joseph II. begann die gesellschaftliche Gleichstellung und viele Menschen jüdischer Herkunft brachten Stadt und Land große Anerkennung: Ärzte und Wissenschaftler (Freud, Pauli), Musiker (Mahler, Schönberg), Schriftsteller (Schnitzler, Hofmannsthal, Kraus, Zweig, Kafka). Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde die jüdische Bevölkerung Wiens fast vollständig vertrieben oder ermordet. Lebten vor dem 2. Weltkrieg rund 200.000 Juden in Wien, sind es heute kaum 10.000. Eine davon ist die Musikerin Isabel Frey. Sie entstammt einer säkularen Familie und spätestens ein Jahr in einem israelischen Kibbuz machte ihr unmissverständlich klar, dass ihre Identität in der jüdischen Diaspora und österreichischen Kultur wurzelt. Das Studium der Sozialwissenschaften war der Beginn politischer Betätigung: Hochschulpolitik, Anti-Rassismus, Feminismus, Klimaschutz, ... Sie wurde der Tradition jiddischer Revolutionslieder gewahr, was auf wunderbare Weise für ihr Selbstverständnis den Kreis schloss. Sich selbst auf der Gitarre begleitend, ist sie seitdem regelmäßig auf Bühnen und Straßen zu erleben. Sie spielt für Gewerkschaften, Demonstrationen, Hausbesetzungen, ... und versucht, die alten Lieder der jüdischen Linken mit gegenwärtigen politischen Themen zu verbinden. Insbesonders versucht sie, die Tradition des Allgemeinen Jüdischen Arbeiterbunds wiederzubeleben, die größte jiddisch-sprachige sozialistische Partei Osteuropas vor dem Krieg (auf jiddisch: אַלגעמײנער ייִדישער אַרבעטער־בונד אין ליטע, פּױלן און רוסלאַנד, gesprochen: algemeyner yidisher arbeterbund in lite, poyln un rusland). Es sind klassische Kampflieder aus der Arbeiterbewegung wie "Im Kamf" des russisch-amerikanischen Anarchisten David Edelshtat (1866-1892) oder der "Arbetlose Marsch" des im Krakauer Ghetto ermordeten, Vater des jiddischen Liedes Mordechai Gebirtig (1877-1942). "Nieder mit HC [Strache]" ist die deutsche Version des anti-zaristischen Protestliedes "Daloy Politsey", mit dem Isabel Frey einen Tag nach des rechtspopulistischen Politikers "Ibiza-Skandal" 1919 am Wiener Ballhausplatz auftrat, und die sich zur Hymne der "Donnerstags-Demos" gegen die ÖVP/FPÖ-Regierung entwickelt hat. Ebenfalls auf aktuellen Stand gebracht wurde "Ale Vayber Megn Shtimen" (d.h. Alle Frauen dürfen wählen) aus den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts; im Übrigen der einzige Titel mit Band (hier die Vienna Klezmer Session Band), ansonsten ist sich Isabel Frey selbst genug. Es werden aber auch einfach jiddische Volkslieder für relevante Themen wie Migration uminterpretiert. Das bekannte "Di Grine Kuzine" von Abe Schwartz (1881-1963) ist doch das Emigrantenlied par excellence. "Sholem Lid" (Friedenslied) ist die Adaption eines hassidischen Nigun (d.h. religiöse Melodie), bei dem shabes (Sabbath) durch sholem (Frieden) ersetzt wurde. "Dona Dona" und "Shtil, Di Nakht Is Oysgeshternt" braucht man wohl nicht weiter zu kommentieren. Das Booklet ist eine schöne Ergänzung; es enthält einige zusätzliche Hintergrund-Infos sowie Textübersetzungen in die englische Sprache.
© Walkin' T😊M


More Maids "fourmaids"
Liekedeler, 2020

Artist Video

www.moremaids.de

There was a maid in her father's garden... Erst eins, dann zwei, und ganz plötzlich waren es derer vier. Na ja, nicht ganz so plötzlich, sondern im Verlauf von 25 Jahren. Damals wurde für die Harlekinade Ludwigshafen verzweifelt ein rein weiblicher Support für die Poozies gesucht. Marion Fluck (Flöte) gründete kurzerhand selbst eine Band, u.a. mit Gudrun Walther (Geige) und Barbara Coerdt (Bouzouki). Das Publikum war begeistert und etwas Anderes als Weitermachen war einfach keine Option.[8][18][24][48] Gudrun Walther hat mittlerweile mit der Gründung von Cara und Deitsch einen anderen Weg eingeschlagen, dafür sind Barbara Hintermeier (Geige, Uilleann Pipes), die durch einen Workshop bei Gudrun Walther zur traditionellen irischen Musik gefunden hat, und Sandra Steinort (Klavier, Flöte, (Piano-)Akkordeon), die Cara mitgegründet und sieben Jahre lang begleitet hat, dazugestoßen. Auch Marion Fluck greift neuerdings immer öfter in die (diatonischen) Akkordeon-Tasten. Barbara Coerdts sanfter Alt und Sandra Steinorts glockenheller Sopran ergänzen sich vortrefflich, aber richtig unter die Haut gehen die vierstimmigen Harmonien. Aus der traditionellen Kiste stammen das bereits erwähnte "Maid in Her Father's Garden", wie auch das Auswandererlied aus der Zeit des Amerikanischen Bürgerkriegs "By the Hush" (auch bekannt als "Paddy's Lamentation") und die Child-Ballade "Lass of Aughrim".[65] Jüngeren Datums, wenn auch nicht immer offensichtlich, sind Shel Silversteins "Hills of Shiloh" und die Schauergeschichte "Annabel Lee" aus der Feder von Edgar Allen Poe in Szene gesetzt von Sarah Jarosz. Melodie- und Rhythmusinstrumente bieten beinahe unbegrenzte Möglichkeiten. Das wird noch offensichtlicher bei den schmissigen Instrumentalstücken (außer Ola Bäckströms "Tralalavalsen" ausschließlich Jigs und Reels), wo das Ping-Pong zwischen den diversen Melodieinstrumenten durch das nachdrückliche Bouzoukispiel vorangetrieben wird. In der Auswahl der einzelnen Stücken haben die Damen nicht erst groß in der Mottenkiste gekramt, sie stammen von zeitgenössischen Koryphäen wie John Morris Rankin, Billy McComiskey oder Liz Carroll. Außerdem ist Sandra Steinort mit zwei Melodien vertreten. Um den Titel des bekannten Jigs ins Spiel zu bringen: A Health to the Ladies! Alles Gute, bleibt gesund und uns noch lange erhalten! Sláinte!
© Walkin' T😊M


Thomm Jutz "To Live In Two Worlds Volume 2"
Mountain Home Music Company, 2020

Artist Video

Thomm Jutz & Peter Cooper

www.thommjutz.com

Der aus Baden-Württemberg stammende Singer-Songwriter Thomm Jutz ist 2003 in den USA sesshaft geworden und bereichert seitdem die Americana-Szene in Nashville, Tennessee. Er hat ein Faible für Geschichte, das er immer wieder musikalisch in Szene setzt, obwohl er selbst von sich sagt: »Ich bin kein Historiker, sondern ein Chronist der Emotionen.«[71] Nach "To Live In Two Worlds: Volume 1"[71] folgt alsgleich der zweite Streich. Neue Geschichten über alte Themen, zeitlos eben. Da gibt es eine historische Persönlichkeit wie den afro-amerikanischen Old-Time-Musiker DeFord Bailey, der in der Grand Ole Opry als "Harmonica Wizard" gefeiert wurde und ein Wegbereiter für schwarze Country-Musiker wie den gerade verstorbenen Charley Pride. Dann ist da ein historisches Ereignis wie die Jahrhundertflut in Nashville im Jahr 2010.[72] Das alles erfolgt im musikalischen Gewand von Blues, Country und Bluegrass. Thomm lässt es krachen mit einer Formation bestehend aus Mandolinist Mike Compton, Fiddler Tammy Rogers (The Steel Drivers), Dobro- und Banjospieler Justin Moses und Bassist Mark Fain, ist aber auch solo nur mit Stimme und Gitarre ein Hochgenuss. Sein exzellentes Songwriting und die folgende Realisierung bleibt lange im Gedächtnis. Die Zwei Welten des Albumtitels, in denen Thomm lebt und sich lebendig fühlt, sind Gegenwart und Vergangenheit, Erneuerung und Bewahrung.
© Walkin' T😊M


Barbara Bergin "Blood Red Moon"
Eigenverlag, 2020

Artist Video

www.barbaraberginmusic.com

Wie Jekyll & Hyde verwandelt sich die Orthopädin aus Austin/Texas des Nachts in eine Entertainerin, die die Bühnen der "Live Music Capital of the World" unsicher macht. Im Laufe der Jahre hat sich Dr. Barbara Bergin zu einer musikalischen Geschichtenerzählerin entwickelt, die mühelos mit allen Spielarten von Folk, Old-Time, Gospel, Country und Bluegrass umgeht. Das Debütalbum "Blood Red Moon" erzählt herzerfrischend, wahrhaftig und ein wenig altmodisch vom jungen Prince of Wales, Edward Albert, der 1860 die Vereinigten Staaten mit einem Besuch beehrt, vom Kapitän der "Robert E Lee", dem schnellsten Mississippi-Dampfer der 1870er, von selbstgebranntem Fusel und anderen altbewährten Themen und Motiven des Genres. "Whistlin' Train" basiert lose auf den Tagebüchern des Vaters einer von Bergins Mitarbeiterinnen. Dieser verließ im Alter von zehn Jahren während der Wirtschaftskrise der 1930er das Elternhaus und lebte ein Leben als Tramp; Freiheit und Ungebundenheit so fern jeder nostalgischen Verklärung. Barbara Bergin ist sich bewusst, dass die meisten ihrer Lieder aus einer männlichen Perspektive erzählen. Dies wiederum ist nicht ungewöhlich, das es auch auf 90% der traditionell überlieferten Folksongs zutrifft. Man bzw. frau kann sich zwar eine freie Welt wünschen, für Frauen war dies in historischer Zeit jedoch kaum eine Option.
© Walkin' T😊M


Redon & Gómez "Una Más"
Microscopi, 2020

Artist Audio

Lluís Gómez

www.lluisgomez.com
www.redon-lombardi.fr

Lluís Gómez,[37][68] uns bestens bekannt von der Barcelona Bluegrass Band,[40][46] ist ein bekannter und beliebter Interpret des 5-String-Banjos, der sich in den Genres Bluegrass, Blues, Gypsy-Swing und Celtic Folk betätigt hat. Das Picking eignete er sich von Musiklegenden wie Bill Keith, Tony Trischka und Noam Pikelny an und er war in Folge sich nicht zu schade, das Erlernte an eine weitere Generation weiterzugeben, als Co-Autor des ersten Banjo-Buches sowie des ersten Bluegrass-Fiddle-Buches in spanischer und katalanischer Sprache. Vor all dem stand in den späten siebziger Jahren eine richtungsweisende Entdeckung: Lluís Gómez hörte zum allerersten Mal Banjo- und Bluegrass-Klänge auf der LP "Banjo Paris Session". Er sagt, "Ich erinnere mich, wie ich zunächst gleichermaßen fasziniert und verwirrt von dem Klang war. Von einem Folk- und Klassik-Gitarren-Background kommend, hörte es sich nach einer ganzen Menge Noten an. Ich erinnere mich noch an die Melodie, die mich auf diesem Album am meisten beeindruckt hat: Mr. Glubo - was für ein Sound!" Neben Bill Keith, der damals häufig nach Frankreich kam, brachte das Album Jean-Marie Redon mit sich, einem der Pioniere von Banjo und Bluegrass diesseits des Großen Teichs. In den sechziger Jahren war er Mitbegründer einer der ersten europäischen Gruppen, Bluegrass Flingou 37.5, später der Bluegrass Connection (1972-1974) und Long Distance (1974-1982), bei der Claire Liret Geige spielte, bevor sie Bill Keith heiratete. Jean-Marie Redon ging längere Zeit nach Amerika, wo er u.a. in der Grand Ole Opry auftrat. Zurückgekehrt folgten Phasen mit Stylix, Eurograss und Blue Railroad Train. Seit geraumer Zeit hat er eher minimalistisch eine musikalische Partnerin in Sharon Lombardi gefunden. Er hat mehrere Tutorials verfasst, u.a. eines mit Bill Keith. Im Jahr 2000 begegnete Lluís Gómez endlich seinem Helden in persona. Aus einem Schüler-Lehrer-Verhältnis entwickelte sich eine innige Freundschaft mit regelmäßigen Begegnungen, insbesonders seitdem sich Jean-Marie Redon im Südwesten Frankreichs zur Ruhe gesetzt hat, die nun endlich zu der vorliegenden Kooperation geführt hat. Mit smarten Eigenkompositionen sondieren beide mit kindlicher Neugier, aber jahrzehntelanger Erfahrung das Banjo-Universum. Zwei dieser knochentrockenen Instrumente, die sich aneinander reiben, aber auch immer wieder zum gemeinsamen Miteinander zusammenfinden, ergeben ein doppeltes Vergnügen. Die mediterrane Würze stört dabei überhaupt nicht, sondern ist eben das sprichwörtliche Salz in der Suppe. Ein paar Traditionals wie "O Susanna!" dürfen bei dem Ganzen nicht fehlen, und natürlich der Herr "Glubo", mit dem dieses akustische Abenteuer vor vier Jahrzehnten begonnen hat.
© Walkin' T😊M


Moritz Weiß Klezmer Trio "Klezmer Explosion"
Unit Records, 2020

Article:  Klezmore

Artist Video

www.mwktrio.com
www.moritzweiss.at

Seit seinem 14. Lebensjahr, und das ist noch gar nicht so lange her, beschäftigt sich Moritz Weiß aus dem steirischen Fürstenfeld leidenschaftlich mit der Klezmermusik, der jiddischen Volksmusiktradition Osteuropas, und, inspiriert von Giora Feidman und David Orlowsky, speziell mit der Klarinette. Er hat in lächerlich geringer Zeit, sich das nötige Rüstzeug angeeignet. Dabei geht Moritz Weiß nicht mit Scheuklappen durch die Welt, sondern schaut nach links und rechts und über den Tellerrand hinaus. So widmet er sich mit dem Akkordeonisten Ivan Trenev unter anderem dem Tango. Das Moritz Weiß Klezmer Trio mit Gitarrist Niki Waltersdorfer und Kontrabassist Maximilian Kreuzer unterfüttert die jüdische Tradition mit Elementen aus Jazz und Klassik. Als "Klezmer Explosion" tritt das Trio nach dem Urknall mit einem expandierenden Musikkosmos auf (u.a. Jazz-Geiger Albin Krieger). Das Klangbild ist äußerst diffizil. Die Grooves, die beinahe an Funk erinnern, strahlen dennoch eine unbestreitbare Lässigkeit aus. Einen prägenden Eindruck hinterlässt vor allem Sängerin Clara Montocchio, die stimmlich eine intime Atmosphäre und einen ruhenden Pol erschafft. Alles in allem zieht auch diese wohlmundende Melange aus traditionellen Klezmerstücken, Eigenkompositionen und Improvisationen den Steirerhut vor der jiddischen Tradition, die die Grundlage für so eien große Vielfalt geliefert hat und auch in Zukunft noch im Angebot hat. In diesem Zusammenhang finde ich den Terminus "Explosion" eher als unpassend; da fliegt nichts in die Luft oder irgendwem um die Ohren, niemand geht an die Decke und spuckt Gift und Galle. Im Gegenteil!
© Walkin' T😊M


Sés "Liberar As Arterias"
Altafonte, 2020

Artist Video

www.ses.gal

María Xosé Silvar, als Sängerin und Songwriterin bekannt als Sés, wird in ihrer galizischen Heimat als musikalische Revolutionärin gefeiert. Ihr Charisma hat sie auf zahlreichen Konzerten unter Beweis gestellt, in unseren Breiten zum Beispiel auf dem Rudolstadt-Festival 2015.[58] Wer es noch nicht erlebt hat, dem empfehle ich das Konzertvideo vom 5. August 2020: eine Tour de Force, die von den musikalischen Traditionen des nordspanischen Galiziens über den Nueva Canción Lateinamerikas zu postmoderner Rockmusik führt. Keine willkürliches Mischmasch, insgesamt klingt alles wie aus einem Guss; und im Zentrum steht die ausdrucksstarke Röhre von Frau Silvar. Das Sés-Erlebnis gibt es in verschiedenen Formaten, die alle ausgelebt werden: ganz reduziert das akustische Duo mit Gitarrist Tito José Calviño bis zu fast einem Dutzend Musikern inklusive Schlagzeug, Bass, Chor, aber auch musikalisch-folkloristischen Farbtupfern wie Akkordeon und Sackpfeife. Es bleibt zu hoffen, dass nach dem Corona-Abgesang Sés auch jenseits der spanischen Halbinsel die ihr gebührende Aufmerksamkeit erfährt. Für's Erste muss es die CD tun!
© Walkin' T😊M


ewo2 "Avanti Popolo 3"
Eigenverlag, 2020

Artist Video

Bernd Köhler

www.bernd-koehler-live.de

Dies ist ein alt-modisches Polit-Folk-Album, das aus der Zeit fällt. Bernd Köhler, der als Liedermacher unter dem Spitznamen "Schlauch" rund um Mannheim einige regionale Bekanntheit erlangt hat,[72] hat einst das Kleine Elektronische Weltorchester ewo2 mit dem Ziel gegründet, die alten Arbeiter- und Gewerkschaftslieder ins Bewußtsein zurückzurufen. "Bandiera Rossa" (Rote Fahne) aus dem Jahr 1908, oft nach seinem Liedanfang "Avanti Popolo" (Vorwärts, Leute!) genannt, lieferte den programmatischen Titel. Das live aufgenommene "Avanti Popolo 1" aus dem Jahr 2008 war eine Rückschau auf das erste Jahrzehnt. Der zweite Teil 2009 stand unter dem Motto "Electronic trifft Hanns Eisler".[43] ewo2 gewann den "Prix Courage" beim Weltmusik-Wettbewerb "Creole Südwest" und den "Preis der Deutschen Schallplattenkritik" in der Sparte "Lied und Chanson". Nun will "Avanti Popolo 3" in der derzeitigen Besetzung Bernd Köhler (Gesang, Gitarre), Laurent Leroi (Akkordeon) und Joachim Romeis (Geige) einen Kommentar zum irdischen Jammertal (bevor Covid-19 alles auf den Kopf gestellt hat) liefern. Einerseits mit Eigenkompositionen wie "Linker Vogel, schräger Kauz", vor allem aber einem bunten Mix aus neu aufbereiteten historischen Schaustückchen. Hans Schachts Wirtschaftsflüchtlingslied des 19. Jahrhunderts "Ein stolzes Schiff" und Brecht/Eislers "Lied von der Moldau" treffen auf "Les Canuts" (das von Heines "Weberlied" inspiriert worden war) und "Ist der Reichtum eine Frucht", eine frühe Anklage gegen die Spekulation mit Nahrungsmitteln (aus dem Fundus von Dieter Süverkrup). Ein Klassiker ist Carlos Pueblas "Hasta Siempre, Commandante", gewidmet dem kubanischen Guerillaführer Che Guevara. Theodor Kramers "Andre, die das Land so sehr nicht liebten" (vertont von Erich Schmeckenbecher) und das jiddische Widerstandslied "S'brent" (vom im Krakauer Ghetto verstorbenen Mordechai Gebirtig) haben es auch schon in die Liederbestenliste geschafft. Nicht unerwähnt bleiben sollte Erich Weinerts "Die Herren der Welt", eine Aufnahme aus dem Jahr 2009 und eine Widmung an den verstorbenen Mitstreiter Hans Reffert. ewo2 musiziert dabei mit einer vielleicht nur dem Deutschen eigenen Sperrigkeit. Nur noch eine Generation weiter und diese Lieder werden nicht mehr gesungen; wenn doch, dann vermutlich nur noch als blutleere Geschichtsstunde und nicht mehr als lebendiges Kulturgut. Das bedauere ich jetzt schon und erhebe noch mal mein Glas. Danke, Bernd!
P.S.: Alle Infos zu Bernd Köhlers Aktivitäten finden sich auf der neuen Website www.bernd-koehler-live.de; die alte ewo2-Website www.ewo2.de bleibt als "historisches Dokument" erhalten. Zur Corona-Zeit passt die Live-Aufnahme vom "Lied von den Kranichen", aufgenommen im Zusammenhang mit der virtuellen Erste-Mai-Feier aus dem Capitol Mannheim. Außerdem gibt es neue Live-Aufnahmen von "Bella Ciao", "Le Déserteur", "Die Moorsoldaten" und "Ausgesperrt".
© Walkin' T😊M


Jim Stanard "Color Outside the Lines"
Manatee Records, 2020

Artist Video

www.jimstanardmusic.com

Eine kleine Perle aus Americana-Land: Jim Stanard ist zwar musikalisch ein Spätzünder - in den späten Sechzigern und frühen Siebzigern bespielte er Coffeehouses und Colleges, verabschiedete sich aber aus der Szene, um eine erfolgreiche Geschäftskarriere einzuschlagen - dafür brennt er gleich ein Feuerwerk ab. Ganz klar zieht er seine Inspiration von den Singer-Songwritern der sechziger Jahre (tatsächlich stand er in Woodstock in der Menge), bedient allerdings ein breites Spektrum, das von Doc Watson über Dylan bis zu Springsteen reicht. "Color Outside the Lines" überzeugt mit einem markenten Songwriting, das die Erfahrungen eines Lebens in gleichermaßen ideenreiche wie ergreifende Bilder destilliert. Neben dem 0815-Geträller von Liebe und Verlust findet man eine gehörige Dosis an Humor und Witz, geschichtliches und politisches Bewußtsein. Das Titelstück plädiert, die sozialisierte Anpassung in Frage zu stellen und das unbeschwerte Gefühl der Kindheit wiederzugewinnen; "The Opium Wars" erzählt von dem (durchaus bewaffnet ausgetragenen) Wirtschaftskrieg zwischen England und China in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Peter Yarrow (Peter Paul & Mary) und dessen Tochter Bethany unterstützen stimmlich bei zwei Titeln: "Arkansas" erinnert an die Elaine Race Riots, einem Pogrom, dem 1919 rund 200 Afro-Amerianer zum Opfer fielen; "Home" betont, dass die Einwanderung der Grund dafür sei, dass die USA so ein wunderbares Land sei. Jim Stanard hat Peter Yarrow bei der Mitwirkung in Gruppen kennengelernt, die der wachsenden Polarisierung in der Gesellschaft entgegenwirken wollen. Yarrow erkannte einen verwandten musikalischen wie politischen Geist: "Ich war erschrocken darüber, wie sehr mich der Klang von Jims Stimme in Kombination mit meiner und Bethanys an Peter Paul & Mary erinnerte. Es machte mich stolz, dieses Erbe weiterleben zu fühlen - besonders weil Jims Lieder eine ähnliche Botschaft tragen." Dem ist nichts weiter hinzuzufügen!
© Walkin' T😊M


Jaakko Laitinen & Väärä Raha "Börek"
PlayGround Music, 2020

Artist Video

Artist Video

Artist Video

www.vaararaha.com

Ein ganzes Jahrzehnt schon ist der finnische Lappländer Jaakko Laitinen mit seiner Formation Väärä Raha (d.i. Falschgeld) unterwegs, und begeistert oder verschreckt den Musikkonsumenten, je nach dessen Hörgewohnheiten. In Finnland (aber nicht nur dort) werden ihre überschäumenden Konzerte über den grünen Klee gelobt.[58][63] Väärä Raha hat außerdem eine Reihe erstklassiger Alben veröffentlicht.[45][48][53][62] Das neueste Werk ist nach der türkischen Variante eines Auflaufs benannt, und auch dieses Börek enthält, im türkischen Steinofen vorgewärmt, saftiges Hack, pikanten Schafskäse und frischen Spinat, dazu als Beilage vitaminreichen Salat und leicht säuerlichen Joghurt. Das Ganze wird mit schwarzem Tee heruntergespült, bittersüß und stark. Beim oberflächlichen Hören würde man glauben, Väärä Raha wäre einfach eine x-beliebige Balkanband, die das Beste slawischer und osmanischer Traditionen zusammenführt. Man wird eines Besseren belehrt, dass man es mit wackeren Nordmännern zu tun hat, wenn Jaakko Laitinen mit viel Leidenschaft und Pathos megatrendejäkin vastaan (gegen Megatrends) seine finnischen Humppa-Arien schmettert: laulun laulan silmät veessä (Ich singe, während meine Augen tränen). Trompete, Akkordeon, Bouzouki, Kontrabass und Schlagzeug bedienen Genres wie Balkan-Brass, Sinti-Musik, Russen-Folk und Finnen-Tango, spielerisch, humorvoll, energiegeladen, party-tauglich. In diesem Sinne: Ystäväni! Pannaan laulu soimaan! (Freunde! Lass uns ein Lied anstimmen!)
© Walkin' T😊M


Gangstagrass "No Time For Enemies"
AntiFragile Music, 2020

Article: Hard Times

Artist Video

www.gangstagrass.com

Für uns sind die New Yorker Gangstagrass von ihrem Rudolstadt-Auftritt anno 2016 bekannt, die Allgemeinheit kennt wahrscheinlich eher ihr von Lynyrd Skynyrd inspiriertes "Long Hard Times to Come" aus der Krimiserie "Justified". Produzent Oscar Owens (alias Rench) und Rapper T.O.N.E-z erhielten dafür eine Emmy-Nomination in der Kategorie "Outstanding Original Main Title Theme Music" Das Musikkollektiv Gangstagrass wurde 2006 von Rench gegründet und fusioniert in ständig wechselnder Besetzung Bluegrass-Klänge mit Rap- und Hip-Hop-Beats und -Gesang. Das 2010er-Debüt "Lightning On The Strings, Thunder On The Mic" baut ganz auf den oben genannten T.O.N.E-z, der 2012er-Nachfolger "Rappalachia" dann auf eine ganze Reihe verschiedener Rapper. "Rench und seine Freunde haben nichts weniger getan, als eine neue Musikform zu schaffen. Gangstagrass nimmt zwei Arten von Musik, die Gegensätze sind, und mischt sie auf natürliche und unterhaltsame Weise brillant zusammen." Das sagt immerhin Erfolgsschriftsteller Elmore Leonard, auf dessen Werk "Justified" beruht. "No Time For Enemies" nun überschreitet weiterhin die fiktiven Grenzen zwischen afro- und anglo-amerikanischen Musiktraditionen und reißt Mauern ein, die bis dato als unüberwindbar galten. "Hard Times Come Again No More", "Nickel And Dime Blues", "Working On That Chain" sind die Vorlagen. R-Son the Voice of Reason rappt eine Herz und Hirn bewegende Version von Woody Guthries "This Land Is Your Land" herunter, inklusive elektrisch verzerrtem Banjospiel und dem aus dem Hip-Hop-DJing vertrauten Schallplatten-Scratching, die auch mal des Altmeisters toten Winkel sichtbar macht: "Wenn dieses Land euch gehört, tragt ihr auch die Schuld für das vergossene Blut. Wenn dieses Land euch gehört, gehört es sicherlich auch uns ..." Die Gangstagrass-Texte sind in Trump-Zeiten politischer als zuvor und sendet eine deutliche und dringliche Botschaft von Kampf und Solidarität an ihre (amerikanischen) Mitmenschen. Eine Botschaft, die die Menschen heilen und vereinigen soll, nicht die Gesellschaft spalten!
© Walkin' T😊M


Jul i Nord "Jultråddokka"
WannaDance Records, 2020

FolkWorld Xmas

Artist Video

facebook.com/...

In Norwegen gibt es die obskure Weihnachtstradition, Junggesellen eine aus Wollfäden hergestellte Puppe zu schenken, damit sie über die Feiertage nicht so allein sind. (Gute Idee eigentlich auch in Coronazeiten...) Dieser Brauch hat jedenfalls den Albumtitel "Jultråddokka" des norwegisch-schwedischen Quartetts "Jul i Nord" (d.i. Weihnachten im Norden) inspiriert. Neben einigen musikalischen Abstechern in andere nordische Regionen stammen die ausgewählten Weihnachts- und Volkslieder vor allem aus dem nordnorwegischen Helgeland, Heimat der Akkordeonspielerin Hilde Fjerdingøy, die auch hier ihren erdigen Groove einbringt. Hilde ist eine Mitstreiterin bei den Gruppen RIM,[61] Moenje[70] und nicht zuletzt im Duo Fjerdingøy Andersson[63] mit der schwedischen Geigerin Hanna Anderson. Kontrabassist Morten Kvam liefert das solide Grundgerüst; mit seinem Hintergrund in der Jazzmusik hat er schon die Alben von Summers & Silvola veredelt.[50][68] Man sollte allerdings keine experimentellen Klänge erwarten, die Musik steht fest auf dem Boden traditioneller Weihnachtsmusik. "Jultråddokka" ist auch nur zum geringsten Teil ein Instrumentalalbum; Ingebjørg Lognvik Reinholdt[68] komplettiert das Quartett und sie besitzt eine sanfte, aber dennoch ausdrucksstarke Stimme, die sowohl melancholische als auch fröhliche Facetten lebendig werden lässt.
Der Junggeselle mag sich ja sagen: Jeg er så glad hver julekveld - Ich bin jeden Heiligabend so glücklich! Hinter den Wollpuppen liegt die Hoffnung, das weitere Leben mit einer Partnerin aus Fleisch und Blut zu verbringen, und antizipiert eine Schar Kinder für künftige Festtage ...
© Walkin' T😊M



FolkWorld Homepage German Content English Content Editorial & Commentary News & Gossip Letters to the Editors CD & DVD Reviews Book Reviews Folk for Children Folk & Roots Online Guide - Archives & External Links Search FolkWorld About Contact Privacy Policy


FolkWorld - Home of European Music
FolkWorld Homepage
Layout & Idea of FolkWorld © The Mollis - Editors of FolkWorld