Ausgabe 14 6/2000

FolkWorld CD-Besprechungen

Dog

Helmut Eisel & JEM "Broken Silence"
Label:
Westpark Music; WP 87074; 2000; Spielzeit: 57.58 min
Helmut Eisel ist ein wirklich toller Klarinettist, der - nach vielen Konzerten in den letzten Jahren - mittlerweile in Deutschland zu Recht immer bekannter und beliebter wird. Seine neuste CD mit seinen Mitstreitern Michael Marx (Gitarre) und Herbert Jagst (Kontrabass) bietet Klezmer vom feinsten - spielerisch, virtuos, vielseitig, mitreißend.
Die gesamte CD ist rein instrumental - das "Singen" bleibt hier ganz der ausdrucksstarken Klarinette überlassen. Bis auf Naftule Brandweins "Nifty's Freilach" sind alle Stücke Eigenkompositionen der drei Musiker. Die kurzen Erläuterungen zu den einzelnen Titeln sorgen für Erheiterung und lassen passende Bilder im Kopf entstehen, die den Hörgenuß noch vergrößern.
Eine wirklich schöne, musikalisch interessante CD; nicht nur Klezmer-Fans wärmstens zu empfehlen.
Helmut Eisels Homepage
Anja Beinroth


Paul Brody's Tango Toy "Klezmer Stories"
Label:
Laika Records / Zomba; LAIKA 3510112.2; 2000; Spielzeit: 60.32 min
Auch Paul Brody's Tango Toy spielen Klezmer, aber mit wesentlich ausgeprägteren Jazz-Anklängen als Helmut Eisel. Auffällig, weil ungewöhnlich, ist zunächst, daß nicht die Klarinette, sondern Brodys Trompete als Hauptinstrument eingesetzt wird. Die Begleitung übernehmen Jens Thomas (Flügel), Carlos Bica (Bass) und Rainer Winch (Schlagzeug).
Paul Brody stammt aus einer musikalischen Familie und hat am New England Conservatory in Boston klassische Trompete studiert. Nach umfassender Beschäftigung mit dem Jazz wandte er sich dem Klezmer zu, tourte mit verschiedenen Bands und entwickelte nach und nach seinen eigenen Stil.
Die CD enthält zum größten Teil Eigenkompositionen Brodys, deren Melodien zwar dem Klezmer zuzuordnen sind, die aber gerade in den Solopassagen der einzelnen Instrumente sehr freie, jazztypische Improvisationen enthalten, die sich weit von der Ursprungsmelodie und damit auch vom typischen Klezmer entfernen. Das ist gewöhnungsbedürftig und sicherlich vor allem für Trompeten- und Jazzfans von Interesse.
Laika Records
Anja Beinroth


Tensaits "Hop Two"
Label: Freakstone / Tensaits; FreakCD 9905; 1999; Spielzeit: 30.28 min
Das Duo Tensaits, bestehend aus der Violinistin Barbara Rotter und dem Gitarristen Robert Lampis, spielt eine musikalische Mischung, die sie selber als "International Acoustic Folk" bezeichnen. "Hop Two" ist bereits ihre zweite CD. Die enthaltenen Stücke sind in der Tat international: von keltischen (bretonisch, irisch) über anglo-amerikanische bis zu osteuropäischen Einflüssen ist alles vertreten. Dabei schaffen es die beiden leider nur selten, sich aus den Zwängen ihrer klassisch-musikalischen Ausbildung freizuspielen; sie klingen stets wie Musikstudenten, die zwar technisch perfekt spielen, aber vielleicht zu perfekt: man hat den Eindruck, das sie etwas aufführen, ohne "mit Leib und Seele" dabei zu sein. So kann die CD nicht wirklich überzeugen.
Wer sich eine eigene Meinung bilden möchte, sei auf die
Hörproben im Real Audio Format auf der Tensaits Homepage verwiesen. Und wer mehr hören will, kann die CD für 25 DM bestellen, ebenfalls über die
Tensaits Homepage.
Anja Beinroth


Michael McGoldrick "Fused"
Label:
Vertical Records; VERT051; 2000; Spielzeit: 61.17 min
Michael McGoldrick ist einer der neuen aufstrebenden jungen Stars der britisch / irischen Musikszene. Seine Fähigkeiten als Uilleannpiper und Flötenspieler sind grandios - nebenbei ist er exzellenter Komponist neuer Stücke im traditionellen Stil und hervorragender Arrangeur.
Michael ist Irischer Abstammung, seine 'musikalische Kindheit' hat er aber in den Irischen Kreisen in Manchester gemacht (einige Leser werden sich sicher noch an Michael als 'Randfigur' der Manchester Irish Folk Rock Band 'Toss the Feathers' erinnern). Anschließend hat er zwei der heutzutage herausragenden Bands stark musikalisch beeinflusst: Flook und Lunasa - beide hat er aber wieder aus zeitgründen verlassen. Nun spielt er bei Capercaillie und in seiner eigenen Spitzenklasse-Band.
Die Michael McGoldrick Band ist meiner Meinung nach eine der herausragendeste Irish Folk Bands seit langem. Michael hat das Talent, sowohl 'nur' mit ein paar seiner alten Flook Kollegen akustisch einen vollen Klang zu erschaffen als auch neue musikalische Wege mit einer grossen Band zu begehen.
Das Album liefert mit all seinen herausragenden Gastmusikern einen hervorragenden Einblick in die Michael McGoldrick Experience - an essential album!
Vertical Records
Christian Moll


Orlek "Izbor Pesmi Od Leta 1992 do 1997"
Label:
Own (?); Szas 105340; 1999; Spielzeit: 74.42 min
Aus einem Bergbaugebiet in der Mitte Sloweniens kommt die Folkrock-Band Orlek, auch in Deutschland und Östereich bekannt durch ihre erfolgreichen Auftritte auf den Festivals in Rudolstadt und Mistelbach. Mit "Izbor Pesmi Od Leta 1992 do 1997" legt die wilde Truppe eine "Best of" CD mit einer attraktiven Auswahl an Stücken aus den Jahren 1992 - 1997 vor.
Orleks Musik ist wie geschaffen für wilde Parties; sie mischen selbstbewusst Stile wie Rock'n'Roll, Punk, Blues und natürlich slownischem Folk, was zusammen eine sehr lebhafte, stimmungsvolle und laute Musik ergibt. Die Truppe spielt auf Gitarren, Akkordeon, Keyboards, Schlagzeug, Bassgitarre, ergänzt durch eine Brass Section mit Saxophon, Posaune und Trompete. Dazu immer der etwas verrauchte, rockige Gesang von Vlado Poredos, welcher auch die meisten der Stücke komponiert hat. Die CD will einfach nicht enden, ohne dass die Qualität der Musik daran leidet - mit fast 75 Minuten beweisen Orlek, dass sie mit Musik nicht geizen.
Eine faszinierende Mischung von Rock und traditionellen Elementen, die viel Spass macht. Bei Sommerparties darf diese CD einfach nicht fehlen! Und in Live sind sie sicher noch viel besser... Orelk's Homepage, Mail Jure Tori of Orlek
Michael Moll


Gabriel Yacoub "Babel"
Label:
Boucherie Productions; BP3186; 1997; Spielzeit: 50.10 min
Schon vor drei Jahren erschien diese derzeit neueste CD von Gabriel Yacoub. Während Gabriel seit einiger Zeit in einem Trio-Projekt arbeitet und mit diesem Trio in Kürze auch eine neue CD aufnehmen wird, hat er hier noch seine alte Rock/Pop-Band als Begleitung.
Jeder, der etwas näher mit Folkmusik vertraut ist, wird wohl den Namen Gabriel Yacoub bzw. Malicorne (jene Band, mit der Gabriel in den 70er Jahren bekannt geworden ist) schon gehört haben. Seit sich Gabriel auf "Solo"-Pfaden bewegt, pendelt seine Musik zwischen französischem Folk/Trad und Chanson/Pop. Auf "Babel" überwiegt eher der Chanson/Pop-Anteil: Die Lieder, die allesamt aus Gabriels Feder stammen, werden begeleitet von einer Rockband mit Gitarren, Schlagzeug, Bass Keyboards etc. Langweilig ist die CD trotzdem nicht - zu eindrucksvoll und ausdrucksstark ist der Gesang, zu hoch ist die Qualität des Liedermachers Yacoub. Dennoch bleibt bei mir das Gefühl, dass man weitaus mehr aus diesen Liedern, die oft durchaus Ohrwurmcharakter haben, hätte holen können. Freunde des französischen Chansons sind definitiv begeistert von "Babel"; wer allerdings mehr auf Folk steht, sollte vielleicht das neue Album im Herbst 2000 abwarten, bei dem Gabriel nur von Gitarre, Geige und Bass begleitet wird.
Boucherie Productions; 15 bis, ure du Plateau, 75019 Paris; Tel. +33-1 44 52 94 15
Michael Moll


Boy Gé Mendes "Noite De Morabeza"
Label: Lusafrica; 362122; 1999 Spielzeit 73:02min; 14 Tracks
Wenn man von den Kapverdischen Inseln spricht kommt man um Cesaria Evora nicht herum. Lange war sie das beinahe einzige bekannte Kulturgut, das von den Inseln herüberkam. Erst in letzter Zeit sind andere, ebenfalls sehr beachtenswerte Musiker über die Grenzen ihres Landes hinaus bekannt geworden , die seit Jahren nichts anderes tun, als die wunderschöne Musik ihrer Heimat zu spielen, ohne das sich in Europa irgendwer darum schert. Noch bevor die europäischen Radiosender Frau Evora in die Weltmusikcharts lobten, was sie durchaus verdient hat, versuchten verschiedene Künstler von den Kapverden ihre Wurzeln in der Musik zu finden. Boy Gé Mendes ist so ein Musiker. Auf seiner CD "Noite De Morabeza" spielt er den bekannten, melancholischen Rhythmus der Mola ebenso eindringlich, wie Cesaria Evora zu ihren besten Zeiten. Seine Lieder singen von den Fischern, von der Jugend, von der Erinnerung und der Sehnsucht nach Liebe. Aber auch von Wasser, von den Insel und natürlich immer wieder von Mama Africa. All den Themen, die die Seele der Kapverianer ausmachen und die zeigen das die Inseln ziemlich genau zwischen Brasilien und Afrika liegen. Doch hält er sich damit nicht auf, traurig seinen Sehnsüchten nachzuhängen. An seinem virtuoses Gitarrenspiel lässt sich sein Spaß am groovigen Jazz erkennen. Auch die Musik Senegals nimmt einen nicht zu überhörenden Stellenwert ein. Mendes, der in Dakar aufwuchs und zehn Jahre lang in Frankreich lebte, ist ein unruhiger Geist. Ein Globetrotter, der in verschiedenen Gegenden der Welt seine Stilistiken verfeinerte, ehe er seinem inneren Drängen nachgab, sich wieder der Musik seiner Heimat zuzuwenden. Seine Wanderjahre, die Monate in den rauchigen Kneipen Marseilles, die Jahre im senegalesischen Festivalrummel und die Zeit in Brasilien, sind nicht nur in seinen Lieder deutlich spürbar, sondern auch in der Zusammenstellung seiner Band, allesamt hervorragende Musiker aus verschiedensten stilistischen Elternhäusern. Besonders erwähnt sei dabei der hervorragende Jazzpianist Mario Canonge, dem auf dieser CD leider nicht genügend Spielraum für seine kapriziösen Solos eingeräumt wurde. Alle Musiker, die "Noite De Morabeza" im Pariser Do Soul Studio einspielte, zeigen eine übergreifende Spielfreude, die unweigerlich zu wackelnden Füßen führt. Die Musik bleibt zwar sentimental, wie man es von der Musik der Kapverden erwartet, wird aber nie rührselig. Alles in allem eine ruhige, eine gemütliche CD, die zum direkten Zuhören zu lang , als begleitende Abendmusik aber fast schon wieder zu kurz ist. Sie macht Lust auf die lauen Sommerabende, die ein Cocktailglas oder wenigstens einen Vino Verde in der Hand verlangen und an denen das Meer im Kopf rauscht, selbst wenn die Füße auf dem Pflaster einer lauten Großstadt stehen. Allein für diese Aussicht lohnt es sich "Noite De Morabeza" bereits jetzt, wo wir den Winter gerade kopfschüttelnd ziehen lassen, zu hören. Ein unaufdringliches Innencover mit zum Teil sehr schönen Fotos kapverdischen Menschen ergänzt die Musik gelungen.
Lusafrica
Karsten Rube


Savourna Stevenson "Touch Me Like The Sun"
Label:
Cooking Vinyl; COOK CD 192; 2000; Spielzeit: 39.31 min
"Ob sie wohl hierzulande ewig ein Geheimtip bleiben wird? Hätte die schottische Harfen-Virtuosin Savourna Stevenson einen Auftritt in einer der derzeit so erfolgreichen irischen Tanzshows, sie würde zweifellos als einer der Höhepunkte gehandelt werden", seufzt die Plattenfirma. Hat sie aber nicht und das ist vielleicht besser so. Savourna ist in ihrer gesamten künstlerischen Laufbahn immer zwischen Folk, Weltmusik und Jazz hin und her gependelt, sie hat für Film und Theater komponiert und mit Musikern so unterschiedlich wie June Tabor, Dick Gaughan, Davy Spillane, Aly Bain, Martin Carthy, Dave Swarbrick, Danny Thompson, Yehudi Menuhin, Toumani Diabate und den Bhundu Boys zusammengearbeitet - um einen Eindruck von ihren vielfältigen Aktivitäten zu geben.. Ihr neustes Werk "Touch Me Like The Sun" überschreitet abermals alle musikalischen Grenzen und Schubladen. Da trifft die Harfe schon mal auf ein Streichquartett und heraus kommt eine dreiteilige Suite von fast zeitloser Eleganz. Eddi Reader singt das Titelstück mit ihrer prächtigen Stimme. Traditionelle Musik ist das nicht. Aber was wissen wir schon, was die gälischen Harfenisten an den Höfen ihrer Patrone gespielt haben? Sicherlich nicht das typische Repertoire heutiger Folkies!
Cooking Vinyl, info@cookingvinyl.com; PO Box 1845, London W3 0ZA
Walkin' T:-)M


Cliar "Cliar"
Label:
Macmeanmna; SKYECD 14; 2000; Spielzeit: 53.35 min
Die Isle of Skye an der Westküste Schottlands heißt im gälischen "Eilean a Cheo", die Nebelinsel. Wenn sich jedoch die Luft klärt, kann man einen Blick auf die Musikkultur erhaschen, die in den Pubs und Cottages gedeiht. Immerhin so kräftig, dass Feis an Eilein, das Skye & Lochalsh Festival, sich zum größten keltischen Festival in den schottischen Highlands entwickelt hat. Cliar ("Geistlichkeit") hat sich erst vor zwei Jahren zusammengetan, um die Tradition ins neue Jahrtausend hinüberzutragen. "Traditional + contemporary Gaelic song + highland music", besagt der Untertitel ihres Debüts. Und damit ist eigentlich auch schon alles gesagt. Arthur Cormack und Maggie Macdonald singen geradewegs vom Herz hinweg, gleichermaßen zuhause mit rhythmischem "puirt-a-beul" als auch reizvollen Balladen. Einige Instrumentalstücke runden das Ganze ab, instrumentiert von Ingrid Henderson (Klavier, Harfe), Mary Ann Kennedy (Harfe), Bruce MacGregor (Fiddle), und Chaz Stewart (Gitarre). Traditionell auf jeden Fall. "geistliche" Musik sicherlich nicht.
Macmeanmna, acormack@dircon.co.uk; Gladstone Buildings, Quay Brae, Portree, Isle of Skye, IV51 9DB, Tel. 01478 612990; Fax 01478 613263
Walkin' T:-)M


Beyond The Fields "Home"
Label:
(Eigenvertrieb); BTF 001; 1999; Spielzeit: 13.24 min
"I'm sitting here tryin' to write a song, but nothin' comes to mind" - Gefährliche Verse, die eigentlich danach schreien, kommentiert zu werden. Doch lassen wir das! Die Schweizer Gruppe Beyond The Fields - aus dem Thurgau, in dem einst der irische Mönch Gallus in ein Dorngestrüpp fiel und sein Kloster gründete - sind ein jazz-orientierter Bassist, ein klassisch-ausgebildeter Schlagzeuger, ein Rockgitarrist, ein Mandolinist sowie Sänger/Komponist Andre Bollier. Die Mini-CD "Home" bietet mit drei Stücken gefälligen Poprock, der sich durch Mandoline und Akustikgitarre am Rande des Folks bewegt. Kein Album, das man sich aufgrund einer Rezension in den Schrank stellt, eher ein Appetithäppchen für Konzert- und Festivalveranstalter, die auf der Suche nach einer Folkrockband sind. Also, lasst die Jungs live zeigen, was sie so raufhaben - auch jenseits der Felder und Wiesen von Bischofszell.
Beyond The Fields, Andre Bollier, Fliederstr. 15, CH-9220 Bischofszell
Walkin' T:-)M


V/A "The Great Highland Bagpipe - In Modern Times"
Label:
Lismor; LCOM 5278; 1999; Spielzeit: 54.43 min
1973 hat Lismor Records ihr erstes Album - nomen est omen! - "The Dark Island" veröffentlicht. Nahezu drei Jahrzehnte später ist schottische Musik obenauf. Lismor zählt 350 Aufnahmen in ihrem Katalog, insbesondere die Musik des Great Highland Bagpipe, dem Instrument, das nahezu synonym mit Schottland ist. Aber erst in jüngster Zeit haben schottische Musiker damit begonnen die Grenzen ihres Genres auszuloten. Der "Dudelsack" fand Zugang zu "regulären" Musikstücken und in das Gruppenspiel. Der Gebrauch anderer Mitglieder der Dudelsackfamilie wurde vertrauter. Die Spieler nutzen Noten und Griffe außerhalb des traditionellen Bereiches und zeigen Einflüsse von Stilen aus Irland oder Cape Breton. (Letzteres gilt bei manchen als der ursprüngliche, vor-militärische schottische Stil.) "In Modern Times" ist eine Zusammenstellung von 14 Stücken, die Licht auf die neue Welle von Solo-Pipern (e.g. Fred Morrison, Ann Gray, Jamie Mac Innes and Paul MacNeil) und Pipebands (e.g. the Shotts & Dykehead Caledonia Pipe Band, 78th Fraser Highlanders, Peel Regional Police Pipe Band) werfen. Das gesamte Spektrum wird abgedeckt, von klassischem "piobaireachd" und Slow Airs zu Marsch- und Tanzmusik. Der musikalische Ansatz ist modern (wie der Titel schon sagt), es sind aber weder "Easy Listening" noch phantastische aber letztlich enttäuschende Experimente zu erwarten. "In Modern Times" ist eine ausgezeichnete Kompilation aus dem Lismor-Katalog, die zeigt, was mit den Bagpipes alles getan werden kann, aber auch eine gute Einführung für den Ersthörer. Um mit den Bemerkungen im Booklet zu schließen: "Wenn die nächsten zwanzig Jahre nur annähernd so sind wie die letzten zwanzig Jahre, wird es eine aufregende Zeit für Bagpipe-Musik werden."
Lismor, lismor@lismor.co.uk; 27-29 Carnoustie Place, Glasgow, G5 8PH; Tel. +44 141 4201881, Fax +44 141 4201892
Walkin' T:-)M


Craig Markley "The Lone Raven"
Label:
Lone Raven Music; LRM 0501; 1998; Spielzeit: 55.16 min
"Keltische Musik" findet beständig neue Zuhörer und Musiker, auch auf der anderen Seite des "Großen Teiches". Craig Markleys musikalischer Hintergrund ist eigentlich Rock, Jazz und Blues; er tritt allerdings schon seit einigen Jahren mit der "keltischen" Band Stark Raven auf. "Lone Raven" war ursprünglich als Soloprojekt geplant, entwickelte sich dann aber doch zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit der Szene im mittleren Westen, mit Mitgliedern der Gabriel Hounds, Scartaglen, Silver Arm und natürlich Stark Raven. Die Eröffnung bestimmt die Stimmung des gesamten Albums, das leicht der Soundtrack zu einer träumerischen Reise an malerische Orte sein könnte. Die meisten Lieder und Stücke sind original Craig Markley, plus der traditionellen schottischen Ballade "Bonnie Jean Cameron" und jeweils einer bretonischen, walisischen und irischen Melodie. Landsmann Tim O'Brien lädt zum Vergleich ein. Die Musik ist vorwiegend ruhig und lyrisch, aber in keiner Hinsicht "New Age"-Gedudel. Stattdessen läßt das neue Millennium mit einer CD-ROM-Anwendung grüßen. Wer's braucht!
Lone Raven Music, cem@loneraven.com; 2731 Hills-Miller Road, Delaware, OH 43015
Walkin' T:-)M


Ivan Drever "Black White and Blue"
Label:
Own; ORCCD 01; 2000; Spielzeit: 38.35 min
Nach dem Duo-Album "The Lewis Blue" von Ivan Drever und Duncan Chisholm ist dieses mal wieder ein "Solo"-Album von einem der herausragendsten Singer/Songwriter/Gitarristen Schottlands. "Soloalbum" heisst dabei nicht, dass Ivan alleine spielt; er wird unterstützt von Duncan Chisholm auf der Fiddle, Andy Simmers auf Keyboards und Andy Duncan an der Percussion. Das Album weist alle Qualitäten auf, die wir von Ivan gewohnt sind: Hervorragende Lieder mit wunderschönen lyrischen Texten, die auf sehr persönliche Weise vorgetragen werden, ergänzt durch einige beeindruckende Gitarren-Tunes. Das ganze ist geschmackvoll arrangiert, Gesang und Gitarre von Ivan stehen immer klar im Vordergrund. Bei den Liedern finden sich viele Favoriten, die zum Grossteil von Ivan selbst geschrieben wurden - z.B. "Glasgow Rain", "Stevie Sings the Blues" oder "The North Side". Produziert von Wolfstone's Wayne Mackenzie, ist eine weitere hervorragende Scheibe entstanden, bei der sicherlich in der Kürze die berühmte Würze liegt!
Ivan Drever's Homepage
Michael Moll


Évasion "Peuples Amants"
Label:
Traumton Records; Indigo CD 9409-2; 2000; Spielzeit: 40.39 min
Die sechs jungen Frauen von Évasion trafen vor gut 10 Jahren (als 10 bis 15 Jahre alte Mädchen) zufällig zum ersten Male aufeinander. Sie haben sich auf einem Workshop zur Zweihundertjahrfeier der französischen Revolution in Südfrankreich kennengelernt.
10 Jahre später sind sie eine sehr interessante Vokaltruppe, die sich stimmgewaltig, etwas frech und ungewöhnlich höchstens mal von einem Piano begleitet präsentiert.
Die Herkunft der sechs Sängerinnen liegt nicht in Südfrankreich, ihre Eltern stammen aus Portugal, Algerien, Italien und der Bretagne - diese Konstellation legte sicher schon bald den Grundstein zu ihrem Repertoire. Es ist sehr offen bezüglich der Herkunftsländer (und Sprachen), meist sind es traditionelle Lieder, es finden sich in letzter Zeit aber immer mehr zeitgenössische darunter. Évasion habe heute Lieder in mehr als 20 verschieden Sprachen im Repertoir.
Auf diesem Album finden sich Lieder aus Venezuela, Italien, Rußland, Haiti, Albanien, Portugal, etc. Die Arrangements sind immer sehr ausgefallen, gehen zum Teil stark in Richtung Jazz und präsentieren die jungen Frauen als äußerst klangvolle und stimmgewaltige Band.
Traumton Records
Christian Moll


Karma "Nozata"
Label: Coop Breizh; CD 900; 2000; Spielzeit: 43.50 min
Wie der Name des Albums 'Nozata' schon vermuten läßt, handelt es sich bei Karma um eine Fest Noz Band aus der Bretagne. Die sechs Jungs beweisen, dass man auch als junger Mensch Spaß daran findet, alte Traditionen frisch zu interpretieren.
Das Repertoire der Band umfasst (bis auf zwei Eigenkompositionen) traditionelle bretonische Tanzmelodien wie Rond de Saint-Vincent, Laride, Suite Gavotte und Rond de Loudéac; die Interpretation ist frisch und jugendlich, basiert aber stark auf den Traditionen. Das Line up enthält Akustik-Gitarre, Akordeon, Violine, Percussion, Bombarde und Biniou, also eine hervorragende akustische Bretonische Instrumentkombination. Unter künstlerischen Leitung von Jacky Molard kann die Band ja auch nichts falsch machen...
mail to Coop Breizh; Karma's homepage
Christian Moll


Cathal Hayden: Cathal Hayden
Label: Smallworld
; HOOK 001; 13 Tracks, Spielzeit: 50:42 min
Es ist nun fast zwanzig Jahre her, daß Cathal Hayden mit seinem Solo Album "Handed Down" einen echten Klassiker der traditionellen irischen Musik ablieferte (den es übrigens gerade jetzt frisch auf CD gepresst gibt, ein echtes Muß, dieses Album..). Damals wie heute stand ihm mit Gitarrist Arty MGlynn ein Mann zur Seite, der nicht nur vom Musizieren eine Menge versteht, sondern auch vom Produzieren. Nach langer Zeit mit Four Men and a Dog und in jünster Zeit einigen Festivalauftritten an der Seite von Piper Genie Paddy Keenan , präsentiert er uns nun sein zweites Solo Album. Unterstützt von Arty McGlynn und von Brian McGrath (keyboards) ist Cathal Hayden erneut ein essentielles Fiddle / Banjo album geglückt. 12 brilliante Sets traditioneller irischer Musik, einige bekannte Klassiker wie The Connachtsman Rambles oder Dublin Reel, die mit frischer Energie gespielt werden wechseln sich mit Kompositionen von Brendan McGlinchey und John Carty ab. Das Backing ist gewohnt souverän, zurückhaltend und trotzdem voller Energie. Insgesamt ein würdiger Nachfolger seines ersten Albums - The real stuff!
Contact: Becky Morris, Smallworld Music, PO BOX 747, Belfast, Tel: +44 028 382384 becksworld@btinternet.com
Rolf Wagels


Mary Jane Lamond "Làn Dùil"
Label:
Wicklow Records; 09026 63643 2; 1999; Spielzeit: 43.15 min
Mary Jane Lamond, die frische junge gälische Stimme, hat ein weiteres Album herausgegeben, und es ist wieder herausragend!
Die junge Frau, die in schottischem Gaelisch singt, stammt erstaunlicher Weise aus Kanada. Auch in Schottland gibt es einige herausragende junge Sängerinnen, die auf Gälisch singen (siehe Abschnitt 'Gaelic Women' im Celtic Connections Live Bericht), aber keine hat bisher einen solchen weltweiten Bekanntheitsgrad wie Mary Jane erlangt.
Dieses Album klingt insgesamt homogener, mehr 'laid back' und vielleicht etwas traditioneller als das Vorgängerwerk. Wie man es von Mary Jane gewohnt ist, stimmen wieder Arrangierung und Begleitmusikerauswahl. Das Klangbild ist auf die starke Stimme ausgerichtet, und untermalt diese teils sensitiv ruhig, teils mit guten Folkrock. Und auch die 'Walking Songs' - die rythmischen Lieder aus Schottland, die von den Frauen früher beim Walken des Stoffes gesungen wurden, dürfen auf diesem Album nicht fehlen. Wer schottische gälische Musik mag, und bisher noch nichts von dieser Kanadierin gehört hat, der sollte dies doch mal schnell ändern...
Wicklow Records
Christian Moll


Zum Inhalt der FolkWorld CD Besprechungen

Zum Inhalt des FolkWorld online magazins Nr. 14

© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 6/2000

All material published in FolkWorld is © The Author via FolkWorld. Storage for private use is allowed and welcome. Reviews and extracts of up to 200 words may be freely quoted and reproduced, if source and author are acknowledged. For any other reproduction please ask the Editors for permission.


FolkWorld - Home of European Music
FolkWorld Home
Layout & Idea of FolkWorld © The Mollis - Editors of FolkWorld