Hubert Dorigatti "Memphisto"
Three Saints Records, 2018
“Blues spielt man nicht, Blues hat man”, heißt es. Ich habe nie begriffen, warum man sich unglücklich fühlen muss, um ein richtiger Bluesmusiker zu sein. Wenn man seelischen Schmerz fühlt, kann man doch genausogut Fado singen oder melancholischen, strunzlangweiligen Britpop spielen. Aber irgendwie scheint Blues immer noch am besten die Tiefe der Seele auszuloten. Ein bisschen schwingt auch der Gedanke mit, dass man ganz in der Nähe den Teufel schon einen Haken machen sieht, in seinem Seeleneinkaufsalmanach. “Memphisto”, ein Wortspiel, das die Hauptstadt des Blues am Mississippi mit der Figur des Teufels aus “Faust” in Verbindung bringt. Ungewöhnlich für einen Musiker aus Italien?
Vielleicht liegt es ja auch an der aktuellen Situation in Italien, dass das fröhliche freundlich sonnige Gemüt des Italieners einem gewissen Fatalismus gewichen ist. Die Songs auf dem Album jedenfalls haben den Blues. Und Dorigatti? Er spielt den Blues überzeugend genug, um ihm jede einzelne Zeile, jeden Gitarrengriff zu glauben. Melancholisch, hingebungsvoll, etwas dunkel in der musikalischen Tönung und doch nicht hoffnungslos. Hubert Dorigattis Melancholie besitzt etwas sehr Melodisches, denn er verlässt sich nicht auf die klassischen Akkordfolgen des Blues, sondern variiert diese spielerisch. Die CD ist eine Hommage an den Mississippiblues und an den neuen Blues der südlichen Alpen.
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Ingebjørg Lognvik Reinholdt "Songen om Guro"
Talik Records, 2017
Aus der norwegischen Region Telemark stammt die Sängerin Ingebjørg Lognvik Reinholdt. Ihr Debütalbum “Songen om Guro” ist ein musikalisches Geschichtsprojekt. Auf dieser CD interpretiert die Sängerin mit warmer Stimme Lieder über die Bauerntochter Guro Heddelid. Diese verlor in jungen Jahren ihre Eltern und führte daraufhin den Hof allein weiter. Viele Krieger, Ritter und reiche Herren kamen herbei, die um ihre Gunst kämpften. Diese Familiensaga aus dem Mittelalter ist eine der bekanntesten Geschichten in der Region. Zehn Lieder hat die Sängerin zusammengetragen und arrangiert, um die Saga um Leidenschaft, Liebe, Pflicht, Vertrauen und Verrat im Folkloregewand neu zu interpretieren.
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Irmelin "Swedish Folk Songs"
Misgeld Music, 2015
Schwedische Folklore, uralte Volkslieder und Hirtengesänge haben die drei Frauen der schwedischen Band Irmelin zusammengesucht. Die Lieder sind a capella eingesungen, die Stimmen wechseln in Höhe und Harmonie und geben so ein sehr stimmungsvolles Bild der schwedischen Volksmusik aus verschiedenen Jahrhunderten wieder. Das Schweden auch eine eigene Jodelkultur entwickelt haben, hört man an einigen Stellen deutlich. Die Bauern auf den höheren Weiden haben mit dem lauten Jodeln ihre Kühe und Schafe zum Heimkommen animieren wollen. Dass dies heute noch in einigen Regionen funktioniert, konnte ich vor einiger Zeit selbst erleben. Ob das immer auch auf eine CD gehört, sei hier mal dahin gestellt.
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Liraz "Naz"
Dead Sea Recording, 2018
Das Leben im Exil zu verarbeiten, ist für Liraz ein wichtiger Bestandteil ihres Schaffens. Liraz Chari ist eine iranische Jüdin, die heute in Tel Aviv lebt. Der Iran und Israel sind offiziell nicht gerade beste Freunde. Liraz zeigt, wie viel Gemeinsamkeiten auch in diesem konfliktreichen Teil der Welt zu finden sind. Auf ihrem Album “Naz” besingt die Künstlerin das Leben iranischer Frauen. Das tut sie sprachlich auf Farsi und musikalisch mit den Mitteln des iranischen Liederstils aus der Zeit kurz vor der Revolution im Iran Ende der Siebziger. Folklore und ein bisschen elektronisches Sampling findet sich in den Songs. Es sind Lieder, die sich um eine verlorene Heimat drehen, die Liraz immer noch hofft, eines Tages wiedersehen zu können.
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Lula Pena "Archivo Pittoresco"
Crammed Discs, 2017
Es ist, als spiele Lula Pena auf ihrem dritten Album “Archivo Pittoressco” nur einen einzigen Song, den aber sehr lange. So ist das Album eigentlich auch gemeint. Eine lange musikalische Stimmung, eine einzige, aber ausfüllende Erzählung soll das Album zum Ausdruck bringen. Für Plattenfirmen ist sowas ein Alptraum, deshalb musste sie den Kompromiss eingehen, den Song in Stücke zu hacken. In dreizehn kurze Stücke, die aber so dicht aneinandergesetzt wurden, dass es nicht auffällt. “Archivo Pittoresco” ist ruhig, verhalten, kein Fado, keine Saudade, aber eine gehörige Portion Melancholie. Nur ihre Stimme, tief und sanft wie dunkler Samt und ihr gleichförmiges Gitarrenspiel sind die Protagonisten dieses beruhigend tempoarmen Albums.
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Mànran "An Dà Là"
Manran Records, 2017
Mànran spielen Schottenrock mit folkiger Energie. Die sechs Mann starke Kapelle hat sich in den letzten Jahren in die Liga der besten Bands Schottlands gespielt und sorgten auf Festivals in Großbritannien, der Bretagne, aber auch in Übersee bis hinunter nach Neuseeland für Euphorie und keltisch-ausgelassene Stimmung. Ihr Album “An Dà Là” zeigt sie auf dem derzeitigen Höhepunkt ihres musikalischen Schaffens. Der Wiedererkennungswert des Sounds von Mànran liegt vor allem in ihren Bläsersätzen begründet. Die irische Uilleann Pipe und die schottische Highland Pipe sind in ihren Tonlagen schwer zu synchronisieren. Mànran versuchen da ihr Möglichstes und bringen eine satte Dudelsackdröhnung zum Klingen. Highlandpipes und Uilleann Pipes liefern sich mit Fiddle und Akkordeon heftige musikalische Gemetzel, Drums, Bass und Gitarre begleiten diese Hauptinstrumente der keltischen Musik gekonnt. Mittlerweile stehen die Musiker in den Startlöchern, um Schottlands Folkrocklegende Runrig, die sich 2018 von der Bühne verabschiedeten, zu beerben.
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Matti Kallio "Waltz for Better Times"
Eigenverlag, 2018
Matti Kallio ist in Finnland als Arrangeur, Komponist und Akkordeonmusiker bekannt. Sein erstes Solo-Album erschien nun unter dem Namen “Waltz for Better Times” und ist eine ausgezeichnete Werkschau der aktuellen Folklore Finnlands. Kallio entlockt seinem Akkordeon eine Vielzahl unterschiedlicher Stimmen und Stimmungen. Damit steht er selbst in Finnland - wo die virtuosen Akkordeonisten so zahlreich sind, wie die Seen - ziemlich weit oben auf der Virtuosenskala. Abwechslungsreich und tempointensiv, aber auch mit der für die finnische Musik so einmaligen Melancholie gestaltet er seine Kompositionen. Begleitet wird er von den gleichermaßen bekannten Musikern Petri Hakala an Gitarre und Mandoline und Hannu Rantanen am Bass. Als Gast erscheint im letzten Titel die Lichtgestalt des finnischen Akkordeons Maria Kalaniemi höchst selbst. Ein wunderbares Album, das dem Hörer dieses eigenwillige Land wieder ein Stück näher bringt.
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Melech Mechaya "Aurora"
Felmay, 2017
Portugal ist nicht gerade bekannt für eine reichhaltige Klezmerszene und doch finden sich in dem kleinen Land am Westende Europas ein paar Kapellen, die Klezmer auf eine eigenwillige Weise zu interpretieren wissen. Das zehnte Jubiläum ihrer Erfolgsgeschichte feiert die portugiesische Klezmerband Melech Mechaya mit dem Album “Aurora”, ihrem vierten Produkt seit Bandgründung. “Aurora” besitzt nicht nur ausgelassene Klezmersongs, sondern ist stellenweise mit einer cineastischen Linie arrangiert. Als Gast hat sich Melech Mechaya die spanische Band Chambao eingeladen.
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Moe’s Anthill "Quitter"
TOURBOmusic, 2019
Der Schweizer Songwriter Mario Moe Schubert veröffentlicht mit “Quitter” das vierte Album mit seiner Band Moe’s Anthill. Zu Hören ist frischer Neofolk mit Americana- und Popeinflüssen. Die wunderbar eingängigen Arrangements bleiben schnell hängen und sorgen schnell für gute Laune. Dabei sind die Lieder alles andere als beliebig. Der Gesang von Mario Moe Schubert erinnert mich dabei auf angenehme Weise an die Songs von Al Stewart. Hier verbindet sich musikalisches Können mit einer Menge Spaß am eigenen Schaffen.
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Natiruts "I love"
Sony Music Entertainment, 2018
Die brasilianische Band Natiruts spielt seit zwanzig Jahren eine gemäßigte Mischung aus Reggae und brasilianischer Popmusik. Damit hat sie mittlerweile ein großes Publikum erreicht, dass die Band 2018 sogar erstmals bis nach Deutschland brachte. “I love” ist das jüngste Album der Musiker aus Brasilia. Wieder gelingt es der Band, Songs zu spielen, bei denen man mitschwingen kann, schnell sogar portugiesische Texte mitsingt und sich insgesamt ziemlich wohl fühlt. Natiruts füllen die Reggaebeats immer wieder mit pointierten Bläsersätzen auf, was der Musik eine deutlich soulige Note gibt. Als Gastmusiker konnte Natiruts für das Album Größen, wie Logan Bell und Gilberto Gil gewinnen. Leider ist “I love” mit 37 Minuten Laufzeit recht kurz geraten.
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Oratnitza "Alter Ethno"
Fusion Embassy, 2018
“Alter Ethno” nennen die Musiker der Band Oratniza aus Bulgarien ihr aktuelles Album. Die fein abgestimmte Mischung aus bulgarischer Folklore, Folkrock und Dubsounds versucht die traditionelle Musik mit den modernen Clubsounds zu verbinden und damit auch eine jüngere bulgarische Bevölkerung für die Kultur ihres Heimatlandes zu begeistern. Zwei bezaubernde Stimmen singen im Stile der bulgarischen Frauenchöre Lieder aus dem kulturellen Erbe Bulgariens. Die Band setzt mit Drums, Saxophon, Synthesizern dagegen. Didgeridoos, Flöten und verschiedene Instrumente aus der Weltmusik bringen die ganze Mischung dann wieder ins Gleichgewicht. “Alter Ethno” ist ein ausgezeichnetes Fusionalbum.
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Pablo Miró "Courage"
Sturm und Klang, 2018
Der argentinische Musiker Pablo Miró liefert mit seinem Album “Courage” ein starkes Statement für Mut und Anstand ab. In Zeiten in denen Respekt und Toleranz wie lauwarme Modewörter als Forderungen mit einem Hashtag versehen werden, geht Miró den anderen Weg. Er fordert keinen Respekt, er erweist ihn. Er fordert keine Toleranz, er ignoriert Grenzen, politische wie kulturelle. Sein Album jongliert mit Sprachen, mit musikalischen Stilen, mit poetischen Bildern. Emotional und engagiert verbreitet er eine ansteckende positive Stimmung. Virtuos eingespielt sind die Melodien seiner mit südamerikanischer Lässigkeit getränkten Lieder. Sein Gitarrenspiel, seine ausdrucksstarke Stimme, seine exzellente Band tragen dazu bei, dass man beim Hören von “Courage” die gesellschaftlich verordnete Resignation vergisst. Pablo Miró lässt den Hörer hoffnungsvoll auf Wolken wandeln.
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Schäng Blasius Flönz Rakete "Twedde Strieek"
Eigenverlag, 2018
Sechs Herren aus Krefeld machen Tanzmusik, die abgeht, wie eine … ja, wie eine Rakete. Bei Kampfpolka bis Fluchtplattler lassen sie ihre Instrumente rauchen. Das Familienunternehmen des fast neunzigjährigen Akkordeonspielers Alfred Kippas nimmt sich Tänzen und Mundartgesängen vom Niederrhein an, suchte dafür auch in alten musikethnologischen Archiven fast vergessene Stücke heraus. Einige der Musiker sind keine Unbekannten, haben sie doch mit den Einstürzenden Heuschobern bereits jahrelang Polkabeats auf die Tanzparketts der Folkmusikszene gebracht. Ein mitreißendes Album, das man unbedingt laut hören sollte.
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Sebastian Krämer "Vergnügte Elegien"
Reptiphon, 2018
Romantik am Abgrund könnte man Sebastian Krämers vergnügten Elegien nennen. Der in Berlin lebende Chansonier ist hochemotional und macht sich Sorgen. Aber nicht um das Globale, sondern das Banale, das dann so banal auch wieder nicht ist. Dunkle Geschichten von Verlorenheit und Verwunschenheit und helle Geschichten über den Nachthimmel - ob künstlich oder echt ist dabei egal, kann man auf seinen beiden CD’s des Albums “Vergnügte Elegien” hören. Auch ein Stimmungslied, das einem die Stimmung versaut, gibt er zum Besten, sowie eine Vertonung eines Wikipediaeintrags über sich, den er eigenhändig verfasst hat. Klavier spielt er noch selbst, begleitet wird er vom brillanten, dem Filmgenre zugetanem Metropolis Orchester Berlin, die Krämers Elegien den notwendigen musikalisch bildintensiven Rahmen geben. Dem Album liegt ein wundervoll gezeichnetes Booklet bei, vierzigseitig und zeitintensiv durchzuarbeiten, was angesichts des zum Teil hinterhältigen Wortwitzes Krämers, eine angenehme Wegbegleitung darstellt.
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Tautumeitas "Tautumeitas"
CPL-Music, 2018
Mit enormer Stimmkraft und eingängigen Arrangements beweist das Frauenensemble Tautumeitas aus Lettland, dass aus dem Baltikum musikalisch noch einiges an Überraschungen zu erwarten ist. Der volle Satzgesang der sechs Sängerinnen, wird unterstützt von kräftigen Bässen, einem gelegentlich dazu stoßendem Bläsersatz, Violinen und Akkordeon. Die sechs studierten Volksmusikerinnen lassen sich von allerhand weltmusikalischen Einflüssen leiten, verbinden diese mit den traditionellen Gesängen des nordöstlichen Baltikum. “Musik macht die Welt zu einem besseren Ort”, sagen die Damen. Dem kann man beim Hören der flotten CD nur zustimmen.
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Ute und Andreas Zöllner "Liebeslieder der Welt"
Unicornio, 2018
Es gibt manchmal ein zweites Leben nach dem Ersten. Beruf, Kinder, Karriere ist irgendwann nicht mehr das tragende Fundament, auf das man sich nach zusammengezählten Jahren verlassen will. Dann dürfen die Enkel gelegentlich kommen, aber auch wieder mitgenommen werden, denn der gereifte Mensch entdeckt neue Horizonte. Andreas Zöllner[68] war jahrelang Gitarrist beim Blauen Einhorn, seine Frau Ute betreibt eine Yogaeinrichtung. Gemeinsam machen sie Musik. “Liebeslieder der Welt” ist ein Projekt, das ihnen am Herzen liegt. In allen ihnen geläufigen, wenn auch nicht gerade akzentfrei wiedergegebenen Sprachen versuchen sie, das Thema Liebe ausschöpfend zu erörtern und dem Hörer nahe zubringen. Das gelingt ihnen zuweilen ganz gut. In der Interpretation jiddischer Lieder kann man Andreas Zöllner kaum was vormachen und so halte ich “Vek nisht di libe” und “Oyfn veg” für recht gut gelungen. Dem rauchigen Charme von Thomas Fersen nähert sich Andreas Zöllner von der etwas gefälligeren Seite, auch das harmoniert beim Titel “Parfois au claire de lune”. Die Interpretation von Zaz’ “Je veux” jedoch ist völlig verunglückt. Da verheben sich die beiden gewaltig, besonders Ute Zöllner überreizt hier deutlich ihre gesanglichen und stimmlichen Fähigkeiten. Die Liebe ist ein sensibles Thema. Manchmal will man sein Glück in die Welt hinaus schreien, manchmal nur still träumen. Nicht immer muss man die Umwelt mit einbeziehen.
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Warsaw Village Band "Mazovian Roots Re:action"
Jaro Medien, 2018
Das Spannungsfeld zwischen Metropole und Land steht seit der Gründung der Warsaw Village Band fest in deren Namen integriert. Ihr aktuelles Album beschäftigt sich nun ausgiebig mit der Region Masowien, der Woiwodschaft rund um Polens Hauptstadt Warschau. Auf der Suche nach traditionellen Liedern stießen sie auf die Musik der Sängerin Maria Bienias. Die heute 75-jährige besitzt ein enorm großes Repertoire an Volksliedern der Region, die sonst im modernen Umfeld langsam in Vergessenheit geraten. Maria Bienias’ Gesang ist auch auf dem Album “Mazovian Roots Re:action” zu hören. Die Warsaw Village Band bleibt auf dem neuen Album weitgehend traditionell. Einige ambitionierte Versuche, modernes Equipment in die Arrangements einzubinden bleiben verhalten. Ein Album, das die Landschaft und Kultur Masowiens schön zum Klingen bringt.
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Carminho "Maria"
Parlophone Portugal, 2018
Carminho ist eine von mehreren Ikonen der aktuellen portugiesischen Fadomusik. Neben Mariza, Ana Moura und Cristina Branco hat sich Carminho langsam, aber bestimmend in die Oberliga der Fadistas gesungen. Ihr mittlerweile fünftes Album heißt “Maria” und widmet sich nach ihrem Ausflug in die brasilianische Musik, nun wieder ganz dem Fado. Die überwiegend eigenen Kompositionen auf dem Album hat Carminho mit viel Hingabe eingespielt, mit großer Leidenschaft gesungen und dann auch noch größtenteils selbst gemixt. Als Produzentin fungierte sie ebenfalls und überließ nichts dem Zufall. Es ist ihr persönlichstes Werk, bemerkt sie zu dieser Produktion. Perfektion in Ausdruck und Technik hört man der CD auch an. Ein Album mit unverfälschtem Fado und ganz viel Saudade.
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Celtic Cowboys "Qualified"
Liekedeler Musikproduktion, 2018
“Qualified” heißt die die neue CD der Celtic-Cowboys. Die sechs musikalischen Westernhelden von der Waterkant begeistern einmal mehr mit Songs zum Ausreiten. Ob Countrymusic, Bluegrass oder Irisch Folk, in jeder Stilrichtung sorgen sie für die richtige mitreißende Stimmung. Dabei spielen sie traditionelle irische Kneipenshanties ebenso überzeugend, wie deutsch gesungene Countrysongs über die Helden des Alltags. “Qualified ist bester norddeutscher Countryfolk.
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Choir of Russian Pomor Old Believers Community of Veliky Novgorod
"Oh, My Brethren and Sisters... (The Old Believers Spiritual Verses of Novgorod Region)"
Sketis Music, 2016
Tiefe religiöse Wurzeln besitzt das russische Volk. Siebzig Jahre Kommunismus konnten diese nicht veröden. Der Chor der russischen Altgläubigen aus der Region Novgorod hat spirituelle Lieder der Region auf einer einzigartigen CD versammelt. Bibelverse, Psalme, aber auch geheime Wehklagen, die während der Diktatur entstanden sind, finden sich auf dem Album. Mit Macht haben sich die alten Traditionen aus der Knechtschaft erhoben und feiern heute eine neue Blüte, wie auf diesem tief religiösen Album zu hören ist.
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Gruppo Spontaneo Trallalero "Cantö Riöndö"
Felmay, 2016
Lassen wir uns vom Namen nicht täuschen. Spontan ist es nicht, was uns die Genuesen der Gruppo Spontaneo Trallalero hier anbieten. Dreißig Jahre agiert die ligurische Gesangsformation bereits und so ist im Untertitel auch “Trent’anni in cerchio” - “Dreißig Jahre im Kreis” zu lesen. Da weiß man als Künstler schon, was als Nächstes passieren muss. Der Trallalero war die gesungene Tageszeitung des Mittelalters. Im Hafen von Genua sangen sie von Liebe, Leid, der Arbeit und den Geschehnissen auf der Straße. Kultiviert wurde der Gesang zum Ende des 19. Jahrhunderts, als es in Genua regelrechte Trallalero-Battles, Gesangsschlachten und Wettstreite gab. Heute ist die Tradition dieses A Capellagesangs kaum noch bekannt, gäbe es nicht Musiker, wie die, die dem Ensemble Gruppo Spontaneo Trallalero angehören. Modern ist die Besetzung, denn früher war es ein reiner Männerverein, heute hört man auch mal Frauenstimmen. Die Musik jedoch folgt den historischen Spuren des Gesangs. Laut und abwechslungsreich trällern sich die Sängerinnen und Sänger die Melodien zu, reagieren darauf angesungen zu werden und antworten entsprechend melodiös. Heute ist das vielleicht eine seltsame Form der Kommunikation, aber vor hundertfünfzig Jahren teilte man auf diese Weise seine Informationen schneller der Öffentlichkeit mit, als in einem Gruppenchat bei WhatsApp.
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Duo Malva & Priks "Mässiv"
Nordic Notes, 2017
Wer glaubt, für heftige Rockmusik benötigt man elektrische Gitarren, der hat noch nie vom estnischen Duo Malva und Priks gehört. Die beiden Herren lassen es richtig krachen, benutzen dabei allerdings lediglich Akkordeon. Dudelsack, Schlagzeug und ihre Stimmen. Aus den traditionellen Elementen ihrer baltischen Heimat und ihrem Verständnis von moderner Rockmusik schmieden sie ein massives musikalisches Erlebnispaket, das sich wohl auch Live sehen und hören lassen kann.
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El Zitheracchi "ElZessions Vol. 1"
Eigenverlag, 2016
Die Zither gilt als das Hausmusikinstrument der Alpenländler. Unter dem Namen El Ziteracchi streift ein Musiker durch die bayrischen Lande, der Zither vom Staub des Folklorestübchens befreit und mit einfallsreichen Arrangements Folklore und Pop verbindet. Mit seiner agilen Band, die mit Saxophone, Djembe, Hang und Gesang agieren, bringt er nicht nur sehr schöne eigene Stücke zu Gehör, sondern schafft es, auf Zitherbasis ein paar sehr elegant interpretierte Coverversionen vorzustellen. U2 “With or without you” und Bill Withers “Ain’t no sunshine” seien hier erwähnt. El Zitheracchi’s musikalische Visionen sind höchst ansteckend.
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Ida Maria "Scandalize my Name"
Kirkelig Kulturversted, 2016
Ida Maria Børli Sivertsen widmet sich auf ihrem Album “Scandalize My Name” amerikanischen Spirituals. Nach einigen langen Reisen ist die Sängerin wieder in Norwegen, wo sie bei der Kirkelig Kulturversted - dem bedeutendsten Weltmusiklabel Norwegens diese hingebungsvolle Sammlung von religiösen Liedern der amerikanischen Landbevölkerung herausbrachte. Viele Lieder hat sie gesammelt und überarbeitet, viele davon sind kaum bekannt. Es sind fast alles Lieder, die mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft gesungen wurden, Lieder für mehr Menschenwürde, Lieder gegen die Ungerechtigkeit, Lieder die nach Liebe rufen. Ida Maria hat mit “Scandalize my Name” einen Schatz an verschollenen religiösen amerikanischen Liedern geborgen, der auch heute noch, in einer Zeit, in der Gerechtigkeit in eine solch extreme Schieflage geraten ist, von großem Wert ist.
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Jerusalem Duo "Premiere"
Pianissimo Musik, 2017
Ob die Harfe das älteste Musikinstrument der Geschichte ist, sei mal dahingestellt. Das Saxophon jedenfalls ist relativ neu. Für eine Kombination der beiden Instrumente gibt es kein Repertoire, das man sich raussuchen und nachspielen kann. Das Jerusalem Duo hat sich aus einer Notsituation gebildet. Ein Musiker, der Flötist, der die Harfenistin Hila Ofek bei einem Konzert begleiten sollte, war nicht erschienen. So sprang kurzentschlossen der Saxophonist André Tsirlin ein. Die Harmonie stimmte, wenn auch die Kombination ungewöhnlich war. Gemeinsam erarbeiteten die beiden Musiker ein Repertoire aus Klassik, Tango und Klezmer. Die CD “Premiere” ist ein hervorragendes kammermusikalisches Kabinettstück geworden, das Klassik und Moderne wunderbar verbindet.
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Karolina Cicha & Shafqat Ali Khan "Poland - Pakistan"
Universal, 2016
Die polnische Multiinstrumentalistin, Sängerin und Schauspielerin Karolina Cicha traf sich 2006 mit dem pakistanischen Sufimusiker Shafaqat Ali Khan in einem improvisierten Studio in der polnischen Botschaft in Islamabad. Gemeinsam begannen sie zu musizieren und stellten fest, dass hier mühelos ein visumfreier musikalischer Grenzübertritt möglich war. Der meditative Gesang der polnischen Sängerin harmoniert wunderbar mit der Sufitradition Pakistans. Die Verbindung unterstützt dabei Song aus Indien, Pakistan, Polen und der Ukraine und bringt zuweilen sogar Klänge des Hinduismus mit Jiddischem Gesang zusammen.
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La Chiva Gantiva "Despegue"
Flowfish, 2017
Das bislang dritte Album der multikulturellen Band La Chiva Gantiva heißt “Despegue”. Im Spanischen hat dieses Wort etwa die Bedeutung von “Abheben”. Die Band macht sich auf dem Album unter anderen Gedanken darüber, wie sich wohl ein Astronaut fühlt, wenn die Rakete startet. Die Musiker aus Kolumbien, Vietnam, Belgien und Chile, die sich in Brüssel zusammen gefunden haben, servieren auf “Despegue” wieder einen rasanten Mix aus Cumbia, Rap, Rock und Afrobeat.
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Lenka Lichtenberg "Masaryk"
ARC Music, 2017
Die kanadische Sängerin Lenka Lichtenberg erinnert sich auf dem 2017 erschienen Album “Masaryk - Národní Písne” ihrer tschechischen Herkunft. In Prag in einer jüdischen Familie geboren, wanderte sie 1981 nach Toronto aus. Bekannt geworden ist Lenka Lichtenberg vor allem durch ihre Interpretationen jüdischer Lieder. Auf dem Album “Masaryk” hören wir nun vor allem national bekannte Lieder aus Böhmen, Mähren und der Slowakei, die sie im Liederbuch von Jan Masaryk gefunden hat. Masaryk - Pianist und Außenmister Tschechiens während und nach dem Krieg feierte die Befreiung seines Landes vom Faschismus mit einer Sammlung von Liedern, in der sich Trauer, Hoffnung und Frustration und Erwartungen entdecken lassen. Lenka Lichtenberg bringt diese Stimmungen auf dem Album “Masaryk” auf einzigartige Weise wieder ans Licht.
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Lluis Gómez "Dotze Contes"
Red Pig Recordings, 2017
Banjo ist das Instrument des Bluegrass. Lluis Goméz aus Spanien versteht sich meisterhaft darauf, mit diesem Instrument Bluegrass zu spielen, der nicht so klingt, als müsse er dazu in der Prärie sitzen. Vielseitige Variationen von Bluegrass und Swing und spanischen wie amerikanischen Folk lässt er und seine gut organisierte Begleitkapelle hören. Unterstützt wird die Musik des Akustik-Albums von drei weiteren Banjokünstlern, mehreren Gitarren und Mandolinen, einer Violine, Klavier und Bass. Ein Album voller überraschender Saitenhieben.
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José Luis Madueño & Andrea De Martis "Conversiones"
Quinto Pulso, 2016
Bei peruanischer Weltmusik fallen einem sofort Andenmusiker ein, die europäische Fußgängerzonen mit ethnologisch angepassten Coverversionen von ABBA bis zu den Beatles behelligen. Ganz anders agiert der Peruaner José Luis Madueño und seine musikalische Partnerin Andrea De Martis. “Conversiones” heißt ihr gemeinsames Album, auf dem sie bekannte Melodien Lateinamerikas mit Jazzelementen und Latinpop verbinden. Entstanden ist eine außergewöhnlich gut arrangierte und melodiöse Platte, an der man sich nicht satthören kann.
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