Der studierte Jazz-Gitarrist Jürgen Treyz arbeitet seit drei Jahrzehnten als Folkmusiker.
Er hat sich französischem Bal-Folk [33]
gleichermaßen gewidmet wie Irish Folk [46]
und traditioneller deutscher Tanzmusik. [32]
Treyz hat sich spezialisiert auf Flatpicking (Spiel mit Plektrum à la Doc Watson) in offener DADGAD-Stimmung, wie es von
irischen und schottischen Gitarristen bevorzugt wird. Diesen Ansatz nun überträgt er auf das heimische Kulturgut.
Das Notenbuch D-Trad Gitarre enthält acht Stücke aus der unlängst wiederentdeckten, westfälischen
Dahlhoff-Sammlung aus dem 18. Jahrhundert (zusammen mit Geigerin und
Partnerin Gudrun Walther hat er "Schartlusie", "Klappermann", "Tantz ex A#", "Klompen Tantz" und "Schwinsluhnis" auf
ihrer gemeinsamen Duo-CD [64] eingespielt), vier weitere
traditionelle Tanzmelodien aus Deutschland (wie der von seiner Gruppe Deitsch aufgenommene Rheinländer "Vetter Michel" und der
schwäbische "Bauramarsch" [31]), sowie
zwei Eigenkompositionen von Treyz im althergebrachten Stil (wie der "Maikäfertanz [39]).
Die niedergeschriebenen Arrangements (Noten und Tabulaturen) beginnen mit einfachen Melodien, dann werden Bassnoten
und das Spiel mit offenen Saiten, zuguterletzt Verzierungstechniken und Variationen eingeführt.
Die beiligende CD schließt alle Stücke in sowohl der gängigen als auch etwas langsamerer Geschwindigkeit plus Verzierungen und zusätzliche Akkordbegleitung ein.
Jürgen Treyz, D-Trad Gitarre : traditionelle deutsche Tanzmusik arrangiert für Flatpicking-Gitarre in DADGAD.
FingerPrint FP8184,
2018, ISBN 978-3-945190-28-9, 53 S, €19,90
Walther & Treyz @ FROG
www.walthertreyz.com
Der Südtiroler Herbert Pixner hat sich einst als Autodidakt selbst das Spiel der Diatonischen Ziehharmonika beigebracht.
Das Studium am Kärntner Landeskonservatorium brach er kurz vor Abschluss ab,
um sich eigenen Unternehmungen zu widmen. In den letzten zehn Jahren lag der Fokus auf dem Herbert Pixner Projekt (z.Z. mit Harfenistin
Heidi Pixner, Gitarrist Manuel Randi und Bassist Werner Unterlercher), bei der er Volksmusik mit Jazz und Blues vereint.
Dafür wurde Pixner mehrfach ausgezeichnet (Preis der Hanns-Seidl-Stiftung 2008, Stern der Münchner Abendzeitung 2011).
Auch ist er Produzent und Moderator der Fernsehsendung Pixners BACKstage
für Servus TV, bei der er den talentierten Nachwuchs vorstellt. Zu seinen Leistungen bezüglich Pflege und Erneuerung der alpinen Volksmusik
gehören auch seine zahlreichen Kompositionen. Das Notenbuch Alles Walzer enthält 15 erstklassige Melodien im 3/4-Takt, von
Johanna Dumfart für geübte Akkordeonisten in Griffschrift für vier-reihige Steirische Harmonika notiert.
Leider liegt keine CD bei, aber "Diplomlandler", "Sommernachtswalzer", "Nur für dich allein", "Beautiful Seeress", "Passeirer Landler",
"Herzallerliebst Walzer" und "Vierteljahrhundert Dreiviertler" lassen sich alle auf dem Konzertmitschnitt aus dem Jahre 2015/16 wiederfinden.
[63]
Alles Walzer - Die schönsten Walzermelodien von Herbert Pixner für Steirische Harmonika.
Karl Edelmann Musikverlag HP 08, 2018, 24 S, €20,-
Herbert Pixner @ FROG
www.herbert-pixner.com
Der Weiherer, unser allseits geschätzter Politbarde aus Oberbayern, hatte unlängst die große Ehre,
für die Textsammlung Potzblitz - 27 + 1 erleuchtende Liebeserklärungen an die Popmusik
eine kleine Geschichte beizusteuern. Die Initiatoren Sebastian Schwaigert und Marc Huttenlocher hatten Freunde und Vorbilder nach dem Schlüsselerlebnis
hinsichtlich ihrer Begegnung mit der populären Musikkultur gefragt.
Geantwortet haben unter anderem Stoppok, Dota, Ton Steine Scherben und Die Toten Hosen.
Alle Autorinnen und Autoren sowie die Herausgeber stellen ihr Honorar dem Projekt "Hilfe für traumatisierte Flüchtlinge" von Amnesty International zur Verfügung.
Potzblitz: 27 + 1 erleuchtende Liebeserklärungen an die Popmusik.
Unsichtbar,
2018, ISBN 978-3-957910-93-6, 280 S, €12,90
Weiherer @ FROG
www.weiherer.com
Lokal-Krimis erfreuen sich äußerster Beliebtheit, obwohl sie meist ohne größeren literarischen Anspruch daherkommen und oftmals nur wegen des jeweiligen Lokalkolorits für den Leser interessant sind. Paradebeispiel sind die Münsteraner Wilsberg-Krimis, deren Popularität durch die Fernseh-Adaption noch einmal gestiegen ist. Als ganz neuer Schauplatz wurde nun das Nürnberger Bardentreffen entdeckt, das ja tatsächlich existiert und als Umsonst-und-draußen-Festival jedes Jahr zu Ende der Sommerferien in der fränkischen Metropole stattfindet.
Billie Rubin ist das Pseudonym der in Nürnberg geborenen Autorin Ute Hacker und Böse Barden ist der vierte Auftritt der Ex-Kommissarin und Personenschützerin Charlotte Braun. Der fundamentale Gedanke für den Roman war, dass es um das Bardentreffen, also um Musik, gehen sollte. Rubin entschied sich für eine Rapperin mit arabischem Migrationshintergrund namens LeyLa, die Drohbriefe per Post und Hassbotschaften in den (sogenannten) sozialen Medien erhält und während ihres Aufenthaltes in Nürnberg von "Charly" betreut werden soll.
Charlys Sohn, ein großer Fan, ist total begeistert, die Mittvierzigerin eher nicht und kann mit so einer Hupfdohle nur wenig anfangen. Die Musikbranche
So sagt sie ihrem Boss:
Natürlich nützt Charly das alles nichts und sie muss ran. Als sie LeyLas Musik hört, fragt sie sich:
Sie wundert sich aber nicht, dass bei LeyLas unbequemen Texten sich viele Menschen auf den Schlips getreten fühlen könnten. Es geschieht tatsächlich ein Mord. Das Opfer ist allerdings nicht LeyLa, sondern eine Frau in ihrem Umfeld. War aber LeyLa vielleicht das eigentliche Ziel gewesen?
Die Handlung fließt bis kurz vor Ende ruhig wie die Nebenarme der Pegnitz dahin, bis sich die Ereignisse überschlagen. Die Auflösung wird aber - bei allem, was recht ist - bei nur bei wenigen Lesern wirklich für Überraschung sorgen.
Böse Barden tauchen nicht auf, zwischendurch nur eine alte Flamme Charlys aus England, die Jazz-Klarinette auf dem Bardentreffen spielt. Das Fest an sich wird nicht wirklich behandelt: es gibt keine Konzerte, keine Straßenmusik, nur wenig zauberhafte Ecken der Altstadt.
Das Hotelzimmer wird nur selten verlassen. Zwischendurch wirft Charly eine Blick auf das Heilig-Geist-Spital, in dessen Innenhof LeyLa auftreten soll; sie hat gehört dort herrsche immer eine ganz besondere Atmosphäre. Der Showdown findet auf dem Trödelmarkt statt, wo bereits eine Bühne aufgebaut worden ist.
Als Schlussbemerkung möchte ich einen von LeyLas Texten nicht unerwähnt lassen, die der Poetry Slammer und Rapper Achim Waseem Seger für das Buch verfasst hat:
Du schmückst dich mit uns, Frauen sind dein Palast Träume vom Harem - Tausend und eine Nacht Du Frauenheld profitierst von orientalischer Schönheit Ich frage die Ladys: »Wie kann man so blöd sein?!« Er verbringt jede Nacht mit einer anderen Frau Er verspricht euch die Welt und alles andere auch Was es halt braucht dazu, um kalt eure Gefühle zu lenken Denn direkt am nächsten Morgen ist die Beziehung beendet Aber ist deine Schwester keine Jungfrau, nennst du sie »Schlampe, Luder« Ja, so ist mein Leben mit einem Macho-Bruder Du machst auf Macho, denn du bist ein Loser
Die Autorin lebt in der bayrischen Landeshauptstadt München und dahin begeben wir uns nun mit dem nächsten Beitrag.
Die Russenpeitsche bläst in einer schneidend kalten Dezembernacht durch Minga. Antiquitätenhändler Wilhelm Gossec kommt vom Christkindlmarkt und erspäht die hochschwangere Mariella und ihren Begleiter, Joschka Zimmermann, der selbst nicht der leibliche Vater ist. Gossec hilft, das Kind, das Joshua genannt wird, zur Welt zu bringen. Tags darauf erfährt er, dass in einem nahgelegenen Hospital Neugeborene getötet worden sind, und anscheinend befinden sich auch Mariella und das Baby in Gefahr.
Kommt die Geschichte in seinen Grundzügen bekannt vor? Es entwickelt sich jedenfalls ein Krippenspiel und eine Weihnachtsgeschichte der etwas anderen Art. Für die Herbergssuche steht paradigmatisch die Wohnungs-Not in der Münchner Region.
Schneekönig ist Wilhelm Gossecs sechstes kriminalistisches Unterfangen. Tiefenentspannt geht er seinen Nachforschungen nach. Die Handlung verliert sich dabei etwas im dichten Schneetreiben, stattdessen sinniert und philosophiert der Trödelhändler ironisch und leicht melancholisch über die Dinge zwischen dem Kosmischen und dem Alltäglichen.
Max Bronski ist das Krimi-Pseudonym des Hörbuch-Produzenten Franz-Maria Sonner. Sein beherzter Schreibstil und sein ernüchternder Witz sind sicherlich nicht jedermanns Sache. Nicht der Thriller steht im Vordergrund, sondern ganz der Lokalkolorit im Münchner Schlachthofviertel.
Auch wenn der Protagonist und Ich-Erzähler Wilhelm Gossec sich am Ende der Geschichte vom Turm der Petrikirche am Marienplatz in die Tiefe stürzt, liegt nach der Weihnachtsgeschichte vielleicht auch Auferstehung und Himmelfahrt im Bereich des Möglichen. Es wird also vielleicht nicht der letzte Bronski gewesen sein, den ich mir zu Gemüte führen kann.
Der Soundtrack zur Gossec-Serie findet sich auf der CD München Blues der Max Bronski Band. Sonner (alias Bronski) hat nebenher immer Lyrics geschrieben, die den Geist der Bücher auf andere Weise zur Sprache bringen wollen. Wie er selbst sagt: hart hingehauen, ordentlich eingesteckt, geschimpft, gelacht, geweint, an sich und der Welt verzweifelnd.
Während die Bücher auf Hochdeutsch sind, sind die Liedtexte im Dialekt. Der Münchner Bluesman Schorsch Hampel hat die lässige Musik dazu verfasst. Bayerisch und Blues - das ging schon immer gut zusammen!
München Blues I war so gern in Münchn Ich liebe diese Stadt Doch bleibst beim blosn Wünschn Wenns das Geld dazu ned hast I hätt so gern a Wampn Von Hummer, Trüffel, Schwein Und stopf in mein Mogn Nur Billigpompf hinein München zogt ka Herz mehr Loser dä hats satt Muss das dicke Geld her Sonst fliegst raus aus dera Stadt
Franz-Maria Sonner erfüllt sich damit den Jugendtraum, etwas Poetisches im Gegensatz zum Jodelbarock der bayerischen Welle zu erschaffen. Er selbst spielt den Bass; die Band besteht aus Schorsch Hampel (Gitarre, Gesang), Robert Landinger (Gitarre, Didgeridoo), Jochen Scheffter (Orgel, Piano) und Dr. Will (Schlagzeug, Gesang).
Photo Credits:
(1ff) Book Covers,
(6) Jürgen Treyz,
(7) Les Yeux d’la Tête
(Bardentreffen 2013),
(8) Herbert Pixner,
(9) Schorsch Hampel
(from website/author/publishers).