Vor zwei Jahren erreichte die deutsche Musik- und Kabarettszene eine schlechte Nachricht: die Biermösl Blosn gehen nach 35 Jahren getrennte Wege!
Seit mehr als 20 Jahren unterrichtet Michaela Paller, hauptberuflich Musiklektorin,
Klavier, Blockflöte sowie musikalische und instrumentale Früherziehung.
Das Musikbau- steine Set für Elementares Musizieren ist als erstes Werkzeug für Kinder im Vor/Grundschulalter
(3-6 Jahre) gedacht, die noch kein Abstraktionsvermögen besitzen.
Die auf eine Platte steckbaren Bausteine übertragen musikalische Begriffe in eine
Kindern verständliche Bildsprache. Takte sind von Pferden gezogene Kutschen,
Notenwerte sind Passagiere und Pausen sind Gepäckstücke.
Parallel dazu wird die abstrakte Musiksprache eingeführt.
Es bieten sich verschiedene Spielmöglichkeiten an:
Kutschen befüllen (Notenwerte, Pausenwerte, Taktarten),
Kutschenreihen (mehrtaktige Notenzeilen).
Musikalisch kann man dies durch Body- oder Vocal-Percussion umsetzen.
Zum guten Schluss werden bereits erste Schritte zur Abstraktion begangen,
Anfänge bekannter Kinderreime und Liedanfänge gesetzt und auch schon die
Tonhöhe einbezogen. Das Ergebnis ist ein variables und fassbares Lehrwerk.
Neben dem Set Rhythmus, Takt & Notenwerte
liegen die Musikbausteine Schulset, Mini-Schulset und Kreativ- und Percussion-Set vor.
Michaela Paller, Musikbausteine Set für Elementares Musizieren - Rhythmus, Takt & Notenwerte.
Holzschuh VHR 3641,
2013, ISBN 978-386434-014-7, €34,80.
Das süditalienische Neapel hat eine unverwechselbare Liedkultur hervorgebracht, in der sich die
traditionelle Musik Kampaniens mit der italienischen Kunstmusik aufs Engste und Beste verbunden hat.
Der Gitarrist Gaetano Troccoli, der in Pavia (Norditalien!) Gitarre lehrt
und mit dem Sextett Concordia Chordis drei Platten eingespielt hat, hat eine Reihe populärer
neapolitanischer Melodien vom 18. bis 20. Jhd. für die Gitarre arrangiert.
Teil 1 enthält elf Werke für die Sologitarre, komplett mit Noten, Akkorden und Texten -
von einem anonymen Kanon um 1700 bis zu namhaften Komponisten von Luigi Denza (1846-1922)
bis Nino Oliviero (1918-1980). Texter sind z.B. Giulio Genoino (1771-1856) und Edoardo Nicolardi (1878-1954).
Teil 2 enthält zwei Kompositionen von Gaetano selbst, Teil 3 neun Stücke
arrangiert für Gitarre plus Flöte bzw. Geige.
Canzoni napoletane ist eine sowohl abwechslungsreiche als auch exemplarische Sammlung neapolitanischer
Melodien, die sich mit mehr oder minder Übung mühelos spielen lassen.
Einzig eine Übersetzung der italienischen Liedtexte wäre zu wünschen gewesen,
sind doch auch die Worte nicht ganz unwesentlich für das Verständnis der Volkskunst Neapels.
Gaetano Troccoli, Canzoni napoletane - Italienische Melodien im Arrangement für Gitarre Solo und Gitarre mit Flöte, Violine oder Mandoline.
Schell Music SM 11069,
2013, ISBN 978-3-86411-069-6, 90 S, €24,95.
Der Duisburger Peter Bursch (Bröselmaschine)
hat sich den Ruf als Gitarrenlehrer der Nation erarbeitet.
Seine Lehrbücher haben vielen angehenden Gitarristen einen einfachen Einstieg in das Instrument ermöglicht.
Dieses hier nun enthält die wichtigsten Songs der amerikanischen Country-Ikone Johnny Cash
[25]
[27]
[37]:
22 Titel von June Carters "Ring of Fire", Cashs größtem Erfolg, über Klassiker wie den "Folsom Prison Blues"
und "Ghost Riders in the Sky" und Songs der American Recordings wie Tom Pettys "I Won't Back Down",
Neil Diamonds "Solitary Man", U2s "One" und Nick Caves "The Mercy Seat"
[45]
[48]
bis schlussendlich Bob Dylans "Don't Think Twice" - mit Cashs typischer Wechselbasstechnik sowie
Bass- Übergängen und abgestoppten Bass-Anschlägen für die E-Gitarre (Luther Perkins-Stil). Die Stücke
lassen sich mühelos erlernen. Anschlag- und Zupftechniken aller Songs (Texte mit Akkorden und Griffbildern)
werden für jeden verständich erklärt, einschließlich spezieller Melodieläufe für E-Gitarre (Tabulaturen).
Die beiliegende CD enthält alle Titel mit allen Spieltechniken;
auf der DVD wird anschaulich gezeigt, wie Johnny Cash gespielt hat.
Zusätzlich enthält das Büchlein jede Menge Infos und Stories über den Man in Black und seine Musik.
Peter Bursch, Johnny Cash für Gitarre.
Bosworth BOE7403,
2014, ISBN 978-3-86543-277-3, 101 S, €29,95 (inkl. CD + DVD).
Christiane Martini unterrichtet Blockflöte an den Musikschulen Dreieich und Bad Nauheim (Hessen).
Mit dem Concierto Barocco Frankfurt hat sie mehrere CDs aufgenommen, dazu zahlreiche Blockflöten- schulen
verfasst. Nur für Anfänger - Blockflöte 2 ist eine visuell konzipierte
Anleitung und vertieft das Erlernte im 1. Teil anhand konkreter Lieder: anhand einer
Gavotte des englischen Komponisten James Hook (18. Jhd.) erlernt man den Zweivierteltakt und
Sechzehntel- noten, anhand "Tom Dooley" und Stephen Fosters "Oh, Susanna" [53]
Synkopen. Die praktischen Tipps sparen moderne Spieltechniken nicht aus.
Die Play-Along CD bietet alle Audio-Beispiele
sowie vollständige Begleit-Tracks zum Mitspielen.
Am Ende sollte man die 12 Töne der Blockflöte, sowie verschiedene Rhythmen und Takte
mit guter, lockerer Haltung und entspannter Atmung spielen,
Noten lesen und mit dem Blockflötenkopf experimentieren können.
Christiane Martini, Nur Für Anfänger - Blockflöte 2.
Bosworth BOE7671,
2014, ISBN 978-3-86543-593-4, 48 S, €14,95 (inkl. CD).
P.S.: Siehe dazu auch die "Flötentöne" von Barbara Ertl [52]!
Die Geschichte, die hier erzählt werden soll, beginnt jedoch schon vor mehr als 35 Jahren in dem kleinen bayrischen Ort Günzlhofen zwischen München und Augsburg. Hans Well wächst mit 14 Geschwistern in einer wirklich Groß zu nennenden Familie auf. Die Kinder begleiten vom Vater verfasste Weihnachtsspiele:
Hans Well lässt ein dörflich-konservativ geprägtes Weltbild erst zurück, als er die Kleinkunst- und Brettlszene im München der Siebzigerjahre kennenlernt.
Volksmusik hatte ja damals für die meisten jüngeren Leute, vor allem in der Stadt, etwas Reaktionäres, Hinterwäldlerisches, sinniert Hans Well rückblickend, kurz: Sie war CSU-Musik. 1976 gründet er zusammen mit seinen beiden Brüdern Michael und Christoph (Stofferl) die Biermösl Blosn. Er beginnt eigene Texte zu schreiben, anfangs meist traditionelle Lieder mit verändertem Text.
Gott mit dir, du Land der BayWa, deutscher Dünger aus Phosphat. Über deinen weiten Fluren liegt Chemie von fruah bis spaat.
Die Biermösl Blosn werden über Nacht berühmt und berüchtigt, als der Bayrische Rundfunk unmittelbar vor der Neujahrsansprache 1979 von Ministerpräsident Franz Josef Strauß das "BayWa-Lied" (gesungen auf die Melodie der Bayrischen Nationalhymne) sendet. Jede deutsche Zeitung berichtete über die darauffolgende landesweite Erregung.
Das Kinderlied "Wer will unter die Soldaten" mit den Schlusszeilen
Büblein, wirst du ein Rekrut - merk dir dieses Liedlein gut Büblein, schwörst du deinen Eid - schlüpfst du in ein Mörderkleid
führt zu einem weiteren Auftrittsverbot, diesmal beim Goetheinstitut. Sie lernen allerdings den Kabarettisten Dieter Hildebrandt kennen, der ihnen Asyl in seiner Sendung "Scheibenwischer" gewährt, und Gerhard Polt wird ihnen zum Großen Bruder.
Es war eine unglaublich schöne, oft berauschende Zeit attestiert Hans Well die 35 Jahre mit seinen Brüdern. Aber:
Das Klima zwischen den Geschwistern wird rauer, immer öfter kommt es zu Auseinandersetzungen. Eine Trennung ist schließlich unvermeidlich. Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende; Hans Well atmet auf, denn man kann trotzdem
Michael und Stofferl Well haben unter dem Titel "Biermösl Blosn: Tokio – Kapstadt – Hausen" ein buntes Roadbook vorgelegt, Hans Well liefert die intellektuelle Dokumentation und Auseinandersetzung über 35 Jahre Biermösl Blosn.
Frisch, fromm und frei erzählt er (zusammen mit SZ-Redakteur Franz Kotteder), meist humorvoll und immer ehrlich. Unangenehmes wird nicht ausgespart, weder die Nazivergangenheit von Vater Well (Das Ideal meines Vaters war Sparta und nicht Athen) und den blanken Darwinismus in der bairischen Heile-Welt-Familie (Tracht hatte für mich mehr mit Prügel zu tun als mit Kleidung), noch die alle Seiten zerfleischende Trennungsgeschichte des Trios.
Jedes Kapitel wird mit einem Lied eingeleitet, und Hans Well hält bei seinen Abenteuern im bayrischen Amigostaat als auch auf Tour von der DDR bis nach Südafrika mit der Meinung nicht hinter dem Berg. Z.B. volkstümliche Musik:
Ganz aus der Welt sind die Biermösl Blosn zum Glück ja nicht: Christoph und Michael treten mit Gerhard Polt als "Wellbrüder aus’m Biermoos" auf (z.B. bei 50 Jahre Liederfest auf der Burg Waldeck), Hans Well hat sich mit seinen Kindern Sarah, Tabea und Jonas als "Wellbappn" zusammengetan.
Und so ertönt auch weiterhin der Gesang:
Mir Bayern samma super, mir samma superguat. Mir san die Champions von da Championsleague, da Sieg liegt uns im Bluat. Mir ham die blausten Berge und de größten Stier, de allerweißesten Weißwürst und das allerbeste Bier. Mir ham die größten Schneekanonen und des schönste Abendrot, die modernsten Fuaßboistadien und des liberalste Rauchverbot! Wia samma? Mir samma! Wie samma? Stier samma! Wia samma? Hund samma! Juhu!
Sagt die innere Stimme von Wilhelm Meerbusch. Der ist in den späten 1970ern ohne Job, ohne Freundin, ohne Auto, und beginnt nach einer Bauanleitung von John Pearse autodidaktisch Dulcimer zu bauen. Doch dann kommen ihm französische Straßenmusiker in die Quere:
Die Drehleier, das ultimative Folterinstrument des Mittelalters in Hieronymus Boschs "Garten der Lüste", ist dein Ding. Das wirst du bauen. Das, und nichts anderes.
Wilhelms nervöse Disposition bildet sich ab in der sprunghaften Handlung von Helmut Gotschys Roman Der geschenkte Traum. Der rote Faden ist Wilhelms Obsession, die besten Drehleiern der Welt zu bauen: Er wollte ganz nach oben, wollte die Großen an seinem Stand und in seinem Laden haben.
Man darf in Wilhelm Meerbusch durchaus Gotschys Alter Ego und die eigene Biographie sehen. Als Kind erkrankte er an Kinderlähmung, wurde zunächst Gitarrenbauer, dann autodidaktisch einer der führenden Drehleierbauer. Etwa 1.200 seiner Instrumente werden heute weltweit gespielt, aus einer Baudokumentation wurde das Standardwerk zum Bau einer Drehleier. Gesundheitliche Probleme haben ihn mittlerweile gezwungen, seinen Beruf aufzugeben, seitdem widmet er sich dem Schreiben.
Zu Beginn der Geschichte ist die Drehleier noch ein reines Folkloreinstrument: Tänzchen, Liedchen, Tralala. Doch: Die Drehleier kann mehr. Warts ab, bis du den Meister gehört hast. Es wird Zeit, dass die Leier aus ihren Dornröschenschlaf erweckt wird. Der Meister ist der improvisierende Musiker Valentin Clastrier:
Um Wilhelms Lebensweg von Freiburg über Berlin-Kreuzberg bis in eine alte Wassermühle in Süddeutschland zu folgen, sollte beim Leser ein größeres Interesse an den Themen Folkmusik und Instrumentenbau (Glossar im Anhang) vorhanden sein.
Um nur ein paar Stichworte zu nennen, die in Gotschys Schlüsselroman als Referenzpunkte auftauchen: Drehleierfestival Saint Chartier[49] und Tanz- und Folkfest Rudolstadt,[34] Folk Michel[34] und Freiburger Volksliedarchiv,[53] Fraunhofer Saitenmusik,[44] Jams[3] und Subway to Sally,[50] Alan Stivell[53] und Tri Yann,[4] Blowzabella[52] und Blackmore's Night,[50] O'Donoghue's in Dublin[9] und Leo Brennan's Singing Pub in Donegal,[20] ...
Helmut Gotschy und Wilhelm Meerbusch haben gegen alle Widrigkeiten den Traum vom Instrumentenbauer gelebt; Gotschy selbst hat nun als Autor ein neues Kapitel aufgeschlagen.
Helmut Gotschy, Der geschenkte Traum. Gerhard Hess Verlag, 2013, ISBN 978-3-87336-417-2, 376 S, 17,95 €.
Photo Credits:
(1ff) Book Covers, (8) Helmut Gotschy,
(9) Elke Rogge (Hölderlin Express), (10) SonDeSeu,
(11) Damian Clarke (Pressgang)
(from website/author/publishers);
(7) Biermösl Blosn (by Walkin' Tom).