FolkWorld #46 11/2011

CD & DVD Reviews

Rainald Grebe & Die Kapelle der Versöhnung
"Zurück zur Natur"
Versöhnungsrecords/Broken Silence, 2011

www.rainaldgrebe.de

Bei Rainald Grebes letztem Werk mit einem ganzen Orchester der Versöhnung fand ich einfach nicht die Geduld, mich in die langatmigen Lieder hineinzuversetzen. Nun ist der Berliner Musikkabarettist wieder in der kleinen Besetzung als Kapelle der Versöhnung - Gitarrist Marcus Baumgart und Schlagzeuger Martin Brauer, sowie gelegentlichen Blechbläsern - zugange.[34][37] Das ist auch musikalisch ansprechend, abwechslungsreich, richtig eingängig und gibt Grebes Lieder - im Gegensatz zu seinen Soloprogrammen - auch eine längere Haltbarkeitsdauer als nur eine Saison.
Die 16 Lieder stammen aus den beiden Theaterstücken Grebes "Alle reden vom Wetter - Die Klimarevue" sowie "Zurück zur Natur - Konzert für Städtebewohner" und befassen sich mit Klimawandel und -hysterie (Böses böses böses CO2, ich habe ein Recht auf einen konstanten Meeresspiegel) und der Sehnsucht nach der heilen Welt. Es geht "Aufs Land": ... und dann diese Trulla, diese dicke dicke Töpferin aus Göttingen, lästert immer ab über die Dorfdeppen. Der einzige Grund nicht aufs Land zu ziehn, ist doch die Landbevölkerung, sagt sie. Die haben so ein schäbiges Verhältnis zur Natur. Wenn die Dorfdeppen sagen, dass sie Unkraut jäten, muss sie weinen. Das sind doch keine Unkräuter, das sind Beikräuter. Um das "Landleben" zu genießen: Da vorne auf der Wiese gabs heut Handyempfang. Nur der Bauer denkt scheiss Hippies und fährt die Gülle aus. Stücke wie "China" kennt man bereits - z.B. vom Hongkong-Konzert[40] Mit "Sachsen" kommt ein weiteres Neufünfland, nach den 1990ern und 1968 die "Bronzezeit" an die Reihe: Meine Welt ist bescheiden, meine Welt ist klein, sie reicht vom Fluß davorn bis zum Hinkelstein. Ich habe 12 Kinder gemacht, davon leben noch zwei. Meine Hobbies sind Sex, Sex, Sex, und Höhlenmalerei..
"Zurück zur Natur" vereint Grebes anarchistischen, dadaistischen Witz mit eingängigen Melodien! Rainald, weiter so!
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Mathieu Pesqué & Roll Pignault "Blues Bound"
Eigenverlag, 2011

www.mathieupesque.com

Mathieu Pesqué und Roll Pignault sind das französische Pendant zu Sonny Terry und Brownie McGhee. Als Solokünstler haben sie sich bereits einen Namen gemacht, nun folgt ein Debüt als Duo. Pesqué kann mit einfühlsamen Fingerpicking aufwarten - nicht nur auf der Akustikgitarre, auch Dobro und Lap Steel Guitar. Er erweist sich zudem als veritabler Bluessänger. Pignault beherrscht die Blues-Harp aufs vortrefflichste. In seinem eigenen Stück "Roll's Tune" unternimmt er eine zweiminütige Tour de Force und zeigt, das er so einiges draufhat. Neben den Eigenkompositionen bestehen die 12 Stücke des Albums "Blues Bound" aus Liedern, die man von Bluesmen wie Robert Johnson oder Muddy Waters kennt: "Stag O Lee", "I Can't Be Satisfied", ... Ein Schmuckstück des akustischen Folk-Blues - und das aus Frankreich!
© Walkin' T:-)M


Bardic "The High and the Low"
Snow-White-Records, 2011

www.bardic.de

Bardic[41] sind der Sänger und Gitarrist Eddie Arndt sowie die Geigerin Sarah-Jane alias Cora Himmelsbach. In Deutschland hat sich das Duo mit keltischer und keltisch-inspirierter Musik längst einen Namen gemacht. Nach einer längeren Pause sind Arndt und Himmelsbach wieder unterwegs. Das aktuelle Album "The High and the Low" besteht gleichsam aus drei Teilen, die hintereinander folgen: Teil 1 bietet fünf eingängige und mitreissende Eigenkompositionen; kein schlechter Anfang. Im Mittelteil wird rasante "When I'm Up I Can't Get Down" der Oysterband gecovert. Arndt geht dabei an die Grenze seiner stimmlichen Möglichkeiten. Verglichen mit der von John Jones[41] passt seine Stimme besser bei New Model Armys "Green and Grey". Eine weitere Eigenkomposition leitet dann in den dritten Teil über, in dem die beiden Traditionals interpretieren: "Bedlam Boys" (von dem unlängst erst Jeana Leslie und Siobhan Miller die ultimative Version eingespielt haben),[37] "The Next Market Day" (vergleiche z.B. Ceili Moss).[43] Zusammengehalten wird das Ganze von der minimalistischen, aber durchaus hinreichenden Instrumentierung Akustikgitarre und Geige sowie dem Gesang Eddie Arndts, dem es gelingt, sich die Songs zueigen zu machen.
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Hubert von Goisern "Entwederundoder"
Capriola/Sony, 2011

Article: Keine Kompromisse

www.hubertvongoisern.com

Der Opener "Brenna tuats guat" ist ein eingängiger Rocker mit dem Refrain Jeder woass, dass a Geld nit auf da Wiesen wachst und Essen kann ma's a nit, aber Brenna tat's guat. Aber Hoazen toan ma Woazen und de Ruabn und den Kukuruz, wann ma lang so weiter hoazen, brennt da Huat. Man fühlt sich in die guten, alten Alpinkatzen-Zeiten zurückversetzt. "Brenna tuats guat" bietet alles, was den Goisern-Sound ausmacht: Stromgitarre und Akkordeon, Jubeln und Jauchzen. Single wie Album sind denn auch verdientermaßen in die Charts geschossen. Unmittelbar darauf folgt der "Indianer" im Tex-Mex-Sound mit Kuhglockensolo, wobei die Studiovariante ein bißchen steril wirkt im Vergleich zur live dargebotenen Version.[46] Es folgen mehr oder weniger rockige Songs, darunter mit "I versteh di nit" ein veritabler Blues (live sind ihm am Ende noch mehr katholische Heilige eingefallen, glaube ich). "Heidi hålt mi" ist ein komischer Walzer, "Es is wias is" eine lässige, jazzige Numma mit Klarinette. Der Mittelteil ist insgesamt ruhiger, bevor der Goiserer wieder das Tempo anzieht und Maultrommel mit Stromgitarre wetteifert. Nach einem charakteristischen Akkordeon-Instrumental ("Über-Unter-Ober-Österreicher") kommt noch die Ballade zum Abschluss.
Hubert von Goisern präsentiert sich in keinster Weise altbacken, sondern legt zusammen mit Severin Trogbacher (Stromgitarre), Helmut Schartlmüller (Bass) und Alex Pohn (Schlagzeug) eine frische und abwechslungsreiche Scheibe Alpenrock vor.
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Imosima "Imosima"
Klam Records, 2011

www.myspace.com/imosima

Das Trio Imosima - d.i. Akkordeonistin Audrey Le Jossec, Gitarrist und Banjospieler Erwan Berenguer sowie Kontrabassist Yann Le Bozec - soll seit einem Jahrzehnt zusammen unterwegs sein. Viele Infos finden sich allerdings nicht über die Gruppe, zumindest in keiner Sprache, die mir geläufig ist, und das ist offenbar erst das Debütalbum. Das Repertoire besteht aus bretonischer und irischer Musik, gelegentlich in der französisch-kanadischen Variante, speziell Andros und Ridees (darunter Kompositionen von Erwan Berenguer), einem Jig des irischen Pipers Cillian Vallely, einem Walzer des schottischen Akkordeonisten Phil Cunningham, einer Mazurka des finnischen Akkordeonisten Hannu Seppanen ... Die Präsentation swingt - und lässt nicht nur den Fuß wippen, sondern setzt den ganzen Körper in Bewegung. Audrey Le Jossec ist eine einfallsreiche und brilliante Akkordeonistin, Erwan Berenguer ein exzellenter Begleiter als auch passabler Solo-Instrumentalist (von seinen kompositorischen Fähigkeiten ganz zu schweigen), Yann Le Bozec wiederum der ruhende Pol, dessen Basslinien spielerische Extravaganzen wieder auf den Punkt zurückbringen.
Was auch immer Imosima heissen soll, für mich steht es für europäische Tanzmusik erster Klasse!
© Walkin' T:-)M


Kummerbuben "Schattehang"
Chop Records, 2009

Article: Holladihi, Holladio

www.kummerbuben.com

Die Berner Kummerbuben waren für mich der gelungene Auftakt des diesjährigen TFFs in Rudolstadt.[46] Tradition und Rockmusik vereint. Depressiv stimmende Texte, zu denen man tanzen kann. Und zur Abwechslung mal aus der Schweiz, was hier ja auch nicht so bekannt ist.
Das zweite Album der Kummerbuben von 2009 beginnt mit dem traditionellen Spottlied "Andermatt" (Musik von Gitarrist Urs Gilgen) und beschreibt den erfolglosen Feldzug Kellenländer Bauern nach Zürich im Jahre 1802. Es hätten durchaus Berner sein können, ist der lakonische Kommentar. "Stomperli" ist ein Ragout aus mehreren Gsätzli (frotzelnden Spottversen, Musik von Schlagzeuger Tobi Heim); "Anneli" vom Zürcher Oberländer Schriftsteller Jakob Stutz (1801-77) mit der Musik von Bassist Higi Bigler könnte man auch In Extremo[44] zum covern empfehlen (vgl. dazu Christine Lauterburgs ein Jahr zuvor aufgenommene Version).[46] Weitere Titel stammen vom Solothurner Volksschriftsteller Josef Reinhart (1875-1957) und dem Berner Volksdichter Gottlieb Jakob Kuhn (1775-1849). Sänger Simon Jäggi, dessen knarzige Stimme viel zur düsteren Atmosphäre beiträgt, steuert ein eigenes Stück bei. Stilistisch bewegen sich die Kummerbuben zwischen Chanson und Punk im Stil französischer Bands wie Les Hurlements d'Leo[45] oder Les Yeux d’la Tête.[44] Die Verbindung schaffen denn auch die französischen Volkslieder "La Marie" und "Le Coq est mort", das sich an keine Landesgrenzen halten mochte (beide in Bearbeitung durch Akkordeonist Mario Batkovic). Nicht vergessen sollte hier Saxofonist Daniel Durrer werden. Die Besetzung insgesamt hat sich mittlerweile verändert, die ansteckende Energie nicht.
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Annlaug "November"
Fivreld/MusikkLosen, 2010

www.annlaugborsheim.no

Der November ist gekommen und die Blätter sind von den Bäumen gefallen, der Nebel wabert übers Land und zur ersten Kälte wird der Ofen angeschmissen. Hier habe ich den passenden Soundtrack dazu. Die norwegische Sängerin und Geigerin Annlaug Borsheim hat in Schottland mit Musikern wie Martin Green (Akkordeon)[40] und Aidan O'Rourke (Fiddle)[39] ihr Debütalbum "November" aufgenommen. Der Opener "Ord Som Fell" (Fallende Worte) beackert den von der Landsmännin Kari Bremnes bestellten Grund und Boden,[39] "November" klingt als wäre Sixteen Horsepower die Begleitband. Mit "Sveve Heim" folgt eine Ballade und mit "På Søndle" ein traditioneller Text, verzaubert durch Annlaugs exzellentem Spiel auf der Hardangerfiedel. Für Abwechslung ist auch gesorgt mit einem Medley nordisch-keltischer Instrumentalstücke und einem traditionellen, sparsam arrangierten Wiegenlied aus ihrem Heimatort Ulvik nahen Bergens. Annlaugs gefühlvolle Stimme trägt alle Spielarten. Sie singt in ihrem lokalen Dialekt, das Booklet enthält englische Übersetzungen.
Fazit: "November" bietet leichten, aber keinen seichten Pop und Folkpop, der filigran und unterhaltsam ist.
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Max Lässer & das Überlandorchester "Iigschneit"
Landjäger Musig, 2011

www.maxlaesser.com

Max Lässer ist einer der gefragtesten Studiogitarristen in der Schweiz. Vergangenen Winter nun hat er sich mit dem achtköpfigen Überlandorchester - Markus Flückiger (Akkordeon, Schwyzer Örgeli), Töbi Tobler (Hackbrett), Anton Bruhin (Maultrommel), Mathias Hecklen (Geige, Mandoline, Gitarre) Philipp Küng (Bass), Kaspar Rast und Bernd Bechtloff (Schlagzeug und Perkussion) - einschneien lassen. Das musikalische Ergebnis hat den Schnee schmelzen lassen und ist im Frühjahr zu Tage getreten. Schweizer Musik zwischen Volksmusik und Jazzrock; alpine Musik, die einer weltmusikalischen Frischzellenkur unterzogen wurde, und/oder Riffs und Licks, die alpinisiert worden sind. Die Instrumentalstücke sind atmosphärisch, bisweilen episch, kommen aber leicht und flockig daher. Musikalisch beruhen sie vor allem auf Max Lässers verschiedenen Saiteninstrumenten (akustische und elektrische Gitarre, Lap & Pedal Steel, Mandoline) sowie Markus Flückingers Schwyzer Örgeli. Beide sind auch für die Stücke verantwortlich bzw. haben traditionelle Weisen und Tänze arrangiert. Außerdem ist der österreichische Tausendsassa Hubert von Goisern zu Gast.[46] Der Goiserer singt Is das a Sauwetter heut, draussen sieht man keine Leut ... Wo sind denn meine Händling, wo is Pudelhaub'n und da alte Anorack - ja - so einpackt gibt's kein schlechts Wetter! und spielt zum "De Letscht Walzer" auf. Das Opus des Überlandorchesters passt genausogut in die eingeschneite Almhütte als auch in das verregnete, sommerliche Blockhaus.
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Ana Popovic "Unconditional"
Eclecto Groove Records, 2011

www.anapopovic.com

If you’re looking for adventure – you can count me in... Das serbische Fräulein Popovic, das als eines der besten weiblichen Bluesgitarristen gilt, präsentiert auf ihrem sechsten Studioalbum "Unconditional" ihren knackigen Körper hinter ihrer Fender Stratocaster versteckt. Genauso sexy wie das CD-Cover ist auch der auf die Silberscheibe gepresste Inhalt. Das Album wurde in New Orleans aufgenommen und bedient sich der musikalischen Talente von Slide-Gitarrist Sonny Landreth, Harpist Jason Ricci und Pianist Jon Cleary. Neben Eigenkompositionen wurde auf Titel von Koko Taylor, Buddy Guy oder Nina Simone zurückgegriffen. Ana Popovic gibt sich bedingungslos dem Blues hin, in ihrer Spielart - kraftvoller und waghalsiger Bluesrock mit viel Slide und Wah-Wah. Dazu ein Schuss Jazz an der geeigneten Stelle, ein akustischer Delta-Blues dazwischengeschoben und lyrische Kompetenz (zumindest wenn sie sich auf Gebieten bewegt, die man ihr abnehmen kann; Strafgefangene gehört nicht dazu). Gründe genug also, die CD öfters aus dem Regal zu holen, und nicht nur, um das Cover anzustarren.
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Elam McKnight & Bob Bogdal "Zombie Nation"
Big Black Hand, 2011

www.bigblackhand.com

Elam McKnight, der im westlichen Tennessee aufgewachsen ist, ist schon als kleiner Junge zum Blues gekommen, als sein Onkel ihn auf die Beale Street in Memphis mitnahm. Er verschlang jedes Bluesalbum, das er in die Finger bekam. Gleichzeitig hörte er Rock, Hip Hop und Punk - all die Musik, die durch den Blues beeinflusst ist. Ich war verblüfft von der Vollständigkeit amerikanischer Musik, sagt er, wie eine große, lange Leiter. Ich wollte eine Sprosse dieser Leiter sein, zu etwas gehören, dass echt ist. Und dass ohne die Meister zu kopieren, ohne die Musik ins Museum zu stecken. Als Singer-Songwriter und Gitarrist hat sich Elam McKnight einen Namen gemacht, nun tut er sich mit dem versierten Blues-Harper Bob Bogdal zusammen. "Zombie Nation" beinhaltet zehn Titel, die ihre Talente zeigen. Da ist Delta- und Country-Blues, aber großteils rockt es. McKnight lässt die Stromgitarre kreischen, Bogdals Harp heult dazu - rau, dreckig und intensiv. Eine wilde Mischung aus Country- und Chikago-Blues, Rock und Punk. Die Texte hat er dem Leben entnommen, vermutlich dem eigenen. "Zombie Nation" ist wahrhafter Blues in Reinkultur, kein trashiger B-Movie.
© Walkin' T:-)M


Konstantin Wecker "Wut und Zärtlichkeit"
Sturm & Klang, 2011

www.wecker.de

Der Titel bringt die Eckpunkte des Weckerschen Universums zusammen - auf der einen Seite die ergreifenden Liebeslieder, auf der anderen sein politisches Engagement. Herz und Verstand! Zärtlichkeit und Wut! Konstantin Weckers[33] erstes Studioalbum nach drei Jahren,[37] mit namhaften Gastmusikern wie Nils Tuxen und Pippo Pollina eingespielt, nimmt das deutsche „Absurdistan“ aufs Korn: Ich glaube der Bild und der Welt, Wirtschaftsanalyen und vor allem ans große Geld, und ich glaube, die Vatikanband leiten Christen und Heckler & Koch sind Pazifisten. Ich glaube an den heiligen Sarrazin und seine Eugenikvisionen. So kann sich ein Rückfall in dunkelste Zeiten finanziell in jedem Fall lohnen. Ich glaube an alles, was den Bildschirm füllt, von Pro 7 bis RTl zwo, und ich bewerbe mich morgen bei DSDS und wisch den Quoten den Po. Der Jetset tummelt sich auf der Kö für Verblödötö. Völlig satirisch gerät dann "Das Lächeln meiner Kanzlerin", zu dem der Münchner Karikaturist Dieter Hanitzsch ein passendes Video fabriziert hat (www.youtube.com). Musikalisch eingängig und poppig-rockig verpackt, ist er damit tatsächlich in die Charts eingestiegen. Aber der Wecker hat nicht nur Wut in Bauch und Kopf, sondern auch jede Menge Zärtlichkeit. Dann wird er lyrischer und lässt sich auf dem Klavier von Streichern begleiten. Zwischen Zärtlichkeit und Wut tut das Leben richtig gut.
Großes Kino - und bei dem Thema Kino muss ich gleich darauf hinweisen, dass dieser Tage die Dokumentation über die gemeinsame Tournee mit Hannes Wader in ausgewählte Lichtspieltheater kommt.[46]
© Walkin' T:-)M


Klaus der Geiger "Von allen Seiten"
Westpark Music, 2011

Article: Haben oder Sein

www.KlausDerGeiger.de

"Von allen Seiten" vereint unveröffentlichte Aufnahmen der letzten 15 Jahre aus dem Klaus'schen Giftschrank, u.a. mit der WDR Big Band, der Kölner Saxofon-Mafia, Farfarello[44] und den eigenen Formationen des in Köln ansässigen Straßenmusikers, der in diesem Jahr mit dem Deutschen Weltmusik-Preis RUTH für sein Lebenswerk geehrt worden ist. Es ist eine Best of Klaus der Geiger: "Montagsdemo" handelt selbstredend von Klaus seiner Lieblingsfreizeitbeschäftigung, "Leben ist schön" kann man schon fast als Hit bezeichnen. Zum Mitsingen und -machen ist "Zeit ist Geld" nach dem Austro-Pop-Hit "Life Is Life" (Zeit ist Geld, Geld kostet Zeit) geeignet, ebenso wie seine Version von "What Shall We Do With (The Drunken Sailor)" (ein Stück, das ich nicht unbedingt bräuchte). Friede Freude Eierkuchen bekommt man von Klaus dem Geiger jedenfalls nicht geliefert. Vielleicht nicht so sauber aufgenommen, wie sich das für den ordentlichen Musikmarkt gehört, ist es gut, diese Liedsammlung zu haben. Sie ersetzt aber keinen Klaus live und in Farbe.[46]
© Walkin' T:-)M


Various Artists "GeisterBahn"
Steeplejack, 2011

Da müssen erst wieder die Fremden kommen, um den Deutschen die eigene Kultur vorzuführen. Der in der Pfalz ansässige nordenglische Geiger und Sänger Andrew Cadie, besser bekannt als eine Hälfte des Folk-Duos Broom Bezzums,[44] hat sich gewundert, dass so wenig deutsche Volkslieder gesungen werden. Das muss geändert werden. Also hat er traditionelle deutsche Lieder ausgewählt und Arrangements geschrieben, sie unter in Deutschland lebenden britischen und irischen Künstlern verteilt und entsprechende Aufnahmen koordiniert. Die Idee war, dass die Sänger, die hier in Deutschland leben und ihr Brot mit der Musik aus Ihrer eigenen Heimat verdienen, eine Auswahl an bekannten und weniger bekannten deutschen Liedern arrangieren und singen – und dies in derselben Art und Weise, wie sie an die Vorlage eines alten Liedes aus ihrem eigenen Land herangehen würden.
Andrew Cadie selbst interpretiert das "Totentanzlied", "Ach bittrer Winter" und "Ich hör mir ein Sichelein rauschen", sein Duopartner Mark Bloomer "Ich weiss ein fein braun's Mägdelein" und "Es geht ein dunkler Wolk herein". Der im Ruhrgebiet ansässige Dave Jackson (L.Bow Grease)[41] singt "Sterben ist ein harte Buss", Neil Grant (Wayfaring Strangers)[17] die "Schwäbische Bauernklage". Der Schotte Iain Goodwin ist mit "Hejo spann den Wagen an" zu hören, Craig Herbertson u.a. mit "Und jetzo kommt die Nacht herein".[37] Nicht zu vergessen Tim Gray, der dem "Schwarzbraunen Mädel" einen Reel folgen lässt, und der Dubliner Mark Bennett.[40] Zum Schluss führt Mark Bloomer die gesamte Belegschaft an Bord des "Hamborger Veermasters".
Natürlich sind die Akzente der Sänger nicht zu überhören, was für den einen reizvoll, den andern eher störend sein dürfte. Die Texte mitsamt Akkorden sollen im Booklet abgedruckt sein (was ich nicht verifizieren kann, da ich nur ein Promo-Exemplar erthalten habe). Es steht also auch Deutschen frei, sich mal an dem ein oder anderen Lied zu versuchen. Andrew Cadie erläutert abschließend: Die 'Geister' meinen die alten Stücke dieses Album und die 'Bahn' steht auch für die Straße, den Weg, den diese Stücke seit Ihrer Entstehung genommen haben.
© Walkin' T:-)M


The Alan Kelly Gang
"Small Towns and Famous Nights"
Blackbox Music, 2011

Article: Famous Nights with the Kelly Gang

www.alankellygang.com

Der irische Piano-Akkordeonist Alan Kelly[40] legt mit "Small Towns and Famous Nights" sein insgesamt sechstes Album vor. Diesmal ein Bandalbum mit Geiger Tola Custy, Flötistin Steph Geremia[40] und Gitarrist Tony Byrne. Die Alan Kelly Gang gibt seit mehreren Jahren Konzerte, aber erst jetzt hat man die Zeit gefunden, einmal zusammen ins Studio zu gehen. Im Mittelpunkt stehen mitreissend arrangierte Instrumental-Medleys, dynamisch und virtuos ausgeführt. Das Spektrum reicht von Galway Reels aus der Feder von Frankie Gavin und Mairtin O'Connor bis zu einer bretonischen Gavotte. Liz Carrolls "Island of Woods", eigentlich ein Lament, wird zum Marsch umfunktioniert.[32] Einige Eigenkompositionen sind zum ersten Mal zu hören, z.B. Steph Geremias "Listmaker" im 7/8-Takt und Alan Kellys "Lollie's Waltz". Außerdem singt Steph Geremia zwei (irisch-)amerikanische Lieder, darunter Tim O'Briens[46] "The Garden". Die schottische Sängerin Eddi Reader, mit der Alan Kelly regelmäßig tourt, gibt ein Gastspiel mit einem Lied ihres Lebenspartners John Douglas. "Connemara" erzählt, wie Johns Großonkel in den vierziger Jahren den Folkloristen Seamus Ennis getroffen hat.[41]
© Walkin' T:-)M


Rakija "Ojda!"
Rakija Records, 2011

English CD Review

www.rakijaband.com

Rakija ist der Name eines serbischen Brandies, wie auch der Name einer Formation serbischer und norwegischer Musiker in Oslo. Die Gruppe wurde 2007 gegründet und besteht aus Biljana Dragišić (Gesang), Merete Fjeldbo (Gesang), Irena Banjeglav (Geige), Janko Radovanović (Gitarre), Atle Tømmervik (Trompete), Are W. Thoma (Bass) und Halvor Dahle (Schlagzeug und Perkussion). Seitdem hat sich das Septett als äußerst populäre Liveband etabliert, besonders in Norwegen. Rakijas Debüt "Ojda!" (ein freudiger Ausdruck) enthält acht spritzige Lieder, einschließlich dem traditionellen serbischen Lied "Čije je ono devojče" und dem bulgarischen Hochzeitslied "Ela se vie". Das fünfeinhalb-minütige "Rakijina rukovet #01" ist ein Medley, das mit einer traditionellen serbischen Melodie beginnt, die Grenze nach Mazedonien überschreitet, um über ein Roma-Lied wieder nach Serbien und in den Kosovo zurückzukehren. Dieses Set wurde zusammengestellt, als man im Jahr 2010 durch Serbien tourte. Das Titelstück "Ojda, Ojda!" wurde von dem in Priština geborenen Guitarristen Janko Radovanović verfasst, wie auch "Izgubljeni grad" (Die verlorene Stadt); er verließ den Ort, ohne jemals zurückzukehren. Jelena Popović' "Nema zemlje te" (Kein Land ist es wert zu sterben, vertont von Janko Radovanović) fasst Rakijas anti-militaristische Einstellung zusammen. (Das Booklet enthält alle Texte.)
Von dem leidenschaftlichen Gesang bis hin zum rasenden Rundtanz macht Rakija einen betrunken und glücklich. Živeli! Prost!
© Walkin' T:-)M


Snaarmaarwaar "Phosphor Bronze"
Appel Rekords, 2011

www.snaarmaarwaar.be

Wer kam nur auf die blödsinnige Idee, Snaarmaarwaar[39] auf dem TFF Rudolstadt ins Tanzzelt zu stecken? Die drei belgischen Saitenzauberer musizieren doch viel zu subtil, dass es Tränen in die Augen treibt, sie im Getrampel untergehen zu hören.
Maarten Decombel (Mandola), der auch mit Naragonia spielt,[46] Peter-Jan Daems (Mandoline) und Jeroen Geerinck (Gitarre) beweisen mit dem zweiten Album "Phosphor Bronze" (aus diesem Material werden ja die besten Saiten gemacht) abermals ihre Talente und Virtuosität. Auch auf dem Debütalbum gab es neben traditionellen Weisen aus Flandern und der Bretagne schon viele Eigenkompositionen, diesmal stammen ausschließlich alle Stücke von dem Trio, insbesonders von Maarten Decombel. Die Bourrees und Doopwalses wurden zeitgemäß arrangiert und klingen nicht nur flämisch, sondern auch nach keltischen Traditionen, dem Mittelmeer und dem großen Land jenseits des großen Teiches. Es hat etwas Magisches an sich, wie Snaarmaarwaar einen musikalischen Teppich knüpft, der gleichzeitig dicht gewebt ist und filigrane Muster aufweist. Die Zukunft gehört der Jugend!
© Walkin' T:-)M


Matthias Kießling "Helm ab zum Gebet!"
JMG Records, 2011

www.infokies.de

Der Cottbusser Sänger und Gitarrist Matthias Kießling ist vor allem als Mitbegründer der ostdeutschen Folkband Wacholder bekannt. Er musizierte außerdem mit Hans-Eckard Wenzel, Norland Wind, und in jüngster Zeit mit dem irischen Piper Eoin Duignan und den dänischen Geigern Hal Parfitt Murray[46] und Andreas Tophøj. Im Jahre 2003 legte er sein Soloalbum "Unfolked" vor,[28] acht Jahre später gefolgt von einem Konzeptalbum zum Thema Krieg & Frieden. Soldatenlieder sang er schon mit Wacholder, damals vielleicht eher ein nostalgischer Rückblick auf die militaristische deutsche Geschichte, nun wo unsere Jungs am Hindukusch stehen, ist das Thema umso aktueller.
Neben eigenen Lieder und dem traditionelle Wir haben im Feld gestanden, kein Bissen Brot vorhanden, 's war große Hungersnot stehen Vertonungen historischer Texte von Karl Kraus ("Der sterbende Soldat": Hauptmann, hol her das Stadngericht! ... Ich sterb', doch für den Kaiser nicht), Erich Mühsam ("Kriegslied": Sengen, brennen, schießen, stechen, Schädel spalten, Rippen brechen ... So lebt der edle Kriegerstand ... mit Gott für König und Vaterland) und Theodor Fontane ("Das Trauerspiel von Afghanistan" über die katastrophale Niederlage der Engländer 1842: Mit dreizehntausend der Zug begann, einer kam heim aus Afghanistan ...).
Jörg Ermisch dichtet: Im grünen Tal am Waldesrand ... da steht a' riesige Fabrik so stolz und wohlbewacht und manch ein müder Wandrer fragt: Was wird den dort gemacht? Patrone Bavariae, hei wie das blitzt und kracht. Schön wie ein Edelweiß und dabei doch stahlhart. Mit den Waffen - da seid's a bisserl knapp - schreibts ein' Brief an MBB, die schicken, was euch fehlt. Und kommt der Bundeswehrsoldat zum Einsatz in ein fremdes Land und trifft ihn dann ein Schuß, da wird's ihm plötzlich warm um's Herz - ein heimatlicher Gruß. Von Liederjan kennt man auch die "Krähwinkler Landwehr" - Das Marschieren das nimmt heute gar kein End. Das macht, weil der Hauptmann die Landkarte nicht kennt. -, hier in der Version 2.0: Jahrzehntelang trabten wir durch Wald und Flur und hatten nichts zu tun, was war das nur für eine triste Zeit da im Feld und hinterm Busch? Jetzt dürfen wir endlich in den Hindukusch!
Satirisch lässt sich auch auf dem Cover die Schlafmütze neben dem Schriftzug "Helm ab zum Gebet" deuten, genauso wie die eingestreuten Sprechtexte, z.B. die Satzung über die Erhebung von Gebühren für die Friedhöfe der Stadt Cottbus. Spätestens hier bleibt das Lachen im Halse stecken. Das Thema ist bitterernst, und das abschließende "Sag mir, wo die Blumen sind" scheint ja nun eine immerwährende Mahnung zu sein - unglücklicherweise!
© Walkin' T:-)M


Matthias Kießling "Unfolked"
JMG Records, 2004

www.infokies.de

Matthias Kießling (Norland Wind) hat 2004 ein bemerkenswertes Soloalbum mit zwölf Originalsongs veröffentlicht. Er singt und spielt Akustikgitarre, Mandoline, Akkordeon, Perkussion und Keyboards und wird von einer Reihe hochkarätiger Gastmusiker begleitet.
Kießling komponierte das romantische "Wie ein Vogel im Wind", bei dem Karsten Mickein ein virtuoses Solo am Sopransaxophon spielt. Jürg Vogel schrieb den zeitkritischen Text zum melancholischen "Wir bleiben niemals stehen" und Torsten Karow erkennt das seine Liebe "Zeitlos" ist, die sanfte Americana Melodie stammt von Kießling, die Melodie des Refrains von Erich Schmeckenbecher. Das sozialkritische "Friday night in Cottbus" ist einer der Höhepunkte der CD; solo vorgetragen besticht es mit tollem rhythmischen Groove. Dann rockt er gemeinsam mit Lutz Jank an der E-Gitarre zum "Kofferklappen Blues" und Christoph Undiz spielt den Bass beim Seemannslied "In Hamburg an der Elbe". Den deutschen Text zum traditionellen "Fiddler's Green" schrieb Kießling und Máire Breatnach verzaubert die wunderschöne Ballade mit ihrem Geigenspiel; Akustikgitarre, keltische Harfe (Thomas Löfke) und Bass (Jurek Dubanowski) begleiten den gefühlvollen Gesang. Mit der Rockballade "Halt es fest" verabschiedet sich Kießling gemeinsam mit Detlef Thom am Schlagzeug, Jank an der E-Gitarre und Franziska Kießlings tollem Chorgesang.
Das Soloalbum vom Norland Wind Keyboarder wird dem Titel nicht ganz gerecht. Obwohl die Songs eine Mischung aus Liedermacher Sound, Blues und Rock sind, ist da immer eine Portion Folk dabei. Reinhören lohnt sich.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Alan Reid "Recollection"
Temple Records, 2011

www.reidvansante.com

Alan Reid war Mitglied der Battlefield Band von 1969 bis 2010, als er sich entschlossen hat als Songwriter auf eigenen Wegen weiterzuziehen. Er begann damit eine Sammlung von Songs über Schottlands Märtyrer, Schurken und Edelmänner zu veröffentlichen. Die Aufnahmen stammen von verschiedenen Alben und aus verschiedenen Epochen der Battlefield Band. Ausgewählt hat Alan 16 seiner Originalsongs und zwei traditionelle Lieder.
Wir hören das wunderschöne rhythmische Duett von Alan und Karine Polwart auf "The Devil's Courtship", eine Vertonung einer historischen Ballade. Polwarts gefühlvolles Gitarrenspiel, die Small Pipe von Mike Katz und John McCusker an der Cittern und an der Fiddle begleiten die beiden mit atemberaubendem Sound, mein Favorit. Kate Rusby singt mit Alan den melancholischen Originalsong "The Green & the Blue" und Davy Steele am Bodhràn und McCusker an der Cittern sorgen für den tollen Rhythmus bei "Jenny o' the Braes". Das traditionelle "The Gallant Grahams" trägt Alan (Gesang, Keyboards) mit Brian McNeill (Gesang, Fiddle) als Duo vor. Der Minenarbeiter Joe Corrie schrieb in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts "I am the common Man" und Alan vertont sein Gedicht als rockigen Protestsong mit Drum-Machine, E-Gitarre, Flute und Keyboards. Ein weiterer Höhepunkt ist "Whit can a Lassie dae?", das Alan ursprünglich für ein Theaterstück geschrieben hat. Alan singt und spielt Gitarre und Keyboards, McCusker überzeugt an Fiddle und Mandoline und die schottische Sopranistin Gillian MacDonald brilliert mit atemberaubender Stimme bei der letzten Strophe. Mit dem schottischen Osterlied "Christ has my hart ay", von den Batties arrangiert, beschließt Reid seinen Sampler mit einer hymnisch-klerikalen Ballade.
Freunde der Battlefield Band werden mit diesem Album ihre Freude haben, ich bin schon gespannt, wann Alan Reid uns neue Songs präsentiert.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Schandmaul "Traumtänzer!
F.A.M.E. Recordings, 2011

www.schandmaul.de

Nach einer 17 monatigen Konzertpause meldet sich die bayrische Mittelalter Rock Band Schandmaul mit ihrem neuen Album "Traumtänzer" Anfang 2012 auf einer ausgiebigen Tournee zurück. Von November 2009 bis April 2010 haben die Schandmäuler 14 neue Songs aufgenommen.
Es geht los mit dem von Birgit geschriebenen lebensfrohen Titelsong, die Musik wurde ausnahmslos in Co-Operation aller sechs Bandmitglieder komponiert und arrangiert. Wie gewohnt treffen mitreißende Rockrhythmen auf lyrische Passagen mit Violine, Flöte und Thomas gefühlvollen Gesang, dabei übernimmt die Geige durchaus auch den Groove der E-Gitarre. Das "Hexeneinmaleins", ebenfalls von Birgit getextet, überzeugt mit virtuoser Sackpfeife, markigen Gitarrenriffs, tollem Violinenspiel, dem großartigen Rockrhythmus und dem kraftvollen Gesang. Der Text zur romantischen Rockballade "Bis zum Morgengrauen" stammt von Anna und nach einem überraschenden Rhythmuswechsel zu swingendem Latino spielt Gasttrompeter Lars Apelt ein schönes Solo. Thomas schrieb die melancholische Liebesballade "Die Rosen" mit Sackpfeife und Akustikgitarre begleitet oder "Geas Traum", ein dramatischer Rocksong zu Wolfgang Hohlbeins neuem Buch "Der Turm". Ein Bläsertrio der Münchner Funk Band Orange Fizz gastiert beim furiosen Finale zu Thomas Geschichte eines "Assassine". Und mit Annas "Mein Lied", einer wunderschönen Ballade mit atemberaubenden Melodien von Flöten, Gitarre und Violine vorgetragen.
Selbstverständlich klingt Schandmaul noch immer wie Schandmaul, die kreative Pause hat den Songs und Arrangements jedoch viele neue Elemente verliehen. Da wird's auch mal ein wenig jazzig, traditionell oder Kammermusik artig.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Jude Johnston "Quiet Girl"
BoJak Records, 2011

www.myspace.com/judejohnstone

Die Songs der aus Maine stammenden Jude Johnstone (Gesang, Keyboards) wurden bereits von Johnny Cash, Bette Middler u.a. gecovert. Auf ihrem fünften Album "Quiet Girl" präsentiert sie uns zehn neue Originalsongs, bei deren Aufnahmen sie von hervorragenden Musikern begleitet wurde.
David Mansfield begleitet mit der Mandoline den leidenschaftlichen Gesang beim Titelsong, einem tollen Americana im schleppenden Rhythmus. Es folgen Blues Balladen wie "Josephina" mit Piano, Gitarre, Drums und Samples, rhythmischer Piano Blues mit Co-Produzent Charles Duncan an Gitarre, Bass, Orgel und Drum Programming sowie der zweiten Stimme von Maxayn Lewis oder wunderschöne Balladen wie das melancholische "On that Train". Mein Lieblingssong ist "It's gonna take a while"; Ken Hustad am Kontrabass, Danny Frankel an den Drums und Craig Nuttycombe erzeugen den jazzigen Groove und Johnstones Gesang und die Violine von Brynn Albaneses singen den Blues. Mit dem stillen "The Smell of Summer" endet die CD bereits nach 37 Minuten. Johnstone singt zu den sanften Pianoklängen, von Bob Liepman am Cello und John Edwards am French Horn harmonisch untermalt.
Jude Johnstone hat eine kraftvolle Stimme, mit der sie ihre tollen Songs verzaubert. Die musikalische Begleitung ist perfekt arrangiert, bleibt aber im Hintergrund.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Claudia Koreck "menschsein"
Sony Music, 2011

www.claudia-koreck.de

Die in München beheimatete Liedermacherin Claudia Koreck (Gesang, Gitarre) hat nach einer kurzen Auszeit wieder durchgestartet. Neben einer Live CD hat sie im laufenden Jahr auch ein neues Studioalbum mit 12 neuen Songs veröffentlicht. Neben Koreck war auch Gunnar Graewert (Keyboards, Ukulele, Bass, Perkussion) als Co-Komponist für einige Lieder mit von der Partie.
Das Album beginnt mit dem poppigen Sound von "Autofahren", rhythmisch angetrieben von Kilian Reischl an der E-Gitarre, Andreas Otto Schellinger am Bass und Ralf Gustke am Schlagzeug, dazu kommen Claudias klare und kraftvolle Stimme und Gunnar am Keyboard. Dieselbe Besetzung überzeugt beim Titelsong mit heißem Rockrhythmus und gefühlvoll dramatischem Zwischenspiel während Koreck alles aus ihrer Stimme rausholt, ein großartiger Song. Dann verzaubern Elisabeth und Marlene Schuen von Ganes den bluesigen Walzer "Hunger" mit klassischen Streicheinlagen, Reinhard Greiner brilliert mit jazzigen Brass Sound und die Koreck steuert den atemberaubenden Jazzgesang bei. Aber auch stille Balladen wie "Erster Augenblick" oder "Abschied" sind ein Ohrenschmaus. Gemeinsam mit dem hawaiianischen Songwriter Donavon Frankenreiter (Gesang, Gitarre) und Graewert an Keyboards, Bass und Perkussion singt Claudia das romantische "Beautiful" und bei "Sommerliab" gastieren Martin Kälberer am Akkordeon und Titus Vollmer an der E-Gitarre; rhythmischer Calypso Sound, Ukulele und die Koreck mit coolem Gesang bringen den Sonnenschein und die Wärme des Sommers ins Wohnzimmer.
Mir gefällt das aktuelle Studioalbum der Koreck ausgesprochen gut. Sie ist eine tolle Liedermacherin und hat eine atemberaubende Stimme, die erstklassigen Arrangements und hervorragenden Musiker machen die Aufnahmen zu einem echten Hörgenuss.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Red Sky July "Red Sky July"
Proper Records, 2011

www.redskyjuly.com

Red Sky July sind die beiden Sängerinnen Shelly Poole (Alisha's Attic) und Charity Hair (The Alice Band) sowie Gitarrist Ally McErlaine (Texas). Für ihr Debütalbum haben die drei zwölf Eigenkompositionen aufgenommen.
Die beiden Stimmen harmonieren hervorragend und die musikalische Begleitung wird meist auf ein Minimum beschränkt wie bei dem ersten Song, den die drei geschrieben haben, den melancholischen "Morning Song". Eines meiner Favoriten ist das rhythmisch melodiöse "How to get your love", bei dem das Arrangement etwas reichhaltiger ist. Der klare Gesang der beiden verzaubert romantische Balladen wie "The gold hour", rhythmischen Country wie "Evening song" aber auch die hymnische Rockballade "Green country lanes", ein weiterer Höhepunkt. Mit dem romantischen "The happiest girl in the whole USA" endet das Album mit bluesigen
Tönen. Die Musik von Red Sky July plätschert etwas dahin, sodass trotz der wunderschönen Gesänge bei mir kein bleibender Eindruck entstand. Da könnte man mehr draus machen.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Jeff Bridges "Jeff Bridges"
Blue Note Records, 2011

www.jeffbridges.com

The Big Lebowski Jeff Bridges macht es seinem Schauspielkollegen Dr. House Hugh Laurie gleich und hat gemeinsam mit einer Reihe hervorragender Gastmusiker ein Album mit zwölf Songs aufgenommen. Bridges singt und wird von reichhaltigem Gitarren Sound, Bass, Schlagzeug und Keyboards begleitet.
Der verstorbene Country Musiker Stephen Bruton schrieb "What a little bit of love can do", ein rhythmischer Bluesrock, der ein wenig nach Bruce Springfield klingt und das melancholische "Falling short" stammt aus der Feder von Bridges. Es folgen Songs der grossen Melancholie mit der Pedal Steel von Russ Pahl und der sanften Stimme von Rosanne Cash, die Bridges rauen Gesang etwas versüsst. Am besten gefällt mir Greg Brown's "Blue car", bei dem das Piano von Keefus Ciancia mit drei Gitarren den Blues spielt. Die drei Songs des befreundeten Country Musikers John Goodwin werden vom Klang der Gitarren und der dazu passenden Stimme von Bridges dominiert. Gemeinsam mit Produzent und Gastmusiker T Bone Burnett komponierte Bridges die psychedelisch anmutende Rock Ballade "Slow Boat" und Songwriter Robert Franklin "Bo" Ramseys "Either way" klingt wieder ein wenig nach Mainstream Americana mit einem Touch Big Lebowski.
Während Lauries "Let them talk" für mich zu den besten Blues/Jazz Alben des Jahres gehört, liefert Bridges ein eher durchschnittliches Blues/Americana Album ab. Musikalische Ausflüge von Schauspielern und Modells gibt es in der letzten Zeit immer mehr, hier gibt's den notwendigen finanziellen Hintergrund, manche sollten sich lieber auf ihren eigentlichen Beruf fokussieren.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Götz Widmann "ahoi"
Ahuga!, 2011

www.goetzwidmann.de

Der Bonner Liedermacher Götz Widmann hat geheiratet und ein neues Album mit zwölf neuen Liedern aufgenommen; seit dem wird nach eigenen Angaben gefeiert. Wieder begleitet er sich auf der akustischen Gitarre und besticht mit engagierten, persönlichen aber auch humorvollen Texten.
Es beginnt mit dem kaum verständlichen "Bier in der TSTTUR" (Tastatur), sarkastischem Humor und rhythmischen Gitarrenspiel und zum mitreißenden Rhythmus gesteht Widmann "Meine Frau ist besser als ich". Es gibt natürlich auch wieder Politsongs wie die Zukunftsvision "Proletarier sucht Frau", bei der er sich eine kommunistische Weltordnung vorstellt. Dann sinniert Widmann schmunzelnd über "Die postnatale Depression des Mannes" oder fühlt sich als "Idealist" gefangen zwischen Materialismus und Lebensfreude; mit ausdrucksvoller kräftiger Stimme singt er in eigener Sache. In "Ich kann kein Lied über vergewaltigte Frauen schreiben" fehlen ihm die Worte um seine Betroffenheit auszudrücken, ein ernstes und für Widmann wichtiges Lied.
Widmann hat etwas zu sagen und er tut es auch kompromisslos, keine Tabus, kein um den Brei herumreden aber auch keine Besserwisserei, sondern die persönliche Auseinandersetzung mit dem Leben, seinen schönen, humorvollen aber auch hässlichen Seiten.
© Adolf „gorhand“ Goriup



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