FolkWorld #56 03/2015
© Harald Haugaard / folkBALTICA

Article in Danish

Nordsee – Ostsee – Musik zwischen den Meeren

folkBALTICA 6.-10.05.2015, Flensburg, Sønderjylland-Schleswig, Sønderburg.

folkBALTICA Logo

folkBALTICA @ FolkWorld:
FW#33, #36, #38, #39,
#41, #42, #44, #45,
#48, #51, #54, #54

Johanna Juhola Reaktori
Eplemöya Songlag
Kalüün
Flook
ULC
Nynke Laverman
Trio Mio
Dreamers' Circus
Baltic Crossing
Sofia Karlsson
Dota und die Stadtpiraten
Kevin Henderson
Fiddler's Bid
Dougie MacLean
...
www.folkbaltica.de

Es ist Morgen auf der Insel Westray im nördlichen Teil der Orkney-Inseln im Mai 2012. Ich wache langsam auf, um mich herum eine Symphonie der Geräusche. In der Ferne rollen die Wellen der Nordsee an den Strand. Stolz, stoisch, stark. Näher dran höre ich das Blöken der Schafe, überlagert von fröhlichen Kinderstimmen. Der besondere Orkney-Dialekt klingt altnordisch und wird mehr gesungen als gesprochen. So wunderbar und einfach schön. Doch der Solist all dieser Geräusche ist mein Musiker-Kollege und Schlagzeuger unserer Band. Der schnarcht lautstark in seinem Bett neben mir. Im Laufe der Nacht ist er immer tiefer eingesunken in Nordeuropas gefühlt weichster Matratze und hat sich seinen Träumen hingegeben. Das Bett steht nur drei Meter von mir entfernt und die Bettfedern drohen zu reißen. Dieser tiefe Schlaf ist sein gutes Recht und er hat jede Sekunde verdient, haben wir doch einen langen und aufregenden Abend hinter uns. Wir haben ein Konzert in der kleinen örtlichen Schule gemeinsam mit anderen Künstlern gegeben. Nach dem Konzert haben lokale Spielleute zum Tanz aufgefordert und gespielt, was das Zeug hält. Es wurden alte, traditionelle Lieder gesungen und es wurde eine Menge Bier getrunken. Mein langsames Aufwachen endet jäh, als ich höre, dass andere meiner Bandkollegen, wie echte Wikinger, testen wollen, ob denn das Wasser wirklich so kalt ist, wie von den Einheimischen behauptet.

Johanna Juhola Reaktori

Artist Video Johanna Juhola @ FW:
FW#52, #52, #53, #53

www.johannajuhola.net

Es ist ein schöner Sommerabend in Tallinn Ende der 90er Jahre. Etwas früher am Tag bin ich hier angekommen, nachdem ich auf Estlands großem und bekanntestem Folkmusikfestival in der Stadt Viljandi (Fellin) aufgetreten bin. Ich habe heute Abend frei, bevor es morgen wieder mit der Tournee weitergeht. Ich genieße den Abend, habe Zeit und Ruhe, um spazieren zu gehen. Tallinn liegt am Finnischen Meerbusen der Ostsee. Der Name Tallinn wird üblicherweise abgeleitet von Taani-linn(a), das heißt „Dänische Stadt“ oder „Dänische Burg“. Unten am Wasser liegt die Linnahall. Die Multifunktionshalle ist eine imposante Hinterlassenschaft aus der Sowjetzeit und wurde zu den Olympischen Sommerspielen 1980 fertig gestellt. Heute verfällt das Gebäude immer mehr. Doch wenn man auf das Dach steigt, offenbart sich ein phänomenaler Ausblick über die Ostsee. Die untergehende Sonne wirft ihre letzten Strahlen auf die spiegelglatte See. Das Unkraut verbreitet sich unaufhaltsam und die Natur erobert sich das Gebäude zurück. In jedem Spalt wächst Gras und ich habe ein bisschen Angst, dass der Betonkoloss unter mir zusammenbricht. Doch die jungen Esten sitzen entspannt am äußersten Ende und singen alte Lieder. Lieder, die vom Meer, dem Leben und der Freiheit erzählen. Ich setze mich zu ihnen. Sie erzählen mir, dass sie reisen wollen, über die Ostsee hinaus in die Welt. Das Meer verleiht ihren Träumen und Wünschen Flügel und flößt ihnen Selbstvertrauen ein.

Diese beiden persönlichen Erinnerungen an die Meere und ihre Lieder führen mich zurück in die deutsch-dänische Region Sønderjylland-Schleswig. Und Sie, liebes Publikum, haben sicherlich auch eigene Erinnerungen, Geschichten und Erlebnisse, die Sie mit der Musik und Kultur der beiden Meere verbinden. Wir wissen um die Bedeutung des alten Heerweges zwischen Nordjütland und Lübeck. Wir hören und lesen täglich über die schlechten Straßenverhältnisse auf der A7/E45 und B5/11, doch die Bedeutung der Nordsee und der Ostsee für unsere Region ist in Verbindung mit der Geschichte, Kultur, Wirtschaft, den Menschen und der Musik fundamental. Die Strecke an der deutsch-dänischen Landesgrenze zwischen dem Margrethe Koog bei Højer (DK) im Westen bis hin zu Wassersleben im Osten an der Flensburger Förde ist mit ihren 50 Kilometern Luft linie der kürzeste Abstand zwischen Nord- und Ostsee in Schleswig-Holstein und Jütland. Heute wird von nördlich und südlich der Grenze gesprochen, doch wenn man in die Traditionen abtaucht, stellt man fest, dass die Unterschiede zwischen West und Ost in der Region Sønderjylland-Schleswig viel größer sind. Es ist eine Tatsache, dass die Musik von Fanø und Föhr sich anders anhört als die von Angeln und Alsen.

Das 11. folkBALTICA Festival siedelt sich künstlerisch bei der regionalen West- und Ostküstenmusik an. Das Festival nimmt uns traditionell mit auf eine Reise entlang der Ostsee, doch wir schnallen uns auch extra sicher an, denn wir stürmen die Nordsee und nehmen hervorragende Künstler aus Holland, England, Irland, Schottland, den Shetlandinseln und den Faröern mit zu uns.

Im Namen des gesamten Festivalteams, heiße ich bekannte und neue Gäste willkommen – sowohl von der Ost- als auch Westküste.

Harald Haugaard, Künstlerischer Leiter



Artist Video Trio Mio @ FolkWorld:
FW#30, #32, #38, #39

www.triomio.dk


Photo Credits: (1) folkBALTICA logo, (3) Trio Mio (unknown/website); (2) Johanna Juhola, (4) Dota und die Stadtpiraten (by Karsten Rube).


FolkWorld Homepage German Content English Content Editorial & Commentary News & Gossip Letters to the Editors CD & DVD Reviews Book Reviews Folk for Kidz Folk & Roots Online Guide - Archives & External Links Search FolkWorld Info & Contact


FolkWorld - Home of European Music
FolkWorld Homepage
Layout & Idea of FolkWorld © The Mollis - Editors of FolkWorld