James Durst "My Country is the World"
World Wind, 2012
James Durst reist mit seinen Liedern seit einem halben Jahrhundert um die Welt. Er gilt als Botschafter der musikalischen Völkerverständigung. Dursts Album "My Country is the World" wirkt wie eine Retrospektive seiner Weltumrundungen. 45 Länder der Welt hat er bereist und nicht nur seine Lieder angeboten, sondern auch gelernt, was man in der Welt singt. Auf der CD "My Country is the World" singt Durst in unterschiedlichen Sprachen. Vietnamesisch ist darunter, Türkisch, Isländisch, Dänisch, Hebräisch, Japanisch. Auf Russisch singt er den alten Schlager Polyushka Polye. Die CD ist eine weltumfassende musikalische Wanderung, die immer das Verbindende sucht und nie den Gegensatz. "We are all one Planet", fügt er als letzte Botschaft in den Bonus Tracks hinzu. Mehr ist auch nicht zu sagen.
© Karsten Rube
Kalüün "Spöören"
Eigenverlag, 2014
Kalüün von der Nordseeinsel Föhr begeben mit der CD "Spöören" auf Spurensuche. Die jungen Musiker der Gruppe versuchen sich zum einen an den alten Melodien der Region, zum anderen lieben sie die Musik Skandinaviens, die keltische Musik und den amerikanischen Folk. Von allem ist ein bisschen was mit in den Topf geraten, doch im Ganzen betrachtet bleibt die Musik der Band angenehm friesisch frisch, eine moderne und zugleich respektvolle Symbiose aus alt und neu. Folkmusik von der Nordsee für die Welt. Gut ist, dass das Booklet auch mit Übersetzungen aus dem Friesischen aufwartet.
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Cesair "Dies, Nox et Omnia"
Eigenverlag, 2013
Das Debüt-Album der mystisch orientierten Esoterikrocker von Cesair ist recht abwechslungsreich ausgefallen. Die Holländer schreiten auf einen Wandelpfad zwischen keltischem Folk, skandinavischer Folklore und mittelalterlicher Choralästhetik. Dazu gesellt sich ein brauchbarer Schluck Popanbiederung und eine Stimme, die Loreena McKennith als Vorbild zu haben scheint. Doch trotz dieser Klischeeansammlungen gelingt es den Musikern tatsächlich, einen weiten Bogen zwischen all diesen Eckpunkten zu spannen. Die Streichersektion spielt erfreulich häufig im Vordergrund, die in dieser Musikrichtung gelegentlich überstrapazierte Drehleier ist angenehm dezent. Instrumente, wie Dulzimer und Bouzuki geben den Liedern zudem eine orientalische Note. Im Gegensatz zur oben angeführten Loreena McKenneth wirkt die Stimme der Monique van Deursen nie verschlafen. Es steckt Energie in ihrem Gesang, den sie künstlich zu drosseln scheint, um die Musik nicht in den Hintergrund treten zu lassen. Cesair balancieren auf einem schmalen Grat zwischen Esoterikkitsch und Bombastmythos. Aber sie balancieren kunstvoll.
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Aldoc "From Tallaght to Halle"
Aldoc Records, 2014
Der irische Flötenspieler Alan Doherty, Ex-Frontman der Band Gráda ist nicht zuletzt bekannt für seine Beiträge zum Soundtrack von "Der Herr der Ringe". Mittlerweile hat er eine lange Reise hinter sich, die ihn mit Musikerkollegen aus Neuseeland, Australien, Holland und Deutschland zusammenführte. Eine zeitweilige Heimat fand er in der Stadt Halle in Sachsen-Anhalt. Doherty hat in dieser Zeit genug Global-Rhythm zusammengetragen, dass er mit dem Projekt "From Tallaght to Halle" eine gewagte, aber äußerst schwungvolle Fusion unterschiedlichster weltmusikalischer Stile hervorbringen kann. Mittelpunkt seiner Lieder bleibt die irische Flöte. Doch um sie herum tanzt man im Reggae, wie in "Feed me Seymour", mischt unterkühlte Elektrobeats mit irischen Traditionals, wie im Lied "Halle" oder überlässt sich charmanten Träumereien, wie in "Trip to Oulo". "From Tallaght to Halle" ist erfrischender Celticfolk mit Dancefloorambitionen.
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Yasmin Levy "Tango"
World Village, 2014
Zwei Worte fallen mir bei der Beschreibung der sephardischen Sängerin Yasmin Levy besonders auf: Inbrunst und Traurigkeit. Innere Leidenschaft und Verlorenheit scheinen die wichtigsten Elemente ihres künstlerischen Ausdrucks zu sein. Ob als Bewahrerin der Melodien in Ladino, der Sprache der sephardischen Juden oder als großartige Interpretin von jüdischen, arabischen, türkischen und persischen Liedern. Jetzt trifft sie mit dem ehrgeizigen Tangoprojekt auf die vielleicht größte Herausforderung ihrer Karriere, doch auch auf die bestmögliche Kombination für ihre intensive Form der Interpretation. Yasmin Levy spielt mit dem Israel Kibbutz Orchestra Tango. Sie singt nicht, sie stirbt leidenschaftliche 50 Minuten an gebrochenem Herzen. Nichts ist auf so rücksichtslose Weise gefühlvoll, wie der Tango. Yasmin Levy interpretiert ihn wie kaum jemand vor ihr auf genau diese einzigartige Weise: vereinnahmend, verausgabend, kompromisslos. Vielleicht ist seit Astor Piazzolla der Tango nie mit so offen blutendem Herzen vorgetragen worden, wie nun von dieser Künstlerin. Der große Klangkörper des Israel Kibbutz Orchestra unterstützt sie auf brillante Weise. Dabei schlagen die Musiker einen kleinen Bogen zu Levys musikalischer Vergangenheit. "Vuelvo al sur" beginnt mit einem Flamencoanspiel, doch dann fängt das Bandoneon die Melodie auf und begleitet die Sängerin wieder zurück in den lateinamerikanischen Hafen. Wie allen fünf bisherigen Produktionen der Sängerin, merkt man auch dieser an, dass Yasmin Levy nie mit halber Kraft agiert. Gerade auf "Tango" bemerkt man ihren enormen Einsatz, bei dem man manchmal Angst bekommt, er könne weit über ihre Kraftressourcen hinaus gehen. Doch ohne diese enorme Leidensfähigkeit, würde man auch nicht in den Genuss eines großen Kunstwerkes kommen. Yasmin Levys Liveaufnahme von "Tango" ist zweifelsohne genau das.
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Nadine Maria Schmidt & Frühmorgens am Meer "Lieder aus Herbst"
BSC Music, 2014
Wie bringt man den Herbst zum Klingen? Mit verträumten Blätterfallweisen à la Van Morrison? Mit Kurt Weills sentimentalem "Septembersong"? Gut möglich, dass man damit eine Stimmung trifft. Aber Herbst ist nicht nur melancholische Rückblende, sondern auch Frust, nun wieder ein halbes Jahr ohne Sonne auskommen zu müssen. Die fröhliche Stimmung des Sommers verschwindet und in den Städten steigt die Aggression. Man nimmt Abschied, von Wärme, vom Tageslicht, von Menschen. Herbst ist Zerrissenheit und Aufbäumen, Wut und Depression. All dies einzufangen gelingt nur wenigen. Nadine Maria Schmidt und ihre Band Frühmorgens am Meer verwandeln genau diese Herbstwelt in Musik. Die stimmlichen Bogenschläge, die die Sängerin vom traurigen Hauchen, über röhrende, knarzende, schrill schreiende und zerbrechende Momente schlägt, sind tröstende Streicheleinheiten und atemberaubende Schläge. Nicht immer erschließen sich ihre Geschichten. Meist besitzen sie eine unauslotbare Tiefe. Man muss eintauchen in ihre Musik und kommt dann völlig durchnässt wieder zum Vorschein. Brillant sind die musikalischen Einfälle, Tempowechsel, Arrangements mit verträumtem Piano, melancholischem Cello, heiserer Posaune. Mal sind ihre Lieder Wassermusik, die das Meer, als einen Ort der Trauer betrachten, wie in "Das Meer von unten" oder orientalische Identitätssuche, wie im Lied "Dshamilja". Nach schmuddligem Herbst und Heimatweh klingt "An eine Mutter". Ebenso "Feinliebchen" und "Stille Nacht". Allesamt sehr berührende Lieder. Warum der "Wal uns alle lieb hat..." habe ich allerdings nicht begriffen. Den Abschluss findet Nadine Maria Schmidt in der Vertonung eines Gedichtes von Hermann Hesse. "An die Schönheit" ist einer der vielen Höhepunkte dieser außergewöhnlichen, ausdrucksstarken und musikalisch, wie textlich aufwühlenden Aufnahme. Intelligenz kommt allzu oft mit Hochmut einher. Bei Nadine Maria Schmidt scheint Letzteres zu fehlen. Sie ersetzt dies schlicht mit Herz. Und das benötigt man im Herbst besonders.
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Robby Maria "Welcome to my secret heart"
Timezone, 2014
Robby Maria hatte sich eine Weile in den Regenwald zurückgezogen. Langsam betrat er wieder die Wege der Zivilisation, traute sich zurück in die Städte, ertrug deren Fremdheit und besang sie in seinem ersten Soloalbum "Metropolis". Mittlerweile hat er etwas weiter in die Gegenwart zurückgefunden, doch die Zerrissenheit, die ihn durch die Welt geführt hat, das ruhelose Wesen treibt weiter seine Seele an. "Welcome to my Secret Heart" ist das zweite Album, das er aufgenommen hat. Diesmal nicht im völligen Alleingang, sondern mit einer Reihe von Musikern, die seit seinem Debüt auf ihn aufmerksam wurden. Musikalisch, wie thematisch ist sich Maria dabei treu geblieben. Wieder ist es die Suche nach dem Sinn, in all der Hektik der Gegenwart, die Einsamkeit in der Masse und die Besonderheit des Individuums, das diese Besonderheit meist nur an sich selbst erkennt. "Welcome to my Secret Heart" ist ein dynamisches Independent-Album mit Biss, wenn es auch im Vergleich zu "Metropolis" etwas weniger wütend wirkt.
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Various Artists "Poem - Leonard Cohen in deutscher Sprache"
Sony Music, 2014
Zum 80. Geburtstag des kanadischen Songwriters Leonard Cohen, war man weltweit schlicht aus dem Häuschen und feierte das auf vielfältige Weise. Der bedeutendste singende Lyriker der Gegenwart wird von fast jeder musikalischen Stilrichtung als vorbildlicher Liedermacher wahrgenommen. Gentlemen und Poet für die ganze westliche Welt, steht er in seiner künstlerischen Anerkennung noch weit vor Bob Dylan. Dass seine Lieder auch auf Deutsch funktionieren, daran glaubte man schon vor Jahren. Misha G. Schoenberg hat einige Songs ins Deutsche übertragen. Eigentlich sollte Rio Reiser einst diese Coverversionen veröffentlichen. Es kam anders und seit dem lagen die Lieder auf Eis. Zum 80. Geburtstag wurde es Zeit, das Projekt neu zu beleben. 17 Lieder von Leonard Cohen finden sich auf der CD "Poem", interpretiert von Musikern aus Deutschland, die in ihrem Wirken kaum unterschiedlicher sein könnten. Alle eint aber die Verehrung für den alten Barden. Mrs. Greenbird - ein deutsches Folkduo, das überraschend eine TV-Talentshow gewann, die auf Folk eigentlich nicht vorbereitet war, singen "So long Marianne", leise und unspektakulär - was bei Cohen selbstverständlich ist. Im Gegensatz dazu versucht Max Prosa zum Lied "Partisan" textkonform stimmlich zu sterben, was ihm beinahe gelingt. Souverän wehleidig gibt sich Reinhard Mey bei der deutschen Version von "Famous Blue Raincoat". Bei ihm wirkt das nie gewollt. Maurenbrecher unterscheidet sich von Cohen nur durch die Sprache. "Anthem" ist vielleicht die werkgetreueste Umsetzung eines Cohen Songs auf dem Album. Auf Maffays ZDF abendunterhaltungskompatible Variante von "First we take Manhatten" hätten die Produzenten meiner Meinung nach aber ruhig verzichten können. Hervorzuheben ist noch der Schlagersänger Stefan Waggershausen mit seiner Version von "Alexandra Leaving". Ein dunkles, trauriges Nachtlied, das er singt, wie frisch verlassen. Und auch Nina Hagen besinnt sich darauf, dass sie eigentlich Sängerin ist und nicht nur affig. "Am dunklen Fluss" ist die Übersetzung von "By the Rivers Dark". Hier ordnet sich die Punkröhre dem Dienst des düsteren Songs unter, ohne dabei zu sehr die Nina Hagen zu sein, die im schrillen Mittelpunkt stehen muss. Schön zu sehen, dass sie das noch kann. Anna Loos hingegen gelingt es, "One of us cannot be wrong" so zu interpretieren, als wäre der Song von Silly - was sicher nicht das Schlimmste ist, das Cohen in seinem langen Leben passiert ist. Insgesamt ist das Album Poem eine wankelmütige Huldigung an den Altmeister des poetischen Gesangs. Nicht immer treffsicher und sensibel umgesetzt, aber stellenweise anrührend und auch für Cohenverweigerer durchaus ein Versuch der Annäherung an dessen Werk.
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Wiener Tschuschenkapelle "Donauinselfest 2013 - Live"
Tschuschenton, 2013
"Tschusch" ist ein in Österreich benutztes Schimpfwort für Osteuropäer, Menschen vom Balkan und aus dem Orient. Die Wiener Musiker um den Sänger Slavko Ninić wählten diesen Begriff bewusst, um diesem Wort seine abwertende Bestimmung zu nehmen. Mittlerweile gibt es die Band seit 25 Jahren. Beim Donauinselfest 2013 wurden die Aufnahmen gemacht, die auf der vorliegenden Live-CD zu finden sind. Die Musik der Tschuschenkapelle orientiert sich an den Melodien vom Balkan und aus Osteuropa. Aber auch volksmusikalische Anklänge aus dem Alpenraum und Wiener Cafémusik findet sich in ihrem Repertoire. Klezmer zählt ebenso zu den verbindenden Elementen ihrer Spielweise, wie die Musik der Sinti und Roma. Freunde dieser gelungenen weltmusikalischen Mischung werden an dieser CD ihre Freude haben.
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Hans Theessink "65 Birthday Bash"
Blue Groove, 2014
Der niederländische Bluesgitarrist Hans Thesssink lebt bereits seit Jahren in Wien. Dort lädt er in lockerer Folge gern Freunde und Wegbegleiter zu seinem Geburtstag ins Metropol ein. Auch zu seinem 65. Geburtstag im April 2013 tat er das, um eine gemeinsame Session hinzulegen, die nur zustande kommt, wenn gute Freunde ohne Zwang und Zeitdruck harmonisch miteinander musizieren. Das Ergebnis dieses Abends liegt nun als CD unter dem Namen "65 Birthday Bash" vor und es dokumentiert diesen fröhlichen und ausgelassenen Abend im Wiener Metropol ganz vorzüglich. Gäste sind unter anderem Musiker wie der Däne Knud Møller, der Pianist Roland Guggenbichler und natürlich Ernst Molden. Die Virtuosität aller beteiligten Musiker und der gemeinsame Spaß ist nicht zuletzt durch die gute Tontechnik, die an diesem Abend zum Tragen kam auf dieser CD bestens eingefangen worden.
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Oh Susanna "Namedropper"
Stella Records, 2014
Suzie Ungerleider entwickelt sich kontinuierlich zu einer der besten Songwriterinnen Kanadas. Zahlreiche Preise, wie der Canadian Folkmusic Award und die Juno Nominierung für den Besten Produzenten eines Songs, sprechen für sich. "Namedropper" ist ihr sechstes Studioalbum. 14 eingängige Country- und Folksongs sind darauf zu hören. Ihre stimmliche Qualität ähnelt der von Dolly Parton, wirkt aber deutlich munterer. Das Album widmet sie Freunden aus der Songwriterszene, die sie in den letzten Jahren unterstützten. Deshalb sind alle Lieder von befreundeten Musikern geschrieben, wie Ron Sexsmith, Jay Harris, Jim Bryson und noch weiteren namhaften Musikern aus der Szene. Songs, wie "Mozart for the Cat" und der Opener "Oregon" gehen besonders ins Ohr. Doch auch mit sentimentaleren Stücken, wie "Provincial Parks" und "Saving and Loan" zeigt sie ihre Qualität als Sängerin. "Oh Susanna" gehört zu den Songwriteralben, die man sich immer wieder anhören kann.
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Stefan Johansson "The door to the unknown"
Eigenverlag, 2014
Das zweite Solo-Album des nordschwedischen Folkmusikers ist wie geschaffen, sein eigenes Roadmovie musikalisch zu bebildern. Johansson hat sich auf den Weg gemacht und eine tolle Tour veranstaltet. Ohne großen Tourtruck, mit einer überschaubaren Logistik und einem Fahrrad. Drei Touren führten ihn durch Deutschland. Jeder gefahren Kilometer war ihm einen Euro wert, den er Hilfsorganisation arche-nova spendete - einer Initiative für Menschen in Not. Auf dieser Tour präsentierte er auch die neuen Songs, die er nun auf der CD "The Door to the Unknown" veröffentlichte. Mit stimmigen Arrangements, melodiös erzählten Geschichten und gelegentlichen Abstechern in den Pop ist dieses Album sehr abwechslungsreich geworden. Seine Stimme und seine Gitarre geben den Ton an. Angenehm dezent begleitet wird Johansson von einer Violine. Ein Album, das auf freundliche Weise im Ohr bleibt.
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Sakina "Royê mi"
ARC Music, 2013
Die Kurdin Sakina Teyna lässt uns mit ihrer CD "Royê mi" an der Musik ihres Volkes teilhaben. Als moderne Frau, die heute mehr in Deutschland und Österreich lebt, als in ihrer Heimat, hat sie sich von den kulturellen Einflüssen ihrer Gastländer nur mäßig beeinflussen lassen und wenn, dann eher von der Klassik und vom Jazz. Klagend klingen die Lieder die Sakina singt. Vom harten Leben in den Bergen und vom verlustreichen Kampf um die Anerkennung ihres Volkes ist die Rede. Auch die Liebeslieder, die auf der CD vertreten sind, tragen wenig Hoffnungsvolles in sich, denn oft sind Liebesheiraten in Kurdistan auf Grund in alten Traditionen verharrender Lebensumstände nicht möglich. Die traditionellen Lieder ihrer CD werden begleitet von Zither, Gitarre Geige, Cello, auch von der Stachelgeige, der Laute und Flöte. Das exzellent agierende Ensemble besteht zur Hälfte aus kurdischen Musikern. Die andere Hälfte stammt aus Deutschland, Österreich und Finnland.
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Kofelgschroa "Zaun"
Trikont, 2014
Der Bandname Kofelgschroa geht einem Nichtbayern eher schwer über die Zunge. Aber man muss bei bayrischer Mundartmusik auch nicht zwangsläufig versuchen mitzusingen. Anhören genügt ja und das fällt bei der Band mit dem zungenbrecherischen Namen sehr leicht. Mit starken bayrisch-volksmusikalischen Ansätzen, gepaart mit weltmusikalischen Seitenblicken zelebrieren sie Gesellschaftsverweigerung im besten Sinne eines Carl Valentin. Die Band, die also vom Oberammergauer Berg Kofel schreit - um das mal nach reichlicher Recherche zu übersetzen - erzählt ein paar abstruse Geschichten und machen bayrische Mouthmusic, begleitet von Blechbläsern, allen voran der Tuba. Das Akkordeon von Maximilian Pongratz geht sich gern mal ein paar Takte bei der Musette borgen. Alles klingt so schön nach Moll. In Kofelgschroa zeigt sich die wahre Kunst des Querulanten. Ihre Musik macht Spaß, ohne das man recht weiß warum.
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Trailerpark Idlers "Fifty Gallons of Lightning"
Fortune Records, 2014
Die schwedische Alternativ-Country-Band Trailerpark Idlers befindet sich im Aufnahmerausch. Die vorliegende CD "Fifty Gallons of Lightning" müsste nach meiner Zählung ihre elfte Longplayerveröffentlichung
sein.[45][51]
Alles begann 2007. Ein bisschen hörten man der Platte auch an, dass sich die Gruppe zwar gern zur Session versammelt, aber dabei vor lauter Spontanität vergisst, an den Songs zu feilen. Zwar ist die Musik nach wie vor auf einem authentischen Countrytrail, doch fehlt der Musik die Frische früherer Aufnahmen. Die CD fällt zwar deutlich rockiger aus, als deren Vorgänger. Doch das Gesamtergebnis wirkt eher wie ein abwechslungsarmer Aufguss. Schade. Vielleicht sollten sie weniger hastig veröffentlichen.
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Los Santos "Surfing on the Rio Grande"
Mäule & Gosch, 2014
Es gibt so viel schlimme Musik auf der Welt, dass es tapferer Männer bedarf, die sich dem stellen, damit alle was davon haben. Eine der grausigsten Dinge ist ohne Zweifel der amerikanische Countryjodler. Stefan Hiss gehört mit seinen Manninnen und Mannen zu den Helden, die sich an so etwas wagen. Los Santos heißt eines der ambitionierten Projekte des Stuttgarter Musikers. Seine Liebe gilt der Polka und der Musik des amerikanischen Südwestens. Doch neben den texikanischen Momenten in seinem musikalischen Leben hat er auch eine dunkle Leidenschaft - Hawaiigitarren. Auf "Surfing on the Rio Grande" stellt er sich dem furchtlos. Auch schreckt er weder vor einem Tom Jones Schlager zurück noch vor einem Song von Bruce Springsteen - natürlich immer mit dem nötigen texanisch-mexikanischen Ernst. Wieder stehen ihm heldenmütig Elvis Brettschneider an der Gitarre zu Seite und Winfried Wohlbold an der Steel Guitar. Bernd Öhlenschlägel verprügelt liebevoll das Schlagzeug und Lucia Schlör singt schön mit, wo immer sie kann und darf. Schnelle Autos, staubige Ebenen, Swinging Hulagirls, das sind die bewegenden Themen, auf die Los Santos aufmerksam machen wollen. Doch der jodelnde Cowboy auf der Miss Waikikiwahl als Abschlusssong bedarf einer gewissen Schmerzignoranz. Am Ende zählt jedoch nur eins: der Staub am Rio Grande kann einem Stefan Hiss nichts anhaben, solange er im Herzen ein Hawaiihemd trägt.
© Karsten Rube
Galina Durmashliyska "Trugnali mi sa, trugnali"
ARC Music, 2014
Glykeria "Best of Glykeria, The Voice of Greece"
ARC Music, 2014
Manuel El Chachi & Spanish Gypsy "Gypsy Rumba Flamenco"
ARC Music, 2014
Various Artists "Male Voices of Fado"
ARC Music, 2014
Klezmer Juice "Klezmer Juice"
ARC Music, 2014
Kamerunga "Terra Australis"
ARC Music, 2014
ARC Music ist seit Jahren bestrebt, eine umfassende Bibliothek mit Musik aus allen Regionen der Welt anzulegen. Dabei kennt die Firma keine Grenzen, weder ethnischer, regionaler oder religiöser Art. Häufig bedient sich das Label alter Aufnahmen, die sie vor dem Vergessen bewahrt. So auch bei den folgenden sechs CDs, die bei ARC-Music im Jahr 2014 aufgelegt wurden.
Frisch wiederaufgelegt hat das Label die 2000 erschienene CD "Voice of Dobrudja" der bulgarischen Sängerin Galina Durmashliyska. Die Folkloresängerin aus dem Nordosten des Landes singt mit warmer und ausdrucksstarker Stimme Volkslieder aus der Region "Dobrudja". Diese Region befindet sich am Schwarzen Meer und reicht bis tief nach Rumänien hinein. Außer Liedern aus dem Nordosten beinhaltet die CD auch traditionelle Melodien aus Mazedonien.
Einen kurzen Grenzübertritt wagt das ARC-Label und landet in Griechenland. Die mazedonische Sängerin Glykeria gilt als fleißige Musikerin. Mittlerweile 60 Jahre alt, hat sie über 20 Platten veröffentlicht, die vor allem in ihrer Heimat populär sind. Einen Überblick ihres Wirkens kann man sich auf der vorliegenden CD "Best of Glykeria" verschaffen. Glykeria singt Lieder aus ihrer mazedonischen Heimat, Rempetikos sowie Lieder aus Smyrna. Die "Beste griechische Sängerin des Jahres 2001" hat gemeinsam mit Natacha Atlas, George Dalaras und Ofra Haza gespielt. Auftritte in Israel gaben ihr die Möglichkeit mit dem Israelischen Philarmonischen Orchester zusammenzuarbeiten, was auf der vorliegenden CD ebenfalls dokumentiert ist.
Bleiben wir am Mittelmeer und wechseln auf die Westseite Europas. Spanien ist für viele Dinge bekannt. Musikalisch vor allem für authentischen Flamenco und für pseudofolkloristische Touristenbeschallung. Letzteres scheint die Aufgabe der Compilation "Gypsy, Rumba, Flamenco" zu sein, auf der das ARC-Label die Musiker Manuel el Chachi und Spanish Gipsy zusammengesperrt hat. Man kann den Musikern eine veritable Virtuosität nicht absprechen. Besonders die Gitarren sind brillant gespielt. Nur die Arrangements weisen all zu häufig auf belanglose Unterhaltung beim Abendessen hin, auf Urlaubserinnerung und auf den Satz: "Klingt wie Gipsy Kings".
Mit Sammlungen aus der wunderbaren Welt des Fados hat sich das ARC-Label bereits mehrfach profiliert. Nach "Legends of Fado", "Queens of Fado" und "New Queens of Fado" widmet sich die nun vorliegende Veröffentlichung den männlichen Interpreten dieser gefühlvollen Form portugiesischen Gesangs. Ein paar der größten männlichen Stimmen des Fados hat man harmonisch hier zusammengetragen. Der in Funchal geborene Sänger Max gehört zu den alten Herren des Genres. Bereits 1980 gestorben, war er zu seiner Zeit selbst für Amalia Rodrigues ein Vorbild. Im Lissaboner Nachtleben beliebt ist heute noch José Manuel Barreto, der auf der CD mit einem Titel vertreten ist. Er ist ebenfalls ein alteingesessener Fadointerpret und kann mittlerweile auf 40 Jahre aktiven Fadogesang zurückblicken. Auch die junge Generation beeindruckt. Ricardo Ribeiro gehört mit seinen 33 Jahren zu den Fadointerpreten der nachgewachsenen Riege. Das Gleiche gilt für Rodrigo Costa Felix. Der bekannteste männliche Fadosänger dürfte auf dieser musikalischen Sammlung jedoch Camane sein. Talent und Stimme des Sängers bringen ihm in regelmäßiger Reihenfolge Preise ein. »Male Voices of Fado« wirft einen gelungenen, wenn auch nicht vollständigen Blick auf die männliche Seite des Fado.
Neue jüdische Musik ist auf der ARC-Veröffentlichung der Band Klezmer Juice zu hören. Die jungen Musiker leben das, was man von jüdischer Kultur am wenigsten erwartet und am meisten bekommt - grenzloses, tolerantes Händereichen. Wenn man sieht und hört, wie offensiv und erfolgreich gerade jüdische Musik mit anderen Stilrichtungen poussiert, fragt man sich, warum man im normalen Leben immer noch nicht grenzenlos anständig miteinander umgehen kann. Klezmer Juice sind ein multinationales Ensemble. Die Musik, die auf der CD zu hören ist, enthält neben den traditionellen Klezmermelodien auch Elemente des Soul, Tangoanklänge und immer wieder Folk. Sie springen frei zwischen den Stilen hin und her, ohne ihre Klezmerbodenhaftung zu verlieren.
Den weitesten Sprung in der Welt der weltweiten Musik unternimmt das ARC-Label mit der Veröffentlichung der CD "Terra Australis" von der australischen Folkpop-Band Kamerunga. Den Musikern hört man das australische Outback nicht an. Sie haben sich zwar in Queensland gefunden, doch ist ihre irische Abstammung so deutlich, wie bei einer Kapelle aus Dublin. Rockige Musik wechselt sich mit Reggae, keltischen Melodien und Jazz ab. "Terra Australis" ist eher ein fröhliches Pup-Album, als ein Abbild australischer Klischees zwischen Koalabär und Didgeridoo und macht wohl gerade darum von der ersten bis zur letzten Minute Spaß.
© Karsten Rube
Hafennacht "Tresenkönigin"
Frame Records, 2014
Worüber wird am häufigsten gesungen? Über die Liebe und über das Meer. Beides besingt die Sehnsucht. Und meist treten die Liebe und das Meer als Paar auf. Ein Paar, das nicht immer in Harmonie liebt und lebt. Die Liebe – sensibel, vereinnahmend und launisch, das Meer, freiheitsliebend, ebenfalls launisch und gelegentlich aufbrausend. Hafennacht, ein Trio aus Hamburg, versucht diese Spannung einzufangen. Das gelingt mit der aktuellen CD “Tresenkönigin” ausgezeichnet. Bei Liedern vom Wasserrand läuft man gelegentlich Gefahr, nasse Füße zu bekommen. Mit hohlem Geplänkel braucht man dem Wasser nicht zu kommen. Das Meer, so blau, so tief, so voller Fische, lässt sich nicht beeindrucken. Wenn man am Ufer steht, sind alle Spiele, jeder Versuch, sich selbst zu belügen sinnlos. Die Platte beginnt bereits mit einem Chanson aus eigener Feder. Selbstmordgedanken werden durch den Sonntagmorgen am Fischmarkt getragen und erfolgreich vertrieben. Hamburg und sein Hafenviertel spielt in den meisten Liedern der CD eine tragende Rolle. Dass auch eine Hamburgerin den Wellen und dem Wasser überdrüssig werden kann, hört man in “Kein Wasser mehr sehn”, ebenfalls ein Lied aus der Feder des Gitarristen Erik Barren und der Sängerin Uschi Wittich. “Blues in Duhn” bringt eine wunderschöne Weite in die Musik. Es treffen die Liebe und das Meer auf sehr harmonische Weise aufeinander. Begleitet von einem Akkordeon, das in diesem Lied die Bezeichnung “Schifferklavier” nicht zu scheuen braucht und leichtem Glockenspiel ist “Inselsong” ein selig schwankender Walzer. Rotziger gibt sich die Sängerin im titelgebenden Song der CD “Tresenkönigin”. Hier schunkelt man nicht, hier wird bereits getorkelt. Hervorragend interpretiert Hafennacht zahlreiche bekannte Lieder, die ins Allgemeingut deutscher Seefahrermusik eingegangen sind. Die “Seeräuberjenny” und “Surabaya Jonny” von Brecht und Weill zählen dazu. Der Hans Albers Shanty “In einer Sternennacht am Hafen” gehört ebenso dazu, wie der ebenfalls einst vom blonden Hans gesungene Titel “Über uns der Himmel” aus dem gleichnamigen Film von 1947. Hervorragend auch die mit maritimen Chic angeraute und mit Streichern wieder besänftigte Version des Rio Reiser Liedes “Junimond”. “Tresenkönigin” ist eine gefühlvolle Reise an den Rand des weiten Meeres und eine sinnliche Verführung durchs Gefühlslabyrinth der Menschen im Hafenviertel.
© Karsten Rube
Brathanki "Koledy"
Gazeta, 2011
Die populäre polnische Folk-Rock-Gruppe Brathanki hat sich bereits 2011 zu einem Weihnachtsliedersingefest versammelt. Die CD, die dabei entstanden ist, heißt "Koledy", was kurz und schlicht Weihnachtslieder bedeutet. Brathanki legen sich nicht zu sehr auf die traditionelle Art fest Weihnachtslieder zu singen, sondern spielen ganz aufgeweckte Lieder, die nach einer fröhlichen und etwas folkig-rockigen Weihnacht klingen. Aber auch die Folkrocker legen zuweilen ihre Gitarren beiseite und werden besinnlich. "Koledy" ist ein durchwachsenes, aber weihnachtlich schönes Album der etwas frecheren Art,
© Karsten Rube
Gronicki & Harnasie "Koledy goralskie"
Tercet, 2004
Wunderschön muss es im Winter und besonders zu Weihnachten in der Hohen Tatra zugehen. Das kleinste Hochgebirge der Welt liegt dann tief verschneit an der Grenze zwischen Polen und der Slowakei und strahlt vor allem eins aus: Ruhe. So touristisch, wie die Alpen ist diese Gegend noch nicht verseucht und gerade zur Weihnachtszeit wirkt dieses Gebirge besonders friedlich, was sich auch in den polnischen Weihnachtsliedern widerspiegelt. "Koledy Góralskie" - »Weihnachtslieder aus den Bergen« heißt eine von vielen CDs zum Fest, die im Süden Polens aufgelegt werden, um den Heiligen Abend einzuläuten. Die meisten dieser traditionellen Lieder werden mit eigenwillig gestimmten Geigen und einem Akkordeon begleitet, während vor allem die Frauen zu mehrstimmigem energischen Gesang anheben. Das klingt feierlich und fröhlich zu gleich und ist weit von der Trauerstimmung entfernt, die man gern zum Geburtstag Christi in den Kirchen aufgetischt bekommt.
© Karsten Rube
Golec uOrkiestra "Koled I Pastoralek" [CD/DVD]
Warner Music Poland, 2014
Die Zwillinge Paweł und Łukasz Golec gehören zu den umtriebigsten Folkmusikern Polens. Nach einem klassischen Musikstudium haben sie ihre Kenntnisse in Richtung Pop und Jazz erweitert. So klingt die Volksmusik aus den Karpaten bei Golecs nicht nur traditionell, sondern auch modern. In der Weihnachtsmusik fühlen sich die Brüder außerordentlich wohl. Jedes Jahr geben sie in den Kirchen ihres Landes Konzerte, so auch im Dezember 2013 in der ehrwürdigen Basilika Jasna Gora in Czestochowie, dem berühmten Wallfahrtsort mit seiner Schwarzen Madonna. Ein Konzert in einer großen Kirche ist immer eine Herausforderung für alle Beteiligten, besonders aber für die Tontechnik. Golec und das Produktionsteam des polnischen Fernsehens meistern in der großen Basilika dieses Problem hervorragend. Musikalisch überzeugen Golec ohnehin mit ihrer launigen Mischung aus weihnachtlichem Schunkelpop und Beskidenfolklore. Neben den Hochlandmelodien, die mit Geigen, Akkordeons, Flöten, mit Dudelsack und Beskidenhörnern recht volkstümlich daherkommen, lassen sie einen Gospelchor in voller Mannschaftsstärke antreten und ein Bläserensemble erklingen. Auch Kinderensembles, die mit Gesang und Geigenspiel entzücken, treten immer wieder auf die Bühne vor dem Altar. Die Zwillinge machen zwischendurch Dampf auf ihren eigenen Blasinstrumenten. Kirchliche Weihnachtslieder verwandeln sich bei diesem Konzert schnell in stimmungsvolle Hymnen, die eindrucksvoll von den Brüdern Golec sowie von der hellen Stimme Edyta Golecs vorgetragen und vom Publikum aufgenommen und mitgesungen werden. Manchmal gleitet die Musik aus einem Kirchenklassiker heraus in einen rhythmischen Jazz. Auch die große frisch restaurierte Orgel der Basilika kommt gebührend zum Einsatz. Der Live-CD liegt die DVD des Konzertes bei. Neben der ausgezeichneten Akustik kann man sich zudem an strahlenden Bildern aus der Basilika auf dem Klaren Berg erfreuen, einen Blick auf die Schwarze Madonna werfen und das reich ausgeschmückte Hauptschiff der Kirche bestaunen. Golden leuchtet das Weihnachtsfest von dieser DVD. Beim Hören und Betrachten des Konzerts wird dem Betrachter schon recht feierlich zumute.
© Karsten Rube
Faun "Luna"
Universal Music, 2014
Kaum ein Jahr ist vergangen, seit sich Faun mit ihrem Album "Von den Elben"[51] ein paar Blessuren geholt haben. Das durchaus hörenswerte Album war vielen Fans des Pagans zu sehr dem neuen Majorlabel hörig und eher schlagerhaft und poppig. Faun steht aber sehr gelassen über der Kritik. Ihr neues Album "Luna" verbindet ebenso Musik aus der Mittelalterszene mit markttauglichen und radiokompatiblen Arrangements. Ein paar glatte Reime, ein bisschen esoterisches Gewürz drüber, Geschichten, wie aus einem Fantasieroman, schon hat man das für die Band typische musikalische Airbrushgemälde. Doch obwohl sie sich bewusst der Klischees ihrer Zunft bedienen, vom Text bis zur zuweilen vorhersehbaren Melodieführung, wirkt das Produkt rundum ehrlich. Das, was Faun hier mit "Luna" abliefern, haben sie wohl auch so gemeint. Es ist ein konzeptionell stimmiges Album. Den Bonus der Marktauglichkeit vertragen zwar in der Mystikmusik viele Fans nicht, doch kann man es den Musikern nicht übelnehmen, wenn sie mit ihrer Musik auch Leute erreichen wollen, die nicht ausschließlich in starren Szeneritualen verharren. Die CD "Luna" hat alles für den Geschmack von Mittelalter-, Esotherik-, Mystik- und Fantasiefreunden und kann sogar bei gestandenen Schlagerfans punkten. Ich bin weder ein Freund der einen, wie der anderen Szene, finde die CD "Luna" aber trotzdem ansprechend und unterhaltsam. Sie wirkt weder billig noch anbiedernd, wie manch musikalische Mittelaltergroteske, die mir bereits untergekommen ist, sondern zeugt von der Gestaltungs-, Spiel- und Erzählfreude der Musiker von Faun.
© Karsten Rube
No Blues "Kind of No Blues"
Continental Records, 2014
Die holländischen Musiker der Gruppe No Blues probieren seit zehn Jahren erfolgreich aus, wie es sich anhört, amerikanischen Folk und Blues mit arabischen Musikstilen zu kombinieren. Kulturübergreifend gelingt ihnen musikalisch, was in der weiten Welt der Politik so aussichtslos erscheint. Auf der neuen CD "Kind of No Blues" übertreten die Holländer wieder die verschiedenen Genregrenzen. Arabicana nennen sie ihren Stil folgerichtig, bringen den 'Ud, das arabische Pendant zur amerikanischen Bluesgitarre mit der Folkgitarre und dem Bass zusammen und setzen auch noch eine afrikanische Trommel dazu. Und als sei das als multikultureller Gengremix nicht genug, wird zwischendurch auch noch auf Holländisch gesungen. Zwölf neue Lieder haben sie während ihres Studioaufenthaltes eingespielt. Zwölf Lieder von seltener melancholischer Schönheit, die geprägt sind vom Blues und von der Sentimentalität und der Poesie arabischer Melodien. Zusätzlich zu den neuen Songs haben No Blues noch eine Live-CD beigesteuert, auf der sie 13 Tracks spielen, die man von früheren Alben kennt. Live ist die Band fesselnd und souverän. Besucher des Tanz- und Folkfestes in Rudolstadt durften das 2014 auf das Angenehmste erleben.[54]
© Karsten Rube
Hubertus Rösch "Better World"
Eigenverlag, 2014
Hubertus Rösch "Waiting for this train" [EP]
Eigenverlag, 2014
Dem einen oder anderen Fernsehbesitzer wird Hubertus Rösch schon mal aufgefallen sein. Sein Gesicht taucht in manch Serienformat auf. Doch dem Schauspieler und Dylan-Fan genügen die Fernsehauftritte schon lange nicht mehr. Mit Gitarre und etwas nöliger Stimme versucht er seinem Vorbild möglichst nahezukommen und tritt als Liedermacher in Erscheinung. Bewaffnet mit Hut und Gitarre singt er gegen Verzweiflung an und betrachtet, wie einst John Lennon wie die Räder sich drehen. Seine Verehrung für Bob Dylan hingegen, geht so weit, das er einen Titel spielt, der "Jokerman" heißt und dabei doch nicht Dylan covert, sondern ihn lediglich zitiert. Seine Gitarre beherrscht Hubertus Rösch recht souverän. Stimmlich ist er nicht immer unbeschwert zu ertragen, aber das gleiche kann man von seinem Vorbild ebenso behaupten. Jedenfalls ist es eine gute Idee, sich neben den Fernsehrollen auf einem anderen Standbein weiterzuentwickeln.
© Karsten Rube