Eine Erklärung des Festivalteams Rudolstadt: Gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus!
Seit 1991 widmet sich das Festival für Roots, Folk und Weltmusik in Rudolstadt mit seinen musikalischen Mitteln der Völkerverständigung. Schon in der Konzeption für das erste Festival haben wir geschrieben: „Der Gedanke der Weltoffenheit und Völkerverständigung ist in der Folkszene nicht neu ... Einen großen Beitrag dazu haben die in Deutschland lebenden Ausländer geleistet.“
Das Festivalteam wehrt sich entschieden gegen alle Formen von Fremdenfeindlichkeit, gegen rechte Hetze, Rassismus und Gewalt gegenüber Menschen, die bei uns Schutz suchen – und auch gegen die verbale Aggression von – auch christdemokratischen – Politikern, bei denen das Wort „Nächstenliebe“ nur noch eine untergeordnete Rolle zu spielen scheint.
Als Festival können wir uns nur einmal im Jahr positionieren. Das tun wir allerdings deutlich und unmissverständlich seit 25 Jahren. Und wollen dies auch künftig tun: Das Festival steht für Weltoffenheit und wird weiterhin „ein farbenprächtiges und fröhliches Treffen der Kulturen“ (Bundespräsident Roman Herzog 1996) feiern. Darüber hinaus ist es den einzelnen Mitgliedern des Festivalteams eine Pflicht und Selbstverständlichkeit, an ihren jeweiligen Wohnorten auch jenseits der Festivaltage gegen alle Tendenzen von Ausgrenzung und Intoleranz aktiv zu sein.
Mit Entsetzen haben wir Anfang der 90er Jahre ausländerfeindliche Übergriffe quer durch die Bundesrepublik erleben müssen; leider gab und gibt es sie seitdem immer wieder und immer öfter. Auch die Festivalstadt umwehte gelegentlich ein kräftiger brauner Gestank. Und es wäre falsch, zu behaupten, die Stadt sei frei von Menschen mit solchem Gedankengut. Genauso wenig ist es allerdings statthaft, Rudolstadt als Zentrum brauner Gesinnung abzuqualifizieren (wie es jüngst die Frankfurter Rundschau tat). Dies wird den vielen hundert Bürgern nicht gerecht, die sich angesichts der aktuellen Flüchtlingslage gegen jegliche Ansätze von fremdenfeindlichem Gezündel in der Stadt sperren und die tagtäglich ehrenamtlich den im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt eintreffenden Flüchtlingen helfen, sich in der fremden Umgebung einzuleben und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen — so zum Beispiel im Verein NNR, Neue Nachbarn Rudolstadt.
Musik kann die Probleme der Integration nicht lösen. Aber sie kann den neuen Mitbürgern ein Gefühl von Heimat vermitteln und ihren neuen deutschen Nachbarn Einblicke in deren Kultur bieten, die erste Schritte zu einem – nicht nur kulturellen – Verständnis sind. Zum ersten Festival formulierte der damalige Rudolstädter Bürgermeister Dr. Hartmut Franz: „In Umbruchzeiten, die mit Ungewissheit und sozialen Problemen für viele Bürger verbunden sind, besteht die Gefahr der Vereinsamung und Abkapselung der Menschen aus der Gemeinschaft. Auch hier kann ein Fest, bei dem es zu Begegnungen und neuen Bekanntschaften kommt, hilfreich sein, denn nichts ist befreiender, als Sorgen und Freuden mit (neuen) Freunden zu besprechen.“ 25 Jahre später stellen die vielen Menschen, die bei uns Schutz vor Verfolgung und Krieg suchen, die Gesellschaft vor neue Herausforderungen. Die damaligen Worte des Altbürgermeisters gelten unter diesen neuen Vorzeichen unvermindert fort. Sie sind dem Festival Auftrag und Antrieb.
Simone Dake - Jens Daniel - Ulrich Doberenz - Bernhard Hanneken - Thomas Hauf - Steffen Henkel - Miriam Rossius - Petra Rottschalk - Karin Ströming - Peter Uhlmann - Jürgen B. Wolff