Die Münchner Musikerin Astrid Lang,
dem FolkWorld-Leser durch ihr Projekt Shockwave Riders bekannt,
hat ihr schrift- stellerisches Debüt vorgelegt, eine Fantasy-Geschichte, in der Musik eine große Rolle spielt.
Die als eBook erhältlichen Reisen des Kapitän Dun Karm erzählen mit blühender Fantasie und prächtigen Ideen
von dem weitgereisten Seemann, der verstand ein Seemannsgarn zu spinnen:
ein riesiger Mammutwal; eine Kathedrale unter dem Meer; ozeanische Kantilenen,
die die Seeleute betören; oder die Insel der Behäbigkeit:
Vormittags tat man nicht viel auf der Insel, mittags hielt man
Siesta und nachmittags trafen sich stets alle im Schankraum der
Herberge, im Volksmund Taverne genannt, um Steinbold zu spielen.
Dies ist ein Spiel, das nirgendwo sonst auf der Welt gespielt wird,
und es geht folgendermaßen: sobald einer »Steinbold« ruft, muss
jedermann in der eben innegehabten Position verharren und
derjenige, der sich als Erster bewegt, hat verloren, und wenn er auch
nur mit einem Augenlid zuckt.
Die meiste Zeit verlor Kapitän Dun Karm. Er war deutlich im
Nachteil, denn alle Einheimischen beherrschten die Kunst, sich, stets
wenn »Steinbold« gerufen wurde, in einer sehr bequemen Position
zu befinden, anders als Dun Karm. Das lag daran, dass das
Sich-in-einer-bequemen-Position-befinden auf der Insel der Behä- bigkeit als
hohe Kunst galt und bereits von Kindesbeinen an gelehrt, geübt und
einstudiert wurde ...
Eine Flaschenpost führt Dun Karm in die geheimnisvolle Stadt Tamarhokh
am Grunde eines erloschenen Vulkans, wo die Novizen im Fache Gesang
... von den legendären Sängern und Virtuosen der Ongoren nicht nur das Spiel auf ihren
Instrumenten erlernen und die Kunst des Vortrags, sondern auch die
größte der Künste. Eigene Melodien zu erschaffen und Lieder, die
den Menschen ans Herz griffen ...
Doch Dramatisches tut sich im Staate Tamarhokh. Und nur Kapitän Dun Karm
(und seine Gefolgsleute) scheinen in der Lage zu sein, den Rettungsring zu werfen.
»Nun, du weißt doch, dass wir nur Lieder über das Schöne und
das Gute ersinnen sollen.«
»Ja, ja«, gab Vendaahr zurück, »sie bläuen es uns täglich ein. Die
Musik soll erfreuen und verzaubern. ›Nur das Gute und das Schöne,
und nichts niedrig und gemein, soll in jedem deiner Töne, soll in
deinen Worten sein.‹ Ich kanns schon nicht mehr hören!«
»Ja, ich weiß«, entgegnete Galbareth, »ich habe viel darüber
nach- gedacht und, nun ja, nicht die ganze Welt ist gut und schön. Es
gibt auch Furcht und Hass, Verrat und Habgier. Die Menschen
haben Probleme und müssen Ent- scheidungen treffen, manche davon
folgenschwer. Früher halfen ihnen unsere Lieder dabei. Sie machten
ihnen Mut und zeigten ihnen, dass sie mit ihren Nöten, Sorgen und
Kämpfen nicht allein da standen. Und jetzt? Jetzt singen wir vom
Glück, als ob das Unglück eine Krankheit wäre.«
Sie schwiegen beide eine Weile.
»Es ist als ob wir lügen würden! In einem fort!«, stieß Galbareth
schließlich hervor und Vendaahr war erstaunt über die Stärke des
Abscheus in seiner Stimme ...
Astrid Lang, Die Reisen des Kapitän Dun Karm - Durch den Spiegel nach Tamarhokh.
eBook, Via tolino media,
2015, ISBN 978-3-739326726, 200 S, €7,99.
Der Roman wird am 1. September 2016 als Taschenbuch bei
Black Flag Books
erscheinen.
Astrid Lang @ FolkWorld:
FW#38
Lucy Murray, aufgewachsen im konservativen Texas der 1950er/1960er Jahre, ist eine geborene Außenseiterin. Sie hört Countrymusik und singt Songs von Leonard Cohen und Judy Collins in Kaffeehäusern.
Lucy kämpft um ihren Platz innerhalb der Musikindustrie. Es gelingt ihr, einen (allerdings unfähigen) Manager zu finden, der sie bei einem großen Plattenlabel unterbringt. Die Folge heisst allerdings: Kreativität vs. Kommerz!
Die Erlebnisse der Lucy Murray orientieren sich laut Klappentext an wahren Begebenheiten. Bluestage ist eine Geschichte a la "Gegen die Wand": schwierige Kindheit und Partnerschaften, Lug und Trug, Einsamkeit und Misserfolg, Krankheit und Missbrauch.
Lucys Odyssee und Ochsentour liest sich wie eine Dokumentation. Die Erzählsprache ist nüchtern und lakonisch. Markus Dehm, der für die Musikzeitschrift "Folker" und die Musikseiten des "irland journal" schreibt, kennt sich aus im Haifischbecken des Musikgeschäfts und hat eine Schwäche für die musikalischen Talente, die nicht in die Schubladen passen, nicht zur rechten Zeit am rechten Ort sind oder sich schlichtweg weigern, nach den Regeln anderer zu spielen.
Schwachpunkt der Biographie ist, dass Dehm sich nicht mit detaillierten Schilderungen aufhält, insbesondere musikalischer Erfahrungen und Erlebnisse. Wir erfahren z.B. leider nicht, wie sich die Abfolge meist negativer Ereignisse auf Lucys Songwriting auswirkt. Der Romantitel bezieht sich auf die depressive Grundstimmung, nicht Lucys Musikstil. Sie ist so eine Art Country-Balladensängerin, die nur einmal im Vorprogramm eines namhaften Bluesmusikers gespielt hat.
Musikalisch wesentlich tiefer geht beispielsweise der ehemalige Jazz-Schlagzeuger Bill Moody in seinen im Jazz-Milieu spielenden Kriminalromanen. Konzerte und Studio-Aufnahmen werden zwischen der eigentlichen Kriminal-Handlung immer wieder ausführlich geschildert.
Als der Wegbereiter des modernen Jazz Charlie Parker, genannt Bird, 1955 frühzeitig verstarb, tauchten auf allen Wänden Slogans auf: Bird lives! Nun werden jeweils am Jahrestag eines wichtigen Jazzereignisses bekannte und erfolgreiche Popjazzfuzzis ermordet.
Jazz-Pianist Evan Horne wurde gezwungenermaßen Privatdetektiv, nachdem ihm bei einem Unfall die rechte Hand zerschmettert wurde. Nun sind die Folgen seiner Handverletzung auskuriert, der erste Liveauftritt ist bestens gelaufen und ein Plattenvertrag winkt.
Doch Evan Horne scheint auch der Einzige zu sein, der mit den rätselhaften Botschaften des Mörders etwas anfangen kann und Polizei und FBI bitten ihn um tatkräftige Mithilfe bei der Aufklärung der Mordserie.
Evan Horne scheint der richtige Mann für den Job zu sein, da sind sich sowohl die Polizei:
als auch der Täter einig:
Autor Bill Moody ist ein Vertreter des Bebop, jener Spielweise der 1950er Jahre, die immer noch Grundlage der meisten Jazzsessions weltweit ist, und er nimmt mit Vorliebe die Vertreter des kommerziellen, elektrischen Jazz (Massenware) aufs Korn:
Ist das der Schlüssel, um den Mörder zu finden?
Photo Credits:
(1ff) Book/CD Covers, (6) Astrid Lang / Shockwave Riders
(from website/author/publishers).