Detlef Stachetzkis Bericht vom Folk Club Bonn Nr. 55 am 6. Februar 2015.
Offenbar ist dieses ziemlich harmlos anmutende Motto für einen Folk Club doch erheblich zu ambitioniert, und das obwohl wir mitten im Karneval waren. Der typische Folk Club-Künstler liebt nun mal traurige Lieder, Lieder, die von der bösen, ungerechten Welt handeln, das Thema Liebe in allen Variationen, oftmals natürlich um das Leid, das die Liebe verursacht, behandeln – seufz! Nun, ganz ohne lustige Lieder verlief der Abend nicht [...] „The Man That Waters the Workers' Beer“, „Des Pudels Kern“, „Mana-Mana“, „Big Rock Candy Mountain“, „I’m My Own Grandpa“, [...]
Erster „Featured Artist“ des Abends war Tom Kannmacher, der zuletzt 2011 einen gefeierten Auftritt im Folk Club hatte. Damals trat er mit dem komplizierten irischen Dudelsack (Uilleann Pipes) auf. Diesmal brachte er die sogenannte Gitarrenlaute mit, ein altes traditionelles deutsches Zupfinstrument.
Traditionell waren auch seine Beiträge, aber wer kennt diese schönen deutschen Volkslieder noch? „Ein Spielmann ist aus Franken kommen“ handelt von einem Spielmann, der Einlass in den Himmel begehrt. Er muss wohl ein ziemlicher Taugenichts gewesen sein. Erst die Fürsprache der Kinder, die seine Musik so lieben, erweicht das Herz des Herrn – ergreifend gespielt.
Seitensprung und Erpressung ist das Thema beim Lied „Der Wasserkrug“, bei dem eine Dienstmagd beinahe Opfer der Eifersüchteleien ihrer Dienstherrin wird und sich nur durch den Hinweis auf deren eigene außereheliche Betätigungen retten kann. Ebenfalls um heimliche Liebe geht es bei den Liedern „Der Bettelmann aus Ungarland“ und „Das Geigenbüwele“ – herrlich gespielt und gesungen.
Ein recht ungewöhnliches Instrument ist die Epinette des Vosges (Vogesenspinett), das uns Tom mit dem nächsten Lied vorstellte. Dabei handelt es sich um eine Vertreterin der sogenannten Bordunzithern und ist mit dem Scheitholt verwandt und auch mit dem Appalachian Dulcimer, den wir im Januar zu hören bekamen. Das Lied vom Edelmann und seinem Knecht setzt das Thema heimliche Liebe, Untreue usw. fort.
Wieder mit der Gitarrenlaute spielte Tom danach die Lieder „Es war einmal eine Müllerin“, „Das Lied vom Tannhäuser“ und das mit Textpassagen auf Deutsch und Französisch versehene Lied „Il faut toujours lustig sein“ aus Lothringen. Großer Applaus für Tom Kannmachers wunderbare Interpretationen und seinen Beitrag, fast vergessenes Liedgut in Erinnerung zu bewahren. [...]
Das nächste Treffen des Folk Club Bonn findet statt am 27. März 2015 im Haus Müllestumpe An der Rheindorfer Burg 22 53117 Bonn (Graurheindorf) ab 19:00 Uhr bis 22:00 Uhr wie immer: Eintritt frei Auf den 27. März vorverlegt wurde der April-Folk Club, der ansonsten auf den Karfreitag gefallen wäre. Als besonderen Gast dürfen wir Simon Wahl begrüßen. Simon stammt aus Bonn und wohnt und studiert jetzt in Linz (Österreich). Wir freuen uns auf einen besonderen Gitarristen, dessen artistisches Spiel sicherlich zu dem Besten gehört, was es auf diesem Gebiet gibt. Das Thema des Tages lautet ansonsten „Berge/Landschaft“. Weitere Termine für 2015 sind: · 1. Mai: Bill Perry (Kanada); Thema ansonsten: „Jahreszeiten“ · 5. Juni: Frank und Piet (Genk/Belgien); Thema ansonsten: „A capella“ · 3. Juli: Singers’ Night; Thema: „Urlaub/Fernweh“ · August – kein Folk Club · 4. September: Thema: „Banjo” mit Dan Walsh (Großbritannien) und Slack Bird alias Dave Kras (Finnland) · 2. Oktober: Fil Campbell (Nordirland); Thema ansonsten: „Blasinstrumente“ · 6. November: Singers’ Night; Thema: „Gospel/Spiritual“ · 4. Dezember: Simon Kempston (Edinburgh/Schottland); Thema ansonsten: „Scheiden/Trennung“
Photo Credits:
(1), (2) Folk Club Bonn,
(3) Tom Kannmacher,
(4) Slack Bird,
(5) Simon Kempston
(by Folk Club Bonn).