FolkWorld #50 03/2013

CD & DVD Rezensionen

Rosario Smowing "Se Mueve"
Brokensilence/Flowfish, 2011

Article: Harz & Heide 2012

www.rosariosmowing.com.ar

Benutzt heute eigentlich noch jemand das Wort fetzig? Angesichts der Musik der argentinischen Dampfkapelle Rosario Smowing wäre es Zeit für eine Renaissance dieses schönen Wortes. Die acht Musiker greifen die Tanzmusik der Jahre zwischen 1940 und 1970 auf, verbinden Swing mit Ska, bringen Rockabilly dazu, mit Mambo zu tanzen und haben nicht mal Angst davor Dixieland und Tango unter einen Hut zu bringen. Sie greifen zu kräftigen Blasinstrumenten und lassen Tanzsäle in aller Welt in rhythmischen Erdbeben vibrieren. Obwohl Rosario Smowing nur aus acht Musikern besteht, gibt ihr Klangkörper die Musik einer ganzen Big-Band her. Auf volltönende Arrangements mit jazzig swingender Tanzmusik setzt der Sänger Diego Javier Casanova seine etwas schmutzig wirkende Stimme und sorgt dafür, dass die Big Band eher nach Straßenmusik und Ganovenball, als nach Ballsaal und Abendgarderobe klingt. So klingen sie mal wie Joe Jackson, als er sein schrullig schönes Jazzalbum "Jumpin Jive" fertigte, manchmal erinnern sie auch an die ebenfalls aus Argentinien stammenden Los Fabulosos Cadillacs. Im Lied "Tessabe a Martini" huldigen sie dem Gipsy-Swing von Django Reinhardt und Stéphane Grappelli. Mit dem Rauschen des Meeres und einer verhalten A-Capella gesungenen Melodie verabschiedet sich das Album "Se Mueve" überraschend leise. Trotz des ruhigen Endes ist "Se Mueve" eine fetzige Platte.
© Karsten Rube


Mark Baum "Àrboles y Amores"
Eigenverlag, 2012

www.markbaum.net

Vor vielen Jahren nahm der brasilianische Sänger Caetano Veloso eine CD mit lateinamerikanischen Volksliedern auf. "Fina Estampa" hieß sie und sie gehört für mich bis heute zu den schönsten Sammlungen des lateinamerikanischen Liedgutes. Ich bin mir ganz sicher, das Mark Baum sich von diesen schönen Aufnahmen hat inspirieren lassen, als er seine erste CD "Àrboles y Amores" aufnahm. Im Wesen ist es eine ähnliche Produktion wie die von Veloso, voller Sentimentalität, voller Liebe zur Schnulze und ebenbürtig dem Gesang Velosos, der immer mal wieder einige Höhen anvisiert, die seine Stimme nicht erreicht. Das kann man trotzdem richtig gut finden, nicht weil es perfekt ist, sondern gerade weil es manchmal etwas daneben geht. Mark Baum fasziniert auf seiner CD "Àrboles y Amores" nicht mit seinem Gesang, sondern mit seiner Hingabe, mit denen er sich diesen Liedern verschrieben hat. Seine Lieder stammen vor allem aus Kolumbien. Kolumbien besitzt eine sehr vielfältige musikalische Landschaft, die mehr zu bieten hat, als Shakira und Juanes. Die Cumbia mag der bekannteste Tanz des Landes sein, doch auch die afrokolumbianische Champeta, der Joropo der Llanos und der Vallenato sind in verschiedenen Regionen populär. Baum greift auf Lieder berühmter Musiker Kolumbiens zurück, wie Alvaro Dalmar, José Benito Barros und Jorge Molina Cano, aber auch auf Kompositionen des Argentiniers Atahualpa Yupanqui und der Peruanerin Chabuca Granda, die mit "Fina Estampa" eines der schönsten lateinamerikanischen Volkslieder schrieb. Baum singt auf seiner CD "Àrboles y Amores" vielleicht nicht immer musikalisch sicher, aber immer mit großer Liebe zum Lied.
© Karsten Rube


Ariacorte "De Sira"
Eigenverlag, 2012

www.ariacorte.net

Die Tarantella ist einer dieser alten traditionellen Tänze, die sich auch in der Gegenwart einer großen Beliebtheit erfreut und das längst nicht nur bei Folkloreliebhabern. Zunehmend finden besonders im Süden Italiens wieder junge Leute zu diesem Tanz, dem man eine gewisse Wildheit nicht absprechen kann. Ging es der Legende zufolge bei diesem Tanz darum, sich nach dem Biss einer Tarantel mit viel Bewegung vom Spinnengift zu befreien, ist es heute eher das Bedürfnis nach gemeinsamem Tanz und dem Abschütteln von Alltagsproblemen. Im Salent, am Absatz des italienischen Stiefels ist die Tradition der Tarantella besonders wach geblieben. Hier gibt es zahlreiche Tarantella-Vereinigungen. Eine ist die Compagnia populare salentina Ariacorte. Dieses in den 90ern gegründete Musikensemble sucht nach den alten, verschütteten Liedern der Region, belebt diese neu und versucht diese ohne allzu moderne Klangmittel einzusetzen, etwas aufzufrischen. Ariacorte wollen aus der Tarantella keine Popmusik machen, sondern zum Tanz aufspielen. Doch sie lüften die alten Melodien richtig durch und interpretieren sie erfrischt. Es gelingt Ariacorte gut, alte traditionelle Melodien so klingen zu lassen, als gehörten sie ins 21. Jahrhundert. Die Musik von Ariacorte versprüht den Duft von jungem lebendigen Folk. Dabei haben die Musiker nichts anderes mit den Liedern getan, als sie zu entstauben und voller Elan neu einzuspielen.
© Karsten Rube


BalkaNova "Heart Beats"
Bosrecords, 2012

www.lasarova.com

Mit Balkansound bringt man in mitteleuropäischen Großstädten häufig Blechbläser und wilden Folkpogo in Verbindung, bestenfalls noch Gipsyswing und Klezmerverwandtes. Dass Musik vom Balkan immer mal wieder für eine Überraschung gut sein kann, ist dabei ein inzwischen gut verbreiteter Geheimtipp. Was die Band Balka Nova mit ihrer CD "Heart Beats" produziert hat, ist allerdings selbst für den reichlich dicht gefüllten Markt der Balkanmusik ungewöhnlich. Balka Nova spielen Jazz und zwar auf eine sehr feinfühlige Art und Weise. Der Pool, aus dem die vier Musiker um die bulgarische Sängerin Viktoria Lasaroff schöpfen, besteht vor allem aus Volksliedern aus Bulgarien. Damit kennt sich die Sängerin hervorragend aus. Gitarrist Andreas Brunn und Bassist Horst Nonnenmacher kleiden diese Volkslieder jedoch in ein jazziges Gewand, das durch den bulgarischen Perkussionisten Stoyan Yankoulov wiederum einen weltmusikalischen Anstrich bekommt. Folkloristisch orientierter Kammerjazz vom Feinsten.
© Karsten Rube


Telmo Pires "Fado Promessa"
Traumton Records, 2012

www.telmopires.com

Der Fado (O Fado) ist grammatikalisch betrachtet männlich. In der Kulturbetrachtung scheint der Fado allerdings eine überwiegend weibliche Kunstform zu sein. Befragt man einen Kenner der Fadomusik nach berühmten Vertretern dieser Musik, kommen zu allererst die bekannten Namen von Amalia Rodrigues, Mariza, Misia und Ana Moura, bevor Carlos da Carmo oder José Afonso ins Bewusstsein rücken. Vielleicht ist Sensibilität noch immer ein eher weiblicher Aspekt im öffentlichen Ausdruck. Auch im 21. Jahrhundert scheint die alte Faustregel zu gelten: Frauen sind zerbrechlich, Männer sind holzig, auch wenn der moderne Meinungsträger dies vollmundig und vor allem laut von sich weisen wird. Der portugiesische Sänger Telmo Pires hatte noch nie ein Problem damit, sich musikalisch empfindsam zu zeigen. Dazu fühlt er sich viel zu sehr dem Fado verbunden. Pires wurde im Norden Portugals geboren, in Bragança, der alten Königsstadt. Seine Familie ging in den Siebzigern des letzten Jahrhunderts nach Deutschland, wie so viele Landsleute auch. Etliche Jahre lebte, liebte und arbeitete Telmo Pires in Berlin. Die CD "Passos" war 2006 eine ausgewöhnlich ausdrucksstarke Produktion, die mir überraschend klar machte, wieviel Warmherzigkeit man auch aus dem Leben in einer Stadt wie Berlin filtern und wiedergeben kann. Doch der Ruf der Heimat wird einen Fadokünstler nicht eher ruhen lassen, bis er zu seinen Wurzeln zurückkehrt. Diesem Ruf ist Telmo Pires nun gefolgt. "Fado Promessa" hat er in Lissabon aufgenommen, zusammen mit einem kleinen erlesenen Ensemble vortrefflicher Musiker. Die 10 Songs sind belebend, was nicht unbedingt das Wort ist, das man häufig im Zusammenhang mit Fado verwendet. Wenn in seinen Liedern auch mal das Wort "Saudade" erklingt, so fehlt "Tristeza" völlig. Mir persönlich fehlt es nicht. Sentimentalität steckt genug in seinen Liedern, aber das Album verzichtet auf den Schwermut, der in vielen Fados mitschwingt. Pires kann über Sehnsüchte singen, ohne verzweifelt zu klingen. Die Rückkehr nach Portugal hat ihn inspiriert und das Album besitzt Schwerelosigkeit, was ebenfalls untypisch ist für den Fado. Neben Pires, der viele der Songs selbst geschrieben hat, arbeitete der Cellist und Produzent Davide Zaccaria maßgeblich am Album mit. Mehrfach ist er mit seinem sehr einfühlsamen Cellospiel zu hören. An der Portugiesischen Gitarre ist Fernando Silva zu hören, der bereits mit so ziemlich jedem großen portugiesischen Fadostar (weiblich wie männlich) gearbeitet hat. Hier sei mal stellvertretend die Sängerin Dulce Pontes genannt. "Fado Promessa" ist eine Hommage an seine neue Heimat und besonders an Lissabon und die Musik dieser Stadt. In "Reis e Raihnas" wird es besonders deutlich. "... Lissabon sieht aus, wie eine Rose voller Blüten ..." singt er und "...wo gibt es Königinnen und Könige, die Amalia und Carlos da Carmo heißen ...". Es klingt fast, als wäre Pires tatsächlich dort angekommen, wo sein Herz ihn hinführte. Und wenn er schon in einer Stadt im Norden, wie Berlin viel Poesie hervorbrachte, wie sollte er in Lissabon nicht übersprudeln? "Fado Promessa" ist im Gegensatz zu seinem Titel kein einfaches Versprechen, sondern die Erfüllung eines Versprechens, das so gar nicht gegeben wurde. Wunderbar.
© Karsten Rube


Simone Alves & Yann Gourvil "Astrakan Project"
Karga, 2012

www.astrakanproject.com

Musik aus der Bretagne muss nicht immer aus der Bretagne kommen, wie uns das Astrakan Project beweist. Die beiden bretonischen Musiker Simone Alves und Yann Gourvil sind vor einigen Jahren nach Istanbul gezogen. Eigentlich nur, um für ein Jahr ein bisschen ihre Kreativität in Schwung zu bringen. Inzwischen sind mehr als vier Jahre vergangen und sie befinden sich immer noch dort. Ihre musikalische Wurzeln jedoch sind die bretonischen geblieben, nun allerdings mit einigen Elementen der Musik des Vorderen Orients angereichert. Die Lieder, die sie für das Astrakan Project ausgesucht haben, stammen aus dem musikalischen Erbe der bretonischen Kultur. Einige von diesen Liedern waren schon fast vergessen. In der Türkei, besonders unter den Kurden kommt diese Musik gut an, denn ebenso wie die bretonische ist auch die kurdische Kultur eine Kultur der Minderheiten. Doch das Astrakan Project verbindet nicht nur zwei Welten, sondern auch zwei Zeitalter. Die alte keltische Folklore der Bretagne schafft mit der Hilfe einiger Instrumente der arabischen Musik und der Unterstützung durch moderne computergesteuerte Rhythmusoptimierung mühelos den Sprung in die Gegenwart. Bretagnotürkischer Elektrofolk ist vielleicht eine etwas fantastische Bezeichnung für die sehr gelungene Fusion kultureller Gegensätze vom Astrakan Project, trifft es meiner Meinung nach aber recht deutlich.
© Karsten Rube


Lisa Bassenge "Wolke 8"
Minor Music Records, 2013

www.lisa-bassenge.de

Wer sich für die Wolke 7 nicht mehr euphorisch genug fühlt und für die Wolke 9 zu jung, dem bleibt die Zwischenstation: Wolke 8, ein Platz für alle, die es noch nicht aufgegeben haben. Bei Lisa Bassenge heißt das nicht nur neue Gefühle laut rauszuschreien, wie in dem Lied “Dernier Cri”, sondern auch alte Lasten abservieren wie im extrem unhöflichen Lied “Van Gogh”. Lisa Bassenge ist Berlinerin, das hört man ihrem breiten Gesang an. Der ist nicht immer schön, aber immer Bassenge. “Wolke 8″ ist ein ruppiges Album. Es fängt mit NuJazz Tönen an, die auf ein leichtes, beswingtes Album hinweisen könnte. Doch diese Idee haut sie dem Hörer mit “Van Gogh” aus den Ohren. Später rotzt sie noch den “Apfelbaumblues” hinterher und wenn sie sich mit “Könnten Bienen fliegen” schon bei Max Goldts Foyer des Arts bedient, rumpelt sie sich mit “Dernier Cri” komplett durch die Neue Deutsche Welle. Schließlich covert sie sich noch selbst und bringt eine Version des Nylontitels “Ein Tag, den du magst” zum Besten. Besonders gefällt mir die Neueinspielung vom “Vagabundenlied” des Schlagerurgesteins Gerhard Wendland. Wandlungsreich war sie schon immer mit ihrer Musik. “Wolke 8″ ist kein Album zum Entspannen, aber eins mit Pfiff.
© Karsten Rube


Tres "Musique & Chants des
Contreforts du Massif Central"
AEPEM, 2012

tresmusique.wordpress.com

Während man hierzulande glaubt, deutsche Musik bestünde zu 90 Prozent aus Schlager, glaubt man in Frankreich, dass sich das Land musikalisch hauptsächlich vom Chanson ernährt. Frankreich ist in dieser Hinsicht Deutschland also nicht unähnlich. Man kann man in beiden Ländern kaum glauben, wie lebendig die Folkmusikszene ist, wenn man sich lediglich auf das konzentriert, was einem die Radio-und Fernsehsender so vorsetzen. Doch dazu benötigt man ein paar Leute, die sich intensiv und mit missionarischem Eifer an die Entstaubung alter Schätze wagen. AEPEM ist die Abkürzung für Association d'Étude, de Promotion et d’Enseignement des Musiques Traditionnelles des Pays de France. Das bedeutet so viel wie Vereinigung für Studium, Förderung und Lehre der traditionellen Musik Frankreichs. Diese Vereinigung besteht zum Teil aus Musikern und aus musikalisch auch selbst praktizierenden Musikwissenschaftlern, wie Jacques Lanfranchi, der als Dudelsckspieler hin und wieder in Erscheinung tritt. Diese Vereinigung veröffentlicht in unregelmäßigen Abstand traditionelle Musik aus verschiedenen Regionen Frankreichs, so wie die vorliegende CD "Musique & Chants des Contreforts du Massif Central" der Gruppe Tres. Die Region des Zentralmassivs stellt unter den vielen kulturell so unterschiedlichen Regionen Frankreichs eine Besonderheit da. Sie verbindet Südfrankreichs sonnigen Süden mit dem eher trotzigen Norden. Bevor Verkehrsmöglichkeiten und Vernetzung Einzug hielten, trennte es eher. So konnte sich eine kulturelle Vielfalt entwickeln, die sich jeweils mit den anliegenden Regionen verband. Tres haben insgesamt 11 Lieder auf ihrer CD eingespielt, die eine Querschnitt der traditionellen Musik der verschiedenen Regionen des Zentralmassivs zeigen. Vom Gard, über die Auverne, vom Herault zu den Cevennen, dem Loziere bis zur Corrèze ziehen sie den Bogen. Einige der Lieder waren bisher unveröffentlicht. Marianne Evezard singt mit kantiger Stimme die meisten der Lieder in der Occitanischen Sprache. Begleitet wird sie von Geige und Drehleier. Die alten Lieder klingen, als hätten sie einige Jahrzehnte auf einem verstaubten Dachboden gelegen und seien erst kürzlich wiederentdeckt worden. Ländliche Tänze von bezaubernder Fröhlichkeit und erfrischender Schlichtheit kommen auf dieser CD zum Vorschein. Die Covergestaltung, die die Musiker auf vergilbten und angerissen Bildern in der Qualität von Fotos vor dem Ersten Weltkrieg wiedergeben, verstärken den nostalgischen Charme dieser schönen und dokumentarischen Musiksammlung aus dem Zentralmassiv.
© Karsten Rube


Various Artists "Jazz auf Amiga 1956 - 1962"
Edel Records, 1963/2012

English CD Review

www.amiga-jazz.de

In der staatlich verordneten Kultur der DDR konnte man sich als Künstler kleinere, aber wichtige Freiräume schaffen. Künstler und Unterhaltungsschaffende wurden zwar ebenso scharf beobachtet, wie andere Berufsgruppen, doch mit künstlerischer Freiheit und intelligentem Witz war es häufig möglich, sich über gesellschaftliche Reglements hinwegzusetzen. Gegenentwürfe zur Planungsgesellschaft waren gar nicht so selten, wie man in der neuen deutschen Geschichtsschreibung gern propagiert. Den inneren Ausbruch vollzogen zum Beispiel die Jazzmusiker in der DDR. Zum einen konnte man den Jazz und seinen Verwandten, den Blues immer gut rechtfertigen, als „Ausdruck der Solidarität mit den unterdrückten afroamerikanischen Einwohnern in den imperialistischen USA". Zum anderen war man im Jazz mit der Freiheit der Improvisation gesegnet. Zum Dritten verstanden die staatlichen Stellen den Jazz meist gar nicht erst, wollten aber auch nicht ständig als Deppen da stehen. Das Plattenlabel Amiga veröffentlichte schon 1947 die ersten Jazzaufnahmen und im daraus erwachsenen VEB Deutsche Schallplatte erschienen über die 40 Jahre, die die DDR am Leben blieb, zahlreiche spannende und musikalisch anspruchsvolle Produktionen. Die Ausgabe „Jazz auf Amiga 1956 -1962" ist ein Teil einer größeren Wiederveröffentlichungsreihe mit Perlen aus dem DDR-Jazz-Alltag. Auf dieser Ausgabe ist unter anderem der junge Manfred Krug zu hören, der sich an der Gershwin-Arie "Summertime" versucht. Schon damals, 1962 sang er bemüht und mit der Anstrengung im Gesang, die man im Laufe der Jahre so sehr an ihm schätzen und lieben gelernt hat. Einige Aufnahmen sind dem in der DDR sehr populären Dixieland vorbehalten. Mit dem Dresdner Dixielandfestival gründete sich 1971 schließlich eine musikalische Massenkundgebung, die sich von staatlicher Seite nur durch reglementierten Kartenverkauf kontrollieren ließ. Im Verlauf der knapp 46 minütigen Musiksammlung finden sich noch solche schönen Aufnahmen, wie "Lover come back to me" mit Ingrid Werner und dem Johannes Rediske-Quintett sowie das hervorragende Pianojazzstück "Gruß an Kurylewitsch". Diese CD ist nicht nur ein amüsanter Rückblick auf den Jazz in der DDR, sondern auch heute noch ohne großes Nostalgiegetue gut zu hören.
© Karsten Rube


Jewdyssee "5773"
Panshot Records, 2012

www.jewdyssee.com

Im Jahr 5773 fällt ein Meteorit auf Russland, gibt es einen Aufschrei gegen Sexismus und stellt man fest, dass in den meisten Rouladen kein Rind, sondern Pferd ist. Kommt Ihnen das bekannt vor? 2013 in christlicher Zeitrechnung entspricht dem Jahr 5773 jüdischer Zeitrechnung. Es gibt sicher eine Vielzahl an Unterschieden, aber im öffentlichen Erleben spielt die Jahreszahl keine Rolle. Maya Saban ist das Kind einer jüdischen Deutschen und eines in Deutschland lebenden Israelis. Sie weiß also, wie man in Deutschland aufwächst und tickt. Das Album, das sie mit ihrem aktuellen Bandprojekt Jewdyssee aufgenommen hat, wählt bewusst die Jahreszahl der Gegenwart als Titel. "5773" ist ein modernes jüdisches Danceflooralbum. Jewdyssee verbinden jüdische Traditionen mit groovigen Beats, Rap und einer gewissen Retrochicnote. Chillige Sounds treffen auf fette Bläsersätze, die wiederum auf einem Drum & Bassteppich schwimmen. Dazu singt sie jüdische Klassiker, wie "Havanagila" im Stile des Swings der Vierziger. Zwischendurch bringt sie Songs, wie "Cabaret"- mit jiddischem Text. "5773" ist allerbeste Clubmusik, swinglastig und unbedingt tanzbar. Jiddish, modern, cool ... bis zum letzten Lied "Hine ma tov". Dieses Lied wurde für den Kurzfilm "Judengasse" von Carsten Degenhardt geschrieben. Der Film begleitet eine jüdische Familie in Berlin in den Jahren 1933 bis zum 9. November 1938. Dieses kurze Stück Erinnerung passt vielleicht musikalisch nicht ins Album. Zur Gegenwart der jüdischen Kultur gehört diese Vergangenheitswahrnehmung trotzdem noch immer. Und damit auch zur Gegenwart der nichtjüdischen Kultur. Heute gemeinsam zu coolen Beats mit jiddischen Gesang zu tanzen ist selbstverständlich, auch wenn es keine Selbstverständlichkeit ist. Maya Saban hat den Nerv der Zeit an der richtigen Stelle angebohrt. Danke dafür.
© Karsten Rube


Red Baraat "Chaal Baby"
Jaro Medien, 2012

www.redbaraat.com

Indische Hochzeitsumzüge sind besonders laut. Schließlich will man auch Aufmerksamkeit erringen. Baraat, das Wort für Hochzeitsumzug in der Sprache der Hindi, hat sich inzwischen als eigenständige Musikform von der eigentlichen Aufgabe, Hochzeiten zu begleiten entfernt und weiterentwickelt. Hinter dem Namen Red Baraat verbirgt sich eine Gruppe von energiegeladenen Musikern, die ihre Wurzeln zum Teil in Indien, zum Teil in den USA haben. Jazzmusiker, indische Dholspieler, Blasmusiker treffen in der Gruppe Rad Baraat zusammen und blasen ordentlich zum Marsch. Ob auf Straßenfesten oder Festivals Red Baraat sorgen stets für den Sound, der einen von den Füßen bläst. Das Debütalbum der Band heißt "Chaal Baby" und alle Versuche es leise zu drehen scheitern. Diese Musik kann man nur laut hören. Funk trifft auf Dohltrommeln, Latin, Jazz und indische Musik vermischen sich zu einer einzigen heftigen Eruption. Red Baraat besitzen die Energie einer ganzen Palette mit Red Bull Dosen. Was in Europa Shantel oder die Fanfare Ciocarlia anrichten, wenn sie eine Bühne betreten, erledigen in New York Red Baraat.
© Karsten Rube


Fjarill "Live in Hamburg"
Edel, 2012

www.fjarill.de

Fjarill ist Schweden und Südafrika. Die Schwedin Aino Löwenmark (Gesang, Piano) und die Südafrikanerin Hanmari Spiegel (Gesang, Geige) vermischen zwei so unterschiedliche Regionen, bringen sie zusammen und schaffen es sie quasi untrennbar zu verschmelzen. 2011 bekam das nordische Folk-Pop-Duo verdient den Weltmusik-Preis Ruth in Rudolstadt.[44]
Mit ihrer fünften Scheibe veröffentlichen die Damen ihr erstes Live Album, welches am 24.April 2012 im Hamburger Mozartsaal aufgenommen wurde. Scheinbar frei von Schnitten ist die Aufnahme auf die CD gekommen. Die Akustik der Konzertstätte verursacht durch genau die richtige Menge an Hall einen einzigartigen Klang und das Publikum ist ganz ruhig, sodass eine andächtige positive Spannung entsteht, die sich durch das ganze Konzert zieht und auf einem Studioalbum so kaum erdenklich ist. Auch das abschließende Lied „Ukuthula“, was Frieden heißt, trägt seinen besonderen Teil bei. Es wird sowohl auf Schwedisch als auch auf Zulu zusammen mit dem Puplikum gesungen.
Fjarill ist schwedisch für Schmetterling – eine sehr passende Beschreibung für einen Klang, der einem das Gefühl vermittelt, wie ein Schmetterling oder eine Möwe über weite Landschaften zu schweben ohne ein Ziel. Auch wenn die Plattenhülle ausschließlich in Sepia gefärbt ist, erscheinen doch die Bilder vor meinen Augen alle farbenprächtig.
Wehmütig und doch hoffnungsvoll schweben Moll und Dur über die Klangfarben, die durch den Mozartsaal erst möglich werden, in eine unbekannte Ferne.
Kindlich verspielte Sequenzen treffen auf Sehnsucht und Melancholie und verbreiten die Eigenschaften, die der Schmetterling „Fjarill“ seinen Zuhörern übermittelt. Beeindruckend!
© Luise Rube


Alla Fagra "Vintern ska värna våra fötter"
KapSyd, 2012

www.allafagra.com

Winter auf Schwedisch mit einem Hauch Arabien. Ich kann nicht ganz sagen, warum, aber irgendwie klingt, die Musik von Alla Fagra immer etwas arabisch in meinen Ohren. Vielleicht sind es die Multi-Kulti Einflüsse der südschwedischen Stadt Malmö, in der nun alle fünf leben. Vielleicht auch die Tatsache, dass einige Instrumente, so Bouzouki, Mandoline und einige Melodien, eher arabischen als schwedischen Anklang haben.
Das vierte Album der Folk Gruppe ist gefüllt mit Wintermusik. Komponiert sind alle Ergüsse von der Gruppe selbst. Die Musik ist witzig, winterlich und vor allem sehr folkig, ebenso wie die Musiker selbst. Mag der Winter auch noch so kalt aussehen, wie er im CD-Cover dargestellt wurde und der Schnee vom einen Ende des Horizontes bis zum anderen reichen, so wird einem beim Genuss der Lieder über die Liebe zum Winter, Freiheit und Weisheit doch wieder warm. Weiß ist der Schnee, jedoch bunt sind die Lieder, dessen Gesänge mit Harfenspiel, Tramporgel, Akkordeon, unterschiedlichen Flöten und Gitarren sowie der Fiedel begleitet werden.
Für all diejenigen, welche genau wissen wollen, worum sich die philosophischen gehaltenen Balladen drehen, enthält das Booklet alle Texte auf schwedischer und englischer Sprache.
© Luise Rube


Burton Jespersen "Any Road"
Eigenverlag, 2012

www.myspace.com/
burtonjespersensongs

Singer/Songwriter Burton Jespersen aus Taos, New Mexico, hat zehn Jahre nach seinem Debütalbum den lang überfälligen Nachfolger aufgenommen. Mit einer Reihe von hervorragenden Gastmusikern hat Jespersen neun Originalsongs und fünf Coverversionen aufgenommen.
Der Titelsong ist ein großartig begleiteter up-Beat Countrysong mit schönem Mandoline und Akkordeon Spiel. Weiter geht's mit "James", ein leidenschaftlicher Slow Blues mit Mundharmonika, oder dem mitreißenden Bluesrock "L.A. Blues", zwei meiner Favoriten. Jespersen schrieb auch den melancholischen Country Song "Rio Grande", bei dem verschiedene Gitarren, Mandoline und Akkordeon einen wunderschönen Klangteppich legen. Neben den abwechslungsreichen Americana Songs von Jespersen haben die Jungs auch tolle Coverversionen aufgenommen. Am besten gefallen mir "Farmers lament" vom Kanadier Drew Nelson und "Gone again", ein bluesiger Rock'n'Roll von Kenny Edwards und Tom Kell.
Das zweite Album von Burton Jespersen bietet musikalisch erstklassig eingespielte Americana Songs und wird Freunden des Genres viel Freude bereiten. Hört doch mal rein.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Stefan Bauer "Die Welt in einem Meer aus Licht"
Timezone, 2012

www.stefanbauermusik.de

Der aus dem Ruhrgebiet stammende Liedermacher Stefan Bauer hat nach 15 Jahren Konzerterfahrung mit verschiedenen Bands ein Soloalbum mit elf Eigenkompositionen aufgenommen. Begleitet wird er von Daniel Schlep am Cajon, Marco Aufmhoff an der Gitarre und Mario Martini am Piano.
Bauer singt poetische Popsongs wie "Diese Nacht", melancholische Schlager wie "Drei" oder Liedermacher Rockballaden wie den Titelsong. Die Melodien kommen mir irgendwie bekannt vor, vor allem bei "Es ist schön", aber vielleicht auch nur weil sie ziemlich einfach gestrickt sind. Neben gefälligen Popsongs gibt's auch Liebeslieder wie "Ich fang jetzt an" zu hören. Mit der düsteren Stimmung vom "Schlusslied" endet das Album.
Das Debütalbum von Stefan Bauer hat mich enttäuscht, einfache Popsongs mit poetischen Texten, aber leider ohne musikalische Höhepunkte.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Vino Rosso "Huamkemmen"
Eigenverlag, 2012

www.vinorossoband.com

Die neunköpfige Band Vino Rosso aus Meran vereint extrem tanzbare Reggae und Ska Rhythmen mit Texten in ihrem Südtiroler Dialekt, italienisch oder englisch. Der moderne Sound von Gitarre, Bass, Drums und Keyboards wird mit Bläsern wie Saxophon, Trompete, Flügelhorn, Posaune und Alto Horn sowie traditionellem Jodel und volkstümlichen Elementen angereichert.
"Madl Madl" ertönt es im flotten Ska Rhythmus und schon juckt's in den Beinen, ein perfekter Einsteiger. Der mitreißende Pace setzt sich fort beim up-Beat Italo-Ska "non ci fermeranno", bei dem sich die Band mit virtuosen Improvisationen vorstellt, dann das Titellied, Reggae Sound vom Feinsten. Die Großteils von Thomas Ebner (Drums) und Simon Staffler (Gesang) geschriebenen Songs werden von der hervorragenden Band virtuos vorgetragen wie beim Friedens Song "where do you come from". Reggae Groove, Rap Gesang und funkige Bläsereinsätze vereinen sich zu einem unwiderstehlichen Sound. Dann überraschen die Jungs mit dem traditionellen Live aufgenommenen "truachn und trochten (der ochs hot glocht)", mehrstimmige Chorgesänge und Jodel zur gezupften volkstümlichen Gitarre, fantastischer Gag. Ein weiterer Höhepunkt ist das kämpferische "Free Tibet", ein Reggae im Stil von Bob Marley, atemberaubend vorgetragen von den neun Musikstudenten.
Vino Rosso stellen sich in einem in letzter Zeit immer populärer werdendem Genre einer starken Konkurrenz und sie bestehen die Probe mit Bravour, ein erfrischend tanzbarer und musikalisch großartiger Sound.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Geyers "Königsweg"
Totentanz Records, 2012

www.geyers-schwarzer-haufen.de

Thomas Roth (Gesang, Nyckelharpa, Drehleier, Dudelsack) und Jost Pogrzeba (Schlagzeug, Perkussion) sind die Überbleibsel von Des Geyers schwarzer Haufen, einer Gruppe von Spielleuten, die seit 1983 durch die Lande zieht. Mit Georg Hesse (Gitarren, Irische Bouzouki, Gesang) und Maik Walter (Bass) geht es nun als Geyers weiter.
Gemeinsam mit Mathias "Sen" Aring an Dudelsäcken, Flöten, Low Whistle und Schalmei haben sie zehn rockige Lieder und Instrumentalstücke aufgenommen. Dabei vermischen sich E-Gitarren, Bass und Schlagzeug mit den traditionellen akustischen Instrumenten und erzeugen einen Mix aus Mittelalter und Rockmusik. "Manda Liet" ist eine rockiger Song mit Low-Whistle und Chorgesängen zu Wah-Wah Gitarre und pulsierendem Bass. Bei "Pas el agua" mischen sich spanische Klänge dazu und die Nyckelharpa singt ihr trauriges Lied. "Galan" ist eine Mischung von Reggae, Rock und Mittelalter, die aber irgendwie nicht wirklich ausgewogen klingt, und "Mon ami" ein stilles Instrumentalstück.
Die Stücke sind sehr in die Länge gezogen und die einfachen Melodien werden bis zum letzten Tropfen ausgepresst, da gibt's kaum nennenswerte Elemente.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Marjorie Cardwell "In Another World"
MadCar Records, 2012

www.dccardwell.com

Die in Melbourne lebende irische Singer/Songwriterin Marjorie Cardwell hat gemeinsam mit Multi-Instrumentalist DC Cardwell und einigen Gastmusikern für ihr aktuelles Album elf Originalsongs aufgenommen.
Sie singt melancholische Balladen wie "Hole in my head" mit dem tragenden Sound des Euphoniums (Don McGlashan), romantische Americana Songs wie "In my eyes" mit Samuel Cardwell an Lap-Steel, Bass und Drums, aber auch einen nur mit ihrem Ehemann DC eingespielten französischen Chanson, "Dans un autre monde". Auch DC Cardwells "Birthday present" wurde im Duo aufgenommen. Beim rockig-poppigen "When we both fell down" gastiert Chris Haylock an den Drums.
Poppige Balladen, rockige Songs und ein wenig Americana sind die Zutaten zu Marjorie Cardwells neuem Album. Für meinen Geschmack ist das Ganze zu Mainstream.
© Adolf „gorhand“ Goriup


John Fries "U.S. 50"
Eigenverlag, 2012

www.johnfriesmusic.com

Der New Yorker Singer/Songwriter John Fries (Gitarre, Gesang) hat gemeinsam mit The Heat, Pat Perry (Bass) und Ron Lewis (Drums, Perkussion), ein Album mit sieben Originalsongs aufgenommen.
Seine Welt ist der Blues, einfache Arrangements ohne Firlefanz, kräftiger Bluesgesang und virtuose Begleitung. "Another love" ist ein mitreißender Bluesrock mit markiger Gitarre, pulsierendem Bass und tollem Rhythmus und "Defeat" ein up-Beat Country Rock mit groovigem Gitarren Sound und einem großartigen Schlagzeug Solo. Bei "We can lie" begleiten Curt Ramm an der Trompete und Bill Holloman an den Saxophonen den klassischen Bluesgesang von Fries. Nancy Parent singt die zweite Stimme und spielt die Pedal Steel beim Titelsong, eine romantische Americana Ballade mit rockigem Finale.
Das neue Album von John Fries überzeugt mit hervorragenden Musikern, tollen Songs und einer perfekten Blues Stimme. Leider ist der Hörgenuss schon nach 32 Minuten zu Ende, ich hätte gerne noch etwas mehr gehört.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Peter & The Lions "Postcards from Home"
Home Records, 2012

www.peterandthelions.bandcamp.com

Der belgische Singer/Songwriter und Multi-Instrumentalist Pierre Léonard hat ein Doppelalbum mit 28 Eigenkompositionen praktisch im Alleingang aufgenommen, er spielt alle Instrumente bis auf wenige Gastauftritte, singt alle Stimmen und hat die Aufnahmen selbst gemischt.
Es geht los mit dem aufgestellten Popsong "Summer's coming" und dem Gastauftritt von Bruno Herzet am Saxophon und Sebastian Semal an der Posaune. Die Arrangements sind schon beinahe orchestral und erinnern ein wenig an die Musik der 80er Jahre, melodiöser Poprock mit Synthesizer, WahWah Gitarre, Bass, Drums und Orgel. "Somebody's crying" beginnt mit mehrstimmigen a Capella Gesängen und überrascht dann mit souligem Groove und tragenden Fender Rhodes Klängen und "The man who called himself vengeance" ist eine rockig poppige Ballade mit einem Geigen Arrangement von Daniel Willem. Léonard hat eine schöne Tenorstimme, die perfekt zu den etwas kommerziell klingenden Popsongs passt. Beide CDs haben eine Spielzeit von mehr als 50 Minuten, die sich wie eine Reise in die Vergangenheit anfühlen. "Seven days in Spain" kommt im Songwriter Stil rüber, "Friends" ist eine jazzig angehauchte Piano Ballade mit Michel Marissiaux am Fretless Bass und bei "Heredity" umschmeichelt Caroline Stevens Léonards romantischen Gesang mit schwebenden Cello Klängen.
Für meinen Geschmack ist die Musik von Peter & The Lions zu Mainstream, da gibt's nichts Innovatives, die Musik von Pierre Léonard klingt irgendwie bekannt, als ob man die Songs schon mal gehört hat in ferner Vergangenheit.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Gnadenkapelle "Mei hoidn - Zeen b'hoidn"
MundArt Ageh, 2012

www.gnadenkapelle.com

Bo Baumann (Bass), Max Eder(Schlagzeug, Perkussion) und die beiden Sänger und Gitarristen Val Dasch und Norbert Kluthe sind die Erdinger Band Gnadenkapelle. Gemeinsam mit einer Reihe von Gastmusikern und Sängern haben sie ihren Erstling mit 14 Eigenkompositionen von Val aufgenommen.
Kirchenglocken, dann begleitet cooler Reggae Sound den witzig lästerlichen Sprechgesang von Norbert, Isabelle Kluthe singt den Refrain zum lupfigen Polka Rhythmus und am Schluss vermischen sich Rockgitarren und Ländler Gesang zum überraschenden Finale des Titellieds. Dann singt Isabelle "Entschuldigung", ein soulig funkiger Song mit Trompete, Posaune und Saxophon. Die meisten Songs singt Val, "Inventar" ist ein flotter Ska, "Hinta da Grenz" ein Reggae Rock mit rhythmischem Mädchenchor und "S'foische Lebm" ein cooler Rocksong. Treibender Rockrhythmus und Gitarren Groove begleiten Isabelles Gesang bei "Subbamena", das den Zuhörer mit zynischen Fürbitten zum schmunzeln bringt. Ein weiterer Höhepunkt ist "Größenwahn", ein up-Beat Song mit einem vierköpfigen Bläser Ensemble inklusive Oboe und spanischem Flair.
Auf ihrem Debütalbum präsentiert uns die Gnadenkapelle abwechslungsreiche Songs und witzig provokative Texte. Musikalisch sind die Jungs gut drauf und unterhalten mit einem Sound Mix von Rock, Reggae, Ska und Funk, gewürzt mit volkstümlichen Elementen.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Ben Bedford "What we lost"
Waterbug Records, 2012

www.benbedford.com

Für sein drittes Album hat der aus Springfield, Illinois, stammende Singer/Songwriter Ben Bedford (Akustikgitarre, Gesang) zehn Originalsongs aufgenommen. Neben Co-Produzent Chas Williams (E-Gitarren) sind Peter Young an den Drums, Adam Gardner am Bass, Dennis Wage an der Hammond Orgel, Ron de la Vega am Cello und Kari Bedford als zweite Stimme mit von der Partie.
Bedford schreibt abwechslungsreiche Songs, die an die große Zeit der Songwriter in den 70ern erinnern. Es geht los mit dem rhythmischen "John the Baptist", virtuoses Zusammenspiel von akustischer und elektrischer Gitarre wird von Bass, Drums und Hammond angetrieben. Der Titelsong ist eine melancholische Ballade über den Verlust eines geliebten Menschen mit einem wunderschönem Duett und gefühlvollem Cello und Gitarrenspiel. Es folgen "Cahokia", ein rockiger Country Song, oder die Geschichte der Delta Blues Legende Charlie Patton, "Fire in his bones"; zwei virtuos gespielte Gitarren, zwei wunderschöne Stimmen, ein mitreißender Bluesrock. "The ballad of Harlington Wood" (Bedford/Williams) ist ein episch dramatischer Rocksong und mit dem romantischen Country Love Song "Guinevere is sleeping" endet das Album, wieder bezaubern uns Kari und Ben mit einem wunderschönem Duett.
Ben Bedford ist ein hervorragender Songwriter, Sänger und Gitarrist und mit seiner großartigen Band hat er ein erstklassiges Album aufgenommen. Nach Bob Dylan, Woodie Guthrie oder Neil Young folgt nun eine neue Generation von klassischen Songwritern.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Burns & Kristy "Caravan"
Laughing Star Records, 2012

www.burnsandkristy.com

Die beiden Singer/Songwriter Terry Burns und Ron Kristy haben gemeinsam ein Album mit acht Originalsongs und vier Coverversionen aufgenommen. Kristy ist Multi-Instrumentalist, dennoch hat man einige Gastmusiker zu den Aufnahmen eingeladen.
Burns schrieb gemeinsam mit Pam Rose und Kathy Majeski, die beide auch die Akustikgitarre spielen, einige romantische Songs wie den Einsteiger "Blue Paper Boat". Kristy schrieb orchestral arrangierte Balladen wie den Titelsong, den er selbst mit seiner sanften Tenorstimme singt. Der poppige up-Beat Country Rock "Runaway train" von Burns und Kim Richey sticht mit seinem flotten Rhythmus und dem tollen Mandolinen Spiel von Jeff King hervor. Am besten gefallen mir die drei Coverversionen am Ende der CD. Da ist der wunderschöne "Love Song" von der kürzlich verstorbenen englischen Songwriterin Leslie Duncan mit einem Duett von Burns und Janet Cotraccia oder die tolle Americana Ballade "All my tears" der Texanerin Julie Miller. Mein Lieblingssong ist "Standing like a tree" der kalifornischen Pagan Heilerin Betsy Rose. Der hypnotische Rhythmus und die heidnischen Verse zur Anbetung der Mutter Natur virtuos gesungen von Terry sind ein echter Highlight.
Für meinen Geschmack sind die Songs zu sehr Mainstream und über-arrangiert. Burns hat zwar eine engelhaft schöne Stimme und kann diese auch einsetzen, aber musikalisch gibt's da wenig nennenswertes.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Máirtín de Cógáin Project "From Cork with love"
Jeepers! Records, 2012

www.mairtinmusic.com

Der Irische Geschichtenerzähler, Sänger und Schauspieler Máirtín de Cógáin (Gesang, Bodhràn) schickt gemeinsam mit Brian Miller (Gitarre, Bouzouki, Shruti Box), Norah Rendell (Flute, Whistles, Gesang) und dem Gast Fiddler Nathan Gourley Grüße aus seiner Heimatstadt, aufgenommen Live in St. Paul, Minnesota.
Máirtín singt Coverversionen, Traditionelles und Eigenkompositionen, erzählt seine Geschichten und spielt mit der Band flotte Tunes. Da ist "The Star of Sunday's Well", ein Text aus dem 19. Jahrhundert von William B. Guiney, einem Dichter aus Cork; Máirtín singt das Gedicht A Capella zur Shruti Box. "Jiggin' around Cork" ist ein Set von traditionellen Jigs aus Cork, virtuos vorgetragen mit Tin-Whistle, Bouzouki, Fiddle und Bodhràn. Dann erzählt erklärt er dem Publikum "How to make proper tea", ein echter Lacher. Norah, Máirtín und das Publikum singen gemeinsam "Johnny go boating", da würde man am liebsten selbst mitsingen, und Norah bezaubert mit der wunderschönen Gitarrenballade "The rose of Coburg Street". Der irische Text von "Grá dá raibh" stammt von Máirtín, die Musik hat er gemeinsam mit The Fuchsia Band geschrieben, ein rhythmischer Folksong. Ein weiterer Höhepunkt ist das up-Beat Set "Reel Cork, like!" mit tollem Fiddling, Bouzouki/Bodhràn Rhythmus und dem vollen Klang der Irish Flute.
Das Album ist eine unterhaltsame Reise in die meiner Meinung nach schönsten Stadt in Irland, der typische Sing Sang des Corkish English, die mitreißenden Tunes und die tollen Songs lassen die Gedanken reisen.
© Adolf „gorhand“ Goriup


World Percussion Ensemble "Common heritage"
jawo-records, 2012

English CD Review

www.walterlang.de

Die beiden international bekannten Jazzer Walter Lang (Piano, musikalischer Leiter) und Sven Faller (E-Bass, Kontrabass) aus Deutschland haben sich mit drei Perkussionisten von drei verschiedenen Kontinenten zum World Percussion Ensemble zusammengetan. Takuya Taniguchi (Japan) ist ein Meister der Taiko Drums, Marco Lobo ein Perkussion Spieler der Spitzenklasse aus Bahia und Njami Sitson (Kamerun) ein Multi-Instrumentalist, Komponist und Gesangslehrer für afrikanische Gesänge.
Auf ihrem Album "Common heritage" verbinden sie die Einflüsse der traditionellen Musik Afrikas, Brasiliens und Japans mit europäisch geprägtem Jazz und erzeugen einen unvergleichlichen Sound. Samba Rhythmus, Piano und Sitsons Gesänge prägen das Afro-Latino-Jazz Stück "Mare cheia" (Lang/Lobo/Sitson), der virtuose Gesang Taniguchis beim traditionellen japanischen Lied "Takeda no Komoriuta" wird von Piano und Kontrabass getragen und bei seiner Komposition "Homura kei to" lässt Taniguchi die Trommeln tanzen, begleitet von Piano und Vokalartistik. Bei Langs "Yaoundé" treiben feurige brasilianische Rhythmen den afrikanischen Gesang Sitsons an und als Bonustracks gibt's drei Stücke, die Live bei den Ludwigsburger Festspielen aufgenommen wurden. Langs cool jazziges "Marco's dream" besticht mit Vokalartistik zu tollem Bass Groove und "Les nuits afrique" (Lang/Sitson) ist ein up-Beat Jazz Stück mit großartigem Spiel am Piano zu mitreißendem Gesang.
Das Debütalbum des fünfköpfigen Ensembles wird sowohl Jazzfreunden wie auch Liebhabern traditioneller Perkussions- und Gesangskunst gefallen. Hier gibt's ein paar Videos.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Vanessa Peters "The burn the truth the lies"
Eigenverlag , 2012

www.vanessapeters.com

Nach der Trennung von ihrer langjährigen Band Ice Cream on Mondays macht die texanische Singer/Songwriterin solo weiter. Auf ihrem aktuellen Album stellt sie uns elf neue Originalsongs vor, aufgenommen mit Gastmusikern an Gitarren, Bass, Keyboards, Cello, Drums und Perkussion. "The state I'm living in" ist eine up-Beat Gitarrenballade, "Favorite day" eine romantische Rockballade mit Piano und Cello und "The sting" ein flotter Popsong. Am besten gefällt mir "Copilot", ein bluesiger Song mit tollem Pace. Nach etwa 46 Minuten endet das Album mit rockig poppigen Klängen, "This could go well".
Nach ihrem bemerkenswerten Album "Sweetheart keep your chin up" (FW#39) hat mich das neue Album von Peters enttäuscht. Die Songs trällern so dahin ohne große Höhepunkte, gemeinsam mit ihrer Band hat sie mehr aus ihren Mainstream Songs gemacht.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Deborah Henriksson "The Heart's Cry"
DHP Records, 2012

www.deborahhenriksson.com

Die in Amerika geborene und in Schweden lebende Sängerin Deborah Henriksson hat gemeinsam mit Produzent Mats Nyman (Piano, Keyboards) zwölf traditionelle und gecoverte Celtic Songs aufgenommen. Jan Dahlqvist (Drums, Perkussion), Mats Olsson (Harmonika, Akkordeon) und Kent Ihrén als Begleitstimme ergänzen das Line-up.
Sie singt mit klarer Stimme Klassiker aus Irland, Schottland und Kanada. "My Lagan Love" wird nur von den Keyboards begleitet und Deborah besticht mit virtuosem Gesang. Es folgen Maire Brennans Ballade "Perfect time" oder "Ae fond kiss" (Robert Burns) am Piano begleitet. Die Stimmung der Songs ist beschaulich, ja fast weihnachtlich. Das traditionelle "Women of Ireland" und "Evangeline" vom Schotten James Grant sind wunderschöne romantische Balladen, während Eleanor McEvoys "A woman's heart" von Gitarre und Piano in etwas flotterem Pace rüberkommt.
Deborah gibt den allseits bekannten Songs einen extra sanften Touch und bezaubert dabei mit ihrer wunderschönen Stimme.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Revelling Crooks "Santa Rosalia"
Eigenverlag, 2012

www.revellingcrooks.de

Auf ihrem zweiten Album taucht die Augsburger Band Revelling Crooks tief in die Welt traditioneller Musik aus Ost und West ein und verbindet diese mit modernen Rhythmen und jazzigen Improvisationen. Die achtköpfige Band hat sechs Originalsongs, eine Coverversion und sieben traditionelle Lieder und Tänze aufgenommen.
Johanna Hofmann singt "Amari szi Amari", ein traditionelles Hochzeitslied der Roma, und Julia Simmance begeistert mit feurigem Spiel auf Violine; Banjo, Gitarre, Akkordeon, Bass und Drums erzeugen den treibenden Pace. Drummer Rafael Riss ist auch Sänger und Songwriter, beim Titelsong vermischt er Latino und Balkan Sound mit rasanten Ska Rhythmen. Es folgt der up-Beat Country Song "Tunnel of love" (Charlie McCoy/Kent Westberry), gesungen von Norbert Wenninger (Akkordeon, Piano) und dem Gastauftritt von Thomas Ludwig an der Steel Gitarre. Rafael singt den selbst komponierten französischen Chanson "Fleurs du mal" und lässt die Marriachi Trompete von Peter Sedlmeier einfließen, Johanna überzeugt beim traditionellen spanischen Weihnachtslied "Los peces" mit leidenschaftlichem Gesang und beim traditionellen Tanz "Rumänischer" besticht Joschi Hofmann mit virtuosem Spiel an Banjo und Mandoline, Violine und Bass (Markus Drescher) mischen mit jazzigen Einlagen mit. Mit sonorer Stimme singt Markus die Americana Ballade "Teufel an die Wand" (R. Riss/Joschi Hofmann) und Joschi beendet die musikalische Reise mit der melancholischen Klezmer Ballade "Oj dortn".
Die Revelling Crooks beweisen auf ihrem aktuellen Album, dass sie hervorragende Musiker und tolle Sänger sind. Die abwechslungsreichen Arrangements der traditionellen Stücke sind ebenso einzigartig wie die Kompositionen von Rafael Ritz, ein großartiges Album.
© Adolf „gorhand“ Goriup


The Midden "In the End"
Eigenverlag, 2012

www.the-midden.com

Kate (Akustikgitarre, Gesang), Meggan (Violine, Cello, Gesang) und Hazel Reid (Piano, Gesang) gründeten 2001 während der Celtic Connections das Trio The Midden. Gemeinsam mit Grant Anderson (Drums, Cajun), Colin Cunningham (Bass) und David McNee (Gitarren) haben sie für ihr aktuelles Album elf Originalsongs und ein Traditional aufgenommen.
Kate und Meggan schrieben die romantische Gitarrenballade "Long time gone", wunderschöner dreistimmiger Gesang und ein beinahe orchestrales Arrangement. Es folgen "Never be the same", eine poppig rockige Pianoballade von Hazel, Kates Pop Hymne "How to breathe" oder das melancholische "I will wait" von Hazel, Kate und David. Beim traditionellen "The River" bezaubert das Trio mit atemberaubendem Gesang zu sanften Klängen an Piano und Violine und "I want to know" überrascht mit treibend rockigem Rhythmus zu betörenden Gesängen.
Für meinen Geschmack ist die Musik von The Midden etwas zu Mainstream. Das Album erinnert an die Musik der Corrs oder der kanadischen Mädchenband Dala, das Rezept ist identisch engelsgleiche Frauenstimmen, harmonische Songs und poppige Arrangements.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Bella Hardy "Bright Morning Star"
Noe Records, 2012

FolkWorld Xmas

www.bellahardy.com

Bella Hardy, Singer/Songwriterin aus dem Derbyshire, hat sich mit drei Schotten zusammengetan und ein fantastisches Weihnachts-Folkalbum aufgenommen. Bella Hardy (Gesang, Fiddle, Glockenspiel), Anna Massie (Gitarren, Mandoline, Ukulele, Gesang), Chris Sherburn (Concertina) und James Lindsay (Bass) haben jeweils sechs traditionelle und gecoverte Songs eingespielt.
Bella beginnt mit "Rockin' around the Christmas tree" von Johnny Marks, jazzigem Gitarren Rhythmus und großartigem Spiel von Concertina, Fiddle und Mandoline. Das traditionelle "The holly and the ivy" ist eine verspielte Ballade mit dramatisch ansteigendem Pace und "Have yourself a merry little Christmas" (Hugh Martin/Ralph Blane) besticht mit wunderschönem Gesang zu sanften Gitarren und Concertina Klängen. Das traditionelle "The Coventry Carol" ist eine bezaubernd schöne Gitarrenballade und "Merry Christmas everyone" ein fröhliches Weihnachtslied des Schotten Bob Heatlie. Mit dem klassischen "We wish you a merry Christmas" verabschiedet sich Bella Hardy's Bright Morning Star Trio mit weihnachtlichen Grüßen.
"Bright morning star" ist eines der schönsten Weihnachtsalben meiner Sammlung und wird dieses Jahr sicher zum Fest erklingen, eine Last Minute Idee für eure Lieben?
© Adolf „gorhand“ Goriup


Andrew McFayden "Coinneal"
Eigenverlag, 2012

FolkWorld Xmas

English CD Review

www.grianmcbuttons.ca

Andrew McFayden ist eigentlich Lehrer in Cape Breton, aber vor neun Jahren hat er das erste Album mit gälischen Songs veröffentlicht, rechtzeitig zum diesjährigen Fest hat er ein Weihnachtsalbum unter dem Titel "Coinneal" (Kerze) mit elf besinnlichen Liedern in Gälisch und Englisch aufgenommen.
McFayden hat die meisten Songs solo aufgenommen, "O miorbhail grais" (Amazing Grace) begleitet er auf dem Piano und der Whistle und "Mu'n am seo dhe na bhliadhna", ein gälischer Song von Cape Breton über die lokale Weihnacht, singt er a Capella. Susan MacLean am Piano und Dara Smith-MacDonald an der Fiddle treiben McFaydens tollen Puirt-a-Beul Gesang beim rhythmischen "Duan Nollaig Set" (Strathspey-Reel) an, einer der Höhepunkte. "Oh holy night" singt er auf Englisch und wird dabei von Jim Coyle an der Gitarre und als zweite Stimme begleitet und Alan O'Reilly spielt das Bodhràn beim gälischen Neujahrslied "Oran na bliadhna uire", das McFayden a Capella singt. Der "Christmas Puirt" beschließt das Album mit vier mitreißenden Tunes, virtuosem Spiel von Susan und Dara auf Piano und Fiddle und großartigem Puirt-a-Beul.
"Coinneal" ist ein etwas anderes Weihnachtsalbum, mir gefallen vor allem die rhythmischen Stücke mit Piano, Fiddle, Bodhràn und a Capella Gesang.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Kasey Chambers and Shane Nicholson "Wreck & Ruin"
Essence Music Australia, 2012

www.kaseyandshane.com

Das Australische Duo Kasey Chambers (Gesang, Banjo) und Shane Nicholson (Gesang, Gitarren, Mandoline, Akkordeon, Harmonium, Harmonika, Perkussion) haben für ihr aktuelles Album gemeinsam mit ihrer vierköpfigen Band 13 Originalsongs aufgenommen.
Die beiden beginnen mit einem virtuosen a Capella Duett, leise vom Harmonium getragen, "'Til death do us part", bevor es beim Titelsong, einem up-Beat Country Song mit tollem Fiddlespiel von John Bedgood richtig zur Sache geht. Im schleppenden Rhythmus geht's weiter mit dem Old Time Song "Adam and Eve", Jeb Cardwell spielt Dobro, Mandoline, Banjo und Gitarre begleiten ihn. Rasanter Bluegrass Rhythmus mit Banjo, Fiddle, Gitarre und Blues Harp werden von James Gillard am Kontrabass und Steve Fearnley an den Drums angetrieben, "Dustbowl". Auch der Blues kommt nicht zu kurz, "Rusted Shoes" ist ein melancholischer Roadsong und "Have mercy on me" ein bluesiger Gospelsong mit wunderschönem Zwiegesang.
"Wreck & ruin" ist ein großartiges Americana Album, eingespielt von hervorragenden Musikern, aber mit 34 Minuten leider ein kurzes Hörvergnügen. Die zwei erstklassigen Sänger schreiben abwechslungsreiche Songs, die sofort ins Ohr gehen.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Crossfiedler "Private Collection"
Extraplatte, 2012

www.derlurch.at

Wieder hat mich ein Juwel aus meiner Heimatstadt erreicht, die 2008 gegründete Steirische Band Crossfiedler hat ihr Debütalbum veröffentlicht. Elisabeth Koval (Violine, Flöten, Gesang), Edith Zimmermann (Violine, Bratsche, Gesang), Sandra Gutschlhofer (Cello, Gesang), Reinhard Ziegerhofer (Kontrabass, Fretless E-Bass), Dominik Koval (Gitarren) und Daniel Fuchsberger (Drums, Perkussion, Marimba) nehmen uns mit auf eine Weltreise aus der Sicht eines Steirers.
"Yuppi" ist ein tanzbarer Jodel mit Rockgitarre, treibendem Schlagzeug und E-Bass und Balkan-Streicher-Sound und "Gipsy song" ein up-Beat Zigeuner-Jodel mit wunderschönem mehrstimmigen Gesang und virtuosem Spiel auf der Violine, beide von Dominik komponiert. Elisabeth verrät uns im Booklet das Rezept von "Schlipfkrapfen" und präsentiert uns ihre musikalische Interpretation als klassisch rockiges Instrumentalstück. Reinhards "Neuer Zwiefacher" vereint alpenländisches Tanzvergnügen mit rockigen Tönen und jazzigem Kontrabass. Dann entführt uns Elisabeth mit der Blockflöte irgendwohin zwischen Balkan und Irland, "Balkanboarisch". Dominik vertont Walther von der Vogelweides "rôter mund" als lyrische Ballade mit betörendem Gesang und Daniel überrascht bei seinem "Tag und Nacht" mit jazzigem Groove zu atemberaubender Vokalartistik.
Crossfiedler lassen die Grenzen der Musikstile verschwinden und kreieren so einen einzigartigen Sound mit virtuoser Instrumentierung, und atemberaubenden Gesängen und außergewöhnlichen Arrangements. Man kann mir natürlich Befangenheit vorwerfen, aber diese sechs Musiker haben ein Meisterwerk geschaffen, einige von ihnen habe ich schon bei einem Musikanten Stammtisch in Graz Live gesehen.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Glenfiddle "2nd Live"
Bluebird Café Berlin Records 2012

www.glenfiddle.de

Glenfiddle ist eine von Peter Simon (Gesang, Violine, Mandoline, Gitarren, Bodhràn) 1989 gegründete Folk Band aus dem Lübecker Raum: Jan-Taken de Vries (Flöten, Whistles, Keyboard, Bodhràn, Gesang), Andreas Petalas (Gitarren, Gesang) und Olaf Koep (Drums, Perkussion, Keyboard, Gesang). Das aktuelle Live Album wurde im Hotel Hohe Wacht an der Ostsee aufgenommen und stellt drei Songs von Simon, eine Coverversion sowie traditionelle Songs und Tunes vor.
Es geht los mit einer Kammermusik artigen Einleitung mit Keyboard, Violine und Flöte zum traditionellen "Lord of the dance", Bodhràn und Gitarre setzen ein und beschleunigen den Pace. Jimmy McCarthys "Ride on" wird mit zwei Gitarren und Flöte begleitet, beginnt adagio, steigert die Intensität und endet in einem rockigen Finale, ein dramatisches Arrangement. Ein weiterer Höhepunkt sind die traditionellen up-Beat "Ballydesmond Polkas" mit einem tollen Schlagzeug Solo. Simon schrieb "Glencoe", eine neun minütige etwas in die Länge gezogene melancholische Rock Ballade. Beim schottischen Klassiker "Ye Jacobites" erinnert das virtuose Spiel auf der Querflöte von de Vries an Jethro Tull, dazu kommen Gitarre, Drums und das Bodhràn und erzeugen einen mitreißenden Pace. Das instrumentale Set "Foxhunters/Mama Makudile" verbindet Celtic Folk mit afrikanischen Gesängen und bietet den vier Musikern die Plattform sich nacheinander musikalisch in Szene zu setzen.
Die Homepage wirbt mit dem Slogan Tribute to the Celtic roots, diese sind jedoch stark von der Herkunft der Musiker geprägt, der Celtic Folk klingt nicht wirklich authentisch.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Johannes Linstead "Tales of a Gypsy"
earthscape media, 2012

www.johanneslinstead.com

Gitarrist und Komponist Johannes Linstead (Spanische Gitarren, Keyboards, Udu Drum, Perkussion) ist in Toronto, Kanada, und auf der Dominikanischen Republik zu Hause. Für sein neues Album hat er Musiker aus aller Welt eingeladen, um seine elf Eigenkompositionen einzuspielen.
Der britisch-amerikanische Pan Flötist Nicholas Gunn, der Grieche Anastasios Bigas an den Bongos und der Kubaner Jalidan Ruiz an den Congas begleiten Linsteads Spanische Gitarre bei "Jungle Love", eine rhythmische Latino Melodie. "Swaying Palms" ist eine mediterran tönende Tune mit dem Inder Jordan Abraham am Akkordeon und Ruiz an den Bongos während er sich bei der stillen Gitarrenmelodie "September remembered" an 9/11 erinnert. Beim Titelstück spielen die Spanische Gitarre und die Violine des Ukrainers Vasyl Popadiouk eine wunderschöne Melodie, angetrieben von Ruiz an den Bongos und Sina Khossravi aus dem Iran am Dumbek. "Flows like water" ist ein meditatives Gitarrenstück mit Geoff Hlibka am Oud, Popadiouk an der Violine und Ruiz an den Bongos und mit dem orchestralen "Caravan of desire", bei dem neben den erwähnten Akteuren an Violine, Oud, Dumbek und Bongos sich noch der Guetemalteke Alex Godinez an Congas und Timbales einbringt, endet die CD.
Linstead ist ein hervorragender Gitarrist und er hat seine Instrumentalstücke perfekt arrangiert und mit großartigen Musikern aufgenommen. Mir persönlich fehlt ein wenig das Feuer der Spanischen Gitarre.
© Adolf „gorhand“ Goriup



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