FolkWorld #47 03/2012

CD & DVD Reviews

Vivid Curls "Verlockung"
Eigenverlag, 2011

www.vivid-curls.de

Irene Schindele (Gesang, Gitarre) und Inka Kuchler (Gesang, Mundharmonika) gehen fremd und verlocken auf ihrem aktuellen Album mit neun tollen Coverversionen. Wie immer ist der hervorragende Drummer Markus Wohner dabei und mit dem gebürtigen Waliser Matt Schaffer (Gitarre, Bass) hat ein alter Freund wieder zurück zu den Vivid Curls gefunden.
KT Tunstalls "Black horse and the cherry tree" ist ein perfekter Einsteiger: rockiger Gitarren Groove, mitreißender Rhythmus und der leidenschaftliche Gesang heizen mächtig ein. Thomas Müller gastiert bei der wunderschönen Ballade "Love" (Jennifer Nettle, Kristian Bush, Tim Owens) an Gitarre und Bass und die beiden Mädels bestechen mit virtuosem Gesang. Produzent Martin Seiler überzeugt beim akustisch vorgetragenem Snow Patrol Song "Run" mit großartigen Bassläufen und Schaffer brilliert mit einem akustischen Gitarrensolo beim Eurythmics Klassiker "Here comes the rain again". The Calling landeten 2002 mit "Wherever you will go" einen Hit und die Vivid Curls interpretieren die wunderschöne Rockballade mit viel Gefühl. Mit dem einzigen deutsch gesungenen Lied "Weit, weit weg" von Hubert Sullivan (heute: von Goisern) endet das abwechslungsreiche Album mit einer atemberaubend schönen Gitarrenballade.
Inka und Irene sind nicht nur ausgezeichnete Sängerinnen, sondern auch hervorragende Liedermacherinnen, dennoch haben sie beschlossen ein Coveralbum aufzunehmen und wenn man sie bereits Live gesehen hat, weiß man auch warum. Ein gelungenes Experiment, dennoch ich freu mich wieder auf neue Allgäuer Lieder.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Carinthian Folk Project "hoam"
d'Ohr Records, 2011

www.hubertdohr.com

Der Kärntner Liedermacher und Multiinstrumentalist Hubert Dohr hat mit seinem Carinthian Folk Project eine zweite CD mit 16 Liedern aus und über seine Heimat, dem Lavanttal, aufgenommen. Am Projekt beteiligt sind vor allem regionale Musiker und Sänger aus verschiedenen Musikrichtungen.
Dohr singt eigene Songs wie das Titellied, ein melancholisches Heimatlied begleitet von Edgar Unterkirchner an der Klarinette, oder den "Graue Hoor" Blues mit Hannes Ogris an der Tuba und Klaus Paier am Akkordeon, Dohr spielt Gitarren, Ukulele, Tin Whistle und Perkussion. Neben eigenen Texten hat er auch historische und zeitgenössische Texte von Lavanttaler Dichtern vertont. Michael Kropfberger singt das Volkslied "Im Brunn is ka Wossa" von Otto Bünker (1916-2001), Stefan Vallant am Kontrabass, Dohr an Gitarre, Mandoline, Perkussion und Paier am Akkordeon spielen dazu die Eigenkomposition "Valzer di Spilimbergo". Die befreundete Dichterin Edith Kienzl schrieb den von Manfred Sumper gesungenen Text zu "Joggl steah auf!" und Dohr vertont es als rhythmischer Bluegrass mit Gitarre, Mandoline, Ukulele, Banjo, Kontrabass und Philipp Fellner an der Posaune. Der Lavanttaler Szenenwirt und Liedermacher Harry Perkins singt seine Eigenkomposition "Hamat" und Dohr begleitet ihn an Gitarre, Mandoline, diatonischem Akkordeon und Davul. Dann überzeugt Michael Kropfberger beim traditionellen "Dangl Liad" mit großartigem Jodel, begleitet vom Singkreis Seltenheim, Dohr an Gitarre und Banjos und Unterkirchner am Bariton Saxophon. Sabine Unterberger singt "I tua wohl", ein Lied der 1847 im Wörthersee verunglückten Dichterin Ottilie von Herbert. Drehleier, Sopran Saxophon, Mandola, Gitarre, Perkussion und der atemberaubende Gesang verschmelzen zu einem brillant jazzig mittelalterlichen Sound, mein Lieblingsstück. Ein weiterer Höhepunkt ist das moderne Kärntner Volkslied "Im Herzn brennt leise a Feuale" von Hedi Preissegger, vorgetragen von Christian Muchar und Eva Kropfberger und begleitet von Dohr an Irish Bouzouki, Gitarre, Tin Whistle, Gaita und Bodhràn, Kärntner Gesang mit keltischer Begleitung.
Hubert Dohr, den ich aus seiner Zeit mit Squadune kenne, hat nach Hause gefunden und verbindet seine musikalische Vielfältigkeit mit dem heimischen Volkslied zu einem bemerkenswerten Folk Projekt.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Tuliaisia 2 & 3000 män "Vinter"
Eigenverlag, 2011

www.racinevoc.ch

FolkWorld Xmas

Die in Schweden geborene Sängerin, Pianistin und Arrangeurin Marianne Racine-Granvik lebt seit 1984 in Zürich und arbeitet an verschiedenen Projekten in Genres wie Jazz, Folk oder Pop. Gemeinsam mit der Zürcherin Vera Kappeler (Piano, Harmonium) bildet sie das Duo Tuliaisia, das traditionelle schwedische und finnische Volkslieder mit eigenen Arrangements und Kompositionen ergänzt.
So vertonte Racine das Gedicht "Vinternatt" von G. Fröding (1860-1911) als stille melancholische Ballade, begleitet vom Harmonium und dem Männerchor 3000 män. Es folgt das heitere traditionelle Volkslied "Mormors julstjärna" aus dem mittelschwedischen Dalarna in derselben Besetzung. Aus Tornedalen in Nordschweden stammt das traurige "Orjan laulu" und Kappeler begleitet Racines wunderschönen Gesang mit dezenten bluesig jazzigen Pianoklängen. Benny Andersson (Abba) schrieb das melancholische "Innan gryningen", das das Duo mit Harmonium und Gesang interpretiert. Bei "Gunnar Dalepolska efter Munter-Johan", einem Tanz aus dem nördlichen Jämtland, überraschen Racine und Kappeler mit virtuoser zweistimmiger Vokalartistik zum rhythmischen Harmoniumspiel. Mit einem weiteren Lied aus Tornedalen, "Maa on musta", endet das Album still. Racines gefühlvoller Gesang wird vom Männerchor getragen und vom Piano begleitet.
"Vinter" ist der passende Titel, man spürt beim zuhören beinahe die Kälte einer schwedischen Winternacht. Die sparsame Instrumentierung setzt den virtuosen Gesang von Racine perfekt in Szene, tolles Album.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Zwirbeldirn "Scheibe Eins"
Trikont, 2011

www.zwirbeldirn.de

Beim Steirischen Geigentag 2007 trafen sich drei Frauen, drei Stimmen und drei Geigen (Beatrix Klöckner, Evi Keglmaier und Maria Hafner) mit dem Kontrabassisten Simon Ackermann beim feuchtfröhlichen Musizieren. Seither spielen sie sich mit ihrem Geigen Groove und den drei stimmgewaltigen Sängerinnen als Zwirbeldirn durch die Lande.
Für ihr Debütalbum haben sie 17 Tänze und Lieder aufgenommen, dabei spielen sie kreuz und quer Traditionelles, Historisches und Zeitgenössisches. Der für Klarinetten geschriebene traditionelle "Satan-Galopp" eröffnet den musikalischen Reigen mit lüpfiger Streichmusik aus Vilshofen an der Donau. Etwas weiter stromabwärts sind die "Alt-Wiener Tänze 1" , original Schrammelmusik, entstanden ebenso wie das Wienerlied "Husball bei Brezina" von Carl Lorens. Keglmaier hat den traditionellen Text "Die Mordthat" als schwarze Ballade im 3/4 Takt vertont und "Balamouk" ist instrumentale Zigeunermusik mit jazzigem Einschlag aus Paris von Les Yeux Noirs, virtuos vorgetragen von den vier Musikanten. Otto Kuen schrieb die "Giesinger Mond-Serenade" in den 30er Jahren und Zwirbeldirn tragen die Serenade mit ihren wunderschönen Stimmen nur vom Kontrabass begleitet vor, diesen tollen Schlager gibt's auch als Bonusvideo zu sehen. Traditionelles aus Makedonien vermischt mit bayrischem Jodel und jazzigen Improvisationen gibt's bei "Eleonor" (eigtl. Eleno Kerko Eleno) zu hören. Natürlich darf bei einer Münchner Streichmusik der Zwiefache nicht fehlen, "Wirtin von der Stranz". Beim klassischen Lieder Kanon "Der Wildschütz" überzeugen die Mädels mit großartigem Dreigesang und mit dem relativ traditionell Bayrischen "Fangesang" (Fein sein beinander bleibn) endet die musikalische Reise mit einer weiteren atemberaubenden a Capella Performance.
Zwirbeldirn reiht sich nahtlos in die florierende Volks-Szene Bayerns ein. Da wird Volksmusik entstaubt und mit viel musikalischem Witz neu vertont.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Galia Arad "ooh la baby"
Scarlet Records, 2011

www.galiaarad.typepad.com

Galia Arad wuchs in Bloomington, Indiana, bei Eltern auf, die klassische Musik machten. Nach einer klassischen Gesangsausbildung lebt sie heute in New York City und macht nach eigener Aussage Rock'n'Roll. Für ihr zweites Album hat Galia neben ihren Eltern und ihre Schwester auch Shane MacGowan und eine Reihe hervorragender Gastmusiker eingeladen. Galia singt, spielt Gitarre und hat die 14 abwechslungsreichen Songs ausnahmslos selbst geschrieben.
Es beginnt mit "I must have you", einem rhythmischen Love Song im Country Stil mit Akkordeon, Gitarren, Bass, Drums und Keyboards. Das ganze Album dreht sich um eine irische Liebesgeschichte und Galia bringt diese ziemlich sexy rüber wie beim Titelsong, einem tollen up-Beat Popsong. Dann singt sie mit ihrer wunderschönen Stimme den Blues, "Four leaf lover boy", später mischt Shane mit und das Duett von the Beauty and the Biest ist sensationell. Auch stille Balladen gibt's zu hören: Galias Vater spielt auf der Bratsche das Intro zu "Will I be loved (by you)", einer melancholischen Ballade von Akustikgitarre und Bratsche begleitet, und ihre Mutter begleitet sie beim zarten "Dear friend" am Piano. Zum Finale begeistern die Musiker noch einmal mit "Tonight I found the Blues": Galias gefühlvoller Blues Gesang wird von einem klassischen Blues Line-up mit Gitarren, Bass, Drums, Piano und Horns begleitet, für mich der absolute Höhepunkt des Albums.
Galia Arad hat Spaß an ihrer Musik und das hört man, ein tolles Album, das die ganze Bandbreite von Galias Können als Singer/Songwriterin präsentiert.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Karl Heinz Heydecke "Crossing the Bar"
Eigenverlag, 2011

kh.heydecke@gmx.de

Karl Heinz Heydecke ist ein Kleinkünstler und Kulturschaffender aus Bad Neustadt an der Saale. Gemeinsam mit Joe Dietz (Piano, Synthesizer) und den Stimmen von Anna Menninger und Marc Arleth hat er eine CD mit Liedern, die er teilweise bereits in seiner Schulzeit geschrieben hat, aufgenommen.
Heydecke hat Texte von verschiedenen Schriftstellern der Britischen Inseln vertont, er singt und spielt Gitarre, Violine und Perkussion. William Blakes "Piping down the valley's wild" wird als rhythmischer Folksong mit Synthesizer, Gitarre, Violine und Menningers tollem Lead Gesang arrangiert. Mein Lieblingssong ist die Samuel Taylor Coleridge Vertonung "Sleep", ein epischer Song zwischen melancholischer Gitarrenballade und groovigem Power Folk mit Violine, Perkussion und Synthesizer. Der Titelsong besticht mit folkigem Chorgesang und stammt von Alfred Tennyson und "My heart's in the Highland" von Robert Burns ist eine Hymne gesungen im tiefsten Bass und begleitet vom Synthesizer. Menninger singt Alfred Noyes' "The moon is up" als up-Beat Country Song und Sir Kingsley William Amis schrieb "Young and old"; Heydecke interpretiert den Text als melancholischen Gitarren/Piano Blues. Zum Abschluss spielen Dietz und Heydecke ein jazziges Instrumentalstück mit Violine und Piano, "Amicable settlement", ein weiterer musikalischer Höhepunkt.
Die Kompositionen reichen von einfachen sentimentalen Melodien über rhythmische Songs bis zu virtuos gespielten Improvisationen. Leider werden viele Instrumentalparts vom Synthesizer übernommen, das der Musik ein wenig Originalität nimmt.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Clay Ross "Matuto"
Galileo Music, 2011

www.matutomusic.com

2002 zog Gitarrist Clay Ross aus dem heimatlichen South Carolina in die florierende Jazzmetropole New York City. Jahre später landet er in Recife um traditionelle brasilianische Musik zu studieren und das Ergebnis ist "Matuto" (Bauerntölpel), ein Projekt mit einer hochgradigen Band und Gastmusikern aus NYC wie Rob Curto (Akkordeon), Ze Mauricio (Perkussion), Richie Barshay (Drums), Skip Ward (Bass) oder Rob Hecht (Violine).
Die zwölf Tracks sind ein Mix aus Instrumentalstücken und Songs in verschiedenen Stilen. Jazz trifft auf Ska bei "Dois Nordestes", die Gitarre singt mit dem Akkordeon zum mitreißenden Rhythmus, und den Einfluss von Bluegrass Legende Tim Rice hört man beim "Church Street Blues" inklusive tollem Fiddle Solo. Ein Mitbringsel aus Recife ist "Retrato Deum Forró", ein dort sehr populärer Tanz, Ross würzt ihn mit einer Prise Rock. Weitere Höhepunkte sind: "John the Revelator", ein leidenschaftlich gesungener Blues begleitet von Berimbao und Sambarhythmus, atemberaubend, und der "Forró Pacífico", diesmal ein cool jazziger instrumental gespielter Forró. Aber Ross spielt auch traditionelle amerikanische Songs wie "Banks of the Ohio", das er zu einen brillanten Jazz-Folk-Blues Song macht.
Clay Ross hat ein großartiges Stil übergreifendes Album aufgenommen, das er im März in München und Wien vorstellen wird. Weitere Informationen und Hörproben gibt's auf der Homepage.
© Adolf „gorhand“ Goriup


The Wilders "The Wilders"
Free Dirt Records , 2011

www.thewilders.us

Zu ihrem 15jährigen Jubiläum haben The Wilders ein Album mit zwölf Eigenkompositionen und einer Coverversion aufgenommen. Leider machen Ike Sheldon (Gesang, Gitarre, Piano), Betse Ellis (Fiddle, Viola, Tenor Gitarre, Glockenspiel, Gesang), Nate Gawron (Bass, Gitarre, Gesang) und Phil Wade (Gitarren, Lap Steel, Mandoline, Banjo, Dobro, Perkussion, Gesang) aus Kansas City 2012 eine Tour Pause.
Ellis komponierte drei Fiddle Tunes und einen meiner Lieblingssongs; bei "Riding on your high horse" wird ihr brillantes Fiddling von akustischer Gitarre, Bass und Mandoline zu einem unglaublichen Pace angetrieben und gemeinsam mit Sarah Carpenter singt sie den wunderschönen epischen Country Song "Things they say about home". Wade schrieb den akustischen up-Beat Rock'n'Roll "She says (I say)", bei dem der am Dobro aufspielt, und bei Sheldons "L.A." wechseln Gawron und Sheldon zur verstärkten Version von Gitarre und Bass und Tucker Slough an den Drums sorgt für den mitreißenden Rock Rhythmus. Der melancholische Slow Waltz "Pat's 25" (Patrick Frazier) rundet das Programm ab und von Gawron stammt mein absoluter Favorit, die großartige Country Rockballade "Get up kid".
Mir hat das neue Album der Wilders mit seinem abwechslungsreichen meist akustischen Country Mix sehr gut gefallen, schade, dass man sie nicht Live sehen kann.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Dave Gunning "...a tribute to John Allan Cameron"
Wee House of Music, 2010

English CD Review

www.davegunning.com

Dave Gunning ist ein in seinem heimatlichen Nova Scotia sehr bekannter Singer/Songwriter und gefragter Gitarrist und Bassist. Bei seinem Tributalbum wird er u.a. vom langjährigen Bandmitglied von John Allan Allie Bennet (Gitarren, Bass, Fiddle) begleitet. Auch Gunning spielte mit John Allan zusammen und nennt ihn im Vorwort seinen wichtigsten musikalischen Wegbereiter.
Gunning interpretiert eine Auswahl aus dem Programm von John Allan, mal der Originalversion sehr nahe, dann wieder auf seine ganz eigene Art. Der traditionelle Song "Sound the Pibroch" wird mit drei Fiddles, Bass , Perkussion und Gunning und Bennet an den Gitarren vorgetragen, ein wunderschöner rhythmisch melodiöser Song. Allister MacGillivrays "Tie me down" ist ein rhythmischer Country Song mit Pedal Steel, Banjo und Piano. Neben den 15 Songs gibt's auch zwei Instrumentalstücke zu hören, eine Pipe Tune und ein Tanz Set. "Butterfingers Medley" besteht aus zwei von Pipe Majors komponierten Jigs und einem traditionellen Reel und wurde von Gunning an der zwölfsaitigen und Bennet am Bass und an der sechssaitigen Gitarre virtuos eingespielt. Der nach Australien emigrierte Schotte Eric Bogle schrieb die traurige Kriegsballade "And the band played Waltzing Mathilda" und Gunning hat Originalaufnahmen von John Allan in die episch dramatische Aufnahme eingesponnen. Seinen up-Beat Originalsong "Here she comes a running" hat er schon mit dem mittlerweile verstorbenen John Allan auf der Bühne gespielt, die Studioaufnahme ist etwas aufwendiger mit Pipes, Whistle, Fiddle, Akkordeon und Bouzouki arrangiert. Ein weiterer Höhepunkt ist der traditionelle "The Mingulay Boat Song", dreistimmig gesungen von Gunning, Jon Landry und Carlton Munroe und begleitet von Stuart Cameron an der Lap Steel und Randy MacDonald an den Drums.
Gunning hat ein abwechslungsreiches Album zusammengestellt, musikalisch hervorragend besetzt sind die Aufnahmen ein Ohrenschmaus für Freunde von Folkmusik und machen neugierig auf die Originalversionen von John Allan.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Nobody Knows "Folking" [DVD]
Sena Verlag, 2012

www.nobodyknows.de

Die aus Sachsen-Anhalt stammende Band Nobody Knows hat ein Live Album aufgenommen und ich habe es im DVD Format mit Live DVD erhalten. Max Heckel (Gitarre, Gesang, Geige, Banjo), Maximilian Heinrichs (Keyboards, Synthesizer, Kontrabass, Gesang), Georg Marth (Geige, Gitarre, Gesang) und Jule Seyer (Schlagzeug, Gesang) konnten mit Thor Klein (Kontrabass, Schalmei, Gesang) einen wertvollen Neuzugang gewinnen, der mit seinem Bass einen bemerkenswerten Groove erzeugt.
Schon beim Abspielen der Live DVD hat mich die Band und vor allem Heckel mit seiner mitreißenden Show überzeugt, die Unbekannten sind ein toller Live Act. Heinrichs' Intro am E-Piano und Synthesizer stammt von ihrer letzten Studio CD, ebenso wie "François", ein von Heckel und Heinrichs als rockiger Folksong vertonter François Villon Text. Auch beim Banjo getriebenen Cameo Cover "Word up" ist mit up-Beat Rock Partystimmung angesagt. Traditionellen Irish Folk gibt's beim "Irischen Winterlied", einem virtuos vorgetragenem Instrumentalstück, zu hören. Heckels Vertonung der "Lorelei" von H. Heine ist Liedermacher Sound mit wunderschönen Chorgesängen und Klein interpretiert den "Lindenbaum" (Wilhelm Müller & Dylan Thomas) als Bluegrass artigen Song mit Marschrhythmus. Ein weiterer Höhepunkt ist die mit Synthesizer dramatische Inszenierung von "Ghost Riders" (S. Jones/D. Tiomkin), die dem Johnny Cash Klassiker in nichts nachsteht. Als Zugabe gibt es das mit Schalmei und Trommelwirbel begleitete deutsche Volkslied "Hans bleib da", bei dem das Publikum begeistert mitsingt und tanzt.
"Folking" ist eine hervorragend gelungene Live Produktion in großzügigem Format inklusive Booklet mit tollen Fotos und persönlichen Notizen der Band. Die CD kostet 12 Euro, mit DVD zahlt man 8 drauf.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Árstídir "Svefns og vöku skil"
Beste Unterhaltung, 2012

www.arstidir.com

Árstídir ist ein Ensemble von sechs talentierten jungen Musikern und Sängern aus Reykjavík. Die Stimmen von Jón Elísson (Piano, Orgel), Karl James Pestka (akustische und elektrische Violine, Bratsche), Hallgrímur Jónas Jensson (Cello), Ragnar Ólafsson (Bariton Gitarre), Gunnar Már Jakobsson und Daniel Audunsson (Gitarren) dominieren die Großteils akustischen Songs.
Jakobsson schrieb die wunderschöne Ballade "Ljód í sand", bei der Roland Hartwell an der Violine und Kristín Maríella Fridjónsdóttir an der Bratsche den orchestralen Sound verstärken; der gefühlvolle Gesang wird in eine Wolke von Streichern und Gitarren gebettet. Dann spielt das Sextett ein paar Stücke ohne Gastmusiker. "Days & Nights" ist ein besinnlicher Song von Ólafsson mit tollem Zusammenspiel von Gitarren und Streichern. Elísson und Jensson komponierten "Á medan jördin sefur", ein Song dessen romantisch folkiger Grundton durch dramatische Streichereinsätze etwas an Kammermusik erinnert. Bei den Aufnahmen für die zweite Hälfte der CD wurde die Band ausnahmslos von Gastmusikern an Violinen und Bratsche begleitet und es wird auch mal etwas rhythmischer. "Nú gleymist ég" (Jakobsson/Elísson) ist eine orchestrale Folkrock Ballade mit Piano und bei "Shades" (Audunsson/Pestka/Ólafsson) rocken die Streicher zum großartigen Gesang. Das Piano leitet "Tárin" (Elísson/Pestka) mit stillen Tönen zum sanften Tenorgesang ein, Elísson beginnt zu improvisieren, die Streicher setzen ein und beschleunigen den Pace zum atemberaubenden Finale.
Árstídir sind hervorragende Musiker, Sänger und Songwriter, sie präsentieren auf ihrem zweiten Album zwölf tolle Eigenkompositionen. Mir gefallen vor allem die Songs bei denen die Streicher Schwung rein bringen.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Myrddin "Bridges"
Eigenverlag, 2011

www.myrddin-folk.de

Myrddin (walisisch für Merlin) sind Ines Jurkutat (Cello), Susanne Barth (Gesang, Flöten, Geige), Renate Iffland (Gesang, Dudelsack, Flöten), Markus Fuchs (Gitarre, Gesang), Lukas Schmidt (Bass) Thomas Bohr (Perkussion) und Patrick Meyer (Gitarre, Mandoline). Ihr Debütalbum "Bridges" umfasst sieben Stücke und dauert leider nur 26 Minuten.
Die musikalische Reise beginnt mit dem "AnDro Africain", einem rhythmischen afro-bretonischen Feuerwerk mit Schalmei, Flöte, Geige, Cello, Gitarren und toller Perkussion. Weiter geht's mit dem up-Beat Folksong "Siúdhan Ní Dhuidir" und einem mitreißenden Intermezzo von Gitarre, Perkussion und Dudelsack. Dann wird der Pace moderater und die Flöte lässt ihr Lied erklingen zum instrumentalen "Celtic Autumn", einer wunderschönen Tune mit tollen Rhythmuswechseln. Die historische Ballade "Spancil Hill" (Michael Considine) überzeugt mit den Stimmen von Susanne und Renate und virtuosem Zusammenspiel von Cello, Gitarren und Perkussion. Der mystische Klang der "Sansula" (Kalimba) leitet die mythische Mittelalter Rockballade "Königskind", ein atemberaubender Ausflug in nicht keltische Sphären, ein.
Das Saarländer Ensemble Myrddin bringt nicht nur den Zauber der keltischen Musik in unser Wohnzimmer, sondern besticht auch mit mittelalterlichen Klängen und lässt mit Einflüssen aus anderen Genres wie World Music aufhorchen.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Mick Fitzgerald & Nadia Birkenstock "The Enchanted Lake"
Hidden Tracks, 2011

www.the-enchanted-lake.com

Irish Legends, Stories and Harp Music: Der Singer/Songwriter und Schauspieler Mick Fitzgerald aus Dublin liest vier von Gabriele Haefs ausgewählte Irish Fairy Tales und die Solinger Sängerin und Harfenspielerin Nadia Birkenstock hat dazu Harfenmusik komponiert, singt traditionelle Irish Songs und hat traditionelle Tunes für die Harfe arrangiert.
Das epische Werk beginnt mit "A trip to the Islands", einer wunderschönen Harfenmelodie von Birkenstock. Dann erzählt Fitzgerald die märchenhafte Geschichte von "Fior Usga" (von den Gebrüdern Grimm als Springwasser übersetzt), jener Prinzessin, deren Reich überflutet wurde und heute ein viel besuchter Lough ist. Dabei werden seine eindringlichen Worte vom Klang der Harfe leise begleitet. Birkenstock spielt traditionelle Stücke wie "Arran Boat Song", eine Tune aus Schottland, und singt Irische Folksongs wie "The maid of Culmore". Sie hat eine warme und dennoch klare Stimme und man hört ihre erstklassige Gesangsausbildung. Fitzgerald singt a Capella von der Irischen Anderswelt "Tir Na nOg" und Birkenstock spielt zur Geschichte vom verzauberten See ein verspieltes Harfenthema.
Das Album verbindet virtuoses Harfenspiel und tolle Songs mit großer Erzählkunst. Die CD gibt es übrigens auch als deutsche Version, sehr gut geeignet für Kinder, die gerne Geschichten hören.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Florian Zack "Auf und davon"
Wildwechsel, 2011

www.florianzack.com

Der Salzburger Florian Zack ist Sänger, Akkordeon Spieler, Liedermacher und musikalischer sowie echter Weltenbummler. Für sein Debütalbum hat er gemeinsam mit seiner Band und einigen Gastmusikern zwölf eigene Songs im Dialekt aufgenommen. Die Musik ist ein Mix aus Ska, Reggae, Rock und Pop mit starken alpenländischen Wurzeln.
Rasanter Ska Rhythmus, Akkordeon und Zacks toller Gesang treiben "Es reicht" an, Trompete und Saxophon überzeugen mit jazzigen Bläser Einlagen. Dann singt Zack den rockigen Ska Song "Da Teifi" (der Teufel) und wieder gibt's virtuose Trompeten Soli zu hören und "Ay mujer" kommt im moderaten Reggae Rhythmus daher. Mein Lieblingssong ist "Jamman" (jammern): Mystischer Dub Sound mit Hohner D6, Bass und Wah-Wah Gitarre begleiten Zacks Gesang, Melissa Hosler stimmt in den Refrain ein und der Pace wird zum finalen Reggae Showdown gesteigert. Weitere Höhepunkte sind der poppige Latino Ska "Si tu te alejas" und der coole Dub Reggae "Wie im Flug" mit Fender Rhodes, Flügelhorn und den Stimmen von Zack, Hosler und Olja Eibel.
Die Musik von Florian Zack macht gute Laune, animiert dazu sich im Rhythmus zu bewegen und bringt abwechslungsreiche Rhythmen, alles was ein gutes Dance Hall Album ausmacht.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Crystal Pasture "Geschichten von Habicht und Holunder"
Gänsefleisch Records, 2011

www.crystalpasture.de

Crystal Pasture ist ein 13 köpfiges Ensemble aus Bardüttingdorf im idyllischen Ostwestfalen. Die elf Eigenkompositionen und zwei Coverversionen für ihr Debütalbum wurden zum größten Teil Live mit Schlagzeug, Bass, Gitarren, Geige, Akkordeon, zwei Posaunen und zwei Trompeten aufgenommen. Im Gänsefleisch Studio kamen dann noch Aufnahmen mit Yulika Ogawa-Müller am Cello dazu.
Crystal Pasture verbinden Ska mit World Music, Rock, Pop, Einflüssen aus dörflicher Blasmusik und Geschichten, erdacht von Henning Kreft (Gesang, Akkordeon, Rhythmusgitarre). Das Leben in "Warmenau" wird von flottem Ska Rhythmus begleitet, Akkordeon, Gitarre und Bläser wechseln sich mit schönen Solis ab und beim mitreißenden Refrain bleibt man kaum still sitzen. "Ferien bei Peddersens" ist ein rockiger Popsong im wechselnden Rhythmus mit tollen Gesängen. Greta Schwekendiek singt den Gassenhauer "Bei mir bist du schön" zum traurigen Lied des Akkordeons mit jazzigem Flair, Bläser setzen ein und der Pace wird zu einem rasanten Ska Rock beschleunigt, ein großartiger Song. Das einzige Instrumentalstück, "Hubertus Sankt Nagel", wechselt von Balkanklängen über Reggae Rhythmus zu Tango und wieder zurück zum Blasmusik Ska und bei "Sonnenzeit" animieren die Bläser zum Schunkeln, Greta singt mit klarer Stimme zum coolen Pop Rhythmus und Gitarre und Akkordeon würzen das Ganze mit rockigen Tönen. Ein weiterer Höhepunkt ist "Julischka aus Budapest" (Fred Raymund/Günther Schwenn), ein Schlager im Balkanrhythmus, vorgetragen im atemberaubendem Tempo. Wieder besticht Greta mit ihrem tollen Gesang, Bläser und Streicher wechseln sich ab mit Akkordeon und Gretas sexy Stimme. Richtig volkstümlich wird's beim finalen "Abendlied", einem Akkordeon Walzer nach Seemannsart.
Ein kräftiges Lebenszeichen aus dem ländlichen Norden, "Geschichten von Habicht und Holunder" ist ein bemerkenswertes Debüt dieses talentierten Ensembles.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Terri-Lynn "New Journeys"
Raven Calling Productions, 2011

Terri-Lynn Williams-Davidson ist hauptberuflich Anwältin und tritt in dieser Funktion für die Rechte ihres Volkes, der Haida People, ein. Der Rabe hat den ersten Haida Menschen aus einer Auster befreit, heißt es in der Mythologie der kanadischen Ureinwohner, und so erklärt sich der Name ihres neu gegründeten Labels, auf dem sie eine Sammlung von Songs in der Haida Tradition und Sprache veröffentlicht hat.
Produziert und arrangiert wurden die Gesänge von Keyboarder Bruce Ruddell, Dave Corman spielt akustische und elektrische Gitarre und Banjo, Sue Round das Cello und Jason Overy die Perkussion. Sieben Songs stammen von Terri-Lynns Ehemann Robert C. Davidson. "Today we will go on our own strength" fordert Terri-Lynn ihr Volk auf, ein wunderschöner dramatisch still arrangierter Song, bei sie mit ihrer glockenhellen Stimme bezaubert. Er schrieb auch "Have a light heart on your new journey", das mit akustisch begleiteten heiteren Gesängen begeistert, oder "Eagle transformation", mystische Gesänge inspiriert von einem traditionellen Tanz und nur vom hypnotischen Perkussionsrhythmus begleitet. "Sweet song from Skedans" ist eins von zwei traditionellen Liedern aus Terri-Lynns Heimatdorf Skedans und besticht mit virtuosem Gesang, sparsam musikalisch mit Piano, Cello und Gitarre begleitet. Terri Lynn selbst komponierte drei Songs: "Peace Making Song" ist ein rhythmisches Stück mit Banjo, Perkussion und Cello inspiriert von traditionellen Haida Gesängen und "Shaman Chant" beendet das Album mit rhythmischen Gesängen zur Tanzrassel von Terri-Lynn.
Der Haida Name von Terri-Lynn ist lalaxaaygans und sie beschäftigt sich schon seit der Kindheit mit der Kultur ihrer Ahnen, nun hat sie ihrem Volk eine neue Stimme gegeben, eine Stimme, die traditionelle Musik der Haida mit modernen Arrangements in die Welt hinaus trägt.
© Adolf „gorhand“ Goriup


blues blosn "boarisch bluesig live!"
MundArt, 2011

www.bluesblosn.de

Zwölf Jahre nach ihrem Debütalbum veröffentlicht die Rosenheimer blues blosn ein Live Album mit 15 selbst komponierten und von Robert Hobmeier (Gesang, Mundharmonika) getexteten Songs und drei Instrumentalstücken. Aufgenommen wurde ein Konzert im Wintergarten in Landshut im Januar 2011 in einer Viererbesetzung, neben Hobmeier spielen Armin Weinzierl (Gitarre), Hans Wimmer (Schlagzeug) und Georg Eggerbauer (Bass).
Dann geht's los mit 66 Minuten mitreißendem Live Blues, vom rhythmisch coolen "Hob gmoant so wer i ned" über den stampfenden Bluesrock "I wer oid" bis hin zum Party Zydeco "A Hoibe geht oiwe". Eines meiner Favoriten ist der "Urblues", bei dem Hobmeier ein klassisches Southern Bluesthema verarbeitet und ins Bayrische übersetzt, schleppender Bass/Drums Rhythmus, tolle Gitarren- und Harmonika Solis und großartiger Bluesgesang. "Oid wern nur mit dir" ist ein Liebeslied im schleppenden Blues Rhythmus und bei "Den letztn beißt da Hund" wird wieder richtig Gas gegeben, ein atemberaubender instrumentaler Rock'n'Roll. Weitere Höhepunkte sind "Dreimoi neidappt glangt", klassischer Blues mit virtuosen Solis und leidenschaftlichem Gesang, und "Gassi geh", ein ironischer Bluesrock im groovigem Soul Rhythmus.
Die Live als bis zu zwölf köpfiges Ensemble auftretende blues blosn hat hier einen Showdown aufgenommen, der neugierig macht mehr von diesen großartigen Blues Musikern zu hören.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Reely Jiggered "Reely Jiggered"
Eigenverlag, 2011

www.reelyjiggered.co.uk

Das schottische Trio Reely Jiggered besteht aus den Geschwistern Alison (Fiddle, Gesang) und Fiona (Gitarre, Mandoline, Bass, Bodhràn, Gesang) McNeill und ihrem Cousin Scott McLean (Drums, Perkussion). Für die Aufnahmen zu ihrem Debütalbum haben sie zwei lokale Gastmusiker eingeladen: Eleanor Holley an der Clarsach und Dave Currie am Bass.
Das musikalische Feuerwerk beginnt mit "Duelling fiddles", einem orchestralen Instrumentalstück mit Fiddle, Clarsach, Gitarre, Bass und Drums. Die wunderschöne Slow Air "Mhairi's tune" von Mhairi McLennan besticht mit gefühlvollem Zusammenspiel von Fiddle und Gitarre und bei der traditionellen Folk Arie "Dowie Dens O'Yarrow" begleiten Clarsach und Fiddle Alisons klassischen Gesang. Alison komponierte einen Walzer für den Lord von Hafton Castle und kombiniert diesen mit dem schwungvollen "Cajun fiddler", eines der Stücke, bei denen Alison die Fiddle wirklich traditionell spielt. Fiona vertonte und singt einen Text des bengalischen Lyrikers Kazi Nazrul (18899-1976), "Mountain Song", als rhythmischen Folk Song. Ähnlich wie das Album begonnen hat, endet es mit einem orchestral arrangierten up-Beat Reelset, "The lean mean fiddlin' machine".
Der Erstling von Reely Jiggered überzeugt mit virtuoser Musikalität und professionellen Arrangements. Für mich persönlich sind die Tunes ein wenig über-arrangiert.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Alison McNeill & Eleanor Holley "Celtic Magic"
Eigenverlag, 2008

www.alisonmcneill.com

Die Wege in den Highlands scheinen sich in den Jahren seit meinem letzten Schottlandurlaub deutlich verschlechtert zu haben. Warum wohl sonst brauchte dieses Album drei Jahre bis zum Rezensenten? Aber Spaß beiseite. Schottland, das sind für die meisten von uns wohl raue Küsten, Hochlandtäler und malerische Schlösser an Fjord oder See. Da es in dieser Gegend in früheren Zeit ganz schön einsam werden konnte, spielte Musik in Cottages und Castles eine wichtige Rolle. Eher höfisch erklingt es auf dem vorliegenden Album 'Celtic Magic' von Alison McNeill (Sopran & Fiddle) und Eleanor Holley (Schottische Harfe). Beide sind vielleicht nicht die ganz Großen ihrer Kunst, aber sie beherrschen ihr Handwerk mehr als ordentlich und können mit 'Celtic Magic' auf ein stimmungsvolles Album verweisen, bei dem keine Langeweile aufkommt. Ein Teil der Aufnahmen ist live eingespielt worden und diese klingen deutlich nach altem Gemäuer. Leider findet sich im Booklet kein Hinweis um welches es sich handelt. Trotzdem bekam ich sofort Lust wieder mal nach Schottland zu reisen und wenn da noch ein Konzert von Alison und Eleanor im Historischen Gemäuer annonciert wäre, würde ich wohl gern, aber auch ohne allzu große Erwartungen hingehen. Fazit: Solide Hausmannskost - die ja nicht das Schlechteste ist.
© Holger Brandstaedt


Götz Steeger "User"
Plattenbau, 2011

www.user-album.de

Von Zeit zu Zeit kommt mir etwas auf den Tisch, bei dem ich das Gefühl nicht loswerde, dass meine Rezension dem vorliegenden Werk nicht gerecht wird. Göetz Steegers 'User' ist ein solches Album. Hieß es bei den Beatles noch 'I'm a Loser' ist Steeger nun beim User angekommen und mit diesem zumindest textlich am Puls der Zeit, dies jedoch ohne dem Zeigeist hinterher zu rennen. Musikalisch ordnet Steeger das im Alleingang produzierte ambitionierte Werk unter 'Prop' ein, was sich aus Pop, von dem auf 'User' freilich kaum was zu hören ist und Prog, alias Progessive Rock herleitet. Mit letzterem kommen wir dem Ganzen schon näher, denn Steegers Album klingt überwiegend wie aus den 70ern. Die Musik ist sehr komplex, wobei eine Art Dekonstruktion gängiger Musikformen stattfindet, dazu nimmt Götz Steeger sich Zeit für instrumentale Zwischenstücke, die vorherige oder kommende Sequenzen aufgreifen. 'User' ist keine Platte für nebenher. Das Album ist nicht unanstrengend und fordert den Hörer. Wer sich einlassen kann, wird jedoch belohnt. Es gibt viele Reminiszensen an die Rockgeschichte zu entdecken, noch dazu ist 'User' textlich und musikalisch äußerst gehaltvoll und konsequent. Allein die graphische Gestaltung finde ich nicht so sehr dazu passend. Das Coverdesign gehört jedoch zu den wenigen Dingen, die der vielseitige Hamburger Musiker, Produzent und Autor von Radiofeatures nicht selbst gemacht hat. Fazit: Eher Rock als Folk und eindeutig für wache Hörer, die Herausforderungen nicht scheuen.
© Holger Brandstaedt


Goetz Steeger "User"
Plattenbau, 2011

www.user-album.de

Der Hamburger Multi-Instrumentalist Goetz Steeger ist kein Neuling in der deutschen Musikszene, seit den 8oern spielt er in verschiedenen lokalen Bands und außerdem trat er als Produzent von u.a. Kai Degenhardts CD "Weiter draußen" auf. Nun hat er selbst und praktisch im Alleingang ein Album mit 15 selbst komponierten Stücken aufgenommen.
Seine musikalische Reise beginnt mit dem sozialkritischen Titelsong, dramatischen Pianoklängen, hypnotischem Gesang und psychedelischen Effekten, das erinnert ein wenig an Pink Floyd. Dann rockt Steeger bei "Der letzte lebende Akku", einem satirischen Song mit vom Banjo angetriebenen Sprechgesang und Didgeridoo. Dabei kommen jazzig experimentelle Elemente nicht zu kurz. Das avantgardistische Piano Stück "Idiotenvorspiel" leitet "Tal der Idioten" ein, cooler Liedermacher Sound. Am besten gefallen mir die jazzigen Stücke wie das instrumentale "Riesenkrabben im Keller des Erzbischofes" oder das von Siri Keil gesprochene epische "Nordseeinternat almost revisited", das mit seinem orchestralen Piano Finish perfekt zu "Fenster", einem Kammermusik artigen Protestsong, überleitet. Das "Ende der Geschichte" beendet die musikalische Reise nach 63 Minuten mit ähnlich psychedelisch rockigen Tönen wie sie begonnen hatte.
Steeger präsentiert ein bemerkenswertes Debütalbum mit klugen Texten, tollen Songs, ausgereiften Arrangements und beweist dabei seine Vielseitigkeit als Musiker und Liedermacher.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Christophe Bourdoiseau "La Mort du loup"
phonector, 2011

www.christophebourdoiseau.com

Kiew und Paris liegen weit auseinander und man möchte meinen, dass selbst kulturell mehr als eine Welt dazwischen liegt. Trotzdem kann man beim Hören der Musik beider Hauptstädte feststellen, dass sich Denken und Fühlen in den Metropolen ähneln. Berlin liegt auf halben Weg zwischen der Ukraine und Frankreich. In Berlin finden sich die entferntesten Kulturen zusammen, um ihre Gemeinsamkeiten zu ergründen. Ein kultureller Schmelztiegel, der den französischen Journalisten Christophe Bourdoiseau nach zwanzig Jahren Berlinaufenthalt animierte, sich zu seiner nicht immer stillen Geliebten - der Poesie des Chansons - zu bekennen. Drei Alben hat er mittlerweile aufgenommen, begleitet von Musikern aus der Ukraine und Deutschland. "La Mort du loup" heißt das aktuelle Album, auf dem er erneut, wie er behauptet "altmodische Chansons" singt. Aber kann große Poesie in Verbindung mit leidenschaftlicher Musik altmodisch sein? Durchaus. In einer von zunehmendem Zynismus und Egoismus geprägten Zeit ist fast alles altmodisch, was nicht cool oder geil ist. Es täte dem Umgang miteinander gut, ein bisschen altmodischer zu sein. Christophe Bourdoiseaus CD zitiert auf erfrischend altmodische Weise Gedichte von Louis Aragon, Charles Baudelaire, Paul Verlaine und Victor Hugo. Er nimmt sich all die Zeit, die es benötigt, diese alten Texte zu interpretieren und deren für heutige Verhältnisse schwerfälligen Geist aus der Flasche zu zaubern. Es gelingt ihm auf vortreffliche Weise. Dass die ukrainischen Musiker des Trios Scho dem Geist der alten Poeten und dem besinnlichen Vortrag Bourdoiseus noch einen Schuss slawischer Melancholie hinzufügen, sorgt dafür, dass diese Musik nicht altmodisch anmutet, sondern auf eine sentimentale Weise lebendig wirkt.
© Karsten Rube


Christophe Bourdoiseau "Tant de saisons perdues"
Eigenverlag, 2008

www.christophebourdoiseau.com

So viele Jahreszeiten sind schon verloren – der Titel des gleichnamigen Albums von Christophe Bourdoiseau scheint nur allzu wahr zu sein, denn dieses ist schon 2008 erschienen und findet sich erst jetzt in der Folkworld. Dabei ist der in Berlin lebende Chansonnier alles andere als ein Unbekannter in der Szene. Und auch kein Verlierer, man kann ihn getrost den 'Findern' zurechnen: Hat er doch in seiner Wahlheimat Berlin die Liebe und die Passion für Französische Chansons gefunden. Dazu dann auch noch mit dem aus Odessa stammenden TRIO SCHO erstklassige Begleiter. Gennadij Desatnik (Geige), Valeriy Khoryshman (Akkordeon) und Valerij Pysarenko (Kontrabass) sind allesamt Virtuosen ihres Faches, die hervorragend zu den eher klassisch arrangierten Chansons aus der Feder Christophe Bourdoiseaus harmonieren und ihn auch Live begleiten. Kurt Tucholsky hat einmal gesagt, Chanson sei Welttheater in drei Minuten. Meist ist es die innere Welt, die da besungen wird. Es geht um Gefühle, oft um Sehnsucht und Traurigkeit. Christophe Bourdoiseaus Chansons haben von all dem etwas. Wobei die Trauer nicht allzu schwer wiegt, dafür sorgen schon Christophes warme Stimme und seine schon erwähnten famosen Begleiter. Franzosen haben es in Deutschland ja immer etwas schwerer, ist doch die Sprachbarriere nicht unerheblich. Vorliegende CD bietet freundlicherweise die Texte im Booklet französisch und deutsch. 'Tant de saisons perdues' mag zwar von 2008 sein, richtig gute Chansons, noch dazu wie hier im klassischen Gewand sind jedoch zeitlos und so kann ich dieses Album, wie auch seine Nachfolger 'Constellation périphérique' von 2009 und das aktuelle 'La mort du loup' von 2011, nur wärmstens empfehlen.
© Holger Brandstaedt


Various Artists "Antologie moravské lidové hudby,
CD 1 - Horňácko"
Indies Scope, 2011

English CD Review

Die regionale Folklore Mährens ist Thema einer vierteiligen CD-Kompilation, die frisch bei Indies Scopes erschienen ist. Teil 1 „Hornacko“ liegt mir vor. Diese CD setzt den Fokus der Betrachtung auf eine kleine Region in Südmähren, nahe der Grenze zu Österreich und der Slowakei. In dieser ländlichen Region, in der sich die Bauern unter anderem auch mit dem Weinanbau beschäftigen und mit dem Palavapark einen Nationalpark zu verwalten haben, der zu den schönsten seiner Art in Tschechien zählt, hat die Bevölkerung über Jahrhunderte folkloristische Traditionen gepflegt. Slawisch geprägte Melodien und Tänze, wie sie für die Karparten typisch sind, geben bei den vielen Folkloreveranstaltungen den Ton an. Die CD 1 dieser Anthologie zeigt einen Querschnitt der Volksmusik dieser Region, wie sie seit Beginn des letzten Jahrhunderts aufgeführt wird. Flinke Fideln und leidenschaftliche Gesänge prägen das Klangbild der Lieder und Tänze. Das ausführliche Booklet begleitet den Hörer durch die authentischen Feldaufnahmen der CD. Indies Scopes hat bereits einige CD's besonders in Tschechien bekannter Folkmusiker herausgebracht. Der Songwriter Thomas Kočko sei hier stellvertretend erwähnt. Mit der vierteiligen Anthologie der mährischen Folklore tragen sie einen wesentlichen Anteil an der Bewahrung alter Traditionen dieser Region.
© Karsten Rube


Various Artists "Antologie moravské lidové hudby,
CD 2 - Dolňácko I"
Indies Scope, 2011

English CD Review

Traditionelle Musik aus Osteuropa schafft es eher selten auf hiesige Bühnen und selbst im viel gepriesenen Rudolstadt ziehen die Top 20 der irischen Säufercharts immer noch mehr als ein Musikensemble aus Polen, Tschechien oder der Slowakei. Folgerichtig treten letztere beim TFF eher am Nachmittag und auf dem Marktplatz auf, um ein wenig Musik zu Kaffee und Kuchen zu liefern. Dabei kann in den Mährischen Wäldern auch ganz gut die Post abgehen. Gleich 4 CDs vereint die jüngst veröffentlichte 'Antologie moravské lidové hudby' . Mir liegt leider nur die zweite CD vor und so kann ich schlecht einschätzen wie sich die Musik der verschiedenen Regionen Mährens unterscheiden. 'CD 2 – Dolňácko 1' kommt sehr traditionell her und wandelt auf den Spuren historischer Handelsrouten, die diesen gleichnamigen Teil Mährens durchquerten. Randvoll mit Musik ( 75 Minuten / 30 Tracks ), geprägt von Gesang, Streichinstrumenten und gelegentlichem Zymbal – Einsatz präsentiert dieses Album wunderschöne Frauenstimmen und kräftige Mannsbilder im Wechselbad zwischen überwiegend heiteren und auch mal getragenen Klängen. Die hier vorgestellte Region bildete einst das Herzland des Großmährischen Reiches, das einen Teil Nord-Ungarns einschloss. Auch wenn dies schon 1000 Jahre her ist, sind die musikalischen Einflüsse der südlichen Nachbarn doch unverkennbar. Das kulturelle Erbe scheint in Dolňácko derart groß zu sein, dass es gleich zweier Alben bedurfte, um die musikalische Vielfalt der Region abzubilden. Nachzuhören auf 'CD 3 - Dolňácko II, Podluží a Hanácké Slovácko'' während CD 1 die Region Horňácko präsentiert und auf CD 4 typische Gesänge und Tänze aus Valašsko, Lašsko, Zlínsko erklingen. Alle vier wie gesagt randvoll mit Musik aus einer weltmusikalisch eher entlegenen Region und jenseits aller Titel gebenden Zungenbrecher, eine Fundgrube für Volksmusikalische Entdecker.
© Holger Brandstaedt



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