Le Mal Coiffée "… e los leons"
Sirventes, 2018
Polyfonie und okzitanischer Gesang, das ist eine Kombination, die man im gewöhnlichen Radioprogramm wohl kaum zu suchen braucht. Die beiden Damen aus dem Minervois haben die fast vergessene Sprache der französischen Hochrenaissance in die Gegenwart gerettet. Mit wundervoll warmen harmonischen Gesang und dezenter musikalischer Begleitung erzählen die vier Frauen die außergewöhnliche Geschichte eines Mädchens, das man dorthin stellen will, wo der Platz für Frauen gesehen wird. Doch ihre Vorfahren sind in ferner Verwandtschaft Löwen. La mal Coiffée fährt nicht nur textlich, sondern auch musikalisch manchmal die Krallen aus, um mitzuteilen, dass Resignieren keine Option ist. Interessanter kann man die Verbindung zwischen der kulturellen Vergangenheit des Languedoc und der Gegenwart kaum darstellen.
© Karsten Rube
Frigg "Frost on Fiddles"
Eigenverlag, 2017
“Frost on Fiddles” heißt das Album, dass die finnische Folkkapelle Frigg anlässlich ihres fünfzehnjährigen Bestehens aufgenommen haben. Die Musiker ziehen auf dieser CD alle Register ihres Könnens. Lebensfrohe Musik mit hohem Tempo und enormer Spielfreude ist hier zu hören. “Nordgrass” nennen sie ihren musikalischen Stil, der sich besonders durch eine hohe Anzahl an Geigen auszeichnet. Träumerische und mitreißende Melodien wechseln sich harmonisch ab. Die Gefahr zum Tanz bewogen zu werden, ist bei jedem Song allgegenwärtig. Lebensfreude entströmt jedem Takt. Von Frost ist in der Musik dieses Album nichts zu spüren.
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Johanna Sillanpaa "From This Side"
Chronograph Records, 2017
Die Überraschung war groß. Als ich die CD “From this side” in den Player legte, hatte ich beim Namen Johanna Sillanpaa an Musik aus Skandinavien gedacht. Stattdessen haucht mir die wunderbare Stimme einer grandiosen Jazzsängerin entgegen. Jede Minute dieses Album, das wie geschaffen ist, für die romantischen Stunden nach Sonnenuntergang, kann man genießen. Johanna Sillanpaa nimmt sich einfallsreich Klassiker des Jazz vor, wie Irving Berlins Blue Skies und verwandelt Joni Mitchells “Woodstock” in einen Jazztitel im besten Blue Note Stil. Wenn Johanna Sillanpaa bereits mit Coverversionen brilliert, so wächst sie mit den eigenen Songs noch über sich hinaus. Songs wie “My Love” und “In my Dreams” lassen den schmusefeindlichsten Rüpel weich werden. Und als wäre der Gesang der Kanadierin mit schwedischen Wurzeln nicht schon umwerfend genug, lässt die Band um den Arrangeur und Pianisten Chris Andrew keine Wünsche für einen perfekten Abend mit bester Musik offen. “From this Side” ist so eine von diesen ausgesucht seltenen Platten zum Verlieben.
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Hyväluoma Group "Reflection"
Lusti Music, 2017
Der Geiger Tero Hyvaluoma ist kein reiner Volksmusiker, auch wenn er mit Folklore begann. Sein aktuelles Projekt, die Hyväluoma Group zeigt ihn als eigensinnigen Arrangeur und Komponisten, der sich mit der Folklore ebenso auskennt, wie mit dem Jazz und Weltmusik. “Reflection” zeigt acht verschiedene Bilder in einer witzigen musikalischen Sprache. Balkanmusik, freie Improvisation und folkloristische Tänze gehen darin fließend ineinander über. “Bulgarische Bestrafung”, “Goblin Verfolgung” und “Weissmüllerweise” sind dabei nur drei witzige Titel, die voller musikalischer Überraschungen stecken. Mit knapp vierzig Minuten ist das ganze Werk leider ein bisschen kurz geraten.
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Isle of Klezbos "Live from Brooklyn"
Rhythm Media Records, 2014
Man benötigt nicht lange, um das Ansinnen der Musikerinnen der Gruppe Isle of Klezbos an Hand des Namens zu ergründen. Sechs lesbische New Yorkerinnen haben sich hier zusammen gefunden um Klezmer zu spielen, verbinden also aktiv die Liebe zur jüdischen Musik, wie zum eigenen Geschlecht. Eine Kombination, die angesichts der Vielfalt, die sich in kulturellen Verbindungen findet, gar nicht so ungewöhnlich ist. Die sechs Damen lassen auf der Live-CD ihre Vielfältigkeit deutlich sprudeln. Jüdischer Gesang, Jazz, balkaneske Harmonien und Spaß am gemeinsamen virtuosem Spiel ist den fünfzig Minuten anzuhören. Jüdische Hochzeitsmusik trifft hier ganz konsequent die aktuelle Queer-Bewegung.
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Tormis Quartet "Tormisele"
Nordic Notes, 2018
In Estland war Veljo Tormis einer der bedeutendsten Kulturschaffenden der Gegenwart. Die umfangreichen Chorwerke des 2017 verstorbenen Komponisten zählen zu den Klassikern der estnischen Kultur und brachten ihm den Ehrenorden seiner Heimat ein. Zu seinem 85. Geburtstag im Jahr 2015 fanden sich bereits vier Jazzmusiker zusammen, um den Künstler zu ehren. Zwei Jazzgitarristen und zwei Sängerinnen bilden das Tormis Quartet, das sich dem Wesen der Kompositionen Tormis von der Jazzseite nähern. Herausgekommen ist eine Hommage, die Tormis Werk neu interpretiert, modernisiert und sich dabei den Respekt vor dem Schaffen der estnischen Musiklegende bewahrt.
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Baile an Salsa "Èriu"
Eigenverlag, 2018
Baile an Salsa stammen offiziell aus Galway in Irland. Die Band besteht allerdings aus Musikern, die aus allen Himmelsrichtungen kommen. Diese Fusion aus Künstlern verschiedener Kulturkreise macht sich auch in der Musik der Band deutlich bemerkbar. Latin und Celtic-Folk verbinden sich auf dem Album “Èriu” zu einer farbenfrohen und lebendigen Mischung. Einer Mischung, die den irischen Stepptanz und die kubanische Salsa, keltische Tradition und lateinamerikanische Ausgelassenheit zu einem ganz eigenen musikalischen Stil erheben.
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Danças Ocultas "Amplitude"
Galileo Music, 2016
Mit vier diatonischen Akkordeons betreten Danças Ocultas die Bühne. Wenn sich mehrere Musiker mit demselben Instrument die Bühne teilen, führt das oft zu klangvollem Gerangel, das eher auf der Bühne Spaß macht, als im Publikum. Ganz anders gestaltet sich dies bei den vier Portugiesen von Danças Ocultas. Auf wundervoll unaufgeregte Weise agieren die vier Akkordeonspieler bereits seit dreißig Jahren miteinander. Mit diesen vier Virtuosen auf dem diatonischen Akkordeon erlebt man Klangspektren von nahezu perfekter Harmonie “Amplitude” heißt ein mit dem Orquestra Filarmonia das Beiras eingespieltes Live-Album, das nicht nur die weit gefächerten musikalischen Reisen des Quartetts widerspiegelt, sondern das mit der Unterstützung dieses grandiosen klassischen Klangkörpers zu einem musikalischen Meisterwerk wird. Ein Quartett des Kammerfolk und ein Orchester der großen Gesten bringen traditionelle Musik und klassische Arrangements auf eine Weise zusammen, die füreinander geschaffen zu sein scheinen. Tänze, wie Tango, Walzer und Bulgar werden zu Träumen in Noten. Der Fado - hier durch die als Gast auftretende Sängerin Carminho - wird zelebriert, wie beim Auftritt der Callas. Danças Ocultas und das Orquestra Filarmonia das Beiras geben auf diesem Album ein die Seele berührenden Konzert. Vielleicht hat der Mensch auf diesem Planeten ja wirklich nicht viel Erhaltenswertes zu Stande gebracht. Doch angesichts solch erhaben wirkender Musik, bleibt zumindest ein wenig Hoffnung.
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Kristi Nebel "Detour"
Icebird Records, 2013
Kristi Nebel aus Tacoma/Washington legt mit ihrer bereits 2013 erschienen CD “Detour” ein bezauberndes Western-Swing Album vor. Leidenschaft und Traditionsverbundenheit hört man aus den fröhlichen Countrysongs heraus. Aber auch die Probleme der Gegenwart, besonders der Klimawandel und die Rechte der Ureinwohner gehören zu den Themen der Platte. Die Songs schrieb sie zusammen mit ihrem Mann Steve. 2014 wurde Kristi Nebel für den Preis als beste Western-Swing-Artistin von der Academy of Western Artists nominiert.
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Pushkin Klezmer Band "Klezmer über Alles!"
Oriente Musik, 2015
“Klezmer über Alles!” heißt eine Klezmer-CD aus der Ukraine. Als jüdisches Hochzeitsorchester spielten die Musiker der Pushkin Klezmer Band in Kiew auf. Jüdische Musik in der Ukraine führte lange ein Dasein im Verborgenen. Musik für Angehörige und Kenner. Inzwischen haben sich die Musiker aufgemacht, die fröhliche Klezmermusik wieder durch die Tanzsäle, jüdischen Gemeinden und durch die Straßen der Ukraine klingen zu lassen. “Klezmer über Alles!” ist die erste CD der Band und ist ein fulminates Feuerwerk mitreißender Klezmertitel, die nur ganz selten in die schwere Melancholie abgleitet, zu der die jüdische Musik sehr wohl fähig ist.
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Klo Pelgag "L’Ètoile thoracique"
Coop Les Faux Monnayeurs & Zamora Label, 2016
Auch das zweite Album der Franko-Kanadierin Klo Pelgag begeistert mit fröhlichem Wahnsinn und verspielter Experimentierfreude. Einerseits poppig, anderseits mit orchestraler Opulenz versehen, bleibt sie musikalisch kaum greifbar. Französischer Mädchenpop ist das nicht. Zu ausgefeilt ihre Arrangements, zu intensiv ihr Ausdruck. Ihre Stimme ist charmant, manchmal glockenhell und manchmal schrill. Ihre Songs besitzen die Stimmung von Fantasyabenteuer und erzeugen ein wenig den Orientierungsverlust, wie man ihn nach wirren Träumen verspürt. Alles zusammen macht süchtig.
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Ot Azoj "Dza Dza Dzum"
AAC Records, 2016
Willkommen in Molwanien - “Dem Land des Schadhaften Lächelns”. Zahlreiche Legenden ranken sich um das Land im zentralen Südosteuropa, dem Land, in dem man den Knoblauchschnaps nie innerlich anwenden sollte. Seit die Parodie auf einen Reiseführer erschienen ist, haben sich einige Kulturerfinder mit den Lebensgewohnheiten der Einwohner dieses fiktiven Landes beschäftigt. Einen eigenen Beitrag Molwaniens beim Europäischen Songcontest verweigerte man diesem Land jedoch bisher. Musikalisch hat sich die niederländische Gruppe Ot Azoj bemüht, die vielseitige Kunst Molwaniens in Noten zu fassen. Auf dem Album “Dza Dza Dzum” kann man hören, wie sich die Kultur Molwaniens von Balkanmusik, Klezmer und verschiedenen osteuropäischen Einflüssen lenken lässt. Ausflüge gibt es in die Musik der Türkei. Auch die Umtriebe westlicher Popmusik haben die Musik, die Ot Azoj als typisch molwanisch beschreiben würden, inzwischen leicht verwässert. Wer also die Absicht hegt, sich aufzumachen, Molwanien zu suchen, sollte die Musik von Ot Azoj im Gepäck haben. Aber Vorsicht - Molwanien ist überall.
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Jan Galega Brönnimann, Moussa Cissokho, Omri Hason "Al Nge Taa"
CPL-Music, 2016
Drei unterschiedliche Musiker aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen fanden sich für die Produktion der CD “Al Nge Taa” zusammen. Der Schweizer Jazzsaxophonist, der senegalesische Koraspieler Moussa Cissokho und der Perkussionist Omri Hason aus Israel. Orientalische Klangharmonie trifft auf diesem vielschichtigen Album auf die Kunst des Geschichtenerzählens, wie sie im Senegal von den Griots seit Jahrhunderten gepflegt wird. Brönnimann öffnet mit westeuropäischer Jazzrhythmik die Tür ins Abendland. Brillanter Brückenschlag zwischen drei sehr unterschiedlichen Kulturen.
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Romengo "Nagyecsed - Budapest"
Gryllus, 2014
Gipsy Folk aus Ungarn hören wir auf der CD “Nagyecsed -Budapest”. Die Musik der Sinti und Roma, die Monika Lakatos und ihr Ensemble vortragen, ist geprägt von einer großartigen Vielfalt und einer reichhaltigen Geschichte. Die Milchkanne ist das Markenzeichen der Gruppe Romengo. Mit Gerätschaften aus dem Landleben begleiteten sich einst die Musiker der Roma und Sinti, Geige, Bass, Flöte und Hackbrett haben die Musiker heute zur Verfügung. Die traditionelle Bindung lassen die fünf Musiker auf diesem vitalen Album hochleben, verbinden sie jedoch geschickt mit den modernen Einflüssen der Folkmusik.
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Pedro Soler & Gaspar Claus "Al Viento"
Infiné, 2016
Gitarre und Cello ist eine instrumentale Kombination, die immer wieder durch ihre Einfachheit fasziniert. Wenn dann mit Vater und Sohn zwei Musiker in streitbarer Harmonie mit einander agieren, kann nur Großartiges dabei heraus kommen. Der in Südfrankreich lebende Flamencogitarrist Pedro Soler ist mittlerweile 80 Jahre, sein Cello spielender Sohn Gaspar Claus etwa halb so alt. Auf dem Album “Al Viento” veröffentlichen die beiden Franzosen Musik, die sich vom Flamenco und der Klassik gleichermaßen beeinflussen lässt. Die Stücke möchten Soler und Claus als Hommage an den Wind verstanden wissen. Leise, manchmal aufbrausende Kompositionen von betörender Leichtigkeit und mitreißender Schwere. Ein wunderbares Album, um zur Ruhe zu kommen.
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Bernd Rinser "Evil, Wild & Blue"
Own label, 2018
Bernd Rinser "Split Pea Shell"
Own label, 2018
Bernd Rinser "Street Dog Blues"
Own label, 2018
Gleich drei CD’s hat der Roots-Rocker Bernd Rinser 2018 auf einen Streich veröffentlicht. Blues, Rock, American Soul in einer kompromisslosen Geradlinigkeit, wie man sie aus Deutschland nicht unbedingt erwartet. Der Mann, der aus dem tiefen Süden Deutschlands stammt, könnte musikalisch ebenso im Tiefen Süden der USA angesiedelt sein. Rinsers Songs sind weitgehend für ein Trio aus E-Gitarre, Bass und Drums arrangiert, doch gelegentlich legt er das größere Besteck auf den Tisch und agiert auch mal mit Bläsern und Streichern und schafft damit musikalische Höhepunkte, die an die besten Zeiten von Van Morrison erinnern. Und dann ist da wieder die erzählerische Dichte eines Tom Waits. Überzeugend sind bei Rinser nicht nur die Arrangements. Seine raue Stimme strahlt Authentizität aus. Aus seinen Songs spricht ein ehrliches Rockerherz, manchmal mit einer Ruppigkeit, die eine verhaltene Melancholie nicht überspielen will.
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Quintet Bumbac "Libre Voyage dans les musiques des Balkans"
Adami, 2016
Beinahe kammermusikalisch präsentiert sich das französische Streicherquintett Quintet Bumbac. Auf ihrem Album “Libre Voyage dans les musiques des Balkans” überzeugen sie mit viel Spielfreude und Interpretationsfreiheit, in dem sie der Musik des Balkans nachspüren und diese als reine Streicherarrangements für Geige, Cello und Kontrabass wiedergeben. Dabei greifen sie nur gelegentlich auf traditionelle Melodien zurück. Die meisten Stücke stammen vom Geiger David Brossier. Es muss also nicht immer alles authentisch sein. Manchmal genügt es, wenn es nur so klingt.
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Giora Feidman Sextet "Klezmer for Peace"
Pianissimo Musik GmbH, 2018
Giora Feidman & Rastrelli Cello Quartett "Feidman plays Beatles”
Pianissimo Musik GmbH, 2017
Klezmer ist der musikalische Ausdruck, mit dem die jüdische Kultur sich der Welt präsentiert. Und der größte Botschafter dieser Kultur ist der Klarinettist Giora Feidman. Mit dem Album “Klezmer for Peace” spielt der seine Fähigkeiten, als Kulturbotschafter zu fungieren erneut gekonnt aus. Mit mehreren Musikern aus dem Vorderen Orient, aus der Türkei, aus Israel, sowie einem Saxophonisten aus Russland überwindet er Grenzen, die Kultur und Religion zwischen den Menschen gebildet haben. Das Album präsentiert orientalische, wie jüdische Musik auf eine Weise, die mit fließenden Übergängen die Unterschiede verschwimmen lässt, so dass am Ende die einzigartige Erkenntnis Giora Feidmans bleibt: Kulturelle Globalisierung sorgt nicht für Gleichschaltung, sondern für Gemeinsamkeit mit Vielfalt.
Die Karriere Giora Feidmans auf die eines Klezmerklarinettisten zu reduzieren, würde dem heute über Achtzigjährigen nicht gerecht werden. Der gebürtige Argentinier ist zwar das Aushängeschild des jüdischen Musikstils, doch seine eigene Wandlungsfähigkeit und die Sprunghaftigkeit, mit der der Klezmer sich jedem Musikstil hinzugeben weiß, ließ Feidman bereits zu großartigen musikalischen Seitensprüngen hinreißen. 2017 produzierte er mit dem Rastelli Cello Quartett ein Album, auf dem sie sich gemeinsam einer alten Leidenschaft Feidmans widmeten: den Beatles. Feidman, nur unwesentlich älter als die Pilzköpfe, war wie so viele fasziniert von den Jungs aus Liverpool und erkannte schnell, dass da Großes auf die Musik zukommt. Besonders, als die kleine Beatkapelle begann mit Streichern zu arbeiten und ihren Hang zu avantgardistischen Klangstrukturen zu entwickeln, hatten sie Feidmans Sympathien auf ihrer Seite. “Feidman plays Beatles” nimmt die Musik der Beatles Stück für Stück auseinander und setzt sie als Musik für Streicher und Klarinette wieder zusammen. Herausgekommen ist ein Meisterwerk der Kammermusik. Klassik auf Grundlage von Popmusik, mit einem leichten, aber unverkennbaren Hauch zum Klezmer, wie ihn nur Giora Feidman hervorzubringen vermag.
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Flocken "Altona"
Kakafon Records, 2016
Die schwedische Folk-Jazz-Kapelle Flocken war zwischen 2012 und 2016 eine Live sehr agile Band. Nach Jahren des Tourens im baltischen und nordeuropäischen Raum brachte sie 2016 das Album “Altona” heraus. Die CD ist geprägt von spielerischem Umgang mit Klezmer, nordischen Folk und improvisatorischen Jazz. Die Bandmitglieder hatten sich an der Akademie für Musik und Schauspiel in Göteborg kennen gelernt und schnell ihre gemeinsame Vorliebe für die Musik des Balkan und den Klezmer entdeckt. Dieses sehr ambitionierte Projekt fand nach dem Studienende leider keinen Nachfolger. Die vier Musiker verfolgen mittlerweile alle eigene Projekte.
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Fairytale "Autum’s Crown"
Magic Mile Music, 2018
Nachdem uns die Maiden des deutschen Fantasypopduos Fairytale vor drei Jahren den Sommer im Wald versüßten,[56]
kommen sie uns auf dem zweiten Album herbstlich. “Autum’s Crown” ist eine Reise in die Welt des keltisch-mystischen Traumwandelns. Fairytale gelingt es erneut souverän, dem Hörer ein wohliges Schnurren zu entlocken, wenn er sich von Geigen, Cello und den schmeichelnden Stimmen der beiden singenden Waldelfen Laura Isabel Biastoch und Berit Coenders ins Lalaland der Fantasy entführen lässt. Doch auch das Geheimnis umwallende Getue finsterer Mächte und ähnlicher Waldgeister, die unter den Baumwurzeln herumlungern, sollen für wohlige Schauer sorgen. Die Songs orientieren sich erneut überwiegend an Keltik-Folk und Mittelalter-Pop. Die Texte bedienen sich symbolträchtig aus dem Pool des Fantasydudens und jonglieren mit Mondlicht am stillen Weiher, Elfenstimmen, Nebel, Tod und Liebe, Wassergeistern und was einem sonst noch so aus dem Poesiealbum anspringt. Das Cover ist schön gestaltet mit handzahmen Sumpfdrachen, rauschenden Wasserfällen, weißen Hirschen und der, dank des mittelalterlichen Onlineservices der Firma Mytholon, makellos gewandeten Musikerinnen und Musiker. Professionell arrangiert und glänzend instrumentiert wirkt die Musik des zweiten Albums von Fairytale wie auf Hochglanz gewienerter Tolkinpop, fettfrei und jederzeit abwischbar. Perfektioniert und Hand in Hand mit symbolischer Überfrachtung, hinterlässt das Album »Autum’s Crown« bei mir nur die Hoffnung auf ein etwas bodenständigeres, sicher zu erwartendes Winteralbum.
© Karsten Rube