FolkWorld #57 07/2015

CD & DVD Rezensionen

Em Huisken "Güntsied - Jenseits"
Bluebird Cafe Berlin Records, 2015

Artist Video

www.emhuisken.de

Lieder geprägt von der Weite und Melancholie der norddeutschen Landschaft. Em Huisken singt seine Lieder hauptsächlich auf Platt (mit der Ausnahme des ersten und letzten Liedes auf dem Album, die auf Hochdeutsch sind), und schreibt die meisten der Lieder selbst. Insgesamt hat das Album eine einfache Instrumentierung, meist mit Gitarre und Akkordeon. Auf einigen St¨cken findet sich zusätzlich auch eine Bombarde, die den Liedern einen keltisch-bretonischem Einfluss gibt. Eine schöne und besinnliche CD.
© Michael Moll


Stiller Has "Alterswild"
Wigra Sound Service, 2015

www.stillerhas.ch

Andreas Flückiger alias Endo Anaconda aka Stiller Has muss mit dem Problem leben, dass ich ihn und seine Band bei einem grandiosen Konzert vor einigen Jahren in Rudolstadt erlebt habe. Die Beschäftigung mit seinen älteren Studioalben als auch seinem aktuellen Werk[51] hat bei mir Wohlwollen, aber keine überschäumende Begeisterung mehr ausgelöst. Um so willkommener ist das neue Live-Album, mit dem die Gruppe das 25jährige Bestehen auf dem Berner Gurtenfestival im Juli 2014 gefeiert hat. Und sieben Jahre besteht die aktuelle Besetzung; neben Endo Anaconda am Gesang Gitarrist Schifer Schafer, Bassistin Salome Buser und Schlagzeuger Markus Fürst. Auf dem handgeknüpften Rhythmusteppich friemelt Schafer seine Riffs und Licks zusammen und Anaconda lebt den Schweizer Blues mit kratziger Stimme und tiefsinnigen Texten aus. 15 Hasensongs (Texte: Endo Anaconda, Musik: Schifer Schafer) sind das musikalisch-literarische Œuvre eines Vierteljahrhunderts. Bei "St. Veit" hoppelt Meister Lampe vorneweg, der Rammler stirbt den "Chlyne Tod", und manch alter Hase fühlt sich wieder jung und lebendig. "Alterswild" ist ein erquickliches Best-Of-Live-Album; wirklich live und in Farbe ist Stiller Has aber natürlich immer noch die beste Option.
© Walkin' T:-)M


Jens Kommnick "Redwood"
Siúnta Music, 2015

Artist Video

www.jenskommnick.com

Der an der Nordsee lebende Jens Kommnick begann im zarten Jugendalter sich autodidaktisch das Gitarrenspiel beizubringen. Zunächst orientierte er sich an Liedermachern wie dem populären Reinhard Mey (mit dem er in jüngster Zeit dann auch zusammenarbeitete), bis er der keltischen Musik verfiel. 2012 wurde Kommnick als erster und einziger Deutscher bislang All Ireland Champion,[49] und er veröffentlichte eine Einführung in Celtic Fingerstyle Guitar in der DADGAD-Stimmung.[55] Live kann man ihn mit dem Goslarer Singer-Songwriter Peter Kerlin,[31] der deutsch-irischen Formation Iontach[32] oder deren Kooperation mit den Deutschfolk-Veteranen Liederjan[43] erleben. Kommnicks nach "Síúnta"[37][44] zweites Soloalbum (betitelt nach seiner jüngst erstandenen George Lowden-Gitarre) bietet neue Musik im Celtic Fingerstyle mit Einflüssen aus Klassik, Jazz und Rock. "Redwood" enthält Bearbeitungen traditioneller Melodien aus Irland (darunter eine Komposition seines Schwiegervaters Rory Kennedy), der Bretagne und Dänemark, sowie Kompositionen der amerikanischen Flötistin Sarah Bauhan, des englischen Drehleierspielers Nigel Eaton, des schwedischen Filmkomponisten Stefan Nilsson und des französischen Akkordeonisten Frédéric Paris. Der fingerfertige Instrumentalist steuert zahlreiche Eigenkompositionen bei, wie z.B. ein bulgarischer Horo oder den für Kriminalkommissarin Ann Kathrin Klaasen komponierten Walzer, die bei Kommnicks subtiler Gitarrenmusik immer entspannen kann (Klaus-Peter Wolf: Ostfriesenmoor, Fischer Taschenbuch 2013). Ein Kommnick-Album wäre nicht vollständig ohne einen experimentellen Ausflug ins Reich der Ernsten Musik, hier ein polnischer Tanz des Renaissance-Lautenisten Wojciech Długoraj und ein Blockflötensatz des Antwerpener Musikverlegers Tilman Susato. Ganz großes Kino, episch aber mit einem Augenzwinkern, ist Johann Sebastian Bachs "2. Brandenburgisches Konzert in F-Dur", bei dem Kommnick Mandoline, Oktavgitarre, Gitarre, Bouzouki und Bassgitarre anstatt Trompete, Oboe, Flöte, Violine, Viola und Kontrabass einsetzt.
© Walkin' T:-)M


The Ukrainians "A History of Rock Music in Ukrainian"
Zirka Records, 2015

Artist Video

www.the-ukrainians.com

Die Gruppe um Gitarrist Peter Solowka, Geiger Len Liggins und Mandolinist Roman Remeynes besteht bereits seit 25 Jahren (mit einer langjährigen Pause um das Millennium herum) und spielt ukrainische Volksmusik gemixt mit britischer Pop-, Rock- und Punkmusik. Einige Studioalben haben es bis in die britischen Charts geschafft,[24][31][39][45] obwohl das verschrobene Ensemble vielleicht eher eine Liveband ist.[19][36] Das Ensemble hat in der Vergangenheit schon mal The Smiths oder die Sex Pistols gecovert, nun ist ein ganzes Album ukrainisierter westlicher Popularmusik erschienen, d.h. die Texte ins Ostslawische übersetzt und adaptiert und die Melodien und Arrangements mit traditioneller osteuropäischer Musik angereichert. The Ukrainians erzählen die Geschichte der Rockmusik von den 1950er-Jahren bis in die jüngste Zeit in 16 Kapiteln: Blues/Rock'n'Roll (Big Mama Thornton/Elvis Presley), Beat (The Beatles "Back in the USSR", klaro!), Surfpop (The Beach Boys), Folk und Psychedelic (Mamas & Papas, Velvet Undergrounds "Venus in Furs", welches auf dem gleichnamigen, im westukrainischen Lwiw geschriebenen Sacher-Masoch-Buch basiert), Hard-Rock (Led Zeppelin, Motorhead), New Wave (Talking Heads "Psycho Killer" mit einer eingearbeiteten traditionellen Melodie), elektronischer Krautrock (Kraftwerks "The Model" als Marschlied eines Männergesangvereins), Grunge (Nirvana) ... Kein trockener Geschichtsunterricht, sondern eine lebendige und mitreissende Rock'n'Roll-Show. Meine Lieblingstitel: das peppige R.E.M.-Cover "The One I Love" und das politisch aktuelle T. Rex-Cover "Children of the Revolution", das mit dem Text eines ukrainischen Volksliedes endet.
© Walkin' T:-)M


Mec Lir "Not An EP"
Own Label, 2014

English CD Review

www.meclir.com

Manannan mac Lir ist eine keltische Sagengestalt, die als Verkörperung der Isle of Man gilt. Die nach dem Meeresgott von der britischen Insel in der Irischen See benannte junge Band besteht aus Geiger Tomàs Callister (Barrule),[51] Bouzoukispieler Adam Rhodes (Barrule, Mabon),[51] Keyboardspieler David Kilgallon und Perkussionist Greg Barry. Die einzelnen Melodien stammen zumeist aus dem geographisch naheliegenden Irland, jahrzehnte- wenn nicht jahrhunderte-alte Weisen wie "The Silver Spear" oder "Lark in the Morning", plus je einer Komposition des irischen Pipers Brendan Ring und des schottischen Bouzoukispielers Malcolm Stitt sowie zwei Kompositionen von Tomàs Callister selbst. Mec Lir haben die Tunes geschickt und einfallsreich arrangiert, der Beat macht konstant Druck, sodass sich die Band stilistisch irgendwo zwischen den irischen Lunasa und dem schottischen Treacherous Orchestra bewegt. Die sechs Instrumentalsets sind leider nur ein kurzes Vergnügen und eine knappe Einführung in die Musik des Quartetts. Zuguterletzt folgt noch ein Vokalstück, das White Stripes Cover "We’re Going To Be Friends", gesungen von Schlagzeuger Greg Barry. So bleiben wir trotz der großartigen Musik etwas verwundert und unbefriedigt zurück und fragen uns, wo wir Mec Lir genau einordnen sollen. Aber, und da habe ich keine Angst, da kommt sicher noch mehr!
© Walkin' T:-)M


L'Chaim "Animal Bazaar"
Eigenverlag, 2015

www.lchaim.eu

Das niederländische Delft war nie als Sitz einer größeren jüdischen Gemeinde bekannt, der Großteil der Bewohner wurde dann im Zweiten Weltkrieg deportiert und ermordet, aber kann sich anno 2015 als Sitz der professionellen Balkan- und Klezmer-Band L'Chaim schätzen. Chaim ist bekanntlich ein hebräischer Vorname (חַיִּים, dt. Leben), Le Chajim! ein Trinkspruch (לחיים, dt. Auf's Leben!), und der Bandname schließlich ein perfektes Bandmotto. Live ist das siebenköpfige Ensemble ein fröhlicher, lebhafter Musikzirkus; L'Chaim will ihr Publikum zum Tanzen und Lachen bringen. Das funktioniert übertragen auch im Studio. Die Musik ist wild und energiegeladen, Liedtitel wie "Speedy Gorgonzola" sprechen Bände. "Animal Bazaar" ist insgesamt ein tierisches Vergnügen (das CD-Cover zeigt die einzelnen Bandmitglieder als unterschiedliche Tiere gezeichnet). Musik und Texte stammen von den Bandmitgliedern: Valerio Lorenzoni (Saxophon), Myrthe van de Weetering (Geige), Wijbrand Luth (Bouzouki), Emilio Parrilla (Klarinette), Pepijn Noordhuizen (Akkordeon), Just Lavooij (Kontrabass), Polle van Gijzel (Schlagzeug). Musikalisch spielt Klezmermusik tatsächlich aber eher eine geringe Rolle, der musikalische Trip geht auf den Balkan. Just Lavooijs "İki Cihanda" basiert auf einem Gedicht des mittelalterlichen Sufi-Dichters Yunus Emre und Wijbrand Luths "La Musa" ist eine musikalische Reminiszenz an seine verstorbene persische Gattin.
© Walkin' T:-)M


Bukahara "Strange Delight"
Eigenverlag, 2015

Artist Video

www.bukahara.com

Der Musik nähert man sich von verschiedenen Seiten. Manche von der Straße her, andere von der Hochschule. Die vier Musiker von Bukahara haben sich in der Fachgruppe Jazz der Kölner Musikhochschule kennengelernt. Sie wissen um den Einsatz von Stil und Harmonie. Und sie gehen geschickt damit um. Doch weil das gelehrte und hochschulmusikalisch trainierte Spiel manchmal ganz schön dröge sein kann, haben sich die Vier auf die Straße gestellt und spontan los musiziert, nur um zu beweisen, dass das auch mit einer Hochschulausbildung funktioniert. Ein paar Reisen durch das kulturell sehr ergiebige Europa taten ein Übriges, um den musikalischen Bildungsweg der vier Jungs mit unterschiedlichem Herkunftshintergrund zu vervollkommnen und ihnen die wunderbare Vielfalt der Welt in ihrer hörbaren Form zu vermitteln. Sie einigten sich auf den etwas sperrigen Bandnamen Bukahara und haben gerade ihre zweite CD veröffentlicht. "Strange Delight" ist nicht der radio- und clubkompatible Genremix geworden, der irgendwie die Worte Balkan, mit Oriental und schräger Party mischen will. "Strange Delight" ist vielmehr ein Album, welches die musikalische Bandbreite eines Kontinents auslotet und geschickt alle Untiefen umschifft, die die Gefahr bergen, als Rummelplatzpolka zu enden. Die CD beginnt mit einer Hommage an Django Reinhardt und Stéphan Grappelli. Der Titel "Biografiy« beschränkt sich aber nicht auf Heldenverehrung, sondern serviert einen Gipsy Swing, wie ihn Reinhardt und Grapelli heute sicher mit Genuss selbst spielen würden - in einer modernen Form als Electroswing gewürzt mit Einflüssen aus der Hip-Hop-Szene. Im zweiten Song "Durak" wechseln die Musiker zu einer Art orientalischen Walzer. Hier fühle ich mich angenehm an die holländische Band "No Blues" erinnert, die Oriental und Occidental ebenfalls intelligent zu verbinden weiß. Ein langsames Erwachen simulieren Bukahara im Beginn des Songs "Eyes with shut". Nach knapp zwei Minuten entwickelt dieses Lied eine Dynamik, der man sich schwer entziehen kann. Auch die folgenden Tracks verwandeln sich nach wenigen Hörmomenten zu jener Art Ohrwurm, der nicht dumpf im Hirn herumwummert, sondern durch geschickte Arrangements von Bläsersektion, Streichern und einer rissigen, aber wärmenden Stimme nachhaltig im Gedächtnis bleibt. Bestes Beispiel "My Name". Sehr poppig klingt der Titelsong "Strange Delight". Hier darf die Tuba richtig Dampf machen. Die kleinen balkanesken Anspielungen sind auf der CD pointiert gesetzt und die Skaanklänge reichen, um sich rhythmisch anstecken zu lassen. "Bint el Shalabiya" verbindet noch einmal das Morgenland mit dem Balkan und mit "The Earth" verabschiedet sich das Album der Band auf leise Weise. Bukaharas CD "Strange Delight" verbreitet eine freundliche und sympathische Stimmung, ist intelligent arrangiert und gefühlvoll komponiert. Kurz, ein Klangschatz, dessen Glanz man erkennen kann, ohne ihn polieren zu müssen.
© Karsten Rube


Annabelle Chvostek "Be the Media"
Eigenverlag, 2015

English CD Review

www.annabellemusic.com

In den Rezensionen, die man im Netz über die kanadische Songwriterin Annabelle Chvostek lesen kann, findet man immer mal wieder das schöne Wort unverfroren. Dieser Begriff, der für Respektlosigkeit steht, fiel vor allem in Chvosteks politischem Engagement auf, als sie sich für ihr Album "Rise" von der Occupybewegung inspirieren ließ. Musikalisch besaß sie noch nie übertriebenen Respekt vor festgestanzten Grenzlinien. Ob Pop, Country, Alternativ oder Grassroots, ob Filmmusik oder vielstimmiger Kirchenchorgesang, Annabelle Chvostek ist eine getriebene des musikalischen Ausdrucks. Deutlich wird das nun wieder auf ihrem aktuellen Album "Be the Media". Sie greift hier zurück auf ihre Wurzeln in der Independentmusik, denen sie ja selbst einst entsprang. Kräftige elektrische Gitarrenriffs, treibende Perkussion und ihr nöliger Gesang erwecken beim Hörer den Eindruck, auf einer staubigen amerikanischen Landstraße am Ende des letzten Jahrhunderts zu stehen und erfolglos den Daumen in den Wind zu halten. Rock'n Roll und Rootsmusik treffen sich hier gewollt und gekonnt auf einem Niveau, das weitaus höher ist, als man beim ersten Hören zu hören glaubt. Das wird bei allen Songs deutlich, nicht zuletzt bei der spannenden Coverversion von Neil Youngs "Like a Hurrican" Die neun Tracks berauschen, sobald man sie mehr als einmal auf sich wirken lässt. Das Album "Be the media" wirkt wie eine meisterhafte Tätowierung. Der oberflächliche Eindruck ist etwas verstörend und abweisend. Doch beim genauen Betrachten verliert man sich in den feinen Linien dieses kunstvoll gewirkten Gewebes aus Klangbildern, Geschichten und feinsinnig erdachten musikalischen Hinterhältigkeiten. Kurz: »Be the Media« ist eine unverfrorene Glanzleistung.
© Karsten Rube


Gaetano Letizia and the Underworld Blues Band
"Voodoo Doll and other Blues Lessons"
Letizia Music, 2014

www.underworldblues.com

Gaetano Letizia spielt seit 40 Jahren Gitarre und experimentiert mit Stilen des amerikanischen Blues. Auf seiner neuen CD "Voodoo Doll and other Blues Lessons" begibt er sich weit über das hinaus, was amerikanischen Blues ausmacht. Sein Hang, die Seele des Blues zu ergründen geht dahin, dass er das Wort Seele wörtlich nimmt. Soul, die andere große Spielart der schwarzen amerikanischen Musik gehört ebenso dringend in sein Repertoire. Und weil der Jazz bei Soul und Blues nie weiter entfernt ist, als man eine Gitarre werfen kann, finden sich auch dessen Einflüsse in der Musik des Albums. Seine raue Stimme korrespondiert perfekt mit dem rasanten Spiel auf seiner Gitarre. Die schräge Orgel von Jake Tijerina untermalt an vielen Stellen dieses wohlig schaurige Achtziger Jahre Feeling, das die CD weitgehend prägt. Beim Titel "All I need" lässt Letizia Flamencoelemente zur Wirkung kommen. Trotz der vielen stilistischen Spielereien auf dem Album bleibt der Blues das Fundament für Letizias Musik.
© Karsten Rube


Ray Fuller and the Bluesrockers "Live at Buddy Guy's Legends"
Azuretone Records, 2014

www.rayfuller.com

John Lee Hooker war von Ray Fuller so beeindruckt, dass er ihn spontan zum Abendessen einlud und ihn und seine Band am nächsten Tag in seiner eigenen Show auftreten ließ. Ray Fuller spielt einen erdigen Blues. Wenn es heißt, Blues sei die Musik der Straße, dann ist das selten so deutlich zu hören, wie bei der Aufzeichnung des Ray Fuller Konzertes in Buddy Guy's Legend in Chicago. Die CD schafft es zwar - wie so oft bei Liveaufnahmen - nicht, die besondere Stimmung eines Konzertes einzufangen, sondern liefert leider nur ein Abbild eines musikalischen Arbeitstages auf der Bühne. Aber die Musik der Bluesband spricht für sich. Lange Gitarrensolos sind hier Standard. Beinahe lethargisch drischt sich das Schlagzeug durch die Show. Die Hammond Orgel säuselt räudig vor sich hin und Ray Fuller singt mit dem Staub der Straße auf den Stimmbändern seine Songs. Dieses Livealbum ist eine starke Momentaufnahme des amerikanischen Bluesrocks der Gegenwart.
© Karsten Rube


Afenginn "Lux"
Tiger, 2014

Artist Video

www.afenginn.com

Nach ihrem erfolgreichen Ethno-Eintopf, den die Band Afenginn 2010 mit der CD "Bastard Ethno" gerührt haben, schlagen die Musiker aus Kopenhagen auf dem aktuellen Album "Lux" ganz andere Töne an. Zwar schwimmen sie auch auf dieser CD durch die ungemein würzige, dicke Suppe der Weltmusik, doch wirken die Kompositionen jetzt vielschichtiger, nachdenklicher. Fast ist man geneigt zu sagen: erwachsener. Klezmer ist eine der Grundlagen der Lieder, die manchmal an klassische Themen angelehnt scheinen. "Lux" wirkt wie ein kammermusikalisches Konzeptalbum, besitzt dabei deutlich theatralische Erzählmomente und öffnet melancholische Klangräume. Welche Geschichte sie dabei erzählen wollen, wird nicht deutlich, ist aber auch Nebensache, denn beim Hören der CD fällt man unwillkürlich in seine eigene fantasiegefüllte Stimmung, die die Musik nur wirkungsvoll auffüllt.
© Karsten Rube


Martina McBride "Everlasting"
Vinyl Recordings, 2014

www.martinamcbride.com

Martina McBride gehört zu den erfolgreichsten amerikanischen Countrysängerinnen der Gegenwart. Billboard Chartplatzierungen unter den Top 10 hat sie in den letzten zwanzig Jahren regelmäßig landen können und in den Countrycharts platzierten sich bereits vier ihrer Alben auf Spitzenplätzen. Die Country Music Awards kürten sie bereits viermal zur Sängerin des Jahres. McBride liefert beste amerikanische Countryhausmannskost. Europa hat es nicht so mit dem Countryschlager, deshalb hat man hierzulande selten mal den Namen Martina McBride gehört. "Everlasting" ist das zwölfte Studio-Album das die Künstlerin veröffentlicht. Auf diesem Album interpretiert sie ausschließlich die Song anderer Leute. Sie covert sich gekonnt durch Hits von Aretha Franklin, Elvis Presley, The Supremes, Otis Redding und Van Morrison. Ihre souveräne Stimme kann sich dabei mit den Vorbildern ohne Probleme messen und die Arrangements sind nicht darauf bedacht, was völlig neues zu kreieren, sondern zollen den Originalen Respekt, ohne sie billig zu kopieren. "Everlasting" ist kein Album, das zu Bravoausbrüchen animiert, aber Song für Song sauberes musikalisches Handwerk.
© Karsten Rube


Nos Honks "Prisma"
KapSyd, 2014

www.noshonks.com

Außer in der Orchestermusik ist das gemeinsame Spiel zweier Querflöten eher ungewöhnlich. Das Folkensemble Nos Honks hat sich dieser Idee gewidmet. Gemeinsam mit dem schwedischen Saxophonisten Jonas Knutsson wagen sich die Flötisten Anna Roussel aus Frankreich und Markus Tullberg (ebenfalls aus Schweden) auf der CD "Prisma" an ein ambitioniertes Projekt, das nicht nur musikalisch Grenzen überwinden will. Die Kompositionen, die Klassik und traditionelle Musik miteinander verbinden, stammen zum Teil aus Irland, Schweden und der Bretagne. Einige Lieder kommen aus eigener Feder, aber auch auf Johann Sebastian Bach greifen die exzellenten Instrumentalisten zurück. Nos Honks Debütalbum "Prisma" ist ein feines Stück Kammerfolk, das nicht nur lieblich dahin plätschert, sondern gelegentlich zu einem munter sprudelnden Flüsschen anschwillt.
© Karsten Rube


Kasai Allstars "Beware the Fetish"
Crammed Discs, 2014

Im Kulturmagazin SPEX wurde der Sound der Kasai Allstars vor einigen Jahren mit dem schönen Begriff Geräuschmusik assoziiert. Das trifft den Kern der Musik des kongolesischen Ensembles deutlich. Die Kasai Allstars gründeten sich aus Künstlern verschiedener Volksgruppen des afrikanischen Staates Kongo - oder Zaire, wie er damals noch hieß. Manche davon galten als erbitterte Feinde, was niemanden daran hinderte, am gemeinsamen Projekt mitzuwirken. Nun wirkt das, was die Band musikalisch auflegt nicht immer harmonisch, aber immerhin scheinen sie doch eine Menge Spaß zu haben. Nennen wir es Urban-Jungle-Sound, was da auf zwei CDs unter dem Namen "Beware the Fetish" bei Crammed Disc erschienen ist. Trancemusik aus dem Dschungel, eingespielt mit traditionellen Instrumenten, wie dem Daumenklavier, allerhand Trommeln und Xylophonen, ergänzt durch elektronisch verzerrte Gitarren und einem Gruppengesang. Die Songs der Texte drehen sich um urbane Themen, wie soziale Ungerechtigkeit, aber auch um traditionelle Weisheiten und Zauberei und versuchen dabei authentisch zu wirken. Dunkel, tief und bedrohlich schallen die Trommeln und wecken in mir den Gedanken, dass Authentizität nichts anderes bedeutet, als bestätigte Klischees, die aus tief sitzenden Kindheitserinnerungen erwachsen. Denn schon beim ersten Hören weckten die dunklen Trommeln meine Erinnerungen an Johnny Weissmüller und seine Tarzanfilme. Auch dort drangen unbekannte, dumpfe Töne aus dem Busch, die fremde Rituale untermalten und nur schwer zu verstehen waren.
© Karsten Rube


Nando Citarella & Tamburi del Vesuvo "Carosonando"
Felmay, 2013

www.nandocitarella.it

In Neapel brodelt es immer ein bisschen. Wenn nicht der Vesuv vor sich hin raucht, dann dampfen zumindest die überlaufenden Mülltonnen und die illegalen Giftmülldeponien nördlich der Stadt. Aber nicht nur umweltpolitisch ist die Stadt ein explosives Gemisch, auch bevölkerungsmäßig sammelt sich in und um Neapel einiges an Kulturen, die sich manchmal wesentlich harmonischer geben, als der Vulkan oder die Camorra. Nando Citarella ist ein altgedienter Künstler und Musiker, der bereits seit 1979 auf allerhand Bühnen steht und musikalische Verbindungen sucht, wo er sie am besten finden kann, nämlich im Schatten des Vesuvs. "Carosonando" bringt die kulturelle Verschmelzung der traditionellen Musik Kampaniens, aus Tarantella und Anlehnungen an die Zeit der Oper Italiana, mit traditionellen Klängen verschiedener eingewanderter Kulturen geschickt auf den Punkt. Trommeln aus dem Norden Afrikas, Bläsersequenzen aus dem Balkan, Jazz von überall, finden sich an vielen Stellen zusammen. Manchmal poppig, manchmal traditionell, manchmal mit einen Hauch Retroromantik verziert. Dabei ist diese Kulturballung erfrischend frei von Ballast und überflüssigem musikalischen Müll. Ein quirliges und quicklebendiges weltmusikalisches Gemisch mit einem Hauch Cappuccino.
© Karsten Rube


Gaddafi "Certeza"
La Ollita Records, 2013

www.gaddafimusic.com

Der peruanische Musiker Gaddafi Nuñez Cano reiste 2002 nach Barcelona, um dort auf Straßen und in Zügen seine musikalischen Qualitäten zu testen. Er ist dort hängen geblieben und hat verschiedene kulturelle Projekte angeschoben. Inzwischen hat er es auf drei CDs gebracht, die sich weniger von der spanischen Musik beeinflussen ließen, als er selbst zunächst befürchtete. "Certeza" das dritte Werk besitzt deutliche Anklänge der traditionellen lateinamerikanischen Musik seiner Heimat. Viele Instrumente, die man mit der Musik der Anden verbindet, hört man auf diesem kurzen Album. So ist von der Andenflöte, bis zum Charango eine große Bandbreite südamerikanischer Klänge zu vernehmen. Sehr schön sind auch die Gesangseinlagen der Argentinierin Ana Garcia. Insgesamt ist "Certeza" ein freundliches und recht beruhigendes Album.
© Karsten Rube


Koenix "Am Fluss"
Alive, 2014

www.koenix-band.ch

Koenix gehören zur Mittelaltermusikszene der Schweiz. Das Alpenlandelement in ihrer Musik hebt sich auf angenehme Weise vom sonst üblichen Rumms ab, den man leider allzu oft auf Mittelaltermärkten als authentischen Soundtrack vorgesetzt bekommt. Die CD "Im Fluss" ist die dritte Produktion der Schweizer Barden. Ihr Konzept, das Mittelalter akustisch als ein multikulturelles Klangerlebnis darzustellen, kann man auf diesem Album deutlich nachvollziehen. Koenix hat Lieder vom Hohen Norden, über das höfische Mitteleuropa, bis zum Orient zusammengetragen, die das Mittelalter als eine Art Hochzeit der Weltmusik erscheinen lassen. Bis auf einen Song, den sie in Schwedisch singen, haben sie alle Lieder ins Schwitzerdeutsch übertragen. Ebenso ist das Booklet in Schwitzerdeutsch - mit einem Schuss Englisch - gestaltet worden, was das Lesen der Begleittexte zu einer kurzweiligen, wenn auch herausfordernden Nachmittagsunterhaltung machen kann.
© Karsten Rube


As de Trefle "Comme tout le monde"
La Charette Production, 2014

www.as-de-treffle.com

Das französische Akustik-Rock-Quartett hat seit 1996 zahllose Fans in der französischsprachigen Musikwelt begeistert. Bekannt wurden sie vor allem durch ihre Live-Auftritte, die sie schnell als Garant für volle Hallen und gut besuchte Festivals etablierten. Der marktorientierten Musikindustrie standen die vier Künstler immer sehr skeptisch gegenüber. Als sie nun bekannt genug waren, um selbst ein Teil davon zu werden, zogen sie die Konsequenzen. Mit dem Album "Comme Tout Le Monde" beenden die Musiker aus dem Loiretal nun ihre Erfolgsgeschichte. Im Januar 2015 haben sie sich aufgelöst. Das Album besticht noch einmal mit einer gutgelaunten Mischung aus Reggae, Folk, Punk und Akustik-Rock. Witzige Texte, originelle musikalische Spielereien und tanzkompatible Popmusik, bringen die heimischen Boxen noch einmal kräftig zum Qualmen. Genau der Soundtrack für Sommerabende im Stadtpark, mit Grill, Beatbox und zwischen den Fingern baumelnden Bierflaschen.
© Karsten Rube


Captain Cougar "Akerblomrörelsen"
Pinetree Records, 2014

www.captaincougar.net

Captain Cougar ist eine finnische Indiependent-Band die sich an Folk und Americana orientiert. Nachdem sie auf ihrem zweiten Album "Of dreams long gone" in die finnische Geschichte eingestiegen sind, ist auch ihr drittes Album "Akerblomrörelsen" ein recht konzeptionell angelegtes Album. Die titeIgebende Ida Maria Åkerblom erlangte in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts einiges an Berühmtheit in ihrem Land, als sie als Führerin einer Erweckungsbewegung auftrat. Sie predigte und prophezeite aus einer Art Trance heraus, die sie im Halbschlaf befiel. Der Zulauf versiegte in späteren Jahren, als ihre Prophezeiungen nach einigen Skandalen, Aufenthalten in der Psychiatrie und einer Haftstrafe zunehmend in Vergessenheit gerieten. Den Träumen und Trancen der Predigerin und ihrem Leben widmen sich Captain Cougar in neun Stücken, die zwischen Progressivrock und Folk wechseln. Im Vordergrund steht dabei die klare Stimme der Sängerin Laura Lehtola, die sich hervorragend von Elektronik, Streichern und knarzigem Gitarrenrock und den traumgesteuerten Texten treiben lässt. Dabei verfällt die Musik nicht in eine mystisch verklärende Religionsstreichelei, sondern bringt zum Teil verstörende Brüche zu Tage. Trotzdem gelingt es Captain Cougar, mit Songs, wie "Palace" und "Seventh Stage" sehr melodischen Elektropop zu produzieren. Stilistisch gehen Captain Cougar einen eigenen, eigenwilligen Weg, der sie kaum in die Verlegenheit bringen wird, mit anderen, ähnlichen Bands verglichen zu werden. Einen Satz, im Stile von "... klingt wie..." werden wir bei Captain Cougar glücklicherweise nicht hören müssen.
© Karsten Rube


Pust "Fryktløs"
Grappa Records, 2014

www.pust.org

Das norwegische Vokalsextett Pust bleibt sich auch nach zehn Jahren und mit ihrem mittlerweile vierten Album treu. Stilvoller Satzgesang, eine stimmliche Bandbreite von Bass bis Sopran und ein Repertoire aus Folkmusik, nordisch anmutenden Chansons, Jazz und Popcovern zeichnet die Musik von Pust aus. »Fryktløs«, heißt das aktuelle Werk, das sommerlich und wärmend wirkt. Viele der eigenen Kompositionen klingen fein aufeinander abgestimmt, ohne dass Pust dabei gezielt einem Konzept gefolgt wäre. Überraschend summt man bei zwei Liedern mit, ohne zu wissen, woher man das jeweilige Lied jetzt kennt. Bis man entweder selbst oder unter zu Hilfenahme des Booklets herausfindet, dass das eine Coverversion ist. Sehr schmeichelhaft und elegant ist ihnen der Nick Kershaw Hit "The Riddle" gelungen und der Depeche Mode Song "Enjoy the Silence" unterstreicht den Gesamteindruck des Albums thematisch noch einmal mehr als deutlich.
© Karsten Rube


All'Arrabbiata "Fischia il Vento"
Eigenverlag, 2013

www.allarrabbiata.com

Italiens aufmüpfige Protestler und Revoluzzer haben über die Jahrhunderte immer wieder für allerhand politische Umverteilung gesorgt. Von Garibaldi bis zum Partisanen - Aufstand funktionierte nicht ohne Gesang. Der Freiheitskämpfer singt und marschiert. Die italienische Formation All'Arriabbata hat auf ihrer CD "Fischia il Vento" einige Lieder zusammengetragen, die den Unterdrückern das Gefühl des auffrischenden Gegenwindes vermitteln sollten. Lieder, über Soldaten, die in den Krieg ziehen müssen, über Frauen, die für mehr Rechte einstehen, über blutiges Kriegsgemetzel. Fehlen dürfen natürlich nicht die Hymnen der Roten Aufstände und sozialistischen Träume von "Bella Ciao", "Bandiera Rossa" und die "Internationale". Allzu sehr klingt die Sammlung danach, als könne sie auf Gartenpartys alter Funktionäre für sentimentale Stimmung sorgen. Auch stimmlich, wie musikalisch klingt "Fischia il vento" eher nach ambitionierter Weltrevolution bei Abendessen und Wein. Selten hat mich Kampf- und Protestliedsammlung so wenig animiert, gegen bestehendes Unrecht anzugehen. Dies ist kein frischer Wind. Nicht mal eine Brise.
© Karsten Rube


Sheba "Butter on my Rolls"
Eigenverlag, 2009

www.sheba.cc

Angefangen hat Sheba Beck wie ihre Zwillingsschwester Mary - als Gospelsängerin. In Südflorida schließlich fand sie zum Blues, ohne vom Gospel zu lassen. Die beiden Musikrichtungen sind ohnehin enge Seelenverwandte. So wurde aus Martha Booker schließlich Sheba - The Mississippiqueen - eine Rhythm- and Bluessängerin von enormem Format. "Butter on my Rolls" zeigt die charismatische Sängerin auf dem Höhepunkt ihres Schaffens. Dreizehn gut gewürzte Songs über den Blues, den sie hat und über Love and Power hören wir auf diesem Silberling. Alles sind eigene Songs, die von kräftigem Groove geschüttelt werden oder den Hörer mit Gänsehaut verursachenden Balladen heimsuchen. Ihre Stimme ist mal röhrend, mal weich und einschmeichelnd. Häufig bleibt die Band im Hintergrund nur schmückendes Beiwerk, denn Sheba beherrscht den Fluss des Albums wie die Mississippiqueen den Old Man River.
© Karsten Rube


Nelson Quinteiro "Orquesta Gharbo"
Inque Danzas Sondras, 2013

www.gharbo.org

Nelson Quinteiro agiert als Schauspieler, Tänzer, Regisseur, Sänger und Autor im spanischen Galizien. Straßentheater, Kabarett, Shows gehören zu seinen Arbeiten. Sein neuestes Projekt ist das durch Crowfounding finanzierte Album "Orquesta Gharbo!" auf dem er die galizische Volksmusik einer Vielzahl Einflüssen aussetzt, die von mediterraner Leichtigkeit ebenso geprägt sind, wie von der heftigen Leidenschaftlichkeit des Tangos und der Melancholie der lusofonen Musik. Nelson Quinteiro gelingt auf dem Album mühelos der Spagat zwischen traditioneller Authentizität und cooler Modernität. Es wirkt wie eine Weltreise, die mit dem Segelschiff "Galizien" unternommen wird, also wie eine Reise in ferne Welten, ohne den Heimatboden zu verlassen. Ein Blick in die Welt mit dem Auge des Galiziers.
© Karsten Rube


Gray & Wyatt "Naming the Darkness"
Rokoko Records, 2013

www.grayandwyatt.com

Ich muss zugeben, ich habe diese CD lange nicht angerührt, nachdem ich mir vor Monaten den ersten Titel "Deutsche Girls" angehört habe. Es erfordert einigen Mut nach diesem ausgesprochen abschreckenden Song diesem Duo überhaupt noch eine Chance zu geben. Aber schließlich und nach Aufforderung habe ich es dann doch noch einmal versucht - unter Vermeidung des Starters. Der Rest des Albums ist recht solider Songwriterpop. Die Texte sind halbwegs witzig damit beschäftigt den Alltag und dessen absurde Momente auszuwerten, die Musik auf angenehme, wenn auch weitgehend belanglose Weise arrangiert. Tim Wyatt und Kris Gray kennen sich bereits seit den siebziger Jahren und haben sich nun wieder zusammengefunden. Beide spielen Gitarre und versuchen, zu singen. Die restlichen Instrumente werden dezent von Gastmusikern hinzugefügt. Die CD "Naming the Darkness" ist kein großer Wurf, aber am Ende doch mehr, als das, was man nach dem ersten Titel erwarten konnte.
© Karsten Rube


Tetra with Friends "Viv toleranz"
Footprint, 2013

www.tetramusik.se

„Viv Toleranz“ heißt das Album von vier schwedischen Damen,die sich Tetra nennen. Tetra unternimmt eine kleine Weltreise. Dank einiger Gastmusiker aus Arabien, Afrika und Griechenland ist ihnen auf der CD eine interessante Mischung aus nordischer Musik und Weltmusik aus südlicheren Gegenden gelungen. So wechselt der Gesang munter zwischen schwedischer Sprache und Französisch, Arabisch, Griechisch und verschiedenen afrikanischen Idiomen hin und her. Die Arrangements sind hauptsächlich auf den vierstimmigen Gesang der Frauen von Tetra ausgelegt. Die begleitenden Musiker halten sich auf diesem Album dezent im Hintergrund.
© Karsten Rube


Armenian Navy Band "Under your Thoughts"
D.Svota Music, 2012

www.armeniannavyband.com

Arto Tuncboyaciyan gehört in Armenien zu den gefragtesten Avantgardemusikern. „Under your Thoughts“ ist ein Album, das er zusammen mit seiner Armenian Navy Band eingespielt hat. Hier verbindet er gekonnt armenische Folklore mit Big Band Jazz und Avantgardepop. So wird schnell aus einem trolligen Tänzchen eine Soloperformance für eine Flöte, die wiederum von einem Bläserensemble abgelöst wird. Stets greifen hier traditionelle Melodien und moderne Arrangements Hand in Hand. „Under your Thoughts“ ist ein sehr pfiffiges musikalisches Werk eines leidenschaftlichen Stiltüftlers.
© Karsten Rube


Sven Ratzke "Songs in a Cabaret"
Buzz-Records, 2013

Artist Video

www.sven-ratzke.com

Sven Ratzke ist ein gesangliches Phänomen auf den künstlerisch ambitionierten Bühnen der Republik. Auf seinem zweiten Album „Songs in a Cabaret“ gibt er sich einerseits divenhaft, andererseits wie ein Cabaret-Entertainer der 30er Jahre. Nicht so zickig, wie Georgette Dee, nicht so androgyn, wie Tim Fischer, stellt er den Songinterpreten in den Vordergrund. Ein bisschen Paradiesvogelimage darf zwar nicht fehlen, wenn man mit den Mythen von Cabaret und Zirkus spielt, doch angenehmerweise steht mit Sven Ratzke offensichtlich eine recht ausgeglichene Sängerpersönlichkeit hinter dem Mikrofon. Songs von Friedrich Holländer, Astor Piazolla und Nino Rota interpretiert er auf eine eigene, gebremste, eigenwillige Weise. Rachelle Garniez hat ihm „Every Song“ komponiert, ein Lied, das ganz tief in der Varietétradition verwurzelt ist. Mit eindrucksvoller Energie huldigt Ratzke der großen Zarah Leader mit seiner Version von „Der Wind hat mir ein Lied erzählt“, einer der spektakulären Höhepunkte einer an Höhepunkten nicht armen CD. Ein großer Applaus ist an dieser Stelle fällig.
© Karsten Rube


Canadafrica "Where’s the one?"
Borealis Records, 2013

Der kanadische Musiker Mike Stevens traf einst unvermittelt auf den Ghanaer Okaidja Afroso. Beide versuchten, die unterschiedlichen musikalischen Strukturen Kanadas und Westafrikas zu verbinden. Mit der CD „Where’s the one“ ist ihnen ein recht solides Westafrican Blues Album gelungen. Die Harmonika von Stephens findet in Okaidjas Perkussion und Gesang einen rhythmisch ansprechenden Partner. Die klanglichen Experimente sind ausgewogen und unterhaltsam, alles in allem über das Album verteilt aber nicht sehr abwechslungsreich.
© Karsten Rube


Jan Cornelius "Spöölwark"
Artychoke, 2013

www.jan-cornelius.de

„Spöölwark“ ist Jan Cornelius zwölftes Album in seiner mehr als 35 Jahre dauernden Musikerkarriere. Mit seinen Stammmusikern Christa Ehrig am Cello und Klaus Hagemann an der Gitarre, hat der norddeutsche Sänger ein Album zusammengetragen, das die vielen musikalischen Seiten des Künstlers, die er in den Jahren zeigte, sehr schön widerspiegeln. Dabei hat er keine Zusammenfassung seines Schaffens aus alten Songs getätigt, sondern ein paar neue Lieder mit Songs kombiniert, die er immer mal schon auf einer Platte aufnehmen wollte. „Spöölwark“ ist ein Album mit angenehmen plattdeutschen Liedern geworden, das er sich dann gleich zu seinem 60. Geburtstag geschenkt hat.
© Karsten Rube


Aufwind "In Essik un Honik"
Misrach-Music, 2013

www.aufwindmusik.de

Ein fröhlichen und gut abgeschmeckten Suppentopf aus jüdischer und klezmerorientierter Musik hat die Berliner Band Aufwind mit dem Album „Essik un Honik“ zusammengerührt. Als Zutaten nahmen sie sich ein paar Lieder, die sie an verschiedenen Orten Europas eingesammelt habe. Das sind traditionelle jüdische Melodien, aber auch Kompositionen bekannter jüdischer Künstler aus dem letzten Jahrhundert. Einige der Melodien sind bekannt oder kommen mir zumindest so vor, werden auf dem Album aber etwas umgewürzt. Andere scheinen aus einem Schatzkästchen zu stammen, das frisch geöffnet wurde. Das Album ist schwungvoll, gelegentlich windet sich eine melancholische Linie durch die Arrangements. Am Ende des Albums ist man erstmal ausreichend satt und klezmermäßig abgefüllt. Zumindest bis zum nächsten Mal.
© Karsten Rube



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