FolkWorld #47 03/2012

CD & DVD Reviews

Kongero "Bakvända Världen"
Dimma, 2011

www.kongero.se

Hinter dem Namen Kongero verbergen sich vier Stimmwunder aus Schweden. Vier junge Frauen interpretieren traditionelle schwedische Volkslieder. Und dies A-Capella. Emma Björling hat bereits mit dem Folkensemble Lyy einige Erfolge in Schweden feiern können. Doch während sie mit Lyy tanzbaren Folk spielt, lässt sie es mit Kongero wesentlich ruhiger klingen."The Blomstertid nu koomer" zum Beispiel ist ein traditionelles Volkslied, das die Blütezeit in Schweden besingt. Auf dem Kongero-Album klingt es so besinnlich wie ein Weihnachtslied. Auch die anderen Titel der CD sind nicht von besonders hohem Tempo geprägt. Das Album beruhigt durch seine bewusst herbeigeführte Entschleunigung. Die glockenhellen Stimmen der vier Grazien unterstützen diesen Effekt. Klar wie ein Bächlein in grüner Aue säuseln die Stimmen der vier Mädchen, harmonisch, so schön und lieb, dass man Bambi aus dem Gehölz brechen sieht. So perfekt sie auch singen und so schön die Volklieder auch interpretiert werden, nach einer halben Platte ist der Puls ganz langsam, der Bluthochdruck verschwunden und die Augenlieder klappern schwer. Am Ende der CD "Bakvända Världen" mit den feengleichen Stimmen von Kongero fühlt man sich eingelullt, schläfrig und in eine Fabelwelt hineingezogen. Doch das gehört ja zu den besonderen Risiken beim Umgang mit Feen.
© Karsten Rube


Azadoota "Beyond Bridges"
Eigenverlag, 2011

www.azadoota.com

Wenn man von australischer Musik spricht, kommen Bilder vom Surfen in den Sinn. Man denkt an Kylie und bestenfalls noch an die Didgeridoo-Klänge der Ureinwohner. Ganz sicher wird man nicht an arabische Musik denken. Doch Australien ist ein Land der Einwanderer und so finden sich auch Spuren der arabischen Kultur auf diesem Kontinent. Arabische Musik, gestreckt mit Popelementen, Latinmusik und einer Spur Reggae hören wir auf der CD "Beyond Bridges" des aus dem Irak stammenden Assyrers Robin Zirwanda. Er singt seine Songs auf Assyrisch, zum Teil auf Arabisch und räumt zum Ende der CD auch dem Englischen etwas Platz ein. Es macht nichts, dass man über weite Strecken des Albums kein Wort versteht, dafür ist die Musik eingängig und mit seinen exotischen arabisch/assyrischen Melodien kein Allerweltspop. Die CD schlägt eine sehr harmonisch wirkende Brücke zwischen Arabien, Lateinamerika und Australien. Songs wie "Tadoor Ali"und "Kiss Me Kiss me" sind wie gemacht für den Worldmusic-Dancefloor und der Reggae "Hey Maro" funktioniert sicher in jeder Sprache - so auch in der Robin Zirwandas. Dass man mit einem klassischen arabischen Instrument wie dem Oud Flamenco spielen kann, beweist der Gitarrist Ahmed Al Karawi im Titel "Teela Dana" überzeugend. "Beyond Bridges" ist eine gelungene kulturelle Wanderung und verdient unbedingt den Begriff Weltmusik.
© Karsten Rube


Cathrin Pfeifer & Band "Pousse - Blues - Waltz"
Galileo, 2012

www.cathrin-pfeifer.de

Wenn man sich die Orte betrachtet, die die Akkordeonistin Cathrin Pfeifer zu ihrer Musik inspirieren, so muss man sich eine Weltkarte zu Hilfe nehmen. Holt sie sich heute Eindrücke aus Madagaskar, so hat sie morgen schon den Schnee der Uckermark an den Stiefeln und sortiert übermorgen Bilder in Argentinien. "Pousse - Blues - Waltz" könnte auf den ersten Eindruck der Ausdruck von Unruhe und Getriebenheit sein. Ist es aber nicht, wie man deutlich hören kann. Im Gegensatz zu den vorangegangenen CDs, in denen sie mit Stilmitteln und Techniken experimentierte, die Mysterien von Klang und Melodik auslotete, drückt sie auf "Pousse - Blues - Waltz" ihre Heimatverbundenheit aus - und diese Heimat ist nun mal nichts Geringeres als die Welt. Cathrin Pfeifer ist auf eine recht globale Weise zu Hause. Die 12 Stücke der CD sind getränkt von der Schwere des Tangos, wie von der Leichtigkeit der Latingrooves. Wehmut und Überschwang tanzen Hand in Hand, mal mit zertanzten Schuhen, mal barfuss, wie auf dem weichen Sand eines Strandes, mal in warmen Stiefel im kühleren Norden Europas. "Pousse - Blues - Waltz" lehrt die Leichtigkeit des Seins. Zu allererst lebt man im Jetzt. Deshalb ist jeder gelebte Augenblick, wo immer man ihn auch verbringt, bedeutend und unumkehrbar. Jedes Lied ist ein Ausdruck dessen - ein von der Musik eingefangener einmaliger Moment, ein Schnappschuss in Noten. Begleitet wird Berlins einzigartige Akkordeonistin von ebenso hervorragenden Musikern. Allen voran Topo Goia, ihr langjähriger Begleiter an den Percussions, dem Gitarristen Eudinho Soares und Andreas Henze am Bass. Zu ihren Stammmusikern gesellt sich Susanne Paul am Cello, mit der Cathrin Pfeifer seit einiger Zeit auch als Duo tourt. Mit dem Pankow-Gitarristen Jürgen Ehle holt sie sich ein musikalisches Urgestein der deutschen Rockmusik ins Boot und ergänzt die Besatzung um die Brasilianer Jabuti & Abrao, sowie Gilad Dobrecky an den Talking Drums. Dieses bunt zusammengesuchte Ensemble unterstützt Cathrin Pfeifer bestens, unterstreicht den grenzenlosen Charakter ihrer Musik und hier im Besonderen den ihrer neuen für mich bisher gelungensten CD. "Pousse - Blues - Waltz" ist ein rundes, lebensfrohes Album voller Bilder, Eindrücke und Stimmungen, die bleiben wollen und sollen.
© Karsten Rube


Lauscher "Auf der Pirsch"
Ludwig, 2011

www.lauscher.de

Das erste Lob geht an den Gestalter des Booklets. Die Zeichnungen von Patrick Rennwanz nehmen einen mit auf eine schaurig schöne Wanderung durch eine Landschaft, die von einer Steilküste in den Wald führt. Verfolgt man die Zeichnungen zur laufenden Musik der CD "Auf der Pirsch", wird diese Wanderung zu einem interaktiven Trip, der zwischen Schönheitsbewunderung und gruseliger Beobachtung der Naturgewalten hin und her taumelt. Das Meer frisst das Land, das Tier flieht vor den Jägern und weiß nicht, wohin, nächtliche Sehnsüchte, das alles sind, mit Poesie gefüllte Themen, die Lauscher vorführen und die schon im ersten Moment vor verstörender Doppeldeutigkeit strotzen. Die anstrengende Stimme von Dominique Träger tut ein Übriges, um den Hörer nicht aus einer düsteren, sehnsuchtsvollen und nach Vergeblichkeit klingenden Stimmung herauszuführen. Das ist Absicht und konsequent durchgeführt. Auch musikalisch ist dieses Kammerspiel ohne Makel. Die Streicherarrangements, der Einsatz exotischer Instrumente wie Digdgeridoo, Djembe, und Baglama, die seltenen Einsätze der Klarinette sind geschickt abgestimmt. "Auf der Pirsch" ist kein Album zum gemütlichen Nebenbeihören. Und selbst das deutliche Hinhören ist nicht immer unterhaltsam, denn Lauscher lauschen tief hinein in die Seele von Natur und Mensch.
© Karsten Rube


Lauscher "Auf der Pirsch"
Eigenverlag, 2011

www.lauscherei.de

Christine Walterscheid (Gesang, Cajon, singende Säge) und Dominique M. Täger (Gesang, Gitarre, Mandoline) sind das Duo Lauscher, das mit einer Reihe illustrer Gäste ihr zweites Album mit 18 Eigenkompositionen aufgenommen hat.
Sie beginnen mit einem wunderschönen Duett bei "Hauch", dazu spielt Täger Gitarre und Mandoline, ein toller Song. Es folgen abwechslungsreiche Stücke in unterschiedlichster Besetzung. So erzeugt Tom Koslowski mit Didgeridoo, Obertongesang und Shrutibox die unheimliche Stimmung zum dramatischen Sprechgesang der beiden bei "Geister". Cumhut Topac an der Baglama, Thomas Schnaube am Bass und Walterscheid am Cajon erzeugen den mitreißenden Rhythmus bei "Wir weichen nicht". Bei der melancholischen Rockballade "Im Herzen" gesellt sich mit Tom Liwa eine dritte Stimme dazu, Henrik Tarvenkorn spielt Cello und Tristan Hinkel Fingerstyle-Gitarre. Walterscheids bluesiger Gesang wird bei "Zauberei" von Anna Geschwind an der Klarinette begleitet und Täger und Flusi sorgen mit Gitarre und Djembe für den kraftvollen Rhythmus. Beim Protestsong "Zwei sind eine Armee" spielt Andrea Kamps die Querflöte und Tom Dieterle sorgt für den Marschrhythmus. E-Piano (Christoph Sauer), Cello, Geige und Bratsche (Hanno Hentrich) begleiten das hymnische "Epiphanie" und mit Maja Dannert und Koslowski an der Sansula gibt's zum Abschluss esoterische Klänge, die sanfte Ballade "Morgentau" und der poetische Text "Rotkehlchen".
Lauscher vermischen verschiedene Genres, akustische Instrumente mit Samples und elektronisch veränderten Tönen und haben damit einen authentischen Sound geschaffen. Eine der innovativsten Album der deutschen Musikszene.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Tom Liwa "Goldrausch"
Ludwig, 2012

www.tomliwa.de

Der Duisburger Tom Liwa ist Mitglied der Flowerpornoes und seit 1998 auch Solo als Liedermacher unterwegs. Auf seinem brandneuen Album "Goldrausch" spielt er Ukulele und wird von Wolfgang Sellner am Cello, Peter Herrmann am Bass und Anika Nilles an der Perkussion begleitet. Er hat in nur zehn Tagen zwölf sehr persönliche Lieder aufgenommen.
Es beginnt mit der Ukulele und Liwas sanftem Gesang, "Dein Wille geschehe", Cello , Bass und Perkussion setzen ein und erzeugen einen rhythmisch melodiösen Song. Liwa singt den Blues: "Honig und Laub" ist ein stiller Song mit romantischem Text und bei "Günther geht, Anna kommt" setzt sich Liwa mit dem Wechselspiel von Tod und Geburt auseinander. Die große Melancholie kommt bei "Krähen zählen" auf und "Verlorenes Wochenende" ist ein romantischer Popsong.
Liwas sanfte Tenorstimme dominiert die stillen Songs, rhythmisch fetzende Songs darf man nicht erwarten, aber als Liedermacher präsentiert er ein ansprechendes Album.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Resetarits Lang Molden & Band "weida foan"
monkey music, 2011

www.williresetarits.at
www.ernstmolden.at

Schauspielerin und Sängerin Ingrid Lang, Schriftsteller und Musiker Ernst Molden und Kabarettist und Musiker Willi Resetarits wollen "weida foan" (weiterfahren), wo sie 2008 mit ihrem ersten gemeinsamen Album "foan" gehalten haben. Die drei Stimmen, Moldens Gitarre und Resetarits' Mundharmonika werden von Marlene Lacherstorfer am Bass, Heinz Kittner am Schlagzeug, Walther Soyka (Akkordeon, Gesang) und Sibylle Kefer (Gesang) begleitet. Neun Cover Versionen und zwei traditionellen Songs wurden von Molden ins Wienerische übersetzt, der Bruce Springsteen Song "One step up" vom verstorbenen Musiker, Schriftsteller und Musik Journalist Günter Brödl.
Los geht's mit einer atemberaubenden Version von Nick Caves "Red right hand", "rode rechde haund". Bluesige Gitarre und mitreißender Bass/Drums Rhythmus begleiten den ausdrucksvollen Gesang, off-Beat Riffs, fetzige Akkordeon Einsätze und wunderschöner Chorgesang machen den Song zu meinem absoluten Favoriten. Das traditionelle "Going up the country" wurde in Woodstock durch Canned Heat bekannt, die drei Stimmen singen "i foa heid zu de gscheadn" (gscheada=Landei) zu virtuosem Gitarren Groove als up-Beat Blues. Lang überzeugt mit ihrem gefühlvollem Gesang bei bekannten Popsongs wie Radioheads melancholischem "Black Star", "finstara schdean", oder Ben Harpers "Walk away" - "obiagn". Der verstorbene Rockmusiker Warren Zevon schrieb "Carmelita" und das Trio präsentiert den Song als Wienerlied mit Bluesrock Begleitung, "Katharina". Ein weiterer Höhepunkt ist "a schritt vire zwa schritt zruck" (one step up), ein wunderschöner Americana Song mit tollem Gitarrenpiel und einem schönen Duett von Lang und Resetarits.
Resetarits, Lang und Molden stellen ein außergewöhnliches Cover Album vor. Sie drücken den Songs ihren Stempel auf ohne sie stark zu verändern. Zum Großteil akustisch aufgenommen bestechen die Stücke mit virtuoser Musikalität und großartigen Gesangsstimmen. etwas mehr erfahrt ihr über Ingrid hier .
© Adolf „gorhand“ Goriup


Zweidieter "Agglofolk"
Narrenschiff, 2010

www.zweidieter.ch

Das 2006 gegründete Duo Zweidieter, Dieter Sulzer (Gesang, Querflöte, Trümpi) und Dieter Ringli (Gitarre, Gesang, Chlefeli), haben auf ihrem Debütalbum traditionelle Schweizer Lieder und Tänze mit kulturübergreifenden Einflüssen aus der zeitgenössischen Musik verbunden, "Agglofolk".
Die beiden Musik Ethnologen haben 15 traditionelle, zeitgenössische und selbst komponierte Stücke eingespielt. Rees Gwerder schrieb den Muotataler Ländler "Riemestalder Chilbi", Sulzer und Ringli erzeugen mit Gitarre, Trümpi (Maultrommel) und Chlefeli (eine Art Holz-Spoons) einen großartig bluesigen Alpen Groove. Sulzer passt ein Jodellied des Berner Oberländers Adolf Stähli an und singt "Oise Züriberg", begleitet von Ringli an der Gitarre, und letzterer übersetzt "Purple Haze" von Jimmy Hendrix,;"Wissi Geiss" begeistert mit virtuosem Spiel auf der akustischen Gitarre und einem atemberaubenden Solo auf der Querflöte. "De Trümpi Chlefeler", eine Eigenkomposition der beiden, überrascht mit Akustik-Techno gespielt auf den beiden urigen Schweizer Instrumenten und Reggae Sound mit Blues Einflüssen kennzeichnen Ringlis "Babylon". Traditionelle Lieder wie "Anneli" werden mit bluesiger Gitarre vorgetragen, die "Polka Engadina" mit Querflöte und Gitarre verjazzt und "En Appizäller" sind zwei Appenzeller Schottisch zwischen Blues, Volksmusik und Jazz.
Aufgewachsen mit einer Vielfalt von Stilen und Musikrichtungen machen Sulzer und Ringli die Schweizer Volksmusik tauglich für das 21. Jahrhundert. Das Album ist ein Muss für Freunde modernen Folks.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Grace Griffith "Sailing"
Blix Street Records, 2010

www.seamaid.org

Grace Griffith, Marylands bezaubernde Sirenenstimme, hat bereits sechs mehrfach ausgezeichnete Alben veröffentlicht, "Sailing" ist ein Sampler mit zehn ihrer schönsten Coverversionen und einem traditionellen Song.
Der kanadische Songwriter Bruce Cockburn schrieb das rhythmische "Wondering where the lions are" und gemeinsam mit hervorragenden Gastmusikern und einem männlichen Begleitchor überzeugt Griffith mit wunderschönem Gesang und tollem akustischem Arrangement. Stings melancholische Ballade "Shape of my heart" wird von ihrer klaren Stimme ebenso verzaubert wie "Ripples in the rockpools/Kiss of the Fiddle" vom Irischen Komponisten Shaun Davey, bei dem Cathy Palmer an der Fiddle und Carol Thompson an der Harfe brillieren. Der Irische Songwriter Gerry O'Beirne begleitet Griffith bei der stillen Ballade "Swallow Song" von Richard Fariña, einem kalifornischen Schriftsteller und Musiker mit irisch/kubanischen Wurzeln, an der Gitarre. Banjo, Kontrabass, Gitarre und Fiddle begleiten den traditionellen Bluegrass "The Cuckoo", mein Lieblingssong. Cathy Fink erzeugt den mitreißenden Pace am Banjo und Rickie Simpkins besticht mit seinem virtuosem Fiddlespiel. Die atemberaubende a Capella Performance bei Andy Barnes' "The last Leviathan" beschließt den hörenswerten Sampler.
Das neue Album von Grace Griffith sticht mit ihrer großartigen Stimme und erstklassigen Gastmusikern aus der Masse von Coveralben heraus. Griffith präsentiert die Songs mit ihrem unverwechselbaren Gesang und tollen Arrangements.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Annika Jayne "Fabulous Sceneries"
oomoxx media, 2010

www.annikajayne.de

Die in Heidelberg lebende Liedermacherin Annika Jayne (Gesang, Gitarre, Glockenspiel, Rainmaker) hat gemeinsam mit einigen Gastmusikern einen Sampler mit zwölf Songs, die sie zwischen 1995 und 2008 geschrieben hat, aufgenommen.
Sie singt romantische Balladen in Englisch und Französisch wie zum Beispiel den Einsteiger "Sunflower Fields". Begleitet von Amin Jan Sayed am Bass schwärmt sie mit ihrer etwas farblosen Stimme von einer sonnendurchfluteten Landschaft. Bei "The girl holding the wineglass" mischt Conni Junge am Akkordeon mit und gibt dem Lied einen folkigen Touch. Jörg Teichert an der Slide Gitarre verleiht Songs wie "La voix qui m'accompagne", gewidmet dem französischen Chansonnier Francis Cabral, oder "My destination" einen Hauch von Americana. Boris Stansky am Cello und das Glockenspiel begleiten den "Petite valse d'amour" und auch "Ces moments doux" ist eines ihrer romantisch verklärten Liebeslieder.
Das Debütalbum von Annika Jayne ist für meinen Geschmack zu eintönig, die Lieder plätschern so dahin ohne musikalische oder gesangliche Höhepunkte.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Faranspil "...die wollen nur spielen"
Melodia, 2010

www.faranspil.de

Die fünf Spielleute von Faranspil haben für ihr Debütalbum sieben traditionelle und historische Stücke aus ganz Europa und ein von Sabine Gräger (Gesang, Davul, Rahmentrommel, Schlaggardon, Darabuka) komponiertes Stück aufgenommen. Der gesprochene Text dazu wurde von den Musikanten gemeinsam geschrieben. Neben Gräger hören wir den Gesang von Tanja Pönitz sowie die Stimmen vom Multi-Instrumentalisten Leonhard Bock, Olaf Krause (Drehleier) und Philipp Hebenstreit (Laúd, Dulcimer).
Das traditionelle "Chanter" wird von Bock auf der Gaita gespielt und setzt sich aus einer galizischen und einer irischen Melodie zusammen und das Intro zum ungarischen Volkslied "Indulj el" stammt aus Bulgarien; Darabuka, Drehleier und der wunderschöne Gesang von Pönitz dominieren das rhythmische Lied. Authentische Instrumente wie das Bechonnet (französischer Dudelsack), Gaita, Laúd (spanische Laute), Dulcimer, Schlaggardon (ungarisches Volksinstrument ähnlich einem Cello) und die verschiedenen Trommeln erzeugen einen fremdartig mittelalterlichen Klang, der die historischen Stücke wie den rhythmischen Tanz "Douce dame jolie" von Guillaume de Machaut (Frankreich, 14.Jahrhundert), das Liebeslied "Wach auff mein hort" von Oswald von Wolkenstein (Meran um 1400) oder einen Ausschnitt aus den Cantigas de Santa Maria (Spanien, 13. Jahrhundert), "Quen a omagen da Virgen", dominiert. Grägers "Miramis" ist ein musikalisches Selbstporträt der Spielleute und "Magda tsvete brala" ein mystisch klingendes Lied aus Bulgarien. Die musikalische Zeitreise durch Europa endet mit einer kurzen a Capella Darbietung des Slowakischen Volkslieds "Ja helo".
Leider dauert die faszinierende Reise nur 23 Minuten, dafür kann man den Silberling um nur 10 Euro erwerben. Hört doch mal rein in die Welt von Faranspil!
© Adolf „gorhand“ Goriup


Sarah MacDougall "Across the Atlantic"
Copperspine Records, 2009

www.sarahmacdougall.com

Die kanadische Singer/Songwriterin Sarah MacDougall (Akustikgitarre, Gesang) hat für ihr zweites Album "Across the Atlantic" gemeinsam mit einer Reihe hervorragender Gastmusiker zehn Eigenkompositionen aufgenommen.
Sie beginnt mit "Ballad of Sherri", einem Song, der mit gefühlvollem Gesang, Gitarre und Dobro beginnt bevor Bass und Drums einen flotten Rhythmus anspielen und Sarah mit kraftvoller Stimme überzeugt. Es folgen der melancholische Country Blues "Ramblin'" mit Pedal Steel, Piano und Fender Rhodes und der groovige Country Rock "Cry Wolf". Der Titelsong ist eine wunderschöne Ballade mit dramatischem Bläser Arrangement während der Americana Song "I've got Sorrow" von Gitarren und Streichern begleitet wird. Mein Favorit ist "Biggest Mistake", das mit jazzigem up-Beat Country überrascht und Sarah besticht mit rhythmisch virtuosem Gesang.
Sarah MacDougall schreibt tolle Songs und hat eine großartige Stimme, sie hat ein bemerkenswertes Album produziert.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Schlagsaite "und was kommt nun?"
Chrass Records, 2010

www.schlagsaite.com

Markus Breuer (Gesang, Gitarre), Daniel Hermes (Gesang, Gitarre, Violoncello, Kontrabass), Dimitrie Miron (Violine, Gesang,), Markus Giesler (Akkordeon, Wurlitzer, Gesang) und Simeon Miron (Kontrabass) spielen auf ihrem zweiten Album gemeinsam mit Gastmusikern Jan Niemeyer am Schlagzeug und Pablo Paredes an der Perkussion die Schlagsaite.
Sie haben zehn abwechslungsreiche Songs und ein stilles instrumentales "Outro" aufgenommen und es beginnt mit dem mitreißenden "Versteck mich in deinem Schrank", einem Ich-hab-genug Lied mit tollem Rhythmus, schönen Gesängen und Streichern. Die Musik stammt ausnahmslos vom Liedermacher Breuer, bei den Texten hat er auch Anleihen bei Klassikern wie Erich Kästner gemacht. So vertont er dessen "Ein Mann gibt Auskunft" als melancholische Violinen/Gitarren Ballade. Das Titellied überzeugt mit Perkussionsrhythmus, Streichern und Akkordeon und Ringelnatz' "Nach dem Gewitter" leitet den folkig-jazzigen Schlager "Nächtlicher Heimweg" ein. Ein weiterer Höhepunkt ist "Berlin 24/7", das abwechslungsweise im Sambarhythmus und als Blues mit Drums, Gitarre, Kontrabass und Akkordeon daherkommt. Streicher, Gitarre und moderater Perkussionsrhythmus begleiten den gefühlvollen Gesang bei "Zu wenig für zwei".
Die Musik von Schlagsaite überzeugt mit virtuos akustischem Sound, wunderschönen Stimmen und poetischen Texten. Das Line-up ist für Liedermacher mit Streichern, Gitarren, Akkordeon, Bass und Schlagzeug ungewöhnlich und verleiht den Liedern etwas einzigartiges.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Sharon Shannon "Collaborations"
Daisy Entertainment Ltd., 2010

www.sharonshannon.com

Die irische Akkordeon-Spielerin Sharon Shannon hat einen Sampler mit 15 Songs, bei denen sie mit den unterschiedlichsten Musikern und Sängern zusammengearbeitet hat, veröffentlicht. Fünf Songs wurden neu für das Album aufgenommen, die anderen reichen zurück bis ins Jahr 1995.
Das Programm ist ausgesprochen abwechslungsreich und die Protagonisten kommen aus den verschiedensten Genres. So singt die Rockabilly Musikerin Imelda May "Go tell the devil" begleitet von jazzigen Bläserparts und Sharons virtuoses Akkordeonspiel. "Saints and angels" ist eine melancholische Folk Ballade von den Waterboys, bei denen Sharon früher mitgewirkt hat. Lucia Evans überzeugt bei "Lost soul" vom irischen Songwriter Jack Moher mit ihrer Soul Stimme und The Cartoon Thieves rocken mit dem "Whitewash Station Blues", einem Song der Memphis Jug Band aus dem Jahr 1928. Carol Keogh verzaubert mit ihrer klaren Stimme "Shifting summer sands" (Keogh/Shannon), Sharon spielt Akkordeon und Low Whistle, Maire Breatnach Violine und Viola; einer meiner Favoriten. Ein weiterer Höhepunkt ist der Aston Piazzola Klassiker "Libertango", gesungen von der im Jahr 2000 tragisch verunglückten Sängerin Kristy McColl. Sharon, Trevor Hutchinson, Donal Lunny und andere großartige Musiker begleiten den wunderschönen Gesang von McCall. Das traditionelle "Courtin' in the kitchen" singen Dessie O'Halloran, Mundy und Damien Dempsey und mit einer Aufnahme von "The Galway Girl" von und mit Steve Earle endet das Album.
Mit wenigen Ausnahmen aus der neuen Welt gibt es vor allem Irische Musik zu hören, virtuos und leidenschaftlich vorgetragen. Ein weiteres Meisterwerk von Sharon.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Varius Coloribus Experience "555"
Eigenverlag, 2010

www.variuscoloribus.de

Berlin, Kreuzberg ist der Ausgangshafen der fünf Spielmänner von Varius Coloribus Experience. Für ihr aktuelles Album "555" haben sie acht traditionelle Melodien und Tänze, zwei Eigenkompositionen von Nilz Sackwahn (Pfeifensäcke, Schalmeien, Chalumeau, Hirtenflöten, Mundharmonika, Perkussion) und ein Stück des Berliner Jazzmusikers Lenz Huber aufgenommen. Neben Sackwahn bläst neu auch Don Kailypso die Pfeifensäcke und der Zürcher Lenz-A-Lot spielt von Bass-Gambe, Kontrabass und E-Bass bis Trumscheit und Akkordeon; weiter dabei sind Renaldo (Schlüsselfiedel, E-Gitarre, E-Bass) und Abul Kabul mit seinen Schlagwerken.
Der Dudelsack, Schalmeien, Schlagzeug und Streicher dominieren das dramatisch orchestrale "Osten", das Huber ursprünglich für Bass, Gitarre, Saxophon und Schlagzeug geschrieben hat. Rockige Rhythmen, schallende Windinstrumente und dramatische Streicher ziehen sich durch die ganze CD hindurch, egal ob experimenteller Jazzrock, traditioneller Tanz oder Eigenkomposition. Der rasante makedonische Tanz "Kama Sutra" überzeugt mit tollem Perkussionsrhythmus im typischen 11/8 Takt und tollem Spiel auf der Sackpfeife. "Siebenschläfer" ist ein langsames Stück aus Bulgarien im rockigen 7/8 Takt und "Litauer" ein Tanz aus Lettland im schleppenden Rhythmus von den zwei Sackpfeifen und der Mundharmonika frenetisch vertont. Bei "Harneu", einer schwedischen Melodie, besticht Renaldo mit virtuosem Spiel an der Schlüsselfiedel (auch Nyckelharpa), Dudelsack, Maultrommel und Bass-Gambe begleiten das aus Schweden stammende Instrument. Mit Sackwahns "Rochade" endet das Album nach einer Spieldauer von fast 60 Minuten mit klassisch-mittelalterlicher Rockmusik.
Das neue Album der fünf Spielleute besticht mit hervorragenden Arrangements und virtuoser Musikalität. Die traditionellen Stücke werden dabei stark verändert und mit authentischer Instrumentierung zu einer vielfarbigen akustischen Erfahrung vertont.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Art Gomperz Band "A different story to tell"
All About Murray Records 2010

www.artgomperz.com

Bev Hahn, Mitgründerin und Singer/Songwriterin der Art Gomperz Band, verstarb leider noch vor der Vollendung der Aufnahmen für das Debütalbum "a different story to tell". So holte Dan Geib (Gitarren, Banjo) die Sängerin Jenna Mammina aufs Boot um die großartige Arbeit von Bev zu vollenden.
Jenna singt acht Songs von Bev und eine Eigenkomposition, dazu gibt es eine Originalaufnahme mit Bev und zwei Instrumentalstücke zu hören. Der klassische Bluegrass "Beg steal or borrow" eröffnet das musikalische Feuerwerk mit Gitarre, Banjo, Mandoline, Dobro (Al Bates), Bass (Mark Albers) und Jennas wunderschöner Stimme. Es folgt der flotte Titelsong, ein melodiöser Song mit Rick Willey an der zweiten Mandoline. Geib schrieb das rasante Bluegrass Stück "Court in Session" und sorgt gemeinsam mit Albers für den mitreißenden Rhythmus, dazu zeigt Bates sein virtuoses Dobro und Mandolinen Spiel. Bei Jennas melancholischer Ballade "Inner Smile" umgarnen Gitarre und Dobro den gefühlvollen Gesang. Meine beiden Lieblingssongs sind Bevs "Caution to the Wind" und der Greg Lake (Emerson, Lake & Palmer) Song "From the Beginning"; im Booklet wird Lake übrigens fälschlicherweise als Gary aufgeführt. Ersteres ist ein brillanter Blues mit Bev an der Rhythmusgitarre, Geibs jazziger Leadgitarre und Albers am Bass; Jenna überzeugt mit tollem Blues Timbre in der Stimme und Rhythmus. Bereits die Originalfassung von ELP war damals einer meiner Favoriten und Bevs Interpretation übertrifft das Original; die zwei Gitarren und der Bass erzeugen einen unglaublichen Groove und der kraftvoll virtuose Gesang von Bev ist atemberaubend.
Mit Bev Hahn haben wir eine fantastische Musikerin verloren, Dank an Dan Geib und die Band, dass sie das Werk vollendet haben. Freunde von Bluegrass sollten sich das wirklich anhören.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Stefan Heimoz "D'Pyramide"
Zurbruegg-Events, 2010

www.stefanheimoz.ch

Der Berner Liedermacher Stefan Heimoz hat sein drittes Album "D'Pyramide" im Alleingang aufgenommen. Er schrieb die Musik und Texte, singt und spielt Gitarre, Akkordeon, Cajon, Djembe, E-Bass, E-Gitarre, Glockenspiel, Kazoo, Maultrommel, Mundharmonika und Xylophon.
Heimoz singt von "Deheim" im Berner Oberland, referiert in Stammtischmanier über Politik, "Gringe uf de Plakat", oder erzählt von "D'Hermine & ihri Termine", einer Karrierefrau. Der "Sitzigs-Blues handelt von der großen Langeweile und klingt auch danach und das Titellied ist ein Versuch komisch zu sein. Heimoz spielt auch ein stilles Instrumentalstück auf der Gitarre, "Saitesprung I & II".
Die Lieder sind alle in Berndeutsch gesungen, die Texte werden zwar im Booklet mitgeliefert, sind für mich aber beim Zuhören besser verständlich, da sie ins Berndeutsche transkribiert wurden.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Osiris T. "Filidh's Blogg no. 1"
Eigenverlag, 2010

www.osiris-taurus.de

Ende der 90er Jahre gründeten Amira Hani (Gesang, E-Gitarre, Violine, Cello) und Tassos Oz (Great Highland Bagpipe, E-Bagpipe, E- Gitarre, Gesang, Didgeridoo) Osiris T. Nach einigen Umbesetzungen und fünf Alben präsentiert sich die Band aus Niedersachsen auf ihrem aktuellen Album als Quartett mit Könich am E-Bass und Da Niel am Schlagzeug.
Sie haben sieben neue Songs von Amira aufgenommen und sechs Remixes ihrer älteren Stücke. Während die Remixes nur so vor Samples und Grooves strotzen, werden bei den neuen Stücken nur gezielt Effekte eingesetzt. So beginnt "Nick Nack" mit dem Klang einer Marschtrommel und unverständlichem Geflüster bevor die Great Highland Pipe erschallt, immer wenn diese verstummt flüstert Amira zu einer schrägen Melodie. "Immortal Messenger" ist ein mystischer Song mit gefühlvollem Gesang von Amira und wuchtiger Rockmusik und "Schneeflocken" eine schräge Rockballade mit Violine, E-Gitarre und rhythmischen Samples. Anders sieht es bei den Remixes aus. Hier dominieren die Electro-Grooves die Stücke und dazu gibt es Dudelsackklänge, pulsierende Bässe, E-Gitarren Riffs und hämmerndes Schlagzeug wie bei "Ne me mori Fakias", ein mitreißender Metal-Punk Song. Der Titelsong ihres Albums "Dragon Dance" (2004) wurde ebenso elektronisch aufgepeppt wie der ihres Albums "Shamanic Dust" (2002), bei dem Bass, Schlagzeug und Didgeridoo einen atemberaubenden Rave erzeugen.
Die Musik von Osiris T. passt nicht wirklich in eine Schublade, Metal, Punk und Rock vereinen sich mit modernen Grooves, Raves und Samples zu einem dunkel mystischen Sound.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Kiki Ebsen "Cool Songs Volume 1"
Painted Pony Media, 2010

www.kikiebsen.com

Die kalifornische Singer/Songwriterin Kiki Ebsen (Gesang, Keyboards) hat gemeinsam mit einigen hervorragenden Gastmusikern an Kontrabass, Gitarren und Schlagzeug neun Coverversionen aufgenommen, der Albumtitel spricht für sich.
Zu hören gibt's da Klassiker der Popgeschichte wie Carole Kings "It's too late", das mit souligem Gesang und cool jazzigem Groove überzeugt. Graham Gouldman (10CC) schrieb "Bus Stop" und The Hollies machten den Song 1966 zu einem Hit, Ebsen lud den Gitarrenvirtuosen Steve Oliver zu den Aufnahmen ein. Der Lennon/McCartney Song "You've got to hide your love away" wird ebenso eigenständig mit Piano, Akkordeon und Kontrabass interpretiert wie Cindi Laupers "Time after time". Ich war damals ein großer Bewunderer von Kate Bush und das Original von "The man with the child in his eyes" gefällt mir auch heute noch besser als Ebsens Version. Auch bei Joni Mitchells "Woodstock", ein weiterer meiner ewigen Favoriten, kommt sie trotz tollem Gesang und Arrangement nicht an das Original heran.
"Cool Songs" ist ein unterhaltsames Album voller Erinnerungen, Ebsen hat eine schöne Stimme und die Musiker sind erstklassig. durchaus empfehlenswert.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Kim "Siren Songs"
Eigenverlag, 2010

www.kim-siren-songs.com

Kim Schmid hat ihren klassischen Hintergrund abgelegt, als sie nach Klavier, Geige und Kirchenorgel die Harfe zu spielen begann. Gemeinsam mit der Harfistin Maja Taube hat sie für ihr Debütalbum "Siren Songs" zehn Eigenkompositionen aufgenommen, die starre klassische Elemente mit fließenden Harfen Arrangements verbinden.
Es beginnt mit Piano, zwei Harfen und dem verführerischen Sirenengesang von Kim, "The Trapper". Kim hat mehrere Gesangsspuren aufgenommen, die begleitet vom verklärten Klang der Harfen die Falle für Unvorsichtige stellen. In "Hommage Orientale" hat Kim klassische Themen von Erik Satie und Sergej Rachmaninow eingebaut, eines der Stücke, die sie solo aufgenommen hat. Vokalartistik mit klarer Engelsstimme vorgetragen und virtuoses Harfenspiel werden von dezentem Piano begleitet. Ganz anders präsentiert sich Kim bei "On the Borderline": die Stimme einige Tonlagen tiefer mit bluesigem Timbre von Harfe und Piano rhythmisch begleitet, mein Favorit. Ein weiterer Höhepunkt ist "Dein Weg", das mit mystisch geflüstertem Sprechgesang und dramatischem Arrangement der beiden Harfen brilliert. "Fly away", inspiriert von einer Idee von Maja Taube, beschließt die musikalische Reise mit folkigen Klängen.
Das Album hat den passenden Namen, so wie die Sirenen einst Odysseus in die Falle lockten, entkommt auch der Zuhörer dem verführerischen Klang von Kims Musik nicht.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Emily Barker & The Red Clay Halo "Almanac"
Everyone Sang, 2010

www.emily-barker.com

Die Australische Singer/Songwriterin Emily Barker (Gesang, Gitarre) hat mit ihrer Band The Red Clay Halo ein Album mit elf Eigenkompositionen aufgenommen. Das Line-up besteht aus Gill Sandell (Akkordeon, Piano, Flute, Gesang, Perkussion), Jo Silverston (Cello, Banjo, Gesang) und Anna Jenkins (Violine, Gesang).
Die Songs sind ausnahmslos akustisch vorgetragen und es beginnt mit folkiger Kammermusik, "Billowing Sea". Emily singt mit wunderschöner kraftvoller Stimme und wird von Cello, Violine, Gitarre, Flöte, Akkordeon und Perkussion begleitet. Es folgt ein Mix aus Folk, Pop, Rock und Americana immer mit einem Hauch von Klassik. "Ropes" ist eine tolle Rockballade mit gefühlvollem Gesang und großartiger Begleitung und "Dancers" ein romantischer Song mit virtuosem Gitarrenspiel. Kammermusik begleitet Emilys atemberaubenden Gesang beim dramatischen "Openings" und "Witch of Pittenweem" überzeugt mit leidenschaftlichen mehrstimmigen Gesängen, rockigem Rhythmus und Akkordeon und Banjo, die den Pace beruhigen, mein Favorit. Mit betörendem Gesang und wundervoll arrangierter Begleitung endet die CD, "Bones", eine hypnotische Ballade.
Die vier Girls aus Australien machen bemerkenswerte Musik, mir fällt kein Vergleich ein, es ist der Sound von Emily Barker & The Red Clay Halo. Hört euch doch Ausschnitte aus dem abwechslungsreichen Album an.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Oilensanc "Schwerelos"
Eigenverlag, 2009

www.oilensanc.de

Oilensanc sind Johanna Engel (Gesang, Harfe), Edith Exo (Flöten, Chalumeau, Schalmei, Sackpfeife, Nyckelharpa), Anne Hoeltzenbein (Geige, Gesang, Gamben, Drehleier, Davul, Maultrommel), Jörg Schlichting (Gesang), Ragnar Kaesche (Gitarren, Bouzouki, Akustikbass) und Ralf Ratje (Schlagwerke). Für ihr zweites Album "schwerelos" haben die sechs Spielleute 16 Stücke aufgenommen.
Sie präsentieren Historisches, Traditionelles, Sakrales, Zeitgenössisches und auch tolle Eigenkompositionen. "Bärentanz/Wôllauf wir wellen slauffen" ist die perfekt arrangierte Vereinigung eines traditionellen Tanzes mit einem Lied von Oswald von Wolkenstein (1377-1445). Johanna schrieb die englische Rockballade "Through the cold" mit E-Gitarren Sound, wunderschönem dreistimmigen Gesang gefühlvoll akustisch begleitet und großartigem Zusammenspiel von E-Gitarre und Geige. Keltisches gibt's aus Schottland zu hören, "The twa corbies" die makabre Rabenballade von C. Wingate 1611; dramatischer Trommel und Bass Rhythmus und ausdrucksstarker Gesang von Jürg werden vom zarten Spiel der Harfe und dem anmutigen Zusammenspiel zweier Flöten verzaubert, eine außergewöhnliche Version des Klassikers. Anne und Ragnar vertonten "Die guten Zecher", ein Trinklied von Michael Tjarks, als klassisches Spielmannslied. Anne und Johanna bezaubern mit atemberaubendem Gesang bei Jimmy McCarthys Ballade "Ride on", Akustikgitarre und Geige singen dazu ihr stilles Lied. Das Titelstück ist eine wunderschöne Geigenmelodie von Anne mit Harfe, Flöten und Gitarre virtuos vorgetragen. "Como poden" stammt aus den Cantigas de Santa Maria (13. Jhdt.): das Chalumeau (Vorgänger der Klarinette) beginnt mit einer jazzig anmutenden Melodie, die drei Stimmen setzen ein und singen atemberaubendes a Capella und dann steigern Geige, Nyckelharpa und Trommeln den Rhythmus zu einem mitreißenden Finale. Mit der episch-traurigen Ballade "Sven i Rosengard" aus Schweden (13/14. Jhdt.) endet das Album furios, beinahe 10 Minuten Musik und Gesang vom Feinsten.
Bis anhin scheinen diese sechs Spielleute eher ein Geheimtipp zu sein, ich wünsche diesen hervorragenden Musikern den Erfolg, den sie verdienen. Da kommen nicht nur Freunde von mittelalterlicher Musik oder Folk auf ihre Kosten, das ist einfach gute Musik.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Marc Black "Pictures of the Highway"
Suma Records, 2010

www.marcblack.com

In den 70er Jahren begann der New Yorker Singer/Songwriter Marc Black mit seiner 1968 gekauften Gitarre Musik zu machen. Diese Gitarre begleitet ihn auch noch auf seinem aktuellen Album "Pictures of the Highway", für das er gemeinsam mit einer Reihe von tollen Gastmusikern zwölf neue Songs aufgenommen hat.
Black singt mit einfühlsamer Tenorstimme melancholische Songs wie "Red Lite", rockt mit "OOH I love my coffee" oder singt den Blues bei "My live it up baby". Der Titelsong ist ein stiller Song mit Gitarre und Mundharmonika und "For a little while" eine rockige Piano Ballade. Mein Lieblingssong ist "Little brown bunny", ein up-beat Blues mit tollem Pedal Steel Groove.
Marc Black schreibt abwechslungsreiche Songs, hat eine angenehme Stimme und genug Erfahrung diese perfekt zu arrangieren. "Pictures of the Highway" ist ein gut gelungenes Songwriter Album.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Various Artists "Stubete am See –
Ein Querschnitt durch das Festival 2010"
Musiques Suisses, 2010

www.stubeteamsee.ch

Die Tonhalle wurde 1895 mitten in Zürich am Seeufer erbaut und war bis 1939 Schauplatz für rauschende Volksfeste mit volkstümlicher Musik und Salonmusik. Mit dem Umbau zum Kongresszentrum verlor sich diese Tradition und erst 2008 fand die Volksmusik zurück in die große Tonhalle. Die Stubete (Musikantenstammtisch) am See bietet der Neuen Schweizer Volksmusik während zwei Tagen eine Bühne mit 636 Plätzen und am nahegelegenen Bauschänzli einen Festplatz mit Tanzmusik und öffentlicher Stubete.
Für die CD zur zweiten Ausgabe des Festivals wurden Tänze und Lieder von 14 Formationen aus allen vier Sprachgebieten ausgewählt. Das Trio Pflanzplätz spielt eine Eigenkomposition von Thomas Aeschbacher, "Schwyzer Kultnacht", eine wunderschöne rhythmisch arrangierte Melodie mit Schwyzerörgeli, Gitarre und Bass. Das Quintett Rämschfädra (Löwenzahn) begeistert mit einer atemberaubenden Version von Markus Flückingers Komposition "Ende Mai", das rhythmische Zusammenspiel von Querflöte, Violinen, Klavier, Akkordeon und Kontrabass ist brillant. Flückiger ist als Leiter des siebenköpfigen Ensembles Alpini Vernähmlassig auch dabei, vorgetragen wird jedoch ein mitreißendes Instrumentalstück von Akkordeonistin Andrea Ulrich, "Chriesibrägel" (Kirschenmus). Nadja Räss überzeugt bei "Jodel per Nadja", einem verträumt schönem Stück des Graubündner Musiker und Komponisten Domenic Janett, der mit seinem Projekt "Giodim", ein rumantscher Liederabend, den rätoromanischen Altfrentsch "Nusch nuschchatta" vertont. Fünf Musiker des hauseigenen Tonhalle Orchesters bilden das Ensemble D'Sagemattler, die zum rasanten traditionellen "Galopp No. 19" aufspielen, und die Hanneli Musig bestechen mit ihrem großartigen Arrangement von "Erinnerung an Magden MR 7583". "Vo Schwyzer, Schwede, Wyn und Wyb" überrascht mit mittelalterlichen Klängen, altes Liedgut von Tritonius eigenständig interpretiert. Französisches Liedgut gibt's von Musica Dinche zu hören, "La Vogue/Galop Val d'Illiez" und das Tessiner Quartett Roberto e Dimitri bringt das Publikum mit dem Gassenhauer "Senti o Teresina" zum Lachen, Dimitri ist ja hauptberuflich Clown. Ein Kuriosum ist das Set "Boomwhacker-Rap/Altfrentsch" des elfköpfigen Hitziger Appenzeller Chors. Die Festivalleitung hat einen Wettbewerb um den goldenen Schwan lanciert: es galt einen Ländler aus der Sammlung Altfrentsch (18. Jhdt.) neu zu arrangieren. Neben der klassisch dramatischen Siegerversion von Rämschfädra wird auch die jazzig-traditionell gehaltene Vorführung des Innerschweizer Quartetts bArde vorgestellt. Das innovative Quartett Quantensprung verbindet bei Klarinettist Mathias Landtwings "Aprilwätter" lüpfige Ländlermelodien mit virtuosen jazzigen Improvisationen und die Helvetic Fiddlers dürfen die musikalische Reise mit "3 Muotathaler Ländler" mit fantastischer traditioneller Streichmusik beenden.
Der Querschnitt durch das Festival ist auch ein guter Einblick in die aktuelle volkstümliche Musik der Schweiz abseits von den kommerziellen Auswüchsen des Musikantenstadels.
© Adolf „gorhand“ Goriup


The Mahones "The Black Irish"
Whiskey Devil Records, 2010

www.themahones.ca

Die kanadische Celtic Punk Band The Mahones um den Dubliner Singer, Songwriter und Gitarristen Finny McConnel feiert mit ihrem aktuellen Album "The black Irish" ihr zwanzig-jähriges Bestehen. Gemeinsam mit einigen Gastmusikern hat die fünfköpfige Band zwölf Songs aufgenommen.
Es gibt Originalsongs von McConnel zu hören wie der rasante Punkrock "A great night on the lash", mitreißende Rocksongs wie "The blood is on your hands" oder auch Rock Balladen wie "Girl with Galway eyes". Traditionelle Irish Songs wie "The wild rover" erhalten ebenfalls einen rockigen Anstrich und Drummer D. Whelan schrieb eine melancholische Rockballade, "Whiskey under the bridge". Mit dem The Replacements Song "Here comes a regular" (P. Westerberg) als Bonus Track endet das Album im schleppenden Rock Rhythmus und mit heiserem Gesang.
The Mahones sind eine Party-Punkband, zu deren Musik es sich gut tanzen und trinken lässt. Sie bieten rockige Balladen, Rockmusik und Punk alles unter dem Motto "The black Irish".
© Adolf „gorhand“ Goriup


Günter Hochgürtel "Nach all den Jahren"
Moustache Records, 2010

Wibbelstetz "Eifelrock Live"
Eigenverlag, 2010

www.guenter-hochguertel.de
www.wibbelstetz.de

Liedermacher Günter Hochgürtel (Akustikgitarre, Mandoline, Mundharmonika) schreibt seit den späten 80er Jahren Lieder, die er entweder auf Soloalben oder gemeinsam mit seiner Band Wibbelstetz aufnimmt. 2010 veröffentlichte er ein neues Soloalbum sowie eine Live DVD seiner Band Wibbelstetz.
Die elf Songs des Soloalbums hat er gemeinsam mit seinen Bandkollegen und einer Reihe Gastmusiker aufgenommen. Es beginnt mit dem Titellied, das von der beständigen Liebe erzählt, und mit dem aufwendigen Arrangement etwas an Schlagermusik erinnert. Es folgen stille Lieder wie "Is' en Wunder", ein deutscher Chanson im Stil von Reinhard Mey, Lieder mit Bigband Begleitung wie "Der Shopping-Song" oder Songs aus dem Wibbelstetz Repertoire wie der melancholische Kindertraum "Nehmt mich mit". Dann versucht sich Hochgürtel mit Ska Rhythmus und humorvollem Text bei "Das kann doch jedem mal passieren". Mit einer Coverversion von Bob Dylans "Don't think twice" als Übersetzung in den Eifel Dialekt "Bejrief et doch, et ös vorbei" endet die CD. Dieser Song gefällt mir noch am besten, für meinen Geschmack gehen die Lieder sowohl textlich als auch musikalisch zu wenig in die Tiefe und bleiben Mainstream.
Auch auf der Wibbelstetz Live DVD gibt es eine Coverversion, diesmal vom Wiener Liedermacher Georg Danzer: "Loss mich emol noch den Sonn opjohn sehn". Hochgürtel hat den Text ins Eifeldeutsch übertragen und singt es als Rocksong. Linus Krämer (Akkordeon), Jürgen Schröder (Schlagzeug, Perkussion), Michael Metzele (E-Gitarre) und Georg Zwingmann (Bass) begleiten Hochgürtel mit klassischer Rockmusik, Wibbelstetz. Beim 25-jährigen Jubiläumskonzert im Gmünder Kurhaus wurden sie noch von Johannes Epremiam an der Geige, Peter Rosué an der Bluesharp und Rolf Krüger (Gitarren, Mandoline) begleitet. Zwingmann fährt mit seinem Moped auf die Bühne und singt "Dat ruede Ribbelche" (das rote Moped) oder spielt beim Schunkelsong "Himbeermarmelad" das Schlagzeug. Hochgürtel singt das melodiöse "De Kopp voll Dröhm" und begleitet sich an der Mandoline oder dirigiert das Publikum bei der mehrstimmig a Capella gesungenen Einleitung zu "Mir senn von höngerm Bröddezong". Wibbelstetz Live ist Unterhaltungsmusik aus der Eifel, geeignet zum Mitschunkeln, Klatschen und Singen, perfekt für feuchtfröhliche Festzelte.
© Adolf „gorhand“ Goriup



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