FolkWorld Ausgabe 34 11/2007; Artikel von Gudrun Walther


A Decade of Folk A Decade of Folk

A Decade of Folk

Cara in Amerika



Während der USA-Tour von Cara im August 2007 hat Sängerin und Geigerin Gudrun Walther alles aufgeschrieben, was so passiert ist. Voilá! Für alle, die es genau wissen wollen, hier sind Auszüge aus dem Tour-Tagebuch!

Cara, ICONS Festival

www.caramusic.de

Tag 1 (Donnerstag, 02.08.2007): Nach der Landung warten wir eine halbe Ewigkeit an der Immigration, bis wir endlich einen Schalterplatz ergattern, ein paar Fragen nach dem Woher und Wohin beantworten, Fingerabdrücke machen, Foto machen – und schon sind wir drin. Wir besteigen das nächste Flugzeug, wo wir mit viel Mühe Bodhrán und Fiddle in den Gepäckfächern unterbringen und uns in unsere Sitze quetschen. Der erste Offizier sagt über die Lautsprecher: „Hi Folks, we’re just waiting for our Captain, he’ll be here in 5 Minutes ...“ 15 Min später sagt er: „I know it’s been a long 5 Minutes ...“ Alles sehr locker, das ist wirklich sehr angenehm. Gelandet in Boston haben wir allerdings den Verlust von Claus Koffer zu beklagen. Also machen wir uns ohne den Koffer auf, um die 1,5 Stunden Fahrt in unser Motel in Loudon, New Hampshire, zurückzulegen. Grün bewaldete Bergketten ziehen an uns vorbei, die Sonne geht unter und an den Tankstellen gibt es kein Bier.

Tag 2 (Freitag, 03.08.2007): Wir machen uns auf den Weg nach Vermont, wo heute der erste Gig auf dem Champlain Valley Folk Festival stattfindet. Wir erreichen um 14 Uhr 30 das Festivalgelände, was idyllisch am (riesigen) Lake Champlain gelegen ist. Unser Soundcheck war für 15 Uhr angesetzt, da aber die Soundcrew abwinkt und sagt „Linecheck direkt vor dem Gig genügt“, gehen wir erst einmal im See schwimmen. Champlain Valley Folk Festival Da unser Konzert erst um 22 Uhr beginnt (wir sind heute der Headliner – Sprung ins kalte Wasser!), beschließen wir, noch beim Haus unserer Gastgeberin vorbeizufahren. Dort wartet unser Merchandise auf uns – große Pappkartons mit T-Shirts und Mützen. Es ist wie Weihnachten, wir packen alles aus und es sieht super aus. Von den 2 x 150 CDs allerdings sind nur 85 angekommen und die auch noch beschädigt.

Auf dem Festivalgelände, welches ziemlich groß ist, gibt es zwar allerhand Essen und Getränke, aber keinen Alkohol. Das ist wirklich ganz anders als bei uns. Insgesamt sind es drei Bühnen, eine große Konzertbühne, eine kleine Konzertbühne und eine Tanzbühne. Außerdem gibt es verschiedene Stände mit CDs, Instrumenten usw. und einen Raum für Sessions. Unser Gig rückt nun immer näher, wir spielen uns etwas ein, ziehen uns um und dann machen wir einen 10-Minuten-Line-Check vor Publikum und bevor wir wissen, wie uns geschieht, kündigt uns auch schon jemand an, die Leute klatschen und das Konzert beginnt! Wir tun unser Bestes, allerdings sind die Instrumente vom Flug doch noch etwas mitgenommen. Eine Gitarrensaite verabschiedet sich gleich im ersten Stück, der Dudelsack rutscht beim zweiten Stück gleich zweimal mit hörbarem „Pfrööö“ auseinander, der Monitorsound ist diffus. Aber trotzdem sind die Leute begeistert und gut drauf, und das trägt uns bis zum Ende – und wir bekommen sogar standing ovations. Wow! Danach kommen unglaublich viele Leute an die Bühne, die uns sagen, wie toll sie es fanden, und wir verkaufen 45 CDs.

Tag 3 (Samstag, 04.08.2007): Heute ist früh aufstehen angesagt, denn vor uns liegen 6,5 Stunden Fahrt nach Unity in Maine. Um 17 Uhr kommen wir am Theater an, werden ganz herzlich empfangen und bekommen erst einmal alles gezeigt. Der Sound ist hervorragend und da wir einen richtigen Soundcheck haben, fühlen wir uns heute viel besser vorbereitet als gestern. Cara Heute haben wir eine Vorgruppe, die Rowan Brothers aus San Francisco. Sie singen zweistimmig mit 12-saitiger und 6-saitiger Gitarre und für die letzten beiden Stücke laden sie sich Rolf auf die Bühne ein. Dann sind wir dran. Heute läuft alles gut und es macht Spaß zu spielen. So fühlen wir uns dieses Mal zwar auch geschmeichelt, aber können es eher nachvollziehen als gestern, als wir am Ende des Konzertes wieder Standing Ovations bekommen – vielleicht ist das aber auch nur so ein amerikanischer Brauch oder die Leute wollen schnell nach Hause ? ;-) Heute haben wir übrigens erstmal das volle Sortiment am Merchandise-Tisch ausgelegt: hübsch sieht das aus! Sandra und ich posieren stolz für ein Foto mit „Please-Be-Peter“-Shirt.

Tag 4 (Sonntag, 05.08.2007): Der Koffer von Claus ist wieder da. Er freut sich so. Die Freudentänze haben wir schon gefilmt, als Bonusmaterial für unsere Live-DVD. Unser Ziel heißt East Dixfield und ist nicht leicht zu finden. In der Wegbeschreibung im Internet, die wir uns schlauerweise nicht ausgedruckt haben, stand der aufmunternde Satz „you will think you are lost“. Wir sind auf alles gefasst. Und tatsächlich fahren wir über geschotterte Waldwege in die Wildnis, bis wir vor einem blauen Gebäude stehen, welches ein bisschen an eine Werkstatthalle erinnert. Wir sind uns einig: hier sind wir falsch. Doch gerade als wir wenden wollen, kommt aus der Tür ein Mann, der die Arme schwenkt und uns etwas entgegenruft. Das ist Phil, unser Veranstalter! Später gesteht er uns, dass er den Moment immer besonders genießt, wenn die Musiker mit zweifelnden Blicken aus ihren Autos aussteigen („I love to watch their faces“).

Wir bauen auf und machen Soundcheck. Die Bühne ist klein und so hören wir uns akustisch eigentlich gut genug, was natürlich super ist für das Spielgefühl. Nach dem Essen steht „Session with Local Musicians“ auf dem Programm. Im Konzept des Clubs inbegriffen ist, dass alle engagierten Musiker vertraglich verpflichtet sind, mit den hiesigen Musikern vor dem Gig eine halbe Stunde Session zu spielen. Das bedeutet, dass die hiesigen Musiker jede Woche die Chance bekommen, mit richtig guten Leuten zu spielen, und für die engagierten Musiker heißt es, dass man vor dem Konzert mit den Leuten bereits warm wird. Phil sagt uns später dann noch, dass er es extra vor das Konzert gelegt hat, damit die Musiker sich nach dem Konzert auch wirklich entspannen können und die Gäste nicht ewig sitzen bleiben, so dass wir dann auch wirklich Privatsphäre bekommen. Das Konzert, man kann’s nicht anders sagen, ist super. Wir laufen zum ersten Mal, seit wir hier sind, zu Hochform auf, denn heute hört man sich gegenseitig perfekt, wir sind fit, hatten keine lange Autofahrt, sind gut gefüttert, aber nicht zu satt – so macht das Spaß. Cara Unser Publikum ist zahlreich erschienen; hier im Wald hätte ich es ja gar nicht geglaubt, aber die Leute kommen von weit her, denn das Skye Theatre genießt einen ausgezeichneten Ruf. Hier hören die Leute auch ganz anders zu – es gibt Zwischenapplaus für besonders gelungene Stellen, ab und zu hört man jemand „yeah!“ sagen, der Applaus ist euphorisch, und zwar auch nach den ruhigeren Stücken – und am Schluss, fast gewöhnt man sich daran – Standing Ovations!

Tag 5 (Montag, 06.08.2007): Heute wollen wir ans Meer fahren, Einkaufen gehen, Seafood essen ...

Tag 6 (Dienstag, 07.08.2007): Heute ist Probentag! Für alle, die uns immer fragen, wie und wann wir proben, wo wir doch so weit auseinander wohnen ... zum Beispiel in Amerika!

Tag 7 (Mittwoch, 08.08.2007): Der Tag vergeht auf dem Interstate und um 16 Uhr kommen wir planmäßig in Madison an. Dann grillen wir Burger und machen uns nach dem Essen auf zum Workshop. Der ist ebenfalls sehr relaxed. Wir unterteilen in kleine Gruppen, Fiddles, Flute, Gitarren (und ein Cello), und lernen einen Jig und einen Reel. Es läuft gut und tatsächlich behaupten die Teilnehmer danach, es wäre einer der besten Workshops gewesen, die sie bisher besucht hätten. Das ist allerdings ein großes Kompliment angesichts der Liste an big names, die sich hier die Klinke in die Hand geben.

Tag 8 (Donnerstag, 09.08.2007): Heute ist erstmal Verwaltungsarbeit angesagt: Wir fahren nach New Haven, um eine Social Security Number zu bekommen. Die brauchen wir, um in Amerika ein Konto eröffnen zu können, welches wir brauchen, um Schecks einlösen zu können. Nach einem Tag auf dem Amt ist um 16 Uhr Soundcheck und dann geht es auch schon los. Cara Es sind unglaublich viele Leute gekommen, das macht uns glücklich und wir spielen gut. Und so gibt es doch tatsächlich die vierten Standing Ovations in Folge. Die Leute sind unglaublich nett und begeistert und wir freuen uns. Auch sind wir wegen des guten Besuchs deutlich über die sowieso schon nicht geringe Garantiegage gekommen, was ein Trost ist wegen der verlorenen CDs.

Tag 9 (Freitag, 10.08.2007): Wir fahren los nach Hartford, eine Universitätsstadt, wo wir nach mehreren Versuchen tatsächlich das richtige Uni-Gebäude finden. Unser Konzertsaal heute ist sehr schick, wie ein Kino aufgebaut, es gibt einen Flügel, der auf den Punkt gestimmt ist, und der Techniker ist extrem gut. Es gibt zum ersten Mal vor dem Konzert schon kaltes Bier, was auch noch gut schmeckt, und drei verschiedene Rotweine, denn unser Veranstalter (Steve) hatte am vorigen Tag eine Weinprobe wegen der Hochzeit seiner Tochter. Als dann auch noch der Saal fast ganz gefüllt ist, sind wir glücklich. Unser Plakat hängt direkt neben Lunasa und das Jahresprogramm liest sich wie das who is who der irischen Musik – und wir mittendrin! Das Konzert läuft gut, und schon wieder gibt es Standing Ovations am Ende. Mannmannmann! Nach dem Konzert heißt es einpacken, vor uns liegen noch 2 Stunden Autofahrt nach Canton, wo wir die nächsten zwei Tage auf dem Irish Connections Festival spielen. Dort checken wir heute noch ins Hotel ein. An der Bar sitzen schon Beoga, die anderen trinken dort auch noch ein Bier.

ICONS Festival

Tag 10 (Samstag, 11.08.2007): ICONS Festival!!! Viel zu früh ist die Nacht vorbei, aber das macht nichts, vor uns liegen zwei spannende Tage. The Abbey Stage – mittlere Größe, genau richtig für den ersten Gig. Später spielen hier dann Liz Carroll und John Doyle, Niamh Parsons und andere. Unser Konzert läuft gut. Es steht zwar ein Stromgenerator direkt hinter der Bühne, der einen Viertelton zwischen D und Eb laut vor sich hinbrummt, aber wir schaffen es trotzdem beim a-capella-Anfang von „Poisened Peas“ einigermaßen in D zu bleiben.
Cara, ICONS Festival
'Cara from Germany impressed me with their two wooden flutes and interesting counterpoint from Gudrun Walther on the fiddle.' (Seán Laffey)
Ansonsten sind wir sehr zufrieden, es sind einige Leute im Publikum, die uns in Madison und Hartford schon gesehen haben, mitsingen, breit grinsen – das schafft eine überaus relaxte Atmosphäre. Auch der Bühnenmanager ist freundlich und begeistert. Das ist eine typisch amerikanische Besonderheit: das ganze Festival ist extrem entspannt, kein Stage Manager macht Stress, keiner hüpft hinter der Bühne herum und signalisiert time out - und trotzdem läuft alles nach Zeitplan!

Nach dem Gig können wir nun ganz entspannt das Festival genießen. Wir hören Uncle Earl auf der Hauptbühne, 5 Mädels, die Old-Time-Music spielen, was uns schon mal richtig gut gefällt. Danach gibt es auf der zweiten großen Bühne Heidi Talbot. Das haut uns alle um. Tolle Stimme, super Besetzung (Boo Hewerdine und John McCusker). Die Sonne brät allerdings heftig auf Musiker und Publikum und nach kürzester Zeit erinnert Johns Glatze optisch an Hummer. Wir treffen Paddy Keenan, am Nachbartisch sitzt Kevin Burke, schon etwas surreal das Ganze. Danach fühlen wir uns fit für Cara Dillon und sie schafft es tatsächlich, uns noch einmal völlig zu fesseln. Danach schauen wir kurz im Burren Tent vorbei (die Session-Bühne), wo Uncle Earl mit Bruce Molsky jammen, allerdings bei miserablem Sound. Bei Beoga auf der Hauptbühne geht es tierisch ab, sehr virtuos und ausgetüftelt. Durch die ganzen Konzerte hat sich ein gewisser Spieldruck angestaut und wir müssen uns irgendwie noch ein Ventil dafür suchen. Auf dem Weg zum Hotel unterhält uns Kevin Burke im Shuttlebus mit Anekdoten. Im Hotel zetteln wir gleich eine Session an, erst in der Bar, wo der Geräuschpegel doch zu hoch ist, und später in der Lobby. Matt und Shannon Heaton stoßen dazu und einige andere Musiker aus der Bostoner Szene und wir spielen schön Tunes.

Tag 11 (Sonntag, 12.08.2007): Heute können wir ein bisschen ausschlafen. Um 14:45 sind wir dran – im Burren Tent. Von diesem Gig erwarten wir uns nicht viel, da bei allen, die wir dort bisher gesehen haben, der Sound extrem schlecht war bzw. sich die Leute unterhalten haben. Deswegen sitzen wir ganz locker auf der Bühne und spielen ein etwas informelles Set mit ein paar Session-Tunes und ein bisschen Cara-Programm, aber ohne Klavier. Cara Erstaunlicherweise spielen wir uns in Rage und es läuft richtig gut, bis bei den Tune-Sets die Leute schreien – ha! Unerwartet ist das ein richtig geiles Konzert geworden. Beschwingt sitzen wir danach im Backstage-Zelt herum. Russ Barenberg plaudert mit Jürgen über den Fishman „Aura“, entspannte, extrem nette und kollegiale Atmosphäre überall. Dann hören wir noch ein bisschen Cherish The Ladies und Bruce Molsky und dann ist es auch schon Zeit, sich umzuziehen für unseren großen Gig auf der Compass Stage.

Der Soundcheck geht extrem schnell (nur Linecheck, nur Monitorsound), während auf der FOH (Front of House, die Bühnenlautsprecher) eine andere CD läuft. Erschwerte Bedingungen! Und bevor wir uns versehen, werden wir auch schon angekündigt und los geht’s! Leider haben wir während der ersten 3 Stücke extrem mit Feedbacks zu kämpfen, die FOH ist riesig und brüllend laut. Egal, wir beißen uns durch. Schließlich geht es um die Wurst: nicht nur Thad von Compass Records ist da, sondern auch alle Musiker scheinen bei uns zu sein. Wir sind eine der letzten Bands an diesem Abend, gleichzeitig mit uns spielen auf der anderen Hauptbühne Dervish – und irgendwie waren wohl alle neugierig, was wir machen: Im Publikum sind Paddy Keenan, John Doyle, ganz Beoga, Cherish The Ladies – und alle anderen eigentlich auch. Gut, dass es dunkel ist und wir das bis nach dem Konzert nicht wissen. Wir sind eigentlich gar nicht so furchtbar glücklich mit unserem Set, bekommen aber trotzdem Standing Ovations, und danach hagelt es den ganzen Abend Komplimente von den Kollegen. Ein äußerst surreales Gefühl, von John Doyle gesagt zu bekommen, was für eine tolle Band Cara ist ... Heute spielen einige locals mit Claus, Sandra und Rolf – eine richtig tolle Session, begnadete Musiker am Werk. Später gibt es sogar noch ein paar Gesangseinlagen von Jimmy Crowley, Cathy Jordan, Heidi Talbot und Cara Dillon – sehr geil! Gegen 4 Uhr morgens gehen wir ins Bett. Gegenüber von unserem Zimmerfenster ist übrigens der Pool, wo noch eine wilde Party tobt – wir verdächtigen Beoga.

Tag 12 (Montag, 13.08.2007): Der Tag beginnt mit einer unangenehmen Überraschung. In der entspannten Partyatmosphäre meinten wir gestern nämlich uns zu erinnern, dass wir nur 2 Stunden bis zur Radiostation (WNTI) fahren müssen, dann das Interview machen und danach noch mal 2 Stunden fahren. Gottseidank hat Rolf aber noch einmal die Strecke überprüft und es sieht leider so aus, dass wir heute insgesamt 7-8 Stunden fahren müssen, davon 4,5 bis zur Radiostation. Mit dieser Nachricht werde ich geweckt. Cara Wir quälen uns aus den Federn und kaum bin ich im Bad, klingelt das Business-Handy und Pat ist dran. Er hat eine gute Nachricht, die ich zuerst gar nicht glauben kann: ein Teil der CDs ist aufgetaucht! Es handelt sich um das Paket mit den 150 „In Between Times“-CDs, die nun mit Fed Ex zu unserem nächsten Venue, „The Birchmere“ in Virginia, geschickt werden. Das kostet schlappe 215 $, aber uns bleibt keine andere Wahl. Nach einer spektakulären Fahrt an der Skyline von Manhattan vorbei und über den Hudson River (tolle Brücken!) haben wir dank Stau aber nun wirklich drastische Verspätung, daher fällt der Radiotermin aus.

Tag 13 (Dienstag, 14.08.2007): Es geht weiter Richtung Alexandria, Virginia. Auf dem Weg kommen wir durch Baltimore, wo es in einem Vorort einen Musikladen gibt („Appalachian Bluegrass Shoppe“), der den Fishman-Preamp „Aura“ vorrätig hat: Jürgens nächste Anschaffung. Bestärkt dadurch, dass beim ICONS Festival alle Musiker, die einen guten Gitarrensound hatten, dieses Gerät verwendeten, kauft er das Zauberkästchen. The Birchmere ist einer von Amerikas ältesten und renommiertesten Musikclubs und überall hängen Plakate und Spielpläne, worauf man nachlesen kann, dass jeder, aber wirklich jeder schon hier gespielt hat: Marc Cohn, Bonnie Raitt, Jerry Douglas, Solas, Altan, Ladysmith Black Mambazo, Compay Segundo und viele, viele, viele mehr. Heute eröffnen wir den Abend, gefolgt von den Young Dubliners. Beim Gig geben wir unser Bestes, um den heiligen Hallen gerecht zu werden. Es klappt auch alles ganz hervorragend, und die Leute mögen es sehr.

Dann eilen wir voraus zum Hotel, denn Eric Rigler, der Gastpiper der Young Dubliners, war nicht abgeneigt, noch ein paar Tunes zu spielen, und wir hatten gegenüber vom Hotel einen Irish Pub gesehen. Viertel vor eins kommen wir dort an, Claus und ich gehen gemeinsam fragen – Claus, weil er heute so seriös aussieht mit dem neuen Hemd, und ich wegen des weiblichen Charmes. Es funktioniert prima, denn obwohl der Pub offiziell in einer Viertelstunde schließt, dürfen wir reinkommen und spielen. Der Kellner ist begeistert und spendiert uns einen Pitcher Bier, sonst sind nur wenige Gäste da. Einer hört zu, die anderen unterhalten sich leise. Die Session ist richtig super und als später noch Eric dazustößt, spielen wir mit zwei Pipes richtig schöne Musik und gar nicht verstimmt. Cara Der Kellner vom O’Malley’s Pub verabschiedet uns mit den Worten „you guys made my day“ – ein Dankeschön, welches wir nur zurückgeben können. Irische Musik zu machen ist einfach geil, denn man hat diese universelle Sprache der Tunes, in der man sich mit völlig fremden Musikern, wie z.B. Eric Rigler, unterhalten kann. Ein schöner Gig, danach noch Session, was könnte man sich besseres vorstellen?! Nein, ich würde mit keinem Rockstar tauschen wollen!

Tag 14 (Mittwoch, 15.08.2007): Heute haben wir einen off day in Charlottesville, Virginia, einer kleinen Studentenstadt (25.000 Einwohner), wo wir morgen auch spielen.

Tag 15 (Donnerstag, 16.08.2007): Claus, Sandra und Rolf fahren heute zu Pat Olwell, dem Über-Flötenbauer, der eine Stunde von Charlottesville entfernt wohnt und arbeitet. Um 16 Uhr treffen wir die anderen am Club. Im zweiten Set zieht ein Gewitter auf und beim drittletzten Stück flackert das Licht und knallt die PA – der Techniker zieht den Stecker und wir spielen die letzten zwei Stücke unplugged. Das gefällt den Leuten natürlich ganz besonders gut.

Tag 16 (Freitag, 17.08.2007): Wir quetschen uns in unseren geliebten Van und fahren Richtung Bedford. In der Library gibt es leider nur 6 Kanäle, 3 Mikrofonständer und keine Phantomspeisung. Dafür ist das Klavier besser als gestern. Wir entscheiden uns für eine halb-unplugged Lösung und es klingt erstaunlich gut. Heute ist es ausverkauft, die Leute strömen schon bald in Mengen herein. Die Show läuft sehr gut, wie gewohnt gutes Publikum, mit fachkundigen Fragen in der Pause und vielen netten, begeisterten Menschen.

Tag 17 (Freitag, 18.08.2007): Wir packen das Auto und fahren los Richtung New Jersey, wo wir um 12 Uhr auf dem Knowlton Riverfest Soundcheck haben. Wir fahren durch Pennsylvania, was wirklich eine wunderschöne Landschaft hat, sogar mit Weinbergen, kein Wunder, dass hier die Pfälzer hingezogen sind! Wir fahren in ein kleines Kaff und steuern zielsicher auf das „Deitsch Eck“-Restaurant zu, wo es homecooked deitsch meals gibt.
Deitsch Eck

Cara @ FolkWorld:
King-Walther-Treyz "3rd Dimension"
Cara "In Colour"
Deitsch "Königskinder"
"Irisch klingende Verzierungen ..."
Cara "In Between Times"
"Irish Music in Germany"
Das Festivalgelände des Riverfests liegt idyllisch am Delaware River und macht auf den ersten Eindruck einen deutlich freakigeren Eindruck als beispielsweise das ICONS Festival. Mehr Hippieklamotten, Massagezelt, Räucherstäbchen. Wir befürchten, dass es wieder eines dieser Limonadenfestivals sein könnte – diese Befürchtung erweist sich gottseidank als völlig unbegründet: in der Backstage Area gibt es einen Zapfhahn, aus dem kühles Heineken strömt.

Heute sind wir die einzige Folkband, vor uns spielt noch eine gute Countryband, die Leute tanzen bereits, die Stimmung ist super. Als die Countryband fertig ist, machen wir einen fliegenden Linecheck und los geht’s! Der Sound ist äußerst gewöhnungsbedürftig. Aber es gibt keine Feedbacks, das ist doch schon mal ein Fortschritt. Das Publikum findet uns toll, so toll, dass es sogar eine Zugabe verlangt! Das ist eine echte Besonderheit, denn Zugaben gibt es hier eigentlich fast nie – beim ICONS Festival zum Beispiel hatte keine einzige Band, egal wie berühmt, Zugaben. Standing Ovations ja, aber dann ist Schluss. Umso erstaunter sind wir. Danach ist „hanging around“ angesagt. Wir hören den anderen Bands zu, die alle wirklich erstklassig sind. Ian Parker gefällt mir besonders gut und später am Abend natürlich Baka Beyond, die wie wir auch bei Real Good Music (Pat’s Agentur) sind und eine Mischung aus afrikanischen und keltischen Musikstilen machen. Am Hotel schließt Rolf nach dem Einchecken schwungvoll die Fahrertür, ohne sehen zu können, dass meine linke Hand noch drin war – AUTSCH! Den Rest des Abends verbringe ich mit der Hand im mit Eiswürfeln gefüllten Sektkühler. Ob ich morgen wohl spielen kann?

Tag 18 (Sonntag, 19.08.2007): Meine Hand ist geschwollen, aber nicht so schlimm wie ich befürchtet hatte. Unsere Tagesetappe führt uns auf die Halbinsel Delaware, zu „Cooldog Concerts“, Soundcheck um halb drei. Die Fahrt ist recht ereignislos, wir kommen planmäßig dort an und werden von einem schweißüberströmten Paul begrüßt (unser Veranstalter), der sagt: „God, you’re early!“. Dabei sind wir genau nach Zeitplan. Das ist eigentlich bisher immer so gewesen, also schwören wir uns, auf der nächsten Tour grundsätzlich eine Stunde zu spät und alkoholisiert am Veranstaltungsort einzutreffen, damit die Erwartungshaltung an eine irische Band befriedigt wird.

'Who knew that we would discover one of the most entertaining, evocative and well versed bands in traditional Irish music in, of all places, Germany.
Terrific instrumentation with rousing jigs and reels, plus heavenly vocals, their sound is rooted in the Celtic tradition yet is new and unique.' (Knowlton Riverfest)
Das Konzert ist bereits ausverkauft. Die technische Ausstattung ist exzellent, da Pauls Hobby alles ist, was mit Strom funktioniert und Knöpfe hat. Es gibt sogar In-Ear Monitoring. Das Klavier ist auch richtig gut. So macht der Soundcheck Spaß.

Die Leute treffen ein, jeder bringt etwas zu essen mit. Vor uns spielen Burning Bridget Cleary, ein Trio bestehend aus Vater (Gitarre), Tochter (16) und Freundin der Tochter (17), beide Geige. Die Mädels sind gut drauf. Danach sind wir dran, heute zum letzten Mal! Das Konzert ist schön, es herrscht eine entspannte, familiäre Atmosphäre und trotzdem hören die Leute gewohnt aufmerksam hin. Heute gibt es schon wieder Zugaben. (Gut, ich hatte darauf hingewiesen, dass wir heute drüber reden können ...) Paul wünscht sich „Three Ravens“, was noch erstaunlich gut funktioniert, obwohl wir es schon sehr lange nicht mehr gespielt haben. Auch unser Plinn-Set kommt noch einmal zu Ehren. Dann schließt unser letztes Konzert – und somit die Tour – mit Standing Ovations, da kann man rundum zufrieden sein. Die anderen machen nach dem CD-Verkauf noch ein bisschen Session mit einem der Fiddle-Girls und ihrem Vater, ich pausiere wegen der Hand.

Tag 19 (Montag, 20.08.2007): Nach dem Frühstück machen wir uns einen Plan, was noch alles erledigt werden muss: Pakete mit Merchandise zu Pat schicken, die restlichen CDs an CD-Baby, versuchen, unsere Schecks einzulösen, T-Shirts zählen und zusammenlegen, die Abrechnung vorbereiten, mit Pat telefonieren ...

Tag 20 (Dienstag, 21.08.2007): Abreisetag! Der Rückflug verläuft unspektakulär. Es war eine supertolle Tournee, wir sind um viele Erfahrungen reicher zurückgekommen und wir alle freuen uns schon auf die nächste USA-Tour im März. Dann geht es durch Arizona und nach Kalifornien an die Westküste. So long, Gudrun.

Das vollständige Tour-Tagebuch ist auf der Cara-Homepage zu finden.

Photo Credits: (1) & (6) ICONS Festival; (2) Champlain Valley Folk Festival; (3)-(5), (7)-(11) Cara.


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 11/2007

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