FolkWorld Fiction von Tom Keller

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Eine Kriminalgeschichte Teil 7

»Ich glaube, dass der Killer Zwanziger, Feldmann und Barenbrock umgebracht hat, weil er die Vertreter der ›Hai Society‹ auf dem Kieker hat: unsoziale Manager und Wirtschaftsbosse, kor- rupte Gewerkschaftsfunktionäre, karrieregeile Volksvertreter. Also alle diejenigen, die Otto Normalverbraucher von hinten bis vorne verarschen, während sie selbst ihren Schnitt machen. Ich denke, unser Mann - oder Frau - ist derart durch den Wind, dass er sich die Strophen des ›Blutgerichts‹ zum Vorbild nimmt und die Blutsauger wirklich aus dem Weg räumt.« Noch standen Zweifel in ihrem Gesicht geschrieben. »Wie lange, glauben Sie, wird das noch weiter- gehen?« »Das Lied liefert noch einen Namen.«

»Der Klerus der Renaissance hat behauptet, Aktbilder und antike Gottheiten im Schlafzimmer würden die Empfängnis hübscher Kinder fördern.« [Diego Velázquez, Venus im Spiegel, 1648-51]

Ungewohnte Geräusche ließen mich abermals erwachen. Ich lauschte ins Zimmer hinein. Da war das Ticken der Standuhr. Die Aquariumspumpe. Dann hörte ich, wie Füße über den Boden tappten. Ohne Rücksicht auf meine Anwesenheit zu nehmen. Der Küchenschrank wurde geöffnet und durchstöbert. Papier raschelte. Der Verschluss einer Dose ploppte. Wasser plätscherte in ein Gefäß. Fünf Minuten später kitzelte mich der Duft von frischem Kaffee in der Nase.
    »Auf! Raus aus den Federn!«, kommandierte Anna. »Das Leben läuft noch auf und davon.«
    »Ja, Mutti«, knurrte ich schläfrig. »Wie heißt das Zauberwort?«
    »Kaffee ist fertig.«
    Ich kämpfte eine Weile gegen meinen inneren Schweinehund an, dann stand ich auf. Unter dem Geschirr im Spülbecken suchte ich zwei Behältnisse für den Kaffee. Für mich das kleine Schwarze mit dem Saxophon und dem Aufdruck ›All That Jazz‹. Für Anna fand ich ein uraltes Souvenir. Auf dem weißen Emaillebecher balancierte ein Tukan ein Guinnessglas auf seinem Schnabel. Ich gebe zu, ein merkwürdiges Motiv für einen Kaffeebecher.
    Nach ein paar Schlückchen Kaffee war ich wieder einigermaßen fit. Ich hatte ja auch allen Grund, guter Laune zu sein. Ich hatte beim Aufwachen kein Kissen in meinem Gesicht, keinen Eispickel in meinem Gehirn und keine Lichterkette um meinen Hals vorgefunden. Wenn das mal keine gute Nachricht war.
    Velázquez’ Venus und der beschwingte Cupido schauten wohlwollend von der Wand herab. Die Göttin indirekt durch den Spiegel, den der Lustknabe ihr frivol darbot. [42]
    »Hast du gewusst, dass die Venus 1914 in der Londoner National Gallery mit einem Hackmesser zerstückelt wurde?«, fragte Anna. »Die Attentäterin war eine militante Suffragette, sie hatte allerdings eine eher verblüffende Motivation. Sie sah in dem Bild nicht etwa eine pornographische Darstellung …«
    Ich warf ein: »Sie hätte dann ja auch einem Jupiter seinen Willi beschneiden können.«
    »… nein, sie wollte das Bildnis der schönen Göttin als Protest gegen die Haltung der britische Regierung Mrs. Pankhurst gegenüber zerstören. Emmeline Pankhurst war die Alice Schwarzer der damaligen Frauenbewegung. Der Meinung der Bilderstürmerin nach, die wundervollste Persönlichkeit der Zeitgeschichte. Vor hundert Jahren ging es in Großbritannien noch zu wie in Afghanistan unter den Taliban. Afghanistan befand sich damals unter britischem Einfluss.«
    »Trotzdem ein schönes Bild«, sagte ich. Eine Aussage, deren Simplizität mich nicht gerade als Kunstsachverständigen auswies.
    »Ohne Zweifel. Der Klerus der Renaissance hat behauptet, Aktbilder und antike Gottheiten im Schlafzimmer würden die Empfängnis hübscher Kinder fördern.«
    »Aha. Kann ich mir denken, dass die Liebesgöttin die Geistlichkeit ganz schön ins Schwitzen gebracht hat.«
    Unsere Unterhaltung ähnelte einem Tennismatch. Die Bälle flogen hin und her. Egal, ob wir uns stritten oder zur Abwechslung einmal einer Meinung waren. Ich tat Milch und Zucker in den Kaffee und schlug das Sonntagsblatt auf. ›Bis zu 21 Prozent sparen: Tot sein wird billiger!‹, lautete die Schlagzeile. Die Friedhofsgebühren wurden von der Stadt gesenkt. [43]
    »Wenigstens eine gute Nachricht«, meinte ich lakonisch.
    »Was hast du gesagt?«, fragte Anna.
    »Ach, nicht so wichtig.«
    Auf der Suche nach etwas Lustigerem fand ich die Leserbriefseite. NATO-Müller, deshalb die Eile neulich, und einige andere Kraftfahrer wetterten neben den Anzeigen von ›Sexy Hausfrauen mit drallen Kurven‹ und dem Inserat einer gewissen Grazia gegen die ›Ich-AGs im Straßen- verkehr‹: »Deutsche Straßen wurden nicht für die Völkerwanderung gebaut«, lautete ein Schlagwort. »Radio auf angemessene Lautstärke ist nur noch was für zurückgebliebene Altdeutsche.« »Rasen und Drängeln ist keine ›Verkehrssünde‹. Gott will Kavaliere am Steuer! Nimm’s Gas weg!, heißt das fünfte Gebot.« [44]
    Heiliger Christopherus, dachte ich im Stillen. Ich konnte mich glücklich schätzen, dass ich heute nur noch einem Mörder hinterherjagen und mich nicht mit dem mörderischen Straßenverkehr abgeben musste.
    Womit wir wieder beim Thema wären. Wenn wir den Mord an dem ominösen Kamlot verhindern wollten, mussten Anna und ich unsere Taktik ändern und zur klassischen Ermittlungsarbeit zurückkehren. Wir mussten den Täter suchen und nicht das Opfer. Wir mussten Weber finden.
    Irgendwo da draußen lief in diesem Moment ein Mörder herum. Wir kannten nicht seine – oder ihre – Identität. Nicht seinen Namen. Nicht sein Gesicht. Aber er tötete und er würde mindestens noch einmal töten. Wir wussten auch nicht, ob das dann das Ende wäre oder nur ein neuer Anfang. Würde er über das Weberlied und Peterswaldau hinausgehen und in Augsburg weitermachen, wo sich die Langenbielauer Nachfolger niedergelassen hatten?
    Wir tranken Kaffee, aßen Toast und ordneten die Hinweise, die der Weber hinterlassen hatte. Anna übernahm wie selbstverständlich die Initiative. »Erstens: Weber ist an irgendetwas im Leben psychisch zerbrochen. Und er …«
    »Oder sie!«
    »Oder sie. Aber eigentlich lassen die jeweiligen Todesumstände eher auf einen Mann als eine Frau schließen. Eine Frau würde …«
    »Sag ich doch.«
    »Also«, Anna holte tief Luft. »Psychisch zerbrochen. Er gibt den ›Bonzen‹ oder ›Heuschrecken‹, so nennst du das, die Schuld daran. Er ist weiterhin so durchgeknallt, dass er einen blutigen Kreuzzug begonnen hat. Tödlich.«
    »Okay. Da stimme ich mit dir überein. Junge, Junge, dahinter muss ja eine Tragödie stecken.«
    »Zweitens: er kennt das Weberlied. Er ist also belesen. Ein Intellektueller.«
    »Zumindest kein durchschnittlicher Konsument der Blöd-Zeitung.«
    »Weiter! Ein Schlesier?«
    »Kann gut sein. Die Wahrscheinlichkeit hier in der Gegend auf einen in Schlesien geborenen oder einen seiner Nachkommen zu treffen, ist gar nicht so gering. Es ist aber ziemlich sinnlos, im Dunstkreis der Vertriebenen- und Heimatverbände zu ermitteln.«
    So weit die harten Fakten. Der Rest war bloße Spekulation.
    »Der Gesuchte heißt Weber mit Nachnamen oder ist ein Weber von Beruf.« Anna machte nicht gerade den Eindruck, als ob sie besonders begeistert von beiden Ideen war.
    Da hatte sie wohl auch Recht. Das letztere versprach heutzutage nur noch wenig Erfolg. Und das Telefonbuch verzeichnete insgesamt hundertvierzehn Webers im Stadtgebiet. Inklusive einer Parfümerie, zwei Medizinern und einem Autohaus. Damit wären wir tagelang beschäftigt. Ein anderer Gedanke schien uns größeren Erfolg zu versprechen: Weber arbeitet bei Automotronix, hat dort gearbeitet oder steht beruflich mit dem Unternehmen in Verbindung. Sei es als Geschäftspartner oder auch nur als Pizzalieferant. Nur so ließ sich die Verbindung zu Zwanziger und Feldmann erklären.
    Hier konnten Anna und ich endlich ansetzen.

Anna bestellte Fräulein Danowski in ihr Büro. Die Sekretärin sagte sofort zu. Sie hatte entweder Angst um ihren Job oder war ein ganz besonderes Exemplar ausgesuchter Hilfsbereitschaft.
    Anna fuhr voraus. Ich entfernte die Abdeckplane von meinem Roller, startete den Motor und gab Gas. Es war an der Zeit, die Zielgerade anzusteuern. Ich hatte nur noch keine Ahnung, wo und was das Ziel war.
    Eine halbe Stunde später saß ich an Annas Schreibtisch und sichtete Firmenunterlagen. Es gab drei Webers im Unternehmen, keiner in der Abteilung F. Aus den Unterlagen ließ sich nichts Ungewöhnliches entnehmen. Ein Maschinenschlosser, ein Wachmann, eine Industriekauffrau.
    Die Liste der Entlassungen betrug allein im vergangenen Monat achtundzwanzig Personen. »Beeindruckende Leistung.«
    »Betriebsbedingte …«
    »Danke, ich will es gar nicht so genau wissen.«
    Kein Weber darunter. Auch nicht in den Monaten zuvor.
    Anna schaute auf ihre Armbanduhr und stand auf. Sie legte mir die Hände burschikos von hinten auf die Schultern. »Kann ich euch Hübschen einen Moment alleine lassen? Ich habe unbedingt noch etwas zu erledigen. In einer Stunde bin ich wieder da. Falls du irgendwelche Fragen haben solltest, kann Fräulein Danowski sie ohnehin viel besser beantworten als ich.«
    »Klaro«, brummte ich in meinen nichtvorhandenen Bart. Ich bemerkte kaum, dass sie ging. Das mit dem Nachnamen war eine falsche Fährte. Es wäre aber auch wirklich zu unwahrscheinlich gewesen. Es könnte eine Berufsbezeichnung oder eine Tätigkeitsbeschreibung sein. Aber Textilarbeiter wird Automotronix wohl kaum beschäftigt haben. Ich trat ans Fenster und sah, wie Anna das Verwaltungsgebäude verließ und den Parkplatz ansteuerte. Eine ganze Weile stand ich gedankenverloren da, bis Fräulein Danowski hüstelte.
    Während ich weiter Papier für Papier durchsah, lackierte sie sich die Fingernägel und plauderte aus dem Nähkästchen. Die Fließbandarbeit, das Essen in der Kantine, Mobbing unter den lieben Kollegen. Das übliche. Und neuerdings hieß die Devise ›Profitmaximierung‹, um die Aktienkurse steigen zu lassen und den Aktionären ihre Dividende auszuzahlen. Die Konzernvorstände strichen Gehälter und Tantiemen ein, des Amtes enthobene Manager erhielten Millionenabfindungen. Money for nothing. Den Mitarbeitern hingegen wurde Urlaubs- und Weihnachtsgeld gekürzt. Mitbestimmungsrechte wurden eingeschränkt. Tarifverträge? Arbeits- und Kündigungsschutz? Ausbildungsplätze? Pah!
    Tausend und ein Grund, niemals bei Automotronix ein Beschäftigungs- verhältnis einzugehen.
    Die Sprache kam unweigerlich auf die vielen, aber immer weniger werdenden fleißigen Ameisen in den verschiedenen Abteilungen des Unternehmens. Humankapital im globalen Monopoly. Frühverrentung, Sozialpläne und Abfindungen – wenn sie Glück hatten.
    »Die würden am liebsten ein ganze Reihe von Kollegen, vor allem die Älteren, verschwinden lassen.«
    »Haben die’s schon mal mit David Copperfield versucht?«
    Fräulein Danowski hielt inne und warf mir einen strafenden Blick zu. Ihre Nase wurde noch spitzer. Dann wandte sie sich wieder ihren Fingernägeln zu. »Zum Beispiel der Werner Röers.«
    »Was ist mit dem?« Aus einer Liste ging hervor, dass er vor einer Woche seinen letzten Arbeitstag gehabt hatte. Sprich: auf die Straße gesetzt worden war. Ich erkannte Annas Handschrift auf den Entlassungspapieren.
    »Eine tragische Geschichte, dieser Unfall. Die Röers kamen gerade aus dem Winterurlaub zurück, als ihr Wagen von der Fahrbahn abkam. Werner wurde schwer verletzt, Frau Röers und die Kinder starben noch am Unfallort.«
    Der Personalakte lag ein Zeitungsausschnitt bei. Einem Hamburger Magazin war der Unfall unter der Überschrift

Tod auf der Überholspur!

ein längerer Artikel wert gewesen.

Ein »Todes-Drängler« hat am vergangenen Samstag einen tödlichen Unfall verursacht. Mit stark überhöhtem Tempo soll er auf der A7 zwischen den Anschlussstellen Rhüden und Bockenem einen Kleinwagen einer vierköpfigen Familie auf der linken Spur bedrängt haben. Der Fahrer hatte daraufhin die Kontrolle über den Wagen verloren. Das Auto geriet ins Schleudern und prallte gegen eine Lärmschutzmauer. Die Frau auf dem Beifahrersitz und die zwei Töchter auf dem Rücksitz waren sofort tot. Der Fahrer wurde mit Prellungen und Blutergüssen in ein Krankenhaus gebracht.
    Ein Zeuge beschrieb, dass er von einem Sportwagen »relativ zügig« überholt worden sei, obwohl er selbst rund 200 Stundenkilometer schnell gefahren sei. Etwa 300 Meter vor ihm sei das Fahrzeug auf den Kleinwagen aufgefahren. »Es sah so aus, als ob er den Kleinwagen berühren und von der Autobahn schubsen würde«, sagte der Zeuge weiter. Als der Kleinwagen nach rechts gezogen habe, sei der Sportwagen – mit einem Rad auf dem Grünstreifen – links vorbeigefahren. Danach sei der Kleinwagen von der Fahrbahn abgekommen.
    Der Unfallverursacher setzte seine Tempofahrt laut Zeugenaussage ungerührt fort. Der Augenzeuge erinnert sich an einen schwarz-roten, gedrungenen Sportwagen mit französischen Kennzeichen. Außerdem will er einen charakteristischen hufeisenförmigen Kühlergrill erkannt haben.
    Eine 42 Mann starke Sonderkommission »Raser« hat bereits eine Reihe in Frage kommender Fahrzeuge näher unter die Lupe genommen. Unter Verdacht steht nach Angaben der Kriminalpolizei ein bei einem Autohersteller beschäftigter Versuchsingenieur. Die Staatsanwaltschaft hat Haftbefehl gegen Unbekannt erlassen – wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung, Gefährdung des Straßenverkehrs und des unerlaubten Entfernens vom Unfallort.
    Sprecher von Autofirmen bestätigten, dass es bei Testwagen-Fahrten durchaus üblich sei, schon auf der Autobahn die »Alltagstauglichkeit« der Fahrzeuge zu erproben. Sie betonten, dass sich deren Fahrer selbstredend an die Straßenverkehrsordnung zu halten hätten. »Schon im eigenen Interesse«, so ein Porsche-Vertreter, »denn was macht ein Testfahrer ohne Führerschein?«
    Unterschreiten des Sicherheitsabstandes, dichtes Auffahren und Drängeln, wildes Hupen und Blinken, Überholen auf der rechten Spur – das alles ist Alltag auf den Straßen der Bundesrepublik, die als einziges Land Europas auf Autobahnen kein grundsätzliches Tempolimit kennt. Und wo all diese Verstöße als Kavaliersdelikte gelten, die selten geahndet und relativ milde bestraft werden. [45]

Ein »Todes-Drängler« hat am vergangenen Samstag einen tödlichen Unfall verursacht. Der Augenzeuge erinnert sich an einen schwarz-roten, gedrungenen Sportwagen mit französischen Kennzeichen. Außerdem will er einen charakteristischen hufeisenförmigen Kühlergrill erkannt haben.

Der Artikel berichtete eine weitere Seite lang über tödliche Unfälle im Straßenverkehr, die jährlich die Bevölkerungszahl einer Kleinstadt das Leben kosteten. Das Ereignis hatte wieder einmal eine politische Diskussion über eine allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung ausgelöst. Aber jetzt, ein halbes Jahr später, war das Thema längst von anderen Schlagzeilen verdrängt worden.
    »Was ist mit dem Fahrer des Sportwagens passiert?«
    Fräulein Danowski pustete gleichmäßig auf ihre Nägel und betrachtete sie nachdenklich. »Er wurde nie gefunden. Eine Zeit lang ging das böse Gerücht um, es hätte sich um einen Testfahrer gehandelt. Stellen Sie sich vor, womöglich noch einer unserer eigenen Kunden.«
    »Und dieser Röers? Warum hat man ihn gefeuert?«
    »Werner war ursprünglich in der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit beschäftigt gewesen. Als er seinen Aufgaben immer weniger nachkam, wurde er in die Abteilung F versetzt. Ich weiß gar nicht, was Werner wirklich getan hat. Er wurde buchstäblich von Tag zu Tag kleiner, wissen Sie, geradezu durchsichtig. Wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Den Typus kannte ich zur Genüge aus der WunderBar.
    »Werner machte einen Fehler nach dem anderen. Er wurde auf Betreiben von Herrn Zwanziger persönlich in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Mein Gott, der arme Mann. Werner ist jünger als ich.«
    »Verstehe.« Ich verstand. Ausrangiert. Ein Wirtschaftsunternehmen ist schließlich nicht die Heilsarmee.
    Fräulein Danowskis tragische Geschichte hatte mich eine Weile von dem Problem abgelenkt, Weber ausfindig zu machen. Ich wandte mich nun Besucherlisten des Wachschutzes zu.
    »Röers, hm?«, murmelte ich geistesabwesend.
    »Ja, Werner Benedikt Röers. Werner war ein Jahr in unserem Werk in Pitzburg. Die amerikanischen Kollegen konnten seinen Namen einfach nicht aussprechen und nannten ihn deshalb einfach Bennie. Oder bei seinen Anfangsbuchstaben: Dabbleju Bie Arr. Eigentlich nett, oder?«
    »Ja, sehr nett.«
    Dann fiel der Euro – Cent für Cent: Dabbleju Bie Arr. W.B.R. Oder – Himmel noch mal, schlagartig war ich hellwach –: Weber!
    »Weber, ich meine, Röers, was war das für ein Mensch?«
    »Oh, Werner war nett, höflich, still. Und so kultiviert. Er hatte Geschichte studiert, um Gymnasiallehrer zu werden. Ich erinnere mich noch, wie er vor zwei, drei Jahren auf einem Weihnachtsfest von seiner Abschlussarbeit erzählt hat. Warten Sie, das war etwas über einen Müller oder einen Meyer. Und irgendein Monat. Im Frühjahr.«
    Bingo. Es zahlte sich aus, dass Hippie ein wandelndes Lexikon war und ich sein gehorsamer Schüler. »Biedermeier und Vormärz!«
    »Sie sagen es: ›Vormärz oder Biedermeier? – Die Deutschen zwischen Revolution und Gemütlichkeit‹. Ich habe, ehrlich gesagt, kein Wort verstanden.«
    Ich war schon auf dem Weg zur Tür, als ich mich noch mal umdrehte. Ja, Fräulein Danowski, die treue Seele, könnte uns viel erzählen, wäre diese Geschichte aus ihrer Perspektive wiedergegeben worden.
    »Danke, Fräulein Danowski. Sie sind ein Schatz.«

Die Glocken der Lutherkirche läuteten Sturm und riefen die Gläubigen zur Verteidigung. Die protestantische Gemeinde war umzingelt von islamischen Bildungs- und Kulturvereinen, Deutsch-Türkischen Nachbarschaftszirkeln, Reisebüros und Grillstuben wie dunnemals Wien von den Kriegern Kara Mustafas. [Photo by Tom Keller]

XVII

Mit Röers Adresse in der Tasche stürzte ich mich nun selbst in den mörderischen Straßenverkehr. Da jedoch Sonntagvormittag war, beteten die Verkehrssünder in der Kirche um Vergebung oder lagen noch in den Federn.
    Die Suche nahm mich eine Weile in Anspruch. Die Familie Röers hatte in einem Reihenhaus im Seeviertel gelebt. Eine attraktive, ruhige Lage. Die Häuschen waren von bescheidener Größe, aber schmuck. Es gab bereits neue Bewohner in dem genannten Haus. Der allein stehende Röers war umgezogen – oder hatte umziehen müssen. Er hatte sich nicht gerade verbessert.
    Als ich den Stadtteil erreichte, in dem er sein neues Domizil gefunden hatte, läuteten die Glocken der Lutherkirche Sturm und riefen die Gläubigen zur Verteidigung. Auch Gottesdienst genannt. Die protestantische Gemeinde war umzingelt von islamischen Bildungs- und Kulturvereinen, Deutsch-Türkischen Nachbarschaftszirkeln, Reisebüros und Grillstuben wie dunnemals Wien von den Kriegern Kara Mustafas. Schnurrbärtige Männer mit Teegläsern, gesüßt bis zum Sättigungsgrad, die bestialisch riechende Zigaretten rauchten und die orientalische Version von Rommé spielten. Nur der hohe Kirchturm hielt stand und war in einer ironischen Wendung der Geschichte selbst zu einem Fremdling geworden.
    Die Häuser, die Barenbrock in so schillernden Farben als Führers Aufbauwerk gelobt hatte, waren noch während der letzten Kriegstage errichtet worden. Von Zwangsarbeitern aus aller Herren Länder. Die Wohnblöcke wechselten mit grünen Hinterhöfen und großzügigen Straßen ab, die nach Vögeln und Nagetieren benannt worden waren. Torbögen dienten Sprayern als Übungsfeld. Ansonsten lungerten alte Leute, träge Katzen und vom Arbeitsmarkt Freigesetzte in den geöffneten Fenstern herum. Kein Geld in den Taschen, aber alle Zeit der Welt. Nur eine Tanzschule versprach: ›Tanzen, Leben, Lachen!‹ Vor einer christlichen Freikirche, in einem unscheinbaren Gebäude in einer Seitenstraße versteckt, stand ein Halbstarker in einem knallrotem T-Shirt mit der Aufschrift ›Suck My Dick!‹ Ich nahm mir vor, mich bei Gelegenheit mal etwas näher mit dieser Glaubensgemeinschaft zu befassen. [46]
    Die rostbraune Farbe blätterte von der hölzernen Tür der Nummer 17. Die Haustür entstammte noch einer anderen Zeit, hatte im oberen Drittel ein Fenster und war von innen mit einer gehäkelten Gardine behangen. Das hatte einen gewissen Charme. Das Haus hatte zwei Stockwerke mit jeweils einer Wohnung links und rechts. Eine Hälfte des Dachstuhls war zu einer weiteren Wohnung ausgebaut worden. Hier hatte Röers nach dem Unfall seine Zelte aufgeschlagen.
    Zum zweiten Mal innerhalb von vierundzwanzig Stunden zögerte ich, bevor ich auf den Klingelknopf drückte. Was sollte ich Röers sagen, wenn er öffnete? Hallo. Gotcha. Ich weiß Bescheid. Gehen wir auf ein Bier und trinken wir auf die oberen Zehntausend, die bald nur noch eine Hundertschaft ausmachen, dann ein dreckiges Dutzend, und …
    Ich brauchte mir keine Rede zurechtzulegen. Zum zweiten Mal innerhalb von vierundzwanzig Stunden antwortete niemand auf mein Schellen. Ich klingelte und wartete. Keine Reaktion. In den letzten Tagen hatte ich kein Glück bei Hausbesuchen.
    Auf den Stufen vor dem Haus saßen zwei junge türkische Frauen. Die eine in ein Kopftuch gewickelt, die andere mit hennarot gefärbten Strähnen im Haar. Während sie in einem mir nicht geläufigen Idiom über Gott und die Welt schnatterten, gaben sie mit einem Auge auf eine auf dem Rasen tobende Kinderschar Acht. Einige Kurze spielten Fangen zwischen den parkenden Autos, andere fegten über das Gras und bollerten einen Lederball gegen eine Wand. ›Krawumm‹ machte der Ball und ein Opa bekam einen Herzkasper.
    »Merhaba«, schleimte ich mich ein. Das einzige türkische Wort, das mir außer der Speisekarte geläufig war. Während der Fußball einen weiteren Senior erledigte, fragte ich die Frauen, ob sie ihren Nachbarn kannten.
    Beide schauten sich an. »Th!«, schnalzte die Hennafarbene und zog die Augenbrauen hoch.
    »Vallahi. Suskun Alman, degil mi?« Das Kopftuch nickte heftig. »Der unter Dach.«
    Sie zauberte ein Foto-Handy aus ihrem Gewand hervor und klickte sich behände durch ihr Familienleben. Hatte der Gott der Muselmanen nicht etwas gegen die bildhafte Darstellung des Menschen einzuwenden? Ich kann mich auch irren. Vielleicht ist dieses theologisch-technologische Problem aber auch noch keinem Ayatollah aufgefallen.
    Eines der pixeligen Bilder zeigte einen kurz geschorenen Buben in die Kamera grienen. Im Hintergrund eine unscheinbare Erscheinung.
    Röers!
    Der Weber!
    Was hatte ich erwartet? Ein Monster? Eine Inkarnation von Dr. Mabuse? Röers war nullachtfuffzehn. Er ging auf die Fünfzig zu, war mittelgroß, hatte schmale Schultern und trug eine unmodische Brille mit Glasbausteinen. Das Auffälligste war noch die kahle Stelle auf seinem Kopf, die langsam in eine Tonsur überging. Er erinnerte mich an diesen Schauspieler, der in jeder zweiten Fernsehproduktion zu sehen ist. Ich kann mich nur gerade nicht an seinen Namen erinnern.
    Was tun?
    Warten?
    Während Röers sein nächstes Opfer suchte?
    Da ich zu der Minderheit gehöre, die sich immer noch dem akustischen Terror des Mobiltelefons verweigert, lieh ich mir das Handy der jungen Frau aus. Spade und Marlowe würden dafür kein Verständnis haben. Sie würden mich auch dafür verachten, auf weibliche Hilfe zu setzen.
    Als erstes versuchte ich es bei Anna. Es meldete sich nur die Mailbox und ich hatte keine Lust, mit einer Maschine zu kommunizieren. Ich hoffte, dass wenigstens Fräulein Danowski die Stellung gehalten hatte. Tatsächlich. Sie war im Büro.
    Anna war noch nicht zurückgekehrt, erfuhr ich. »Wo könnte Anna, ich meine, Frau Van Aken denn hingefahren sein?«
    »Jetzt? Am Sonntag? Möglicherweise ist sie im Fitness-Studio. Während der Renovierung ist es zwar meistens geschlossen, aber er ist sicher da. Ich denke, Frau Van Aken dürfte auch dort zu finden sein.«
    »Oke-okeh.« Ich schluckte zweimal hart. »Was macht sie denn da, wenn es doch geschlossen hat?«
    »Na, ihren Mann besuchen.«
    »Annas Mann?«
    »Um genau zu sein, ihren Ex-Mann. Na ja, noch nicht richtig Ex. Aber sie leben bereits ein halbes Jahr getrennt. Sie hat ja auch in der Firma wieder ihren Mädchennamen angenommen.«
    Manchmal kann man wirklich nur noch staunen. Da glaubt man, alles sei klar, und es stellt sich heraus, dass das eigene Wissensgebäude baufälliger ist als der schiefe Turm von Pisa.
    »Welches Studio ist es denn?«
    »Das Fitness- & Health Center ›Langer Marsch‹ draußen beim Tierheim. Und bevor Sie fragen: der Inhaber ist kein Anhänger Mao Tsetungs, sondern der Name ihres Mannes ist Langemark. Van Aken nannte sie sich erst wieder nach der Trennung.«
    »Langemark? So wie das Schlachtfeld aus dem … welcher Krieg auch immer.«
    »Ja …?!«
    Langemark? Langemark. Lange. Langer! Irgendwo in meinem Hirn, in einer von zwanzig Milliarden Nervenzellen, überschritt das elektrische Potential einen Schwellenwert. Die Zelle sandte ein elektrisches Signal mit einer Amplitude von etwa Hundert Millivolt über Nervenfaser und Zellfortsätze an die Nachbarschaft. In Zehntausend mit Flüssigkeit gefüllten Spalten wurden chemische Übertragungsstoffe ausgeschüttet, die sich an der Membran des benachbarten Zellkörpers ankoppelten.
    Das Ganze hatte etwa eine Millisekunde gedauert. Nun waren die einzelnen Steinchen zum vollständigen Mosaik zusammengefügt.

Herr Kamlot, Langer genannt,
Der wird dabei nicht fehlen.
Einem jeden ist es wohl bekannt:
Viel Lohn mag er nicht zählen.
»Allah ist groß, Allah ist mächtig, und Mohammed einsfünfundsechzig«, fluchte ich. Kamlot, Langer genannt. Der Kraftmeier befand sich nicht im Visier von Röers. Nicht der Herr, aber die Dame. Und Röers hatte Anna unter dem Namen Langemark gekannt.
    Auf Kosten des weißen Halbmonds auf rotem Grund telefonierte ich die Handykarte leer. Es dauerte knapp fünf Minuten, bis ich Hauptkommissarin Schultze-Döneken an der Strippe hatte, die meine mangelnde Sympathie für die Staatsgewalt in eine Nebenrolle verbannt hatte. Weitere fünf Minuten bis ich ihr die wichtigsten Details erläutert hatte.
    Jetzt hätte ich natürlich die Angelegenheit den Profis überlassen, nach Hause fahren und den Ausgang der Geschichte in der Morgenzeitung nachlesen können. Ich glaube aber, mein mangelndes Vertrauen in die Staatsmacht rührt nicht nur von der Lektüre billiger Kriminalromane her.
    Außerdem lag die Muckibude auf dem Weg.

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Fußnoten: ›Bis zu 21 Prozent sparen: Tot sein wird billiger!‹, lautete die Schlagzeile. Die Friedhofsgebühren wurden von der Stadt gesenkt. »Wenigstens eine gute Nachricht«, meinte ich lakonisch.
[42] Diego Velázquez, Venus und Cupido (Venus im Spiegel, Rokeby Venus), 1648-51. Vgl. Andreas Prater ›Venus at her Mirror‹, Prestel 2002.
[43] Bis zu 21 Prozent sparen: Tot sein wird billiger! Ich glaub's manchmal selber nicht, was so alles in der Zeitung steht (Bild oben).
[44] NATO-Müller fährt hier tatsächlich in der Gegend herum. Er ist allerdings kein Müller und Leserbriefe schreibt er auch nicht. Diese Passage wurde dutzende Male umgeschrieben und sie wurde nicht besser. Ich mag sie aber auch nicht missen. Folgende echten Leserzuschriften möchte ich meinen Lesern jedoch nicht vorenthalten (Bild mitte): »Ich-AG … Immer mehr Autopiloten fahren wie sie wollen, so, als hätten sie ihre Fahrerlaubnis in der Lotterie gewonnen. Vor allem die jüngeren Fahrer einer bestimmten Bevölkerungsgruppe benehmen sich auf den Straßen, als wären sie allein auf der Welt … Blinken beim Abbiegen? Nicht nötig, der andere wird schon bremsen. Einordnen von rechts oder links kommend: Einfach reinquetschen, Frechheit siegt. Verhalten im Kreisverkehr? Egal, irgendwie rein und wieder raus. NATO-Müller und einige andere Kraftfahrer wetterten gegen die ›Ich-AGs im Straßenverkehr‹: »Deutsche Straßen wurden nicht für die Völkerwanderung gebaut«, lautete ein Schlagwort. »Radio auf angemessene Lautstärke ist nur noch was für zurückgebliebene Altdeutsche.« »Rasen und Drängeln ist keine ›Verkehrssünde‹. Gott will Kavaliere am Steuer! Nimm’s Gas weg!, heißt das fünfte Gebot.« Einfahren in Parkbuchten: Nur kein langes Hin- und Herrangieren, immer so anstellen, dass man selbst bequem aussteigen kann - soll doch der Nachbar zusehen, wie er in seinen Wagen kommt. Parkplätze für Behinderte? Einfach drauf, wer zuerst kommt, mahlt zuerst! Soll doch der Krüppel sehen wo er bleibt. Radio auf angemessene Lautstärke? Warum, wo leben wir denn - ist doch nur was für zurückgebliebene Altdeutsche. Dreimal in der Sekunde Bum-Bum-Bum in den aufgemotzten Keksdosen, dass die Scheiben klirren und die Ohren flattern, und das stundenlang. … Und dann gibt es noch die notorischen Kriecher, die durch bewußtes Langsamfahren provozieren wollen - aber fast einen Infarkt bekommen, wenn sie als Folge ihrer Schleicherei überholt werden. Dieselben sind es auch, die es darauf anlegen, immer erst bei Spätgelb die Ampel zu passieren - um sich dann diebisch darüber zu freuen, dass der Hintermann bei Rot anhalten muß! …« (G.S.) Die rostbraune Farbe blätterte von der hölzernen Tür der Nummer 17. Die Haustür entstammte noch einer anderen Zeit, hatte im oberen Drittel ein Fenster und war von innen mit einer gehäkelten Gardine behangen. [Photo by Tom Keller]
»Aggressives Fahrverhalten nimmt zu … Drängler und rücksichtslose Raser gefährden umsichtige, achtsame Verkehrsteilnehmer. Übrigens, warum wird im deutschen Sprachgebrauch verkehrswidriges Fahrverhalten als Verkehrssünde verniedlicht? Schluss mit dem Bagatellisieren. Gott will Kavaliere am Steuer. Zügigen Autofahrern sei angeraten: ›Nimm's Gas weg!‹ Das ist eine zeitgemäße Fassung des fünften Gebotes.« (H.U.)
»Raser sind Verkehrsteilnehmer, die mit ihren PS-starken (und meist getunten) Fahrzeugen ihre Mitverkehrsteilnehmer in aggressiver Art und Weise gefährden. Nichts mit Rasern zu tun haben Verkehrsteilnehmer, die sich im Rahmen der zulässigen Höchstgeschwindigkeit bewegen, um entsprechend schnell zum Ziel zu kommen. Dass es auf den Straßen immer aggressiver zugeht, ist ein hausgemachtes Problem: Warum ständig neue Schikanen (Dauerrot-Ampeln, künstliche Verkehrshindernisse, Aufstelle von sinnlosen Tempolimits, um Radarfallen aufzubauen)? Schleicher sind auch eine Gefahr für den Verkehr, weil sie die Geduld vernünftiger Kraftfahrer strapazieren und zu gefährlichen Überholvorgängen nötigen.« (T.M.)
Es ist schön, in einem Land leben zu dürfen, wo sich jeder ungestraft lächerlich machen kann.
[45] Der echte Todes-Drängler war ein Mercedes-Testfahrer, der am 14. Juli 2003 auf der A5 auf einen Kleinwagen auffuhr. Dabei starben eine junge Mutter und ihre Tochter.
[46] Ein Nachmittag, in dem Stadtteil, in dem er sein neues Domizil aufgeschlagen hatte, hat gereicht für all die geschilderten Erlebnisse. Die rostbraune Farbe blättert auch nach einem Jahr immer noch von der hölzernen Tür der Nummer 17 ab (Bild unten).



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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 12/2006

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