FolkWorld #74 03/2021
© uta bretsch communications

Ambuya? Ambuya!

Die „Königin der Mbira“ Stella Chiweshe startete eine Crowdfundingkampagne für ein ganz besonderes Projekt: ein Künstlerdorf in ihrer Heimat Simbabwe und eine besondere Wiederveröffentlichung ihres internationalen Debütalbums.

Stella Chiweshe

Artist Video Music of Africa:
Zimbabwe


www.stellachiweshe.com

33 1/3 Jahre nach der Erstveröffentlichung des wegbereitenden Albums Ambuya? von Stella Chiweshe veröffentlicht Piranha Records am 12.02.2021 ihr internationales Debüt als zu 100% aus analogen Tapes remastertes 180g Vinyl mit einer „John Peel Session“ aus dem Jahr 1988 als Bonus.

Aus der ehrerbietenden Ansprache Ambuya? („Großmutter“) mit Frage- wird dabei Ambuya! mit Ausrufezeichen, denn die „Königin der Mbira“ Stella Chiweshe hat sich dies mit ihrer Musik, aber auch mit ihrer Haltung und ihrem Durchsetzungswillen verdient. Seit mehr als fünf Jahrzehnten teilt die jetzt 74 Jahre alte Künstlerin, die seit den frühen 1980er Jahren in Berlin und Harare lebt, ihre Liebe zur spirituellen Musik ihrer Heimat Simbabwe mit HörerInnen und ZuschauerInnen auf der ganzen Welt.

Sie war die erste weibliche Mbira-Spielerin, die ein internationales Publikum fand und musste dafür sehr viele Grenzen aus Tradition, hegemonialer Männlichkeit und kolonialen Regeln sowie der Gängelung durch weiße Missionare in ihrem Heimatland einreißen, bevor das möglich wurde. Bis in die 1960er Jahre durften Frauen die Mbira nicht spielen und dazu kam die Unterdrückung der traditionellen Kultur des Landes unter englischer Kolonialherrschaft: „Erst durfte man nicht mit der Mbira in der Stadt gesehen werden (das wurde mit Gefängnis bestraft)“, so Stella, „aber sobald ich sie hörte, ließ mich der Klang des Instruments nie wieder los. Ich musste sie spielen. Ich lieh mir eine, um meine Musik zu machen. Während der Zeremonien musste ich auf der Seite der Männer sitzen, was im Widerspruch zu den Gepflogenheiten der Zeit stand.“

Ambuya!

Stella Chiweshe "Ambuya!", Piranha Records, 2021

Auch mit dem 1987 veröffentlichten Album Ambuya? riss Stella Chiweshe Grenzen ein: sie arbeitete dafür mit den britischen World-Indie-Legenden von 3 Mustaphas 3 zusammen und spielte eine elektrische (Sakrileg!) statt einer traditionell akustischen Mbira. Das Album sollte ihr den internationalen Durchbruch bringen.

Neben der Wiederveröffentlichung arbeitet Stella Chiweshe an einem Projekt, das sie zurück in die Hügellandschaft ihrer Heimat eine Stunde nordöstlich von Harare führt. Dort begann sie mit den Bauarbeiten für das Chivanhu Centre, um die traditionelle Mbira- und Shona-Kultur zu erhalten, zu vertiefen und in die nächsten Generationen weiterzutragen, ob vor Ort oder außerhalb Simbabwes.

Hintergrund:

Ambuya Stella Rambisai Chiweshe wurde 1946 in dem Dorf Mujumi in Simbabwe geboren. Trotz vieler Widerstände lernte sie die Mbira zu spielen und entwickelte sich schnell zu einer der gefragtesten Musikerinnen ihres Landes. 1974 nahm sie ihre erste Single „Kasahwa” auf, die Goldstatus erlangte und sie im ganzen Land bekannt machte. Mehr als zwanzig Singles und die von ihr gegründete The Earthquake Band folgten. Ein Jahr nach der Unabhängigkeit Simbabwes im Jahr 1980 wurde Stella als Mbira-Solistin, Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin Mitglied der National Dance Company of Zimbabwe und tourte mir ihr ab 1982 auf allen Kontinenten. 1983 ließ sie sich in Berlin nieder, wo sie seitdem lebt.

Neben ihrer Musik erlangte sie mit der Titelrolle der Ambuya Nehanda in einer Verfilmung über das Leben der 1897 hingerichteten Freiheitskämpferin gegen die koloniale Herrschaft große Bekanntheit. Sie war eine der führenden Persönlichkeiten in der Gründung der Zimbabwe Musicians Union und als Direktorin des Mother Earth Trust, einem Netzwerk von Künstlerinnen in Simbabwe. Im März 2020 wurde ihr bei den National Merit Awards in Harare der „Lifetime Achievement Award“ verliehen.



Photo Credits: (1)-(2) Stella Chiweshe (unknown/website).


FolkWorld Homepage German Content English Content Editorial & Commentary News & Gossip Letters to the Editors CD & DVD Reviews Book Reviews Folk for Kidz Folk & Roots Online Guide - Archives & External Links Search FolkWorld About Contact Privacy Policy


FolkWorld - Home of European Music
FolkWorld Homepage
Layout & Idea of FolkWorld © The Mollis - Editors of FolkWorld