FolkWorld #71 03/2020
© Stanser Musiktage



Corona

Liebe Besucherinnen und Besucher, liebe SMT-Fans! Was seit geraumer Zeit zu befürchten war, ist seit dem Bundesratsbeschluss vom 13. März Tatsache: das schweizweite Veranstaltungsverbot wird bis 30. April verlängert und verschärft. Gestützt darauf und nach Absprache mit dem Amt für Gesundheit des Kantons Nidwalden haben wir heute entschieden, dass wir die SMT 2020 absagen. Natürlich tut uns dieser Entscheid sehr leid. Es schmerzt, wenn man durch das Programmheft blättert und sich die möglichen Konzerte denkt, es tut uns leid, wenn die bereits geleisteten Stunden Freiwilligenarbeit umsonst waren, es ist schade, dass viele angedachte Projekte diesen Frühling nicht stattfinden können. Es wäre alles bereit gewesen. Die globale Pandemie und die bestehenden kantonalen und nationalen Vorgaben, sowie die Verantwortung der SMT gegenüber der Gesellschaft lassen aber keinen anderen Entscheid zu. Trotzdem: aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Wir sind zuversichtlich, dass wir mit der Hilfe unserer Partner das Vereinsjahr der SMT finanziell mit einem blauen Auge über die Runde bringen. Damit können wir euch die fünfundzwanzigste Ausgabe der Stanser Musiktage zum Zweiten ankünden. Sie finden vom 13. bis 18. April 2021 statt. Wir sehen uns im Frühling 2021 in Stans. Bleibt gesund.



Vielfältiges musikalisches Schaffen

Stanser Musiktage

21. - 26. April 2020

www.stansermusiktage.ch

25. Stanser Musiktage im Schweizer Kanton Nidwalden: Neuentdeckungen aus den Bereichen World, Jazz, Volksmusik und anspruchsvoller Popmusik garantieren musikalische Festival-Erlebnisse auf höchstem Niveau.

Die Stanser Musiktage (SMT) sind ein gemeinnütziger Verein, gegründet im Herbst 1999. Schon sechs Jahre zuvor, im 1994, wurde die Veranstaltung erstmals ausgetragen, damals noch beschränkt auf vier Konzerte und ohne Rahmenprogramm. Mit der Weiterentwicklung und der Angliederung des Rahmenprogramms wurde die Gesamtorganisation wurde in eine Vereinsstruktur überführt. Seit der zweiten Austragung 1996 finden die SMT jährlich, jeweils im April statt. Die Konzerte werden an verschiedenen Locations in Stans ausgetragen. So erhält jedes Konzert durch seine Locations einen einzigartigen Rahmen.

Circa 45 Musik-Acts in rund zehn verschiedenen Festivallokalitäten locken jeweils bis zu 20’000 Besuchende während der Festivaltage nach Stans. Einst als Festival für Jazz-Musik gegründet, zeichnet sich das Programm heute durch ein breit gefächertes Musikverständnis mit Schwerpunkt auf Weltmusik aus. Die Stanser Musiktage verstehen sich als Plattform für ein vielfältiges musikalisches Schaffen und als Begegnungsort für ein ebenso vielfältiges Publikum.

Oum

Oum

Artist Video Oum @ FROG

www.oum.ma

Oum ist eine Sängerin aus Marokko, die arabische und saharische Traditionen mit Soul und Jazz vermischt und als moderne muslimische Frau etwas zu sagen hat.

„Soul of Morocco“ (2013) hiess ihr erstes Album, mit dem Oum El Ghaït Benessahraoui international wahrgenommen wurde. Im gleichen Jahr trat sie am grossen Gnaoua World Music Festival in Essaouira auf. Mit ihrer sanft herben und wunderbar klaren Stimme, ihren Arrangements aus marokkanischer Musik, Soul und Jazz und ihren zeitkritischen Texten ist Oum ein aussergewöhnliches Talent.

Ihr aktuelles Werk „Daba“ (2019) hat sie im Studio von Jazzanova in Berlin aufgenommen, unter der künstlerischen Leitung der Oud-Spielerin Kamilya Jubran. Erstmals sind elektronische Texturen und Beats zu hören, doch Oum integriert weiterhin marokkanische und westsaharische Musiktraditionen, Soul und Jazz auf geschmackvolle Weise. In den Texten singt sie von Umweltzerstörung, Migration und der gesellschaftlichen Stellung der Frauen in Marokko. Und fordert auf, voll und ganz in der Gegenwart zu leben.

Oum ist eine moderne, islamisch geprägte Künstlerin, die kosmopolitisch unterwegs ist, ohne ihre Wurzeln zu vergessen. Sie sagte in einem Interview: "Ich finde es wichtig, zu zeigen, dass ich eine gläubige Muslimin sein kann, auch ohne ein Kopftuch zu tragen. Ich bin Muslimin, aber ich bestimme selbst über mein Leben." Die Sängerin wuchs in Marrakesch auf, sang als Jugendliche in einem Gospelchor und entdeckte Aretha Franklin und Ella Fitzgerald, später auch Hip Hop und R’n‘B. Oum studierte Architektur, bevor sie sich entschloss, ganz auf die Karte Musik zu setzen.

Oum: Stimme; Damian Nueva: Bass; Camille Passeri: Trompete; Carlos Mejias: Saxophon & Machines; Yacir Rami: Oud.

Mayra Andrade

Die kapverdische Sängerin wird oft mit Cesaria Evora verglichen. Aktuell verpasst sie der traditionellen Insel-Musik eine gute Portion Afro-Beat.

Mayra Andrade

Artist Video Mayra Andrade @ FROG

www.mayra-andrade.com

Ihre Songs sind emotional und optimistisch, sie klingen nach Sehnsucht und Aufbruch und verbreiten eine heitere Stimmung. Ihr herzerwärmender Sound ist eine Schnittmenge aus Latin, Jazz, brasilianischer Musik, Flamenco und den melancholischen Stimmungen der traditionellen kapverdischen Musik. Schon als 16-jährige gewann sie einen internationalen Songwriting Contest in Kanada. Für ihre Alben erhielt sie 2007 und 2009 den Preis der Deutschen Schallplattenkritik.

Nach vier Alben hat sich Mayra Andrade für ihr aktuelles Werk «Manga» auf neue Klanglichkeiten und Facetten eingelassen. Bei einem längeren Aufenthalt in Ghana kam sie mit Afro-Beat und modernen Afrika-Pop-Einflüssen in Kontakt. «Das brachte so viel Freude in meinen Alltag, dass ich diese afrikanischen Elemente mit meinen traditionellen kapverdischen Wurzeln vermischen wollte», sagte die Sängerin einem Interview.

Mayra Andrade ist eine Weltmusik-Künstlerin, wie sie im Buche steht. 1985 in Havanna/Kuba geboren, zügelten ihre kapverdischen Eltern bald darauf wieder in ihre Heimat zurück. Als Tochter eines Diplomaten hat sie anschliessend auch in Senegal, Angola, Deutschland und Frankreich gelebt. Nach Jahren in Paris, wo sie auch mit Charles Aznavour ein Duett aufnahm, ist die Künstlerin inzwischen in Lissabon gelandet. Mit ihrer aktuellen Musik hat sie einen grossen Sprung gemacht, der sie mit dem modernen Afrika und der Welt verbindet.

Mayra Andrade: Stimme; Euclides Gomes: Gitarre; Swaeli Mbappe: Bass; Nicholas Vella: Keyboard; Tiss Rodriguez: Schlagzeug.

Erika Stucky: Stucky sings the Blues

Erika Stucky

Artist Video Erika Stucky @ FROG

www.erikastucky.ch

Sie kann (fast) alles und noch viel mehr: Mit zwei hochkarätigen Gitarristen performt sich Erika Stucky durch ihr persönliches Blues-Programm.

«Die Musik, mit der man aufwächst, die hat man in sich, das ist der Fundus, aus dem man schöpft“, sagt Erika Stucky. Die Sängerin und Performerin hat sich früh die beste aller musikalischen Rock-Zeiten einverleiben können: Sie ist Ende der 1960er Jahre als Tochter von emigrierten Wallisern in San Francisco aufgewachsen, bevor sie mit ihrer Familie nach Mörel ins Oberwallis umsiedelte. Und nach Dylan, Joplin, Hendrix und Co. mit Jodel, Zäuerlis und Schwyzerörgeli konfrontiert wurde.

Diese beiden Pole haben ihre eindrückliche Karriere immer wieder geprägt. Etwa auf dem berührend queren Album „Suicidal Yodels“ (2007). Mit „Stucky sings the Blues“ fügt sie ein weiteres Kapitel ihrer musikalischen Sozialisierungsgeschichte hinzu, war doch der Blues in der frühen Rockmusik das fundamentale Mass aller Dinge. Begleitet wird sie vom Multiinstrumentalisten Terry Edwards, der schon mit PJ Harvey, Nick Cave, The Jesus and the Mary Chain und Tom Waits gespielt hat sowie von Paul Cuddeford (Bob Geldof, Tom Jones, Ian Hunter, The Pogues).

Ein braves Blues-Programm ist bei dieser gewitzten Performerin nicht zu erwarten. Musikalischer Power, komödiantische Lust und Crossover-Empathie gehen bei Erika Stucky Hand in Hand. Ihre Bühnenpräsenz ist unschweizerisch eigen und erfreut das Publikum immer mal wieder mit Theatralik, kuriosen Requisiten und Projektionen. Wenn sich jetzt Erika Stucky auch noch vom Blues heimsuchen lässt, kann das ja heiter werden.

Erika Stucky: Stimme; Paul Cuddeford: Gitarre; Terry Edwards: Gitarre, Saxophon, Trompete, Bass.

Kummerbuben & Das Apokalypse-Orchester

Mit schönen Melodien, die Abgründe eröffnen, schleichen sich die Kummerbuben ins Herz. Jetzt stehen die kauzigen Rumpelrocker mit einem Klassik-Septett auf der Bühne.

Kummerbuben

Artist Video Kummerbuben @ FROG

www.kummerbuben.com

Mit dem unheilverkündenden Titel „Itz mau Apokalypse“ ihres neuen Albums machen die Kummerbuben keineswegs auf Weltuntergangsstimmung. Thematisiert werden die kleinen Welten und alltäglichen Situationen, die aus den Fugen geraten können und so wieder Platz machen für Neues. Auch bei den Kummerbuben gibt es Neues: Sie sind jetzt mit einer kleinen Klassik-Formation auf Tour.

Das Streich-und Blas-Septett mischt sich mit dem akustischen Rock-Instrumentarium der Kummerbuben und zaubert eine ergreifende, manchmal bombastische, trotzdem folkig gebliebene und immer mal wieder ironische und heitere Musik auf die Bühne.

In dieser Art hat man Mundartmusik selten gehört: „Eingemittet zwischen waghalsiger Klassik und dem Rock unserer Tage“, wie uns die Band selber mitteilt. Die Kummerbuben und das Klassik-Septett spielen die Songs ihres aktuellen Albums und weiteren Stoff. Düster und schön ist diese Musik, mit einem Hang zu Sehnsucht, Draufgängertum und Tiefe.

Seit 12 Jahren rumpeln die Kummerbuben durch die Lande. Entstanden aufgrund eines Tom Waits-Projektes, begannen die fünf Berner um Simon Jäggi und Urs Gilgen, ausgegrabenes Schweizer Volksliedgut neu zu interpretieren. Daraus ist eine vitale Truppe geworden, die sich mit Alben wie „Weidwund“ (2012) und „Dicki Meitschi“ (2015) schnell beliebt gemacht hat. So kreierten auch den Soundtrack zu einem Ballettstück oder komponierten 2018 die Songs zum Märchen «Krabat» im Stadttheater Bern.

Lankum

Artist Video Lankum @ FROG

www.lankumdublin.com

Kummerbuben: Simon Jäggi: Stimme; Moritz Alfons: Gitarre; Urs Gilgen: Gitarre, Banjo, Mandoline; Higi Bigler: Bass, Saxophon, Bassklarinette; Tobi Heim: Schlagzeug. Apokalypse-Orchester: Droujelub Yanakiew: Geige; Delphine Granges: Violine; Ruggero Pucci: Bratsche; Antonio Serrano Perez: Cello; Martina Hunziker: Klarinette; Manuel Nägeli: Posaune; Cornelius Wegelin: Trompete.

Lankum

Viele Menschen hegen eine alte Liebe für Irish Folk. Mit Lankum aus Dublin wächst einem diese Musik neu ans Herz.

«The most convincing folk band to come out of Ireland in years», urteilte The Guardian über ihr zweites Album und gab der Musik die Höchstwertung. Auch andere Reviews sangen das Loblied einer Band, die erst ein paar Jahre alt ist, aber mit ihren Songs und ihren Arrangements von bekannten Irish-Tunes offenbar einen Nerv getroffen hat. Lankum tauchen die Lieder in teils epische Klangbilder, die sich mit einem langen Atem und berückenden Stimmungen in die Seele graben.

Ihre Musik ist dunkel und mysteriös, aber sie hält bei allen schauerlichen Geschichten immer einen hellen Himmel offen. Markenzeichen der Lankum-Songs ist der «Drone»: Dieser untergründig schwellende Grundklang, der von Instrumenten wie Dudelsack, Harmonium oder Concertina durchgezogen wird. Dazu kommen die erzählerischen Balladen-Stimmen, die sich über den reduzierten musikalischen Texturen entfalten.

Lankum musizieren souverän auf dem Grat von Tradition und Erneuerung. So stark ihre Musik im klassischen Irish Folk beheimatet ist, so unverblümt transformieren sie ihn mit Einflüssen aus Minimal, Alternative Folk, Ambient und Indie in ein zeitgemässes Format. Kern der Band bilden die Brüder Ian und Daragh Lynch, die als Duo begannen und nun im Quartett mit Dudelsack, Fiddle, Tin Whistle, Gitarre, Keyboards, Percussion und kraftvollen Stimmen eine dunkel vibrierende Sehnsuchtsmusik kreieren, die nicht nur Irish-Folk Liebhaberinnen und Liebhaber ansprechen wird.

Ian Lynch: Uillean Pipes, Tin Whistle, Stimme; Daragh Lynch: Stimme, Gitarre; Cormac MacDiarmada: Fiddle; Radie Peat: Harmonium, Akkordeon, Stimme.



Memory Lane

Stanser Musiktage - Impressionen 2013-2019

Taksim Trio
Taksim Trio
Taksim Trio

Flückinger
Gisela Joao
Elena Duni
Divanhana
Simon Wascher

Širom
Hejira
Leyla McCalla

Sam Amidon
Evelyn Kristina Brunner
Ablaye Cissoko
Rachele Andrioli
Naqsh Duo

Kamilya Jubran
Luisa Sobral
Richard Dawson



Photo Credits: (1) Stanser Musiktage (2) Oum, (3) Mayra Andrade, (4) Erika Stucky, (6) Lankum, (7)-(9) Taksim Trio, (10) Markus Flückinger, (11) Gisela Joao, (12) Elena Duni, (13) Divanhana, (14) Simon Wascher, (15) Širom, (16) Hejira, (17) Leyla McCalla, (18) Sam Amidon, (19) Evelyn Kristina Brunner, (20) Ablaye Cissoko, (21) Rachele Andrioli, (22) Naqsh Duo, (23) Kamilya Jubran, (24) Luisa Sobral, (25) Richard Dawson (unknown/website); (5) Kummerbuben (by Walkin' Tom).


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