Nach dem erfolgreichen 30jährigen Festival-Jubiläum 2019 meldet sich ab 04.03. das Irish Heartbeat Festival in neuem Layout zurück. Auch 2020 kommt wieder eine abwechslungsreiche und hochkarätige Auswahl an Künstlerinnen und Künstlern auf Tour.
Die zauberhafte Gráinne Holland aus Belfast ist eine leidenschaftliche Verfechterin der gälischen Sprache und Kultur. So moderiert und produziert sie unter anderem auch gälischsprachige TV-Sendungen. Vor allem aber hat sie eine wundervolle Stimme, mit der sie ihr Publikum verzaubert. Begleitet wird Gráinne von virtuosen Musikern, die zwischendurch auch einige spritzige Instrumentals abfeuern.
Fourth Moon sind ein Konglomerat verschiedenster Kulturen, die ihre musikalische Essenz in den Irish Folk einfließen lassen, aber auch damit experimentieren. Und wenn Sängerin Ainsley Hamill dann noch mit ihrer schottischen "Mouth Music" dazu stößt und zu steppen beginnt, kennt die Begeisterung keine Grenzen mehr.
Bevor das Festival mit einer Session aller Künstler zu Ende geht, verzaubert mit The Outside Track eine der Supergruppen keltischer Musik das Publikum. Das mehrfach preisgekrönte Quintett holt das Publikum ab mit erfrischender Spiellaune, betörender Virtuosität, Stepptanzeinlagen und Sängerinnen mit einmaligen Stimmen. Die Intensität und Eindringlichkeit ihrer Songs und Tunes steigert sich zu einem magischen Gesamtkunstwerk.
Gráinne Holland Trio - Ireland’s New Gaelic Voice
Liedermacher sind dazu da, Gefühle in Worte fassen. So ist es auch dem Dubliner Songpoet Damien Dempsey gegangen als er zum ersten Mal Gráinne Holland singen hörte. Er war so angetan, dass er sie mit einer Schwalbe verglich, die an einem Sommerabend schwerelos durch die Lüfte gleitet. Was für ein schönes Bild! In der Tat lotet Gráinnes Stimme dreidimensional die Höhen und Tiefen zwischen Himmel und Erde aus und sie macht dies mit einer frappierenden Natürlichkeit und Präsenz. Die junge Frau mit dunklen Haaren und verträumtem Blick hat ein dunkles Timbre in der Stimme, das wärmt wie die ersten Sonnenstrahlen im Frühling.
Gráinnes Charisma hat aber auch beim Feuilleton der FAZ einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. „Der Höhepunkt des Konzerts ist die Sängerin Gráinne Holland. In der Begleitung von Flöte, Gitarre und auch Bodhran entfaltet sie ihre wunderbare Stimme: Silber in der Höhe und Gold in den tiefen Registern. […] Aus Gráinne Holland könnte man wahrscheinlich einen Popstar machen. Sie müsste dann aber vielleicht englisch singen.“
Und hier sind wir schon am Pudels Kern. Gráinne singt nämlich auf Gälisch, was für eine Sängerin aus dem urbanen Belfast eher ungewöhnlich ist. Man würde die Herkunft einer gälischen Sängerin eher draußen auf dem Land vermuten. Doch siehe da! In Westbelfast gibt es einen Stadtteil, wo Gälisch mehr oder weniger als Umgangssprache gepflegt wird. Es ist ein klares Bekenntnis der katholischen Minderheit zu ihren gesamtirischen Wurzeln. Man hat sich nicht an die protestantisch britische Mehrheit angepasst. Die gälische Sprache und Irish Folk geben den Menschen in Westbelfast ihre Identität und Selbstbewusstsein. Englisch, das war die Sprache der Unterdrücker. Gälisch war und ist etwas, das die Anderen nicht hatten.
Im Konzert kommt aber in den Ansagen ganz klar rüber, dass die Band nicht politisch eindimensional denkt. Die Botschaft der Gráinne Holland Band ist versöhnlich und lautet: „Musik kennt keine Grenzen. Lasst uns über die Gräben, die uns trennen, Brücken bauen.
Gráinne hat inzwischen drei Alben aufgenommen. Eines schöner als das andere. So wurde z.B. die zweite CD „Gaelré“ für den Preis der deutschen Schallplattenkritik nominiert und die Weltmusikzeitung der FOLKER hat diese CD in der Januar Ausgabe 2016 als „DIE BESONDERE“ aus der Flut der Weltmusikveröffentlichungen hervorgehoben. Dann gönnte sich Gráinne eine Babypause und ist inzwischen glückliche Mutter von zwei Kindern. In dieser kreativen Auszeit hat sie angefangen eigene Texte und Melodien zu schreiben. Das neue Album „Corcra“ besteht aus ausschließlich eigenen Liedern. Die irische Tradition schwingt im Hintergrund immer noch etwas mit. Der Zuhörer weiß genau, wo diese Singer/Songwriterin ihre Wurzeln hat.
Gráinne Holland ist eine beeindruckende Persönlichkeit und Stimme. Sie muss im gleichen Atemzug genannt werden, wenn man an die besten Frauenstimmen denkt, die auf Gälisch singen. Aufgepasst! Hier kommt „Ireland’s new Gaelic voice.“
Fourth Moon - Expect the Unexpected Celtic!
Diese Band stellt keltische Tradition in einem völlig neuen Licht dar. Sie legen die guten alten Instrumentals unter ein Mikroskop, identifizieren die Takte mit dem stärksten Ohrwurm Potential und nehmen sie als Keimzellen für eigene Stücke. Diese jagen sie durch einen „Loop“ an Wiederholungen. Jede neue Schleife bekommt eine kleine Innovation mit auf den Weg. Diese „Loops“ entfalten eine magische Wirkung, deren Ohrwurmcharakter sich niemand entziehen kann. Im Gegensatz zu einem echten Traditional, das nach klaren Gesetzen abläuft, kann man bei den Kompositionen von FOURTH MOON nicht vorhersagen, wohin die Reise geht. Dieser Sound ist so spannend wie eine Reise auf den Mond. Da kann man nur sagen: Expect the unexpected!“
Doch damit hat das Quintett noch lange nicht alle Karten auf den Tisch gelegt. Die Dynamik zwischen laut und leise baut eine Spannung auf, die die Zuschauer so einfängt, dass sie diese regelrecht körperlich spüren und den Augenblick der Auflösung herbei sehnen. Wenn sich diese Spannung endlich entlädt, fliegt das Publikum wie ein Pfeil mitten ins musikalische Glück.
Und wer sind diese musikalischen Meisterschützen? Ladies first: Wenn man die Sängerin Ainsley Hamill hört, wird einem sofort klar, wie tief ihre traditionellen Wurzeln gehen. Aber tiefe Wurzeln sind noch lange kein Grund zur Unbeweglichkeit. In dieser experimentellen Band bekommt Ainsley eine wunderbare Gelegenheit zu zeigen, was für eine Dynamik in ihrer Stimme steckt. Insbesondere die schottische „Mouth Music“ mit ihren prägnantem Wiederholungen ist bestens geeignet, um den Schleifen der „FOURTH MOON“ Umlaufbahn einen ganz besonderen Glanz zu geben. Wenn die Instrumentalisten dann auf Betriebstemperatur sind und die Jigs & Reels mit einem Höllen Tempo spielen, dann steppt sie einfach mit!
Das Piano Akkordeon wird gespielt von Andrew Waite, den man auch aus den Bands von Eliza Carthy und Dallahan kennt. An der Fiddle ist David Lombardi, der sich seine Sporen schon als Solist bei Riverdance und dem experimentellen keltischen Projekt Event Horizon verdient hat. Jean Damei an der Gitarre, der als Funk und Jazzgitarrist groß geworden ist, bevor er seine große Liebe in der keltischen Musik gefunden hat, ist ebenfalls am Event Horizon Project beteiligt.
Last but not least Géza Frank and den Pipes, Flutes & Whistles. Sollte die für ihren so speziellen Flötenklang bekannte Gruppe Flook mal einen neuen Mann brauchen, Géza wäre genau der Richtige. Aber er ist auch als Musiker bei „Titanic live“ immer wieder mal dabei und gastierte schon bei dem Wiener Rundfunkorchester, Carlos Núnez oder den Chieftains. Géza, Jean und David haben sich an der Uni in Limerick kennen gelernt als sie dort ihre Bachelor und dann Master in der „Irish traditional music performance“ abgelegt haben.
Der Komponist Philip Glas gilt als Urvater der „minimal music“. FOURTH MOON können für sich in Anspruch nehmen mit die Ersten zu sein, die diese raffinierte Kompositions-Technik mit der keltischen Tradition verbunden haben. In ihrem Sound-Laboratorium gibt es keine Einteilung in Melodie führende und begleitende Instrumente. Wer lange genug in der Endlosschleife kreiste, bekommt auch ein Solo, das er darüber legen darf. Die Kompositionen sind somit äußerst vielschichtig und mit viel Tiefgang. Man kann sich an dem Debüt Album „Ellipsis“ nicht satt hören, weil es bei jedem Hören etwas Neues zu entdecken gibt. Dieses Album ist ein „Muss“, das in keiner Folk- oder Weltmusik Sammlung fehlen darf. Expect the unexpected Celtic!“
The Outside Track - Tradition with New Wings
An dieser Gruppe kommt man nicht vorbei, wenn man die erfrischenden und kreativen Interpreten keltischer Musik aufzählen will: Überschäumende Spiellaune, beeindruckende Virtuosität, Stepptanzeinlagen, eigenwillige Arrangements und eine Sängerin mit einmaliger Stimme. So innovativ wie das Quintett traditionelle keltische Themen bearbeitet, verleiht es ihnen förmlich Flügel. Die Musikerinnen pumpen die althergebrachten Melodien mit Energie, Frische und guter Laune auf, so dass diese den Zustand der Schwerelosigkeit erreichen und einfach abheben.
Diese beflügelte Musik begeistert live nicht nur die Zuschauer sondern bringt auch gestandene Journalisten ins Schwärmen: „…Irische Mystik pur…“ (Uli Olshausen, Feuilleton der FAZ). „Among the top groups in the world. Traditional, creative and brilliant” (LiveIreland.com)
Elf lange Jahre ist es her, dass das Ensemble das letzte Mal beim Irish Heartbeat aufgespielt hat. Seitdem hat sich The Outside Track zu einer der bedeutendsten Bands der Gegenwart entwickelt und entsprechend froh ist das Festivalteam, sie wieder einladen zu können.
In der Band sind drei keltische Nationen vertreten: Irland, Schottland und Kanada. Entsprechend vielfältig ist der Klang. Die vier jungen Frauen und ein „Alibi Mann“ haben einen transatlantischen bzw. pan-keltischen Sound geschaffen, der eine Brücke über keltische Traditionen schlägt. Übertrieben? Wohl nicht, denn sonst wäre die Band bei den Live Ireland Music Awards kaum als beste Gruppe und das Album „Flash Company“ mit dem Preis der dt. Schallplattenkritik in der Sparte Folk ausgezeichnet worden!
The Outside Track sind getreu ihrem Namen erfrischend anders. Sie wagen den Blick von außen nach innen. Es ist ein Blick aus der Perspektive der Weltmusik auf traditionelle Spielweisen. Dazu kommen eigene Kompositionen. Alle fünf sind begnadet virtuos und mit Fiddle (Mairi Rankin), Harfe (Ailie Robertson), Akkordeon (Fiona Black), Flöten (Teresa Horgan) und Gitarre (Michael Ferrie) reichhaltig instrumentiert. Die elektrische Harfe steuert so richtig tiefe Töne bei, die einen Bassisten überflüssig machen. Stark bei Stimme ist die Gruppe auch. Die Ausnahmestimme von Teresa wird durch satt klingende Harmonien ihrer Kolleginnen umrahmt und akzentuiert. Ja sogar atemberaubende Stepptanzeinlagen hat die Band mit Mairi Rankin aus Cape Breton (kanadische Ostküste) im Programm.
The Outside Track haben bisher fünf Alben veröffentlicht und damit auf beiden Seiten des Atlantiks einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Hier kommt eine außergewöhnliche Band, die seit Jahren die Evolution der keltischen Musikszene prägt.
Photo Credits:
(1) Irish Heartbeat,
(2) Gráinne Holland,
(3) Fourth Moon,
(6) The Outside Track
(by Magnetic Music/Websites);
(4) Geza Frank & Jean Damei (Event Horizon) (by YouTube);
(5) Mairi Rankin (by Rebecca Lomnicky).