FolkWorld #70 11/2019
© Detlef Stachetzki / Folk Club Bonn

Folk Club 42

Stürmisches Wetter

Folk Club Nr. 105 am 6. September 2019. Stürmisch waren einige Lieder, aber das Wetter meinte es durchaus gut an diesem Folkclub-Freitag.

Folk Club Bonn

Folk Club Bonn @ FROG

folk-club-bonn.blogspot.com

John Harrison und Eva Henneken eröffneten den Abend gemeinsam mit Liedern zum Thema. Bei „Stormy Weather“ und „Stormy Monday“ nahmen sie es ganz wörtlich. Den Titel „The World Turned Upside Down“ muss man entsprechend interpretieren, und dann passt es wunderbar. John interpretierte das Lied als kleine Warnung um auf Boris Johnsons Attacke auf die Rechte des britischen Parlaments. „Boris pass auf, Jakob der Erste wurde für den Anschlag aufs Parlament geköpft“, war Johns Kommentar. Eva und John zeigten sich beide spielfreudig wie immer. Eva glänzte mit wunderbaren Soli – die Geige bewies durchaus auch Qualitäten für den Blues, und Johns Gesangsinterpretationen sind einfach umwerfend – großer Applaus für die beiden.

Die Geige hatte heute einen besonderen Tag, als ob sich die Musiker abgesprochen hätten: Johannes Epremian, der ansonsten mit der Gruppe „Le Clou“ auftritt, stellte als Solokünstler Cajun-Stücke vor. Cajun ist oder war die Musik der französischsprachigen Bewohner von Louisiana im äußersten Süden der USA. „Les Barbes de La Prison“ heißt der Walzer (der aber kein Walzer ist).

Johannes Epremian

Artist Video Le Clou @ FROG

www.leclou.com

Johannes spielt Geige (und wie!) und singt dazu, eine ungewöhnliche Kombination. Besonders ungewöhnlich aber ist Johannes‘ Stimme: Wie ein Vulkan kommt sie daher und ist dabei doch einfühlsam, wunderbar tragend mit leichtem Vibrato und zudem prägnant in der Artikulation – grandios. Für Leute wie ihn ist eine Bühne ohne elektrische Verstärkung wie geschaffen.

Nur instrumental ist ein Stück, dessen Ursprung nicht ganz klar ist. Es heißt „Michael Turner’s Waltz“. Diesmal ist es tatsächlich ein Walzer, also ein Stück im Dreiertakt. Der Komponist, der schottische Arzt Michael Turner, hat die Melodie vermutlich bei Mozart geklaut.

Eine witzige Geschichte steht hinter dem Lied „Blues de Soulard“ (Saufkoppblues), das über ein Paar berichtet, die 77 Jahre lang verheiratet waren. Gefragt nach dem Geheimnis ihres langen Lebens und ihrer langen Ehe hätten sie unisono geantwortet: „Wir beide haben dasselbe Hobby, wir saufen beide gerne!“ Tja, das sollten wir mal den Moralaposteln unter die Nase reiben. Ein bemerkenswerter Beitrag von Johannes, der frenetischen Applaus erntete.

AGA+

Artist Video
www.agaplus.de

Die Featured Artists des Abends haben sich den witzigen Namen AGA+ gegeben. AGA+ steht für Astrid Kröger-Schönbach (Akkordeon und Gesang), Gabriella Acsai, (Flöte und Gesang), Anja Städtler (Violine und Gesang) sowie Frederic Schönbach als das Plus am Kontrabass. Die drei Frauen und ihr männlicher Kollege widmen sich der Kombination Klezmer-Tango-Jazz-Folk mit wahrer Leidenschaft. „Mit‘n Fidele“ ist ein schwungvolles Klezmer-Instrumentalstück.

Miteinander kombiniert sind die Lieder „Ne aludj el“, ein Liebeslied aus Gabriellas ungarischer Heimat und das serbische „Ajde Jano“, ein altes Volkslied, das gern bei Partys gesungen und gespielt wird. Das Lied im für den Balkan typischen 7/8 Takt ist mitreißend, dabei muss man einfach tanzen! Wunderbar die Stimmen der drei Frauen.

Ebenfalls eine Kombination verschiedener Stücke nennt sich „Stolen Moments“ und besteht aus den Tänzen Hora (langsam im ¾ Takt), Freilach (etwas schneller im 4/4 Takt) und Bulgar (wild).

„Land of Choice“, ebenfalls ein instrumentales Mischstück, besteht aus Melodien der Stile Gipsy, Klezmer und Czardas. Umgearbeitet zu einen Klezmerstück haben die Vier das Lied von Jason Derulo „Talk Dirty“ – beachtlich. Als offizielle Hymne der Zigeuner gilt das Lied „Djelem Djelem“, das Gabrielle in ihrer ungarischen Muttersprache singt – bezaubernd sowohl Gabrielles Solopart mit ihrer wunderbaren Stimme als auch der vierstimmige Refrain.

Zum Schluss, na ja noch nicht ganz, gab es noch ein Instrumentalstück kombiniert aus den Tänzen Freilach und Kolomeike. Nun, wie schon angekündigt, war das natürlich nicht ganz der Schluss. Als Zugabe durfte das Publikum sich über das bekannte Lied „Bei mir bist du schön“ freuen und auch ein wenig mitsingen.

Mit begeisterndem Applaus wurden die Vier entlassen.



Photo Credits: (1)-(2) Folk Club Bonn, (3) Johannes Epremian (Le Clou), (4) AGA+ (by Folk Club Bonn).


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