FolkWorld #67 11/2018
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Theodor Storm: Es ist ein Flüstern

Deine lieblichsten Gedanken, ich tauchte sie in Melodie... Burkhard Wegener singt Theodor Storm.

Es ist ein Flüstern – Burkhard Wegener singt Theodor Storm
»Deine lieblichsten Gedanken, ich tauchte sie in Melodie...«

Der Ruhrpottler Burk- hard Wegener singt Lieder in der Art und Weise von Wader und Mey. Bereits bei seinen ersten musikalischen Gehversuchen um 1980 vertonte er Verse des Dichters aus der grauen Stadt am grauen Meer - der Husumer Schriftsteller Theodor Storm. Vor zwei Jahren hat Wegener seine erste Liebe wiederentdeckt, in Melodie getaucht und zum Storm-Jahr 2017 mit seinen 200-Jahr-Feiern auf den Markt gebracht. Storms Sprache hier ist schlicht, die Musik unaufdringlich, die Stimmung nachdenklich. Wegeners Auswahl vollzieht eine Reise von Lebensanfang bis Ende, von Morgen bis Abend, von Frühjahr bis Herbst.

"Es ist ein Flüstern – Burkhard Wegener singt Theodor Storm", Eigenverlag, 2017

Burkhard Wegener

Artist Video Burkhard Wegener @ FROG

www.bwegener.de

Hans Theodor Woldsen Storm (* 14. September 1817 in Husum; † 4. Juli 1888 in Hanerau-Hademarschen) war ein deutscher Schriftsteller, der als Lyriker und als Autor von Novellen und Prosa des deutschen Realismus mit norddeutscher Prägung bedeutend war. Storm war studierter Jurist und arbeitete unter anderem als Rechtsanwalt und Richter.

Leben und Werk

Kindheit, Jugend und Studium (1817–1842)

Hans Theodor Woldsen Storm wurde als erstes Kind des Justizrats Johann Casimir Storm und seiner Frau, der Patriziertochter Lucie Woldsen in Husum, Markt 9, geboren. 1818 zog die Familie in das Haus Neustadt 56 um, 1821 in das Haus der Großeltern Woldsen, Hohle Gasse 3. Im Herbst des Jahres trat Storm in die Klippschule ein, von 1826 bis 1835 besuchte er die Husumer Gelehrtenschule, anschließend für drei Semester das Katharineum in Lübeck.

Storm schrieb als 15-jähriger Schüler seine ersten Gedichte, die der damals populären Wochenblattpoesie nachempfunden waren (erstes überliefertes Gedicht: An Emma, 1833); in der Schule lernte er Beispiele antiker Poesie nachzuahmen und schrieb erste Prosatexte. Vier Gedichte und mehrere journalistische Arbeiten wurden im Husumer Wochenblatt (Sängers Abendlied, 27. Juli 1834) und im Dithmarscher und Eiderstedter Boten abgedruckt.

In Lübeck lernte Storm Ferdinand Röse kennen, durch den er mit der zeitgenössischen Literatur vertraut wurde, unter anderem Goethes Faust, Heines Buch der Lieder und Eichendorffs Prosa und Lyrik.

Ab 1837 studierte Storm Jura an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, wo er Konkneipant des Corps Holsatia wurde, sowie in Berlin. Damals begann seine Freundschaft mit Theodor und Tycho Mommsen, mit denen er eine Sammlung schleswig-holsteinischer Lieder, Märchen und Sagen zusammentrug. Zeitweilig teilten sich die Drei eine Wohnung. 1843 veröffentlichten sie gemeinsam das Liederbuch dreier Freunde, das selbstverfasste Gedichte der drei Autoren enthält. Im September 1837 verlobte sich Storm mit Emma Kühl von der Insel Föhr; im Februar 1838 löste Emma Kühl diese Verlobung. Im September oder Oktober 1842 machte Storm der in Altona lebenden Bertha von Buchan einen Heiratsantrag, den diese jedoch zurückwies. Storm hatte sich bereits an Weihnachten 1836 in sie verliebt. Er war damals neunzehn und sie zehn Jahre alt. Theodor Storms pädophile Neigungen werden seit langem diskutiert.

Rechtsanwalt in Husum (1842–1853)

1843 kehrte er nach Husum zurück und eröffnete eine Anwaltskanzlei. Im Januar 1844 verlobten sich Storm und dessen Cousine Constanze Esmarch (1825–1865), die Heirat fand 1846 im Rathaus von Segeberg statt. Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor: Hans (* 25. Januar 1848; † 5. Dezember 1886), Ernst (* 30. Januar 1851), Karl (* Juni 1853), Lisbeth (* 10. Juni 1855), Lucie (1860), Elsabe (* Januar 1863) und Gertrud (* 4. Mai 1865).

Ebenso wie sein Freund Theodor Mommsen engagierte sich Storm während der Schleswig-Holsteinischen Erhebung ab 1848 gegen die dänische Herrschaft. Auch nach dem Friedensschluss von 1850 zwischen Dänemark und Preußen nahm Storm eine unversöhnliche Haltung gegenüber Dänemark ein. Deshalb entzog ihm 1852 der dänische Schleswigminister Friedrich Ferdinand Tillisch die Advokatur.

Gerichtsassessor in Potsdam (1853–1856)

Schimmelreiter

1853 sprach man ihm in Berlin eine unbezahlte Anstellung im Kreisgericht von Potsdam zu. Sein Vorgesetzter war der damalige Direktor Karl Gustav von Goßler, in dessen Familie Storm verkehrte. Zu dieser Zeit erschien seine schon 1849 geschriebene Novelle Immensee. Während seines Aufenthalts in Potsdam berichtete Storm von seinem Abscheu gegen den „preußischen Menschenverbrauch im Staatsmechanismus“; er kämpfte mit beruflichen und finanziellen Schwierigkeiten. Sein künstlerischer Freundeskreis im Rütli, zu dem unter anderem Theodor Fontane und Franz Kugler zählten, trug dazu bei, dass der republikanisch Gesinnte sich im Kreise der preußisch Konservativen zunehmend isoliert fühlte.

Kreisrichter in Heiligenstadt (1856–1864)

Storm erhielt im Sommer 1856 eine Anstellung als Richter am Kreisgericht im thüringischen Heiligenstadt, das damals zu Preußen gehörte. Storms Familie bezog zunächst Quartier auf einem Grundstück am Kasseler Tor, das Storms Vater erworben hatte, um dem Bruder Otto zu helfen, seinen Gärtnerbetrieb aufzubauen. Ein Jahr später zog Storm mit seiner Familie in eine Wohnung in der Wilhelmstraße 73.

Theodor Storm

www.storm-gesellschaft.de

Dort kamen die Töchter Lucie und Elsabe zur Welt. Er freundete sich mit angesehenen Honoratiorenfamilien wie der des Landrats Alexander von Wussow an und gründete einen Gesangverein. Trotz der Arbeitsbelastung als Kreisrichter, der auch mehrere Todesurteile mitverantwortete, war Storm in Heiligenstadt auch als Schriftsteller produktiv: Mit Novellen wie Auf dem Staatshof (1859), Drüben am Markt (1861), Im Schloß (1862) und Auf der Universität (1863) gelang ihm der Durchbruch zum realistischen Erzähler. Auf dem Gebiet der Lyrik schrieb er unter anderem Gedichte mit Weltanschauungscharakter wie Ein Sterbender oder An deines Kreuzes Stamm o Jesu Christ. Diese Gedichte gehen auch zurück auf seine Auseinandersetzung mit den Themen Religion und Glauben im katholischen Eichsfeld. Darüber hinaus sind hier drei Kunstmärchen entstanden bzw. konzipiert worden: Die Regentrude (1864), Bulemanns Haus (1864) und Der Spiegel des Cyprianus (1865).

Landvogt und Amtsrichter in Husum (1864–1880)

Nach der Niederlage Dänemarks im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 wurde Storm in Husum von der Bevölkerung der Stadt zum Landvogt (entspricht dem heutigen „Amtsrichter“) berufen. Im März des Jahres zog er zurück nach Husum.

Constanze Storm starb am 24. Mai 1865 nach der Geburt ihrer Tochter Gertrud. Seiner Trauer verlieh Storm in dem strophischen Gedichtzyklus Tiefe Schatten Ausdruck; neben den häufig in der Schule gelesenen Gedichten Die Stadt und Ans Haff nun fliegt die Möwe zählt dieser Zyklus heute zu den bekanntesten Gedichten Storms.

1866 heiratete Storm die 38-jährige Dorothea Jensen, die er bereits kurz nach seiner ersten Hochzeit kennengelernt hatte und mit der ihn eine leidenschaftliche Beziehung verband. Sie bezogen das Haus Wasserreihe 31, das sie bis 1880 bewohnten und das heute als Theodor-Storm-Museum genutzt wird. Aus der Ehe ging eine Tochter hervor: Friederike (* 4. November 1868).

1867 wurde er im Zuge der preußischen Verwaltungsreform nach der Annexion Schleswig-Holsteins zum Amtsgerichtsrat ernannt. Gegen 1870 kam der damals 15-jährige Ferdinand Tönnies, später einer der Begründer der Soziologie, als Korrekturleser in Storms Haus und wurde später sein Freund. 1874 starb Storms Vater, 1878 seine Mutter. Seit 1877 stand Storm in Briefwechsel mit seinem Schweizer Schriftstellerkollegen Gottfried Keller.

Alterssitz in Hademarschen (1880–1888)

Im Mai 1880 trat Storm in den vorzeitigen Ruhestand und zog nach Hademarschen, wo sein jüngerer Bruder Johannes Storm (1824–1906) einen Holzhandel betrieb. Theodor Storm ließ sich in der Hauptstraße des Ortes eine Villa errichten. Hier entstanden seine Altersnovellen: Die Söhne des Senators (1880), Der Herr Etatsrat (1881), Hans und Heinz Kirch (1882), Zur Chronik von Grieshuus (1884), Ein Doppelgänger (1887) und Ein Bekenntnis (1887). Im Mai 1886 unternahm Storm eine Reise nach Weimar und besuchte Erich Schmidt, den dortigen Direktor des neugegründeten Goethe-Archivs und einen seiner langjährigen Briefpartner. Nach seiner Rückkehr begann Storm mit der Arbeit an der Novelle Der Schimmelreiter, die im April 1888 als Storms letzte Novelle erschien. Am 4. Juli 1888 starb er in Hademarschen an Magenkrebs. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Friedhof St. Jürgen in Husum.

Nachwirkung

Burkhard Wegener singt Theodor Storm

Storm gilt als einer der bedeutendsten deutschen Vertreter des „bürgerlichen“ bzw. „poetischen Realismus“, wobei neben seinen Gedichten besonders seine Novellen seinen Ruhm begründeten. Zahlreiche seiner Werke wurden in andere Sprachen übersetzt und werden heute noch aufgelegt. Das bekannteste Werk Storms, die Novelle Der Schimmelreiter, wird häufig als Lektüre im Deutschunterricht verwendet. Das Buch wurde zudem mehrfach verfilmt.

Zehn Jahre nach Storms Tod wurde an seinem Geburtstag seine von Adolf Brütt geschaffene Denkmalbüste im Husumer Schlosspark enthüllt. Die Stadt Husum ist bis heute bekannt als Graue Stadt am Meer, nach dem Storm-Gedicht Die Stadt. In Husum und im übrigen Herzogtum Schleswig spielen viele Erzählungen Storms. Zahlreiche öffentliche Einrichtungen in ganz Deutschland, darunter Plätze, Straßen und die Theodor-Storm-Schulen, sind nach ihm benannt. Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger benannte den Seenotkreuzer Theodor Storm nach dem Schriftsteller.

Die Theodor-Storm-Gesellschaft hat heute etwa 1100 Mitglieder, widmet sich der Erforschung seiner Werke und gibt eine eigene wissenschaftliche Zeitschrift (die „Schriften der Theodor-Storm-Gesellschaft“) heraus. Ihr derzeitiger Vorsitzender ist der Literaturwissenschaftler Heinrich Detering. Sie hat ihren Sitz im Theodor-Storm-Haus in der Husumer Wasserreihe.

In Heiligenstadt erinnert heute das Literaturmuseum „Theodor Storm“ an das Leben und Wirken des Schriftstellers vor Ort. Das Museum mit anschließendem Rosengarten befindet sich im sogenannten Mainzer Haus, dem im 15. Jahrhundert erbauten ältesten Gebäude der Stadt.

Die Malerinnen Angelika Dering und Elisabeth Dering sowie die Schriftstellerin Ingrid Bachér sind Urenkelinnen Storms. Der Journalist und Autor Peter Bachér ist ein Urenkel Storms.



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Date: Oktober 2018.


Photo Credits: (1)-(2) Burkhard Wegener, (3)-(5) Theodor Storm (unknown/website).


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