Einen Tag vor Eröffnung des 12.Schrammel.Klang.Festivals nahm Festivalgründer und -leiter Zeno Stanek am 5. Juli bei der Green Events Austria Gala 2018 in Mauerbach für das Schrammel.Klang. Festival die Auszeichnung als „herausragend nachhaltige Kulturveranstaltung“ beim Wettbewerb „nachhaltig gewinnen! / Kategorie Kultur“ entgegen. Die Auszeichnung wird jährlich vom Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus vergeben. Gleichzeitig wurde das Schrammel.Klang. Festival in die neu kreierte „Hall of Fame“ aufgenommen, in der beispielhaft besonders verdienstvolle Veranstaltungen präsentiert werden, die bereits mehrfach eingereicht und mindestens einmal gewonnen haben.
Das 12. Schrammel.Klang.Festival vom 6. bis 8. Juli am Herrensee in Litschau war mit knapp über 7000 Besucherinnen und Besuchern wiederum ausverkauft, über 100 Künstlerinnen und Künstler boten zahlreiche Programmpunkte. Das Motto „Von Wien zum Balkan“ auf den Spuren der Orientreise von Josef Schrammel im Jahr 1869 brachte eine Reihe von genussreichen Konzerten, eingerahmt von den wunderschönen Lichtstelen des „verweilenden Künstlers“ Adalbert Gans, die das Festivalgelände rund um das Herrenseetheater abends verzauberten.
Federspiel bot zum Einstieg des Eröffnungsabends die ganze Palette ihrer beeindruckenden Musikalität, selbstredend mit diversen Verweisen auf den Balkan als Festivalmotto. Birgit Denk brachte mit Turumtay & Zarić Klänge aus dem Orient und aus Serbien mit und die virtuose Frauenformation Madame Baheux rund um Jelena Popržan kombinierte mit größter Selbstverständlichkeit Balkan-Folk mit Eigenkompositionen. Mit der „Seeräuber-Jenny“ unternahm Madame auch einen Ausflug zu Brecht/Weill.
Die Schrammel.Klang.Jam.Session, das spontane gemeinsame Musizieren nach der Eröffnung mit Willi Lehner, Duo Horacek & Gradinger, 16er Buam – rutka.steurer und vielen anderen, dauerte heuer bis vier Uhr morgens.
Berührend die Matinee am Samstagvormittag: Mit „Geborgene Schätze“ erinnerten Tini Kainrath, Peter Havlicek, Marie-Theres Stickler und Bertl Mayer an Karl Hodina – einen Musiker, der viele jüngere Kolleginnen und Kollegen der Wiener Musik-Szene geprägt hatte. Zwei Tage nach Einspielung aller Nummern für die CD „Geborgene Schätze“ verstarb Karl Hodina im März 2017 völlig unerwartet.
Am Samstagabend zog Erwin Steinhauer mit Klezmer Reloaded und seinen Hermann-Leopoldi-Interpretationen viele Fans an. Es folgte die Wiener Tschuschenkapelle, deren Schlagzeugerin Maria Petrova, bereits am Vorabend mit Madame Baheux auf der Bühne, für ein fulminantes Solo großen Applaus erntete. Großmütterchen Hatz & Klok sowie Bratfisch beschlossen den musikalisch so vielfältigen Abend.
Das absolute Highlight und den bejubelten Schlusspunkt unter das Motto „Von Wien zum Balkan“ lieferte am Sonntagabend dann Fanfare Ciocárlia aus Rumänien. Festivalleiter Zeno Stanek reagierte rasch und ließ die ersten Sesselreihen im Herrenseetheater abräumen – das Publikum dankte mit ausgelassenem Tanz und begeistertem Applaus. Der Basstubist spielte übrigens dieses Konzert auf einem Instrument der Stadtkapelle Litschau. Seine eigene Tuba hatte auf der Reise Schaden genommen, ein Kollege aus dem Waldviertel half ihm gerne aus.
Am Schrammel.Pfad war wieder die bewährte Mischung aus traditionell Wienerischem wie etwa von Koschelu & Bäuml, virtuoser Schrammelmusik-Pflege wie von den Neuen Wiener Concert Schrammeln, dem Festivalmotto Balkan folgende Ensembles wie das Prozorov-Trio oder Pristup sowie zeitgemäß Wienerisches wie von Martin Spengler & den foischn Wienern zu hören. Antonio Fian gastierte mit Kollegium Kalksburg für zwei Auftritte im dicht besetzten BRAUHAUSstadl.
„Aufg’spielt wird“ hieß es wieder am Tanzboden, der Tanzkurs mit Wanda Leben und Anton Hacker fand regen Zuspruch. Beim Offenen Michl, moderiert von Mondschein-Bruder Robert Reinagl, wagten sich zahlreiche Besucherinnen und Besucher selbst auf die Bühne.
Die Nachtwanderung mit Jure Tori, Hannes Laszakovits, den Geschwistern Mondschein, Tini Trampler, Stephan Sperlich, Maciej Golebiowski und vielen anderen führte diesmal buchstäblich in die wirklich finstere Nacht des Litschauer Waldes und endete mit einem Konzert von Trio Alptrieb Trio erst um zwei Uhr in der Früh.
Der Wettergott war dem Festival gnädig – Sonnenschein und Bewölkung lösten einander ab und sorgten für ideale Bedingungen. Laut Tourismusbüro buchten die Gäste wieder alle verfügbaren Quartiere im Umkreis von bis zu 60 km, auch der Zeltplatz war dicht besetzt. Großen Anklang fanden die heuer erstmals eingesetzten Öklos, entwickelt von den Veranstaltern der Rise & Shine-Festivals: Die Bio-Kabäuschen aus Holz, mit Sägespänen statt chemischer Flüssigkeit ausgestattet, verbreiteten dauerhaft angenehmen Geruch, waren geräumig und wurden unermüdlich von vier Mitarbeitern der Firma Öklo fast rund um die Uhr gewartet. Eine lohnende Investition für das Green Event Schrammel.Klang.Festival, das auch heuer wieder mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet wurde.
Photo Credits:
(1) Schrammel.Klang.Festival (by Schrammel.Klang.Festival);
(2) Birgit Denk, Efe Turumtay & Nikola Zarić,
(3) Bertl Mayer, Tini Kainrath, Peter Havlicek,
& Marie-Theres Stickler,
(4) Fanfare Ciocărlia
(by Karl Satzinger/Schrammel.Klang).