FolkWorld #66 07/2018
T:-)M's Nachtwache
Die UNESCO, die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur, schützt nicht nur historische Kultur- und Naturdenkmäler,
sondern auch kulturelle Ausdrucksformen, sofern sie noch im Hier und Heute gepflegt werden.
Der Siegener Gitarrist Peter Autschbach hat sich einen hervorragenden Ruf erspielt. Er ist als Solist unterwegs und arbeitet im Duo mit dem Gitarristen Ralf Illenberger.
Seit 2010 spielt er mit der Sängerin Samira Saygili, eine gemeinsame CD soll noch 2018 erscheinen.
Meine Lieblingsstücke enthält 15 Solostücke in Standard-Tuning und verschiedenen Schwierigkeitsstufen - 12 Eigenkompositionen sowie Peters Versionen von
"You've Got A Friend", "Over The Rainbow", "Suitcase Blues" und "Stille Nacht".
Alle Stücke liegen in Noten und Tabulatur mit Akkordsymbolen und ausführlichen Fingersätzen vor - mit Begleit-CD sowie MP3s zum Download.
Peter Autschbach, Meine Lieblingsstücke - 15 Solostücke in allen Schwierigkeitsstufen.
Acoustic Music FP8171,
2018, ISBN 978-3-945190-17-3, 98 S, €19,80 (inkl. CD)
Peter Autschbach @ FROG
www.autschbach.de
Für Klavierspieler hat die 13köpfige Berliner Band 17 Hippies 25 Stücke aus ihrem Repertoire mit Fingersätzen transkribieren lassen.
Das Niveau reicht von ziemlich leicht bis ganz schön anspruchsvoll. Die Fahrt geht mit dem "Zug um 7.40 Uhr" durch ganz Osteuropa
und pflückt nebenbei noch manch andere Blume am Wegesrand.
17 Hippies für Klavier: in der Bearbeitung von Laszlo Moldvai.
17 Hippies,
2017, ISBN 978-398161-795-5, 132 S, €34,-
17 Hippies @ FROG
www.17hippies.de
Vicky Kämpfe, Kulturerbe Tango - Tanz, Politik und Kulturindustrie.
Transcript, 2018,
ISBN 978-3-8376-4320-6, 406 S, €39,99
2003 verabschiedete die UNESCO das Übereinkommen zur "Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes". Inzwischen sind diesem Übereinkommen 177 Staaten beigetreten;
der Beitritt der Bundesrepublik Deutschland erfolgte im Jahr 2013.
Das Anliegen dieses Übereinkommens ist es, die ganze Vielfalt der kulturellen Praktiken als Teil des Kulturerbes der Menschheit zu erhalten. Es heißt:
Die lebendigen kulturellen Ausdrucksformen prägen Identitäten und stärken den Zusammenhalt von Gruppen und Gemeinschaften. Durch den Rückgriff auf
traditionelles Wissen und erfahrungsbasiertes Können leisten sie einen Beitrag zur Bewältigung aktueller wie auch zukünftiger gesellschaftlicher Herausforderungen.
Mit dem Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes verabschiedete die UNESCO 2003 ein wegweisendes Instrument zur Würdigung überlieferten
menschlichen Wissens und Könnens sowie zur Bewusstseinsbildung für dessen lokale, regionale und internationale Bedeutung. Das Übereinkommen soll außerdem
die internationale Zusammenarbeit im Bereich des Immateriellen Kulturerbes durch den Austausch von Informationen und Erfahrungen sowie durch gemeinsame,
grenzüberschreitende Initiativen fördern.
(https://www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe)
Es wird dabei ein Kulturverständnis vorausgesetzt, das nicht vorwiegend von einem Erhalt der bestehenden Kultur, sondern von einem permanenten Wandel der Kultur ausgeht.
Es ist nicht mehr Hauptziel, Kultur zu schützen und Kulturschätze zu bewahren. Es werden vielmehr die Förderung und die Pflege eines
lebendigen Kulturerbes darin verankert.
Neben der bekannten "Weltkulturerbeliste" führt die UNESCO eine "Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes". Neben
italienischem Geigenbau, kroatischer Klöppelarbeit, indischem Yoga, chinesischer Kalligraphie, oder der kubanischen Rumba
gehört auch der südamerikanischen Tango dazu.
Wer kennt ihn nicht? Wie kein anderer südamerikanischer Tanzstil hat sich der Tango in verschiedenen Formen in der gesamten Welt verbreitet. Zahlreiche
Künstler bekannten sich zu dem Tanz, der für Erotik und Romantik, Scheitern und Abschied steht. Der Tango ist der "vertikale Ausdruck eines horizontalen
Verlangens", schrieb der Schriftsteller George Bernhard Shaw. Das UNESCO-Komitee für die Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes hat den Tango nun auf
Vorschlag Argentiniens und Uruguays – der Länder, in denen der Tanz Ende des 19. Jahrhunderts entstanden ist und bis heute große Verbreitung hat –
zum Kulturerbe der Menschheit erklärt.
Der Tango ist eine Musikrichtung und kulturelle Praktik aus und in der Region am Rio de la Plata (Argentinien und Uruguay). Er
entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus der Begegnung europäischer Musikstile mit lateinamerikanischer Musik (Milonga, Habanera)
und afrikanischer Rhythmik (Candombe).
Die Tango-Musik wurde ab den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts in alle Teile der Welt exportiert, und in einigen
Ländern zu eigenständigen Formen weiterentwickelt (z.B. Finnland).
Neben der Musik gehört zu dem Gesamtkomplex Tango noch eine spezifische Textdichtung und natürlich die Interpretation im Tanz.
Die Schriftreihe Tanzskripte hat sich vorgenommen, die noch junge akademische Disziplin der Tanzwissenschaft zu begleiten.
Vicky Kämpfe, Kulturwissenschaftlerin an der Universität Lüneburg, hat sich dabei dem Kulturerbe Tango angenommen.
Die Anerkennung des Tangos als Immaterielles Kulturerbe wird zum Anlass genommen, um einmal die
Mechanismen, Interessen und Konsequenzen eines solchen Legitimierungsaktes zu erschließen.
Insbesondere hinterfragt Kämpfe, inwieweit damit die Praktiken selbst verändert werden.
Während die Bedeutung der materiellen Denkmäler auf der "Weltkulturerbeliste" allgemein akzeptiert ist, sind die immateriellen Praktiken umstritten.
Es wird einerseits positiv gesehen, dass Kulturformen vor dem Verschwinden bewahrt und Bedingungen geschaffen werden, dass sie als gelebte
Praktik bestehen können. Andererseits fällt negativ auf:
Die Anerkennung kultureller Praktiken als immaterielles Kulturerbe, die noch gelebt werden und sich ihrer strukturinternen Genese enstsprechend entwickeln,
stehen in der Gefahr, durch die Interessen Politisierung und Ökonomisierung, durch die mit der Offizialisierung einhergehenden Institutionalisierung und
verbundenen Formalisierung, ihre spezifische doxa [d.i. unhinterfragte Überzeugungen] und illusio [d.i. Glauben an die Sinnhaftigkeit] zu verlieren.
In der Konsequenz verändern sie sich in einer den strukturinhärenten Interessen und Werten nicht entsprechenden Weise.
Wem das alles zu theoretisch ist, dem sei gesagt:
Der Tango ist ein Gegenstand der Diskussion und wir diskutieren ihn, aber er birgt wie alles Wahre ein Geheimnis.
(Jorge Luis Borges, 1899-1986)
Das DVD-Workshop-Magazin Acoustic Player bringt regelmäßig auf einer DVD mit über 4 Stunden Spielzeit inspirierende und motivierende Video-Lektionen.
Die kommende Ausgabe am 14. September 2018 ist dem Schwerpunkt Folk Music gewidmet. Die jeweiligen Autoren beleuchten viele Aspekte;
wir können u.a. den Stil von Donovan, Mississippi John Hurt, John Renbourn, Bob Dylan, James Taylor, Neil Young, Roger McGuinn, Fairport Convention
und Joni Mitchell entdecken. Auch das Thema Deutsch-Folk nimmt einen größeren Raum ein.
Die Workshops in dieser Ausgabe beinhalten z.B.:
- Guitar Hero: John Renbourn
John Renbourn war einer der wichtigsten Vertreter des Folk Baroque, einer Spielweise, die Folk-Elemente und Versatzstücke klassicher Musik vereinte. Bekannt war er als Mitglied der Gruppe Pentangle und als Sologitarrist. In unserem Workshop geht es um die musikalische Welt des John Renbourn, ein Thema ist seine Version des beliebten Traditionals "Scarborough Fair".
- Open Stage: 'Don't Think Twice It's Alright'
Auf unserem Notenständer liegt eine Gitarrenbegleitung im Stil von Bob Dylan: 'Don't Think Twice It's Alright', ein Folk-Fingerstyle-Tune aus seiner frühen Phase. Wir schauen uns eine Begleitung in Anlehnung an Dylans Fingerpicking-Begleitung an; außerdem greifen wir eine kräftig umarrangierte Version im Stil von James Taylor auf, mit vielen neuen Akkordideen für das beliebte Folk-Stück.
- Songbegleitung: Neil Youngs Folk-Style
Neil Young hat in den 1970er Jahren einige unvergessene Folk- und Folk-Rock-Songs geschrieben. Jens Filser zeigt, wie Youngs Begleitungen authentisch gespielt werden - diese Gitarrenmotive und Rhythmen gehören zum "Welterbe" der Folk-orientierten Songbegleitung. Ihr lernt u.a. die Basics von Hits wie 'Old Man' oder 'Heart of Gold'.
- Classic Song: Irish Guitar - Brian O'Lynn's Jig
Unser Classic-Song ist diesmal eine Tanzmelodie im 6/8-Takt, eine Jig aus der irischen Tradition: 'Brian O'Lynn's'. Ian Melrose hat dafür die DADGAD-Stimmung gewählt - ein Tuning, die Gitarristen im keltischen Genre gerne verwenden, da die offenen Saiten besonders gut zur Geltung kommen.
- Fingerstyle Modern: Play like Joni Mitchell
Einen ganz besonderen Gitarrenstil mit unzähligen Open Tunings pflegt die legendäre kanadische Singer-Songwriterin Joni Mitchell. Markus Segschneider analysiert ihren Stil und zeichnet ihre Entwicklung anhand von drei markanten Songbeispielen aus den 1970er-Jahren nach.
Alle Workshops in der Übersicht:
- Hot Lick: Fingerpicking à la Donovan - von Andreas Schulz
- Blues: Mississippi John Hurt: Piedmont Blues Picking - von Dave Goodman
- Guitar Hero: John Renbourn - von Peter Autschbach
- Fingerstyle Basics: Deutsch-Folk goes Fingerstyle - von Jens Kommnick
- Fingerstyle Advanced: 'Petermanns Polka' - von Peter Finger
- Open Stage: 'Don't Think Twice It's Alright' - von Andreas Schulz
- Songbegleitung: Neil Youngs Folk-Style - von Jens Filser
- Acoustic Rock: Folk-Rock-Basics - von Peter Autschbach
- Gast-Workshop: 'Schartlusie' - von Jürgen Treyz
- Jazz: Pat Mathenys Folk-Roots - von Andreas Schulz
- Strumming Basics: Folk-Strummig im Stil der Eagles - von Markus Wienstroer
- Acoustic Lead: The Blarney Pilgrim - von Andreas Schulz
- Classic Song: Brian O'Lynn's Jig - von Ian Melrose
- Fingerstyle Modern: Play like Joni Mitchell - von Markus Segschneider
ACOUSTIC PLAYER – Ausgabe 4/2018., €9,80.
Photo Credits:
(1ff) Book Covers,
(4) 17 Hippies,
(5) Donovan
(from website/author/publishers).
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