FolkWorld #55 11/2014

CD & DVD Reviews

Erik Aliana "Just My Land"
Buda Records, 2014

www.erikaliana.com

Erik Aliana wurde in Kamerun geboren. Inzwischen lebt er in Paris, wo er seine nunmehr dritte CD "Just my Land" aufnahm. Das Album bringt den Konflikt zwischen der traditionellen Musik seiner afrikanischen Heimat und der schnelllebigen Kultur der modernen Großstadt deutlich zum Vorschein. Ursprüngliche ländliche Rhythmen, die sich Zeit lassen wollen, treffen auf hektische urbane Klänge. Erik Aliana versucht erst gar nicht beides zwanghaft zu mischen, sondern reiht afrikanische Polyrhythmik und Pop aneinander. So wird man auf seinem Album in manchen Liedern Ohrenzeuge traditioneller afrikanischer Gesänge. Andere Song wiederum entsprechen gänzlich dem Afropop moderner Prägung. "Just my Land" zeigt ein Afrika, dessen musikalische Vielfalt farbenfroh und abwechslungsreich ist.
© Karsten Rube


O Brother "...good money for singin' in a can"
Eigenverlag, 2012

www.o-brother.de

Mitten in der holsteinischen Sanderebene, zwischen alten Bahnlinien und Ackerbauflächen, fühlten sich vier norddeutsche Musiker plötzlich recht amerikanisch, schoben sich ihre Cowboyhüte in den Nacken, rollten die Ärmel ihrer Jeanshemden hoch und griffen zu ihren Instrumenten um Countrymusik zu machen. Inspiriert vom Coenfilm "O Brother, where art thou", begannen sie Lieder des Soundtracks zu spielen und ein paar Klassiker des Americana und des Blues von John Mayall und Earl Hooker zu interpretieren. Ihre Debüt CD "..good money for singin' in a can“ ist zwar schon ein wenig älter, aber immer noch wert genug, als unterhaltsame und kurzweilige Western-CD erwähnt zu werden. Zwölf Tracks haben die vier Musiker aufgenommen. Neben gut gesetzten Akkordeon-, Mandolinen- und Gitarrenarrangements, ist es vor allem der satte Satzgesang, mit dem die Band punkten kann. Zum Ende der CD verfallen sie jedoch zunehmend dem Countryjodler. Davon bekomme ich immer Kopfschmerzen, auch wenn ich kein Marsianer bin. Vermutlich zitieren sie an dieser Stelle nach dem Coen-Film auch noch einen albernen Film von Tim Burton.
© Karsten Rube


Vladan Vuckovic Paja "Bohemian Rhapsody"
Wmas Records, 2014

www.vladanvuckovic.info

Der serbische Gitarrist und Komponist Vladan Vuckovic Paja hat mit seiner CD "Bohemian Rhapsody" ein geschicktes Crossover zwischen Balkanmusik, Klassik und Jazz gewagt. Das klingt exotisch und vertraut gleichermaßen. Was an dem Album etwas störend wirkt, ist sein immer wieder durchscheinender Hang zur allzu gefälligen rhythmischen Phrase. Viele interessante Stimmungen versucht Vladan Vuckovic Paja zu erzeugen. Der Einsatz von Bläsern und Streichern ist dabei ein hervorragend harmonischer. Die E-Orgel und den Rhythmuscomputer hätte er sich jedoch schenken können. Da wird die beste Melodieführung am Ende nur noch belanglose Fahrstuhlmusik. Schade drum.
© Karsten Rube


Adjiri Odametey "Dzen"
Africmelo Records, 2014

www.adjiri.de

Adjiri Odametey ist eher ein stiller Star. In seiner Heimat Ghana war er in verschiedenen erfolgreichen Bands tätig. Mit dem dreißigköpfigen Pan African Orchestra nahm er deren Debüt-CD "Opus 1" auf Peter Gabriels Real World Label auf. Das Label ist bekannt dafür, Förderer der Weltkultur zu sein und sicher profitierte auch Adjiri Odametey von diesem Umstand. Stationen seiner Karierre sind gemeinsame Arbeiten mit Manu Dibango und Miriam Makeba. "Dzen" ist das dritte Album des Künstlers. Seine Lieder sind geprägt von einer tiefen Liebe zu seiner Heimat. Da ist viel Platz für Melancholie. Viele der Songs wirken beruhigend, nachdenklich, manchmal sorgenvoll. Westafrikanische Instrumente treffen auf eine dunkle, erdige und warme Stimme. Die Kora, die westafrikanische Kürbisharfe, das bekannteste Instrument Westafrikas beherrscht er meisterhaft. Ebenso spielt der Multiinstrumentalist Kalimba, Balafon und Gitarre. "Dzen" ist ein Einmannprodukt, denn der Songwriter schrieb nicht nur alle Songs selbst, sondern spielte sie auch komplett selbst ein. Album "Dzen" wirkt, als habe Adjiri Odametey eine Handvoll seiner Heimaterde mitgebracht, an dessen satten Aroma man sich nun berauschen kann.
© Karsten Rube


Eryn Shewell "Eryn Shewell"
Rewbie Music, 2014

www.erynshewell.com

Sie spielt hervorragend Gitarre, kann mit einer enormen Stimme aufwarten und sieht auch noch verdammt gut aus. Was will man eigentlich mehr. Eryn Shewell hätte da schon noch Wünsche. Erfolg mit ihrer Musik zum Beispiel. Ein paar Preise hat sie bereits abgeräumt, doch der große Durchbruch in den Radiocharts lässt noch auf sich warten. Ihr viertes Album trägt als Titel ihren Namen. Sie selbst posiert auf dem Cover als eine Art Marilyn, fein in Szene gesetzt. Und dann hört man sie singen. Ihre Stimme ist ein rockig, bluesiger Tornado, ihre Songs voller Energie und auch die Instrumentierung lässt nichts zu wünschen übrig. Ihre Popnummern klingen nicht belanglos, sondern nach inspirierter kompositorischer Arbeit. "Fall", "Breathe In" könnten in jedem Radio laufen und würden nicht langweilig werden. "Afraid in the Dark" ist eine temporeiche Westernswingnummer. Und die Countrymusic kommt mit "High School Sweetheart" auch nicht zu kurz. Kurz vor Schluss singt sie noch recht überzeugend eine Schmuseballade. Auch das funktioniert bestens. Lediglich mit dem ewigen Kantinengeklimper am Ende von "I wish I was in New Orleans", einer an sich ganz passablen Dixileandvariation, kann ich nicht viel anfangen. Insgesamt ist Eryn Shewells Album allerdings ein noch besserer Hinhörer, als Hingucker. Und das will angesichts dieser Fotos schon was heißen.
© Karsten Rube


Ward Thomas "Footnotes" [EP]
WTW Music, 2014

www.wardthomasmusic.com

Als kurze, aber aussagekräftige Auskopplung aus ihrem aktuellen Album "From Where I Stand" erreichte mich "Footnotes". Die Zwillingsschwestern aus Hampshire in England habe ihre Liebe zur Countrymusic sicher nicht nur deshalb gefunden, weil sie auf dem Land aufgewachsen sind. Sie hatten Alison Krauss gehört, Johnny Cash und Carrie Underwood. Kaum zwanzig zeigen die beiden, dass man kein langes Reiseleben mit tiefen Erfahrungen hinter sich haben muss, um ein sattes und authentisches Countryalbum einzuspielen. Man muss nur das richtige Gefühl dafür entwickeln. Und das ist ihnen gelungen. Bester Country-Pop, wie man ihn sicher nicht aus England erwartet. Und eine hervorragende Empfehlung für ihr komplettes Album.
© Karsten Rube


Joscho Stephan's "Acoustic Rhythm"
MGL Musik Produktion, 2013

www.acoustic-rhythm.de

Nicht jedem gelingt es so mühelos, einer Gitarre so wunderbare Töne zu entlocken, wie Joscho Stephan. Der Musiker aus Mönchengladbach begeistert seit ein paar Jahren mit seiner Gipsy-Gitarre die Akustikszene. Man vermutet schnell, dass solche exzellenten Flinkfinger aus dem Umkreis von Django Reinhardt und seinen Sintimusikern stammen. Stephan hat sich die Liebe zum Gipsy-Jazz allerdings erst erarbeitet und auf Konzerten rund um den Globus verfeinert. Ein paar Live-CD's zeugen von seiner Qualität. "Acoustic Rhythm" wartet mit 12 sehr sorgsam eingespielten Songs auf, der größte Teil davon sind Coverversionen, wie "What a Wonderful World", "Caravan" und "Blackbird". Aber auch seine stilistischen Zitate, wie in der Eigenkomposition "Bolero" und "Chica" begeistern den Freund virtuoser Gitarrenklänge. Begleiten lässt sich Joscho Stephan von einer hervorragenden Band, die bei Solos ebenso überzeugen kann, wie als Ensemble. Äußerst unterhaltsames und entspannendes Easy Listening.
© Karsten Rube


Violons Barbares "Saulem ai"
World Village, 2014

www.violonsbarbares.com

Artist Video

Das Trio Violons Barbares hat sich in Frankreich zusammengefunden. Es verbindet ganz unterschiedliche Elemente der Weltmusik zu einer eigenwilligen Mischung, wie man auf ihrer aktuellen CD "Saulem ai" hören kann. Der Mongole Dandaarvaanchig Enkhjargal spielt die mongolische Pferdekopfgeige und ergänzt die Lieder mit dem typischen Obertongesang. Zweiter Musiker im Trio ist Dimitar Gougov. Der gebürtige Bulgare bringt einen gewichtigen Anteil Musik vom Balkan in die Formation. Sein Instrument ist die Gadulka, eine breitköpfige Geige aus Maulbeerholz. Rhythmisch aufgepeppt wird die Musik durch den Perkussionisten Fabien Guyot, dem es gelingt, die Streicher ordentlich auf Tempo zu trommeln. Langatmiges Shamanengeleier, wie man es in der Musik des Fernen Ostens immer wieder zu hören bekommt, gibt es auf dieser CD nicht. Meist brennen die drei Instrumentalisten ein ziemlich wildes musikalisches Feuerwerk ab. Das Trio kann besonders Live überzeugen und ist immer wieder auf Festivals vor allem in Europa zu bewundern.
© Karsten Rube


Cynthia Nickschas "Kopfregal"
Sturm & Klang, 2014

www.cynthiaandfriends.de

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"Generation Blöd werden wir genannt" singt Cynthia Nickschas auf ihrer CD "Kopfregal". Ganz blöd scheint sie allerdings nicht zu sein, denn wer sie singen und laut denken hört, merkt schnell, dass in ihren Liedern mehr steckt, als Generationsfrust. Zwar ist sie in ihrer Wortwahl selten eine sensible Poetin, sondern eher eine Handwerkerin, die zupacken will. Doch will sie mit rauer Stimme und aufrüttelndem Protest gegen Stillstand und Gefühlslosigkeit nicht nur spröde Dampf und Krawall machen, sondern mitreißen und frische Gedanken pflanzen. "Kopfregal" ist musikalisch ein gut arrangiertes Album zwischen junger Popkultur und rotzigem Rock. Live findet man Cynthia Nickschas regelmäßig im Support von Felix Meyer.[47] Allein diese Kombination spricht deutlich gegen den Begriff "Generation Blöd".
© Karsten Rube


Cina Samuelson "Roots & Memories"
Cool Country Music, 2014

www.cinasamuelson.se

Diese unterhaltsame Country-CD stammt - wie soll es anders sein - aus Schweden. In den letzten Jahren wurde mir immer wieder recht gut gemachte Country- & Westernmusik aus Skandinavien zugetragen. Ist es die endlose Weite und Leere der Felder, die Tiefe der Wälder oder einfach nur die Sehnsucht, als schwedischer Musiker nicht selbst noch über 30 Jahre nach deren Auflösung mit der Gruppe ABBA in Verbindung gebracht zu werden? Wer weiß schon, wo die Schweden sich ihre musikalischen Anstöße holen. Neben der gut funktionierenden Folkszene des Landes hört man sonst wenig Innovatives aus Schweden. "Roots & Memories" ist jedenfalls eine professionell eingespielte Countryscheibe, der man die skandinavische Heimat nicht anhört. Dabei orientiert sich Cina Samuelson musikalisch, wie optisch an einem etwas verstaubten Countrymythos. Der Begriff Retro ist auch in ihrem Cover zu lesen. Ein alter roter Thunderbird ziert das Coverbild und Songs von Buck Owens, Merle Haggard und Harlan Howard erinnern an die goldene Zeit des Countryschlagers.
© Karsten Rube


Rupert Wates "The Rank Outsiders Ball"
Bite Music LTD, 2014

www.rupertwates.com

Rupert Wates tänzelt gern an den stilistischen Grenzen herum. "The Rank Outsiders BalL" ist nach "Joe's Café" und "At the Losers Motel" das nächste Album, das sich mit Geschichten rund um Außenseiter, Verlierer und verschrobene Gestalten am Rand der Wahrnehmung beschäftigt. Der gebürtige Londoner, der nach dem Umweg über Paris nun in den U.S.A. lebt, hat einen geübten Blick für gute Stories. Seine fünf Kurzgeschichten aus seiner Pariser Zeit sind düster und schrill zugleich. Auch auf "The Rank Outsiders Ball" kommen solche Geschichten zum Tragen. "Burlesque of Love" ragt besonders heraus aus diesem gelungenen Album. Musikalisch bewegt er sich geschickt zwischen Songwriting und Chanson, lässt eine abgespeckte Variante des Swings erkennen und schiebt mal einen Tango dazwischen. Mit "The man afraid of Shadows" bringt er zudem einen sehr schönen Walzer hervor. Rupert Wates überzeugt einmal mehr als Songwriter mit außergewöhnlich melodiös erzählten Geschichten.
© Karsten Rube


Tim Grimm "The Turning Point"
Tim Grimm & Cavalier Music Management, 2013

www.timgrimm.com

Tim Grimm ist als Schauspieler gut beschäftigt. Doch neben Filmen mit Harrison Ford und Johnny Depp findet er genügend Zeit seiner Leidenschaft nachzukommen. Er liebt die amerikanische Folkmusik und bringt in schöner Regelmäßigkeit leise und romantisch anmutende Alben heraus. Aber ganz so romantisch sind die Geschichten, die Tim Grimm erzählt nicht. Das Titelstück beschäftigt sich mit einem Mörder aus dem 17. Jahrhundert, das Thema von "Rovin Gambler" wiederum ist das gehetzte Leben eines Spielers, der nicht mehr aufhören kann. Und für "Anne of Amsterdam" hat sich Grimm vom Anne Frank-Haus in Amsterdam inspirieren lassen. "The Turning Point" ist ein grundsolides Americana-Album, gradlinig und ehrlich.
© Karsten Rube


Ivor Game "Dizzy Spells"
Eigenverlag, 2014

www.ivorgame.com

English CD Review

Erfrischend, wie kurz gute Musik sein kann. Neun Lieder hat der Londoner Songwriter auf seiner CD "Dizzy Spells" gepackt. Neun Songs, bei denen kaum einer wesentlich länger ist als eine Minute. Kurze aber pointierte Einblicke serviert er ohne lange Wiederholungen. Games Stimme, die sich zaghaft an Höhen wagt, für die sie nicht geschaffen ist und seine Kompositionen sind dabei von der Einfachheit, wie sie Paul McCartney in seiner Solokarriere mehrmals zeigte. Nicht von großer Kunst, dafür von sympathischer Bescheidenheit.
© Karsten Rube


Monsieur Doumani "Grippa Grappa"
Eigenverlag, 2013

www.monsieurdoumani.com

Junge traditionelle Musik aus Zypern hört man hierzulande ausgesprochen selten. Monsieur Doumani gelten als die besten Newcomer ihrer Insel. Sie versuchen, die traditionelle Musik ihrer Heimat neu zu beleben. Die drei Musiker sind durchaus mit westlicher Musik aufgewachsen. Doch die zypriotischen Melodien sind ihnen wichtig genug, um sie immer wieder neu einzuspielen. Sie versuchen sich nicht an einem gewagten Crossover zwischen okzidentalen Hörgewohnheiten und der Tradition des östlichen Mittelmeers, sondern spielen die Volkslieder, so, wie sie sie kennen. Einerseits traditionell, andererseits mit dem Selbstbewusstsein moderner Europäer. Das lässt die alten Lieder frisch und modern, ja beinahe zeitlos klingen.
© Karsten Rube


Moussu T e Lei Jovents "Operette"
Chant du Monde, 2014

www.moussut.ohaime.com

Artist Video

Ach ja, die Operette, wer liebt sie nicht? Nun, persönlich kenne ich niemanden, der bekennender Operettenfreund wäre. Diese Form der Darstellung ist wohl töter, als es das Musical je sein wird. Was bedauerlich ist, in die eine, wie die andere Richtung. Operette brachte populäre Lieder von der Bühne unters Volk. Der Übergang zum Musical war fließend, doch wenn man einem Musicalfreund mit der Behauptung kommt, dass das Musical nur die Fortführung der Operette mit moderneren Mitteln ist, kann es schon vorkommen, dass der Andy Lloyd Webber Fan zum Musical-Hooligan wird. Während in Deutschland der Umgang mit der Kunst von Franz Lehar und Paul Lincke eher schwierig ist, hält man in Frankreich nach wie vor große Stücke auf Jacques Offenbach. Im Süden Frankreichs, im wunderschönen Hafenstädtchen La Ciotat sind die Musiker vom Massila Sound System ansässig. Teile dieser Gruppe haben schon vor Jahren ihre Liebe zur alten Unterhaltungsmusik entdeckt und nun das Album Operette veröffentlicht. Ein Album, das zur Rettung und Wiederbelebung einer Musik aufruft, die man gern in französischen Filmen aufführt, wenn die Geschichte plötzlich in den Slapstick abgleitet. Liebevoll altmodisch ist die CD geworden, die sich speziell mit der Operette Marseillaise beschäftigt. Dabei haben die Musiker tief in die Klamottenkiste gegriffen und Lieder aus den Dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts aufpoliert oder zumindest deren Patina neu verteilt. Bedient haben sie sich dabei bei solch Operetten, wie "Die Gangster von Chateau d' If" und "Un de la Canebiere". Was sie selbst sehr schön nostalgisch eingespielt haben, setzen die Musiker dem direkten Vergleich aus. Als Beilage zur CD gibt es eine weitere CD mit Originalaufnahmen aus eben diesen Operetten. Da bleibt mir nur noch die wunderbare Kitty Hoff zu zitieren, die da singt: "Das ist kitschig, ich weiß und furchtbar ... schön von gestern".
© Karsten Rube


Mathias Kellner "Hädidadiwari"
Südpolrecords, 2014

www.kellner-music.de

"Hochdeutsch klingt immer so hart", sagt Mathias Kellner und spielt konsequenterweise seine neueste CD in heimatlicher Mundart ein. Der Bayer besitzt eine sonore, warme Stimme und genug künstlerische Selbstverständlichkeit, dass ihn selbst Katie Melua ins Vorprogramm holte. Seine gesungenen Geschichten gehen ans Herz, so man sich die Mühe macht, ins Bayrische zu tauchen. "Hädidadiwari" - was das Wort bedeutet, ist schwer zu sagen, es beschreibt eher einen Moment, eine Situation, in der man anfängt, alles Erreichte in Frage zu stellen und sein Leben mit Konjunktiven zu füllen. "Sinnlos", meint Kellner und baut sein Album um dieses bayrische Wort herum. Philosophisch und moralisch tritt er dabei schon mal auf, wenn er ermahnt, das Leben so zu nehmen, wie es ist und dabei nicht zu vergessen, auch mal für den Moment zu leben."Vergiss ned" heißt der Song dazu. Immer wieder ist das Thema seiner gesungenen Geschichten, nicht allein zu hoffen und zu warten und dann zu resignieren, weil nichts passiert. Erlebt hat er das selbst. Lehre, Arbeitslosigkeit und dann langsames Durchkämpfen als Songschreiber und Sänger. Es scheint sich gelohnt zu haben, denn seine Lieder sind inzwischen gefragt. Zurecht, kann man sagen, wenn man sich sein Album anhört. "Hädidadiwari" bietet Mundartpop mit Tiefgang.
© Karsten Rube


Bastian Wadepohl "Tetzlaffs Tiraden - Krisenlieder"
Eigenbau, 2014

www.tetzlaffstiraden.de

Tetzlaffs Tiraden klingen nach dem Auswurf an einem Stammtisch voller Studienabbrecher. Nicht unintelligent und mit scharfer Beobachtungsgabe analysiert Wadepohl, alias Tetzlaff sein Umfeld, das Leben und den ganzen Rest, nimmt sich selbst nicht gänzlich aus, bei der Betrachtung der Missstände, sieht sich gelegentlich selbst als Teil davon. Im Vortrag ausdrucksstark und pointiert, lässig, wie einst Gunter Gabriel zur Gitarre grummelnd, trägt er seine Tiraden vor, die ganz nach Aussteiger klingen, nach jemand, der mit den Fingern auf das Schlechte in der Welt zeigen will und daran verzweifelt nur zehn Finger zu haben. Ich weiß immer nicht genau, ob man mit einer spontanen Reaktion, wie "... dann mach's doch selber besser ..." wirklich die richtige Richtung nimmt. Letztlich sind Liedermacher nicht dazu geboren, gesellschaftliche Missstände zu verändern, sondern darauf hinzuweisen. Fakt ist aber, dass man aus Liedermacherkreisen oft, zu oft den Eindruck vermittelt bekommt, außer den Herren und Damen Sängern gibt es nur Leute, die entweder zu blöd sind, was auf die Reihe zu bekommen oder grundsätzlich nur Boshaftigkeit regiert. Meist in Kombination. "Tetzlaffs Tiraden" zielen stellenweise in diese Richtung. Und doch scheint nicht alles verloren. Auch nicht für Tetzlaff, denn irgendwo, tief in den Texten versteckt liegt Mitgefühl, das immer wieder den Weg ans Licht sucht. Dafür lohnt es sich, die CD aufmerksam zu hören.
© Karsten Rube


Oquestrada "Atlantic Beat"
Jaro Medien Gmbh, 2014

www.oquestrada.com

Artist Video

Der Schritt aus der portugiesischen Kneipe geht häufig gleich raus aufs Meer. Wer drinnen noch eben dem Fado wehmütig folgte, der muss nur vor die Tür gehen, um seine Sehnsucht zu verlagern. Die portugiesische Band Oqustradas beschrieb in ihrem Debüt-Album noch den Tasca-Beat", also den Rhythmus der kleinen Kneipe. Das zweite Album wagt nun den großen Schritt und weißt mit dem Titel "Atlantic Beat" auf den Rhythmus der großen weiten Welt. Der scheint sich bei Oquestrada nicht so sehr vom Tasca-Beat zu unterscheiden, denn beide CDs sind leicht austauschbar. Das ist einerseits schade, weil nichts Neues von der Band kommt, andererseits aber auch ganz o. k., weil, das was Oquestrada hören lassen ganz nett ist - leider aber nicht mehr. Marta Miranda, die Sängerin plappert ein bisschen über das Leben, über die Reise, das Wiederkehren. João Lima zupft sich dazu ein paar schöne Melodien auf der portugiesischen Gitarre zurecht und ein Akkordeon liefert noch ein bisschen melodische Sättigungsbeilage. Stilistisch versuchen sie sich an den Rhythmen der lusophonen Anrainerstaaten zu orientieren und verbinden Elemente der Morna, der Bossa Nova und auch Reggaeähnliches zu einem nur wenig variationsreichen Klangbild. Das alles formt eine schwere Siesta-Stimmung. Die neu erfundene Acoustic Dance Music, mit der die Plattenfirma Oquestrada bewirbt, sucht man auf "Atlantic Beat" vergeblich.
© Karsten Rube


Pippi Dimonte & the Overcrowded Duo "Morning Session"
Soundlab, 2014

Pippi Dimonte ist ein Bassist aus Bologna in Italien. Sein großes Vorbild ist Jaco Pastorius, der in der Musikszene bis heute als der beste Bassist aller Zeiten gilt. Pastorius Stil prägte vor allem den Sound der Band Weather Report, die bereits in den 70er Jahren mit weltmusikalischen Elementen spielte. Pippi Dimontes CD "Morning Session" orientiert sich an der Musik von Weather Report, gibt sich allerdings deutlich funkiger. "Morning Session" ist mit sieben Titeln und etwas mehr als 20 Minuten sehr kurz. Die CD wurde an einem Vormittag im Studio aufgenommen und soll, so Dimonte eher einer Live-Session ähneln, als einem Studio-Album. Ein originelles World-Jazz Album ist dabei raus gekommen, das einen deutlichen Hauch der Funkmusik in den Achtziger Jahren besitzt.
© Karsten Rube


The Coloradas "Big Empty"
Hometowncaravan (Cargo Records), 2013

www.thecoloradas.com

Portland in Maine ist nicht mit Portland in Oregon zu vergleichen. Während in Oregons Metropole viel vom kulturellen und vom aktiven Nachtleben geschwärmt wird, geht es im Portland an der Ostküste eher bescheiden und ruhig, beinahe langweilig zu. Man kann sich natürlich auch noch ein paar andere Gedanken über den Ort machen, wenn man weiß, dass Stephen King in diesem Ort aufgewachsen ist. Ganz so düster, wie die Geschichten von King ist die Musik der Band The Coloradas nicht, aber eine fröhlich belebende Countryatmosphäre verbreiten die Songs auch nicht. "Big Empty" ist geprägt von Songs mit Gitarrenbegleitung, wie man sie von Gitarrenduos kennt, die ihr Geld in Liveclubs, an U-Bahn-Stationen und auf kleinen Bühnen überall auf der Welt verdienen. Es sind Geschichtenerzähler, denen man leider oft genug nicht zuhört. Einfache und ehrliche Liederschreiber im Schatten derer, die leuchten und Aufmerksamkeit genießen. Genau davon erzählen ihre Lieder, vom Leben auf der Straße, von Leuten, die dort glücklich sind, wo sie sind und von Leuten, die an selber Stelle unglücklich sind. Von einem Soldaten mit Alkoholproblemen erzählen sie und vom Weggehen und Wiederkehren. Es sind Themen des Alltags, ruhig und leise vorgetragen, frei von falschem Glanz, aber voller Würde.
© Karsten Rube


Jason Daniels "Dashboard Visions and Rearview Reflections"
Eigenverlag, 2013

www.jasondanielsmusic.com

Jason Daniels hat Kalifornien verlassen, um den Blues zu kriegen. Aufgewachsen unter der Sonne des Napa Valleys zog es ihn nicht nur auf zahllose Reisen, sondern auch nach Nashville und nun nach Jackson/Mississippi. Gelernt hat er dabei eine Menge über den Blues, die Countrymusik und letztlich über sich. So ist es nicht verwunderlich, dass seine CD "Dashboard Visions and Rearview Reflections" ein persönlicher Abdruck seines Lebenslaufes geworden ist. Kraftvolle Americanamusic mit starkem Bluesanteil ist auf diesem rundum gelungenen Album des Songwriters zu hören.
© Karsten Rube


Brent Moyer "Tennessee Tears"
Brambus Records, 2014

www.brentmoyer.com

Brent Moyer nennt sich selbst einen Global Cowboy. Als Gitarrist stand er bereits Willy Nelson zur Seite und im Cash-Musical "Ring of Fire" am Broadway auf der Bühne. Sein sechstes Album heißt zwar "Tennessee Tears", doch Tränen fließen nicht beim Hören, auch wenn er mit Songs, wie "Passing of a season", "Only in a Moment" und natürlich im Titelsong ganz besinnliche Momente erzeugen kann. In drei Titeln liest man den Begriff Honky-Tonk. Bewusst erinnert Moyer hier an die goldene Zeit der Road-Countrymusic. Ein bisschen nostalgisch wird er an dieser Stelle. "Love will find the way" könnte ein sehr romantischer Radiohit sein, wenn er denn seinen Weg ins Radio findet. Der vielseitige Gitarrist weiß aber auch beim flamencoorientierten Instrumental "Ducky Flamenco" zu überzeugen, ein Lied, das er seinem verstorbenen Vater widmet. "Tennessee Tears" ist ein eingängiges, sehr melodiöses Country-Album, das gerade beim mehrmaligen Hören seine Qualitäten offenbart.
© Karsten Rube


Various Records "Music From the Source"
Riverboat Records, 2014

Zum 25. Jubiläum des unabhängigen Worldmusiclabels Riverboat Records feiert sich das Label selbst mit der Veröffentlichung eines Doppelalbums. "Music from the Source" umfasst nichts Geringeres, als eine weltumspannende musikalische Wanderung mit Künstlern, die in diesem Vierteljahrhundert bei Riverboat eine weltmusikalische Heimat fanden. Griechisch ist der Anfang, indische Militärmusik findet sich wenig später. Musik aus Finnland trifft auf die kubanische Musik von Sierra Maestra. Weltmusikpioniere, wie Mory Kante und Paban das Baul sind zu hören und von der Insel La Réunion ist der Akkordeonspieler René Lacaille dabei. Die Musik der Wüste wird unter anderen von der Band Etran Finatawa vertreten, einer Band, die sich aus Mitgliedern zweier eigentlich verfeindeter Stämme im Niger, den Fulbe und den Tuareg gebildet hat. Beide CDs enden jeweils mit einem Trinklied aus China. Riverboat sei für ihr Engagement in der Weltmusik von dieser Stelle aus herzlich gedankt. Und da es an spannender Musik aus aller Welt nicht mangelt, wird es hoffentlich weiter interessante Höranregungen von diesem Label geben.
© Karsten Rube


Kat Danser "Baptized by the Wind"
Kat Danser Music, 2013

www.katdanser.com

Die CD "Baptized by the Wind" erinnert an einen Gospelgottesdienst. Die kanadische Sängerin verbindet auf kraftvolle Weise Blues, Gospel, Rock und Jazz zu einer ansteckenden Symbiose. Man ist geneigt aufzuspringen und "Preiset" zu rufen, wenn auch in diesem Fall nicht den Herrn, sondern die Dame. Irgendwie will man nicht glauben, dass diese Musik im kanadischen Edmonton entstanden ist, sondern sieht den Mississippi und seine Raddampfer vor sich, die sich durch das Delta drängeln. Die musikalische Verbindung zu den Blind Boys of Alabama öffnet sich im Geiste, was vielleicht auch daran liegt, dass Kat Danser nicht nur Eigenkompositionen, sondern auch traditionelle Songs verwendet, die man in manch anderer Version bereits gehört haben mag. Erdiger kann gute amerikanische Rootsmusik kaum sein.
© Karsten Rube


Harmonious Wail "Bohemian Tango"
Buffelhead Recording, 2013

www.wail.com

Nennen wir es Western Swing mit Gipsygeschmack. "Bohemian Tango" ist ein gut gelauntes Album aus den USA. Die Band Harmonious Wail aus Pennsylvania lässt sich allerdings nicht so ohne weiteres ins Raster pressen. Da ist Country und Bluegrass in der Musik, Swing und Ballroomjazz finden sich ebenfalls. Tango natürlich auch. Und immer wieder erlebt man die tiefe Verbeugung vor dem Meister des Gipsy-Swings Django Reinhardt. Sehr eigenwillig, nicht immer glatt klingt die Stimme der Sängerin Maggie Delaney-Potthoff, was aber auch an den wenigen Stellen, an denen sie die Höhen nicht schafft immer fröhlich und sympathisch klingt. Da steckt viel Leidenschaft in der Musik, die zum Teil aus eigener Feder kommt, aber auch sehr schöne Cover Versionen aufweist, wie beispielsweise "My Favorite Things" aus dem Musical "Sound of Music". Das Album "Bohemian Tango" ist eine unterhaltsame knappe Stunde besten Western-Swings.
© Karsten Rube


Henrik Geidt "Rien ne va plus"
Blue Tonge Club, 2013

www.henrikgeidt.de

Henrik Geidt ist bekennender Saarländer. Er lebt dort, arbeitet dort und das nicht, weil er vielleicht keine andere Wahl hätte. Der Chansonnier muss nicht in Köln, München oder Berlin leben, um die Unpässlichkeiten des Lebens zu beobachten und feinsinnig in Lieder zu verpacken. Der Wahnsinn des Alltags findet sich im Menschen, nicht in den Orten, die sie bewohnen. "Rien ne va plus" besingt die kleinen Fettnäpfchen, in die man hin und wieder tritt. Besonders wenn man auf Menschen trifft, die man vermeintlich kennt, aber an deren Namen man sich einfach nicht erinnern kann. Als kabarettistisch orientierter Chansonier teilt er zwar auch gegen die Politik aus, doch sind seine Themen, bei denen er sich selbst auf dem Klavier begleitet, eher die sentimentalen, kleinen Innenansichten, die wehmütigen Erinnerungen und Herbstgedanken. Poetisch getextet, sensibel begleitet; so intelligent und doch so privat kann deutsches Chanson sein.
© Karsten Rube


Jagun "Camburi"
Galileo Music, 2014

www.jagun.eu

Es gibt Musik, die will man am liebsten für sich behalten, weil man Angst hat, die Welt wüsste sie nicht so zu schätzen, wie man selbst. Diese Einschätzung ist grundlegend falsch. Das Problem ist, die Welt bekommt diese Musik einfach kaum zu hören und selten Gelegenheit darüber zu befinden. Dabei ist die Musik von Eva Jagun nicht nur angenehm anzuhören, sondern eigentlich sogar radiokompatibel. (Wenn man mal vergisst, was das Radio im Allgemeinen spielt und sich lieber vorstellt, was es spielen könnte). Bei Eva Jaguns Liedern kann man mitschwingen, träumen, tanzen, den sommerlich schönen brasilianischen Rhythmen und den verspielten Klavierklängen folgen, die ihren weichen Gesang untermalen. "Camburi" ist die zweite CD der Berliner Sängerin Eva Jagun. Schon das erste Album "My Blue Hour" bewies dem aufmerksamen Ohr, was für eine brillant agierende Jazzsängerin die junge Frau ist, der kein Arrangement zu kompliziert und kein Lied zu simpel ist. Auch auf "My Blue Hours" zog es Eva Jagun musikalisch nach Lateinamerika. Einem brasilianischen Musiker fiel Jaguns Musik auf und spontan lud er die Band nach Brasilien ein, wo sie auf einem Festival in São Paolo auftrat. "Camburi" hat sie nun ihrem Sehnsuchtsland gewidmet. Camburi ist ein Ort Nahe der Metropole São Paolo. Traumhaft schön fallen dort die grünen Hügel an zahlreichen Buchten in den Atlantik. Ein Ferienort, den Eva Jagun bei ihrem Aufenthalt besuchen konnte und kaum ein Jahr später wieder bereiste, um ihre Eindrücke zu vertiefen. Diese sommerlich warmen Inspirationen nahm sie mit in ihre Berliner Wohnung, wo sie an weiteren Songs arbeitete. Jedes Stück des Albums ist eingefangenes Sonnenlicht in Noten, gefüllt mit leiser Melancholie der brasilianischen Bossa, einer Melancholie, die immer auch zum Tanzen verführt. An ihrer Seite steht ein ausgezeichnetes Ensemble von Musikern, die die CD zu einem exzellenten World-Jazz-Album machen. Bass, Piano, Perkussion, Flöte und Saxophon, ja selbst ein dezentes Streicherquartett unterstützen die Atmosphäre eleganter Schwerelosigkeit durch perfekt gesetzte Nuancen. Allen voran wirken Lito Tabora am Klavier und der hervorragende Gitarrist Johannes Behr als treibende Kräfte der Songs von Jagun. Eva Jagun singt auf "Camburi" wie schon auf "My Blue Hour" mehrsprachig. Sie überzeugt hier sowohl auf Englisch als auch auf Portugiesisch. Eva Jaguns Album "Camburi" ist nicht nur gemacht für laue Sommernächte, sondern auch zur warmen Erinnerung wunderbar geeignet, wenn draußen die Blätter fallen, sich der Schnee senkt und die Socken dicker sind, als die Gänsehaut, die man beim Hören der Lieder bekommt. Das sind die Momente, wo man ihre Musik gern teilen, aber auch ganz für sich behalten möchte.
© Karsten Rube


Annuluk "Malam"
Broken Silence, 2014

Annuluk "Metamorphosis" [Bonus CD]
Broken Silence, 2014

www.annuluk.net

Artist Video

Nach der viel gelobten Debüt-CD "Ushna"[51] wagen sich die Leipziger Worldfusion-Experimetalisten von Annuluk" nun mit zwei kurzen, aber bemerkenswerten Produktionen an die Öffentlichkeit. "MalaM" klingt wie eine Beschwörung. Die kraftvolle Stimme von Michaela Holubova kommt wie bei der ersten CD ohne erkennbare Geschichten aus. Sie singt in einer einfallsreichen Fantasiesprache. Die urbanen Beats und elektronischen Samples ordnen sich dem einzigartigen Gesang ohne Demut unter. "MalaM" ist ohne Zweifel keine CD zum nebenbei Hören. Das Gleiche gilt für die Bonus-CD "Metamorphosis". Diese CD bietet sieben Remixe, die nach den beschwörerischen Klängen von "Malam" nun den Hörer in eine Dance-Trance einladen. Ist "MalaM" schon deutlich von Elektronik geprägt, so setzt "Metarmophosis" den Zuhörer noch intensiver unter Strom. Beide Alben zeigen die außergewöhnliche Virtuosität und Kreativität, mit denen die Künstler von Annuluk Weltmusik neu erfinden.
© Karsten Rube


Bashavar "Balkan Café"
AGM Productions, 2013

www.bashavav.com

In global schier grenzenlosen Zeiten ist das Zusammentreffen verschiedener Kulturen längst eine Selbstverständlichkeit geworden. So muss auch diese Zusammenkunft nicht wundern, die sich unter dem Titel "Balkan Café" gebildet hat. Bashavav nennt sich die Gruppe. Gefunden haben sich die Musiker schon 1999 in England. Die Musiker kamen aus verschiedenen Gegenden. So trafen Leute aus der Bretagne, Rumänien, Bulgarien, der Republik Moldau zusammen. Ihre Liebe gilt der Musik des Balkans. Ihre CD "Balkan Café" ist keine Balkanbrass-Platte mit Rummelplatzkrawall, wie man sie von in große Städte geschwemmten Bands immer öfter hört. Das Album hat sich eher den Musiken des fahrenden Volkes verschrieben. Landläufig würde man von Zigeunermusik reden, wenn das im deutschen Sprachgebrauch heute nicht inakzeptabel wäre. Reden wir also von Gipsy-Musik. Das geht wohl noch durch. Es sind Lieder, die nach feurigem Csadras klingen, nach türkischen Harmonien und nach orientalischem Bellydance. Eine schöne und hoffentlich stabile Brücke zwischen orthodoxem und orientalischem Balkan wird auf dieser CD gespannt. Sehr schön gespielt und sehr leidenschaftlich gesungen.
© Karsten Rube


Jenny Thiele "Haus"
Hey!Blau, 2012

www.jennythiele.de

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Selten habe ich eine so intensiv fühlbare Musik gehört. Jenny Thiele ist energisch, schrill, feinsinnig. Gerade 25 Jahre alt hat sie ihre Jugendjahre genutzt, so viel wie möglich über Musik zu lernen und zu verinnerlichen. "Haus" heißt die Debüt-CD der Kölnerin. Sie erschreckt zuerst mit Experimentalgesang. Der Titelsong ist nur zu verstehen, wenn man begreift, dass es sich um keine Fremdsprache handelt, in der sie singt. Streichersequenzen von großer Eleganz setzt Jenny Thiele in den balladenhaften, ruhigeren Songs, wie "Ballade" und "Still" ein, zwei bezaubernd leise Lieder. Darauf bleibt sie aber nicht sitzen, denn "Warteraum" klingt nach einer psychotischen Selbsterfahrung in der Rettungsstelle. "Klartext" wirkt rockig mit Hip-Hop und Soulanklängen. Jenny Thiele zeigt in ihrem Debüt eindrücklich ihre Vielfalt als Stimmakrobatin.
© Karsten Rube



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