FolkWorld #52 11/2013

CD & DVD Reviews

Corvus Corax "Gimlie"
Behßmokum Records, 2013

Article: Flucht ins Mittelalter

www.corvuscorax.de

Im nordischen Mittelalter besaßen die Sagen und Mythen in der Erzählwelt einen hohen Stellenwert. Ähnlich wie das Nibelungenlied behandelt die Edda die Helden- und Göttergestalten, zu denen der Mensch, klein wie er ist, nur aufschauen kann. Götter gelten, ähnlich wie Helden nicht als besonders rücksichtsvoll. Entsprechend blutig geht es auch in der nordischen Götterwelt zu. Die Berliner Mittelalterbarden von Corvus Corax wussten auf ihrer CD "Sverker" bereits einige Lieder davon zu singen. Sie spielten Lieder vom feindseligen Gehabe der Götter, das bis zum Weltuntergang ging oder zumindest bis zum Untergang der Götterwelt, wie es in der Völuspá, im Lied von Ragnarök, einem Teil der Edda geschrieben steht. Da alle Erdzeitenden in den Geschichten der Welt auch Anfänge eines neuen Zeitalters in sich tragen, gibt es nicht nur Hoffnung für die nordischen Götter, sondern auch für die Musik von Corvus Corax. "Gimlie" haben sie ihr Folgealbum betitelt. Auf diesem Album widmen sie sich dem Goldenen Zeitalter, das an das Ende der Götterkriege anschließt. Gimlie ist der Begriff für einen zauberhaften Ort, einem Paradies der Götter, voller Sonne und ein Ort, wo die Überlebenden des Ragnarök neuen Abenteuern entgegenfeiern können. So suchen Corvus Corax in der Mythenwelt nach passenden Figuren, denen sie mit ihrer archaischen Musik ein Denkmal setzen können. Beowulf beispielsweise taucht in den Liedern dieses Albums auf, stellt sich kurz vor ("Beowulf is min Nama") und macht dann Grendel platt. Grendel, wie Beowulf eine Gestalt aus der angelsächsischen Heldenepik ist ein Wesen, das als menschenverschlingendes Ungeheuer, auch als Troll erklärt wird. Nach der Schlacht treffen sich die Raben zum Festmahl, denn das Unglück der Toten auf dem Feld ist der Raben große Zeit. Die Band widmet sich dem „Rabenfestmahl“ gleich mit drei Titeln. Das Album "Gimlie" wirkt wesentlich ausgelassener und fröhlicher, heller und heiterer als der Vorgänger, was angesichts des Fortgangs der Sage nachvollziehbar ist. Manche Lieder, wie das von der schönen Helden Derdriu lädt fast schon zum Schunkeln ein. Aber im Mittelalter wollte man ja auch seinen Spaß. Die Heldin Derdriu entstammt der irischen Sagenwelt. Corvus Corax haben für "Sverker" und "Gimlie" umfangreiche Recherchen in der Mythologie Nord- und Westeuropas unternommen. Sänger Castus erlernte dafür die Phonetik alter Sprachen, wie Altenglisch, Altnordisch, Altisländisch. Die Zusammenarbeit mit einigen Spitzenkräften aus der Historienforschung macht sich bezahlt, denn die Musik von Corvus Corax wirkt, trotz ihrer modernen Sicht recht authentisch, zumindest besitzt sie eine Authentizität des nordischen Mittelalters, wie wir modernen Menschen uns dieses gern vorstellen möchten. Auf der CD wirken einige Bekannte aus der Mittelaltermusik und aus anderen großen Spektakeln mit. So hört man neben Robert Beckmann von den Inchtabokatables, Arndis Haller Asgeirsdottir aus Island. Sie ist eine Stimme des erfolgreichen Pferdemusicals "Apassionata". Brandan von Cultus Ferox ist mit seinem Dudelsack ebenso zu hören, wie Jennifer Evans van der Harten von Omnia an der Harfe. Zum Ende der CD wagen sich Corvus Corax erfolgreich an eine Coverversion. "Twilight of the Thunder God" der Metal Band Amon Amarth geben sie zum Besten. Mit dieser Überraschung konnten sie bereits auf dem Wackenfestival begeistern "Gimlie" ist ein würdiger Nachfolger von "Sverker", voller Spiellust und Dynamik.
© Karsten Rube


Cantunovu "Lamenti e nuveni"
Eigenverlag, 2010

www.cantunovu.it

FolkWorld Xmas

In der Volksmusik Siziliens hat sich eine besondere Liedform erhalten. Die Canzones, wie man sie dort nennt, erklingen häufig im Wechsel zwischen Stimme und Instrument. Es ist eine einfache Liedform, die von vielen volkstümlichen Kapellen auf der Insel gepflegt wird. Cantunovu ist eine der zahlreichen Musikgruppen, die sich dem traditionellen Lied verpflichtet haben. Seit 1980 spielen die neun Musiker gemeinsam und haben es dabei zu zahlreichen Auftritten und mehreren CD-Veröffentlichungen gebracht. Ihre CD "Lamenti e Nuveni" ist gefüllt mit achtzehn religiös geprägten sizilianischen Liedern, darunter acht Weihnachtsliedern. Die südliche Sonne, die die Insel verwöhnt sorgt allerdings dafür, dass diese nicht allzu dramatisch oder bedrückend daherkommen, wie man es aus anderen katholischen Gegenden gewöhnt ist. Da die Tarantella der beliebteste Tanz in dieser Region ist, kommt auch dessen fröhliche Stimmung in den religiösen Liedern zum Tragen. Bei diesen christlichen Tanzliedern bekommt der Wunsch "Fröhliche Weihnachten" eine ganz eigene Bedeutung.
© Karsten Rube


Talking Horns & St.Ankowski "Verwirrte Hirten"
Westpark Music, 2012

www.talkinghorns.de

FolkWorld Xmas

Weihnachten kommt mit großer Beständigkeit jedes Jahr wieder. Wenn man sonst keine Möglichkeit hätte, könnte man die Uhr nach stellen. Zumindest die Sonnenuhr, denn nach allen Erklärungen und Geschichten, die es um den Grund und der Entstehung des Weihnachtsfestes gibt, findet man immer wieder den Hinweis auf die Wintersonnenwende und die heidnischen Feste, die verschiedene Stämme, zu dieser Zeit begannen. Die Sonnenwende findet zwar einen Tag vor der Geburt Christi statt, doch wenn man weiter forscht, kommt man bei der Suche nach dem Geburtsdatum von Jesus Christus zu den abenteuerlichsten Ergebnissen. Warum ich das erzähle? Weil es mir Martin Stankowski gerade auf der CD "Verwirrte Hirten" erklärt hat. Der Kölner Publizist und Kabarettist weiß einiges zum Thema Weihnachten zu erzählen und tut das auf dieser CD auch ausgiebig, was nicht nur unterhaltsam, sondern auch sehr informativ ist. Weihnachten ist ja bekanntlich das Fest der Geschichten. Da aber alle Geschichten über einen längeren Zeitraum ermüden können, lässt er sich gern von den Talking Horns unterbrechen. Das Ensemble besteht aus Holz- und Blechbläsern und die Musiker können mit ihren Instrumenten genauso interessant erzählen, wie Stankowski. Sie spielen ein paar der bekanntesten Weihnachtslieder zwischen Bach und Volksweise mit einem Hang zu Jazz und gelegentlichen musikalischen Verballhorungen. Die Kombination zwischen Erzählung und Musik macht Lust auf einen amüsanten Weihnachtsabend, zwischen traditionellem Familienfest und lockerer Unterhaltung.
© Karsten Rube


Quadro Nuevo "Bethlehem"
GLM, 2013

FolkWorld Xmas

www.quadronuevo.de

In der Weihnachtszeit spielt Musik eine wichtige Rolle. Doch angesichts dessen, was man im Dezember öffentlich um die Ohren gehauen bekommt, gewinnt man schnell den Eindruck, dass das Angebot an Weihnachtsliedern recht begrenzt ist. Auf der einen Seite "Last Christmas" als Dauerschleife, auf der anderen Seite die Klassiker des Kirchenliedes. Da es nur wenige Neukompositionen in der Weihnachtsmusikszene gibt, beschränkt man sich auf das Polieren des musikalischen Schatzes. Besonders fein poliert haben die Musiker von Quadro Nuevo. Die vier Musiker stemmten schon so manches musikalische Projekt, bei dem aus Skepsis Erstaunen wurde. Ich möchte besonders auf die von Mulo Francel und Evelyn Huber produzierte CD "Songs of Spices" verweisen, die Gewürze als Inspiration für Melodien benutzte.[42] Auf der CD "Bethlehem" bedienen sich die Musiker nun aus dem Repertoire klassischer Weihnachts- und Winterlieder. Das aufkommende Gähnen beim Durchlesen der Titelliste vergeht schnell, wenn man begonnen hat, den außergewöhnlich schönen Arrangements zu lauschen, mit denen Quadro Nuevo diese alten Lieder versehen hat. Man ist ergriffen von den Melodien, ohne den Eindruck zu haben, hier den hundertsten Aufguss serviert zu bekommen. Mit viel Respekt vor dem Liedgut, aber ohne unterwürfige Traditionshörigkeit, lassen sie die Lieder erklingen, als wäre die Weihnachtsgeschichte gerade erst passiert. Tatsächlich bleibt in allen Liedern die heimelige Weihnachtsstimmung erhalten. Liebevoll streichen die Melodien durchs Ohr, erinnern mal an Weihnachtsgebäck, mal an verfrorene Bäckchen und an die bange Wartezeit am Heiligen Abend. Freundlich wirkt die Musik nicht nur bei "Fröhliche Weihnacht", auch an den leiseren Stellen ist die Sentimentalität der Weihnachtslieder stets eine positive. Quadro Nuevos CD "Bethlehem" versprüht mehr vom Geist der Weihnacht als manch Gottesdienst am Heiligen Abend.
© Karsten Rube


Picotage "Noël Nouveau Est Venu"
FolkClub Ethnosuoni, 2009

FolkWorld Xmas

Die französische Gruppe Picotage zelebriert auf der CD "Noël Nouveau Est Venu" das ländliche Weihnachten in Zentralfrankreich, speziell im Limousin. Lieder aus dem 18. und dem 19. Jahrhundert, die dort zur Weihnachtszeit gesungen wurden, erleben hier ihre Wiederkehr. Für die hart arbeitenden Bauern der Region war gerade Weihnachten ein Fest der Einkehr und der Besinnung. Die Lieder werden von der Sängerin Gloria Moretti vorgetragen und von Drehleier, Dudelsack, sowie dem Organetto begleitet. In "Le Noël Des Oiseaux" kommt statt der Drei Heiligen Könige ein Schwarm Vögel angeflogen und betet das Jesuskind an. In einem anderen Lied führen Schafe die Anbetenden in den Stall. Die Region lebt stark von der Schafzucht und das Cover zeigt eine große Schafherde, die durchs Dorf zieht. Diese CD unterscheidet sich deutlich vom herkömmlich bekannten Weihnachtsliedgut und dessen Auswüchsen. Gerade durch die Drehleier werden die Lieder zu eindringlichen Melodien. Die schöne Stimme der Sängerin veredelt die Musik.
© Karsten Rube


Nathalie et Olivier Daviau "La terre est froide"
AEPEM, 2013

FolkWorld Xmas

Die Musiker auf dem AEPEM-Label kann man getrost als musikalische Archäologen bezeichnen. Sie suchen und bewahren die traditionelle Musik Frankreichs. "La terre est froide" ist eine Sammlung von Weihnachts- und Winterliedern aus dem Limousin und aus dem Perigord. Hier finden sich keine Kirchenlieder, sondern eher Lieder, die zum Einen das Leiden Christi erzählen, zum Anderen aber auch von der ländlichen Heimat der Menschen in der Region erzählen. Die meisten Lieder sind etwas über hundert Jahre alt. Gespielt und gesungen werden sie von den Dudelsackmusikern Olivier und Nathalie Daviau auf Instrumenten, die in dieser Region hergestellt wurden. Besonders interessant dürfte die CD für Musikhistoriker sein. Als Begleitung zur Bescherung könnte sie dagegen etwas sperrig wirken.
© Karsten Rube


The Black Lillies "Runaway Freeway Blues"
North Knox Records, 2013

www.theblacklillies.com

The Black Lillies[49] sind eine noch recht junge Band aus Knoxville/Tennessee. 2009 gegründet haben sie sich sehr stiltreu der Country-, Blues- und Americanamusic verschrieben. Die fünf Musiker haben ihre erste CD in der Wohnung des Bandleaders aufgenommen. Die Resonanz auf den ehrlichen Sound der Band überraschte sie dermaßen, dass sie schnell eine Zweite hinterherschoben. "Runaway Freeway Blues" ist nun bereits ihr drittes Album. Hier gab es zur Urbesetzung allerdings bereits die erste Veränderung. Der neue Drummer Bowman Townsend war bisher der Koch bei den Tourneen. Die CD "Runaway Freeway Blues" ist eine erfrischende Countryplatte, modern, melodiös und temporeich, und dabei frei von übertriebenen Cowboyklischees. Pedalsteelguitar und Fiddle harmonieren vortrefflich. Die Stimmen des Bandgründers Cruz Contreras und der Sängerin Trisha Gene Brady sind von eindrucksvoller Deutlichkeit. Mit "Ruby" bringen sie es sogar fertig gradlinigen Roadrock zu spielen, der zum Ende hin sanft und verspielt ausklingen will, sich aber noch einmal kräftig aufbäumt. Starke Platte einer eindrucksvollen Countryband. Mehr davon.
© Karsten Rube


Jude Johnstone "Shatter"
Bojak Records, 2013

www.judejohnstone.com

Sie gilt als Songwriterin und mit dem ersten Titel ihrer CD "Shatter" bedient sie auch das klassische Bild der Sängerin in lyrischer Selbstbetrachtung. Doch bereits mit dem zweiten Titel wirft sie alle Vorhersehbarkeit über den Haufen. Mit leicht rauchiger Jazznote in den schlauen, zurückhaltenden Arrangements und einfallsreichen Melodien schafft sie es binnen Kurzem, dass man sich in der Musik von Jude Johnstone wohlfühlt. Ausschließlich Eigenkompositionen finden sich auf ihrer mittlerweile sechsten CD. Aber Songs zu covern hat Jude Johnstone auch nicht nötig, denn es sind eher ihre Songs, die in Amerika bis auf Spitzenplatzierungen in den Charts wandern, allerdings interpretiert von anderen Künstlern. Emmylou Harris, Johnny Cash, Jennifer Warnes, um nur ein paar zu nennen, ließen sich von ihr Songs schreiben. Wenn man sich ihre aktuelle CD "Shatter" anhört, weiß man auch, warum ein Interesse an ihren Liedern besteht. Neben der ausdrucksstarken Stimme, die sich ganz der Stimmung des Songs bedient, ist es vor allem ihr Gespür für gut erzählte Geschichten in dazu passenden musikalischen Gewändern. Mal hört man leise, sentimentale Lieder, wie das wunderschöne "Your Side of the Bed", dann gibt es poppige Songs, wie der Schlußsong "Free Man". Das nachdenkliche "Alcohol" gehört neben dem mystisch anmutenden "The Underground Man" zu den stärksten Songs des Albums. Gedämpfte Trompeten, stimmiger Satzgesang, gefährlich reduzierte Streicher im „Underground Man“ und selbst eine dezent im Hintergrund schwingende Uillean Pipe runden die eigenwillige Musik von Jude Johnstones vortrefflich ab. Ein überraschend guter Auftritt ist das Album "Shatter". Es beschwört eine einzigartige Stimmung, die sich am Besten an einen vernebelten Herbstabend mit verdächtig raschelndem Laub einfangen lässt.
© Karsten Rube


Zingaros "Gitango"
ARC Music, 2013

www.zingaros.com.ar

Zingaros ist eine bunte Truppe aus Argentinien. Trotzdem stammen die drei Musiker aus den verschiedensten Regionen der Welt. Einer ist Musikprofessor in Cordoba/Argentinien, der andere hat mit arabischen Musikern zusammengearbeitet, der Dritte ist Baske und spielt Akkordeon. Alle drei haben die Musik Argentiniens im Blut, und ebenso die Leidenschaft für die Musik Osteuropas. Den argentinischen Tango und die Zigeunermusik verbindet ein Hauptmerkmal: eine gewisse Melancholie. Eine gute Voraussetzung beide Musikrichtungen zu verbinden. Auf dem Album "Gitango" versuchen die drei Musiker unter dem Namen Zingaros genau das und noch mehr. Csardas und Musette, Gipsymusik und Tango finden zueinander, gesungen auf Russisch und Romani, gespielt mit Akkordeon, Gitarre und Geige. Dabei überwiegt der osteuropäische Stil häufig, während der Tango oft nur eine Ahnung in der Musik bleibt. "Gitango" ist ein sehr abwechslungsreiches und fröhliches Album mit Gipsymusic, dem allerdings etwas mehr Mut zum argentinischen Element gut getan hätte.
© Karsten Rube


La Pegatina "Eureka!"
Kasba, 2013

www.lapegatina.com

Vor zehn Jahren gründete sich die Kapelle La Pegatina im lauten und quirligen kulturellen Schmelztiegel Barcelona. Hier landen die Wellen des Mittelmeers an und tragen vielerlei Impressionen ans Land, die zum Teil auch aus Regionen stammen, die weit vom Mittelmeer entfernt sind. La Pegatina vereint all diese Einflüsse. "Eureka!" lässt Rumba und Ska zu einem wilden Tanz zusammenkommen. Latineinflüsse, Mestizopop und Hip-Hop gehen ein explosives Gemisch ein und auch vor Mariachibläsern scheuen die katalanischen Musiker nicht zurück. Und wem das noch zurückhaltend erscheint, der darf sich auf gelegentliche Punkattitüden freuen, die dem ohnehin fetzigen Sound noch eine weitere Note Ausgelassenheit verpassen. "Eureka!" ist eine ganz entzückende Tanzmugge aus dem sonnigen Spanien.
© Karsten Rube


New American Farmers "Brand New Day"
Big Barncat Records, 2013

www.newamericanfarmers.org

Paul Knowles und Nicole Storto verbergen sich hinter dem Bandnamen New American Farmers. Auf ihrem Album "Brand New Day" spielen sie hauptsächlich Mainstream-Country und Americanamusic mit Popambitionen. Radiokompatible Songs reihen sich gefällig aneinander, professionell eingespielt und sauber abgemischt. Leider schützt auch ordentliche Arbeit und professionelles Können nicht vor Belanglosigkeit und so glatt und ordentlich die Songs auch daherplätschern, bleibt am Ende des Albums nur ein Gähnen übrig und die Frage, was man eigentlich gerade gehört hat.
© Karsten Rube


Klezmic Zirkus "Klezming Pool"
Home records, 2012

www.klezmic-zirkus.be

Die belgische Band Klezmic Zirkus hat mit "Klezming Pool" ein Album vorgelegt, das sich auf sehr experimentelle Weise mit der Klezmermusik auseinandersetzt. Inspiriert von David Krakauer, mit dem die Band im Herbst 2012 gemeinsam auftreten konnte, haben sie sich auf dem vorliegenden Album um die Klarinette als Führungsinstrument geschart. Aurelie Charneux weiß die Bandmitglieder gut durch die Höhen und Tiefen ihrer Spiel- und Improvisationskunst zu leiten. Dabei gelangt man vom melodiösen Crossover aus Klezmer, Latin und Oriental schnell in den Jazz und in ziellos wirkende Klangeskapaden. "Klezming Pool" ist ein Album, das die ganze Bandbreite von gehobener Melodieführung bis zum Krach beinhaltet.
© Karsten Rube


Ummananda "Dream is Destiny"
Eigenverlag, 2013

www.ummananda.de

Weltmusik definiert sich nicht immer nach dem "Woher", sondern häufig auch nach dem "Wohin". Wenn der Fremde von seiner Heimat erzählt, dann redet man von Authentizität und Heimatliebe. Doch wie ist es umgekehrt, wenn der Einheimische von seiner Sehnsucht erzählt? Dieses Fernweh ist das Grundthema der fränkischen Band Ummananda. Auf ihrer selbstständig produzierten CD versprühen sie diese süße Gift Fernweh. Beeinflusst sind die Lieder des Quartetts von Country und mexikanischer Musik, von Folk und Americana, aber deutlich erkennbar ist auch ihre Liebe zu Andalusien. Feinfühlig und mit Witz sind die Songs arrangiert. Da kann man schon mal erahnen, wie ein Tumbleweed über die Straße rollt und ein Kautabak spuckender Hutträger an einer verrosteten Tanksäule lehnt. Die Musik der CD "Dream is Destiny" ist am besten als Melancholie mit Augenzwinkern zu bezeichnen.
© Karsten Rube


Serkan Özkan "Unsterbliche Blumen"
Eigenverlag, 2013

News: creole Global Music Contest

www.serkanözkan.com

Scheinbar Unverbindliches zu verbinden ist immer eine große Kunst. Zumindest, wenn es gelingt. Im Falle der "Unsterblichen Blumen" beschreitet der Baglama-Spieler Serkan Özkan einen sehr eigenwilligen Weg. Es fällt schwer, seinem Wagnis, türkische und deutsche Texte zur Baglama zu interpretieren, beim ersten Hören zu verfallen. Texte von anatolischen Mystikern und Volksdichtern setzt er neben denen deutscher Humanisten und Romantiker wie Hermann Hesse und Hölderlin. Doch wenn man sich Zeit nimmt und genau hinhört, merkt man allmählich, dass die Poesie wirkt, selbst wenn man der Sprache, in der sie erklingt, nicht mächtig ist. Die melancholische Melodieführung und die Sentimentalität, die das Instrument erzeugt, das Özkan spielt machen "Unsterbliche Blumen" zu einem Hörerlebnis der besonderen Art. Serkan Özkans Musik ist keine Allerweltsmusik, die schnell wieder aus dem Gehör verschwindet, es sind vielmehr einfühlsame und charaktervolle Klänge, die sich nicht jedem erschließen wollen und es vielleicht auch gar nicht sollen.
© Karsten Rube


Bê Ignacio "India Urbana"
Kennen Medien, 2013

www.be-musica.com

Die am Bodensee wohnende Brasilianerin Betina Ignacio hat es geschafft vor allem im süddeutschen Raum, so etwas wie einen Sommerhit zu landen. Ihre aktuelle CD "India Urbana" fand sich sogar in einschlägigen Charts wieder, die nicht unbedingt für ihre Vorliebe zu Weltmusik bekannt sind. Selbst der ZDF-Fernsehgarten kam nicht an ihr vorbei und lud sie gleich zweimal ein.
Ihre neue CD orientiert sich mit den ersten beiden Songs deutlich am Mainstream. Hier hat man sich wohl mit Kalkül aktuellen Trends angepasst – was sich in den Chartplatzierungen der Dancefloorsongs "Sununga" und "Samba È" widerspiegelt. Letzterer Titel kommt mir ein Jahr zu früh, denn das Lied hätte durchaus das Potential die WM in Brasilien zu untermalen. Aber vielleicht gelingt ihr ja im nächsten Jahr noch so ein Torschuss.
Über weite Strecken widmet sich das Album der eleganten brasilianischen Leichtigkeit zwischen Bossa Nova und sanfter Musica Popular Brasileira. Hier erreicht Betina Ignacio mit gefühlvollen Liedern, wie "Rio Vira Mar und dem Titelsong "India Urbana" die Romantiker unter den Hörern. Gelungen finde ich auch den Reggae "Outra Melodia". Dass die Brasilianer hervorragende Reggaemusiker sein können, hat unter anderem die Band Natiruts im vergangenen Jahr deutlich gezeigt. Be Ignacio beherrscht dieses Genre ebenfalls sehr gut und überzeugt mich an dieser Stelle eher, als sie es mit den beiden Dancefloorhits vermag. Etwas daneben gegriffen hat sie meiner Meinung nach mit dem Song "Ich glaub den Scheiß nicht mehr". Hier hat sie sich von den sie bewegenden Protesten in Brasilien dazu verleiten lassen, einen aktuellen Text auf eine Melodie zu setzten, die eigentlich zu einem leisen Liebeslied passen würde.
Betina Ignacios Album "India Urbana" macht einen etwas unentschlossenen Eindruck und schafft es nicht ganz, das Vorgängeralbum "Azul" qualitativ zu erreichen. Trotzdem ist es durchaus hörenswert und sollte bei Freunden der brasilianischen Musik nicht im CD-Regal fehlen.
© Karsten Rube


Bê Ignazio "India Urbana"
K.E.C. International, 2013

www.be-musica.com

Bê Ignazio ist in Sao Paulo geboren, Tochter eines brasilianischen Vaters und einer deutschen Mutter, und wandert heute mit ihrem Lebens- und Arbeitspartner Multi-Instrumentalist Marquinho da Silva alias Markus Schmidt zwischen den beiden Welten hin und her. Gemeinsam haben die beiden mit hervorragenden Musikern aus aller Welt ein tolles Album produziert.
Das Münchner Produzententeam von Syndicate Musicproduction (Achim Kleist, Wolfgang von Webenau und Roman Lüth) haben die unwiderstehlich rhythmische Liebeserklärung an ihren Lieblingsstrand „Sununga“ produziert. Auch „Samba é“ bringt alles in Bewegung, Brasilianischer Samba mit Cavaquinho, Gitarren und einem modernen groovigen Sound. Den wunderschönen Titelsong haben die beiden in NYC mit Simone Giuliani produziert, Bê hat eine atemberaubende Stimme und verzaubert damit bei dieser romantischen Ballade über das Leben, Jun Keller an den Violinen und Randy Müller an der Gitarre sowie Giulianis Programming und Keyboard begleiten sie. Der Konstanzer DJ Sir Jai hat „Outra melodia“, ein poppiger Song im Reggae Rhythmus, und das jazzige „Pagamento parcelado“ co-produziert und gemixt. Letzteres wurde mit Saxophon, Querflöte, zwei Gitarren und Cavaquinhos, Rhodes, Bass und Programming zu einem orchestralen Arrangement zusammengefügt. Die melancholische zweisprachig gesungene Ballade „Ich glaub den Scheiss nicht mehr“ stammt von Bês Debütalbum Mistura Fina (2008) und wurde mit den Brasilianern Luiz Brasil an der Gitarre, Marcelo Galter an den Rhodes und dem As Cordas String Orchestra neu aufgenommen. Der New Yorker Flügelhornvirtuose Randy Brecker spielt bei „Siga o sol“ ein großartig jazziges Duett mit Bês toller Vokalartistik.
Bê Ignazio ist eine musikalische Weltenbummlerin, Afro-Brasilianischer-Urban Groove oder so etwas, jedenfalls ein Meisterwerk der Weltmusik, das man sich nicht vorenthalten sollte.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Heidi Marie Vestrheim "I want to go"
brillJant sounds, 2012

www.heidimarie.no

Die Norwegerin Heidi Marie Vestrheim (Gesang, Gitarre, Perkussion) hat gemeinsam mit befreundeten Musikern ihr drittes Album mit zehn Originalsongs aufgenommen, fünf davon hat Heidi gemeinsam mit Roy Ole Forland (Keyboards, Bass, Perkussion) geschrieben.
Einer ist die melancholisch rockige Ballade "Blind", Oyvind Rosrud an der Gitarre, Ian Tore Ness am Bass und Roy an den Keyboards begleiten Heidis wunderschönen Gesang, der von drei Perkussionisten angetrieben wird. Heidis sanfte Ballade "In and out" wird von Gunhild Mathea Olaussen an der Violine und Arild Hillestad an der Posaune verzaubert und "No shame in losing" von Heidi und Roy ist ein bluesig schleppender Song mit Stig Lundblad-Sandbakk am Banjo. Heidis "Got nothing" ist ein mitreißender Bluegrass mit Jorgen Sandvik am Banjo, Tor Bjarne Bjelland an den Drums, Roy an Bass und Orgel und Heidis atemberaubendem Blues Gesang. Mit dem traurigen Song "Father" endet das Album mit einem einfachen Arrangement als Trio mit Gitarren, Bass und Fender Rhodes.
Heidi hat eine wunderschöne Stimme, die Songs sind abwechslungsreich arrangiert und die Musiker sind hervorragend, ein tolles Album.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Elvira "19 Mundart Lieder aus Vorarlberg"
Zappel Music, 2012

www.musikladen-fk.com

Die Ziege Elvira ziert das Albumcover des von Karl Müllner vom Musikladen Jehle & Müllner in Feldkirch zusammengestellten Samplers mit 19 verschiedenen heimischen Interpreten.
Mit dem Dornbirner Liedermacher Günther Sohm und der Aufforderung „Mach Urlaub“ beginnt die Sammlung mit diatonischer Handorgel, Geigen, Bläser und volkstümlichen Klängen. Müllner präsentiert uns die vielen Facetten der Vorarlberger Musikszene, von Liedermachern über Bands bis hin zum a Capella Chor. Aja &Toni Eberles cool jazzige Vertonung der Volksweise „O Hoamatle“ besticht mit voice & guitar, einen Wettbewerb, den die beiden international tätigen Musiker 2008 gewonnen haben, atemberaubende Vokalartistik gepaart mit virtuosem Gitarrenspiel. Barbara, Tina und Norbert Kilga sind Welcome und überzeugen bei der romantischen Ballade „Mis Liacht im Leba“ mit wunderschönem dreistimmigen Gesang und akustischer Begleitung und die Lustenauer Kurt Fischer und Klaus Bachmayer gingen nach Los Angeles zu Produzent Tommy Schobel um mit einer Reihe von Gastmusikern ihr neues Album „Flügl“ aufzunehmen, der Titelsong von Darwin ist eine professionell arrangierte Popballade. Reinhold Bilgeri, bekannt als Rockmusiker, Schriftsteller und Filmemacher, singt das traditionelle Lied „Trentino“ zu rockiger Begleitung und Michael Köhlmeier verpasst dem Hank Williams Klassiker „Jambalaia“ einen Mundarttext. Natürlich fehlt der Holstuonarmusigbigbandclub ebenso wenig wie die im Exil in Wien studierenden großartigen Musiker von Alldra. Silberdisteln verwandelt die Volksweise „In Muatter’s Stübele“ in einen tollen Blues und mit der Landeshymne „Du Ländle meine teure Heimat“, gesungen von der Kantorei Rankweil, endet der Sampler.
Karl Müllner ist offensichtlich ein Kenner der heimischen Szene und betont, dass alle vorgestellten Musikproduktionen in seinem Laden erhältlich sind. Eine ansprechende 72 Minuten dauernde Marketing Maßnahme.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Mandoo "Sweet bitter love"
Eigenverlag, 2012

www.mandoo-music.com

Pierre Vanier de Saint Aunay (Gesang, Bass) und Esther Ben Daoud (Keyboards, Synthesizer, Gesang) schrieben die Musik zu den neun von Audrey Lesieur und Dora Bailey getexteten Songs auf dem Debütalbum der französischen Band Mandoo. Das Line-up umfasst weiters Drums, Gitarre, Violine und Bläser.
Einschmeichelnde Gesänge und Ohrwurm verdächtige Melodien kennzeichnen die Musik von Mandoo, die Arrangements strotzen von funkigen Bläsereinsätzen, die man aus der Disco Musik der 70/80er Jahre kennt: „Summer Breezin‘“ klingt ein wenig nach Bee Gees, „Glow“ ist eine schnulzige Soul Ballade im Stil von Barry White und „Roselyne“ ein funkiger Song im schleppenden Blues Rhythmus. Der Titelsong ist wie der Titel schon sagt ein bitter süßer schnulziger Love Song und mit der sanften E-Piano Ballade „One more lie“ endet der Ausflug in die Vergangenheit.
Es gibt sicher Freunde dieser Reminiszenz an die Disco Zeit, ich war damals als junger Mann dabei, heute höre ich andere Musik.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Oberpichler "Kleine Kreise"
Oh Records, 2012

www.oberpichler.de

Zepp Oberpichler (Gesang, Gitarre, Keyboards), Christopher Hafer (Schlagzeug, Bass, Keyboards, Gesang) und Björn Steinhoff (Gitarre, Bass, Synthesizer) sind die Duisburger Band Oberpichler.
Für ihr zweites Album haben sie zehn Eigenkompositionen aufgenommen. Der Titelsong ist ein rockiger Song mit Gastdrummer Marco Niemann, Bass, Gitarre und Synthesizer. Die melancholische Rockballade "Und die Jahre werfen Blasen" beginnt mit Piano und Gitarre, Keyboards, bevor Bass und Schlagzeug im schleppenden Rhythmus einstimmen, ein tolles Arrangement. Reggae Rhythmus begleitet "Glückspoet" und "Kalt in dir" ist ein up-Beat Rocksong mit markigen Gitarrenriffs, pulsierendem Bass und treibendem Drum Groove. "PCB" ist ein engagierter Song mit ansteigendem Pace, großartigem Bass und viel Elektronik Sound und bei "Einfacher Blues" hat Niemann seinen zweiten Einsatz, schleppender Blues Rhythmus, Bass, Gitarre, Keyboards und Gesang.
Das Album bietet abwechslungsreiche Songs mit klugen Texten und einfachen aber passenden Arrangements, Liedermacher Sound mit rockigem Flair.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Ron Dziubla's "Nasty Habit"
Rip Cat Records, 2012

www.rondziubla.com

Ron Dziubla (Tenor-, Baritonsaxophon, Farfisa Orgel, Piano) hat in Los Angeles sein drittes Album mit neun Eigenkompositionen und zwei Coverversionen aufgenommen. Begleitet wurde er von Drummer Pete Curry, Bassist Sam Bolle und abwechselnd von R.J. Ronquillo und James Intveld an der Gitarre.
Ron ist ein hervorragender Saxophonist und steht bei den elf Instrumentalstücken auch im Mittelpunkt, wie bei "Fine time", ein Blues mit einem tollen Gitarrensolo von Intveld, angetrieben vom gemäßigten Blues Rhythmus, Bass und Farfisa. Das Titelstück ist ein flotter Rock'n'Roll, bei dem Ronquillo die Gitarre übernimmt, und Mia Muse verführt mit ihrer sexy Stimme zu "Lemon Drop Martini", ein cooler ChaCha mit Saxophon, Drums, Bass und Farfisa. Filmkomponist Earle Hagen schrieb "Harlem Nocturne", Dziubla vertont die sanfte Melodie mit dem Tenorsax, und das rockig jazzige "Night train" stammt von Jimmy Forrest, Lewis Simpkins und Oscar Washington. Mit dem romantischen "Bordello" endet die CD bereits nach 33 Minuten.
Das neue Album von Dziubla bietet virtuos eingespielte Ambience Musik, die perfekt als Hintergrundmusik für eine Lounge oder Bar geeignet ist.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Eva Hillered "Heaven & Hill"
Hill Songs, 2012

www.evahillered.se

Die Stockholmer Singer/Songwriterin Eva Hillered hat bereits sieben Soloalben veröffentlicht und war auch auf verschiedenen Musical Bühnen aufgetreten. Gemeinsam mit Multi-Instrumentalist Andreas Tengblad, Drummer Petter Swärd, Joakim Dominique am Piano und Linda Rönnbäck als Chorstimme, hat sie für das aktuelle Album zehn Originalsongs aufgenommen, zwei Songs stammen von einem Live Konzert.
Der bluesige Americana "Singing Tree" eröffnet den musikalischen Reigen mit Country Gitarre, Violine, schleppendem Bass/Drums Rhythmus und dem kraftvollen Gesang von Eva, unterstützt von Linda und Joakim. "Girl of many secrets" ist ein flotter Country Song und "Carousel" eine romantische Rockballade mit Piano und wunderschönem dreistimmigen Chorgesang. Das melancholische "Stars on the snow" wurde mit Per-Olof Sjönström am Dobro und Joakim am Piano Live aufgenommen, Eva spielt Akustikgitarre und bezaubert mit atemberaubendem Gesang. E-Gitarre, pulsierender Bass und Rock Rhythmus treiben Evas kräftigen Rockgesang bei "Bitter moon" an und bei "Kiss the wind" begleitet Andreas Eva an Mandoline, Dobro, Bass und Akustikgitarre, ein Line-up das einen Hauch Bluegrass einfließen lässt.
Eva ist eine großartige Sängerin und wird von hervorragenden Musikern begleitet, die Songs sind abwechslungsreich und perfekt arrangiert und produziert von Eva und Andreas. Ein tolles Album, hier kann man rein hören.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Eric Bannan "Wild Places"
Reality Check Media, 2012

www.ericbannan.com

Der aus North Carolina stammende Singer/Songwriter Eric Bannan hat gemeinsam mit hervorragenden Gastmusikern und -sängern für sein aktuelles Album zehn Originalsongs aufgenommen.
Der Titelsong ist von einem Abenteuertrip in den Appalachians inspiriert, rhythmischer Folk, begleitet von Asa Young an der 12-saitigen Gitarre, Andrew Finn Magill an der Fiddle, Robbie Link am Bass und dem wunderschönem Chorgesang von Ashley Jo Farmer. Beim coolen Blues "A little bit of sugar" singt Brennan ein tolles Duett mit Farmer und "Your seductive smile" ist eine sanfte Jazzballade mit Dave Wulfek an der Posaune und großartiger Jazzgitarre. Dan Pasek spielt die Mouth Harp bei "South of Jetty", Link brilliert mit groovigen Bass Lines und Farmer und Bannan bestechen mit souligem Gesang. Bei der romantischen Hawaii Ballade "Patience" greift Young zur Ukulele, Bannan und Farmer singen dazu ein schon fast schmalziges Duett und Jonathan Byrd gastiert beim up-Beat Country "This train" als Sänger und Gitarrist, fantastisches Fiddle Spiel, Gitarren Groove und Farmers zweite Stimme machen den Song zu einem der Highlights.
Leider ist das ausgezeichnete Album bereits nach 34 Minuten zu Ende, schade ich hätte gern noch mehr von diesem erstklassigen Singer/Songwriter gehört.
© Adolf „gorhand“ Goriup


rummtskbaa "Groovebrantze"
b REC, 2012

www.rummtskbaa.de

Die Teilnahme an der Basler Fasnacht hat acht Berliner auf die Idee gebracht, ihre eigene Version von Karnevalsmusik in die Heimat zu bringen, so entstand rummtskbaa. Auf ihrem aktuellen Album präsentieren sie 15 Eigenkompositionen und eine Bob Marley Coverversion.
Wie die bei allen Karneval Combos spielen die diversen Trommeln und Rhythmusinstrumente die Hauptrolle bei den Großteils instrumentalen Stücken. Reine Perkussionsmusik wie bei "Erstes Stockwerk" wechselt mit dem Duo Trommel und Elektronik ab, "DubDiDub" ist mein Favorit. Die Rhythmen sind von unterschiedlichstem Charakter, Reggae und Samba treffen auf Hip-Hop, Marschrhythmen, afrikanische Grooves oder indischer Vokalperkussion wie bei "Brt". Manchmal klingt das Ganze ziemlich experimentell wie beim "Schieftanz" oder beim Rhythmus Mix "RockshitJugendgästehausValseShuffle" und Marleys "One love" geht wohl auch nur als Karnevalsmusik durch.
Musik gemacht um die verrückte Karnevalszeit zu beleben, außerhalb dieser, auf CD gebrannt und im herbstlich düsteren Wohnzimmer, passt sie weniger gut.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Faschings Kuchlradio "Grobn"
Rauschfrei Records, 2012

www.kuchlradio.at

Andreas Julius Fasching (Gesang, Gitarre, Fiddle, Kazoo) schreibt die Songs für das Kuchlradio, seine Band mit Volker Gallasch (Steirische Knopfharmonika, Gesang), Gottfried Gfrerer (Resonatorgitarre) und Peter Strutzenberger (Bass). Zu den Aufnahmen für das neue Album hat er Mandana Nikou (Gesang), Klaus Perez-Salado (Schlagzeug), Geri Schuller (Keyboards) und Martin Sedlberger (Mundharmonika) als Gastmusiker eingeladen.
Es geht gleich richtig los mit dem up-Beat Liedermacher Blues "Sampamuada", Gitarre und Resonator werden vom Bass und Schlagzeug angetrieben. Bei "Fozhobler" legen sie noch einen Zahn zu, Mundharmonika, Gitarre, Bass und Gesang erinnern an den Bluesrock von Canned Heat. Fasching schreibt poetisch tiefgründige Texte und vertont sie mit einfachen akustischen Arrangements wie beim Titelsong, ein dramatisches Lied über Entbehrung, Krieg und Tod. "Gfrast" ist ein volkstümliches Lied mit mehrstimmigem Gesang, Knopfharmonika und Kazoo und "Donawitz" ist ein toller Americana mit Resonatorgitarre, Orgel, Fiddle, Knopfharmonika und coolem Bass/Drums Pace. Mit dem wunderschönem Instrumentalstück "Leitn" klingt das abwechslungsreiche Album aus.
Die neue CD von Fasching ist melodiöser und harmonischer als der Vorgänger, nicht zuletzt dank der zweiten Stimme, die mit ihrem klaren Klang gut mit Faschings rauer Männerstimme harmoniert. Seine Musik erinnert mich an die 60/70er Jahre und die Poesie an die steirische Lyrik Szene der 80er.
© Adolf „gorhand“ Goriup


The Blims "Love Letters"
Eigenverlag, 2012

www.theblims.co.uk

Die walisische Band The Blims hat gemeinsam mit hervorragenden Gastmusikern eine EP mit sieben neuen Songs aufgenommen. Es geht los mit rhythmischem Folk, Mundharmonika, Gitarren, Mandoline, Bass und Drums begleiten den tollen Gesang bei "Love letters to Wales". "Golly Gosh" kommt im mitreißenden Reggae Rhythmus daher und überzeugt mit großartigem Gesang und "Sidesteps and sideburns" wurde als Single ausgekoppelt und startet mit rhythmischen Folkrock in die Charts. Mein Favorit ist "Cyanide", up-beat Punk Rhythmen verbinden sich mit melodiösem Gesang, pulsierendem Bass und Rockgitarre zu einem außergewöhnlichem Arrangement. Die wunderschöne Ballade "Warm and healthy glow" ergänzt das abwechslungsreiche Programm.
Martin Dann (Gesang, Akustikgitarre), Kevin Trickey (Bass), Mark Jenkins (Drums, Perkussion), Mike Platt (Lead Gitarre) und Chris Williams (Mandoline, Gesang) machen Folkrock mit ins Ohr gehenden Melodien und flotten Rhythmen.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Fatum "1795"
Eigenverlag, 2012

www.fatum-eifel.de

Die Folk Punk Band Fatum hat in 20 Bandjahren erst vier Alben veröffentlicht. Für die aktuelle CD haben Micha (Akkordeon, Gesang), Andi (Mandoline, Gesang), Mucki (Bass, Gesang), Ocean (Gitarre) und Josch (Cajon) sechs neue und drei alte Songs Live im Studio aufgenommen.
1795 ist das Jahr, in dem "Der Schmied von Hammerhütte" der Legende nach aus der Gefangenschaft der Franzosen geflohen ist, die Jungs haben den Song neu arrangiert und eröffnen damit den musikalischen Reigen, Punk Rhythmus und Akkordeon treiben den mehrstimmigen Gesang an. "Sibirischer Traum" heizt mit rasantem Kasatschok Pace ein ebenso wie das Instrumentalstück "Die wilden Katzen". Etwas moderater kommt "Blutsbrüder" im 3/4 Takt daher, Akkordeon, Mandoline und Gitarre spielen die Melodie, klingt ein wenig wie ein Piratenlied. Punk Rhythmus und Akkordeon begleiten "Paris", ein musikalischer Ausflug in die Metropole der Chansons, und mit dem mittelalterlich angehauchten Trinklied "Schenk ein" endet das Album bereits nach 32 Minuten.
Die Musik von Fatum ist nicht revolutionär oder innovativ, aber mir gefällt, dass sie die Punk-Rhythmen ohne Schlagzeug erzeugen, das macht das ganze weniger zerhackt. Sonst aber eben Folk Punk wie man ihn kennt.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Oria Aspen "Yellow Paint"
Rainbow's Revenge Records, 2011

www.oriaaspen.com

Die US-Amerikanerin Oria Aspen und der Multi-Instrumentalist The General haben gemeinsam mit einer Reihe von Gastmusikern ein Popalbum mit 12 Originalsongs und einem Satchmo Cover aufgenommen.
Oria trällert rockige Popsongs wie "Be my rockstar", Gitarren, Bass und Drums gehören zum standesgemäßen Arrangement. Es folgen romantische Popballaden wie "Over the rainbow", der punkige "Party Song" oder der poppige Titelsong. Die Musik klingt so wie es die meiste Zeit aus dem Radio erklingt, Mainstream Songs, die sich kaum voneinander abgrenzen, mal sanft in moderatem Pace, dann wieder ein rhythmischer oder gar rockiger Song. "What a wonderful world" wurde mit synthetischen Streichern und einem Duett mit dem General zu einem romantischen Schmusesong abgewertet. Ein Bläserarrangement macht "Get back" zu einem mitreißend soulig-funkigen Song und zu meinem Favoriten, jedenfalls hat Oria eine kräftige und volle Stimme. Dann wird es wieder stiller mit der melancholischen Pianoballade "Scars" und nach 45 Minuten endet das Album mit einem weiteren Rocksong, einem unbenannten Bonus Track.
Die 17 jährige Oria hat ein Debütalbum aufgenommen um die Hitparaden zu stürmen, aber dafür benötigt es doch ein gewisses Maß an Originalität, etwas das sie von den anderen abhebt, das muss sie erst finden.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Ulf Hartmann "Schokolade"
Timezone Records, 2012

www.ulf-hartmann.de

Der Braunschweiger Liedermacher Ulf Hartmann spielt seit dem sechsten Lebensjahr Gitarre, aber erst mit 40 hat er begonnen hauptberuflich Musik zu machen. Sein Debütalbum mit 13 Eigenkompositionen hat er gemeinsam mit Claus Hartisch und Sven Waida aufgenommen.
Hartmann beginnt mit einem aufgestellten Song über die Freuden des Frühlings, "Kalifornien im Kopf". Sein Gitarrenspiel ist hervorragend, das beweist er auch beim vom Perkussionsrhythmus angetriebenen "Palaver" oder beim mystisch arrangiertem "Weg!". "Randnotiz" ist ein rockiger Song mit Gitarre und Perkussion, Hartmann singt leidenschaftlich Metapher-trächtige Texte über das Leben und den Alltag. Das Titellied ist eine Liebeserklärung und sanfte Ballade, von Piano und Gitarre begleitet, und "Olsenbande" ein nachdenklicher Song mit bluesiger Gitarrenbegleitung.
Der Erstling von Ulf Hartmann klingt vielversprechend, seine Songs sind abwechslungsreich, er hat eine tolle Stimme und die einfachen Arrangements rücken seine virtuose Gitarrenbegleitung ins rechte Licht.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Elin Kaven "Máizan"
Nordic Notes, 2013

www.elinkaaven.no

Elin Kaven ist eine Sami aus dem norwegischen Teil von Sápmi oder auch Lappland, gemeinsam mit Produzent und Multi-Instrumentalist Juhani Silvola (Gitarren, Bass, Drums, Programming, Synthesizer, Vibraphon, Glockenspiel) und Sarah Jane Summers (Fiddle, Viola, Gesang) hat sie in Oslo ihr aktuelles Album Máizan (Tauwetter) aufgenommen.
„Ulda niktá“ (Ulda verlockt) ist ein mystischer Song über das Fabelwesen Ulda, das den Menschen im Samikleid begegnet und mit Reichtum, dem traditionellen Yoik Gesang und verführerischen Tanz für sich gewinnen und mit sich nehmen will. Der Yoik erinnert an das alpenländische Jodeln und wurde bei „Lihkku niekhu“ (Traum vom Reichtum) mit Streichern, Saiten und Elektronik Sound als dramatische Folk Ballade mit poppigem Flair arrangiert. Elin hat eine atemberaubende Stimme und überzeugt beim Up-Beat Rock Song „Váimmu cuovga“ (Herzenslicht) oder beim rhythmischen Popsong „Ija árdna“ (Schatz der Nacht) mit kraftvollem Gesang. Gitarre, Bass und Viola begleiten Elins verführerischen Gesang bei der wunderschönen Ballade „Jus miedihat“ (wenn du einverstanden bist), Summers singt die engelhafte zweite Stimme und war am Arrangement beteiligt. Das beinahe zehn Minuten lange „Cábbáseamos báiki“ (ein schöner Ort) überzeugt mit einem mystischen Mix aus elektronischen Elementen, dramatischem Drum Pace, schrägem Streicher Sound und fesselndem Gesang.
Die neun Songs von Kaven und Silvola verbinden akustisch folkige Elemente mit modernen Sounds zu einem gelungenen Mix. Das britische Publikum nennt Elin treffend die Arktische Fee, mit ihrem zweiten Album wird sie noch manchen verzaubern.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Robin Dean Salmon "Blackbird"
Eigenverlag, 2013

www.robindeansalmon.com

Robin Dean Salmon (Gesang, Gitarren) wurde in Südafrika geboren, flüchtete aber mit seiner Familie 1977, das Jahr in dem Steve Biko getötet wurde, in die USA. Heute lebt er in Nordarizona und hat gemeinsam mit Eric Fritsch (Bass, Gitarre, B3, Mandoline, Bouzouki, Rhodes Piano) sein zehntes Album mit 16 Originalsongs produziert.
Es beginnt mit „Angel on my side“, ein romantischer Americana mit Mike Daly an der Steel Gitarre, Matt Crouse an den Drums und den Begleitstimmen von James Rubin und Marcia Ramirez. Der Titelsong ist eine Rockballade mit B3 und Becca Bradley am Cello, Salmon singt mit einfühlsamer aber kräftiger Stimme. Kenny Vaughan an der Lead Gitarre und Kevin Bennet am Bass gastieren beim bluesigen Rock Song „I dream of oceans“, mein Favorit. Beim melancholisch rockigen „Old bones“ überzeugt Salmon mit tollem Gesang, Cello, Rhodes und B3 begleiten ihn mit wunderschönen Harmonien, und „If your dreams could fly“ ist ein mitreißender up-Beat Jive. Mit der melancholischen Country Ballade „That over there“ verabschiedet sich Salmon nach mehr als einer Stunde.
Das neue Album von Robin Dean Salmon besticht mit hervorragenden Musikern, gefälligem Americana Sound und Salmons kräftiger Stimme, ein wenig klingt er wie Bruce Springsteen.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Darden Smith "Love Calling"
Compass Records, 2013

www.dardensmith.com

Der aus Texas stammende Singer/Songwriter Darden Smith ist seit 1986 in diesem Genre tätig und in der Szene ein Begriff, für sein aktuelles Album hat er, teilweise mit Unterstützung von Songwriter Kollegen, elf neue Songs geschrieben und sie in Nashville aufgenommen.
Radney Foster ist Co-Komponist von "Angel flight", ein romantischer Country Song mit Steel Gitarre und einfühlsamen Gesang. Mit dem kürzlich verstorbenen Songwriter Harley Allen hat Smith den Love Song "Seven wonders" komponiert und neben Smith und Foster zeichnet Gary Nicholson als Co-Autor von "Favorite way", einer stillen Americana Ballade. Einige Songs wie das Titelstück hat Smith im Alleingang geschrieben, flotter Rhythmus und bluesiger Gesang machen den Song zu einem Lichtblick in dem sonst etwas gefühlsträchtigen Album. "Reason to live" von Smith und Jack Ingram und "I smell smoke" von Smith und Jay Clementi passen in die Schublade Songwriter.
Smith hat eine schöne Gesangsstimme, die gut zu den stillen Songs passt, Jon Randall und Gary Paczosa haben das Album perfekt produziert, mir fehlen jedoch musikalische Höhepunkte, Abwechslung und Innovatives.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Cecile Corbel "Roses - Songbook Vol. 4"
Bran Music, 2013

www.cecile-corbel.com

Die bretonische Sängerin, Harfenspielerin und Liedermacherin Cecile Corbel hat für ihr viertes Liederbuch neun Eigenkompositionen, zwei traditionelle Songs und eine Coverversion aufgenommen. Begleitet wurde sie von ihrem Partner Simon Caby (Drums, Gitarren. Bass, Cembalo, Piano, Streicher Arrangements, Gesang), Cyrille Bonneau (Bombarden, Dudelsäcke, Whistles, Duduk, Sopransaxophon), Julien Grattard (Cello), Charlotte Grattard (Violine) und Delphine Grimbert (Viola).
Die Sehnsucht nach dem Meer wurde der aus dem Finstere stammenden Corbel in die Wiege gelegt, "Les capitaines" ist eine sehnsüchtige Ballade mit orchestralem Arrangement von Corbel und Caby. Corbel textet in Französisch und Englisch, für eine traditionelle Melodie haben die beiden die traurige Liebesgeschichte der "Jenovefa" geschrieben und Cecile erklärt "Francesco" mit einer zarten Ballade ihre Liebe, beides in Englisch. Ein weiterer Höhepunkt ist die Neubearbeitung des sephardischen Liedes "Hija mia" von Ceciles Debütalbum, Ceciles verführerischer Soprangesang und die Harfe stehen im Mittelpunkt. "La ballade de Rose" bleibt dem Thema des Albums treu, die kleine Rose sucht nach der großen Liebe, Cyril Maurin begleitet Cecile an der Akustikgitarre, Harfe und Streicher betonen das romantische Arrangement. Neben den Songs haben Corbel und Caby auch zwei Instrumentalstücke geschrieben, "Eirin" ist ein tolles Set mit irischen und bretonischen Tänzen. JB Mondolini am Bodhràn, Bonneau an Bombarde, Dudelsack und Whistle und Corbel an der Harfe erzeugen den mitreißenden Rhythmus.
Das vierte Liederbuch von Cecile Corbel hat nur mehr wenig mit bretonischem Folk zu tun, die Songs sind in erster Linie Balladen und die Streicher Arrangements erinnern eher an Kammermusik als an Folk, eher passt das Album ins Genre Chanson.
© Adolf „gorhand“ Goriup



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