FolkWorld Ausgabe 36 07/2008; Artikel von Morten Alfred Høirup (Übersetzung: John Høyer Nielsen)
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Danish Roots
Folk/Roots-Szene orientiert sich nach Deutschland
Immer mehr dänische Folkgruppen suchen neue Märkte für ihre Musik: Trio Mio, Phønix, Haugaard & Høirup, Sussie Nielsen, Helene Blum, Serras, Eivør, Henrik Jansberg, Afenginn - ihre Reiselust ist stark ausgeprägt und Deutschland soll die erste Etappe auf dem Triumphzug um die Welt sein.
Das dänische Geigen-Gitarren-Duo Haugaard & Høirup hat seit ihrer Gründung vor 10 Jahren mehr als 850 Konzerte überall auf der Welt gespielt, ungefähr 100 davon in Deutschland. Ihr erstes deutsches Konzert war bei der WOMEX in Berlin 1999. Hier trafen sie den deutschen Journalisten und Musiker Jens Peter Müller, künstlerischer Leiter von Nordpool (Büro für skandinavische Musik) in Flensburg.
![]() Haugaard & Høirup @ FolkWorld: #15, #15, #20, #20, #24, #24, #27, #31, #32 ![]() Ræs/Trædballehus, Vindmøller |
Das neue Millennium hat immer mehr Künstler und Gruppen aus der dänischen Folk/Roots-Szene nach Deutschland gelockt, Gruppen wie Afenginn, die Henrik Jansberg Band, Helene Blum, Serras, Phønix, das Trio Mio und mehr werden folgen. Die dänischen Künstler und Musiker richten ihr Blick mit Begeisterung nach Deutschland. Aber warum eigentlich? Was macht die deutsche Folk/Roots-Szene so verlockend?
Anja Præst Mikkelsen, Klarinettistin bei der Gruppe Phønix, die seit 1995 zahlreiche Tourneen in Europa, Kanada und den USA durchgeführt haben, erzählt, dass Phønix aufgrund ihrer internationalen Erfahrungen einfach Deutschland als ihr primäres Einsatzgebiet gewählt haben:
“Wir haben so viele Konzerte in Deutschland gespielt und immer das deutsche Musikpublikum als besonders engagiert und positiv unserer Musik gegenüber empfunden. Sie kommen oft völlig voraussetzungslos, aber mit Offenheit und ohne Vorurteile. Das erleichtert den gegenseitigen Kontakt und sorgt immer für gute Stimmung.“
Geigerin Kristine Heebøll von Trio Mio, die in Italien, England, Irland und Skandinavien getourt sind, aber auch oft Deutschland besucht haben, erklärt sich einig mit Anja Præst Mikkelsen:
“Wir erleben bei dem deutschen Musikpublikum einen ausgeprägten Willen zum Zuhören. Sie hören aufmerksamer zu als z.B. das dänische Publikum! Es ist fast, als ob die Leute hier mehr daran gewohnt sind, Musik aus verschiedenen Sparten zu genießen. Ausserdem erleben wir vom Publikum ganz klar eine gewisse Treue dem jeweiligen Veranstaltungsort gegenüber. Sie vertrauen einfach dem Veranstalter und kommen auch zu ihnen unbekannten Namen. Und vielleicht gibt es auch ein spezielles positives Verhältnis gegenüber nordischer Musik.“
Aber woher rührt gerade jetzt das Interesse unter den dänischen Musikerinnen und Musikern dem deutschen Markt gegenüber?
![]() Phønix @ FolkWorld: FW #8, #16, #24, #31, #35 ![]() |
Leider hat sich parallel zu dieser Entwicklung nicht die Anzahl der Spielmöglichkeiten in Dänemark erweitert. Festivals, Klubs und Kleinkunstbühnen, die Folk/Roots-Musik präsentieren, sind nicht mehr geworden und so kann es nicht verwundern, dass junge dänische Musiker ins Ausland schauen, um hier neue Märkte für ihre Musik zu finden.
So haben Haugaard & Høirup zum Beispiel vor ein paar Jahren eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit der bayerischen Gruppe Fraunhofer Saitenmusik eingeleitet. Teils weil es sehr spannend war, mit dieser routinierten Gruppe zusammenzuspielen, und teils weil sie durch diese Zusammenarbeit ein völlig neues Publikum ansprechen konnten. Die zwei Gruppen waren mehrmals im süddeutschen Raum auf gemeinsamen Tourneen und die Kulmination dieser Zusammenarbeit war das doppelte Jubiläumskonzert in Flensburg während des folkBALTICA-Festivals 2008.
Anja Præst Mikkelsen und die Gruppe Phønix haben ebenso eine Zusammenarbeit mit einer spannenden deutschen Folk/Roots-Gruppe eingeleitet, die ihre Position auf dem deutschen Markt stärken wird.
“Im September 2008 machen wir ein Projekt mit der deutschen Gruppe Malbrook, dessen Leiter Wolfgang Meyering wir von vielen Festivals und Messen in Europa kennen. Eine gegenseitige Sympathie ist entstanden und da wir auch sehr von der Musik von Malbrook beeindruckt sind, war ein gemeinsames Projekt
![]() Trio Mio @ FolkWorld: FW #30, #32 ![]() Fars 60-års Polska, Kolle Polle |
Die herausragende Sängerin Eivør Pálsdottir von den Faröer-Inseln hat viele Konzerte bei Festivals und in Folk-Clubs in Skandinavien und Kanada gegeben. Sie hat Platten gemacht, u.a. mit Bill Bourne aus Kanada, mit der Big-Band des dänischen Rundfunks und mit dem Faröer-Musiker Kristian Blak und der Gruppe Yggdrasil. Soeben ist sie in Island für ihre letze CD “Human Child“ mit einer “Goldenen Platte“ ausgezeichnet worden, einer Produktion mit dem legendären irischen Musiker und Produzenten Donal Lunny. Eivør Pálsdottirs Manager Sigvør Laksá berichtet, dass sie zur Zeit einen Agenten und Partner in Deutschland suchen.
“Wir haben Lust auf Deutschland, weil es unsere Überzeugung ist, dass Eivør und ihre Musik in sehr gutem Einklang mit dem deutschen Publikum steht. Eivørs frühere Besuche in Deutschland, mit der Gruppe Yggdrasil bei dem Tanz- & Folk-Fest Rudolstadt vor ein paar Jahren, hat uns davon überzeugt. Eivør und Yggdrasil waren ein Riesenerfolg und jetzt möchten wir auch andere Aspekte von Eivørs Musik herausstellen. Wir sind davon überzeugt, dass es in Deutschland für Eivør einen großen potentiellen Markt gibt. Sie singt mehrsprachig und ihre Muttersprache von den Färöer-Inseln hört sich aussprache-mäßig fast wie Deutsch an. Auch auf anderer Ebene ähneln sich unsere Kulturen mehr, als man denken sollte.“
Die Folk/Roots-Bands aus Dänemark schauen aber nicht nur nach Deutschland, weil sie hier ihre Musik vor einem größeren Publikum spielen können, auch die Qualität des Publikums spielt eine große Rolle!
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Anja Præst Mikkelsen hat wie so viele anderen dänischen Musikerinnen und Musiker oft erlebt, wie dänische Veranstalter und Folk-Clubs, die meistens vom Kultusministerium subventioniert sind, nicht denselben Enthusiasmus für eigene Veranstaltungen aufbringen. Ihr Risiken sind gering und es fehlt ihnen oft der Kontakt zum örtlichen Folk/Roots-Publikum, um die Leute hinzulocken können. Ein Problem, das sie in Deutschland nicht wiedererkennt:
“In Deutschland gibt es sehr viele kleine Folk-Clubs, die von Leuten und Veranstaltern mit sehr viel Enthusiasmus betrieben werden, und mit sehr großer Gastfreundschaft, die uns immer als sehr willkommen begrüssen. Man weiss das zu schätzen, wenn man so oft wie wir mit Phønix unterwegs sind und Zeit in diversen trüben Hotels verbringt. Für sie ist es eine Herzensangelegenheit. Sie sind meistens nicht von Kommunen subventioniert, haften selbst für die finanzielle Lage und arbeiten deshalb hart, um das Publikum anzuziehen. Und ein volles Lokal macht mehr Spaß für alle!“
Die vielen „Klein-Kunst“-Lokale haben ohne jeden Zweifel eine große Bedeutung für die deutsche Musikkultur. Sie machen es möglich und gewöhnen das Publikum daran, Musik aus sehr verschiedene Sparten zu erleben.
Obwohl traditionelle dänische Musik und seine modernen Weiterentwicklungen in deutschen Ohren fast „exotisch“ klingen kann, ist es eine Tatsache, dass unsere Kulturen sehr viele gemeinsame Wurzeln aufweisen. Wir haben zum Beispiel eine Reihe von gemeinsamen Melodien und Liedern, nur haben wir in die Interpretation ab und zu verschiedene Wege eingeschlagen.
Fakt ist auch, dass eine Reihe von dänischen Folk/Roots-Bands schon in Deutschland tourt. Bands wie: Trio Mio, Phønix, Haugaard & Høirup, Sussie Nielsen, Helene Blum Band, Serras. Alle besuchen Deutschland im Herbst 2008 und noch mehr sind in den kommenden Jahren unterwegs. Hoffentlich wird dies auch einen Musikstrom in die andere Richtung auslösen. Fraunhofer Saitenmusik, Malbrook, Polkaholix und andere haben schon in Dänemark den Weg gebahnt!
![]() Mehr Infos: www.mortenalfred.dk, www.myspace.com/mortenalfred. |
Photo Credits:
(1) Danish Roots logo,
(3) Phønix,
(4) Trio Mio,
(5) Eivør Pálsdottir (from websites);
(2) Haugaard & Høirup,
(6) Morten A. Høirup
(by The Mollis).
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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 07/2008
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