FolkWorld #77 03/2022
© GAMUEKL – Gabriele Müller-Klomfar

Gewohnt große Bandbreite

Salam Orient Music & Art Festival

21. März - 6. April 2022

www.salam-orient.at

Von 21. März bis 6. April 2022 feiert Salam Orient seine 20. Ausgabe. Pandemie bedingt mit etwas Verzögerung, denn letztes Jahr wurde das Festival von seinem üblichen Zeitraum im Oktober auf das Frühjahr 2022 verlegt. Abgesehen vom neuen Zeitraum präsentiert sich Salam Orient aber in gewohnter Manier mit einer großen Bandbreite an Musik und wie bereits in der letzten Ausgabe 2020 erstmals eingeführt, wird es auch dieses Jahr eine Künstlerresidenz für Bildende Kunst in Kooperation mit dem Kunstraum philomena+ geben. Die Literaturschiene ist mit den „Arabischen Literaturtagen“ - kuratiert vom Schriftsteller Hamed Abboud - diesmal auch international ausgerichtet. Der diesjährige Themenschwerpunkt, der die Länder der Sahara beleuchtet, erlaubt darüber hinaus einen interessanten Blick in Regionen, die nur selten in der Öffentlichkeit stehen.

Der Bildende Künstler Abdessamad El Montassir beschäftigt sich in seinen feinfühligen Arbeiten mit der komplexen sozio-politischen Geschichte seiner Heimat, der Sahara im südlichen Marokko. Abseits der Konflikte, die allzu oft die Beziehungen zwischen den benachbarten Sahara-Ländern bestimmen, bringen die vier außergewöhnlichen Sängerinnen Noura Mint Seymali, Malika Zarra, Souad Asla und Dighya Mohammad mit „Les Sahariennes“ ihr gemeinsames musikalisches Erbe seit vergangenem Jahr auf die öffentlichen Bühnen, um ihre Solidarität zu bekräftigen und geeint gegen die Schwierigkeiten der Geopolitik einzutreten. Auch die Sängerin und Musikerin Marema, die seit kurzem in Wien lebt, soziale Themen in ihren Liedern und Bab L’Bluz gehört einer jungen Generation marokkanischer Künstler/innen an, die im marokkanisch-arabischen Darija-Dialekt Worte der Freiheit singen.

Marema

Artist Video Marema @ FROG

facebook.com/...

Hinter der neuen Formation Bedouin Burger steckt das kongeniale Duo Lynn Adib aus Syrien und Zeid Hamdan aus dem Libanon. Es ist ein einzigartiger Sound, der Akustik und Elektronik, Ost und West überspannt und den Weg für weitere Erkundungen ebnet. Die Idee zum neuen Projekt HŪM entstand, als der Sänger und Musiker Omid Darvish gemeinsam mit der Elektronik-Musikerin Rojin Sharafi und der Jazz-Saxophonistin Astrid Wiesinger die vielfältige iranische Tanzmusikkultur ergründete, die sie nun wieder ihrer wahren Bestimmung zuführen: dem Tanz. Die international bekannte Kanun-Virtuosin und Komponistin Sofia Labropoulou, die seit kurzem in Wien lebt, präsentiert mit ihrem neuen Album eine wunderbare Verschmelzung von griechischer und mediterraner Volksmusik, klassischer osmanischer- und Mittelalterlicher Musik als auch experimenteller und moderner Musik.


Marema (Senegal / Österreich)

Marema Fall – Gesang, Gitarre, Percussion / Alfred – E-Gitarre / Hannes Steif – Bass / Sebastian Simsa – Schlagzeug / Hamidou Koita – Talking Drum, Backing Vocals Das Talent der senegalischen Sängerin und Musikerin Marema wurde 2012 von Alpha Blondys ehemaligem Bandleader Mao Otayeck erkannt, der daraufhin ihre Songs arrangierte und produzierte. Im Jahr 2014 erlangte sie mit der Single „Femme d’affaire“ internationale Aufmerksamkeit. Im Folgejahr gewann sie den RFI Award als „beste weibliche Künstlerin Afrikas“ und tourte durch ganz Afrika. Einladungen zu großen Festivals in Europa folgten. In ihren Songs erzählt sie von den starken Frauen ihrer Heimat und setzt sich für soziale Gerechtigkeit ein. Musikalisch verbindet sie traditionelle senegalesische Elemente mit Soul und Pop. Seit kurzem lebt Marema in Wien und hat hier eine Band formiert, die nun im Rahmen von Salam Orient ihr neues Programm präsentiert.

Sofia Labropoulou

Artist Video Sofia Labropoulou
@ FROG


sofialabropoulou.com

HŪM (Iran / Österreich)

Omid Darvish – Gesang, Tambur / Rojin Sharafi – Electronics / Astrid Wiesinger – Saxophon

Die Idee zu dem neuen Projekt HŪM entstand, als der Sänger und Musiker Omid Darvish gemeinsam mit der Elektronik-Musikerin Rojin Sharafi und der Jazz-Saxophonistin Astrid Wiesinger die vielfältige iranische Tanzmusikkultur ergründete. Die teils bereits in Vergessenheit geratene Kultur, die sich aus vielen kulturellen Einflüssen speist, will HŪM nun wieder sichtbar machen und seiner wahren Bestimmung zuführen: dem Tanz. Dabei überschreitet das Trio Genre-Grenzen und sucht nach Symbiosen von folkloristischer Tanzmusik über Ambient, Noise und Jazz-Einflüssen bis hin zu zeitgenössischer Tanzmusik und elektronischen Beats & Sounds. Atypische Rhythmen und mikrotonale Musik treten in Verbindung mit iranischer Tanzmusik. Gesungen wird in verschiedenen Sprachen und gemeinsam mit den vielfältigen Einflüssen, steht die Musik als Nahrung für die Seele möglichst vielen Menschen offen.

Bedouin Burger (Syrien / Libanon)

Lynn Adib – Lead Gesang, Flöte, Looper, Synth, Percussion / Zeid Hamdan – Gesang, Drum Machine, Gitarre, Synth, Percussions

Hinter der neuen Formation Bedouin Burger steckt das kongeniale Duo Lynn Adib und Zeid Hamdan. In Lynns Nomadenleben flirten Jazz und arabische Musik unverschämt miteinander, während ihr Gesang die beduinische Natur verrät und sesshafte Seelen zum Reisen einlädt. Zeid wird als „Papst der Underground-Musik des Nahen Osten“ bezeichnet, hatte mit Yasmine Hamdan die wegweisende Band Soap Skills und hat es geschafft, einer ganzen Generation den Geschmack für arabische Musik wiederzugeben. Seine Indie-Pop Sounds erweitert er mit Einflüssen aus der klassischen arabischen Poesie und ägyptischen Pop, verwendet dabei analoge Synths und alte Drum Machines wie auch akustische Aufnahmen. Nun haben die beiden beschlossen, ihre Talente im neuen Projekt „Bedouin Burger“ zu vereinen. Es ist ein einzigartiger Sound, der Akustik und Elektronik, Ost und West überspannt und den Weg für weitere Erkundungen ebnet.

Sofia Labropoulou (Griechenland / Österreich)

Noura Mint Seymali

Artist Video Noura Mint Seymali @ FROG

www.nouramintseymali.com

Sofia Labropoulou – Kanun / Eleni Christou – Gesang / Efe Turumtay – Geige / Oscar Anatoli – Klarinette, Kaval / Rina Kacinari – Cello / Andras Des – Percussion / Helene Glüxam – Kontrabass

Die Kanun-Virtuosin und Komponistin Sofia Labropoulou hat einen eigenständigen Klang aus der Verschmelzung von griechischer und mediterraner Volksmusik, klassischer osmanischer- und Mittelalterlicher Musik als auch experimenteller und moderner Musik entwickelt. Auf ihrem neuen Album Sisyphus (Dezember 2020, Odradek World) stellt die Ausnahmekünstlerin Werke vor, die ihre Inspiration in der Dichtung und Musik aus verschiedenen Epochen und geografischen Regionen schöpft, darunter „Der Mythos des Sisyphos“ und andere Essays von Albert Camus, griechische Mythologie, Volksmusik, türkische und arabische Musik und sogar 2 Lieder der Sex Pistols finden sich darauf. Das Ergebnis ist so einzigartig wie unverwechselbar und wirkt dank der starken musikalischen Persönlichkeit von Sofia Labropoulou wie aus einem Guss. Seit kurzem lebt die Künstlerin in Wien und präsentiert im Rahmen von Salam Orient erstmals mit ihrer neuen Formation ihr Album „Sisyphus“.

LES SAHARIENNES (Mauretanien / Algerien / Marokko)

Noura Mint Seymali – Gesang, Ardin / Souad Asla – Gesang, Percussion / Dighya Moh Salem – Gesang, Tbal, Malika Zarra – Gesang, Percussion, Jeiche Ould Chighaly – Gitarre, Tidinit / Mohamed Abdennour -Guembri, Mandole, Karkabou, Anne-Laure Bourget - Percu, Darbouka, Daf / Mohammed Menni - Percussion, Cajon, Darbouka

Bab L’ Bluz

Artist Video Bab L’ Bluz @ FROG

bandcamp.com/...

Erst im vergangenen Jahr entstand das Projekt „Les Sahariennes“, das vier renommierte Sängerinnen zusammenführt, um die besondere Kunstfertigkeit von Frauen aus den benachbarten Sahara-Ländern Algerien, Marokko, der Westsahara und Mauretanien zu feiern. Abseits der Konflikte, die allzu oft die Beziehungen zwischen ihren Ländern bestimmen, bringen die vier außergewöhnlichen Sängerinnen Noura Mint Seymali, Malika Zarra, Souad Asla und Dighya Mohammad ihr gemeinsames musikalisches Erbe auf öffentliche Bühnen, um ihre Solidarität zu bekräftigen und geeint gegen die Schwierigkeiten der Geopolitik einzutreten. Ob Berber, Tuareg, Griot oder Gnawa - das musikalische Erbe eint die Nachbarländer als Familie. Die Frauen der Region sind seit jeher die Bewahrerinnen kultureller Traditionen, auch wenn ihr musikalisches Wissen und ihre Virtuosität den privaten Feierlichkeiten vorbehalten sind und nur selten öffentlich gehört werden. Eine einmalige Gelegenheit also, Les Sahariennes im Rahmen von Salam Orient live zu erleben.

Bab L‘Bluz (Marokko / Frankreich)

Yousra Mansour – Gesang, Awisha, Guembri, Percussion / Brice Bottin – Guembri, Gitarre, Percussion, Backing Vocal / Hafid Zouaoui – Schlagzeug, Sampling Pad, Backing Vocal / Jérome Bartholomé – Percussions, Flöte, Qarqaba, Backing Vocal

Als Hommage an die Gnawa-Kultur gründeten 2018 die marokkanische Sängerin Yousra Mansour und der französische Musiker Brice Bottin das Power-Quartett Bab L’ Bluz. Mit ihrem Debütalbum „Nayda!“ erobern sie derzeit die internationalen Bühnen. In ihren Liedern geht es um jene Werte, die mit Marokkos „nayda“ Jugendbewegung einhergehen – eine neue Welle marokkanischer Künstler/innen, die sich am lokalen Erbe orientieren und im marokkanisch-arabischen Darija-Dialekt Worte der Freiheit singen („nayda“ bedeutet sowohl „sich erheben“ als auch 'to party'). Bab L’Bluz verpackt traditionelle Stile wie Gnawa und Chaabi in Psych-Rock-Grooves. „Mehr als alles andere sind wir eine Rockband“, erklärt Frontfrau Yousra, die zu Beginn ihrer Musikkariere als Frau mit Widerstand konfrontiert war. Mittlerweile haben sich die Dinge langsam verändert, aber Korruption, Rassismus, Armut und die Vorstellungen von Visa und Grenzen sind nach wie vor aktuelle Themen, die Bab L’Bluz mit ihrer Musikverändern wollen.



Photo Credits: (1) Salam Orient Music & Art Festival, (2) Marema, (3) Sofia Labropoulou, (4) Noura Mint Seymali, (5) Bab L’ Bluz (unknown/website).


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