Ausgabe 7 12/98

FolkWorld CD-Besprechungen

Ben Sands "Roots & Branches"
Label: Spring Records; SCD 1043; Spielzeit: 48.46 min
Ben Sands, Mitglied der legendären nordirischen Singer/ Songwriter Familie Sands Family, hat nun nach fünf Jahren endlich sein zweites Soloalbum veröffentlicht.
Ben hat eine warme, ausdrucksstarke Stimme, und die Art, in der er die Lieder präsentiert, bringt meine Gedanken immer wieder auf geheime Wege zu schönen Tagträumen. Ben läßt sich auf dem Album von insgesamt 14 Gastmusikern begleiten, u.a von seiner Familie und bekannten Musikern der Nordirischen Szene. Die Lieder stehen aber immer im Vordergrund (außer bei den beiden Instrumentalstücken).
Ben hat ein sehr gutes Händchen für die Auswahl seiner Lieder, er nimmt immer genau jene, die zu seinem Stil passen. Auf der CD finden sich u.a. Stan Rodgers 'First Christmas away from home', Kate Wolfs 'Green Eyes', das traditionelle 'The Verdant Braes Of 'Screen' und auch, exzellent präsentiert, 'The Games People Play' von Joe South. Die Höhepunkte der CD bleiben aber immer noch Bens selbstgeschriebenen Lieder: 'Good to be home', und die beiden lustigen Lieder 'Back on the diet on monday' und 'Going to Morrow' (geschrieben von Ben zusammen mit Bob Gibson und Iain MacIntosh).
Neben seinem neuen Albums kann ich nur empfehlen, Ben auch mal in live anzuschauen - denn neben seinen Fähigkeiten als Sänger ist er auch noch ein sehr netter Kerl!
Spring Records, 50 Shore Road, Rostrevor, Co. Down, Nordirland,
e-mail Ben
Christian Moll


V/A "Who Fears To Speak"
RTE; CD209; 19 Tracks; Spielzeit: 73.17 min
Danny Doyle "The Gold Sun Of Freedom"
Universal; MCD 60056 18 Tracks; Spielzeit: 71.28 min
Frank Harte "1798 The First Year Of Liberty"
Hummingbird; HBCD0014; 17 Tracks; Spielzeit: 68.05 min
Irland 1998 bedeutet auch das 200jährige Gedenken an die Rebellion der United Irishmen, dem einmaligen Zusammenschluß liberaler Protestanten, angefeuert von den aufklärerischen Ideen des revolutionären Frankreichs und Amerikas, und katholischer Bauern, die sich gegen ihre Ausbeutung wehrten. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit inspirierten viele, Balladen zu schreiben. Die Menschen wurden durch Mund-zu-Mund-Propaganda und durch Flugblätter auf dem Laufenden gehalten. Einige Lieder wurden unmittelbar nach den anfänglichen Erfolgen und nachfolgenden Niederlagen der Aufständischen geschrieben, andere wohlbekannte Stücke folgten fünfzig bis hundert Jahre später. Das irische Volksgedächtnis erinnert sich gut und die 200-Jahrfeiern begleitet ein Dutzend Alben.
Who Fears To Speak ist der offizielle Tonträger, getragen vom Gedenkkommitee, dem irischen Fernsehen und der irischen Regierung. Liam Clancy, Aine Ui Cheallaigh and Len Graham präsentieren ein üppiges orchestrales Gedenkalbum, offensichtlich in der Absicht, auch jenseits des Folk-Marktes Anklang zu finden. "Derjenige, der die besten Ballden hat, siegt" - Danny Doyle schlüpft in die Rolle des seanachie, des irischen Geschichtenerzählers, und vereinigt 1798 in Liedern, Geschichten und Dichtung. "The Gold Sun Of Freedom" ist auch als Buch erhältlich, beinhaltend den Hintergrund und die wichtigen Ereignissen und Persönlichkeiten der Rebellion sowie fünfunddreißig Lieder, komplett mit Noten und Begleitakkorden. Frank Harte, seit vielen Jahren ein eifriger Liedersammler, hat bekannte Balladen als auch ungewöhnliche Versionen zusammengestellt. "Die Mächtigen schreiben die Geschichte, diejenigen, die leiden, schreiben die Lieder" - und Harte kennt eine Menge dieser Lieder. Donal Lunny liefert eine zurückhaltende Begleitung zu Harte's eindrucksvoller Stimme. "The First Year Of Liberty" enthält ein 32-seitiges Booklet mit einer Zusammenfassung der Ereignisse von 1798. Wenn man eine gute Sammlung von 1798-Liedern sucht, ist man bei diesen drei Alben gut bedient.
Walkin' T:-)M


The Chieftains & Guests "Fire in the Kitchen"
Label:
Wicklow/BMG; Nr. 09026 631332; Spielzeit: 53:23 min
Die Chieftains melden sich zurück ! Nach Ausflügen in diverse Stilrichtungen und Kooperationen mit Musikern verschiedenstenster Stilrichtungen hat es die Jungs um Paddy Moloney diesmal nach Kanada verschlagen. Zusammen mit Musikern wie den Leahys, Ashley MacIsaac, Great Big Sea, Natalie MacMaster, La Bottine Sourriante und vielen anderen wird versucht, eine "Foot-stomping, hand clapping Celtic House Party", was immer man sich genau darunter vorzustellen hat, loszutreten. Dies gelingt streckenweise hervorragend, aber auch eben teilweise nicht. Es gibt richtig gute Fetzer, bei denen man sich wirklich fragt, wo die in Ehren ergrauten Musiker der Chieftains, die nun seit über 30 Jahren auf der Bühne stehen, die Energie hernehmen, manchmal bringen die überwiegend jungen Künsteler aus allen Teilen Kanadas aber auch soviel Schwung mit, daß sie von den Chieftains etwas gebremst werden, was sich nicht immer positiv auf den Fluß in den Tune-Sets auswirkt. Die Songs von Rita McNeils, The Ennis Sisters und anderen sind jedoch sehr gewöhnungbedürftig, zumindest wenn man, wie ich, nicht so sehr auf schnulzige Einlagen steht. Sicher auch irgendwo gut, aber nun mal gar nicht mein Ding.
So bleibt also unter dem Strich eine bunte Mischung, mit Musik aus fast allen Teilen Kanadas, die einige Highlights zu bieten hat, aber in einigen Bereichen doch auch enttäuscht.
Wicklow/BMG
Rolf Wagels


Robert Fish Band "Dancing with Fish"
Label: Tartan Tapes; CDTT 1002; Spielzeit: 55.31 min
Die Robert Fish Band ist eine Tanzband ausSchootland, die vor allem bei Ceilidhs aufspielt. Dementspreched ist die Band auch besetzt: Zweimal Fiddle, Accordion & Whistle, sowie Gitarre, Schlagzeug und E-Bass. Aber keine Angst, hierbei handelt es sich nicht um Folkrock oder ähnliches, die starke Rhythmusgruppe hält sich angenem zurück, die Tunes stehen immer im Vordergrund. Und was für eine schöne Auswahl der Tunes ! Von bekanteren Stücken ( z.B.the Rambling Pitchfork) über schöne schottische 2/4 Märsche bis hin zu Melodien von Cape Breton und den Shetland Inseln. Alles hochgradig tanzbar arrangiert, ohne dabei den Tune aus den Augen zu verlieren, aber auch ohne die Tänzer in komplizierte Arrangements zu verstricken. Allerdings auch kein Stumpfes Ceilidh-Band 1,2,1,2. Man merkt, die von dem schottischen Ausnahme Concertinaspieler Simon Thoumire produzierte Platte läßt sich nicht so einfach kategorisieren. ich könnte mir gut vorstellen, daß diese Band live ein beeindruckendes Erlebnis ist, auch wenn sicherlich kein Haar trocken bleibt bei der ganzen Tanzerei.
Tartan Tapes: Tel.+17 Redford Drive, Edingburgh EH13 0BL Scotland, Tel.: +44 131441 3135
Rolf Wagels


Various "Heat the Hoose"
Label: Tartan Tapes; CDTT 1004; Spielzeit: 46.06 min
Noch eine äußerst erfreuliche Veröffentlichung aus dem Hause Tartan Tapes, die genauso wie die an anderer Stelle erwähnte Scheibe von Simon Thoumire produziert wurde. Bei dieser CD handelt es sich um Live-Mitschnitte von Fiddle '97, dem zweiten Festival der schottischen Fiddle, das im November 1997 in Edingburgh stattfand. Die CD liefert einen hervorragenden Querschnitt nicht nur der Musik des schottischen Mainlands, sondern auch die verwandte Fiddle Musik aus Donegal, Nova Scotia und den Shetland Inseln ist zu hören. Vertreten werden die einzelnen Regionen durch wahre Meister Ihres Faches: Altmeister Alasdair Fraser (mit Ausnahmegittarist Tony McManus), Aiden O'Rourke, Deaf Shepherd Geigerin Clare McLaughlin und andere jüngere, noch (!) nicht so bekannte Namen vertreten die Farben Schottlands, aus Irland kommt Connaillaigh, eine Formation hinter der sich keine geringeren als ex-Altan Fiddler Paul O'Shaughnessy, Liz Doherty (ex Nomos), sowie Caoimhin MacAoidh und Roisin & Damien Harrigan, allesamt hoch angesehen Fiddlegrößen, verbergen.
Einziger kleiner Haken: Da alles live aufgenommen wurde, ist die Soundqualität nicht immer optimal, aber das wird durch die gebotene Musik allemal entschädigt.
Und was für eine herrliche Musik da geboten wird. Pure traditionelle schottische, irische (etc.) Musik, immer sehr sparsam begleitet, und trotzdem so kraftsprozend, wie man es sich nur wünscht. Wozu brauche ich Schlagzeug und Bass, wenn in den Tunes selber doch alles drin steckt...ich gerate ins Schwärmen, aber diese CD ist auch eine der schönsten, die mir in letzter Zeit untergekommen ist. Nicht nur was für Fiddle-Freaks (für die sowieso ein Muß), sondern auch gut um in den 'Pure Drop' reinzuhören und dort hängenzubleiben......
Tartan Tapes: Tel.+17 Redford Drive, Edingburgh EH13 0BL Scotland, Tel.: +44 131441 3135
Rolf Wagels


Tara "Reeds, Strings, Skins"
Label: Black Rat Management ; CDTARA001; Spielzeit: 60.43 min
Aus England stammen die drei Herren der Gruppe Tara, und zwar sind dies: Paul Collins-Uillean Pipes, Highland Pipes und Whistles, Malcolm Britton-Vocals, Guitar und Mandocello und Ian Gibbon: Bodhran, African drums und Percussion. Sie bieten auf ihrer ersten CD 6 Songs und 7 Tune-Sets, wobei von den Songs vier sogar selbst verfaßt sind. Und hier liegen auch Stärken der Band: Die Songs sind gut eingängig und angenehm arrangiert. Anklänge an amerikanische Songwriter oder Christy moore sind hier keineswegs störend. Die Sets hingegen sind in einigen Bereichen durchaus verbesserungwürdig: Weniger Hast, dafür mehr Genauigkeit und etwas weniger Percussion, die den Tune manchmal sehr zurückdrängt, statt ihm zu folgen, würden der Aufnahme sehr gut tun. Das Paul Collins durchaus ein guter Musiker ist, beweißt er beiden ruhigeren Stücken wie z.B. "Path through the wood".
Ein Erstlingwerk mit einigen guten Ansätzen, aber auch einigen Schwächen.
Black Rat Management, Tel.+44 1594 860293, P.O. Box 5 Lydbrook, GL17 9QC UK
Rolf Wagels


The Scottish Folk Festival '99
Label: Fenn Music; FMS2082; Spielzeit: 66.53 min
Es ist immer eine Freude, Sampler in die Hände zu kriegen, auf denen die eigenen Lieblingsbands die Hauptrolle spielen. In diesem Fall ist diese Freude sogar doppelt groß - denn der Sampler gehört zur Scottish Folk Festival Tour in Deutschland, und somit verheißt er gleichzeitig die große Freude, diese hervorragenden Bands auch mal im eigenen Lande sehen zu können.
Um welche Bands geht es? Da ist die exzellente Trad Band Deaf Shepherd, die mitreißenden Shooglenifty, deren Instrumentalmusik man vielleicht als 'clubby Scottish trad Dance' bezeichnen könnte, der hervorragende Songwriter Jim Malcolm und das Duo Bachue Cafe, das mit Harfe/Gesang und Gitarre/Piano und jazzig angehauchtem Scottish Folk bezaubern.
Wer von allen diesen Gruppen noch nichts gehört hat, sollte sich schnell informieren - denn sonst verpasst er noch im Januar/Februar einen der besten Einblicke in die junge schottische Folkszene!
Homepage des Scottish Folk Festival
Christian Moll


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 12/98

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