FolkWorld #64 11/2017
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Bluegrass Jamboree

Northern Lights

Bluegrass Jamboree! - 9. Festival of Bluegrass and Americana Music on Tour, 21. Nov. - 16. Dez. 2017.

Artist Video Bluegrass Jamboree
@ FROG


www.bluegrassjamboree.de

Die neunte Bluegrass Jamboree Tour, unterwegs im mittlerweile legendären „Banjo Bus“, steht unter dem Motto „Northern Lights“. Bluegrass Impresario Rainer Zellner präsentiert auch 2017 drei musikalische Highlights aus dem Nordosten der USA und Canada, die hierzulande so noch nicht zu sehen waren. Auch dort im Norden hat sich eine Bluegrass- und Americana Szene etabliert, aus der wegweisende Impulse zur Weiterentwicklung der Genres zu spüren sind. Immer mehr junge Musiker außerhalb der konservativen Südstaaten finden Gefallen am authentischen Klang hochwertiger akustischer Instrumente, die nur mit meisterhafter Technik den speziellen Klanggenuss versprechen - Knopfdruck allein genügt hier nicht.

Zum ersten Mal in der Jamboree-Geschichte eröffnet mit den drei Frauen von „Lula Wiles“ aus Boston ein Trio den Reigen. Sie verweben modernes Americana-Songwriting, traditionelle akustische Instrumente und kreative musikalische Ideen zu einem intensiven und gefühlvollen neuen Klang. Auf den musikalischen Tanzboden ruft das zweite Trio des Abends, die „Lonesome Ace String Band“ aus Toronto. Die drei Männer sind erfahrene Haudegen der archaischen Oldtime-Music und verwandeln mit Leichtigkeit ehrwürdige Konzertsäle in musikalische Hillbilly-Heuschober im Stil der 40er Jahre.

Lula Wiles

Isa Burke: Ge­sang, Geige,
Ellie Buck­land: Ge­sang, Geige, Gi­tar­re
Mali Obom­sa­win: Ge­sang, Kon­tra­bass

Artist Video
www.lulawiles.com

Komplex, modern, virtuos und süchtig machende Stimmen - die „Lonely Heartstring Band“ aus Boston steht in den USA mit ihrem Contemporary Bluegrass vor einer großen Karriere. Selten hat man eine Band gehört, die mit dieser opulenten Eleganz die Verbindung von Bill Monroe über die Beatles zum angesagten Folk-Pop der Charts schafft. Traditionell stürmen am Schluss beim Bluegrass Jamboree alle Künstler noch einmal die Bühne zum gemeinsamen rauschenden Festival Finale, dem letzten Höhepunkt dieses in Europa einmaligen Musik-Ereignisses.

Lula Wiles - Americana Harmony

Gi­tar­re, Geige, Kon­tra­bass und drei ele­gant in­ein­an­der ver­schlun­ge­ne Frau­en-Stim­men, mehr be­darf es nicht, um mit ei­ge­nen Songs die Ame­ri­ca­na und Folk Mu­sik­welt im Nor­den der USA auf­zu­mi­schen. Dabei sind sie weit weg von den Ur­sprün­gen der Coun­try-Mu­sik des Süd­os­tens auf­ge­wach­sen - nicht eine Spur Hill­bil­ly-Gen fin­det sich in ihren Bio­gra­phi­en. Luf­tig leicht ver­schmel­zen sie die Über­gän­ge von pro­gres­si­vem städ­ti­schem Songwri­ting, akus­ti­schem Ame­ri­ca­na und ar­chai­scher Ap­pa­la­chen-Klangäs­teh­tik.

Lula Wiles ge­hö­ren zu den Trend­set­tern, die der­zeit mit akus­ti­scher Roots-Mu­sik den Main­stream-Mu­sik­markt un­ter­wan­dern und mor­gen schon die Stars eines blü­hen­den neuen Sounds sein kön­nen. Die drei Frau­en tra­fen sich zum ers­ten Mal im frü­hen Tee­na­ge­r­al­ter auf Folk-Fidd­le Camps ihrer Hei­mat im Nord­os­ten der USA. Dort tauch­ten sie in die Kraft der Old­ti­me-Mu­sik ein und ver­fei­ner­ten in Bos­ton an der Ber­klee School of Music ihr mu­si­ka­li­sches Hand­werk. Über all die­sen Ak­ti­vi­tä­ten stan­den immer die un­zäh­li­gen Stun­den, in denen sie ihr Mar­ken­zei­chen, die tief be­rüh­ren­den Ge­sangs­har­mo­ni­en ihrer selbst­ge­schrie­be­nen Songs ent­wi­ckel­ten. Kon­se­quent er­folg­te 2014 die Grün­dung, 2016 das erste Album, und 2017 be­reits die erste Eu­ro­pa­tour mit dem Blu­e­grass Jam­bo­ree - Lula Wiles ist nicht mehr auf­zu­hal­ten!

Songwri­te­rin, Gei­ge­rin und Sän­ge­rin Isa Burke re­bel­lier­te erst ein­mal gegen ihre Folk-Mu­sik lie­ben­den El­tern und lern­te E-Gi­tar­re bevor sie dem Char­me von Fidd­le und Banjo in der an­ge­sag­ten Szene Bos­tons erlag. Ihre Songs leben von über­ra­schen­den Mo­men­ten, hier eine Text­zei­le, dort ein Rhyth­mus, ein Ak­kord­wech­sel die einen ir­ri­tie­ren oder Gän­se­haut her­vor­ru­fen.

Eleanor Buck­land singt, schreibt und spielt in der vier­ten Ge­ne­ra­ti­on. Sin­gen konn­te sie bevor sie lau­fen konn­te und ihre erste Geige ver­lang­te sie mit fünf Jah­ren. Ihre Songs sind mutig und ver­bin­den groß­städ­ti­schen Blick mit den ewi­gen Wahr­hei­ten und Weis­hei­ten der Folk Songs.

Lonesome Ace Stringband

Chris Coole: 5-string Banjo, Ge­sang
Max Hei­ne­mann: Kon­tra­bass, Ge­sang
John Show­man: Geige, Ge­sang

Artist Video
www.lonesomeace.com

Mali Obom­sa­win am Kon­tra­bass ist Toch­ter eines Jazz Mu­si­kers. Zu­hau­se wurde sie mit gro­ßer mu­si­ka­li­scher Viel­falt er­zo­gen und erkor bald den Bass als ihr In­stru­ment. Be­frei­ung von engen Struk­tu­ren in Musik, Spra­che und Ge­dan­ken kenn­zeich­nen ihre künst­le­ri­sche Ar­beit.

Lonesome Ace Stringband - Pure Oldtime Power

Kraft­vol­le Old­ti­me Music, wie sie selbst im tie­fen Süden der USA nicht bes­ser zu fin­den ist: Die Lo­neso­me Ace String­band aus To­ron­to bringt den Old­ti­me, die ek­sta­ti­sche und rein akus­ti­sche Vor­form der Blu­e­grass Music, ohne Kom­pro­mis­se in die Clubs und Kon­zert­hal­len von heute.

An­ge­feu­ert vom gna­den­los tanz­ba­ren Kon­tra­bass-Rhyth­mus Max Hei­ne­manns paa­ren sich das au­then­tisch per­kus­si­ve Clawham­mer-Ban­jo von Chris Coole und die un­wi­der­steh­lich re­lax­te Geige John Show­mans zu einer hin­rei­ßen­den Mi­schung. Hier re­giert mit der Kraft der puren Me­lo­die das, was Folk Music über­all auf der Welt so be­liebt macht: Wilde, tran­ce­ar­ti­ge Fidd­le/Banjo Tunes, die selbst dem lahms­ten Tän­zer Beine ma­chen, er­grei­fen­de Songs und drei über­aus ker­ni­ge und vir­tuo­se Typen auf der Bühne, deren Le­bens­er­fah­rung in jeder Note spür­bar ist.

In Ka­na­da sind die „Asse“ Le­gen­den, gel­ten vie­len sogar als die wich­tigs­ten Künst­ler ihrer Musik. Das eu­ro­päi­sche Pu­bli­kum be­ju­bel­te sie be­reits beim Blu­e­grass Jam­bo­ree 2013 als Teil der Foggy Hog­town Boys. Nun kom­men die Aces in ihrer „Hard­core“ Va­ri­an­te zu­rück auf un­se­re Büh­nen. Ihr zwei­tes Album ern­te­te jede Menge Lo­bes­hym­nen und wird dem eu­ro­päi­schen Pu­bli­kum ex­klu­siv auf der Jam­bo­ree Tour vor­ge­stellt.

Chris Coole spielt das 5-string Banjo im Clawham­mer Stil, nicht ge­zupft, son­dern raf­fi­niert ge­schla­gen. Er hat un­zäh­li­gen Mu­si­kern da­heim in Ka­na­da und in den USA diese ar­chai­sche Spiel­wei­se näher ge­bracht und auf­ge­wer­tet. Seine Kar­rie­re be­gann als Stra­ßen­mu­si­ker - eine Zeit der Be­geg­nung und Er­fah­rung, die für ihn wich­ti­ger war als jede mu­si­ka­li­sche Bil­dung. Sein ex­plo­si­ves Spiel ist kom­plex, gleich­zei­tig me­lo­disch und rhyth­misch und zeigt, dass im Banjo auch eine Trom­mel steckt.

John Show­man spielt seit dem sechs­ten Le­bens­jahr Geige. Alle an­de­ren In­stru­men­te in der Mu­sik­schu­le waren ver­ge­ben. Ein Glück für die vie­len Fans, die sei­ner Musik mitt­ler­wei­le ver­fal­len sind. Nach vie­len Jah­ren klas­si­scher Musik legte er die Geige bei­sei­te und stu­dier­te Kunst. Erst eine ver­rück­te Old­ti­me Schall­plat­te führ­te ihn zu­rück, öff­ne­te eine neue Rich­tung. Show­man ist ein cha­ris­ma­ti­scher Per­for­mer, der allen sei­nen Grup­pen einen star­ken Stem­pel auf­drückt. Kürz­lich war er mit sei­nem ro­cki­gen Al­ter­na­ti­ve Coun­try En­sem­ble „New Coun­try Rehab“ auch in Eu­ro­pa un­ter­wegs um seine Wei­ter­ent­wick­lung des Gen­res „Coun­try“ zu prä­sen­tie­ren.

Lonely Heartstring Band

Ge­or­ge Cle­ments: Ge­sang, Gi­tar­re
Pa­trick M’Go­nig­le: Ge­sang, Geige
Matt Wit­ler: Man­do­li­ne
Gabe Hir­sh­feld: 5-string Banjo
Charles Cle­ments: Ge­sang, Kon­tra­bass

Artist Video
www.lonelyheartstringband.com

Kon­tra­bas­sist Max Hei­neman tour­te jah­re­lang mit sei­ner Fa­mi­lie und spiel­te nichts an­de­res als Jazz. Bis er ein­mal zu­fäl­lig in eine stun­den­lan­ge Old­ti­me Jam Ses­si­on ge­riet und von der ma­gi­schen Stim­mung, der Ver­bin­dung von Mu­si­kern, Tän­zern, Raum und Zeit hin­ge­ris­sen war. Seit­dem ist Hei­neman viel­ge­frag­ter Haupt­be­stand­teil der akus­ti­schen Roots-Mu­sik­sze­ne sei­ner Hei­mat­stadt To­ron­to. In sei­ner un­wi­der­steh­li­chen und ganz ei­ge­ne Stim­me spie­geln sich seine Vor­bil­der, die He­ro­en der gol­de­nen, wil­den Zei­ten der Musik der Ap­pa­la­chen-Hill­bil­lies.

Lonely Heartstring Band - Contemporary Bluegrass

Es be­gann alles als ein Par­ty-Spaß: Am Schwar­zen Brett am Mu­sik-Col­le­ge in Bos­ton wur­den Mu­si­ker ge­sucht, um Beat­les-Lie­der in Blu­e­grass-Art auf einem Ge­burts­tag zu spie­len. Dar­aus wurde in we­ni­gen Jah­ren eine Band, die viele als Boten eines neuen, am Mu­sik-Main­stream ori­en­tier­ten Ab­le­gers der guten alten Blu­e­grass Musik sehen. Die fünf Bos­to­ner neh­men die kom­plet­te In­stru­men­tie­rung und Spiel­tech­nik einer tra­di­tio­nel­ler Blu­e­grass Band und er­wei­tern sie zu viel­schich­ti­gen Har­mo­ni­en und kom­ple­xen Rhyth­men.

Sie ser­vie­ren das Ganze mit charts-taug­li­chem Solo- und Chor­ge­sang ir­gend­wo zwi­schen Bill Mon­roe, den Beat­les und den mo­der­nen sanf­ten Pop-Folk Boys. Ein schwie­ri­ger Spa­gat, den man nur mit Stil­si­cher­heit schafft: Jazz und Klas­sik stu­die­ren, in den Scheu­nen des tie­fen Süden die Magie des au­then­ti­schen Blu­e­grass auf­sau­gen und im Tour­nee­bus die ak­tu­el­len Pop-Klän­ge auf dem Smart­pho­ne er­kun­den. Die in­ter­na­tio­na­le Blu­e­grass Ge­mein­de ver­lieh den „He­arts­trings“ 2015 den IBMA Mo­men­tum Award und das le­gen­dä­re Label Roun­der (u.a. Ali­son Krauss) ver­öf­f­ent­lich­te kürz­lich ihr De­bu­tal­bum.

Lead-Sän­ger und Gi­tar­rist Ge­or­ge Cle­ments kommt aus Bos­ton. Er star­te­te als Zehn­jäh­ri­ger mit Gi­tar­re und den ers­ten Songs und er­wei­ter­te sein Re­per­toire am Col­le­ge bald über Jazz und Klas­sik hin zum Pop. Den­noch ist Folk-Mu­sik seine erste Pas­si­on ge­blie­ben. Sein atem­be­rau­ben­der Ge­sang lässt so ziem­lich alle da­hin­schmel­zen. Von sei­nem Job bei den ehr­wür­di­gen Bos­to­ner Sym­pho­ni­kern muss sich sein Bru­der Charles Cle­ments immer mehr ab­set­zen, um am Kon­tra­bass sei­ner heim­li­chen Ob­ses­si­on Folk und Blu­e­grass Raum geben zu kön­nen. Die Freun­de vir­tuo­ser Man­do­li­nen­klän­ge wer­den Matt Wit­ler aus Ka­li­for­ni­en be­geis­tert ap­plau­die­ren. 2012 ge­wann er beim pres­ti­ge­träch­ti­gen Rocky Grass Fes­ti­val nicht nur den Wett­be­werb auf der Man­do­li­ne, son­dern gleich auch noch als Flat­pi­cking Gi­tar­rist. Seit­dem ma­chen Lo­bes­hym­nen vom „Wun­der­kind“ die Runde in der Szene.

Pa­trick M’Go­nig­le stu­dier­te erst ein­mal zehn Jahre klas­si­sche Geige, um dann auf Rei­sen die Welt­mu­sik zu ent­de­cken und sein Herz an Blu­e­grass zu ver­lie­ren. Gabe Hirsch­felds stoi­sches Spiel auf dem 5string Banjo ist in der Earl Scruggs Schu­le be­grün­det und hält die Ver­bin­dung zum ori­gi­na­len Blu­e­grass Sound auf­recht. Mitt­ler­wei­le hat er aber sei­nen ganz per­sön­li­chen, in­no­va­ti­ven und span­nen­den Stil ge­fun­den, der die Klang­welt des Ban­jos angst­frei wei­ter aus­lo­tet und in die Zu­kunft trans­for­miert.


Photo Credits: (1) Bluegrass Jamboree (Logo), (2) Lula Wiles, (3) Lonesome Ace Stringband, (4) Lonely Heartstring Band (by Music Contact).


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