FolkWorld #60 07/2016

CD & DVD Reviews

Dave Peabody "Right Now Blues"
Blind Lemon Records, 2015

Eine weitere Aufnahme aus dem Hause des renommierten deutschen Blueslabes Blind Lemon Records, stammt vom britischen Folkurgestein Dave Peabody. Peabody ist seit den späten sechziger Jahren aktiv. Sein Album "Right Now Blues" ist eine Sammlung kantiger Songs aus verschiedenen Zeiten, alle orientiert am One-Man-Blues, erzählend und von zurückhaltender Gitarrenbegleitung geprägt. Bei einigen Liedern, die sowohl gecovert, wie selbstersonnen sind, hat er sich die Violinistin Regina Mudrich hinzugeholt, die das ganze Projekt etwas auffrischt. Das Album ist ein souveränes Stück Blues der alten Schule.
© Karsten Rube


Ganef "Straßenköter"
Sturm und Klang, 2015

www.ganef.de

Songschreiber und Gitarrist Ganef stammt aus Odessa und lebt seit 1993 in Berlin. Ganef heißt wohl übersetzt "Gauner, Ganove, Dieb". Er und sein Alterego, "Der Straßenköter", wie er auch sein Album nennt, sehen sich selbst als Unterweltpoeten der Liederszene. Musikalisch vielseitig sind seine Lieder. Die russische Leidenschaft für Bossa Nova kommt sicher von der Liebe zur Melancholie und das Ganef Jude ist, was er stolz, aber auch mit einer gewissen Ironie in dem Lied "Ich bin ein Jude" in die Welt posaunt, mag die Melancholie noch bestärken. Ganef eckt an, durch Texte, die holprig klingen mögen, da er mit russischen Akzent singt, die aber aus einer gezielten Alltagspoesie bestehen. Exakt beobachtet der Straßenköter das Treiben um sich herum, unbeachtet und verachtet, kann er es sich erlauben, ohne Regularien zu leben und zu erzählen. Er streunt durch Berlin, seiner selbsternannten Heimat, philosophiert und provoziert. Ein bisschen zu oft benutzt er den Vergleich mit dem einsamen Wolf. Ganef gehört sicher nicht zu den Sympathiefiguren der Liederszene, aber er ist unverfroren direkt und besitzt eine Straßenweisheit, das beim Hören seiner Lieder manch akademischen Liedermacher das Reimlexikon aus der Hand fallen dürfte.
© Karsten Rube


Garric "Cercaires d'Oc"
L'Autre Distribution, 2015

www.garric.org

"Garric" bedeutet in der occitanischen Sprache "Eiche". Die Eiche ist ein hartnäckiger und widerstandsfähiger Baum, der Jahrhunderte überdauern kann. Genauso ist es mit der Sprache. Das Okzitanische hatte seine Blüte im Mittelalter, doch bis heute wird es in der Provence, dem Languedoc und im westlichen Italien gesprochen. Garric, eine Band aus Südfrankreich, greift zu seiner alten traditionelle Landessprache und spielt auf ihrem Debütalbum "Cerdaires d'Oc" Folkmusik mit leichten Anspielungen an das Chanson. Das alles, ohne sich stilistisch festzulegen. Sie haben wie Goldgräber in Sprache und musikalischen Fundus des Landes gesucht und ein paar kleine Schätze geborgen, die sie geschliffen, poliert und nun der Öffentlichkeit zugänglich gemacht haben. "Cercaires d'Oc" ist eine imposante Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart.
© Karsten Rube


Giora Feidman & Rastrelli Cello Quartett "Klezmer Bridges"
Pianissimo Musik GmbH, 2015

www.giorafeidman-online.com
www.rastrelli.de

Der 80-jährige Klezmerklarinettist Giora Feidman wird Gottseidank nicht müde, immer weitere kulturelle Brücken zu schlagen und der Klezmermusik, der Musik der Juden, zu der selbstverständlichen Anerkennung zu verhelfen, die seinem Volk bis heute noch immer nur unter allerhand Verrenkungen zuerkannt wird. Selbstverständlicher und respektvoller Umgang miteinander ist eine Maxime, die Feidman in seinem musikalischen Schaffen ein Leben lang gepflegt hat. Ob er den Klezmer in seiner reinen Form darbot oder immer wieder mit stilistischen Verbindungen spielte, wie mit Tango, Klassik oder Jazz, Feidman blieb gern ein Brückenpfeiler, der mit seiner unverwechselbaren Art des Klarinettenspiels musikalische Bauwerke stützte und es bis heute immer noch tut. Sein aktuelles Projekt verbindet ihn mit dem Rastrelli Cello Quartett und nennt sich schlicht "Klezmer Bridges". Die vier russischen Cellisten und Feidman kennen sich seit Jahren und ebenso wie der Klarinettist, werden die Cellisten nicht müde, weit über die ihre stilistische Grundausbildung hinauszufliegen und in ihrem Fall, die Klassik als Startbahn für musikalische Kontinentalflüge zu nutzen. "Klezmer Bridges" ist eine musikalische Weltreise. Hier reichen keine einfachen Brücken mehr, für die Distanzen, die die fünf Musiker bewältigen. Klezmer und Klassik bieten eine gute Grundlage für weitere Betätigungsfelder. So kommt man gemeinsam über Carl Orffs "Carmina Burana" zu Mikis Theodorakis‘ "Kaimos", Antonio Carlos Jobims "One Note Samba" und John Lennons "When I'm Sixtyfour". Amerikanische Spirituals hören wir genauso im Kontext zwischen Klezmer, Klassik und Folk, wie Freilach. Über allem schwebt die Botschaft, des ebenfalls wunderbar schmelzend interpretierten Songs: "What a wonderful World". Eine Botschaft, die man mit Feidmans Musik im Ohr nur bestätigen kann.
© Karsten Rube


A Presença das Formigas "Pe de Vento"
Broken Silence, 2014

English CD Review

www.apresencadasformigas.com

Mitreißender Folk aus Portugal, der zum Tanzen einlädt, kann man von der Gruppe A Presença das Formigas hören. Ihr zweites Album "Pe de Vento" belebt die portugiesische Folkszene mit frischem Wind. So farbenfroh, wie sich das Cover mit seinem in Comicstil gehaltenen Gestaltung gibt, ist auch die Musik, die immer wieder die Grenzen zwischen traditioneller portugiesischer Musik und progressiver Weltmusik durchstößt. Populäre Songs, jazzig angehauchte Instrumentierung und schöne, sinnlichen Gesangspartien machen das Album zu Portugals derzeit frischester Weltmusikempfehlung. Die Band, die seit sieben Jahren besteht, hat ihrem sechsköpfigen Stamm eine große Anzahl Gastmusiker hinzugefügt. Neben den bandeigenen Instrumenten, wie Guitarra Portuguesa, Violine, Akkordeon, Kontrabass und der Stimme von Sara Vidal, werden von den Gästen Piano, Vibrafone und E-Gitarre hinzu gefügt. Der spanische Sänger Luis Pastor konnte ebenfalls gewonnen werden. Mit ihrem Album "Pe de Vento" haben die Musiker der portugiesischen Band bewiesen, dass sich in der Folkszenen auch immer wieder neue Musik aus alten Klangmustern entwickeln kann.
© Karsten Rube


Afro Celt Sound System "The Source"
ECC Records, 2016

English CD Review

www.afroceltsoundsystem.org.uk

Wenn man vom Afro Celt Sound System spricht, ist man schnell geneigt Superlative zu formulieren, vereint diese Superband doch zahlreiche Musiker, die zu den Besten ihres jeweiligen Genres zählen. 1995 platzten sie mit einer Debüt-CD in die Musikwelt, die selbst für die damals bereits sehr rührige Weltmusikszene eine Nummer zu heiß war. Ihre Fusion aus Celticmusic, indischen Einflüssen, die sie vor allem in London eingefangen haben, Elektrobeats und afrikanischer Popmusik macht es auch heute noch den Musikpuristen nicht leicht, eine ordentliche Einordnung zu finden. Mit dem Hintern wackeln die Puristen beim Konzert trotzdem. Simon Emmerson, Mastermind des Soundsystems hat nun seine viel beschäftigten Musiker wieder zusammengetrommelt und das erste Studio-Album nach zehn Jahren eingespielt. "The Source" beginnt verhalten und trommelt sich allmählich in Rage. Keltisch will die Fiddle den westlichen Standard halten. Johnny Kalsi hält schnell mit der indischen Dhol dagegen, N'Faly Kouyaté geht mit Kora und Djeme zu Werke und Davy Spillane dreht mit Uillean Pipe noch mal an der keltischen Uhr. Harfenklänge entführen in die verträumten Zwischenweiten keltischer Mystik, wie in "Where two Rivers Meet". Emmerson begleitet dezent mit Gitarre und eine Flöte hilft dabei, ins Wolkige abzuheben. Abheben kann man mit "Dessert Billy", ein Song so scharf, wie ein indisches Currygericht in einem Londoner Bistro. Hier geht es mit Dholspieler Kalsi richtig durch und Emmersons Gitarre tut ein Übriges. Unter den vielen Gästen auf diesem Album finden sich auch Mitglieder der englischen Folkband Shooglenifty.[58] "The Source" ist ein Album, das sicher nicht für gemütliche Stunden am Kamin gedacht ist. Es ist eine hervorragende Soundmischung und in ihrer brillanten Abmischung und kulturellen Verbindung so etwas, wie die perfekte Weltmusik.
© Karsten Rube


Kapela Maliszów "Mazurki Niepojete"
Karrot Kommando, 2015

Artist Video

www.kapelamaliszow.com

Die Kapela Maliszów wurde von John Malisz in den polnischen Beskiden gegründet. Er überredete seine Kinder dazu, bei der Pflege der Heimatmusik ihren Teil beizutragen. Die polnischen Highländer aus dem Grenzgebiet zwischen Polen, Tschechien und der Ukraine haben auf ihrer CD "Mazurki Niepojete" Musik ihrer Vorfahren zusammengetragen und geben sie auf sehr traditionelle Weise wieder. Dazu gehört auch die Pflege und Wiederbelebung einiger Instrumente, die man nur in dieser Region hört. In ihrer Heimat spielen sie traditionell zum Tanz auf. Auf Weltmusikfestivals begeistern sie ein hörerfahrenes Publikum. Das vorliegende Album ist zu allererst der Traditionspflege verpflichtet und zeigt uns die Beskiden im Tanzgewand.
© Karsten Rube


Mec Yek "Super Diver City"
Broken Silence, 2015

Artist Video

www.choux.net

Balkan-Folk Made in Belgien ist heute nichts Außergewöhnliches mehr. Balkanmusik hat sich in den letzten dreißig Jahren in alle Ecken Europas und darüber hinaus ausgebreitet. In Belgien gibt es einige Formationen, die sich diesem Stil verschrieben haben. Der Sänger und Akkordeonist Piet Maris, der sich mit seiner Band Jaune Toujours[52] bereits einen Namen gemacht hat, geht mit seinem zweiten Standbein, der Band Mec Yek auf Stilfang. Balkanmusik trifft auf dem Album "Super Diver City" auf Reggae- und Jazzeinflüsse, Pop und Klezmer begegnen sich hier ebenfalls. Im Zentrum der Lieder stehen die Stimmen der beiden aus der Slowakei stammenden Sängerinnen Katja und Mielka Pohlodkova, die den Kompositionen die nötige Gipsywürze beifügen.
© Karsten Rube


Lorcán Mac Mathúna "The Arrows that Murder Sleep"
Eigenverlag, 2016

Artist Video

www.lorcanmacmathuna.com

Irische Musik wird meist an fröhlichen Reels und Stepptanz festgemacht. Die tiefer gehenden Traditionen der irischen Kultur liegen allerdings, wie so oft, im Lied und der Erzählung. Lorcán Mac Mathúna wandelt auf den Spuren des Sean-nós-Gesangs. Sean-nós (der alte Stil) ist ein ornamentreicher, unbegleiteter Gesang in gälischer Sprache. Mathúna versetzt diesen Gesang auf seinem Album"The Arrows that Murder Sleep" mit unterschwelliger Begleitung aus Orgel und Synthesizer. Die mystische Stimmung wird damit eher untermalt, als zerstört. Die Lieder, die bei Totenwachen und Hochzeiten gesungen wurden, brauchen ein aufmerksames Publikum. Lorcán Mac Mathúna bewahrt in seinem Album mit einer herausragenden Stimme und wunderschönen dezenten Arrangements das Gedächtnis der irischen Kultur.
© Karsten Rube


James McArthur and the Head Gardeners "Strange Readings from the Weather Station"
Moorland Records, 2015

www.jamesmcarthurmusic.co.uk

Der Titel des zweiten Albums von James McArthur ist so bedeutsam, wie wahr. "Seltsame Messwerte der Wetterstation" heißt es. Wie oft steht man im Regen, während die Wetter-App Sonnenschein offenbart. McArthurs spielt auf dem Album mit Wetterphänomenen. "Heavy Weather" ist ein Song, der wie ein Spätsommerabend daherkommt und unterschwellig mit Gewitter droht. "Auch "The Day it rained forever" thematisiert das britischen Wetter. Die CD, die der Folksänger James McArthur mit wunderbar plätschernden Arrangements gestaltet hat, wirkt wie ein erholsamer Aufenthalt auf dem Land, bei Cider und friedliebenden Schäfchenwolken und dem Wissen, dass es so nicht bleiben wird.
© Karsten Rube


Les Musiciens de Saint-Julien "The High Road to Kilkenny"
Alpha Classics, 2015

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www.lesmusiciensdesaintjulien.fr

Dirigent François Lazarevitch (Querflöten, Tin Whistle, Dudelsäcke) widmet sich auf seinem aktuellen Album der Gälischen Lieder und Tänze des 17. und 18. Jahrhunderts, dank seiner ausgiebigen Recherchen und der hervorragenden Musiker präsentiert er ein Werk, das wohl mit den Klassikern vergleichbar ist. Die Musiker sind David Greenberg an den Violinen, Lucile Boulanger an der Bass Viola, Bruno Helstroffer an Theorbe und Cister, Marie Bournisien an der Harfe und Bill Taylor an der gälischen Harfe, der meisterhafte Gesang stammt vom Tenor Robert Getchell.
Das Ensemble präsentiert sieben ausschließlich Gälisch gesungene Lieder, darunter Kompositionen für die Oberschicht von Turlough O’Carolan, den Brüdern Thomas und William Conellan und David Murphy, aber auch traditionelle Liebes- und Wiegelieder. Die elf Instrumentalstücke sind zum Großteil traditionellen Ursprungs, doch auch hier spielen sie Stücke von O’Carolan, John Peacock oder James Oswald.
Die Arrangements sind atemberaubend und das Zusammenspiel perfekt, obwohl die Rhythmen und Melodien unverkennbar Irisch sind, klingen die Interpretationen eher nach klassischer Kammermusik. Die musikalische Qualität und Virtuosität ist den meisten Interpreten Irisch-Gälischer Musik weit überlegen, doch vermisse ich den „schmutzigen“ Klang der Fiddle und das Improvisieren, das ja den Irish Folk ausmacht.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Kolar, Sulzer, Havlicek "Mach dir nix draus!"
non food factory, 2016

Artist Video

www.peterhavlicek.at
www.robertkolar.com

Nach seinen letzten Projekten, bei denen der Wiener Kontragitarrist und Komponist Peter Havlicek Wiener Schrammeln und Jazz zu einem interessanten Mix vereint hat[51] und gemeinsam mit Karl Hodina dessen 80. Geburtstag mit einem Album gefeiert hat,[58] hat er sich nun mit dem Schauspieler, Kabarettist, Sänger und Autor Robert Kolar und dem Akkordeonisten und Sänger Robert Sulzer zusammengetan um uns mit dem Wiener Humor der letzten zwei Jahrhunderte in bester Brettl-Tradition den Mund wässrig zu machen.
Die drei Herren singen den traditionellen Walzer „‘S is ka Fuchs, ‚‘s is ka Has“, das sich auf die Unsitte bezieht falschen Hasen zu servieren. Das Titellied ist ein Couplet von Louis Taufstein und Otto Reutter vom Anfang des 20. Jahrhundert und das Wienerlied „I muass an Doppelgänger habn…“ (Hans Haller/Fritz Spielmann/Stefan Weiss) strotzt vor Humor. Zwischendurch kann sich das Zwerchfell bei instrumentalen Stücken wie den traditionellen „Schwoaz Franzl Marsch“ erholen und Sulzer und Havlicek zeigen ihr Können. Der Ursprung der Liebe des Wieners zum Kabarett liegt wahrscheinlich bei Johann Nestroy, der bereits im 19. Jahrhundert mit seinen heiter satirischen Stücken das Publikum zum Lachen brachte, von ihm hören wir „Man glaubt grad, man sinkt in die Erd“. Sie singen auch einen Wiener Blues aus eigener Produktion, „Ois do“ (Kolar/Havlicek), und brillieren dabei mit virtuosem Spiel. Wer Didi Hallervordens Kuh Elsa kennt wird sofort daran denken, wenn er „Alles in Ordnung“ von Max Rosenbräuer und Hans Weiner-Dillmann hört. Selbstverständlich wurde auch ein typisches Heurigenlied ins Programm aufgenommen, „Ja, wenn der Regen lauter Gumpoldskirchner wär“ (Karl Pollach/Karl Föderl). Erstmals stößt bei den traditionellen „Heurigenstanzln“ auch der gelernte Koch und unterdessen bekannte Operettenschauspieler Willi Narowetz dazu.
Die drei Projekte, die zwischen 2013 und 2016 entstanden sind, sind nur ein Ausschnitt aus dem Werk des vielseitigen Wiener Musikers Peter Havlicek, eines steht aber meist im Mittelpunkt, seine Heimatstadt.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Simon Hudson Band "Earthman"
Songs & Whispers, 2015

www.simonhudson.com.au

Der australische Singer/Songwriter Simon Hudson (Gitarren, Gesang, Djembe, Perkussion, Synthesizer) hat gemeinsam mit seiner Band, Oscar Poncell (E-Gitarre, Perkussion), Andrew Arnold (Keyboards), Tom Krieg (Bass) und Geoffrey Worsnop (Drums), sein Debütalbum mit zehn Originalsongs veröffentlicht. Für die Aufnahmen hat er eine Reihe von Gastmusikern eingeladen.
Andrew „Westy“ West spielt den Bass bei „Do me a favour“, ein melodiöser Popsong mit jazzig souligem Flair, Omid Shayan am Tenor Saxophon und Paris Gadsden an der Posaune sorgen für Akzente und Hudson begeistert mit tollem Gesang. Poncell erzeugt mit Congas, Bongos und Glocke den leichtfüßigen Rhythmus bei „New religion“ und zu Saxophon und Posaune stößt die Trompete von Tristan Ludowyk, dasselbe Line-up erzeugt den funkigen Groove bei „Something real“. Die wunderschöne Ballade „I know you‘ll be alright“ wird von Anita Quayle am Cello und an der Mbira (Fingerpiano) verzaubert und „Rolling“ ist ein rhythmischer Americana mit virtuosem Spiel an der Akustikgitarre. Mein Favorit ist „Gone a long time“, brasilianischer Groove mit Rhythmusinstrumenten wie Pandeiro, Cuica und Caixa (Mark Grunden) und Surdo und Repinque (Dave Hall), Saxophon, Posaune und Trompete vereinigen sich zu einem atemberaubenden Sound, die Reprise wird dann nur mehr auf den typisch brasilianischen Perkussionsinstrumenten vertont, Samba a la Karneval in Rio.
Simon Hudson hat sich unter anderen von Paul Simon inspirieren lassen und das hört man auch, allerdings bleibt er durchaus eigenständig.
© Adolf „gorhand“ Goriup


The Lazy Boys "Get a life"
Part Records, 2015

Artist Video

www.lazyboys.de

Mario Wachsmann (Drums), Mirko Glaser (Gesang, Akustikgitarre, Songwriter), Raoul Lesche (Kontrabass) und Joe Gerstengabe (E-Gitarre, Gesang) sind The Lazy Boys aus Dresden. Bei den Aufnahmen der 13 Originalsongs für ihr aktuelles Album waren Johannes Gerstengabe (Akustikgitarre, Piano, E-Bass, Banjo, Perkussion), Stephan Salewski (Drums, Perkussion), Felix Lein am Akkordeon, Jan Kaiser und Berthold Brauer an der Trompete und die Stimme von Veronika Kralacek beteiligt.
Die Jungs legen los mit dem Titelsong, ein up-Beat Country Rock mit virtuosem Gitarrensound von Joe. Bei „Tijuana rain“ erzählt Mirko von einer wilden Nacht mit viel Tequila – naja zumindest was er sich erinnern kann – Mariachi Trompeten und ayayayay Gejauchze gehören selbstverständlich dazu. Johannes spielt das Piano beim „Nighttime Shuffle“, „Devilish“ ist ein bluesiger Rock’n’Roll und „Hit the road“ ein rhythmischer Country Song. „I must kill you now“ ist ein cool jazziger Song mit Barbershop Chorgesang und mit der stillen Ballade „Migrant bird“ und einem Duett von Mirko mit Veronika klingt das Album aus.
Seit 18 Jahren spielen die Lazy Boys unermüdlich ihre Mischung aus Country, Rock und Blues und touren regelmäßig auch in den Staaten, ja auch in Deutschland gibt es Country Musik mit Niveau.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Dodo Hug & Efisio Contini "Sorriso clandestino"
Hugini Music, 2016

www.dodohug.ch

Die gebürtige Bernerin Dodo Hug ist Liedermacherin, Musikerin, Produzentin und Komödiantin und blickt zurück auf 40 Jahre Bühnenerfahrung. Gemeinsam mit ihrem langjährigen Bühnen- und Lebenspartner, dem Sarden Efisio Contini, hat sie ein Album mit 15 working songs und maverick ballads veröffentlicht. Bei den Aufnahmen in Zürich waren Sandro Friedrich-Northrop (Low Whistle, verschiedene Flöten, Klarinette, Schäferpfeife), Andreas Kühnrich (Cello, Bassukulele), Robi Rüdisüli (Akkordeon, Accordina, Wagner Horn), Augusto Salazar (E-Bass, Fretless Bass), Christoph Rohrer (Saxophon), Carlos Andrés Carmona (Trompete) und die Chorstimme von Yvonne Baumer beteiligt.
Dodo und Efisio singen das Chanson „Par la fenêtre“ (Moussu T e Lei Jovents) in Französisch, Okzitanisch und Catalan, Dodo an der Akustik- und Efisio an der Slide-Gitarre. Ihre Vertonung von Franz Hohlers Text aus den 90ern „Gueti Reis“ ist in der momentanen Flüchtlingskrise wieder hochaktuell, Akkordeon, Gitarren und Mandoline begleiten die beiden. Der Titelsong von Efisio handelt von den Bootsflüchtlingen, Udu, Kalimba und Shaker erzeugen den leichtfüßigen Rhythmus, Akustikgitarre, die kubanische Variante Tres, Bassukulele und Accordina umschmeicheln den wunderschönen Gesang. „Emigrant eyes“ (Guy Clark/Robert Murrah) ist eine melancholische Ballade über die historische Emigration nach Amerika mit Low Whistle, Cello, Accordina, Gitarren und Keyboard. Mit Jodel, Wagner Horn, Gitarren und Keyboard heißt es „Welcome to the 21st century“ (Hug/Contini) und den weiterhin ungelösten Problemen wie die immer grösser werdende Schere zwischen Arm und Reich, den Armen bleibt nur der Tanz um das „Vitello d’oro“ (Contini), ein fröhliches Tanzlied mit bitterem Beigeschmack. Dodo rappt über Kinderarbeit und Vergiftung des Ackerbodens mit Säure in asiatischen Textilfabriken, „Poverty line“, ein funkig rockiger Protestsong. Die Amerikanische Poetin Kate Northrop schrieb den Text zu „Blood in the sand“ (Hug/Contini), Fretless Bass, Flöte, Gitarren und Keyboards begleiten ihre Poesie über die grausame Beschneidung von Mädchen. Efisio widmet „Ronda final“ seinem Großonkel Silvio Mastio, der Anfang des 20. Jahrhunderts vor den Faschisten flüchten musste nur um dann bei einem vereitelten Aufstand in Venezuela 30 jährig ums Leben zu kommen. Latino Rhythmus, Trompeten, Bassflöte, E-Bass, Gitarren, Ukulele, Tres, Cuatro, Bombo und Shaker entführen den Hörer in eine klimatisch paradiesisch politisch aber brandgefährliche Welt.
Dodo Hug und Efisio Contini haben ein großartiges Album geschaffen, Weltmusik mit politisch und sozialkritisch wichtigen Themen.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Donnerbalkan "Es geht auch anders" [EP]
Eigenverlag, 2016

www.donnerbalkan.de

Die zehnköpfige Münchner Band Donnerbalkan besteht aus fünf Bläsern, Aljoscha Zierow (Trompete, Rap), Anna Ziegelmeir (Posaune, Gesang), Fabian Bögelsack (Trompete), Julia Gruber (Posaune, Gesang) und Jutta Keess (Tuba), Ruben Lipka (Drums), Tilman Eispert (Perkussion, Rap, Gesang), Felix Weber (Geige), Franziska Kaupper (Akkordeon) und der Sängerin Katharina Guglhör. Für ihre erste EP haben sie sechs Eigenkompositionen aufgenommen.
Schallende Bläser, Rap und funkiger Rhythmus erinnern bei „Wo gehst du hin“ von Bögelsack, der auch ein tolles Trompetensolo spielt, ein wenig an die Musik von Seeed. Keess schrieb den poppigen Titelsong, der vom mächtigen Klang der Blechbläser dominiert wird und „Framz“, ein up-Beat Instrumentalstück, das mit mitreißendem Pace, Schlagzeugsolo und Balkan Sound besticht. „Styroporregen“ (Gruber/Kaupper) beginnt im Reggae Rhythmus, wechselt den Rhythmus mehrmals und verbindet den Klang des Akkordeons mit dem der Blechbläser und „Von A nach B“ ist ein langsamer Hip-Hop Song von Zierow. Als Bonustrack haben sie den romantischen Chanson „Le Bonheur“ (Gruber/Kaupper), der den Pace steigert und von atemberaubenden Soli an Geige und Trompete gekrönt wird, aufgenommen.
Unterdessen haben die zehn jungen Musiker auch schon ein Album aufgenommen, da gibt’s sicherlich mächtig was auf die Ohren.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Kaurna Cronin "Southern Loss"
Songs & Whispers, 2016

www.kaurnacronin.com

Der Australier Kaurna Cronin (Gesang, Akustikgitarren, Harmonika, Perkussion) hat gemeinsam mit Tom Kneebone (E-Gitarren, Gesang), Kiah Gossner (Bass), Davis Resce (Drums), Aaron Nash (Orgel, Konzertpiano), dem Streicher Julian Ferraretto und den Chorstimmen von Delia Obst, Laura Knowling und Tara McHenry zehn neue Songs aufgenommen.
„Passion parade“ ist ein melancholischer Country Popsong, Cronins hohe Tenorstimme ist etwas schwachbrüstig und wird von den drei Damen begleitet. Bei „Don’t grow up too fast“ wird der Sound rockiger, Slide Gitarre, Kontrabass und Geige werden von einem tollen Pace getrieben, einer meiner Favoriten. „Black cotton“ ist ein melancholischer Pop Rock Song mit dramatischem Arrangement und „I killed my own“ eine Ballade im Stil der Rolling Stones, aber mit weniger Stimmvolumen. Ein weiterer Favorit ist „Always never alone“, ein mitreißender Mix aus Blues, Rock und Country mit tollem Harmonika und Gitarrensound. Mit Gitarre und Harmonika startet „Limping dove“, die Band stimmt einen langsamen Two-Stepp an und Cronin singt in bester Liedermacher Tradition.
Nach seinen beiden vorangegangenen Alben[55] bringt der 24 Jahre junge Australier schon sein viertes Album heraus und tourt unentwegt in Europa, auch dieses Jahr wieder.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Ils Fränzlis da Tschlin "No. 5"
Zytglogge, 2016

www.fraenzlis.ch

Die Fränzlis waren eine Musikantenfamilie, die im 19.Jahrhundert in Tschlin (Schleins) im Unterengadin die Tanzabende unterhielten, die heutigen Ils Fränzlis da Tschlin sind die Musikantenfamilien Janett aus eben diesem Dorf: Väter Domenic (Klarinette) und Curdin (Kontrabass) und ihre Töchter und Nichten Anna Staschia (Violine), Madlaina (Viola) und Cristina (Violoncello). Das fünfte Album heißt Tschinch (Rumantsch für fünf).
Die fünf erstklassigen Musiker spielen traditionelles Material wie den flotten „Schottisch dad Adrian“ aus Cham oder die wunderschön romantische Melodie „Sorriso“ aus Luzern, die mehrmals den Takt und zwischen Melodie und Tanz wechselt, so etwas wie ein erweiterter Zwiefacher. Die schnelle Polka „Stradella“ stammt aus Zürich und die „Mazurca da Brunies“ aus ihrem Heimatdorf.
Jeder der fünf hat ein Stück komponiert, Domenic stellt seine langsame „Polca tramplan“ vor, Curdin schrieb das lautmalerisch benannte „La chatscha“ und Anna Staschia hat mich mit ihrem schönen Walzer „Passt schun“ begeistert. Zwischendurch spielen sie „Slavkos Trick“, ein Stück vom Slowenischen Akkordeonspieler Slavko Avsenik mit wunderschönem mehrstimmigen Gesang der drei Cousinen. „Olga an der Wolga“ ist ein romantischer virtuos gespielter Walzer von Cristina und Madlainas „Ufem Büelenhorn“ ist ein gemäßigter Schreittanz.
Die Streichmusik spielte im 19 Jahrhundert eine große Rolle wurde aber dann lange Zeit vom Akkordeon verdrängt, Ils Fränzlis da Tschin lassen die Tradition wieder aufleben.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Zwoastoa "Woidrand"
Focus, 2016

www.zwoastoa.de

Für die Aufnahmen zum vierten Album des Münchner Gstanzl Sound Orchestra Zwoastoa wurden Ludwig Himpsl (Euphonium) und Gastsänger Andi Königsmann, Bernie Maisberger, Sara Shabib, Angie Stocker und der Ottobrunner Sängerkreis eingeladen. Ludwig "da Wiggal" Wiedenmann (Gesang), Axel Stoßberger (Gesang, Keyboards, Ukulele, Tenorhorn, Querflöte), Harry Gröber (Gitarre), Thomas Braun-Wiesholler (Bass, Kontrabass), Christopher Schröck (Akkordeon, Keyboards) und Piero D‘Anna (Schlagzeug) stellen neun Originalsongs vor.
Königsmann singt das von ihm komponierte Titellied, ein Reggae im gemäßigten Rhythmus mit Jodel, Akkordeon und einem schönen Gitarrensolo. „Gemma Gemma“ wird von Goa Rhythmus angetrieben, Elektro Sound mit Sprechgesang, und Himpsl am Euphonium begleitet „Barfuass“, eine Dancehall-Reggae Hymne für die Freiheit, beide Songs von Stoßberger. Da Wiggal singt bei der Reggae Ballade „Da Sammler“ (Wiedenmann /Königsmann) ein Duett mit Maisberger und bei „Nicht nach Hause“ (Stoßberger) treffen die Jungs auf den Ottobrunner Sängerkreis, Balkan Sound mit Ska Elementen.
Zwoastoa verbinden moderne Beats und Traditionelles zu einem extrem tanzbaren Mix aus Reggae, Ska, Hip-Hop, Punk und Bayern Sound.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Lazy Afternoon "Whatever!"
Artache, 2016

www.lazyafternoonmusic.com

Die schwedische Country Band Lazy Afternoon hat ihr Debütalbum mit 13 Songs veröffentlicht. Bandleader und erster Songwriter ist Bo Ahlbertz (Gesang, Gitarre, Bouzouki, Autoharp), Mattias Svensson (Drums) steuert einen Song bei, Jürgen Ahlquist (Melodeon, Akkordeon) und Stefan Magnusson (Bass, Perkussion, Gesang) spielen bei allen Songs mit. André Kristiansson und Pontus Nordborg wechseln sich an der E-Gitarre ab und Christian Hoy und Sofia Lilja singen die Chorstimmen.
Sie beginnen mit "Searching for gold", einem Country im gemäßigtem Tempo und Nordborg an der E-Gitarre. Magnusson steigert den Pace für "Any road", Ahlquist spielt das Akkordeon sehr rhythmisch und Kristiansson übernimmt die E-Gitarre. Die melancholische Ballade "Shelter me" stammt aus Svenssons Feder und Ahlbertz schrieb den up-Beat Two-Stepp "Goodbye", bei dem Kristiansson eine tolle Lead-Gitarre spielt. "Sunday afternoon" kommt passend zum Bandnamen im treibenden Rhythmus aber mit gelangweilter Melodie daher und das Album endet mit einem "Farewell" im 3/4 Takt.
Die Musik von Lazy Afternoon kann man irgendwo zwischen Tex Mex, Cajun und Country einordnen, sie versuchen sich überall zu profilieren haben aber keinerlei eigenständigen Sound, es klingt ein wenig wie eine Cover Band auf einem Country Fest auf dem Lande.
© Adolf „gorhand“ Goriup



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