FolkWorld #56 03/2015
© Daniel Bax / amnesty journal

Spanien im Herzen
»Spanien im Herzen - Lie- der des Spanischen Bürgerkriegs«, Bear Fami- ly, 2014 (7 CDs + 1 DVD)

Songs of the Spanish Civil War
»Songs of the Spanish Civil War, Vol. 1«, Smith- sonian Folkways, 2014

No pasaran
»No pasaran! Scots in the Spanish Civil War«, Green- trax, 2012

na-mara
na-mara »Songs of the Spanish Civil War«, na- mara, 2012

Spain In My Heart
»Spain In My Heart: Songs of the Spanish Civil War«, Appleseed, 2003

Musikalische Spanienkämpfer

Die opulente Edition "Spanien im Herzen" widmet sich den Liedern des Widerstands gegen den faschistischen General Franco.

Der spanische Bürgerkrieg von 1936 bis 1939 markierte eine Zäsur in der Geschichte Europas und bildete die Ouvertüre zum Zweiten Weltkrieg. Die linke Volksfrontregierung, die die Wahlen im Februar 1936 gewonnen hatte, musste sich der rechten Putschisten um General Francisco Franco erwehren und unterlag. Der Sieg der Anhänger Francos führte Spanien in eine Diktatur, die bis nach Francos Tod im Jahr 1975 Bestand haben sollte.

Während Franco von den faschistischen Führern in Italien und Deutschland unterstützt wurde, sprang die Sowjet­union der bedrängten Republik mit Waffen und Beratern zur Seite; die liberalen Demokratien Frankreich und Großbritannien hielten sich aus antikommunistischem Kalkül heraus. So spiegelten sich in diesem Krieg die großen ideologischen Konfliktlinien des 20. Jahrhunderts. Linke aus aller Welt fieberten in diesem Kampf mit und manche ließen sich sogar dafür mobilisieren.

Egon Erwin Kisch & Ernst Busch

Auf Anweisung Josef Stalins beschloss die "Komintern", das weltweite Bündnis kommunistischer Parteien, im August 1936, eine "internationale Brigade" ins Leben zu rufen. Kommunistische Parteien in verschiedenen Ländern rekrutierten Freiwillige - darunter viele Intellektuelle wie die Briten George Orwell und Arthur Koestler oder den Russen Ilja Ehrenburg und den Fran­zosen André Malreaux. Der US-Amerikaner Ernest Hemingway widmete dem Partisanenkampf seinen Roman "Wem die Stunde schlägt", der später verfilmt wurde.

Auch der deutsche Schauspieler und Sänger Ernst Busch (1900-1980) begab sich 1937 nach Spanien, sang vor den internationalen Brigaden und trat im Radio auf, spielte Schallplatten ein und gab Liederbücher mit Kampfliedern wie "No pasarán" heraus. In den sozialistischen Ländern wurden diese Lieder später zu Propagandazwecken eingesetzt, in der DDR sogar in der Schule gesungen.

Der Musikhistoriker Jürgen Schebera, der sich um die Pflege des Erbes von Ernst Busch bemüht, hat sich den "Liedern des Spanischen Bürgerkriegs" zugewandt - mit einer opulenten Edition von sieben CDs, einem aufwändigen, dreisprachigen Begleitbuch und einer DVD mit dem Film "Madrid before Hanita", in dem einige der 300 jüdischen Spanienkämpfer porträtiert werden, die sich aus Palästina kommend den Brigaden angeschlossen hatten. Fünf Jahre hat Schebera Archive durchforscht und ist in Paris und Barcelona auf alte, teils un­bekannte Schellack-Pressungen gestoßen.

Die alte spanische Tradition des "Romancero" war nach Ausrufung der Republik zu neuer Blüte gelangt. Volkstümliche Romanzen und alte spanische Volkslieder wurden von Dichtern wie Federico García Lorca mit neuen Texten versehen und gingen von Mund zu Mund. Naturgemäß überwiegen auf "Spanien im Herzen" die überlieferten Lieder aus den Reihen der "internationalen Brigaden", deren Rückkehrer im Ausland viel zum eigenen historischen Mythos beitrugen.

Doch nicht nur Ernst Busch, auch Raritäten von mexikanischen oder schottischen Freiwilligen sind auf den sieben CDs zu finden. Zeitzeugen wie der populäre afroamerikanische Sänger Paul Robeson, der einst für die Brigaden in Spanien sang, sind ebenso vertreten wie Max Parker, der mit zwanzig Jahren aus New York nach Spanien ging, dort in Gefangenschaft geriet und die Lieder, die er von seinen Mithäftlingen hörte, 1981 dann im Studio einsang.

Viele Liedermacher haben dieses Repertoire später neu interpretiert. Der US-Folkveteran Pete Seeger widmete den Amerikanern, die im Spanischen Bürgerkrieg im "Lincoln Bataillon" kämpften, einst ein Album, und der chilenische Sänger Rolando Alarcón, ein Pionier des politisch bewegten "Nueva Canción" Lateinamerikas, ließ sich davon inspirieren. Die Lieder der Marxisten und Anarchisten, die von den moskautreuen Kommunisten bekämpft wurden, gerieten dagegen in Vergessenheit. Sie kommen daher auch auf dieser sympathischen Compilation ein wenig zu kurz.


Artist Video
Spanien im Herzen - Lieder des Spanischen Bürgerkrieges (7-CD/1-DVD Box)

CD 1: Cantemos el Himno Lieder der Spanischen Republik - Songs Of The Spanish Republic - Canciones de la Segunda República Española
CD 2: ¡A las barricadas! Lieder des kämpfenden spanischen Volkes 1 - Songs Of The Fighting Spanish People 1 - Cantos del pueblo español en la lucha 1 
CD 3: Las Compañías de Acero Lieder der Republikanischen Volksarmee - Songs Of The Republican Popular Army - Cantos del Ejército Popular de la República 
CD 4: Spaniens Himmel breitet seine Sterne Lieder der Internationalen Brigaden 1 - Songs Of The International Brigades 1 - Canciones de las Brigadas Internacionales 1 
CD 5: We Are Abe Lincoln’s Men Lieder der Internationalen Brigaden 2 - Songs Of The International Brigades 2 - Canciones de las Brigadas Internacionales 2 
CD 6: Wie könnten wir je vergessen… Lieder der Internationalen Brigaden 3 - Songs Of The International Brigades 3 - Canciones de las Brigadas Internacionales 3 
CD 7: Todos camaradas Lieder des kämpfenden spanischen Volkes 2 - Songs Of The Fighting Spanish People 2 - Cantos del pueblo español en la lucha 2 
DVD: Madrid Before Hanita 300 Juden gegen Franco - 300 Jews Against Franco - 300 Judios contra Franco


amnesty international


Der Text wurde mit freundlicher Genehmigung dem Monatsmagazin der Menschenrechtsorganisation amnesty international entnommen: amnesty journal 01/2015 (www.amnesty.de/journal).


Photo Credits: (1)-(5) CDs, (6) Egon Erwin Kisch & Ernst Busch, (7) amnesty international (logo) (unknown / from websites).


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