Bluegrass Jamboree! - 5. Festival of Bluegrass and Americana Music, 27. Nov. - 15. Dez. 2013.
Die Idee, bunte und oft noch wenig bekannte Facetten der Bluegrass-, Folk-Roots- und Americana Music in einem regelmäßigen, hochkarätigen abendfüllenden Programm darzustellen, hat eine derart enorme Resonanz hervorgerufen, dass im Dezember 2013 der fünfte Treck des „Bluegrass Jamboree! – Festival of Bluegrass and Americana Music“ mit neuen Künstlern und Stilrichtungen im "Banjo-Bus" durchs Land reisen wird.
Bluegrass findet man heute schon lange nicht mehr nur in der Ursprungsregion der Appalachen im Südosten der USA. Langsam und von der Mainstream-Kommerzialisierung praktisch unbemerkt, hat sich diese Musik weltweit ausgesät. Immer mehr junge Musiker entdecken die Radikalität und Kraft akustischer Instrumente und mehrstimmiger Gesangsharmonien sowie Songtexten, die direkt aus dem Leben der Menschen entstehen. Bluegrass bezeichnet heute als Genrebegriff mit seinen unzähligen Mutationen einen großen musikalischen Kosmos.
Seine Sternstunde liegt in der virtuosen Zusammenführung von Blues, Early Jazz, Celtic Folk und Spirituals in der Ur-Bluegrass Band „The Bluegrass Boys“ unter Mandolinist und Bandleader Bill Monroe in den 40er Jahren in Kentucky. Und immer noch lernen junge Musiker diese Bluegrass-Basics, bevor sie sich mit Banjo, Geige, Mandoline, Gitarre und Bass auf den Weg machen, die Fackel einer einmaligen Musikform weiterzutragen und selbst innovativ zu werden. Es gibt kaum ein Genre, das siebzig Jahre am Leben geblieben ist ohne zu erstarren. Bluegrass hat sich permanent selbst erneuert und gleichzeitig als Impulsgeber für Weiterentwicklungen wie Country, Rock’n’Roll und Rock gewirkt. Eine Generation Musiker nach der anderen geht bis heute mal konservativ, dann wieder progressiv mit dem Erbe um.
Diesen Prozess will das Bluegrass Jamboree begleiten und Künstler präsentieren, die dazu bedeutende Beiträge leisten. Bluegrass-Impressario Rainer Zellner präsentiert drei Formationen, die eher nicht auf den konservativen Südstaaten Festivals zu sehen sind. Sie zeigen, dass man geografisch und musikalisch auch weit außerhalb des Bluegrass Homelands immer wieder Spuren der Gras-Aussaat findet, durchaus verschieden, aber immer doch mit der Nabelschnur der Bluegrass Musik verbunden.
Red Tail Ring - Neo-Traditional Folk Roots
Laurel Premo & Michael Beauchamp sehen sich als musikalische Entdecker und Erneuerer zugleich. Sie erweitern die Grenzen traditioneller amerikanischer Folkmusik, ohne diese dabei zu verraten. Ihre Liebe gehört den alten Balladen und Tanzstücken der europäischen Auswanderer, wie man sie überall in den USA weit vor ihrer Kommerzialisierung gespielt hat. Auf dieser Basis entstehen auch ihre eigenen Songs. Die Intensität und Einfachheit ewig gültiger Themen (wie Liebe, Trauer, Weggehen, Natur) und Melodien greifen sie auf, interpretieren sie und lassen daraus überraschend Neues entstehen.
Dabei verlassen sie immer wieder gerne den Pfad der Tradition, um modern inspirierte Klangwelten auf ihren authentischen Instrumenten wie Banjo, Fiddle, Mandoline und Gitarre zu entwerfen. Radikalität zeigt sich hier in der Lust zu direkter unverfälschter Einfachheit als ein Angriff auf die häufig überfrachtete und von künstlichen Rhythmen dominierte aktuelle Musik der Zeit. Nur mit Mikrofon und Instrument und enormer Virtuosität stellen sie ganz traditionell von der Bühne herab die direkte Verbindung zu ihrem Publikum her.
Getragen wird die Musik Red Tail Rings von zwei großartigen Stimmen, die sich in aufregend kreativer Zweistimmigkeit aneinander reiben, aber auch in warmen Intervallen Harmonie verbreiten. Die Begleitung ihres Gesangs ist oft überaus spannend ineinander verwoben, Melodielinien von Banjo und Gitarre ranken ineinander.
The Carper Family - Texas Girls
Beth Chrisman, Jenn Miori und Melissa Carper - schon die Namen der drei Frauen aus Austin in Texas verraten, dass es sich hier nicht um Geschwister handelt. Aber sie singen, als verbände sie dieses besonders intensive Band, wie es nur zwischen Schwestern besteht. Alle drei wuchsen in traditionellen Familienensembles auf, leiteten ihre eigenen Bands und zählten bald zu den wichtigsten Musikern der Western Swing- und Bluegrass-Szene der heimlichen Musikhauptstadt Austin.
In unzähligen dieser Sessions perfektionierten die Carpers ihren Sound, eine Kreuzung aus virtuosen Andrew Sisters-Gesangsharmonien, Western Swing innovativer Cowboy Bands wie Riders in the Sky und modernem Bluegrass. Dazu eine Prise Hard Honky Tonk und Oldtime, begleitet auf höchstem Niveau von Geige, Gitarre und Kontrabass. Das alles so komplex und „ineinander“, dass man meinen könnte, doppelt so viele Musiker stünden auf der Bühne.
The Foggy Hogtown Boys - Northern Bluegrass
Zum ersten Mal präsentiert das Bluegrass Jamboree eine Band aus Kanada. Schon lange macht der Nachbar im Norden der USA mit kreativen und unkonventionellen Künstlern auf sich aufmerksam. Schon im Namen zeigen sie Nähe und Ehrfurcht vor dem Namen der Bluegrass Gründer Foggy Mountain Boys, um diesen gleichzeitig ironisch und lokal angepasst zu ihrem zu machen. „Hogtown“ ist bis heute der Spitzname für Toronto, früher Logistikzentrum der Schweinefleischindustrie.
Die „Foggies“ als eine der populärsten Bands Kanadas, entwickelten unter diesen Bedingungen einen Stil, den man als Northern Bluegrass bezeichnen kann. Schließlich gibt es da oben weit im Norden keine „Bluegrass Polizei“, die, wie im Süden üblich, „Strafzettel“ für „unerlaubte Interpretation oder Ausführung“ verteilt. Entsprechend liberal gehen die Musiker mit dem Ursprungsmaterial um, mischen mitreißende Oldtime Fiddle Tunes, Pre-War Country und rasanten High Speed Bluegrass wie es ihnen gerade in den Sinn kommt.
Sie neigen generell zum frühen Sound der Bluegrass Geschichte, in dem statt andauernder reiner Finger-Akrobatik Songs und eingängige Melodien im Zentrum stehen. Mit ihrer vitalen und humoristischen Bühnenshow führen sie die Zuschauer zurück in die glorreichen Zeiten, als Entertainment und erstklassige Musik immer zusammengehörten.
Photo Credits:
(1) Bluegrass Jamboree Logo
(by Music Contact);
(2) Red Tail Ring,
(3) The Carper Family,
(4) The Foggy Hogtown Boys
(unknown).