FolkWorld #51 07/2013
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Voice of a Nation

Irish Folk Festival Logo

The Irish Folk Festival 2013 - Celebrating 40 Years of Authentic Irish Music.

Runde Geburtstage sind immer ein Anlass, um zurück, aber auch nach vorn zu blicken. Also los! 1974 löste das IFF einen unglaublichen Boom aus. In einer noch nicht globalisierten Welt war man komplett verblüfft, was ein kleines Land am Rande Europas an Originalität und Lebensfreude zu bieten hatte. Die Iren hatten genau das, was uns durch die industrielle Revolution und zwei Weltkriege abhanden kam. In unseren Großstädten sehnten wir uns nach einem einfacheren Leben, grünen Wiesen und ein bisschen Geselligkeit. Wir justierten unsere inneren Weltempfänger, um die ferne Stimme Irlands zu hören, die zu uns durch das IFF sprach. Seitdem wurde das IFF von über einer Million Menschen besucht und unter dem Synonym "voice of a nation" hat das IFF einen wesentlichen Teil dazu beigetragen, wie positiv die "Grüne Insel" bei uns wahrgenommen wird.

40 Jahre später ist es nicht mehr so wichtig, eine fast verloren geglaubte Kultur entdecken zu können. Trotzdem hat das IFF nichts an seiner Faszination verloren. Warum? Sie hat sich nur verlagert. Heute staunt man, dass sich Irish Folk als Musikstil nicht abgenützt und festgefahren hat. Wir blicken zurück auf 40 Jahre Innovation einer Tradition. Die Musiker/innen haben all die Jahre um neue Aussageformen gerungen, sich anderen Weltmusikstilen geöffnet, die Spieltechniken verfeinert, ohne den Kern ihrer Kultur aufzugeben. Irish Folk ist quicklebendig.

Und wo geht die Reise hin? Schauen wir uns in der Welt des Showbusiness einmal um. Da haben wir all die Shows, die sich "Celtic Dingsbums" nennen. Alle werden sie nach dem Prinzip produziert: "Wie verkauft man die meisten Karten?" Das Rezept ist immer das Gleiche: Der kleinste gemeinsame Nenner muss her und damit ist Klischees Tür und Tor geöffnet. Die teilnehmenden Künstler haben nichts mehr zu sagen, sie sind nur noch Statisten. Von der Liedauswahl über die zugehörigen Ansagen bis zur Kleidung wird ihnen alles vom Produzenten vorgegeben.

Dermot Byrne & Floriane Blancke

Dermot Byrne & Floriane Blancke @ FW:
FW#49

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www.dermotandflo.com

Schon heute und wohl auch in der Zukunft ist das IFF eine der letzten Plattformen, wo Künstler noch frei und authentisch sein können. Genau nach solchen Künstlern mit Ecken und Kanten sucht das IFF, damit Irland in seiner ganzen kulturellen Bandbreite zu Gehör kommt. Auch deswegen heißt unsere Jubiläumstournee "Voice of a nation".

Dermot Byrne & Floriane Blancke - In Perfect Harmony

Um ein großes Duo zu werden bedarf es nicht nur großer Musikalität. Es muss auch menschlich passen. Musik ist ein toller Spiegel für gegenseitige Sympathie und Verständnis. Dermot & Floriane sind ein klasse Beispiel dafür. Zwei große Virtuosen kommen zusammen und was in der Summe rauskommt, ist einfach mehr als die reine Addition der Fähigkeiten. Dieses gewisse Extra fasziniert.

"There's a natural yin and yang to the pairing of box and harp" meint die Irish Times. In der Tat balancieren Dermot und Flo beide Instrumente "in perfect harmony". Sie übernehmen abwechselnd Melodie und Begleitung. Bei der Auswahl der Stücke ist es nicht anders. Irland und Frankreich kommen beide zum Zug. Musette Walzer wechseln sich ab mit Jigs & Reels. Das hört sich sehr erfrischend und spitzig an. Schon seit napoleonischen Zeiten ist eine Sympathie zwischen Irland und Frankreich da. Die Iren haben immer gehofft, der kleine Kaiser würde sie vom englischen Joch befreien und viele irische Folksongs handeln vom ihm. Wenn auch Frankreich den Iren nicht zum Erfolg im Befreiungskampf verhelfen konnte, so bot es immerhin den "Rebels" Asyl.

Dermot ist in Donegal geboren und als Kind kam er unter die Fittiche von legendären Musikern wie Johnny Doherty, Con Cassidy und Tommy Peoples. Mitte der Neunziger Jahre wurde er Mitglied der legendären Gruppe Altan. In Irland wird er als einer der bedeutendsten Akkordeonisten geschätzt. Er ist nicht nur bewandert in der irischen Tradition sondern kann auch französische Musette- und südamerikanische Choro Musik spielen. Er kann Konzerte und CD Aufnahmen mit Größen wie Salsa Celtica, Tim O'Brian, Frankie Gavin, ja sogar Stéphane Grappelli vorweisen.

Floriane kommt aus einer Musikerdynastie. Der Großvater war ein berühmter Jazzmusiker, beeinflusst von Zigeunermusik des Balkans, die Großmutter war eine klassische Violinistin. Flo studierte auf dem Konservatorium von Paris zehn Jahre Klassik (Harfe, Klavier, Violine, Gesang) und anschließend besuchte sie Lehrgänge für Jazz und Weltmusik. 2006 entdeckte sie Irish Folk und zog auf die Grüne Insel. Inzwischen ist sie ein fester Bestandteil der dortigen Musikszene und blickt auf Zusammenarbeit mit Stars wie Sharon Shannon, Shane MacGowan oder auch der US Singer/Songwriterin Patti Smith zurück.

Declan O'Rourke

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Die Irish Times würdigt die aktuelle Platte von Dermot & Flo als ein Werk von großer Klarheit, das keine pompösen Arrangements braucht, um Eindruck zu schinden. Die klare Linie bzw. "perfect harmony" sind an sich überzeugend genug.

Declan O'Rourke - Songs People Don't Write Anymore

Der Dubliner Singer/Songwriter hat eine tiefe und entspannte Stimme, die wie Honig runter geht. Wer sich auf seine ungewöhnlichen Geschichten und Melodien einlässt, der wird Ton für Ton an ungewöhnliche Orte und in skurrile Zustände versetzt. Declan O'Rourke ist mehr als ein Singer/Songwriter. Er ist ein musikalischer Hypnotiseur. Man entspannt sich, schließt seine Augen und weg ist man… Plötzlich hat man das Gefühl in einer lauschigen Sommernacht mitten auf einer Wiese zu stehen, wo Nachschattengewächse einen die Sinne betörenden Duft verströmen. Einer der Altmeister der englischen Liedermacherszene - Paul Weller - nahm Declans Hit "Galileo" auf und lobte seinen jungen Kollegen:

"He writes the sort of classic songs that people don't write anymore, songs that sound like they've been around forever [...] Listen to Galileo, which is possibly the greatest song written in the last 30 years."

Irlands führendes Musikblatt "Hot Press" würdigte den Mann mit dem Wuschelkopf aus einer anderen Perspektive. "Declan is not a songwriter within the ordinary definition of the word. He is a sorcerer of songs, with a Dickensian skill for finding the moment that details some aspect of our humanity."

Das sind Worte, die eine klare Sprache sprechen und die man nicht einfach so über die Lippen bringt. Dass dies nicht übertrieben ist, zeigt die große Reihe an weltbekannten Künstlern, die in den letzten zwei Jahren Declan O'Rourke Songs coverten. Darunter sind Eddi Reader, Chris Rea, Josh Groban, Kate Rusby, die Celtic Tenors und viele mehr. Sein letztes Album "Mag Pai Zai" war 4 Wochen lang in den Top Ten der irischen Album Charts und die Single "A little something" war Nr. 2 der Single Charts. Letztes und dieses Jahr nahm Declan an den "Transatlantic Sessions" teil, die vom BBC TV produziert und auf beiden Kontinenten ausgestrahlt und auch in einer Konzert Tournee umgesetzt werden. Da spielen die wichtigsten amerikanischen und europäischen Musiker der Celtic und Blue Grass Szene zusammen. Die legendären Dubliners haben Declan als "special guest" zu ihrem Abschiedskonzert in Dublin eingeladen.

Vor ein paar Jahren fand Declan heraus, dass sein Großvater in einem der irischen "Arbeitshäuser" zur Welt kam, wohin sich die hungernde Bevölkerung im 19. Jahrhundert flüchtete, um gegen Knochenarbeit von der englischen Kolonialmacht zwei Teller Suppe am Tag zu bekommen. Er wurde davon so berührt, dass er eine umfangreiche Recherche über die große Hungersnot und ihre Hintergründe machte. Die teilweise erschütternden Erfahrungen hat er in einer Reihe von Liedern niedergeschrieben, die Ende 2013 auf seinem neuen Album erscheinen werden. Dieses Album wird ein bewegendes Zeugnis irischer Geschichte und ist von der Instrumentierung und Arrangements im Irish Folk verwurzelt.

FullSet

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Declan O'Rourke ist eine der großen Stimmen Irlands und das IFF ist stolz, ihn bei der "Voice of the nation" Tour begrüßen zu können.

FullSet - Set for Full Blast

Den Bandnamen könnte man frei übersetzen als "komplett" oder auch "volle Pulle". Es liegt also die Vermutung nahe, dass das Quintett gerne aus dem Vollen schöpft und mit Vollgas spielt. Dem ist in der Tat so! Mit Fiddle, Accordion und Flute bleiben in Sachen satter Melodieführung keine Wünsche offen. Michael Harrison, Janine Redmond und Teresa Horgan lieben ein so perfektes Unisono, das man ein Instrument vom anderen nicht unterscheiden kann. Aber bevor man sich an diesen edel klingenden Effekt gewöhnt, wechseln sie zu einer reizvollen Mehrstimmigkeit. Auch in Bezug auf Tempo spielt FullSet gerne "full blast". Wenn sie volle Pulle aufs Gaspedal treten, wird kein Kavalierstart daraus. Es ist und bleibt elegant.

Der dynamische Andrew Meaney an der Gitarre und der explosive Bodhrán Spieler Eamonn Moloney spielen gerne "off-beat" und stimulieren das Tanzbein. Mit Teresa Horgan hat die Band eine Doppelbegabung. Ihre samtig tiefe Altstimme hat einen Hauch Country bzw. Americana Feeling. Ihre Liedauswahl ist sehr persönlich. Sie wird vom Irish Music Magazine ausdrücklich gelobt, weil ihre Songs nicht zum täglichen Einerlei gehören. Man sollte besser nicht spekulieren, ob sie als Sängerin oder Flötistin für die Band wichtiger ist…

Das Quintett deckt alle Facetten ab, die man von einem meisterlichen Irish Folk Ensemble erwarten kann. Leidenschaft und Klarheit, Hurra-Mentalität und Verinnerlichung, Respekt für die Wurzeln und das Streben nach Erneuerung. Mit dem Debüt Album "Notes at Liberty" hat die Band ein großes Echo an Anerkennung in IRL, UK, F und USA ausgelöst. Der irische Staatsrundfunk RTE zeichnete die Band als beste Newcomer des Jahres 2011 aus und auch die TV Sendung mit der höchsten Einschaltquote -"The late night show" - bat FullSet ins Studio. Das Fachmagazin "Irish Music" schloss seine wohlwollende CD Besprechung mit den Worten: "It's a powerfully confident debut from a band to definitely watch"

The Outside Track - Tradition with New Wings

An ihnen kommt man nicht vorbei, wenn man die erfrischenden und kreativen Interpreten keltischer Musik aktuell aufzählen will. Überschäumende Spiellaune, beeindruckende Virtuosität, Stepptanzeinlagen, eigenwillige Arrangements und eine Sängerin mit einmaliger Stimme. So innovativ wie das Quintett traditionelle keltische Themen bearbeitet, verleiht es ihnen förmlich Flügel. Die Musikerinnen pumpen die althergebrachten Melodien mit Energie, Frische und guter Laune auf, so dass diese schwerelos werden und einfach abheben.

Outside Track

The Outside Track @ FolkWorld:
FW#34, #38, #42, #42, #45, #47, #50

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www.theoutsidetrack.com

Diese beflügelte Musik begeistert nicht nur die Zuschauer sondern auch gestandene Journalisten: "…Irische Mystik pur…" schrieb Uli Olshausen im Feuilleton der FAZ als er die Gruppe beim IFF 2011 hörte. Aber auch die IFF Fans waren hell auf begeistert und daher war klar: Wenn ein neues Album da ist, dann muss THE OUTSIDE TRACK ein Comeback geben. Das neue Album "flash company" ist ein Schritt nach vorn und so sehen es auch die irischen Medien: Bei den Live Ireland Music Awards 2012 wurde das Ensemble als beste Gruppe ausgezeichnet!

Was ist an THE OUTSIDE TRACK im Vergleich zu anderen Top-Bands so besonders? Die Mitglieder kommen aus Irland, Schottland und Kanada. Entsprechend vielfältig sind der Klang und das Repertoire. Die fünf jungen Frauen und der steppende Gitarrist Cillian Ó Dálaigh haben einen transatlantischen bzw. pan-keltischen Sound geschaffen, der eine Brücke über keltische Traditionen schlägt. Es ist wie wenn sich drei Flüsse zu einem großen Strom vereinigen, der imposant die Musiklandschaft für sich einnimmt und im Sonnenlicht schimmert.

THE OUTSIDE TRACK sind getreu ihrem Namen erfrischend anders. Sie wagen den Blick von außen nach innen. Es ist ein Blick aus der Perspektive der Weltmusik auf traditionelle Spielweisen. Dazu kommen eigene Kompositionen. Alle sind begnadet virtuos und mit Fiddle (Mairi Rankin), Harfe (Ailie Robertson), Akkordeon (Fiona Black), Whistles und Gesang (Aoife Scott) sowie Gitarre (Cillian Ó Dálaigh) ist die Band reichhaltig instrumentiert. Stark bei Stimme ist die Gruppe auch. Dass Aoifes Stimme eine so hohe Qualität hat, verwundert nicht, wenn man sich vergegenwärtigt aus welcher Familie sie kommt: Die Mutter ist keine Geringere als Francis Black. Die Tante: Mary Black. Mehr muss man wohl nicht sagen… Aoifes Stimme wird durch anmutig klingende Harmonien ihrer Kolleginnen umrahmt und akzentuiert.

Ja sogar atemberaubende Stepptanzeinlagen hat die Band im Programm! Mairi und Cillian bringen zwei verschiedene Stile ein. Mairi den aus Cape Breton (kanadische Ostküste) und Cillian den irischen Sean Nós. Beide könnten jederzeit auch als Solisten in einer der großen Stepptanz Shows mitwirken, die rund um den Globus große Arenen bespielen. THE OUTSIDE TRACK haben bisher drei Alben veröffentlich und damit auf beiden Seiten des Atlantiks einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Hier kommt eine außergewöhnliche Band, die dabei ist, der keltischen Musikszene ihren ganz persönlichen Stempel aufzudrücken.


Photo Credits: (1) Irish Folk Festival Logo, (2) Dermot Byrne & Floriane Blancke, (3) Declan O'Rourke, (4) FullSet, (5) The Outside Track (by Magnetic Music).


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