FolkWorld #44 03/2011
© Morten Alfred Høirup

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Improvisation über nordische Klänge

Die Musik von Morild ist wie eine dänische Sommernacht - mit Flirt, Verzauberung und Drama.

Morild

Morild @ FolkWorld: FW#39

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Als die Schwestern Anne und Christine Dueholm neun beziehungsweise vierzehn Jahre alt waren, fingen sie an, mit ihren Eltern Musik zu machen. Der Vater spielte Klavier und Geige, die Mutter E-Bass. Das kleine Familienquartett nannten sie ”Die Tauben”, und sie spielten zuerst für private Feste auf der lokalen Ebene, später auch in Clubs und auf Festivals in Dänemark und im Ausland. Anne spielte Saxophon und Christine Schlagzeug, ihr Repertoire nahm seinen Ausgangspunkt in der Lieblingsmusik des Vaters, eine zuhörerfreundliche Mischung aus Folk und Jazz. Christine erinnert sich ganz besonders an die jährlichen Fahrten auf das kleine Musikfestival ”LillesandsDa'ene” im Süden Norwegens, wo die Familiegruppe riesigen Erfolg hatte. ”Von dort habe ich lauter klare Erinnerungen an Sommer, Sonne und sehr viel Musik...” erzählt sie. Zwölf Jahre lang haben sie hier jeden Sommer gespielt, und hier haben die Schwestern den ganz besonderen Nordischen Klang erfahren, den auch ihr Vater so beschäftigt.

Seit sie von zuhause wegzogen, haben Anne und Christine sich als vielseitige Musikerinnen erwiesen, sie haben beide an der Musikhochschule für Rhythmische Musik in Kopenhagen studiert, und sie haben zusammen oder solistisch in vielen verschiedenen musikalischen Konstellationen gearbeitet und Erfahrungen gesammelt.

Sie haben Musik für Kindertheater und Schulkonzerte gemacht, und auf Jazz- und Folkfestivals gespielt, haben Konzerttourneen in große Teile von Europa und China absolviert. Zur Zeit ist Anne auf Tournee in Dänemark mit dem berühmten dänischen Sänger und Entertainer Niels Hausgaard.

Heute, fast 30 Jahre nach ihren ersten Konzerten mit den Eltern, hat Christine und ihre Familie das Haus in Gadbjerg in Jütland übernommen, wo sie einst geboren wurde, und Anne lebt in der nur sieben Kilometer entfernten Stadt Jelling, der alten Königsstadt in Jütland. Das 10-jährige Jubiläum mit der eigenen Band Morild haben sie schon hinter sich. Morild mischt dänische Lieder und alte Mittelalterballaden mit Jazz und ihrer Gewohnheit zu Improvisationen. Die Band hat zwei sehr gut rezenzierte CD's herausgegeben,die beide für einen Danish Music Award nominiert wurden, ein drittes Album ist unterwegs! Ein dänischer Journalist beschrieb treffend ihre Musik als: ”...eine dänische Sommernacht - mit Flirt, Verzauberung und Drama”.

Morild

Der Name Morild (auf Deutsch: Meeresleuchten) bezieht sich auf ein spezielles Lichtphänomen, das in den nordischen Meeren und an den Stränden vorkommt, von kleinen Algen hervorgerufen, die schön aufleuchten, wenn sie unter Bewegung der Wellen eine besondere chemische Reaktion eingehen. Christine Dueholm erzählt: ”Meine Schwester Anna und ich gründeten Morild vor ungefähr zehn Jahren. Es begann eigentlich als ein Projekt an der Musikhochschule, wo eine Gruppe von Studenten die Aufgabe bekam, traditionelle Musik aus unserem eigenen Land zu spielen. Wir haben dafür eine Reihe von dänischen Liedern ausgewählt, Lieder, die wir vom morgendlichen Singen als Kinder in die Grundschule kannten, und die für uns eine besondere Bedeutung hatten. Wir haben diese Lieder aber auf unsere eigene Weise interpretiert. Das zeigte sich als ein positiver Zugang zu der Musik, und wir haben dieses Konzept mit wechselnden Bandmitglieder über die nächsten paar Jahre weiterentwickelt. Meine Schwester und ich sind in einem Familienorchester aufgewachsen, mit keltischer und nordischer Folkmusik und mit ”Swing-Jazz”, das hat unser Arbeit mit Morild sehr beeinflusst”.

Heute besteht Morild aus Anne Dueholm (Saxophon und Gesang), Christine Dueholm (Schlagzeug), ihrem schwedischen Ehemann Perry Stenbäck (Nyckelharpa, Dobro und Gitarre) und dem Norweger Thomas Dons Finsrud (Keybords). Zusammen repräsentieren die vier Musiker also drei skandinavische Länder und können deshalb auf eine sehr große gemeinsame Tradition zurückgreifen, aber auch auf eine sehr verschiedenartige Musikkultur.

”Morild spielt heute, was man als Skandinavische Folkmusik bezeichnen kann”, erzählt Christine, und ergänzt: ”Meine Schwester singt, und deshalb sind unser Ausgangspunkt oft die dänischen Lieder, aber wir lassen uns auch sehr von der nordischen Folkmusik inspirieren, und vom Jazz, wo wir unsere Lust zum Improvisieren her haben, und wir machen eigene Kompositionen. Ich will es aber immer noch als Folkmusik beschreiben”.

Morild

Christines Ehemann, einer der besten Gitaristen Skandinaviens, Perry Stenbäck, empfing 2009 einen Danish Music Award als ”Dänischer Folk Instrumentalist des Jahres”. Er hat unserem Gespräch zugehört und meldet sich jetzt mit ein paar Kommentaren: ”Einer der Gründe, warum es Spass macht, mit Morild zu spielen, ist, dass Anna und Christine professionell miteinander spielen, seit sie neun und vierzehn Jahre alt waren. Sie haben viele Jahre zusammen auf der Bühne verbracht, so hat ihre musikalische Zusammenarbeit eine einzigartige, spontane, ja fast telepathische Dimension”.

”Thomas, unser Pianist, und ich selber, wir lehnen uns einfach an die Art und Weise, wie sie durch die Musik kommunizieren, und dann entwickeln wir von da an weiter. Unsere Musik in Morild ist eine Mischung von sehr durchgearbeiteten, arrangierten Passagen und anderen, mehr offenen und improvisierten Passagen. Wir wissen nie, wie es sich entwickeln wird, aber meistens endet alles gut. Es gibt aber immer dieses Risiko-Element, das alles auseinander fällt. Aber genau das ist es, was jedes Livekonzert spannend und einzigartig macht, für uns und für das Publikum”.

Morild ist dabei, ihr drittes Album zu produzieren. Wieder einmal ist eine Mischung aus neuer nordischer Musik, alten dänischen Liedern und Balladen und der improvisatorischen Welt des Jazz Grundlage für ihre Arbeit. Christine: ”Gerade jetzt arbeiten wir mit einem dänischen Lied aus dem Jahr 1895, es erzählt vom ersten Frühlingstag, dem Tag, wo die ersten Blumen sich entfalten, wo die Sonne scheint, dem Tag, wonach du dich durch den ganzen langen Winter gesehnt hast. Ich glaube, dass alle Dänen dieses Lied kennen, genau wie die Gefühle, die es ausdrückt. Das Lied heisst Det er i dag et vejr, et solskinsvejr.

Bald gehen Morild auf ihre dritte China-Tournee, und in ganz Europa sind sie nachgefragt... Und übrigens: vor kurzem wurden sie von ”LillesandsDa'ene” in Norwegen angerufen, dem kleinen Festival, wo Anne und Christine als Kinder spielten, mit einer Einladung: Kommt doch bitte mit Morild zu unserem Festival, und bringt eure Familien mit! Die Gruppe hat zugesagt!

Übersetzung: John Høyer Nielsen

Photo Credits: (1)-(3) Morild (from website).


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