Ausgabe 4 5/98
FolkWorld CD-Besprechungen
Midnight Court "Ear to the Ground"
Label: Magnetic Music ; CD1021; Spielzeit: 53.24 min
Deutsch-irische Freundschaft ist auf dem Album von Midnight Court zu hören. Die Band, bestehend aus Noel Minogue (Knopfakkordeon, Gesang), Aaron Shirlow (Gesang, Gitarren) und Bernd Lütke (Geige, Bouzouki, Bodhran, Fünfseitiges Banjo, Gesang) weckt die Reiselust, Irland mal wieder mit der Fähre anzusteuern. Jigs, Reels und gutgelaunte, gutbekannte Balladen wechseln und verschaffen dem Zuhörer somit die nötige Abwechslung. "Ear to the Ground" - ein gelungenes Album mit hervorragendem Booklet (mit Liedtexten und Noten), dem allerdings die großen Überraschungsmomente fehlen.
Magnetic Music
Christof Köpsel
Elise MacLellan "Kiss on the Wind"
Contemporary Music for Clarsach
Label: Lochshore / KRL; CDLDL 1272; Spielzeit: 50:19 min
Schon im zarten Alter von 7 Jahren begann Elise MacLellan das Spiel der "Clarsach" - der keltischen Harfe - zu erlernen, wobei sie das Glück hatte, von der renommierten Savourna Stevenson unterrichtet zu werden. Was sich seitdem aus ihrem Talent entwickelt hat, ist durchaus hörenswert: Elise spielt auf ihrer Debut-CD ausschließlich Neukompositionen, von denen sie bis auf eine alle selbst geschrieben hat. Dabei erstreckt sich der musikalische Reigen von sanftem Jazz bis hin zu rockigem Blues (!); insgesamt dominiert aber ein schmeichlerischer Tagträumer-Sound, der unaufdringlich durch die versierten Gastmusiker mit den Instrumenten Cello, Percussion, E-Gitarre und Mundharmonika getragen wird. Wunderbare Musik zum Ausspannen - und das völlig ohne New-Age-Syndrom...
KRL/Lochshore Records
Claus Steinort
Glenfiddle "Bad Ass Café"
Label: Glen-Rec; EfA 61062; Spielzeit: 53:05 min
Als ich den Bandnamen und den Titel der zu rezensierenden CD sah, erschrak ich erst ein wenig. Glenfiddle - wieder so eine post-pubertierende Speedfolk-Band? Oder eine Platte mit rasanter Geigenmusik? Alles falsch! Die Band, die übrigens schon seit neun Jahren existiert, hat sich dem Verfassen eigener, meist ruhiger und eingäniger Songs verschrieben. Die Tatsache, daß die Band gleich drei Sänger vereint, gehört sicher zu ihren Stärken, aber auch ihre Songwriter-Qualitäten sind nicht zu verachten, und bei so manchem Stück der insgesamt fünf Nordlichter möchte man meinen, es handle sich um älteres Liedgut aus der irisch/schottischen Tradition. Gerade die Lieder von Alex Erskine sind hier erwähnenswert; mit seiner angenehmen und sympathischen Stimme und seinen Liedern sticht er etwas aus der Band hervor. Prädikat: "durchaus hörenswert".
Glen-Rec; Blumentrt@aol.com
Claus Steinort
Tony McManus "Pourquoi Québec"
Label: Greentrax Recordings; CDTRAX151; Spielzeit: 52.40 min
Schottlands bester Gitarrist Tony McManus, bis zum letzten Jahre Duopartner von Brian McNeill, stellt mit dieser CD eines seiner neuen Projekte vor, ein Trio mit einem Bretonen und einem Kanadier. Der Bretone ist Gwerz' Bassist Alain Genty, der Kanadier La Bottine Souriante's Denis Frechette am Piano. Unterstützung bekommen die drei bei einigen Stücken von den 'magischen Füßen' Andr&eecute; Marchands (La Bottine).
Das Album ist sehr stark auf Tonys Gitarre ausgerichtet; mit seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten beraubt der Schotte dem Zuhörer manches Mal wieder des Atems. Kein anderer Gitarrist versteht es wie Tony, traditionelle keltische Melodien wie Reels, Jigs oder (Dudelsack-) Strathspeys absolut traditionell klingend auf die Gitarre zu adaptieren.
Pourquoi Québec? - Naja warum nicht - immerhin besitzen die zwei beteiligten Kanadier die knappe Mehrheit - da ist es ja eigentlich nur logisch, daß der Schotte und der Bretone nach Québec fahren...
Ein Album, das neue hohe Standards setzt für die Gitarre in der traditionellen keltischen Musik, und das sicher nicht wenige Gitarristen anregt, ihre eigene Gitarre zu verbrennen...
Greentrax, greentrax@aol.com
Michael Moll
Martti Pokela "Snow Kantele - Sámi Suite"
Label: Finlandia Records/Warner Music Finland; 0630-19052-2; Spielzeit: 57.04 min
Die Kantele - eine Zither in Flügelform mit fünf oder 30 (Konzert.Kantele) Saiten - ist heutzutage als eines der typischen finnischen Intrumente bekannt. Zu der Popularität, die das Instrument im Augenblick hat, hat Martti Pokela einen großen Teil beigetragen. Denn er ist einer der wenigen Musiker, die in den 1960ern weiterhin an die Kantele geglaubt haben.
So ist auch dieses Album der Kantele gewidmet. Martti hat die Musik selbst komponiert, teils unter Mitwirkung anderer an der CD beteiligter Musiker. Die Sámi Suite ist ein beeindruckendes Instrumentalwerk (Gesang wird nur bei zwei Stücken und nur lautmalerisch eingesetzt). Neben Martti spielen noch zwei weitere Musiker die (meist Konzert-, aber auch die fünfsaitige) Kantele: Die jungen, aber doch sehr erfahrenen Musiker Sari Kauranen und Timo Väänäen. Einige Lehrende - wie Anna-Kaisa Liedes - der äußerst angesehenen Silbilius Akademie (die auch als Co-Produzent der CD auftritt) helfen als wietere Gastmusiker aus.
Martti hat eine sehr eigenständige Art beim Komponieren; die Musik drückt starke Gefühle aus. in Verbindung mit den Titeln der einzelnen Stücke (z.B. Eis-Glocken, Entlang des Weges, Mücken, Der Pfad des Bären) bildet sich ein Bild der Landschaft der Samen vor den Augen.
Finlandia Records/Warner Music Finland
Christian Moll
Cran
"Black Black Black"
Label: Claddagh Records; CC63CD; 11 Titel; Spielzeit: 45:48 min
Black Black Black ist die zweite CD der Gruppe Cran, die erste erschien unter dem Titel "The Crooked Stair" bei Cross Border Media. Cran besteht aus Ronan Brown (Uillean
Pipes, Flute Whistles, vocal), Sean Corcoran (Bouzouki,
Vocal) sowie Desi Wilkinson (Flute, Whistles, Vocal).
Unterstützt werden diese von so hochkarätigen Musikern wie
Kevin Glackin (Fiddle), Triona Ni Dhomhnaill (Clarinet,
Harmonium), sowie der Gesangsgruppe ANUNA, die im
Titelstück mit vocal Accompaniment glänzt. In einer
ausgewogenen Mischung aus sehr schön arrangierten Tunes und gut
ausgewählten, teils englischen, teils gälischen Songs vermag
diese CD voll zu überzeugen. Pipes, Fiddle und Flute,
unterstützt von dem einzigartigen Bouzoukistil Sean Corcoran's,
werden wie schon auf der ersten CD überaus druckvoll eingesetzt,
ohne dem Geschwindigkeitsrausch zu verfallen. Wenn dann Triona Ni
Domhnaill mit ihrem Harmonium und Clavinet dazukommt, fühlt man
sich an beste Bothy Band Tage erinnert, ohne daß Cran ihren
eigenen Charakter verlieren. Sehr schön ist auch Desi Wilkinson
gelegentliches Lilten, und sein Flute Duet mit Ronan Brown.
Sänger Sean Corcoran beweist viel Feingefühl mit seiner
Songauswahl, davon zwei der insgesamt 4 Songs in gälisch. Alte
Bekannte, wie z.B. "Willie Taylor", erklingen durch
pfiffige Arrangements und überragenden mehrstimmigen Gesang neu
und unverbraucht. Einziger Kritikpunkt an dieser begeisternden CD
ist die etwas spärliche Cover-Ausstattung, ansonsten großartige
Musik von großartigen Musikern.
Claddagh Records, Tel.+3536793664 Fax +6793664
Rolf Wagels
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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 5/98
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