Ausgabe 4 5/98

FolkWorld CD-Besprechungen

The Mick West Band "right side o'the people..."
KRL/Lochshore Records; CDLDL 1262; Spielzeit: 56.07 min
Schon alleine die Version von Hamish Hendersons 'Freedom come all ye', das bei den meisten Schotten als 'geheime Nationalhymne' gilt, ist es wert, mit diesem herausragenden Album seine CD-Sammlung um ein kleines Juwel zu bereichern. Mick West trägt die Schottlandhymne genauso gekonnt und ausdrucksstark vor wie die restlichen Lieder auf seinem neuen Album. "right side o'the people..." von der Mick West Band schließt sehr gut an Mick's 'Solo'-Debutalbum 'Fine Flowers and Foolish Glances' an. Aufgrund des Erfolgs der ersten Scheibe hat sich Mick, der schon seit vielen Jahren als Sänger in der schottischen Szene bekannt ist, nun eine eigene Band zusammengesucht, die voller musikalischer Frische und (Stil-) Vielfalt steckt. Die Musik der Mick West Band ist aber trotz z.T. starken Einflüssen aus Jazz, Blues und Klassik tief in der schottischen Kultur verwurzelt. In der Band sind neben Mick (Gesang, Percussion) noch Brian Byrne (Piano, Keyboard), der neue fünfte "Old Blind Dog" Fraser Fifield (Whistle, Sax, Small Pipes) und Neil Cameron (Double Bass); als Gäste sind auf dem Album zusätzlich u.a. Deaf Shepherd's Malcolm Stitt an der Gitarre und der exzellente Mundharmonikaspieler Brendan Power zu finden. Die Produktionsqualität ist ausgezeichnet - wie man es anders auch nicht vom Produzenten Donald Shaw (Capercaillie) erwarten kann. Insgesamt ein Album mit vielen ausgefallenen Interpretationen von traditionellen Liedern und Folksongs der britischen Inseln - und als süßes Bonbon und weiteren Höhepunkt gibt es auch noch zwei Pipe Tunes gespielt von Fraser Fifield; eins auf dem Dudelsack und eins auf dem Saxophon - einfach hervorragend!
KRL/Lochshore Records
Christian Moll


Cherish the Ladies "Live!"
Label: Big Mammy Records; Spielzeit: 55:12 min
Seit wohl mindestens einem Jahrzehnt zeigt die amerikanische Frauenband Cherish the Ladies ihren Kollegen der immernoch überwiegend männlichen Irish-Trad-Szene, was Power ist. Da die Band gerade auf der Bühne ihre besonderen Stärken hat - nicht zuletzt wegen ihrer Entertainerin und Flötenspielerin Joanie Madden - haben nun die sechs Musikerinnen um Joanie Madden eine Live-CD herausgebracht, die sie am St. Patrick's Day letzen Jahres aufgenommen haben. Dabei zeigen sie sich wieder von ihrer besten Seite; die Instrumentalfraktion Akkordeon/Geige/Querflöte wird durch Gitarre, Piano und Bodhrán in gewohnter Power-Manier begleitet. Es gibt aber auch viele leisere Töne, wie z.B. die von Aoife Clancy vorgetragenen Lieder, oder die mehrstimmigen Tinwhistle-Intermezzos. Natürlich sollten die Einlagen der beiden Tänzerinnen nicht vergessen werden, die ein weiteres perkussives Element der Aufnahme bilden. Keep it up, girls!
Big Mammy Records;
Cherish The Ladies Homepage
Claus Steinort


Törf "Dr Is'n Laand"
Label: Eigenverlag; TSP 002; Spielzeit: 58.35 min
Ein 'Spaigelploat' aus dem niederländischen Friesland. Törf, die fünfköpfige akustische Band aus Groningen, spielt auf dieser Scheibe vor allem folkige Vertonungen von Gedichten im friesischen Platt, ergänzt durch vier angenehme Instrumentaltitel. Akkordeon, Flöte, Dudelsäcke (aus eigenener Konstruktion), dazu Gitarre, Bouzouki und gelegentlich auch mal eine Tuba oder Trompete sind bei Törf zu hören. Ihre Musik spiegelt die Weite und Melancholie des platten Frieslands wieder, aber auch die Lebensfreude der Friesen. Einige der Stücke dürften dem einen oder anderen aus dem Fernsehen bekannt vorkommen: Vier wurden nämlich im Wattenmeer-Film 'Der Butt und das Mer' verwendet - endlich einmal gute Fernseh-Musik!
Insgesamt ist dies ein sehr angenehmes Album, die Musik klingt auf sympathische Weise immer Mal etwas schief, steckt dabei aber voller Atmosphäre.
Törfs Homepage
Michael Moll


Metil Stone
Label: Eigenverlag; Spielzeit: 51.06 min
Ein romantischer Felsen bei Eisenach war die Inspiration für den Bandnamen; Metil Stone haben sich aber musikalisch vor allem schottischem Folk-Rock verschrieben. Ihr uns hier vorliegendes Debutalbum ist als Konzeptalbum anzusehen - es entstand gerade zu der Zeit (anfang 1997), als sich die heutige Formation zusammmenfand. Entsprechend ist die Musik sicherlich noch nicht vollkommen ausgereift; auch die Produktionsqualität hat gewisse Schwächen - aber das ist den Musikern sicherlich bewußt. Dennoch hinterläßt es bei mir einen insgesamt positiven Eindruck. Hier werden schottischen und keltische Traditionen (mit Dudelsack, Geige, Flöten) und Rockmusik (E-Gitarre, Baß, Schlagzeug) vermischt - der meiste Gesang klingt eher nach Rock. Es stecken viele gute Ideen in der Musik - das Instrumental 'Rock'n'Roll' mit Dudelsack-Rock ist gelungen, Metil Stone's Version von Wild Mountain Thyme originell. Etliche der anderen Lieder scheinen Eigenkompositionen zu sein - leider fehlen jedoch jegliche Angaben zu den Titeln, was doch ein großes Manko ist. Währenddessen ist das Cover-Bild - ein Geister-Piper an einem vernebelten schottischen Loch - ebenso professionell wie das coole Pressefoto. In dieser ostdeutschen Scottish Rock Band steckt noch viel Potential.
Mailto Yvonne Behnke @ Metil Stone
Michael Moll


Steve Lawrence & Hudson Swan "Amalgamation"
Label:
KRL/Lochshore Records; CDLDL 1273; Spielzeit: 48.45 min
Die Multiinstrumentalisten Steve Lawrence und Hudson Swan sind beide seit vielen Jahren in der schottischen Folkszene aktiv. Hudson war Gründungsmitglied der Tannahill Weavers, mit denen er auch 11 Jahre lang getourt ist, Steve war 4 Jahre Mitglied von The Iron Horse. Heute sind beide in vielen Projekten involviert, sind Gastmusiker auf verschiedenen Alben, produzieren Alben und arbeiten mit vielen etablierten Künstlern.
Auf diesem Album spielen Hudson und bzw. oder Steve unter vielen anderen Instrumenten Gitarre, Fiddle, Bouzouki, Keyboards, Percussion und Pipes; hinzu kommen noch Gastmusiker. Die Musik reicht von trad schottisch über instrumentalen Folkrock und Musik aus anderen Teilen der FolkWelt (wie der Bretagne) bis zu vielen Eigenkompositionen von beiden.
Hudson und Steve zeigen sich mal wieder sehr vielseitig...
KRL/Lochshore Records
Christian Moll


Rawlins Cross "Living River"
Label: D:
Magnetic Music ; CD1020; Spielzeit: 46.19 min
Kanadischer Folkrock erster Güte servieren Rawlins Cross mit ihrem zeitgemäßen 'Living River'. Ein Album, dasvon der ersten bis zur letzten Minute gute Laune weckt. Das Sextett von der kanadischen Ostküste versteht es blendend, traditionell schottische und irische Musikinstrumente (Highland Pipes, Tin Whistle, Bodhran, Mandolin) in die schwungvolle Folkrockmusik einzubinden. So sind ruhige Balladen, einfühlsame Instrumentaltitels, flotte und aggresive Folktitel und selbst mit Reggae-Elementen angehauchte Stücke zu hören. Da klingt der von Ian McKinnon gespielte Dudelsack überaus fetzig und verbreitet oft schon eine mystische Stimmung, Den Rest besorgt die rauchige und bestimmende Stimme von Sänger Joey Kitson.
Magnetic Music (Nur für Deutschland);
Christof Köpsel


JSD Band "Pastures of Plenty"
Label:
KRL/Lochshore Records; CDLD 1274; Spielzeit: 51.07 min
Musikalisch neue Wege geht die JSD Band (eine Band, die in den 70er Jahren auf den britischen Inseln überaus bekannt war, und die sich vor zwei Jahren neu zusammengefunden haben; die Herausgeber) mit "Pastures of Plenty": JSD, das sind Jim Divers, Sean O'Rourke, Des Coffield, Colin Finn, Rob Mairs und Chuck Fleming. Daß sich Fiddle, Banjo, Tin Whistle und Bouzouki urchaus mit dem Jazz zuzuordnenden Instrumenten wie Saxophon, Percussion und Double Bass vertragen, beweist das Sextett ganz vorzüglich. Folkklassiker wurden völlig neu arrangiert und klingen so erfrischend jung und anders - doch immer noch folky. 'The Bonnie Lass of Albany', 'The Gipsy Laddie' oder Spanish Lady' sind die besten Beispiele dafür.
KRL/Lochshore Records
Christof Köpsel


Salvados "The Laughing Side"
Label: N.R.W./ZOO; CD107; Spielzeit: 52.50 min
Englischsprachiger Roots Rock aus dem Ruhrgebiet. Salvados' Musik pendelt irgendwo zwischen ruhigem folkigem Singer/Songwriter, Modern Folk and lautem Rock; verfeinert wird die Musik durch wohltuende Violinen-und Akkordeonklänge, während Schlagzeug, Bass und z.T. E-Gitarre öfter mal die Rockkomponente präsentieren. Die Lieder in englischer Sprache werden alle auf charismatische Weise von Sänger ka:l vorgetragen
Auch wenn gelegentlich der laute Rock für meinen Geschmack zu sehr im Vordergrund steht, will sagen in einigen Momenten von folk nichts mehr zu spüren ist, hat insgesamt das Album - vor allem durch die geschickt eingewobenen Akkordeon- und Gitarrenklänge - doch viel Atmosphäre, die mich gleich beim ersten Hören angesprochen hat.
Mehr Infos/Sound Files/CD-Bestellungen auf Salvados Homepage
Michael Moll


Zur zweiten CD-Seite
Zum Inhalt der FolkWorld CD Besprechungen

Zum Inhalt des FolkWorld online magazins Nr. 4

© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 5/98

All material published in FolkWorld is © The Author via FolkWorld. Storage for private use is allowed and welcome. Reviews and extracts of up to 200 words may be freely quoted and reproduced, if source and author are acknowledged. For any other reproduction please ask the Editors for permission.


FolkWorld - Home of European Music
FolkWorld Home
Layout & Idea of FolkWorld © The Mollis - Editors of FolkWorld