FolkWorld Ausgabe 39 07/2009

FolkWorld CD Kritiken

Zweckinger "No a LIADL"
Label: BSC Music; 2009
Die fünfkopfige bayrische Band Zweckinger hat ihr drittes Album “No a LIADL” mit neun Liedern von Gerhard (Gitarre, Gesang), drei von Wolfgang (Bass, Gesang) und zwei Coverversionen veröffentlicht. Neben den beiden Liedermachern besteht das Quintett aus Tom (Gesang, Gitarre), Jaco (Gitarre) und Miek (Schlagzeug, Gesang).
Angefangen vom bayrischen Spider Murphy Gang Verschnitt “Gschafft” über den billigen Dire Straits Cover „Romeo und Julia“ bis hin zu Bavarian Punk bei „Du ned“ gibt es hier allerlei Klischees zu hören. Musikalisch spielt sich das Ganze irgendwo zwischen Rock’n’Roll, Kabarett, volkstümlicher Musik und Liedermacher ab. Bei drei Stücken gelang es den fünf meine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Die nachdenkliche Ballade „Fonsi“ von Gerhard, der rhythmische Bluesrock von Wolfgang, „Zahnweh“, und die Vertonung Fürsts einer traditionellen Waise, „Blutroter Mohn“.
Diese Art von Musik höre ich sonst nur bei volkstümlichen Bierfesten, wo sie auch durchaus passt. In meinem Wohnzimmer wird sie nur verstauben.
www.zweckinger.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Swelter "Songs of Distance"
Label:
CoraZong Records; 2009
Die holländische Pop Band Swelter hat mit „Songs of Distance” ihr Debütalbum mit elf Songs von Sänger und Multiinstrumentalist Bart Drost veröffentlicht. Dazu kommen Gitarrist Erik Delobe, Geiger Gelke Boontje, Bassist John Zoet, Schlagzeuger Otto de Jong und ein paar ausgewählte Gastmusiker. Vom orgelschwangerem Intro „Wait & See“ über die melancholische Popballade „Still not won“ bis hin zum rockigen „We both know“ wird uns hier Gitarrenpop vom besten geboten. Punkige Töne schleichen sich bei „Saddest meal“ ein, „You’re in the last frame“ kommt klassischer Rockmusik sehr nahe und bei „She wants to be a mother“ machen die Jungs einen Ausflug in den Blues. Bei der wunderschönen Rockballade „Let me Sleep“ erinnert der gefühlvolle Gesang von Drost an die großen Rocksänger der 70er Jahre. Mein Lieblingssong ist die bluesige Ballade „Refugee“, bei dem der großartige Gesang anfangs nur von der akustischen Gitarre begleitet wird. Später gesellen sich Bass, Schlagzeug, Piano, Akkordeon und Mundharmonika dazu; ein tolles Stück. Mir hat das Album gut gefallen. Die Band hat einen durchaus eigenen Stil, die Songs sind abwechslungsreich, der Sänger hat eine tolle Stimme und die Musiker verstehen ihr Handwerk.
www.swelter.nl
Adolf 'gorhand' Goriup


Stille Volk "Nueit de Sabbat"
Label: Holy Records; 2009
Stille Volk ist eine 1994 gegründete Band aus dem Süden Frankreichs (Midi-Pyrénnées), die sich der mittelalterlich-keltischen Musik gewidmet hat. Patrick Lafforgue (Gesang, Windinstrumente, Hurdy Gurdy), Patrice Roques (Chorgesang, Saiteninstrumente) und Audo (Bass, Programmierung) haben nun bereits ihr fünftes Album „Nueit de Sabbat“ mit einer Mischung aus Eigenkompositionen, Vertonungen mittelalterlicher Texte wie auch traditionelle alten Stücken herausgegeben. Bei den Aufnahmen wurden sie von vier Gastmusikern namens Devsko, Fëarann, Madrasko und Tuac an verschiedenen Dudelsäcken, anderen alten Blasinstrumenten und der mittelalterlichen Tambourtrommel begleitet.
Die selbst geschriebenen Texte sind alle in französischer Sprache geschrieben und reichen von rhythmischen Tänzen wie „La Danse de la Corne“ oder „Gaste Flamme“ über den mystischen Gesang von „Egérie Nocturne“ bis hin zum zeitgenössischen Gassenhauer „Ivresse des Dieux“. Die Gesänge und die Musik klingen dabei authentisch entbehren aber nicht einem modernen Arrangement mit durchaus rockigen Elementen. Dabei kommen sowohl exotische Instrumente wie das Angklung, die Arabische Laute (Oud) oder die Arabische Trommel (Bendir) zum Einsatz wie auch alte Dudelsäcke wie die Zampogna oder die piemontesische Piva, Schalmeien, Bombarden, Hurdy Gurdy oder auch Gitarren, Bouzouki, Mandoline, Dulzimer, Flöten, Geigen und Perkussionsinstrumente. Die beiden Multiinstrumentalisten Lafforgue und Roques haben auch die Texte und die Musik geschrieben.
Es wurden aber auch traditionelle französische (Banquet) oder katalanische (Bestiari) Texte in erstklassiger Mittelalter-Rock Manier vertont. „Joglar“ ist ein okzitanisches Lied aus dem 13. Jahrhundert, das von Stille Volk mit großartigen Chorgesängen, mittelalterlichen Flöten und fetzigem Arrangement interpretiert wird, und „Mascariá“ ein traditionell-zeitgenössisches Tanzset. Das aus der Carmina Burana stammende „In taberna“ ist auch bei deutschen Mittelalterbands sehr beliebt, die Version von Stille Tage ist wirklich hörenswert. Der Titelsong ist die Vertonung eines alten Textes als Rockballade; das Zusammenspiel von Gesang, Blas- und Saiteninstrumenten sowie der mitreißende Rhythmus machen ihn zu meinem Favoriten.
Man hört hier nicht oft französischen Mittelalter-Rock, und wenn man diese CD anhört, bedauert man das. Die Musik von Stille Volk ist ein mystisch, schauriges Machwerk, das aus dem finstersten Mittelalter zu stammen scheint, hervorragend interpretiert und arrangiert.
www.myspace.com/stillevolk
Adolf 'gorhand' Goriup


Need Fire "Cat in a Cannon"
Label: Celtic Sun Records; 2006
Need Fire "Chasing Orion"
Label: Celtic Sun Records; 2009
Die texanische Celtic Rock Formation Need Fire sind John (Gesang, Gitarre) und Dylan Cleghorn (Fiddle, Piano, Gesang, Didgeridoo) sowie Brad Madison (Dudelsack, Gitarre), Ed Walewski (Bass, Bouzouki, Whistle) und Matt Henthorn (Drums, Perkussion). Ich habe sowohl ihr 2006 produziertes Album „Cat in a Cannon“ als auch ihr neuestes Werk „Chasing Orion“ zur Besprechung erhalten.
„Cat in a Cannon“ beinhaltet 10 Eigenkompositionen, davon sechs Songs, und zwei traditionelle Tunes. Von den Songs gefällt mir vor allem „It’s OK“, ein melodischer Dudelsack Rock, aber die sechs Instrumentalstücke haben es wirklich in sich. Es beginnt mit Dylans Solo Pianospiel bei „Alma the Younger“ und setzt sich fort mit seinem „Jig for Alma“. Sein Fiddlespiel, Eds Bouzouki und der mitreißende Rhythmus machen es zu einem meiner Favoriten. Nach dem kurzen „Just warmin’ up“ folgt das traditionelle „Julia Delaney“. Der Sound der elektrischen Gitarre liefert sich hier ein Duell mit der Fiddle und dem Dudelsack zu einem rockigen Beat und zum Ausklang gibt’s noch Dudelsacksound bei „When I get there“.
Ein sehr gemischtes Album, vom langweiligen Happy Rock bis zur ausgezeichneten Instrumentalmusik gibt es hier eine breite Auswahl an Celtic Rock zu hören.
Auf dem neuen Album gibt es ausschließlich selbst produzierte Musik, neun Songs und drei Instrumentalstücke, zu hören. Ed spielt zusätzlich Mandoline und Recorder und Brad die Melodica. Der Stil ist unverändert harter rhythmischer Celtic Rock, doch ist der keltische Einfluss mit Fiddle, Dudelsack und Bouzouki viel deutlicher zu hören. Der Einsteiger Song „Hello Hello“ ist eine mitreißende Hardrocknummer, bei der Dudelsack und Hardrockinstrumentierung perfekt harmonieren. Dann klingen sie wie eine schottische Fassung von Status Quo (Long lonesome Road) oder den Beatles (Barbara Marie) oder sie spielen orchestrale Songs (Humbly broken down) und melancholische Rockballaden (Moon over Mexico). Zwei Songs stechen besonders hervor: das beinahe a Capella gesungene „Maggie oh Maggie“, bei dem Dylan zum Didgeridoo greift und Matt den hypnotischen Rhythmus trommelt und das folkige „Ballad of Jason Jackson“, das rhythmisches Zusammenspiel von Dudelsack, Fiddle, Bouzouki und Mandoline bietet. Die Instrumentalstücke sind natürlich wieder einzigartig wie der traditionell anmutende „Barn Dance“ oder das rockige „Whistle Britches“. Hier brilliert vor allem Dylan mit meisterhafter Fiddlekunst.
Mit dem neuen Album haben Need Fire bewiesen, dass sie zu den Topacts des Celtic Rock gehören. Neben den musikalisch brillant gespielten Instrumentalstücken kommen nun auch tolle Songs dazu, abwechslungsreich und ausgezeichnet interpretiert.
www.needfire.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Santeria "Bad Habit"
Label:
Soulfire Artists; 2009
Die zwölfköpfige Band Santeria aus München begeistert das Publikum schon seit sechs Jahren mit ihrer Mischung aus Ska, Reggae, Dub und Punk. Auf ihrem nunmehr zweiten Album „Bad Habit“ präsentieren sie sich mit drei Sängern, zwei Gitarren, Bass, Keyboards, Drums und den vier Bläsern der Porn Horns an Saxophon, Trompete und Posaune. Die 13 Songs stammen durchwegs aus eigener Feder und wurden unter Beteiligung des Gastsängers Sam I Am (Jamaram), des Perkussionisten Nik Thäle und des Akkordeonisten Koflgrschroa aufgenommen.
Dem großen Line-up entsprechend gibt es dann auch einiges zu hören: Mitreißende Ska Rhythmen, rasanter Sprechgesang, soulige Chorgesänge und hörenswerte Bläsereinsätze. Dazu gibt es Texte in Englisch, Deutsch, Spanisch, Italienisch und Französisch. Der Ska wird immer wieder mit Reggae Elementen und anderen Einflüssen durchzogen und bietet internationales Flair. So brilliert der Titelsong mit mehreren Rhythmuswechseln unter anderem einer Walzer Sequenz mit Akkordeonbegleitung. Meist dominiert jedoch der Ska wie beim halsbrecherisch schnell gespieltem „Rumours“. „20 Uhr 15 (Dem Watch The Screen)“ ist eine großartige Mischung aus Reggae Sound, Ska Rhythmen und Dancehall Gesang. Dem instrumentalen „A Feast of Dub“ folgt mein Lieblingssong „Rocky Road“, gesungen von Sista Lou. Sie singt den zungenbrecherischen Text mit viel Gefühl für Reggae und beinahe schon bluesigem Timbre; dazu passen auch das Trompetensolo und die Westerngitarre.
Mit ihrem neuen Album etablieren sich Santeria in der Oberklasse der jungen deutschen Reggae, Raga, Ska und Dancehall Bands. Sie sind hervorragende Musiker, schreiben tolle Songs und reißen den Zuhörer mit ihren groovigen Rhythmen und Gesängen mit. Ich bin begeistert und kann jedem einen Besuch auf der Website empfehlen.
www.santeria-online.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Black Velvet "All Along the Way"
Label: Sabam; 2009
Black Velvet ist in Belgien ein Cocktail aus einem Glas Guinness mit einem großen Schuss Champagne. Diesen prickelnden Namen suchten sich sechs Musiker aus und gründeten in Leuven die gleichnamige Irish Folk Band. Es handelt sich um Dirk Naessens (Gesang, Fiddle, Mandoline, Tenorbanjo), Jan van den Eeden (Gesang, Gitarre, Whistles), Stef Antonis (Gesang, Gitarre, Banjo), Piet Fonteyn (Gesang, Kontrabass), Rudi Hegemann (Gesang, Bodhràn, Mandoline) und Andries Baele (Gesang, Fiddle). Nach 25 Jahren Bandgeschichte haben sie nun einen Sampler mit 23 Songs und Tunes mit einer ganzen Reihe von Freunden aufgenommen.
Auch der Irish Folk Fan trifft hier auf viele alte bekannte Songs und Tunes, traditionelles wie auch Coverversionen. Traditionelle Tunes wie „Toss the Feathers“, „Drowsie Maggie“ oder „The Mug of brown Ale“ werden ebenso gespielt wie die Songs „Brennan on the Moore“, The Boys of Malin“ oder „Patrick was a Gentleman“. Der bekannte Folksong „Rocky Road to Dublin“ wurde mit der mitreißenden selbst komponierten Tune „All along the way“ zu einem tollen Set zusammengefügt. Ewan McColls „Go move shift!“ ist mein Lieblingssong, hervorragend interpretiert gemeinsam mit Jans und Stefs Band Duck!said the donkey. The Rose Room Swing heißt die Band von Piet und Andries und wenn sie bei den traditionellen Tunes „The new Potatoes/Blackberry Blossom“ ihr Können zeigen verschmelzen Jazz und Irish Folk zu einem außergewöhnlichen Hörvergnügen, für mich der absolute Höhepunkt des Albums.
Das Album ist ein Querschnitt durch das Schaffen dieser ausgezeichneten Musiker, die sich durch atemberaubende Rhythmen, hohe Musikalität und perfekte Gesänge auszeichnen. Die Songs wie auch Tunes werden sehr authentisch gespielt, brillieren aber meist mit eigenständigem Arrangement.
www.blackvelvet.be
Adolf 'gorhand' Goriup


Sarah Darling "Every Monday Morning"
Label: Black River Records; 2009
Sarah Darling wurde in Des Moines, Iowa, geboren und wurde von ihrem Großvater mit dem Country Virus angesteckt. Als sie mit 14 Jahren ein kleines Sound System bekam, begann sie selbst zu singen und trat bei allen sich bietenden Möglichkeiten auf. Nach ihrem erfolgreichen High School Abschluss packte sie ihre Sachen und ging nach Nashville, Tennessee. Nach einer längeren Durststrecke, in der sie ihre Brötchen als Kellnerin, Modell oder auch als Komparse für Musikvideos verdiente, wurde sie von Jimmy Nichols, dem Gründer von Black River Records, entdeckt und erhielt einen Plattenvertrag.
Dieses Jahr nun hat sie ihren Traum erfüllen können und veröffentlicht ihr Debütalbum „Every Monday Morning” mit 13 Originalsongs, geschrieben gemeinsam mit einigen der besten Songwriter aus Nashville und aufgenommen mit hervorragenden Musikern wie Produzent Jimmy Nichols, Jeff Dayton oder Paul Franklin.
Darling hat eine schöne Gesangsstimme und singt von stillen melancholischen Balladen wie „Knowing what I know about Heaven“ über Country Songs wie „I never do what I should“ bis hin zu rockigen Songs wie „I'll wait for you“. Die CD beginnt mit dem wunderschönen rhythmischen „Whenever it rains“, einem meiner Favoriten. Gitarren, Bass, Schlagzeug, Keyboards und Steel Gitarre begleiten Darlings melancholischen Gesang. Den Plattenvertrag verdankt sie der traurigen Country Ballade „Stop the Bleeding“, die Nichols auf Darlings Myspace Seite entdeckt hatte. Steel Gitarre, Fiddle und Piano prägen diesen Song. Ein weiterer Höhepunkt ist die bluesig jazzige Ballade „Blue Guitar“, bei dem Darlings gefühlvoller Gesang von Steel Guitar und Fender Rhodes begleitet wird.
Mir gefällt Sarah Darlings Debütalbum recht gut. Zwar ist die Musik eher Mainstream, aber gesanglich und musikalisch sind die Aufnahmen einwandfrei.
www.sarahdarling.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Wûtas "Wûtas"
Label:
Curzweyhl; 2009
Wûtas ist ein alemannisches Wort für „die wilde Jagd“, das vor allem im alpenländischen Raum gebräuchlich war, und das sich die fünfköpfige Band aus Wien als Namen aussuchte.
Sie wurde 2008 gegründet um mittelalterliche Musik zu machen, hat aber bald auch die Liebe zum Folk entdeckt. So ist ihr gleichnamiges Debütalbum ein interessantes Machwerk keltischer Folkmusik teilweise gespielt auf altertümlichen Instrumenten.
Die Namen der Musiker scheinen jedoch definitiv aus einer anderen Zeit zu stammen. So musizieren die beiden Dudelsackspieler Clothar der Kühndreiste (auch Rauschpfeife, Bouzouki, Gesang) und Fenk (auch Bouzouki, Gesang), Siegurrt der Schwerenöter (Perkussion), Ramtamtam (Perkussion) und Tonika die Dominante (Bombarde, Rauschpfeife, Flöten, Gesang) unter passenden Pseudonymen.
Die in erster Linie instrumentale Musik ist traditionellen Ursprungs, vertont und arrangiert von den fünf Musikanten. Teilweise wurden jedoch historische Themen von den Bandmitgliedern musikalisch umgesetzt wie zum Beispiel das von Clothar komponierte instrumentale „Marsyas“, das aus der griechischen Mythologie stammt. Die Musik wird meist von den beiden Dudelsäcken dominiert und rhythmisch von Bouzouki und Perkussion begleitet. Allerdings hört man hier auch die Rauschpfeife oder bei den französischen Tänzen wie Andro oder Rond St. Vincent die Bombarde. Die altirische Sage des keltischen Helden „Cú Chulainn“ wurde von Helmut Grabherr vertont. Sie beginnt mit Wolfsgeheul und wird im Originaltext aus der Táin Bó Cuailnge gesungen. Neben den französischen Tänzen gibt es aber auch den traditionellen „Totentanz“ und den schottischen „Atholl Highlanders“ zu hören. Das französische Trinklied „Tourdion“ beginnt mit dem sanften Klang der Flöte, verwandelt sich aber schon bald mit wild rhythmischen Gesängen und dem Klang der Dudelsäcke. Zum Abschluss gibt es eine weitere altirische Sage, „Diarmuid agus Grainne“, die von Clothar mit einem selbst komponierten deutschen Trinklied zu einem bizarr klingenden Set zusammengefügt wurde. Hier spielt Gastmusikerin Antonia Dusa Wernig die Piopa Uilleann, den irischen Dudelsack.
Das Album bietet authentisch klingende traditionelle Musik, die sehr gut interpretiert wurde. Auf dem Flyer wird nun bereits die neue Besetzung mit nur einem Perkussionisten und einem Cello vorgestellt. Sicherlich ist das eine Bereicherung, da auf dem Album die Bassstimme fehlt.
www.myspace.com/wutas
Adolf 'gorhand' Goriup


Tom Liwa "Eine Liebe ausschließlich"
Label: Ludwig; 2009
Der Duisburger Liedermacher Tom Liwa macht seit gut 20 Jahren Musik, hat bei den Aufnahmen zu gut zwei Dutzend Alben mitgemacht und veröffentlicht seine Texte auch in Buchform. Sein neuestes Werk „Eine Liebe ausschließlich“ mit acht neuen eigenen Songs und zwei Coverversionen hat er als Solo Akustikprojekt gestartet und ist seit Mai im Handel erhältlich.
Die CD beginnt mit einer Coverversion der irischen Rockband Snow Patrol, „Chasing Cars“. Diese wunderschöne Ballade singt Liwa nur mit Gitarrenbegleitung; musikalisch ist das für mich bereits der Höhepunkt. Liwas Lieder leben vor allem von den lyrischen Texten, die auf diesem Album vor allem von der Liebe sprechen, und von seinem tollen Gitarrenspiel. Liwa hat keine bemerkenswerte Gesangsstimme und die Kompositionen sind typische Liedermacher Songs, bei denen oft die Musik um des Textes Willen Kompromisse eingehen muss. So hört man eher ausdrucksschwachen Sprechgesang und simple Arrangements. Eine Ausnahme ist das bluesige „Sanguinisch moll“, das mit jazzigem Gitarrespiel brilliert und dessen Text sich an die Musik anpasst. Bei der zweiten Coverversion, Dylans „Idiot Wind“, fehlt Liwa der Ausdruck in der Stimme, der die Musik des legendären Poeten ausmacht.
Das Album ist eine sehr persönliche Sammlung von Liedern, die von Liebe, Sehnsucht und verpassten Chancen erzählen. Liwas Stärke sind die poetischen Texte und sein Gitarrespiel; für Liebhaber von musikalisch perfekt arrangierten Songs ist die CD eher nicht geeignet.
www.tomliwa.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Missincat "Back on my Feet"
Label: Revolver Distribution Services; 2009
Die gebürtige Italienerin Caterina Barbieri ist Missincat, eine Künstlerin, die heute in Berlin lebt und mit „Back on my Feet“ ihr Debütalbum mit zwölf eigenen Songs herausgebracht hat. Sie singt und spielt neben der Gitarre noch Bass, Piano, Vibraphon, Glockenspiel und das Kazoo. Begleitet wird sie von Mattia Boschi am Cello, Madze Peng am Kontrabass, Daniele Falletta an der Slide Guitar, Raffaele Koelner an der Trompete und den beiden Schlagzeugern Christiano Bacherotti und Diego Bartole.
Barbieri hat eine etwas quäkende Stimme, die aber sehr gut zu ihren Indie Songs passt. Dazu kommen die Gitarre, der Bass und das Cello als ständige Begleiter wie beim stillen Titelsong. Irgendwie klingt ihre Musik immer etwas schräg, sei es wegen der eigenartig zusammen gewürfelten Instrumentierung oder einfach auf Grund des Zusammenspiels von Melodie und Rhythmus. Bei „Inside my Heart“ wird der eintönig hypnotische Rhythmus von einem stillen Trompetensolo unterbrochen. Mein Favorit ist das rhythmisch melodiöse „If I could change the End“. Cello, Piano, Gitarre, Bass und Glockenspiel erzeugen eine wunderschöne harmonische Melodie und Bacherotti spielt dazu einen dezenten aber tollen Rhythmus. Ähnlich gestrickt ist „Never kiss you again“ nur fehlt hier das Schlagzeug. „My Friend“ wiederum sticht hervor mit dem traurigen Klang der Slide Guitar und des Cellos.
Das Debütalbum von Missincat ist ein interessantes und viel versprechendes Beispiel dafür, dass es auch in Deutschland eine florierende Indie Szene gibt. Für die, die sich für das Genre interessieren ist ein Besuch auf ihrer Webseite sicherlich lohnenswert. Mir hat die CD jedenfalls gefallen.
www.missincat.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Loom "Underneath"
Label:
Brambus Records; 2009
Die aus dem schweizerischen St. Gallen stammende Band Loom besteht aus Manu Olowu (Gesang, Rhythmusgitarre, Kalimba), Jo Eberhard (Gitarren, Mandoline, Gesang), Mario Söldi (Schlagzeug, Perkussion, Gesang) und Michael Zachi Hutter (Bass). Gemeinsam mit einer Reihe von Gastsängern und –musikern haben sie in dieser Formation ihr Debütalbum „Underneath“ mit 15 eigenen Songs aufgenommen. Die meisten Bandmitglieder kennen sich jedoch schon lange.
Und das hört man auch bei ihrer Musik. Die musikalische Reise beginnt mit der Kalimba, rhythmischen Karibiksound, pulsierendem Bass und Manus großartigem Gesang. Sie hat eine schöne etwas raue Stimme, mit der sie durchaus auch folkige Balladen wie „Life is“ singen kann. Mandoline, Gitarre und Bass begleiten den stillen Song bevor das Schlagzeug die Dramatik steigert. Es folgen rockige (Forbidden), poppige (Holes to fill) wie auch bluesige (Soul inside) Songs. Dabei zeigen die Musiker, dass sie sich in all diesen Richtungen wohl fühlen. „Rabbit“ begeistert mit tollen Rhythmuswechseln, gefühlvollem Gesang und hoher Musikalität. „Two damned things“ ist ein wütend engagierter Song gegen harte Drogen mit aufwühlendem Rhythmus. Bei „Soul Doctor“ kommt die Slide Guitar zum Einsatz, das funkige „Sleeping deeply“ sticht mit virtuosem Gitarrenspiel sowie hervorragenden Solo- und Chorgesängen hervor und der melancholische Titelsong beschließt das Album mit wunderschön akustischen Klängen.
Wie es Brambus Records auf dem Flyer verspricht ist das wirklich ein außergewöhnliches Album, abwechslungsreich und gesanglich wie auch musikalisch erstklassig.
www.myspace.com/loom1
Adolf 'gorhand' Goriup


Lili Añel "Life or Death"
Label:
ESC Records; 2008
Die in Philadelphia beheimatete Lili Añel wird neben ihren kubanischen Wurzeln von Songwritern wie Joan Armatrading, Joni Mitchell, den Beatles oder Steely Dan beeinflusst.
Sie blickt bereits auf eine jahrzehntelange Karriere zurück und hat ihr Album „Life or Death“ neu beim ESC Label veröffentlicht. Sie singt und spielt akustische wie auch elektrische Gitarre und Perkussion. Gemeinsam mit ihrer hervorragenden Begleitband hat sie 14 eigene Songs und eine Coverversion von Joan Armatrading aufgenommen.
Añel hat eine atemberaubend soulige und volle Stimme mit der sie Blues, Jazz, Rock, aber auch Balladen gleichermaßen verzaubern kann und die Musiker taten das ihre dazu, um eine abwechslungsreiche und musikalisch ausgezeichnete CD zu produzieren. Steely Dan Gitarrist Drew Zingg spielt ausgezeichnete Soli wie beim souligen „Thin Line“ oder bei der mitreißenden Rockballade „If“. Neben Zingg zeigt auch Johnny Gale seine Qualitäten als Sologitarrist, zum Beispiel bei dem Blues „2 much better“. Dazu kommen der großartige Sound der Hammond Orgel von Andy Burton und das gefühlvolle Pianospiel von J.B. Moore. Der Titelsong ist ein atemberaubend jazziger Song, bei dem Cooke Harvey auf dem elektrischen wie auch dem akustischen Bass brilliert. John diGiovanni sorgt für den Rhythmus und Añel zeigt was sie stimmlich alles drauf hat, mein absoluter Lieblingssong. Bei der Jazzballade „Dream again“ wird der begeisternde Gesang nur von Harvey am Bass und von Añel an der Gitarre begleitet. Dann singt Añel wieder typische Songwriter Songs wie Armatradings „Down to Zero“, bei dem sie die Akustikgitarre spielt und von Harvey am E-Bass begleitet wird. Die melancholische Ballade „No matter what Love" wurde mit zwei Akustikgitarren (Añel und Zingg) sowie Bass (Seth Glassman) eingespielt. Als weiterer Akustikgitarren Virtuose stellt sich Dave „Boz“ Bozenhard beim jazzigen Blues „Over you“ vor, bei dem Harvey den Kontrabass streicht.
Ich bin von diesem Album begeistert, Lili Añel steht ihren Vorbildern in nichts nach und übertrumpft sie sogar teilweise sowohl gesanglich wie auch musikalisch. Sie und ihre Musiker beherrschen ein musikalisches Spektrum wie wohl nur wenige. Wer da nicht reinhört, ist selbst schuld.
www.lilianel.org
Adolf 'gorhand' Goriup


Der wahre Jakob "Wüstenkulturerbe"
Label:
Wonderland Records; 2009
Der Student Jakob Volz hat mit ein paar Freunden unter dem Namen Der wahre Jakob sein Debütalbum „Wüstenkulturerbe“ mit zwölf eigenen Songs aufgenommen. Wüste ist ein Stadtteil von Osnabrück, wo Jakob lebt und musiziert und Volz ist der Meinung, dass seine CD ein wichtiger Beitrag zum Kulturerbe des Stadtteils ist.
Er ist jedenfalls als Sänger und Multiinstrumentalist der Mittelpunkt und wichtigster Teil der Musik. Sein trällernder Gesang passt vorzüglich zu den seichten Liedern und die einfachen Arrangements wirken meiner Meinung nach überladen. So wird aus einem Liedermacher ein Schlagersänger, der banale, Klischee beladene Texte zu eintönigem Happysound singt. Volz spielt Gitarre, Bass, Schlagzeug und sogar Keyboards; als musikalische Begleitung treten verschiedene Blasinstrumente, Perkussion, E-Gitarre und manchmal Bass auf. Die Lieder klingen irgendwie alle gleich und nach wenigen Minuten begann ich mich zu fragen, ob das ganze ernst gemeint ist. Vor allem als er sich bei „Bewertet die Jury“ über Deutschland sucht den Superstar lustig macht. Ist er da mal durchgefallen?
Der wahre Jakob ist historisch gesehen eine satirische deutsche Zeitschrift aus dem 19. Jahrhundert. Hier hat man versäumt ein Copyright anzumelden und nun teilt diese den Namen mit einem langweiligen mäßig talentierten Liedermacher des 21. Jahrhunderts. Naja Musik ist Geschmacksache.
www.derwahrejakob.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Dean Owens "Whiskey Hearts"
Label:
Navigator Records; 2008
Der in Edinburgh lebende Singer/Songwriter Dean Owens machte sich als Frontmann der schottischen Country Rockband The Felsons einen Namen. 2001 begann er Solo Alben zu produzieren und wechselte drei Jahre später zu Vertical Records, wo er zwei weitere Alben veröffentlichte. Sein letztes Album „Whiskey Hearts“ wurde nun unter dem Label Navigator Records produziert. Owens singt und spielt Akustikgitarre und Harmonika und wurde bei den Aufnahmen von Kevin McGuire (Bass, Gesang), Will Kimbrough (Gitarren, Banjo, Mandoline, Gesang), Jen Gunderman (Keyboards, Akkordeon, Gesang) und Paul Deakin (Drums, Vibraphon) begleitet. Dazu kommen Gastmusiker wie Al Perkins (Pedal Steel, Dobro), Robert Reynolds (Bass), der auch einen der zehn Songs schrieb, Jeff Coffin (Saxophon) und Thad Cockrell (Gesang). Owens hat eine tolle Stimme und deckt mit seiner Musik ein breites Spektrum ab, beginnend vom melodiös rhythmischen Groove bei „Sand in my Shoes“ über den melancholischen Country-Folk Song „Man from Leith“ mit Akkordeon und Pedal Steel bis hin zum sentimentalen Softrock von „Years ago“, bei dem Coffin sein Saxophon erklingen lässt. Bei der wunderschönen stillen Ballade „Raining in Glasgow“ wird Owens gefühlvoller Gesang von der akustischen Gitarre und Gundermans Piano verzaubert und beim bluesigen „Beth on the Trampolin“ begeistert der coole Gesang ebenso wie Kimbroughs Gitarrenspiel und Gundermans wunderschöner Klangteppich. Das von Reynolds komponierte „Hallelujah“ sticht mit seinem Rockrhythmus stilmässig etwas heraus und zum Abschluss gibt es mit dem Titelsong noch ein beschauliches Ende. Mandoline, Akkordeon, Harmonika und E-Gitarre spielen auf und Owens singt zum folkigen Rhythmus eine Ode auf das schottische Nationalgetränk. Mir gefällt das neue Album von Dean Owens sehr gut. Er ist ein ausgezeichneter Sänger, seine Songs sind abwechslungsreich, wunderschön interpretiert und perfekt arrangiert und seine Begleitband ist musikalisch erste Sahne. Ein hervorragendes Singer/Songwriter Album, das ich wärmstens empfehlen kann.
www.deanowens.com
Adolf 'gorhand' Goriup


David Wilcox "Open Hand"
Label: What are Records?; 2009
Der in North Carolina beheimatete Singer/Songwriter David Wilcox hat mit „Open Hand“ sein 15. Album veröffentlicht. Wilcox singt und spielt Gitarre und hat gemeinsam mit Dan Phelps (Gitarre, Keyboard), Jon Evans (Bass, Kontrabass) und James McAlister (Drums, Perkussion) zwölf neue Songs aufgenommen.
Wilcox hat eine sanfte einschmeichelnde Stimme und seine Songs eignen sich hervorragend zum entspannen wie die verträumte Ballade „Dream again“. Der Rhythmus wird manchmal zwar gesteigert wie bei „Red Eye“, aber dennoch bleibt die Musik vor allem melodiös und harmonisch. So ist der Titelsong eine melancholische Ballade ans Leben. Mir persönlich gefallen aber vor allem die bluesigen Songs wie „Modern World“ oder „Outside Door“, bei denen das Zusammenspiel von Bass, Gitarre und Schlagzeug den Zuhörer ein wenig aus der Lethargie reißt. Bei „Captain Wanker“ hör man sogar eine rockige E-Gitarre, dennoch überwiegt meist der zwar tadellose aber für meinen Geschmack zu wenig leidenschaftliche Flüstergesang von Wilcox.
Das neue Album von David Wilcox ist eine sentimentale Reise durch eine Welt der Harmonie und Melodie. Gesanglich und musikalisch sind seine Songs einwandfrei vorgetragen, mir persönlich fehlt da manchmal der Zunder.
davidwilcox.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Joe Cassady & The West End Sound "The 47th Problem"
Label: Avenue A Records; 2008
Leadsänger, Gitarrist und Songwriter Joe Cassady tat sich 2005 in der Lower East Side von New York City mit Aaron Gardner (Bass, Gesang), Shu Nakamura (Gitarre, Mando-Gitarre, Dobro, Keyboards, Gesang) und Robert Bonhomme (Drums) zusammen und veröffentlichte kurz darauf das erfolgreiches Debütalbum „What’s your Sign?“. Auf ihrem neuen Album “The 47th Problem” wurden sie von Melissa Masser (Gesang) und Anthony Bax (Perkussion) unterstützt.
Sie nahmen die elf neuen Songs in den Seaside Lounge Recording Studios in Brooklyn auf. Die CD beginnt mit dem Gitarren-lastigen rockigen Titelsong und Cassadys leicht näselnder Stimme. Doch er singt auch melodiöse Songs wie „Thin Ice“, den rasanten „G3 Blues“ oder melancholische Country Balladen wie „Find my Way home“. Musikalisch bietet die CD ein typisches Rock Line-up, mit dem Rockballaden wie „Willie Mays“, bluesige Songs wie „Big Wave“ aber auch Country Rock wie „Joshua“ gespielt werden.
Das Album ist eine ansprechende Sammlung von Americana- und Rocksongs, die ins Ohr gehen und gute Laune verbreiten. Gesanglich und musikalisch ist die CD durchaus gut eingespielt, mir persönlich ist sie jedoch etwas zu Mainstream.
www.joecassady.com
Adolf 'gorhand' Goriup


The Shanes "Squandering Youth"
Label: Sumo Rex/Broken Silence; 2009
The Shanes wurden 1991 in Trier gegründet und haben nach einigen Personalwechsel 2009 bereits ihr achtes Album „Squandering Youth“ mit zwölf eigenen Songs und zwei Coverversionen herausgegeben. Die aktuelle Besetzung besteht aus Kornelius Flowers (Gesang, Gitarre, Banjo, Harmonika), Seba Nogood (Fiddle, Violinen, Mandoline, Gesang), Warpig Stoffregen (Gitarren, Banjo, Mandoline, Gesang), Börgermeister (Drums, Perkussion, Gesang), Herr Dannehl (Bass, Gesang) und Angry Alex Schuster (Akkordeon, Gesang). Unterstützt wurden sie durch den Gast Cellisten Philipp Thimm.
Die CD beginnt mit der typisch rasanten Mischung aus Punk und Folklore von „Going where the action is“, in diesem Fall Balkan-Fiddle, Mandoline und Akkordeon. Dann wird’s bluesig und klingt ein wenig nach Dylan bei „Alone on my own device“ bevor GG Allins “Bite it you scum“ mit mitreißendem Country-Punk aufhorchen lässt. Flowers hat eine tolle Gesangsstimme und musikalisch sind die Jungs erste Sahne und bringen Songs, die an geniale Vorgänger wie die Doors erinnern wie bei „The future“, Songs im Stil von Mittelalterrock wie das teilweise im Tangorhythmus gespielte „Long journey“ oder orchestrale Rockballaden wie „Hey there, can you help me“. Nogood ist ein hervorragender Violonist, der geniale Arrangements für mehrstimmige Geigen und Cellopassagen schreibt. Börgermeister übernimmt beim nostalgisch angehauchten Balkan-Punk „Baby, I“ die Leadvocals und bei Turbonegros „Sailor man“ hört man klassischen Hardrock. Der absolute Höhepunkt ist der jazzige Zigeunerpunk von „Lousy Bastards“, der mit groovigen Rhythmuswechsel und großartigem Geigenspiel brilliert. Aber auch das einzige Instrumentalstück, der Irisch Folkpunk „Bring me the head of Zoltan Narray“, sticht mit musikalischen Höchstleistungen hervor.
The Shanes beweisen, dass gut gespielter Punkrock durchaus anspruchsvoll sein kann; für mich in diesem Genre ein absolutes Spitzenalbum, das ich jedem empfehlen kann.
www.shanes.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Luxuria Auris "Liebesweysen"
Label: Eigenverlag; 2008
Luxuria Auris, die Genusssucht des Ohres, trat zum ersten Mal 2005 anlässlich einer Stadtrechtefeier in ihrer Heimatstadt Gelnhausen im Hessischen Main-Kinzig Kreis in Erscheinung. Die vier blutjungen Musiker haben nun mit „Liebesweysen“ ihr Debütalbum mit elf historischen Liedern aus dem 12. bis 18. Jahrhundert veröffentlicht.
Juliane Schöne (Davul, Daburka, Djembe), Christiane Schöne (Flöten Perkussion), Sonja Legrand (Violine, Gitarre, Perkussion) und Maurice Lenhard (Irische Bouzouki, Flöten) haben wunderschöne Gesangsstimmen und überzeugen vor allem mit ihren mehrstimmigen Gesängen.
Die vier Sänger haben für die CD Lieder aus verschiedenen Jahrhunderten und Ländern gesammelt und beginnen die musikalische Reise im mittelalterlichen Deutschland mit dem aus der Carmina Burana stammenden „Totus Floreo“. Die mehrstimmigen Chorgesänge werden hier überaus rhythmisch begleitet. Aus England stammen die lyrischen Balladen „Now springes the spray“ und „Monday morning“. Doch die Barden führen uns mit dem rhythmischen „Tua nai e meiga“ auch in südliche Gefilde nach Portugal oder ins königliche Spanien, das gleich mit drei Liedern vorgestellt wird, unter anderem das lateinische Seefahrerlied „Salva nos stella maris“ oder die rhythmische Liebesweyse „Blanca nina de la sal“, bei der man den Einfluss der südspanischen Zigeuner hören kann. Frankreich ist mit einem höfischen Renaissance Tanz, dem großteils a Capella gesungenem „Tourdion“, vertreten, bevor wir mit dem Volkslied „Ich stand auf hohem Berge“ wieder zurück nach Deutschland kommen. Aus dem hohen Norden stammt das altschwedische „Herr Mannelig“, das wohl beinahe jede Mittelalterband im Programm hat und zum Abschluss gibt’s noch das rhythmische „Aquestas“ aus dem westlichsten Zipfel Spaniens, Galicien.
Die vier jungen Hessen sind Barden im eigentlichen Sinne, die vor allem mit ihren Gesängen brillieren, die musikalische Begleitung dient dabei nur zur Unterstreichung der Melodie und des Rhythmus. Mir gefällt ihre Musik sehr gut, leider gibt es jedoch außer dem Herkunftsland keinerlei Informationen über die Entstehung der Lieder.
www.luxuria-auris.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Folksmilch "Q (ku:)"
Label: milch records; 2008
Das steirische Quartett folksmilch hat mit „Q (ku:)“ ihr drittes Album herausgebracht und wieder brillieren die vier Musiker mit kreativ-musikalischen Höchstleistungen in Sachen Jazz-Folk. Sänger und Kontrabassist Eddie Luis greift darauf auch zu Marimbaphon, Drehleier, Posaune und Tuba, Akkordeonist Christian Bakanic sorgt für rhythmische Perkussionsbegleitung, singt und spielt auch das Rhodes Piano, Geiger Klemens Bittmann ist auch auf Mandola, Gitarre, Bratsche, Trompete, Mandoline und als Sänger zu hören und Gerald F. Preinfalk bläst Klarinette, Bassklarinette, Querflöte und singt den Sopranino Gesang.
Querflöte und Perkussion spielen zu einem großartigen „Jig“ von Bakanic und Bittmann auf, Fiddle, Kontrabass und Akkordeon gesellen sich zu einem atemberaubenden Sound dazu. Der „Valse Rouge“ von Bakanic erinnert mit dem Zusammenspiel von Akkordeon, Klarinette, Geige und Bass an große französische Folkmusiker wie Astor Piazzola. Dann folgt eine jazzige Hip Hop Improvisation zum klassischen Schlager „Wochenend' und Sonnenschein“. Neben den Eigenkompositionen gibt es auch einen kabarettistischen Medley von Wolfgang Ambros Hits mit Andreas Vitaseks Hans Moser Parodie, eine jazzige Vertonung des Wienerliedes „Du sullst um Vergangnes ned wanan“ von Fritz Eckhardt und Karl Föderl wie auch das Operettenlied „Auf der Heide blüh’n die letzten Rosen“ von Robert Stolz, bei dem Preinfalk seine Qualitäten als klassisch ausgebildeter Sänger beweist, zu hören. Weitere Eigenkompositionen umfassen Tänze wie die mitreißende „Polka po polsku“, den „Judenburger Haller“, einem alten Volkstanz aus der Feder von Bittmann, oder das orientalisch anmutende „Kasachstan“. Das mit spanischen Rhythmen gewürzte „En Camino“ und das cool jazzige „Royaltor“ runden das Angebot ab.
Mich hat das Album begeistert, hier spielen vier junge brillante Musiker groß auf und führen uns von den weiten Steppen Kasachstans über die Alpenländer nach Frankreich und weiter nach Irland bis in den hohen Norden. Dabei überzeugen sie mit perfekten Arrangements, viel Spielwitz und tollen Gesängen.
www.folksmilch.at
Adolf 'gorhand' Goriup


René Evald "Copenhagen Time"
Label: Back Up Music; 2008
Der dänische Folk Musiker René Evald schaut auf 42 Jahre als professioneller Musiker zurück und hat dabei angefangen mit Soul Musik (1967) über Country in den 70ern bis hin zu Blues (späte 70er bis frühe 80er Jahre) reichlich Erfahrung gesammelt. 1988 tat er sich mit Henrik Littauer (Piano, Akkordeon) zusammen um instrumentale Cross-over Musik zu machen. Seit drei Jahren arbeitet der Sänger und Gitarrist Evald nun als Solokünstler mit Gastmusikern.
Sein letztes Album „Copenhagen Time” hat er gemeinsam mit Littauer, Jens Elbol (Bass), Jesper Grandetofte (Drums, Perkussion), Lynge Wagner (Gitarre, Pedal Steel, Dobro) und Louise Stojberg (Gesang) aufgenommen. Neben dem selbst komponierten Titelsong gibt es acht Coverversionen von bekannten Songs seiner musikalischen Vorbilder und zwei traditionelle Songs zu hören.
Die CD beginnt mit einer bluesigen Version von Buddy Hollys „Not fade away“, Evalds virtuosem Gitarrenspiel und Wagners großartigem Dobro. Es folgen Americana Balladen wie John Hiatts „The River“, Woodie Guthries Blues „Going down the Road“ und Blind Alfred Reeds Old-Time Song “Poor Man”. Den Cream Hit “Sunshine of your Love” hat Evald passend nur mit Gitarre, Bass und Schlagzeug aufgenommen, jedoch ist hier das Original ein anderes musikalisches Kaliber. Auch der traditionelle „Deep River Blues“ beschränkt sich auf dieses musikalische Terzett. Coverversionen von Dylans „Tomorrow’s such a long Time” Randy Newman’s “My old Kentucky Home” oder das durch Presley bekannt gewordene „Always on my Mind“ werden in typischer Americana Manier vorgetragen. Zum Abschluss gibt es noch den traditionellen Blues „Trouble in Mind“ zu hören.
René Evald ist ein hervorragender Gitarrist und hat gemeinsam mit ausgezeichneten Gastmusikern ein ansprechendes Album mit alt bekannten Songs produziert. Nicht jeder wird seine Fassungen berühmter Hits lieben, hört doch einfach mal rein.
www.reneevald.com
Adolf 'gorhand' Goriup


V/A [Sampler, EPs & Demo-CDs]

Cobblestones (Demo): Paddy Murphy, Muirsheen Durkin und ähnliches Volk: straighter Pubfolk aus Berlin. Was das Quartett mit den Songs von Dubliners & Co macht, ist nicht neu, aber immer noch sehr beliebt. Yeeha!
www.cobblestones.de

Franziska "Action" (Soulfire Artists, 2009): Was da bei der aus Mailand und von den Seychellen stammenden Reggae-Band aus den Lautsprechern tönt, klingt ausgesprochen interessant: mitreißende Rhythmen, toller Reggae-Gesang und teilweise moderne Soundeffekte. Allerdings ist es dann jeweils nach 30 Sekunden vorbei. Eine nicht nachvollziehbare Promotionspolitik. Schade.
www.franziska.it

Nobody Knows (Demo): "As I Roved Out" bis "Erlkönig" in der Speedfolk-Version von Jungfolks aus der Altmark. Hauptsache schnell.
www.nobody-knows-stendal.de


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 07/2009

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