FolkWorld Ausgabe 33 05/2007; Artikel von Walkin' T:-)M


Der Ruf des Nordwestens
An Tor erklimmen musikalische Höhen

"An Tor" ist das irisch-gälische Wort für eine steile, felsige Höhe. Es ist eine Flurbezeichnung sechs Kilometer südlich von Croithlí im County Donegal. Und es ist außerdem der Name einer in der Rhein-Main-Gegend beheimateten Band, die traditionelle irische Musik spielt. Vielleicht ist das Sextett noch nicht jedem Irish-Folk-Fan bekannt, aber das sollte sich unbedingt ändern. Marcus Metz, Gitarrist von An Tor, gab Auskunft darüber, wie es zu An Tor gekommen ist.

An Tor


An Tor sind: Siggi und Elke Zörntlein (Fiddle), Marcus Metz (Gitarre), Klaus Feketics (Bouzouki), Nils Nolte (Flöten, Gesang), Greg Ostermann (Knopf-Akkordeon).


Diskografie:
  Buds in Winter (2002)
  Craig of Dawn (2006)

Website: www.an-tor.de

Marcus Metz: Nils und ich waren mit der damaligen Band "Hibernians" 1994 in Irland unterwegs und haben in der Siedlung An Tor nahe Croithlí in der Donegal-Gaeltacht zufällig Greg getroffen. Greg ist danach in das Rhein-Main-Gebiet gezogen und wir haben ein paar private Auftritte als Trio unter dem Namen "An Tor" gemacht. 1996 haben wir dann Elke, Siggi und Klaus bei Sessions in Mainz und Wiesbaden kennengelernt. Seit 1997 existieren wir als Sextett.

Was war und ist musikalisch euer Ziel? Wenn das überhaupt eine sinnvolle Frage ist ...

Marcus: Unser Ziel ist es, einfach nur gemeinsam Musik zu machen und miteinander Spaß zu haben, sowie andere Leute auch an unserer Freude teilhaben zu lassen.

Was, glaubst du, unterscheidet euch von anderen 'irischen' Gruppen?

Marcus: Mit irischen Gruppen wollen wir uns gar nicht vergleichen. Ein Unterschied zu anderen deutschen Gruppen ist vielleicht, dass wir bei den Arrangements nicht versuchen, die Stücke perfekt zu konstruieren, sondern noch Freiräume für die einzelnen Musiker zu lassen. Ein anderer Unterschied mag vielleicht auch sein, dass wir uns als Irish-Trad-Musiker nicht allzu ernst nehmen. Gerade auf der Bühne wird oft gelacht und das überträgt sich auch auf das Publikum. Wenn man merkt, dass sich die Band auf der Bühne nicht amüsiert, dann kann sich auch das Publikum nicht amüsieren. Bei An Tor ist aber immer ein Schuss Humor im Spiel.

Welche Musik inspiriert euch?

Marcus: Mit Sicherheit ist jeder von uns beeinflusst von der Musik, die er hört. Irische Musik - Christy Moore [-> FW#1, FW#2, FW#3], Clannad [-> FW#6, FW#30, FW#31], Planxty [-> FW#27, FW#30], Bothy Band [-> FW#30] -, aber auch andere; Siggi und Elke spielen noch Tanzmusik aus Frankreich bei der Gruppe "Pas de quoi". Die Tunes kommen meistens von irischen Musikern und Sessions. Die Songs kommen eher von Aufnahmen oder aus Büchern. Wir wollen nicht so viel Material spielen, welches schon oft aufgenommen worden ist. Ein große Inspiration sind wir selbst, weil wir sehr oft Ideen, die einer von uns hat, aufgreifen und weiterentwickeln. Da wir nebenbei auch gute Freunde sind und viel miteinander zu tun haben, läuft die musikalische Kommunikation auch gut. Einzelne Mitglieder von An Tor haben auch recht viel Zeit im irischen Nordwesten verbracht. Die Landschaft und die dort gehörte Musik sind bestimmt auch Teil unserer Inspiration.

An Tor

Ihr seid ja nun schon eine ganze Weile dabei? Inwiefern hat sich in dieser Zeit die deutsch-irische Folk-Szene gewandelt?

Marcus: In den 90ern war Folk-Rock mit Bands, die eine Art "Pogues"-Sound [-> FW#22, FW#30] hatten, sehr populär; Greg spielte in den 90ern Piano-Akkordeon bei "The Shanes" [-> FW#31, FW#33]. Das scheint vorbei zu sein. Bei den Bands, die eher Irish Trad spielen, sind einige Neue dazugekommen. Insgesamt gibt es nach einer längeren Zeit der Stagnation wieder neue Leute. Die Besucherzahlen von Folk-Konzerten und die Teilnehmerzahlen an Folk-Workshops sehen nicht schlecht aus. Es gibt viel mehr Anfänger, die Tin Whistle, Fiddle oder Bodhrán spielen wollen, und viele neue Gesichter. Das ist gut so, obgleich der Nachwuchs irgendwie fehlt. Die Jüngsten der etablierten Spieler sind auch schon über 30, und die neuen Anfänger sind meistens keine Teenager mehr, sondern Leute die mit 40 oder 50 die irische Musik für sich entdecken. Allerdings wächst unser eigener Bandnachwuchs, die noch Babies und Kleinkinder sind, mit irischer Musik auf. Vielleicht sind die mal die nächste Generation.

Photo Credits: (1) & (2) An Tor (Website).


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 05/2007

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