Ausgabe 19 08/2001
FolkWorld CD-Besprechungen
Gunnfjauns Kapell
& Visby Allmän Sångförening "Volund"
Label: Sjelvar
Records; SJECD12; 1998; Playing time: 40.47 min
Die gotländische Gruppe Gunnfjauns Kapell hatte vor einigen Jahren ein
gemeinsames Projekt mit dem Chor aus Visby, Visby Allmän Sångförening.
Das Thema, das musikalisch bearbeitet wurde, war Volund, ein mytholigischer
Schmied aus Gotland, der im 8. Jahrhundert gelebt haben soll. Die Lieder, im
gotländischen Schwedisch-Dialekt, erzählen vom Leben Volunds. Die
Zusammenarbeit zwischen der Folkband und dem Chor ist reizvoll; das Ergebnis
ist Musik mit sehr viel Atmosphäre; ein innovativer Chor, der meisterhaft
musikalisch von Gunnfjauns Kapell begleitet wird. Für ein Folkalbum außergewöhnlich,
aber sehr ansprechend. Die Hintergrundgeschichte um Volund ist übrings
im Booklet auch in englischer Sprache zu finden.
Die aktuelle CD von Gunnfjauns Kapell, Dansä Läita, ist in der
englischen Version von FolkWorld besprochen.
Sjelvar Records
Michael Moll
Xosé Manuel Budiņo "Arredor"
Label: Virgin Records
Espaņa; 2000; Spielzeit: 50.30 min
Das Erlernen des Gaitaspiels, gehört in der nordspanischen Provinz Galizien
zum Schulunterricht. Entsprechend viele junge Menschen können auf diesem Instrument
ausreichend gut musizieren. Doch selbst in Galizien ist es nur wenigen gegeben,
auf der Gaita - der galizischen Variante des Dudelsackes - Virtuosität zu entwickeln.
Carlos Nuņez ist mittlerweile wohl der berühmteste Instrumentalist Galiziens
und zweifellos auch der Großartigste. Doch zwischen den grünen Hügeln Galiziens
schlummert noch manch hervorragender Musiker in der Ruhe der eigenen Bescheidenheit.
Während Nuņez nahezu omnipräsent die Folkproduktionen des keltischen Musikraumes
von den Chieftains bis zu Sharon Shannon mit seiner Gegenwart veredelt, produziert
der galizische Gaitavirtuose Xosé Manuel Budiņo im heimischen Santiago de Compostella
Alben von qualitativem Seltenheitswert.
Sein Debütalbum "Paralaia" galt bereits als ein hervorragender Versuch, zwischen
traditionellen und modernen Arrangements zu fusionieren. Budiņos zweites Album
"Arredor" ist eine konsequente Fortsetzung dieser Arbeit. Das Experiment, eine
Art galizischen Fusionfolk zu entwickeln ist zweifelsohne gelungen. "Arredor"
klingt - um das schöne alte Wort zu gebrauchen - fetzig. Diese Musik hebt ungemein
die Stimmung und ist geistreich arrangiert und instrumentiert - stramme Percussion
fehlt ebenso wenig, wie Bläsersätze, Bouzouki und Gitarre stehen nebeneinander.
Saxophon, Klarinette und Akkordeon ergänzen sich bestens. Und über allem erhebt
sich Budiņos wunderbares Flöten- und Dudelsackspiel, bei dem er häufig auch
zu den Ullieann Pipes, dem irischen Geschwisterpiepsbeutel der galizischen Gaita
wechselt. Erhöht wird die ohnehin schon hervorragende Instrumentierung durch
Gastauftritte der Sängerinnen von Leilía, jener Frauengesangsgruppe, die unter
dem Begriff Pandereitas den Satzgesang der Wäscherinnen zu einer Kunstform erhoben
hat, die man außerhalb Galiziens vergeblich sucht.
Eine weitere Gefälligkeit erweist Budiņo eine Freundin, die bereits auf seiner
ersten CD "Paralaia" auffällig in Erscheinung trat und die wiederum auf seine
musikalische Hilfe bei ihrem Debutalbum "Isúe" zurückgreifen konnte. Die Rede
ist von Mercedes Peón. Ihre Stimme setzt den einzigen schwermütigen und dabei
nachhaltigsten Akzent auf einer experimentierfreudigen und alles andere als
staubig wirkenden CD.
Virgin Records
Karsten Rube
"Celtic Airs"
Label: Lochshore;
CDLDS 7001; 2001; Spielzeit: 57:37 min
Hinter einer CD-Compilation steht meist ein missionarischer Gedanke. Gern geht
der Hersteller solcher Zusammenstellungen mit seiner subjektiven Musikauswahl
missionieren und versucht Hörer für Künstler oder Musikrichtungen zu begeistern,
denen bis dahin nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Das hat seine guten
Seiten, denn Zusammenstellungen kann man als Hörtipps verstehen und meist findet
man dabei auch einen oder zwei Tracks, die sich genauer zu betrachten lohnen.
Manchmal erspart es einem auch eine Enttäuschung. Vor allem, wenn man von einem
Künstler bisher nur gelesen hat und dank der Zusammenstellung erfährt, das man
diesen Künstler auch weiterhin nicht näher kennen lernen möchte. Die Zusammenstellung
eines Samplers fußt auf der Grundidee einer bestimmte Gemeinsamkeit, die die
versammelten Musiken haben sollen.
Auf der vorliegenden CD "Celtic Airs" ist diese Idee wohl die Vermengung keltischer
Musik mit esoterischem Grundrauschen. Oder ist es ein Versuch die Gattung "Kuschel-Celtic"
zu erfinden?" Celtic Airs" vereinigt seicht dahin plätschernde keltische Weisen,
die allesamt so verwaschen klingen, das man meint, sie bereits im Entspannung-CD-Regal
von Kaisers Drugstore gehört zu haben. Auf der CD sind ein paar Künstler, die
mir an anderer Stelle mit sehr erfrischender Musik aufgefallen sind. So z. B.,
die Schottische Gruppe Tannas. Leider hat die Auswahlkommision ausgerechnet
den Titel ihrer CD "rú-rá" ausgelost, den ich beim Hören der Tannas-CD immer
überspringe. "Gleann Seo An Ndeor" von Ceol An gCapall (der 12. Track), kommt
dann einem angenehmen Hörerlebniss erstaunlich nahe, doch der zum Gähnen verleitende
Syntesizer-Teppich zerstört die Reinheit einer sauber gespielten Pipe. Es ist,
als würde man im Morgengrauen durch einen erwachenden Park joggen, sich Köpfhörer
aufsetzen und ein großstädtisches Sülzradio hören.
Die CD "Celtic Airs" ist optimal gut geeignet für Frisörläden, sowie Sonnen-
und Massagestudios. Sie klingt, wie ein Drogeriemarkt riecht: nach Weichspüler
und Haarbleicher. Es ist mit Perwoll weichgewaschene keltische Kratzigkeit.
Als Sammlung keltischer Musik vermisse ich jeglichen Anflug von Authentizität.
Die Mischung aus Tradition und Moderne geht auf diesem Sampler ziemlich in die
Hose. Gern verzichte ich auf diese Art Zusammenstellung.
Lochshore
Karsten Rube
Dulce Pontes "O primeiro canto"
Label: Polydor ;LC
0309; 1999; Spielzeit: 1CD 59: 22 min + Bonus CD 3 Tracks 14:25 min
Als Amalia Rodriuez, die Königin des Fado, starb und ihre Stimme schwieg, war
Portugal für den Augenblick stumm. Kurze Zeit später suchten ihre Jünger eine
würdige Nachfolgerin. Misia erwies sich als würdig genug, eine neue Fadolegende
zu werden. Dulce Pontes indes, die zweite Anwärterin auf den Thron, zeigte,
dass ihr der Fado, den sie ebenfalls meisterhaft beherrscht, nicht genügte,
um Portugal umfassend zu besingen.
Zu ihrem Album "O primeiro canto" ließ sie sich von den vier Elementen Feuer,
Wasser, Erde und Luft inspirieren, die ja keinerlei Gemeinsamkeiten haben und
auf ihre eigene Art vollkommen und rein sind. Zusammen bilden sie jedoch die
Harmonie aller Dinge. Dulce Pontes vermag dieser Harmonie der Elemente noch
einen Punkt zur Vollkommenheit hinzu zufügen - den Klang. Sie präsentiert sich
auf dieser CD als das Fünfte Element, welches "Das erste Lied" (O primeiro canto)
hervorbringt. Die Natürlichkeit und Reinheit der Musik treibt sie auf dem Album
soweit, das sie auf alle elektronischen Instrumente oder E-Gitarren verzichtet,
nur akustische Instrumente benutzt, nebenbei auch altertümliche und in Vergessenheit
geratene. Dabei kann sie auf eine Auswahl hervorragender Musiker zurückgreifen.
Justin Vali aus Madagaskar spielt die Vahila, eine Art Zither, die es in dieser
Form nur auf Madagaskar gibt. Anders Norude von der schwedischen Gruppe Hedningarna
begleitet mit Swedish Bagpipes und Moreharpa. Trilok Gurtu trommelt so durchgeknallt
wie immer und Kepa Junkera, das baskische Akkordeonwunder, versucht sich auf
seiner Trikitixa selbst zu überholen. Auch Wayne Shorter ist zu hören und den
Streicherarrangements von Jaques Morellenbaum, dem Cellist und Arrangeur des
großen Brasilianers Caetano Veloso, hört man einfach an, dass sie von einem
Künstler geschaffen wurden, dem die Musik mehr bedeutet, als einfacher Broterwerb.
Morellenbaum ist ein Zauberer, der mit der portugiesischen Magierin Pontes ein
betörendes Märchenland erbaut.
Auf der CD findet sich traditionelle Musik aus vielen Teilen Portugals, die
sich abwechselt, mit kunstvollen Gesängen, zum einen als Duell mit den Sängerinnen
Maria João und Gemma Bertagnolli, zum anderen als Beschwörung, wie in "Ondeia".
Auf der mitgelieferten Bonus-CD spendiert die Künstlerin dem geneigten Hörer
drei weitere Leckereien. Spanische Versionen zweier Lieder ihrer aktuellen CD
und eine sehr eigenwillige und eindringliche Interpretation eines Astor Piazolla-Themas.
Auf "O primeiro canto" gibt es ausnahmslos brillante Musik zu hören. Da sind
wandelnde Sympathien je nach Gefühlslage vorhersehbar. Jeder Hörer wird andere
Lieblingslieder finden. Ob es das simple "Velha Chica" ist, das sie mit dem
angolanischen Musiker Waldemar Bastos singt oder das kompliziert gestrickte
"Alma Guerreira". Ob es ihr selbst geschriebener "Fado-Mãe" ist oder der flotte
Titelsong "O primeiro canto". Mein persönlicher Favorit ist "Garįa perdida".
Es ist ein Lied, dass das Gefühl, Fliegen zu können, so intensiv weckt, wie
die Erinnerung an eine Fähigkeit, die man verloren hat. Ein Gänsehautlied, auf
einer der gefühlvollsten musikalischen Produktionen der letzten Jahre und eine
Beruhigung, das geniale Musik zwar selten, aber nicht unmöglich ist.
Mit ihrem Album "O primeiro canto" erweist sich Dulce Pontes, als die eigentliche
Stimme Portugals.
Polydor
Karsten Rube
Gwazigan "Y'avait du monde"
Label: Coop breiz;
CD 903; 2000; Spielzeit: 53:18 min
Musik aus Quebec, dem französischen Teil Kanadas, schwappt nicht so häufig nach
Europa herüber und wenn, dann muss sie im eigenen Land schon mächtige Wellen
geschlagen haben. Die wenigen bekannten Namen lassen sich an den Fingern einer
gesunden Hand abzählen. Bruce Cockburn z. B., der allerdings den Umweg über
die englische Sprache genommen hat, ist einer von ihnen. Marie Jane Lammond,
mit ihrem gaelischen Gesängen, Loreena McKennith, die Harfenelfe, Nathalie MacMaster,
die mit ihrer Fiddel herumhüpft, als stünde sie unter Strom und natürlich die
wohl aufregendste franko-kanadische Band, die schon mit ihrem Namen ausgelassene
Folk-Tanzwut symbolisiert: La Bottine Souriante - Der lachende Stiefel.
Noch nicht ganz so hohe Wellen schlagen Gwazigan. Das derzeit noch bescheidene
Gekräusel im Dorfteich, kann sich aber schon bald zu einem handfesten Brecher
verwandeln, wenn diese junge Kapelle ihrer Musik ein bisschen mehr Abwechslung
antut. Gwazigan sind allerdings keine reinen Quebecoises. Genaugenommen stammt
nur ein einziges Mitglied aus Quebec. Drei weitere Bandmitglieder kommen aus
der Bretagne, eines von der Insel Madagaskar, doch gründeten sie sich in Quebec.
Ihre musikalischen Quellen entspringen diesem Eintopf aus Einflüssen der Einwanderer
verschiedenster Regionen Frankreichs, Irlands und Schottlands, sowie den französischen
Kolonien Afrikas, der Karibik und Ozeaniens.
Auf der CD "Y'avait du monde" finden sich hauptsächlich Tänze: Galopes, Reels,
Walzer und Polka. Die Platte ist flott, beschwingt und verbreitet eine ausgelassene
Stimmung. Sie ist professionell eingespielt (was auch einigen Gastmusikern von
La Bottine Souriante zu verdanken ist), wirkt durch ihre Abwechslungsarmut jedoch
ein wenig einseitig. Gwazigan ist eine Neuentdeckung, die, so sie sich weiterentwickelt,
hoffnungsvoll in die Zukunft blicken lässt.
Coop Breizh
Karsten Rube
Dermot Hyde & Tom Hake "Pipeline"
Label:
Endirecto; ECD 007; 2001
Ich muß zugeben, bevor dieses Album im Briefkasten gesteckt hat, waren
mir die Namen Hyde und Hake beide noch nicht geläufig. Nachdem ich dieses
Album gehört habe, sind sie es auf jeden Fall...
Die beiden Musiker haben zusammen ein hervorragendes Album mit (hauptsächlich)
irischer Musik herausgebracht. Dermot Hyde ist exzellenter Uileann Piper, spielt
Whistles und Small Pipes und kann nebenbei auch noch sehr schön singen;
Tom Hake ist Saiteninstrumentalist (Bouzouki, Gitarre, Harfe, Bass), dabei
sorgt er zum einen für die rhytmische Begleitug der Windinstrumente - zum
anderen (besonders mit der Harfe) auch für wunderschöne Melodien,
außerdem steuert er noch die Backing Vocals bei. Als Gäste kommen
noch hinzu der Bodhran Spieler Paddy Kerr, auf zwei Stücken Tony Backhaus
als Perkussionist - und zwei Lieder (in einem Track) der herausragenden Galicischen
Sängerin Uxia Senlle. Gerade diese beiden Stücke geben dem Album eine
weitere Dimension - es ist sehr erfrischend, eine vorwiegend Irische CD mit
einem Galicischen Lied zu beenden. Dabei sollen nicht die Irischen Stücke
herabgesetzt werden - sie sind auch excellent und oft sehr frisch interpretiert,
die fröhliche Lilting Begleitung auf Lucky Lorcan z.B. finde ich sehr gelungen.
Hervorzuheben ist auch noch, dass ein Großteil der Musik von Dermot Hyde
komponiert worden ist - einige sind sehr eingängige Ohrwürmer...
Ein tolles Album - weiter so!
Pipeline - homepage
Christian Moll
Hubert von Goisern "Fön"
Label: Lawine/Blanko
Musik; 7243 850380 2 0; 2000; Spielzeit: 59.2 1 min
Hubert von Goisern "Trad"
Label: Lawine/Blanko Musik; 7243 850982 2 2; 2001;
Spielzeit: 40.4 7 min
"Die meisten Volksmusiker sind ganz liebe Leute. Aber sie sind auch dafür
verantwortlich, dass die Volksmusik ein schlechtes Image hat. Sie haben die
Volksmusik ausgelutscht und verhurt ..." Neulich im Supermarkt. Im Regal
mit den Billig-CDs auch "Alpenrock". Ein kurzer Blick auf die Interpretenliste
läßt erschaudern: "Der Musikantenstadl ist nun also endlich auch im Pop
salonfähig geworden." Wehmütig denkt man 10 Jahre zurück als ein gewisser
Hubert Achleitner aus Bad Goisern
mit seinen Alpinkatzen eine musikalische
Lawine losgetreten und, "indem er einem alten, gestandenen Volkslied einen
Stromstoß versetzte", aus alpiner Volksmusik und 70er-Jahre-Rock ein Genre
geschaffen hat, das findige Medien "Neue Volxmusik" tauften.
Doch "was vorbei ist, ist vorbei" singt er jetzt. Mit dem letzten Alpinkatzenkonzert
Allerheiligen '94 in Münster begann eine sechsjährige Live-, aber nicht Schaffenspause,
angefüllt mit der Filmmusik zu "Schlafes Bruder" (ihm war
sogar die Hauptrolle angeboten worden) und tibetanischer ("InExil") und afrikanischer
("Gombe") Musik.
Nun ist er und sein Akkordeon wieder zurück im heimischen Salzkammergut. Während
er sich mit "Trad" das Bedürfnis erfüllt hat,
alte Bergbauernlieder zu Gehör zu bringen, und ein besinnliches und unaufgeregtes
Album eingespielt hat ("Das Beste aus 150 Jahren alpiner Volksmusik"),
spinnt "Fön" die Fusion von Tradition
und Moderne weiter. Nur ruhiger und abgeklärter.
"Jenseits des traditionellen Tellerrands" treffen traditionelle Volksmusik,
Jodler und Landler auf Jazz, Reggae, Funk und Blues. Die mal ironischen, mal
schwermütigen, mal kritischen Lieder sind durchwegs im Dialekt: "Hochdeutsch
ist irrsinnig hart und das taugt mir nicht zum Singen." Mit einer Ausnahme:
Im Ohrwurm "Kålt" finden sich Originalzitate des anderen Goiserers und Popstars,
Jörg Haider, als
codierte Achtzeiler. "Ich singe einfach phantasievolle, bedeutungsschwangere
Silben dahin. Es ist vollkommenes Gebrammel, was diese Art Leute von sich geben."
Hubert von Goisern hingegen brammelt nicht. Also Achtung: Der Fön fegt durch
das Land!
Blanko Musik
Walkin' T:-)M
Zuba "Chameleon"
Label:
IonaGold;
IGCD219; 2000; Spielzeit: 43.42 min
Weltmusik vom Feinsten, und das aus Schottland!
Auf den zweiten Blick nicht mehr so verwunderlich:
Bandleader Jerry Boweh ist 1991 vor einem Bürgerkrieg aus Liberia
geflohen. 1997 gründete er eine Band im Rahmen eines Benefizprojektes
für Libera und nannte sie "Zuba" oder "Forget your
worries and have a good time". Und dieses Motto spiegelt sich in
ihrer Musik wieder: eine Musik, die Hoffung und Freude ausdrückt.
Ihre ausschließlich selbstgeschriebenen Lieder handeln von guten
Zeiten, spirituellem, Afrikanischen Legenden, hohen Idealen, und positiven
Utopien, aber auch autobiographisches findet sich einen Song über
Veränderungen in der Welt und ihre Einflüsse auf den Einzelnen.
Insgesamt ist das Debutalbum der Band sehr gelungen, weiter so!
Iona Records www.iona-records.com, 27-29
Carnoustie Place, Glasgow, GH 8PH, Tel. 141 420 1881, Fax 141
420 1892, info@iona-records.com
www.zuba.co.uk
Tom
Kamphans
Poeta Magica "Ragnar"
Label: Verlag der Spielleute;
CD 0103; 2001; Spielzeit: 55.16 min
Nyckelharpa trifft E-Gitarre, Dudelsäcke treffen Midi-Instrumente,
tradionelle Musik trifft Rockelemente. Diese scheinbaren Gegensätze
vereint Poeta Magica auf ihrem neuen Album. Zu hören ist
Traditionelles aus der Bretagne, Schweden und Norwegen, wobei es Poeta
Magica immer wieder gelingt, den Stücken sowohl beim Arrangement als
auch bei der Instrumentierung einen modernen Touch zu verleihen, diesen
jedoch nicht zu weit in den Vordergrund zu drängen, so daß die
Authentizität der Stücke erhalten bleibt. Dazu kommt
Selbstkomponiertes, das sich nahtlos in das Flair der traditionellen
Stück einreiht. Insgesamt eine recht gelungene Platte.
Verlag
der Spielleute www.spielleute.de,
Langlosenweg 14, 64385 Reichelsheim, Tel. +49 (0) 6164 912083; Fax +49 (0)
6164 912084, verlag@spielleute.de; www.poetamagica.de
Tom Kamphans
Payuta & Friends "Didge News"
Label: ON-Records; 004401; 2001; Spielzeit:
72.20 min "File under world/ethno-trance"
hilft eine Beschriftung der CD von Harry Payuta und seinen Freunden den
Plattenverkäufern. Dahinter verbirgt sich eine Musik, die
überwiegend aus Percussion und Didgeridoo besteht, mit eingestreuter
(E-)Gitarre, Sitar, Keyboard oder asiatischem Obertongesang. Der Rhythmus
steht klar im Vordergrund; ein Klavier- und ein Gitarrenstück mit
dezenter Didge-Begleitung sind eine willkommen Abwechselung. Für sich
genommen ist jedes Stück des CD ein interessantes und faszinierendes
Klangerlebnis, insgesamt klingen die Songs der Platte jedoch ein bisschen
zu ähnlich.
ON-Records, www.on-records.de, Landstraße 26, 28870 Ottersberg, Tel. +49
(0) 4293 786 234; Fax +49 (0) 4293 786 235
Tom Kamphans
King Naat Veliov and the original Kocani
Orkestar "Cigance"
Label:
Pläne; 88856; 2000;
Spielzeit: 63.20 min Aus Kocani in Mazedonien stammen
Naat Veliov und sein Orchester, und dort liegen auch die musikalischen
Wurzeln des zehnköpfigen Ensembles: traditionelle Musik, die bei
Hochzeiten, Geburtstagen, Beerdigungen und anderen Feierlichkeiten
gespielt wird. Das Kocani Orkestar spielt traditionelle Stücke und
eigene Kompositionen, vermischt dabei den typischen Gypsy Brass Sound mit
Einflüssen aus Jazz, türkischer und arabischer Musik. Wegen der
ungewöhnlichen Rhythmik wirkt die Musik wild, teilweise chaotisch -
obwohl die Musiker perfekt aufeinander abgestimmt sind -, aber doch
faszinierend und mitreißend. Und wenn die CD beim ersten
Reinhören auch recht ungewohnt erscheint, so lohnt es sich auf jeden
Fall genauer zuzuhören, das ein oder andere Stück entpuppt sich
dann als echter "Ohrwurm".
Pläne http://www.plaene-records.de,
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Tom Kamphans
Hölzerlips "Jenischer
Schall"
Label: Pläne; 88843; 2001
(Erstveröffentlichung 1978); Spielzeit: 36.30 min Die
Gruppe "Hölzerlips" verarbeitet auf ihrer Platte aus dem
Jahr 1978 die Lieder der Jenischen, eine Gruppe von Nichtseßhaften,
verarmten Bauern, abgemusterten Landsknechten, Spielleuten und
Krämern, die sich einer eigenen Sprache bedienten. Während des
30jährigen Krieges wurde die Sprache von Diebes- und
Räuberbanden als Geheimsprache benutzt, ihre Lieder und Texte sind
mit dem Vokablen dieser Sprache durchsetzt. So sind denn auch
überwiegend Räuberballaden auf der CD zu hören:
Fröhliches über die Romantik des Räuberlebens,
Protestlieder, aber auch traurige Stücke, wie das Lied eines 1812 zum
Tode verurteilten Räubers an seine Frau. Die Texte und die Sprache
sind sehr interessant, stellenweise ziemlich unverständlich, aber das
Booklet enthält die Übersetzungen der Begriffe aus dem
Jenischen. Musikalisch klingt die CD wie typische deutsche Folkbands der
70er, Cochise oder Elster Silberflug - nicht nur wegen dem Gesang von
Dorle Ferber. Einige der Lieder gefallen mir sehr gut, einige weniger,
aber Geschmack ist ja verschieden. Reinhören lohnt sich also.
Pläne http://www.plaene-records.de,
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Tom Kamphans
Rod Clements "Stamping Ground"
Label: Market Square Records;
MSMCD 107; 2000; Spielzeit: 42.21 min Obwohl Rod
Clements aus der englischen Folkszene stammt - hauptsächlich als
Mitglied von Lindisfarne, aber auch durch seine Zusammenarbeit mit Ralph
McTell, Bert Jansch und vielen anderen -, klingt sein erstes Soloalbum
eher amerikanisch. Blues, stellenweise mit einer Prise Country oder
Rockelementen und typischem Bob Dylan Sound. Das ändert jedoch nichts
an der Qualität der Platte: eingehende Melodien, tiefsinnige Texte,
eine grundsolide Singer/Songwriter Platte, die man gern hört.
Besonders hervorzuheben sind das Duett mit Thea Gilmore in dem
traurig-schönen Stück "We have to talk" und die
Pipe-Begleitung von Kathryn Tickell bei "Roads of
East-Northumberland".
Market Square Records, http://www.marketsquarerecords
.co.uk, Market House - Market Square - Winslow - MK 18 3AF - United
Kingdom, Tel.: +44 (0) 1296 715288, Fax.: +44 (0) 1296 715286, Email: peter@marketsquarerecords.co.uk
Tom Kamphans
Clarissa Y Las Diablitas "Todo es Meloso"
Label: Clarissima; 2000; Spielzeit: 40.54
min Die CD von Clarissa und ihren Teufelinnen
erreichte die Folkworld-Redaktion mit recht ungewöhnlichen Beilagen:
neben den üblichen Presseinformationen lagen ein Zigarillo und ein
Hustenbonbon der Marke "Gletschereis" bei. Eine Erklärung
dafür lieferte die ebenfalls beiliegende Gebrauchsanweisung: "CD
einlegen", "Zigarre anzünden", ..., "Lassen Sie
sich von weiblicher Sinnlichkeit...in unsere honigsüße
Hölle verführen", ..., "Löschen Sie Ihre erhitzen
Sinne mit dem Gletschereis". Aha. Auf jeden Fall ist die Platte
besser als das Zigarillo, und wenn auch der Feuerlöscher im Schrank
bleiben konnte, so präsentieren die sieben Damen aus Berlin eine
durchaus hör- und tanzbare Mischung aus Salsa, Jazz und kubanischen
Einflüssen sowohl in selbstkomponierten Stücken als auch in
Arrangements von Klassikern von John Coltrane ("Afro Blue"),
Dizzy Gillespie ("Night in Tunesia") und Duke Ellington
(natürlich "It don't mean a thing"). Man darf vor allem auf
einen Liveauftritt des "Damensalsaorchesters" gespannt sein!
Clarissa Pöschel ,
Düppelstr. 37, 12163 Berlin, Tel.: 030/790 16 190, Fax.: 030/790 16
192 mailto:contact@clarissima.de
Tom Kamphans
Eric Bogle "By Request"
Label: Greentrax;
CDTRAX 210; 2001; Spielzeit: 69.11 min
Was zeichnet einen guten Songwriter mehr aus als die Tatsache, daß
seine Songs von vielen Musikern gespielt werden? Auch in dieser Hinsicht
zählt Eric Bogle wohl zu den besten seiner Zunft. So kommt es,
daß man beim Hören der neuen Bogle-Compilation immer wieder
denkt "Hey, das Lied kenne ich doch von ...". Allen voran
natürlich "And the Band played waltzing Mathilda" - bekannt
von den Pogues, Joan Baez, den Bierfieldern und vielen anderen - sowie
"No Man's Land", auch bekannt als "Green fields of
France" oder "Es ist an der Zeit" in der deutschen Version
von Hannes Wader.
Die Platten enthält überwiegend
nachdenkliche Stücke, Antikriegslieder wie die beiden genannten,
Schwermütige wie "Now I'm easy", aber auch durchaus Humoristisches;
alles in bestem Singer/Songwriter-Stil.
Eric Bogle schreibt im Booklet
"Compilation Records should really only appear when the artist in
question is safely dead, but I'm still in reasonable health and need the
cash now". Ob nun das der Grund für die Veröffentlichung
war, oder vielmehr das Problem, daß viele seiner alten Platten nicht
mehr erhältlich sind, auf jeden Fall ist dabei eine Sammlung
wunderschöner Lieder entstanden, die eingefleischten Bogle-Fans
wahrscheinlich kaum Neues bietet, aber 'Bogle-Anfängern' unbedingt zu
empfehlen ist.
Greentrax Recording LTD.http://www.greentrax.com, Cockenzie
Business Centre, Edinburgh Road, Cockenzie, East Lothian, EH32 0XL
Scotland, Tel.: 01875 815888, Fax: 01875 813545, Email: greentrax@aol.com
Tom
Kamphans
Bärengässlin "Frölich
geschray so well wir machen"
Label: Pläne; 88841; 2001
(Erstveröffentlichung 1978); Spielzeit: 43.01 min
Bärengässlin "Der Lieb zu
gefallen"
Label: Pläne; 88842; 2001
(Erstveröffentlichung 1978); Spielzeit: 43.11 min
Das Erscheinungsjahr der beiden wiederveröffentlichen
Platten war zwar schon 1978, aber im Vergleich zum Alter der Lieder darauf sind sie so gut wie neu.
Auf "Frölich geschray" verarbeitet die Gruppe
Bärengässlin Stücke des Minnesängers Oswald vom
Wolkenstein (1377-1445). Oswald führte nicht nur ein bewegtes Leben
als Schildknappe, Kaufmann und Diplomat, er war auch ein bemerkenswerter
Dichter und Komponist. Seine Lieder sind Reiselieder, Liebeslieder,
Trinklieder, geistliche und autobiographische Lieder, die einen
interessanten Einblick in die damalige Zeit bieten. Darüber hinaus
gilt Oswald als der erste Komponist im deutschsprachigen Raum, der
mehrstimmige Lieder verfasste.
"Der Lieb zu gefallen" enthält Werke des berühmten
schwedischen Dichters Carl Michael Bellman (1740-1795), dessen Lieder von
der Liebe, vom Trinken und vom Tod, dem Freund und Leid des einfachen
Volkes handeln. Bekannte Lieder von Bellmann sind etwa "Weile an
diese Quelle" oder "Das Notabene". Für die Aufnahme
wurden Texte benutzt, die aus einer (damals) neuen Übersetzung
stammen, die das Ziel hatte, sich möglichst eng an das schwedische
Original zu halten.
Beide Platten klingen sehr authentisch und stechen damit im aktuellen
Trend der Mittelalter-Rockbands angenehm hervor. Freunden alter Musik sind
beide unbedingt zu empfehlen, wobei die Oswald-Platte vielleicht weniger
zugänglich ist, stellenweise mag sie etwas zu episch wirken. Auf der
Bellmann-Platte dagegen überzeugen sowohl die ehrlichen, lyrischen
Texte als auch die Melodien, deren Spektrum von traurigen und
nachdenklichen bis zu beschwingten und fröhlichen Stücken
reicht.
Pläne
http://www.plaene-records.de,
Postfach 104151, 44041 Dortmund, Tel.: 0231/9130250, Fax.: 0231/9130255,
info@plaene-records.de
Tom Kamphans
Zur zweiten CD-Seite
Zum Inhalt der FolkWorld
CD Besprechungen
Zum Inhalt des FolkWorld
online magazins Nr. 19
© The Mollis - Editors
of FolkWorld; Published 8/2001
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