FolkWorld Artikel von Britta Pirr und Martin Rzeszut: Orginalabdruck ist in den lag folk news

Jugend-Folk-Band Schleswig Holstein

Folk ist jung!


uilleann piper; photo by The Mollis Folk ist jung! Unter diesem Motto liefen das diesjährige Folkfestival und eine Rhythmik-Werkstatt (Leitung M. Rzeszut) wenig später auf demJugendhof Scheersberg.

Die Veranstalter und die LAG Folk S.H. setzten damit wesentlich neue Akzente: Während die 'Urgesteine' unter den Folkmusikern Jubiläumskonzerte veranstalten, warten viele junge Folkmusiker noch auf Auftrittsmöglichkeiten bzw. finden diese oft nur außerhalb der festgefügten 'Folkszene', die sich 'no names' gegenüber bekanntlich reserviert verhält. Schaut man dagegen zu unseren Nachbarn nach Skandinavien oder Schottland, so ist oft die Jugend besonders stark vertreten und braucht auch keine besondere Fürsprache. Entweder stellen sich Jugendliche gleich selbst auf die Bühne, ohne um Erlaubnis zu fragen, oder sie werden von den Älteren sozusagen an die Hand genommen und auf die Bühne gestellt. Deshalb findet man in solchen Ländern eine wirklich ungebrochene Folk-Tradition vor.

Wir leben und arbeiten als Musiker und Lehrer in Schleswig-Holstein. Wir hatten die Idee, eine JugendFolkBand nach internationalem Konzept ins Leben zu rufen. Ulrich Ehlers vom Scheersberg zeigte sich sofort begeistert und stellte den Jugendhof zur Verfügung. Die JFB hat damit ein Zuhause: Arbeitsräume, Verpflegung, Unterbringung und Auftrittsmöglichkeiten. Wer den Jugendhof kennt, weiß: das sind optimale Bedingungen, unter denen Einiges wachsen kann.

Wachsen soll eine feste Band, die regelmäßig zu Proben zusammentrifft und Auftritte tätigt. Sie soll zu einer permanenten Kultureinrichtung in Schleswig-Holstein werden. Folkmusik wird von den Initiatoren derart verstanden, dass sowohl traditionelle Musik aus anderen Ländern als auch "eigene" - d.h. selbst komponierte bzw. neue Folk-Musik aus Norddeutschland im Zentrum der Arbeit steht.

nyckelharpa; photo by The Mollis Folk ist jung! - Das bedeutet eine Alterseingrenzung von 14 bis 27 Jahren. Fluktuation ist damit vorprogrammiert, doch wie andere Jugendbands zeigen, schafft Fluktuation stets eine kräftige Kerngruppe, besonders aber lebendige Musik.

Weitere Voraussetzungen: Spaß am Musizieren, Spaß an der musikalischen Sprache "Folkmusik" und Offenheit gegenüber allen anderen Musik-Stilen nach dem Motto: "Wer Irish Folk spielt, kann auch Bach spielen". Ferner Kooperationsbereitschaft und die Fähigkeit, sich auf seinem Instrument einigermaßen "zu Hause" zu fühlen. Notenkenntnisse sind dagegen nicht Bedingung zur Teilnahme, würden aber praktisch sein.

Lernziele wären etwa: die Fähigkeit, musikalisch miteinander achtungsvoll zu kommunizieren und sich rhythmisch zu treffen; also auch ein Stück Gruppenerfahrung. Dazu gehört, sich als Teil eines Ganzen zu sehen und die Erfahrung, dass Sichzurücknehmen genauso wichtig ist wie das Stehen im Vordergrund. Ein wesentliches Ziel der JugendFolkBand ist der gemeinsame Spaß sowohl beim Erarbeiten der Musik als auch später auf der Bühne. Musik soll aus dem kognitiven Bereich herausgehoben werden. In Kombination mit Tanz und Bewegung wird dies u.a. erreicht. Der Bogenstrich der Geige soll die Tanzschritte der Füße ersetzen. Ferner könnte Improvisation den emotionalen Bereich der Musik wecken. Deshalb wird ein Schwerpunkt der JFB-Arbeit auch in der Vermittlung der Improvisationstechnik liegen. Uns ist wichtig: Musik ist Erlebnis! Musik ist Sprache! Musik ist Spaß!

Die Folkmusik-Lehrer B. Pirr und M. Rzeszut haben lange pädagogische Erfahrung, insbesondere mit rhythmischer, improvisatorischer- und Körper-/Bewegungs-Arbeit. Beide sind Praktiker und spielen seit langem professionell in Folk- bzw. Jazzbands. M. Rzeszut komponiert seit längerem neue Musik auf dem Boden einer international europäischen Jazz- und Folk-Tradition.

music; photo by The Mollis Die JugendFolkBand sollte auf etwa 20 Teilnehmer begrenzt sein. Alle Instrumente sind willkommen! Instrumentalstücke und Lieder werden in einfacher Werknotation vorliegen und (vorerst für das Jahr 2001) dem skandinavischen Raum entstammen. Natürlich können sich - wenn die Sache läuft und Eigendynamik gewinnt - noch andere Länderschwerpunkte oder thematische Ausrichtungen ergeben. Geplant ist auch ein Austausch mit ähnlichen Projekten in Dänemark oder Schweden.

Vom 18. - 24.4.2001 findet auf dem Scheersberg eine Werkstattwoche statt. Die Teilnehmer am JFB-Projekt lernen sich kennen und in Gruppenarbeit werden die von uns vorbereiteten Stücke konzipiert und geprobt. Ein spezielles Info darüber wird Anfang nächsten Jahres noch erscheinen. Die Woche wird für jede/n Jugendliche/n ein tolles Erlebnis sein! An Unkosten werden insgesamt etwa DM 180 bis DM 200 für Unterkunft und Verpflegung entstehen.

Das Ergebnis dieser Werkstattwoche wird am Ende der Arbeitswoche, aber auch Pfingsten 2001 im Rahmen des Scheersberg-Treffens der Öffentlichkeit präsentiert: ein Auftritt der JFB. Eine weitere Präsentation auf dem Folkfest in Rudolstadt im Juli 2001 wäre bei entsprechend gesicherter Finanzierung machbar. Ebenso Auftritte etwa in Dänemark oder Schweden.

Bis zum Beginn der Werkstattwoche sollten die Stücke gespielt werden können. Hierfür werden von uns noch Übungstermine festgelegt.

Natürlich hängt es von der Zusammensetzung der neuen JFB ab, inwieweit und wo sich regelmäßige Proben über das Jahr verteilt realisieren lassen. Faktoren wie Alter, Schule, Wohnort und Flexibilität der Jugendlichen und ihrer Eltern werden die Planung auch in Hinblick auf öffentliche Auftritte prägen. Die Organisatoren wünschen sich jedoch eine permanente Präsenz einer JFB, die damit zu einem echten Faktor des schleswigholsteinischen Kulturlebens werden könnte. So wäre eine derartige Institution nicht nur für Schulen attraktiv, sondern besonders für Sponsoren und deren Gefühl, sich um Kultur besonders effektiv verdient gemacht zu haben.

Natürlich entstehen Kosten, deren Deckung noch im Dunkeln liegen. Ohne Förderung bzw. Sponsoring wäre eine JFB nicht machbar. Es werden deshalb dringend Geldgeber gesucht. Sollte die Band dann später auf Reisen gehen, sind feste Geldquellen selbstverständlich erforderlich.

Für weitergehende Information stehen Britta Pirr (Tel./Fax 04355 / 99 99 63) sowie Martin Rzeszut (Tel. 0431 / 64 09 593) gerne zur Verfügung.

Photo Credit: All photos by the Mollis


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 10/2000

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