FolkWorld #81 11/2023
© Venner Folk Frühling e.V.

25 Jahre Venner Folk Frühling

Es ist kaum zu glauben, aber wir feierten im Mai wirklich zum 25. Mal unser Festival Venner Folkfrühling. Es war ein tolles Jubiläumsprogramm mit vielen bekannten aber auch wieder einigen neuen Musikgruppen.

Venner Folk Frühling Es gibt kaum noch Festivals dieser Art in Deutschland. Die großen Folkfestivals sind seit Jahrzehnten verschwunden. Damit verschwindet diese Stilrichtung auch immer mehr aus den Köpfen der Menschen. In den Medien findet diese Musik, mit Ausnahme ganz weniger Sendungen gar nicht mehr statt. Ein Blick über unsere Grenze hinweg, zum Beispiel nach Skandinavien, dort ist Folkmusik in allen Bereichen ein fester Bestandteil des täglichen Lebens und somit auch der Medien. Natürlich werden die großen Veranstaltungen, z.B. in Tonder/Dänemark, auch von der Regierung gefördert. Gleiches gilt für die Festivals in Italien oder Frankreich. Aber auch in Deutschland wäre das Bardentreffen in Nürnberg nicht ohne öffentliche Mittel denkbar. Ein festangestelltes Team der Stadt Nürnberg ist ganzjährig mit der Organisation und Durchführung des Festivals beschäftigt. Schaut man in die gesamte deutsche Folkszene, so ist der Venner Folk Frühling inzwischen eine der größten Veranstaltungen dieser Art in der Bundesrepublik. Neben Rudolstadt (Weltmusik) und Nürnberg (Bardentreffen) gibt es kaum vergleichbares. Während sich in den beiden vorgenannten Veranstaltungen die Musik vornehmlich auf die Stilart „Weltmusik” konzentriert, geht Venne den Weg der traditionellen Folkmusik in Verbindung mit neuen und modernen Stilelementen. Was in Venne 1999 begann, war der Versuch die Folkszene wieder neu zu beleben. Dies ist uns zweifellos gelungen. Das Festival ist ein Treffpunkt für die gesamte Folkmusik. Nach einer Studie, sind wir in Niedersachsen das einzige echte Folkfestival. Wir glauben, das ist auch ein guter Grund diese Veranstaltung zu erhalten, sie zu unterstützen und noch mehr auszubauen.

Folkfrühling @ FROG

www.folkfruehling.de

Auch die Vergabe des 4. Dieter Wasilke Folk-Förderpreises war wieder eine echte Herausforderung für die Juroren. Nominiert zur Endausscheidung waren der Liedermacher „Tett“, sowie die Bands „Fogel F“ und „Elderland“. Das Niveau der Darbietungen war sehr hoch und machte es daher der Jury schwer eine Entscheidung zu fällen. Als Juroren fungierten der Musikjournalist (Folker) und Folkmusiker Ulrich Joosten, die Folkmusiker und Vorstandsmitglieder des VFF Rainer Mix und Michaela Blum, die Musiker Carmen und Keno Brand, Mitglieder der Gruppen „Laway“ und „La Kejoca“ und Christian Lange vom Verband ProFolk e. V..

Elderland

Artist Video
elderland.jimdosite.com

Preisträger des 4. Dieter Wasilke Folk-Förderpreises wurde die Gruppe „Elderland“. Das Trio überzeugte die 6 Juroren letztendlich durch Ihren feinen dreistimmigen Satzgesang, verbunden mit virtuosem Spiel Ihrer Saiteninstrumente. Ihre Musik besteht aus einer Verbindung von Celtic-Elementen mit American Folk, sowie eigenen Kompositionen.

Den zweiten Preis erhielt der Liedermacher „Tett“. Ausschlaggebend hierfür waren seine ausgefeilten lyrischen Texte, die beeindruckend lebendig und ausdrucksstark sind. Der dritte Preis ging an die Gruppe „Fogel F“. Die Band trug gesellschaftskritische Lieder vor, die sie in dynamische orchestrale Arrangements verpacken. Ihre Songs sind hoffnungsvoll beschwingt, mal düster, aber immer mit dem nötigen Schuss Humor und Selbstironie.

Wir gratulieren allen Preisträgern!


Die Gewinner des Dieter Wasilke Folk-Förderpreises 2023

Elderland besteht aus den Musiker:innen Anna Bottlinger (Gesang, Geige, Mandoline), Maximilian Meeder (Gesang, Gitarre) und Thekla Kersken (Cello, Gesang). Ihr Hollerfolk verbindet die tänzerische Leichtigkeit des Folks mit gesellschaftskritischen Anliegen, wie die Entfremdung von der Natur und damit auch zu uns selber. Die symbolische Bedeutung des Namensgebers, des Holunders, der in vielen Traditionen als heilige Pflanze gilt, steht für die Verbindung zur Natur einerseits und zu einer Welt, die über die Vorstellung hinausreicht.

Diesen Hollerfolk-Sound prägen die Drei mit ihren gemeinsamen Arrangements von Tunes, Traditionals und neuen Kompositionen, in denen sie mit warmen Streicherklängen und rhythmisch gezupften Patterns und Melodien Neues und Altes miteinander verbinden. Hierbei schöpfen sie viel Inspiration aus dem Celtic Folk und der deutschen Liedermacher Tradition, aber auch aus skandinavischer, americana und hebräischer Folkmusik. Für die perkussiveren Elemente integrieren sie die irische Bodhran, die mit ihrer gleichsam melodischen Qualität vielseitig eingesetzt wird. Die Gewinner:innen des Dieter-Wasilke-Folk-Förderpreises 2023 produzierten gerade ihr erstes Album „Folk Whispers“, das im Oktober veröffentlicht wurde.


Der Dieter Wasilke Folk-Förderpreis ist eine jährliche Initiative des Vereins Venner Folk Frühling e.V. mit freundlicher Unterstützung der Zeitschrift Folker. Er hat das Ziel, den Folkmusik-Nachwuchs in Deutschland zu unterstützen und richtet sich an alle Musikerinnen und Musiker, ganz gleich ob Solisten oder Gruppen, die in den Segmenten europäische und/oder nordamerikanische Folkmusik tätig sind. Der Preis erinnert an Dieter Wasilke, der am 29. Juli 2018 leider viel zu früh verstarb. Dieter Wasilke war Gründer des Festivals Venner Folk Frühling und erster Vorsitzender des gleichnamigen Vereins. Er war nicht nur Vereinsgründer, sondern auch Ideengeber, Motor und Motivator für sein Team und die vielen ehrenamtlichen Helfer, das Gesicht des Venner Folk Frühlings. Für die Folkszene war er auch ein guter Diskussionspartner, Ratgeber, Förderer und Mahner. Einige Jahre stand er dem Dachverband Profolk e. V. vor. Die Förderung des Nachwuchses lag ihm besonders am Herzen. Aus diesem Grund hat sich der Verein Venner Folk Frühling e. V. entschlossen, in Dieter Wasilkes Sinn, den Nachwuchs im Bereich Folkmusik durch einen Wettbewerb zu fördern.

Die Grenzgänger

Artist Video Die Grenzgänger @ FROG

www.die-grenzgänger.de


Der Schwerpunkt des 26sten Festivals 2024 liegt diesmal auf der deutschsprachigen Folkmusik verschiedener Zeitepochen inklusive der Mundart verschiedender Regionen. Darüber hinaus ist natürlich von Liedermachern bis Partybands und von Fingerstyle-Gitarre bis BalFolk wie gewohnt die gesamte Bandbreite der Folkmusik vertreten. Das Festival beginnt diesmal schon am Himmelfahrts-Donnerstag. Gleichzeitig findet am Sonntag die Endausscheidung des inzwischen 5. Dieter Wasilke Folk-Förderpreises statt.

Die Grenzgänger – Ein Querschnitt aus 35 Bühnenjahren

Das Bremer Quartett um den Bremer Liedermacher und Liedersammler Michael Zachcial ist nach fünf Schallplattenpreisen, mehreren Nummer-Eins-Titeln in der Liederbestenliste und zahlreichen Radiokonzerten zwar für viele noch ein Geheimtipp. Doch inzwischen füllen sie auch größere Säle und hinterlassen landauf landab ein begeistertes Publikum. Eingefleischte Fans fahren meilenweit. Denn Grenzgänger-Konzerte sind geprägt von unbändiger Spielfreude und gleichermaßen unterhaltsam wie intelligent gestrickt.

Mittels verschollener und in Vergessenheit geratener Lieder, die sie unnachahmlich arrangieren und interpretieren, singen und erzählen sie aus der Perspektive der sogenannten “kleinen Leute”, aus Fabrik, Straße und Alltag. Die Grenzgänger zeigen, wie Geschichte entsteht: in Konzerten zwischen den Genres, den Generationen und den Zeiten: “Eine ganz große Ausnahme im Musikgeschäft!” (DeutschlandRadio Kultur)

In der aktuellen Besetzung klingen die Grenzgänger so druckvoll und virtuos wie selten, Frederic Drobnjak spielt an der Gitarre im Stile eines Django Reinhardt groß auf, Felix Kroll zaubert am Akkordeon ein ganzes Orchester auf die Bühne, Annette Rettich berührt am Cello und verschmilzt mit der Stimme von Michael Zachcial, der auf unverwechselbare Art unsere Geschichte und die alten Lieder mit dem Hier und Jetzt verbindet.

HüSCH! – Songs of Heimat

HüSCH!

Artist Video HüSCH! @ FROG

www.songs-of-heimat.de

HüSCH! spielt virtuose deutsche Folkmusik in einem weltmusikalischen Gewand, fernab von Deutschtümelei und Brauchtumspflege. Mit viel Sensibilität und Sachverstand versuchen die Musiker traditionelle Lieder und Tänze aus ihrer Region zu entstauben, sie zeitgemäß, frisch und mitreißend zu interpretieren und damit ins 21 Jahrhundert zu transportieren. Die Presse attestiert der Band einen völlig neuen Umgang mit der eigenen Tradition und dass sie damit zum Besten gehören, was die deutsche Folklandschaft hervorgebracht hat, seit Wacholder und die Folkländer die Bühnen verlassen haben (aus dem Text zur Nominierung für den Eisernen Eversteiner des Plauener Malzhauses). Das HüSCH!-Debüt-Album wurde vom Szene-Magazin Folker zur besten Deutsch-Folk-Scheibe seit Jahren gekürt.

Einer der Gründe für diese erstaunliche Resonanz ist sicherlich, dass es sich bei den Musikern um versierte Instrumentalisten handelt, die eng mit ihrer regionalen Musik und Kultur verwoben sind. Jedoch haben die Protagonisten der Gruppe ihr Handwerkszeug auch durch die Beschäftigung mit anderen Stilistiken gelernt und lassen dies bewusst in ihre Interpretationen einfließen. So hört man in den Stücken immer etwas vom Feuer irischer Traditionals, ab und an etwas Gospel oder den Shuffle einer gut geschmierten, mächtig groovenden Bluegrass-Band. Das Resultat: „Es werden Volkslieder in atemberaubender Intensität und Frische … in zupackender Weise mit großem Ausdruck gesungen.“ (Frankenpost 2013)

Überdies eint die Akteure die Wiederentdeckung eines fast vergessenen Instruments, der Thüringer Waldzither. In Kombination mit Piano, Geige, Banjo, Flöten und verschiedener Percussion präsentiert HüSCH! damit einerseits Lieder, die man „irgendwie schon mal gehört hat“. Andererseits werden Texte neu vertont oder selbst im entsprechenden Gestus geschrieben. Besonderes Markenzeichen von HüSCH! ist jedoch die Aufarbeitung von Liedern im Dialekt (Hennebergisch und Vogtländisch), die entweder durch mündliche Überlieferung den Weg in das Repertoire gefunden haben oder in Archiven (vielen Dank an die Volkskundliche Beratungs- und Informationsstelle für Thüringen) ausgegraben wurden. Was hier zu Tage gefördert wurde, muss den Vergleich mit den europäischen Nachbarn in keinster Weise scheuen. Es sind Stücke mit viel Kraft und Feuer und immer mit etwas augenzwinkernder Anarchie, die stets ehrlich und authentisch daherkommen.

Tim Liebert

Artist Video Tim Liebert @ FROG

www.doc-fritz.de

Übrigens bezeichnet das Wort „hüsch“ im Thüringer Raum etwas von besonderer Güte. Bleibt zu hoffen, dass durch den unkonventionellen aber stets respektvollen Umgang mit der eigenen Tradition eine neue Form deutscher Folkmusik entsteht, die zu einem Stück echter Volksmusik wird und oft das Prädikat „hüsch“ erhält.

Die Musiker:
Hanna Flock (Gesang, Flöte, Cajon, Klavier)
Nico Schneider (Tenor-Waldzither, Banjo, Gitarre, Gesang)
Joachim Rosenbrück (Tenor- und Diskant-Waldzither, Geige, Mandoline, Gitarre, Gesang)
Tim Liebert (Bass-Waldzither, Diskant-Waldzither, Flöte, Harmonika, Gesang)

Tim Liebert – Über Land Fahrt

Obwohl er in letzter Zeit vor allem als liederschreibender Waldzitherenthusiast in Erscheinung tritt, ist der multiinstrumentale Folklorist Tim „Doc Fritz“ Liebert mit vielen musikalischen Wassern gewaschen. Neben seiner solistischen Tätigkeit und einer Reihe von Duos (Garlic&Onions, Doc Taylor, Doc&Josa) bzw. Trios (Paulines Choice) ist er Bestandteil des renommierten Deutsch-Folk-Quartetts „Hüsch“ und des FolkOrchesters „Folk Destille Jena“, Gewinner des Eisernen Eversteiners 2010.

Unterwegs zu sein, musikalisch und physisch, war für ihn schon immer wie Feuer unterm Kessel. Sein aktuelles Solo-Programm „ÜberLandFahrt“ ist daher eine über die Jahre gewachsene Sammlung an Impressionen, von schrägen Charakteren, über ratternde Zugfahrten, von haltlosen Feiern bis hin zur Suche nach den eigenen Wurzeln. Neben selbst verfassten Titeln finden sich im Repertoire auch Vertonungen von Ringelnatz- und Eichendorff-Texten oder „weitergeschriebene“ traditionelle Lieder. Obwohl man in seiner Musik den wilden Balkan, Pubs am Atlantik oder die Tanzmusik der Appalachen hören kann, basiert sie doch auf der einheimischen Tradition.

Jens Kommnick

Artist Video Jens Kommnick @ FROG

www.jenskommnick.de

Einer der Gründe ist das musikalische Handwerkzeug. Alle Stücke wurden für Thüringer Waldzither/ Mundharmonika geschrieben und bearbeitet und haben damit ein unverwechselbares musikalisches Gewandt und einen hohen Grad an Authentizität. Die Waldzither erlaubt eine enorme Breite an Stilistiken, die der Multiinstrumentalist oft von anderen Instrumenten adaptiert hat. Das reicht von zarten Arpeggios eines Andy Irvine, über virtuoses Picking bis hin zu rauhen Bottleneckpassagen, die an eine National Guitar erinnern.

Vielleicht ist es ja im besten Sinne eigene Folkmusik, von Einem der viel in der Welt eingesammelt hat und damit nach Hause gekommen ist. Nach fast 30 Jahren auf der Bühne und 8 Studioalben, ist er damit auch musikalisch angekommen, ohne dass dies die Suche nach Neuem bremst.

Jens Kommnick – Der führende Vertreter des Celtic Fingerstyle

Jens ist vom Venner Folk Frühling nicht wegzudenken. Er spielt während dem sonntäglichen Folk Gottesdienst, hat sein wunderbares Solokonzert und begleitet zusätzlich den ein oder anderen Kollegen während dem Wochenende.

Jens Kommnick ist Musiker, Arrangeur, Komponist, Produzent sowie freier Fachautor und spielt seit 45 Jahren akustische Gitarre. Er gilt als führender Vertreter des Celtic Fingerstyle, der es zudem versteht, auch andere Einflüsse aus Klassik, Jazz und Rock in seine filigrane Gitarrenklänge einfließen zu lassen. Sein Debut-Album „Siúnta“ (© 2008) wurde international mit überragenden Kritiken bedacht, und Radiostationen im In- und Ausland spielen seine Musik. Seine Zusammenarbeit mit Reinhard Mey machte ihn zusätzlich populär und sein bei der EMI erschienenes Soloalbum „Kommnick spielt Mey“ (© 2011) erhielt glänzende Rezensionen. 2012 wurde er – als erster und einziger Deutscher in der Geschichte – mit seiner Gitarre „All Ireland Champion“, und dies gleich doppelt: sowohl als Solist als auch als Begleiter. Auch sein brandneues Album „redwood“ (© 2015) hat bereits begeisterte Reaktionen im In- und Ausland hervorgerufen, darunter den so begehrten „Preis der deutschen Schallplattenkritik“! 2022 veröffentlichte er auf dem renommierten Stockfisch-Label seine vierte Produktion „Stringed“ und wurde dafür erneut für den Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Seine zudem angenehme Bühnenausstrahlung und humorvolle Präsentation machen seine Konzerte für das lauschende Publikum zu einem besonderen Vergnügen.

Jens Kommnick arbeitete mit den hochkarätigsten Vertreterinnen und Vertretern seiner Zunft zusammen (Reinhard Mey, Werner Lämmerhirt †, Ian Melrose, Peter Finger, Allan Taylor, Klaus Weiland, Ulli Bögershausen, etc.) und dürfte aufgrund der Mitwirkung an mittlerweile knapp 100 CD-Produktionen unterschiedlichsten akustischen Stils (Irish Traditional & Contemporary, Fingerstyle-Gitarre, Klassik, Singer- Songwriter, Musik für Kinder) landesweit einer der wohl meistgefragtesten Studiomusiker dieser Szene sein. Zudem arbeitet er als Gitarren- , Bouzouki- und Whistle-Dozent auf zahlreichen Workshops in der ganzen Republik und im europäischen Ausland.



Photo Credits: (1) Dieter Wasilke Folk-Förderpreis / Venner Folk Frühling, (2) Elderland, (3) Die Grenzgänger, (4) HüSCH!, (5) Tim Liebert, (6) Jens Kommnick (unknown/website).


FolkWorld Homepage German Content English Content Editorial & Commentary News & Gossip Letters to the Editors CD & DVD Reviews Book Reviews Folk for Kidz Folk & Roots Online Guide - Archives & External Links Search FolkWorld Info & Contact


FolkWorld - Home of European Music
FolkWorld Homepage
Layout & Idea of FolkWorld © The Mollis - Editors of FolkWorld