Ausgabe 8 2/99

FolkWorld CD-Besprechungen

Dog

Ansgar Dälken "pooka"
Label: ádh; CD 9701; Spielzeit: 58:15 min
Zwölf ruhige, besinnliche Instrumentalstücke - Musik zum zurücklehnen und träumen - präsentiert der Gitarrist Ansgar Dälken auf seiner CD 'Pooka'. Ob Pooka, eine Fee aus der keltischen Mythologie, dem Kölner bei seinen Komposition wirklich geholfen hat, läßt sich zwar nicht feststellen, ein Inspiration durch die keltische Sagenwelt klingt jedoch bei den filigranen Stücken, die von Whistles, Windchimes, Saxophon, Drums und Bass begleitet werden, durch. Und auch wenn die CD nicht sonderlich 'folkig' klingt - stellenweise erinnert sie eher an Jazzer wie Jan Garbarek - ist sie auf jeden Fall hörenswert.
Ansgars Homepage und e-mail
Thomas Kamphans


Kætter Kvartet "Live"
Label: KAT Records; KAT CD 98001; 12 Stücke; Spielzeit: 50.03 min
Dies ist wieder so eine Live-CD, wo man sich wünscht, man wäre dabei gewesen, da alle Beteiligten bei dem Konzert in Århus offensichtlich viel Spaß hatten. Es handelt sich um einen Mitschnitt des Danmarks Radio P3 mit exzellenter Tonqualität.
Kætter Kvartets Musik basiert auf den musikalischen Traditionen Dänemarks und seiner skandinavischen Nachbarn, wird aber fast ausschließlich von Mandolinenspieler John Bæk und Geiger Søren Korshøj Nielsen komponiert. Sie ist äußerst tanzbar und mitreißend, mit starken Melodien und einfallsreichen Arrangements. Die Gruppe singt dänisch, liefert aber im Booklet englische Kommentare zu den Stücken. Demnach geht es in den Texten um urtypische Folksong-Inhalte wie das Verhältnis von Seefahrern zu Frauen und die Sehnsucht nach der Heimat. Musikalisch dominieren die Geige und Svend Seegerts Keyboard sowie auf vielen Stücken Bæks Mandoline. Die restlichen begleitet er auf der Gitarre. Dazu liefert Vivi "di Bap" Kristensen mit Schlagzeug und Perkussion die rhythmische Basis.
Mit dieser musikalischen Mischung müßte Kætter Kvartet eigentlich ein großes Publikum - in Dänemark und anderswo - begeistern können.
Weitere Informationen , Website der Agentur
Anja Beinroth


Jorge Degas "Cantar a vida"
Label:
Traumton Records; Bestellnr: 4446 Spielzeit: 47:52 min
Gitarrenmusik brasilianischen Ursprungs präsentieren Jorge Degas (Gitarre, Gesang) und Wolfgang Loos (Violincello) auf ihrer neuen CD. Für sich genommen ist jedes der 15 leicht-beschwingt klingenden Stücke der Platte durchaus interessant und hörenswert - beide Musiker beherrschen ihre Instrumente und Degas verfügt über eine sehr angenehme Gesangsstimme - insgesamt ähneln sich die Stücke allerdings sehr, so daß die Platte ein wenig eintönig wirkt.
Traumton Records; Grunewaldstr. 9, D-13597 Berlin, Germany; e-mail
Thomas Kamphans


The Oyster Band "Pearls from the Oysters"
Label: Snapper / Recall; SMDCD 148; 30 Stücke; Spielzeit: 59.04 min & 60.35 min
Die Oysterband scheint zur Zeit unschlagbar; die Gruppe bringt ein hervorragendes Album nach dem anderen heraus und erobert sich dabei verdientermaßen eine ganze Menge neuer Fans. Einige fangen dann an, sich für die früheren Veröffentlichungen zu interessieren und sind erstmal geschockt über den Umfang der Oysterband Diskographie. Womit soll man angesichts eines so umfangreichen Katalogs bloß anfangen? Die einfachste Lösung liefert jetzt Snapper.
Es ist eine großzügige Zusammenstellung von Stücken der damals noch Oyster Band auf zwei CDs, die zum Preis von etwas weniger als einer normalen Einzel-CD angeboten wird. Enthalten sind 6 von 9 Stücken des wegweisenden Albums "Step Outside" von 1986 (ein Wendepunkt in der Bandgeschichte mit der Ergänzung der bisherigen akustischen Besetzung durch Schlagzeuger Russell Lax), 8 der 11 Stücke von "Wide Blue Yonder" (1987), alle 10 von "Ride" (1989), 4 der 10 Stücke von "Little Rock to Leipzig" (1990) sowie zwei Coverversionen von Folk-Klassikern ("Star of the County Down" und "Curragh of Kildare") die ursprünglich 1993/94 als B-Seiten für verschiedene Singles dienten.
In zwei Fällen überrascht die Auswahl, denn es fehlen ausgerechnet die beiden Lieder, die der Oyster Band Ende der achtziger Jahre die meiste Aufmerksamkeit einbrachten: ihre eigenwillige Neuinterpretation von "Hal-An-Tow" und ihr eigenes Stück "The Oxford Girl", in dem eine typische Folksong-Geschichte dadurch auf den Kopf gestellt wird, daß sie die Sichtweise der Frau wiedergibt statt der des Mannes.
Dafür sind viele andere Oyster Band-"Klassiker" enthalten; die politischen wie "The Early Days Of A Better Nation", "Bully in the Alley" und Billy Braggs "Between The Wars", die ungewöhnlichen Coverversionen von New Orders "Love Vigilantes" und den traditionellen Stücken "New York Girls", "Bold Riley" und "Lakes of Cool Flynn", sowie viele ihrer besten selbstgeschriebenen Lieder wie "Flatlands", "A Careless Life", "This Year Next Year" und "Too Late Now". Und natürlich noch viele mehr. Eine lohnende Anschaffung für jeden, der die alten Oyster Band-Alben noch nicht hat oder seine abgenudelten Schallplatten kostengünstig ersetzen möchte.
Offizielle Oysterband Website , Vonnies Oysterband Fanseiten
Anja Beinroth


Various "The Rough Guide to Salsa"
Label: World Music Network; RGNET 1017 CD; 14 Stücke; Spielzeit: 68.42 min
Various "The Rough Guide to Cajun and Zydeco"
Label: World Music Network; RGNET 1028 CD; 19 Stücke; Spielzeit: 66.15 min
Various "The Rough Guide to Classic Jazz"
Label: World Music Network; RGNET 1012 CD; 24 Stücke; Spielzeit: 73.21 min
Die Rough Guide CDs richten sich primär an Leute, die gerade anfangen, sich für eine bestimmte Musikrichtung zu interessieren und sich einen Überblick verschaffen möchten. Dementsprechend haben diese drei dem ernsthaften Cajun-, Zydeco-, Salsa- oder Jazz-Fan vermutlich nicht sehr viel zu bieten, stellen aber eine hervorragende Einführung dar.
Der Riesenerfolg der "Buena Vista Social Club"-CD müßte eigentlich bedeuten, daß für den "Rough Guide to Salsa" eine große Nachfrage besteht. "Salsa" ist zum Sammelbegriff für die in Kuba und Puerto Rico verwurzelten Tanzmusikstile geworden, die sich über ganz Amerika ausgebreitet haben. Die CD beginnt mit drei Vertretern des kolumbischen Salsa, La Sonora Carruseles, The Latin Brothers and Joe Arroyo Y La Verdad, und wechselt dann nach Kuba zu einem der frühesten Salsa-Musiker, Mario Bauzá. Ebenfalls aus Kuba stammen Ritmo Y Candela, Conjunto Campesino Cuyaguateje, Familia Valera Miranda und die gefeierte Gruppe des Trompeters Jesús Alemañy, ¡Cubanismo!. Oscar d'Leon orientiert sich ebenfalls am kubanischen Stil, stammt aber aus Venezuela, wo er zu den berühmtesten Musikern des Landes zählt. Die nächsten beiden Stücke führen uns zurück nach Kolumbien; zunächst zu La Sonora Dinamitas "musica tropical"-Stil, dann zum sogenannten "Godfather of Colombian salsa", Fruko Y Sus Tesos. Nach der kubanischen Grupo el Organo Pinareño schließt die CD mit Stücken der beiden Pianisten Alfredo Rodríguez und Charlie Palmieri. Wundervolle, durchgängig tanzbare Musik, die bei keiner Party fehlen sollte.
Der "Rough Guide to Cajun and Zydeco" stellt die wichtigsten amerikanischen Vertreter der beiden Genres vor, übergeht aber ihre europäischen Kollegen. Beim Cajun-Anteil dominiert deutlich die Doucet-Familie, mit Solo-Stücken von Michael und David Doucet sowie Stücken der Gruppen Beausoleil (zwei) und der Savoy-Doucet Cajun Band. Außerdem vertreten sind Nathan Abshire, Jimmy C. Newman, Wallace 'Cheese' Read, das California Cajun Orchestra, Eddie LeJeune, Jo-El Sonnier und D.L. Menard. Der rockigere, Akkordion-betonte Zydeco-Stil wird durch eine Vielfalt von Künstlern vorgestellt, von seinem Erfinder Clifton Chenier über Nathan & the Zydeco Cha Chas und Bruce Daigrepont bis hin zu Steve Riley & the Mamou Playboys, John Delafose & the Eunice Playboys und Buckwheat Zydeco (zwei Stücke). Die Zusammenstellung ist abwechslungsreich genug, daß sie auch jemand wie ich, die Cajun sonst schnell eintönig findet, gut durchhören kann. Die ideale Wahl für Menschen, die gerne auch mal eine Cajun / Zydeco-CD in ihrer Sammlung hätten, oder die hören wollen, aus welcher Tradition die deutschen, wenig originellen, aber beliebten Le Clou schöpfen.
Da der "Rough Guide to Classic Jazz" eigentlich nicht hierher gehört, nur eine kurze Übersicht: die CD bietet eine großzügige Auswahl der frühen amerikanischen Jazzkünstler, von denen einige auch nicht-Jazz-Fans bestens bekannt sein dürften (Louis Armstrong, Duke Ellington und Fats Waller). Desweiteren vertreten: Jelly-Roll Morton's Red Hot Peppers, Original Dixieland Jazz Band, King Oliver's Creole Jazz Band, New Orleans Rhythm Kings, Fletcher Henderson & his Orchestra, Ma Rainey, Bessie Smith, J.C. Cobb, State Street Ramblers, Pinetop Smith, McKenzie & Condon's Chicagoans, Bix Beiderbecke, The Charleston Chasers, Miff Mole & his Molers, Eddie Condon, Clarence Williams, Kansas City Orchestra und Don Redman & his Orchestra.
World Music Network
Anja Beinroth


Orison "Roter Mohn"
Eigenverlag; 9 Stücke; Spielzeit: 39.33 min
"Roter Mohn" ist die Filmmusik zum Wolf Backhaus-Film "Näher zu Gott", der die Fußwallfahrten nach Walldürn im Odenwald dokumentiert. Die Musiker sind Kerstin Blodig und Ian Melrose von Norland Wind sowie Urs Fuchs. Musikalisch gehört das Ganze in die Sparte New Age: Lautmalerischer Gesang, sphärische Flöten, plänkelnde Gitarren, wallende Synthesizer-Klänge. Mag seine Fans haben; mich hat's gelangweilt. Und Folk ist es nun wirklich auch nicht.
Ian Melrose's Homepage und e-mail
Anja Beinroth


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© The Mollis - Herausgeber von FolkWorld; Veröffentlicht 2/99

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