Onlinefestival „Sang und Klang“ für Folk und Lied aus Deutschland präsentiert noch nie dagewesenes Line-up einer beeindruckenden Szene.
Manchmal braucht es Krisen, um Formate zu schaffen, bei denen man sich augenblicklich fragt, warum sie nicht längst existieren. Gerade als die Enttäuschung über den abgesagten Festivalsommer einer allgemeinen Akzeptanz gewichen ist, ruft das Magazin Folker gemeinsam mit dem artes Konzertbuero und dem Dachverband Profolk ein Ereignis ins Leben, das Folkfans unbedingt fest einplanen sollten: Am Samstag, den 11. Juli, findet ab 16 Uhr das erste Onlinefestival für Folk und Lied aus Deutschland statt!
In bislang nie dagewesener Form präsentiert „Sang und Klang“ ein siebenstündiges Line-up von KünstlerInnen von der Nordsee bis zu den Alpen, vom Ruhrpott bis nach Berlin, das mehrere Generationen vereint und eine ungeheure stilistische Vielfalt zeigt.
Während der Folk in Ländern wie Irland, Großbritannien oder den USA einen bedeutenden Stellenwert besitzt, fristet er in Deutschland nach wie vor ein Nischendasein. Noch allzu spürbar sind die Spuren des Nationalsozialismus, der Begriffe wie „Heimat“, „Brauchtum“ oder „Tradition“ für seine Zwecke missbrauchte, und die Vorbehalte, sich mit deutschen Volksliedern und -weisen zu befassen.
Eine geschichtliche Ausnahme bildete das Folkrevival der Sechziger- und Siebzigerjahre mit den legendären Burg-Waldeck-Festivals, das Namen wie Hannes Wader oder Reinhard Mey hervorbrachte. Inspiriert von der amerikanischen Folk- und Protestsongszene und dem französischen Chanson wollte man dem Schlager das engagierte und kritische Lied entgegensetzen.
Das Sang-und-Klang-Festival möchte eine Plattform schaffen, die beide Szenen vereint - die Liedermacherbewegung und den deutschen Folk, der in all seinen regionalen und stilistischen Facetten abgebildet werden soll. Dazu holte sich Festivaldirektorin Gudrun Walther Expertenrat von Rainer Pirzkall, künstlerischer Leiter des Bardentreffens, und Bernhard Hanneken, Programmdirektor des Rudolstadt-Festivals.
Gemeinsam haben sie ein Line-up komponiert, das eine Goldgrube darstellt für all jene, die auf der Suche nach poetischen, kritischen, originellen Songs und virtuoser Instrumentalmusik sind. Ergänzende Exklusivinterviews geben Einblicke in das kreative Schaffen und die Lebensrealität der Künstler. Moderiert wird das Festival von Mike Kamp, Herausgeber des Folker.
Neben der Präsentation der aktuellen deutschen Folkszene verfolgt das Festival ein weiteres wichtiges Anliegen: die konkrete finanzielle Unterstützung von MusikerInnen und TechnikerInnen, die durch die Coronakrise in existenzielle Schwierigkeiten geraten sind. Durch die Absage aller Veranstaltungen von Mitte März bis mindestens Ende Juni sowie sämtlicher Festivals bis weit in den Herbst hinein, brechen den Künstlern bis zu hundert Prozent ihrer Einnahmen weg.
Daher wird während des Festivalstreams die Möglichkeit zum Spenden bestehen. Fünfzig Prozent der Einnahmen gehen an die Deutsche Orchester-Stiftung, die Initiative Musik gGmbH und #handforahand - den Solidaritätsfond für freie Bühnen und TontechnikerInnen, BeleuchterInnen, Stagehands und VeranstaltungshelferInnen. Die übrigen fünfzig Prozent gehen an die KünstlerInnen und Mitwirkenden des Festivals.
Von dem ungewöhnlichen Format des Sang-und-Klang-Onlinefestivals, das eine solche Präsentation der gesamtdeutschen Folkszene überhaupt erst möglich macht, erhoffen sich die Initiatoren, dass sich die Akteure der Szene in Zukunft besser vernetzen und stärker mit einer Stimme sprechen. Durch die geschlossene Repräsentation soll eine bessere öffentliche Wahrnehmung der Szene erzielt und damit perspektivisch auch deren Förderungswürdigkeit erkannt werden. Denn auch in Deutschland gibt es Lieder, Bräuche und Traditionen, die ohne die akribische Recherche- und Probenarbeit vieler MusikerInnen in Vergessenheit geraten würden.
Und die Macher haben noch einen Traum: eine Post-Corona-Ausgabe des Sang-und-Klang-Festivals. Dann aber analog und draußen! Denn wirkliche Begegnung und kreativer Austausch können schlussendlich doch am besten bei einem echten Livekonzert stattfinden.
Das Line Up 2020
Das Sang & Klang Festival präsentiert einige der prominentesten Künstler und (noch) unbekanntere Acts des Genres Deutschfolk - einmal quer durch die ganze Republik! Diese Liste wird laufend ergänzt.
Stoppok ist Sänger, Musiker - Deutschsprachiger Singer-/Songwriter und großartiger Gitarrist. Seine Musik ist eine eigenständige Mischung aus Folk, Rock, Rhythm’n‘Blues und Country. Er singt mit feinem Humor über die Widrigkeiten des Alltags und profiliert sich dabei immer wieder neu als kritischer Betrachter seiner Umwelt. Stoppok versteht es in seinen Liedern grundsätzliche Fragen und Probleme unserer Zeit in oft persönlich gefärbten Geschichten zu erzählen und damit eine natürliche Verbindung des Privaten mit dem Allgemeinen herzustellen. STOPPOK macht Alltagsprache zu Poesie, die Bilder von berührender Direktheit schafft.
Wenzel ist Autor, Komponist, Musiker, Sänger, Schauspieler und Regisseur. Tourneen führten ihn durch Frankreich, Österreich, Amerika, Nikaragua, Kuba, die Türkei, u.a.. Wenzel stand mit Arlo Guthrie, Randy Newman, Billy Bragg, Konstantin Wecker und vielen anderen Musikern auf der Bühne. Wenzel hat Ehrungen überstanden von der GOLDENEN AMIGA, dem Heinrich-Heine-Preis über den Deutschen Kleinkunstpreis, dem Preis der deutschen Schallplattenkritik (acht Mal), sowie den Preis der Liederbestenliste.
Die richtigen Stellen, die richtige Balance – Sarah Lesch findet sie auch auf ihrem vierten Album. „Der Einsamkeit zum Trotze“ spielt vollendet mit dem zarten Zupfen und dem lauten Pochen, mit den vieldeutigen Bildern und der entwaffnenden Wortwörtlichkeit. Sarah Lesch schreibt, singt und trägt Lieder, die Traditionen weiterführen und sie neu denken, die so kraftvoll wie zurückhaltend strahlen und dabei Anmut und Eigensinn vereinen. Nach der Cover-EP „Den Einsamen zum Troste“ erzählt sie die Geschichte der Einsamkeit in eigenen, fordernden, deutlichen Worten weiter.
Im April 2014 erhielt Dota den Fred-Jay-Preis, der seit 1989 alljährlich an deutsche Liedtexter verliehen wird. Der Chansonnier Sebastian Krämer hielt die Laudatio: "(...) Wir haben es hier mit einer Dichterin zu tun, meine sehr verehrten Damen und Herren, die, geprägt vom Bossa Nova Sao Paulos einerseits, von der Sago-Schule eines Christof Stählin andererseits, die Zerrissenheit und Ratlosigkeit ihrer Generation mit dem Schmelz der Poesie überzieht. (...) Dota ist politisch. Aber nicht plakativ, sondern – wie es in der Refrainzeile des erwähnten Liedes heißt: kompliziert."
Was räumen die beiden Oldenburger Simon & Jan gerade ab? „Die neuen Shooting-Stars der Kabarett-Szene“ (WNZ) werden mit Preisen geradezu überschüttet (u.a.: Ingberter Pfanne 2013, Prix Pantheon 2014, Deutscher Kleinkunstpreis 2016, Bayerischer Kabarettpreis 2016, Salzburger Stier 2019) und hinterlassen in ganz Deutschland ein begeistertes Publikum! Sie werden gefeiert als „runderneuerte Liedermacher“ (Kölner Stadtanzeiger) und ihre Videos im Netz werden hunderttausendfach geklickt. Sie spielen Gitarre „wie junge Götter“ (Kölner Stadtanzeiger), werden gelobt für ihren „engelsgleichen Harmoniegesang“ (NWZ) und gießen mit „Texten, die selbst in der mittlerweile wieder sehr bunten deutschen Liedermacherszene herausstechen“ (Rhein-Zeitung) den Zeitgeist punktgenau in Poesie. Seit 2019 sind mit einem nahezu prophetischen Programmtitel unterwegs: Alles wird gut!
Da brettern die Damen und Herren von Strom & Wasser ein anarchistisches Feuerwerk ab, das sich gewaschen hat – voller Humor, Improvisationsfreude und politischer Brisanz wird munter von Walzer zu Punk, von Tango zur Polka gewechselt und das Publikum in ein höchst unterhaltsames Wechselbad aus Lachen und Betroffenheit, Tanzlaune und Poesie geführt. Diese fröhlich-wilde, absolut respektlose Band ist längst mehr als ein Geheimtipp für jeden, der abseits des Mainstreams sucht! Auch gesellschaftlich eine höchst energiegeladene Mischung: denn Heinz Ratz, Sänger und Bassist der Band, zeigt seit vielen Jahren, dass Musik nicht nur kommentierende Funktion haben muss, sondern ein deutliches Mittel zur gesellschaftlichen Einmischung sein kann, egal ob für Wohnungslose, Artenschutz, Geflüchtete oder aktuell für gefährdete selbstverwaltete Jugendzentren und bedrohte Soziokultur.
"Traumländlein" heißt das Debut-Album des mehrfach preisgekrönten Trios Bube Dame König und genau das - ein märchenhaftes musikalisches Traumländlein - bauen die drei Musiker für Ihr Publikum. Anklänge aus irischem, skandinavischem und französischem Folk treffen auf deutschsprachige Texte, die sich oft auf lokale Sagenstoffe und Legenden beziehen. Ein großes Herz haben die drei Musiker dabei auch für das romantische Volkslied, dem sie Arrangements abgewinnen, die man so schön und unprätentiös selten hört. "Dieses Trio aus Halle an der Saale wandelt traumwandlerisch sicher zwischen Schlichtheit und pointierter Virtuosität", schrieb die Jury des Preises der deutschen Schallplattenkritik, mit dem das Debut 2015 ausgezeichnet wurde, Anfang 2020 kam noch der deutsche "Folk Music Award" dazu. Das MDR-Fernsehen, die Radiosender MDR Kultur, Deutschlandfunk und sogar der lettische Klassiksender Latvija 3 stellten ausführlich das aktuelle Bube Dame König Album "Nachtländlein" vor.
Akleja spielt instrumentale Folkmusik auf zwei Nyckelharpas, Gitarre und Irish Bouzouki - von groovigen Tunes, die direkt in die Beine gehen, hin zu verträumten Melodien, die das Herz berühren. Durch ihr mitreißendes Spiel und ihre feinen Arrangements entführen sie ihr Publikum in eine einzigartige, geheimnisvolle Klangwelt, die voller intensiver Lebensfreude, als auch nordischer Rauheit steckt. Geprägt sind sie vom schwedischen Folk und der deutschen Folk- & Tanzmusik, die in alten Notenbüchern schlummert und zu neuem Leben erweckt werden möchte.
Zum 30. Geburtstag des Rudolstadt-Festivals hat Andrea Pancur ihre koscheren Gebirgsjodler in den Rucksack gepackt, reiste vom Millionendorf München in die Großstadtschluchten Berlins, um dort einen Querschnitt aus 10 Jahren Wilderei mit Alpen Klezmer im Studio des Deutschlandradios Kultur als Ständchen zu singen. Zur Stärkung mit dabei - neues Material aus der Corona-bedingten einsamen Hochweide: Lieder vom Wiedersehen und Lieder, die das gemeinsame Singen feiern. Denn alleine ist alles nichts, eine bessere Welt wird erst dann Wirklichkeit, wenn viele Menschen gemeinsam träumen und handeln.
„Ihr passt in keine Schublade“, das mussten sich die Feuersteins schon von Veranstaltern anhören, die ein griffiges Werbe-Etikett suchten. Was negativ gemeint war, nimmt die Familien-Band aus Bochum als Kompliment. Denn es ist gerade diese enorme Bandbreite, welche die Konzerte der Feuersteins ausmacht. Neben schwungvollen und tanzbaren Instrumentalstücken, starken Melodien und treibenden Rhythmen sind es immer wieder die beeindruckend zeitgemäßen Texte, die einfühlsam und berührend, engagiert fordernd oder einfach nur poetisch schön ihren Weg in die Herzen der Zuhörer finden. Die Feuersteins machen glaubwürdige und ansprechende Musik für die Gegenwart, direkt aus dem kulturellen Schmelztiegel Ruhrgebiet. Hohe Aussagekraft und große musikalische Kompetenz - das ist moderner Folk aus Deutschland.
Deitsch spielen traditionelle Tanzmusik aus Deutschland - zeitlos und zeitgemäß zugleich. Die vier Vollblut-Musiker erwecken Instrumentalstücke aus alten Notenhandschriften (verfasst zwischen 1750 und 1870) zu neuem Leben. Frisch und unverkrampft, mit einer guten Portion Weltoffenheit und viel Erfahrung in anderen europäischen Musiktraditionen wird die oft als bieder belächelte deutsche Folkmusik gründlich entstaubt und ins 21. Jahrhundert katapultiert. Daneben interpretieren sie Volkslieder und Gedichtvertonungen mit so universellen Themen wie dem Jahreszyklus, Liebe, Geburt und Tod. Das Instrumentarium ist durchweg akustisch, auf Loops und andere elektronische Spielereien wird zugunsten von Geigen, Flöte, Dudelsäcken, Akkordeon und Gitarre verzichtet. Gudrun Walther singt die alten Lieder liebevoll und ohne Pathos mit klarer, einprägsamer Stimme. Mehr unter: http://www.deitsch.de/index.php/de/trad-folk-made-in-germany/
Im Grenzbereich zwischen Folkmusik und Kabarett, Tradition und Moderne angesiedelt, steht im Mittelpunkt der Grenzgänger-Konzerte das deutsche Volkslied mit seinem Sprachwitz und seiner Poesie, als mündlich überlieferte, die Jahrhunderte überlebte Geschichte von unten, als Geschichte des Alltags der sogenannten “kleinen” Leute. Mit großer Spielfreude arbeiten die Grenzgänger die Verbindungslinien von der Vergangenheit bis in die Gegenwart heraus. Bisher sind elf CDs erschienen: 5 x Preis der Deutschen Schallplattenkritik, mehrfach Platz 1 der Liederbestenliste.
Trotz der zunehmenden Senilität ihres greisen Vaters Hans Well gelingt es seinem unermüdlich geistreichen Nachwuchs Sarah, Tabea und Jonas Well, ihn wieder zum Texten zu bringen und dann seine wirren Zeilen aufs ohrenschmausigste zu vertonen. Mit dem Programm Didl-Dudl wird der internationale Durchbruch in Ober-Unter-Nieder-und Hinterbayern, Groß-Franken und Schwaben frühestens ab dem 30. Februar 2020 erwartet. Verschiedene Pressestimmen legen dies nahe... Auch auf Dialektpräzision wurde strengstens geachtet, um die rechtbayerisch-identitäre Sprachwurzel nicht zu gefährden. Hören Sie selbst in dieses Lieder-Biestum, es wird Sie aufwühlen!
„I'd almost peg Malbrook as a kind of medievalist Pentangle, …“ - schrieb Lee Blackstone vom US Amerikanischen Online Magazin RootsWorld über die Norddeutsche Band, die in den letzten gut 15 Jahren kreuz und quer in Europa Konzerte gegeben hat. Bei Festivals wie dem Viljandi Folk Festival in Estland, dem Mazurki Festival in der polnischen Hauptstadt Warschau, dem Folkwoods Festival in den Niederlanden oder auch beim Festival Folkbaltica in Dänemark - um nur einige wenige zu nennen - spielten die Musiker vor begeistertem Publikum. Die Songs und Melodien gehen nicht nur ins Ohr sondern auch in die Beine oder wie Lee Blackstone von RootsWorld meinte: „The arrangements are lusty, full-bodied acoustic works that beg for dancing“.
Photo Credits:
(1) Hans Well & Wellbappn,
(2) Sang & Klang Festival,
(3) Stoppok,
(6) Akleja,
(7) Bube Dame König,
(8) Sarah Lesch,
(9) Die Feuersteins,
(10) Deitsch,
(11) Heinz Ratz (Strom & Wasser),
(12) Andrea Pancur,
(13) Michael Zachcial (Die Grenzgänger)
(unknown/website);
(4) Wenzel,
(by Walkin' Tom);
(5) Dota Kehr,
(by Karsten Rube);
(14) Wolfgang Meyering (Malbrook)
(by The Mollis).